Verlagsvertretung Tell Schwandt & Gabriele Schmiga, 14089 Berlin, Lerchenstr.
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Holocaustleugnung
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Kinder Kunst
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Immersives Erlebnis
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# me too
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BioMachtMärchen
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Emmanuel Beaubatie
Bin ich kein:e Feminist:in?
80 S., br., € 12,00
978-3-7092-0599-0
Ein Blick in die Geschichte feministischer
Bewegungen zeigt, dass das Subjekt der feministischen Befreiungskämpfe
niemals homogen war. Lesben, Schwarze Frauen, Musliminnen oder Sexarbeiterinnen
wurden zeitweise von Teilen der Bewegung ausgegrenzt, weil ihre Anliegen
mit dem feministischen Mainstream im Widerspruch zu stehen schienen. Der
französische Soziologe Emmanuel Beaubatie zeichnet die vielen Transformationen
nach, mit denen der Feminismus auf neue Herausforderungen und Unterdrückungsformen
reagiert hat, und plädiert für eine Öffnung der Bewegung
für die Anliegen der Trans-Community.
Denn wie so oft gehören die ausgegrenzten Personen zu den Vulnerabelsten,
deren gesellschaftliche Position auf vielfältige Weise marginalisiert
ist. Gerade die Lektionen der Intersektionalität sollten dazu ermutigen,
die Perspektive feministischer Kämpfe zu erweitern und dabei zugleich
das im Blick zu behalten, was alle unterschiedlichen Feminismen verbindet:
den Kampf gegen das Patriarchat.
Donatella Di Cesare
Wenn Auschwitz negiert wird
Gegen Holocaustleugnung
184 S., br., € 25,00
978-3-7092-0600-3
„Wenn es Vernichtung gegeben hätte,
wärt ihr nicht hier, um davon zu zeugen.“ Als
mit den Berichten der Zeitzeugen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg allmählich
das Ausmaß der nationalsozialistischen Verbrechen zutage tritt, erfinden
die Holocaustleugner der ersten Stunde einen perfiden argumentativen Kniff:
die Negation der Vernichtung.
Indem sie die Shoah zum Mythos,
Auschwitz zur „Lüge“ erklären, machen sie die Überlebenden
zu Nutznießern und Betrügern – ein jahrhundertealtes Motiv des
europäischen Judenhasses. Bis heute bildet die Vorstellung eines „Komplotts“
den Kern antisemitischer Positionen. Angesichts wiedererstarkender rechtsextremer
Tendenzen in Europa arbeitet Donatella Di Cesare diese erschreckende Kontinuität
heraus und zeigt, wie sich negationistische Positionen in die politischen
Diskurse der Gegenwart einschreiben.
Frédéric Gros
Die Scham
184 S., br., € 27,00
978-3-7092-0601-0
„Die Scham ist der wesentliche
Affekt unserer Zeit“ schreibt Frédéric Gros in seinem neuen
Buch, in dem er nach der gesellschaftlichen Bedeutung dieses oft unterschätzten
Gefühls fragt. Für Gros ist die Scham nicht bloß Ausdruck
von individueller Trauer und Verletzlichkeit, sondern auch von Wut. Sie
birgt eine transformative Kraft: Wir schämen uns angesichts der Ungerechtigkeit
in der Welt, des Rassismus, des Sexismus, der obszönen Unterschiede
zwischen Arm und Reich oder der Klimakatastrophe. Im
Anschluss an Karl Marx, der die Scham als revolutionäres Gefühl
charakterisiert hatte, versucht Frédéric Gros die politischen
Potenziale der Scham freizulegen: Anstatt sich in sich selbst zurückzuziehen
und zu verstummen, will Gros die Menschen dazu ermutigen, ihre Scham zu
verbalisieren und damit ihre gesellschaftlichen Ursachen ans Licht zu bringen.
Ein
offener Diskurs über die Scham kann die Menschen aus ihrer Isolation
befreien und Wege zum selbstbestimmten und verantwortlichen Handeln aufzeigen
– und damit zur Veränderung der Gesellschaft.
Barbara Cassin und Alain Badiou
Die Platoniker und die Sophistin
184 S., br., € 28,00
978-3-7092-0554-9
Ein Buch über die Frage,
was die binäre Geschlechterdifferenz heute bedeutet,
und zugleich eine leidenschaftliche intellektuelle Kontroverse, ausgetragen
im Geiste der griechischen Philosophie. Alain Badiou ist (mehr oder minder)
Platoniker, Barbara Cassin (mehr oder minder) Sophistin. Aber hat die Wahl
ihrer philosophischen Positionen etwas mit ihrem Geschlecht zu tun? Und
welche Rolle spielt die Geschlechterdifferenz überhaupt in der Philosophie?
Am Anfang dieses ungewöhnlichen Buchprojektes steht ein Briefwechsel,
der die gegensätzlichen Standpunkte der beiden Philosoph:innen zunächst
in einer ungezwungenen und verspielten Form auslotet. Dem folgt ein gemeinsames
Seminar an der Johns Hopkins University, bei dem Cassin und Badiou ihre
jeweiligen Interpretationen des parmenidischen Lehrgedichtes Über
die Natur mit einander konfrontieren, das als einer der Grundsteine der
westlichen Philosophietradition gilt. Eine kontroverse Diskussion des Geschlechterverhältnisses
bildet schließlich den Kulminationspunkt dieses freundschaftlichen
Schlagabtausches, bei dem auch eine zentrale Gemeinsamkeit zutage tritt:
die Liebe zur griechischen Philosophie.
Bram Büscher
Die Naturschutzrevolution
Radikale Ideen zur Überwindung
des Anthropozäns
280 S., br., € 38,00
978-3-7092-0603-4
Die gute Nachricht ist, dass der
Naturschutz bereit für eine Revolution ist. Die hitzigen Debatten
rund um das Anthropozän und das sechste große Artensterben zeigen,
dass es dringend notwendig ist, zum Schutz der Natur neue Wege jenseits
des Mainstreams zu suchen. Aber in der
Frage, wie es weitergehen soll, ist die Naturschutz-Community tief gespalten.
Die einen schlagen vor, große Teile des Planeten in Naturschutzgebiete
zu verwandeln, die anderen setzen dagegen auf die Entstehung unerwarteter
„neuer“ Formen von Natur. Auf allen Seiten hält sich jedoch der Glaube,
dass der Naturschutz nur durch eine vollständige Integration in die
kapitalistischen Produktionsprozesse funktionieren kann. In diesem Werk
soll als Alternative zu diesen bestehenden Vorschlägen die Möglichkeit
eines konvivialen Naturschutzes ausgelotet werden, der versucht, menschliche
und nicht-menschliche Bedürfnisse miteinander zu vereinbaren.
Geoffroy de Lagasnerie
Mein Körper, das Begehren, das Gesetz
Betrachtungen zur Politik der Sexualität
96 S., br., € 15,00
978-3-7092-0602-7
In diesem Essay widmet sich Geoffroy
de Lagasnerie den seit #metoo intensiv geführten Diskussionen zur
Politik der Sexualität. Zwischen der feministischen Kritik des Patriarchats
und der repressiven Logik des Strafrechts öffnet sich ein diskursives
Spannungsfeld, in dem individuelle Erfahrungen, soziale Normen und Begehrensstrukturen
immer wieder neu verhandelt werden müssen.
Um jene Formen von Machtmissbrauch
und sexueller Gewalt zu unterbinden, die mit #metoo offenkundig geworden
sind, werden oft repressive Maßnahmen und Verschärfungen des
Strafrechts gefordert. Geoffroy de Lagasnerie sieht in dieser Tendenz die
Gefahr einer gesellschaftlichen Normierung und pauschalen Kriminalisierung
von Sexualität. Anstatt sich auf die Gewalt und den aggressiven Missbrauch
von Autorität seitens der Täter zu fokussieren, stellt diese
Politik die Sexualität als Schauplatz potenziell traumatischer Erfahrungen
unter Generalverdacht. Lagasnerie verweist dagegen auf die Errungenschaften
der Schwulenbewegung, die einen wesentlichen Beitrag zur sexuellen Befreiung
der westlichen Gesellschaften geleistet hat, und plädiert für
eine Reaktion auf Verletzungen und Übergriffe, bei der weniger die
Bestrafung der Täter als vielmehr das Wohlergehen der Opfer im Vordergrund
steht.
François Jullien
Vom wahren Leben
168 S., br., € 25,00
978-3-7092-0540-2
Was ist das wahre Leben? Wie kommen
wir heute an der Vermarktung des Glücks und der Selbstoptimierung
vorbei zu einer Vorstellung dessen, was das Leben im Innersten ausmacht?
Für Franois Jullien gilt es, mithilfe der Philosophie und der Literatur
einen Weg zum unauflösbaren Kern des Lebendigen zu finden. Er geht
dem Verdacht nach, dass das Leben eine Illusion sein könnte. Verpassen
wir womöglich das wahre Leben, weil wir es gar nicht bemerken? In
der Monotonie eines Alltags, die unser Leben seiner Möglichkeiten
zu berauben scheint, macht er eine Verflachung, einen Rückzug, eine
Abwesenheit aus, deren Spur er von Flaubert bis Nietzsche, von Hölderlin
bis Adorno durch die Literatur und die europäische wie chinesische
Philosophie verfolgt. Es geht nicht darum,
das schöne, gute oder gar glückliche Leben zu finden. Der höchste
Anspruch besteht vielmehr darin, das Pseudo-Leben zurückzuweisen,
den Schein zu durchbrechen und sich dem zu stellen, was bleibt, wenn alle
Ideale verflogen sind. Erst dann dringen
wir zum Intimen vor, zum zweiten, zum wahren Leben.
Wolfgang M. Siegmund
Von der Sehnsucht nach dem Guten in der Kunst
Ein Gespräch unter Bildern. poetische philosophie
176 S., br., € 26,00
978-3-7092-0609-6
Ein bloßer Farbklecks, eine
Gestalt auf einem alten Gemälde können unseren Blick völlig
auf den Kopf stellen. Meldet sich das Kunstwerk selbst zu Wort, wird unsere
gewohnte Kunstbetrachtung erschüttert. In der weltumspannenden Krise
der Gegenwart kündigt sich in der Kunst ein Paradigmenwechsel an.
Die
kommende Kunst wird eine ethische sein.
Die Haltegriffe – Gesellschaft, Politik, Familie, Religion – drohen zu
reißen, und die Kunst plätschert dahin als Spektakelware für
die . Doch eine neu erwachte Sehnsucht, den ethischen Muskel wieder anhand
der Kunst zu trainieren, macht sich bemerkbar. Angespornt durch einen Satz
von Wittgenstein, „Ethik und Ästhetik sind Eins“, beginnt ein wilder
Ritt durch die Kunstphilosophie – damit das reale Leben wieder gelingt.
Hartwig Zander
Fernand Deligny
Kinematografische Radikalität
und pädagogische Nähe.
Freigelegt, fragmentiert und aufgewiesen mit Robert Lagadeuc
104 S., br., € 16,00
978-3-7092-0608-9
Fernand Delignys Texte sperren
sich gegen Erklärungen. Die gebildete Rede „über“ bleibt ihnen
fremd. Seine Sätze gelten nur denen, welche sie sich zueigen machen,
um mit ihnen zu operieren. ist der Versuch, heterogene Text- und Bildelemente
aus Delignys Werk, das im deutschsprachigen Raum bisher noch kaum bekannt
ist, operativ zu assemblieren. Sie spüren
der Struktur der Bilder in Delignys Film (1971) nach. Am „Sehpunkt“ –point
de voir – lösen sich die Übergriffe der Sprache, die „Gesichtspunkte“
kulturell präformierten Sehens auf.
Das ins Bild aufgenommene Ereignis ist nichts mehr als „geringste Geste“,
Vorfälle, „sanfteste Bewegungen“ – wie die Initiative eines geistig
behinderten Jungen, Knoten zu bilden.
Gudrun Orlet
Glossar I-IV
80 S., br., € 12,00
978-3-7092-0607-2
In einem Gedankengemenge verschwinden
Protagonisten in einer Szenerie aus Schnee und Kälte. Aufruhr. Das
Zeitgefüge besteht aus wenigen Daten, Erinnerung und Ereignis stehen
im Präsens nebeneinander. Ein verbrecherisches
Denken sucht Erlösung in der Sehnsucht nach dem Tod. Die
erhoffte Geborgenheit bleibt aus, Begegnungen verlieren sich, und die Erfahrung
eines Ich wird existenziell. setzt sich mit der gesellschaftlichen Norm
der Optimierung auseinander, die tägliche Anforderung und Selbstvergewisserung
geworden ist – eine „inwendig“ angekommene und entstofflichte Machtausübung
ohne Zeugen. Poetisches Denken und eine genreübergreifende Lyrik werden
auf den Trittsteinen vielfältiger Lektüren zum Gegenüber
dieser Machtausübung.
Hendrik Arns
die4me
104 S., br., € 15,00
978-3-7092-0604-1
Das Endurance-Gedicht setzt
sich diskursiv mit der (post-)queeren Debatte um sowie auseinander und
nimmt dabei die Wunde als Ausgangspunkt, anstatt auf Heilung zu hoffen.
Arns versucht, die Verletzung anzuerkennen, sie nicht zu vergessen, sondern
sich mit ihr neu zu erzählen und so alternative Wege eines Zusammenlebens
zu finden. Guiberts, Vuongs und Nelsons Konzept der Autofiktion wird durch
die Einarbeitung von Fremdtext-Fragmenten (unter anderem Augustinus, S.
Kane, Prince, L. Wittgenstein) weiter abstrahiert. Auf Basis der Idee der
werden Sprache, Sinn und Inhalt segmentiert, was eine kritische Analyse
sowie ein immersives Erlebnis ermöglicht und schließlich die
Grenze zwischen Text, Bild und Skulptur durchbricht.
Christian Krall-Wartlsteiner
Inseln unterm Schwalbenpflug
4 Präludien, 3 Sammlungen,
2 Einzelstücke, 1 Buch
240 S., br., € 32,00
978-3-7092-0605-8
Bei den titelgebenden „Inseln
unterm Schwalbenpflug“ handelt es sich um Kefalonia und Ithaka,
porträtiert in klassischen Stories sowie im ungezügelten Strom
des Notierens. Inseln und Inselchen anderer Art sind die Texte der Miniaturensammlung
„Die Schreibenden, die Toten und die Lebenden“. Die Erfahrung einer Herzoperation
– eine zweifellos umbrandete Insel – ist Gegenstand von „Morgen, Mittag,
Abend, Nacht“. Vielgestaltig zeigt sich diese Prosa auch im Visuellen.
Besonders in „Mokka“, 16 Texten in Schablonenschrift, von Hand ausgefertigt
und faksimiliert.
Volkmar Mühleis
Der Abstand zur eigenen Hand
96 S., br., € 13,00
978-3-7092-0606-5
Mit poetischen Wendungen, Bildern
und Szenen entwirft Volkmar Mühleis in vier Abschnitten ein Kaleidoskop
ständig neuer Anfänge, Assoziationen, Querverbindungen und Gegensätze.
Dabei wird das Selbstverständliche aufgebrochen, die Sprache in ihren
Spielräumen erkundet und abgewandelt – in Kontextverschiebungen, Verkehrungen
vertrauter Metaphern, im Unterlaufen alltäglicher Redeweisen. „Aus
einem Gitarrenriff geboren / stand er auf der Straße, / im vollschlanken
Besitz seiner Kräfte“, heißt es da, während an anderer
Stelle das „erotische Federspiel“ besungen wird oder ein „Gartenzwerg mit
Irokesenschnitt“ auftaucht. Beiläufig entsteht so eine Abfolge von
disparaten, gleichwertigen Fragmenten, Seitenblicken, Überlegungen,
Zu- und Einfällen. Gerahmt und rhythmisch
gegliedert werden die Abschnitte von Zeichnungen des belgischen Künstlers
Jean-François Pirson, in denen er den Abstand zur eigenen Hand auf
körperliche wie imaginäre Art vertieft.
Können Institutionen (laufen) lernen?
Forschende Ansätze im KinderKunstLabor
mit Beiträgen von Marjan Alemzadeh, Anna Aulich, Clare Britt, Veronika
Ehm, Michael Hansen, Dorothea Hilliger, Andreas Hoffer, Renate Höllwart,
Mona Jas, Karin Kraus, Julienne Lorz, Anahita Neghabat, Amanda Palmer,
Louise Penfold, Emily Pringle, Rebecca Raue
136 S., br., € 22,00
978-3-7092-0610-2
Schon auf dem Weg zur Neueröffnung
2024 gestalteten Kinder die institutionelle Praxis des KinderKunstLabor
in St. Pölten, Niederösterreich, mit. Wie kann das Wissen aus
diesen Prozessen dabei in einen kontinuierlichen Transfer übergehen
und für die Institution fassbar und umsetzbar werden? Hierfür
ist das kollaborative und praxisbasierte Forschungsprojekt als Residency
des KinderKunstLabor ausgerichtet worden. Mit dem Forschungsbeitrag der
Gastwissenschaftlerin Anahita Neghabat und weiteren Fachbeiträgen
vermittelt der Sammelband unterschiedliche Perspektiven zu aktuellen Entwicklungen
innerhalb und außerhalb von Kunstinstitutionen. Ausgangspunkt der
Texte ist die Frage nach der Verbindung von Praxis und Diskurs. Wissenstransfer
und -austausch stehen im Zentrum der institutionellen Praxis und sind,
so die These, die ko-kreativer Verfahren. Nur so sind Entwicklungsprozesse
für eine Kunstinstitution als möglich.
Zukunft. Hochschulen. Governance
Kremser Thesen
104 S., br., € 14,00
978-3-7092-0614-0
Die Kremser Thesen setzen sich
mit Hochschulen aus einer Vielzahl von Perspektiven auseinander. Dieser
Band widmet sich ganz konkret der Transformation der Governance und der
Governance der Transformation und soll zu offenen Diskussionen über
die Zukunft von Hochschulen und Hochschulsystemen anregen.
Mit Beiträgen von Peter-André
Alt, Günther R. Burkert, David F J. Campbell, Friedrich Faulhammer
und Stefan Sagl, Michael Hölscher, Otfried Jarren, Maria-Sibylla Lotter,
Irina Nalis, Peter Parycek, Attila Pausits, Sina Westa, Frank Ziegele.
Passagen
Gespräche/Streams:
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bereits
angekündigt:........................................................................................zurück
nach oben
Judith Butler
In welcher Welt leben wir?
168 S., br., € 25,00
978-3-7092-0578-5
Durch den Ausbruch der Pandemie
und die zunehmende Verschärfung der Klimakrise scheint unsere Welt
heute mehr denn je aus den Fugen geraten: Kriege, Konflikte und Naturkatastrophen
zerstören den Lebensraum von immer mehr Menschen. Welchen Sinn geben
wir einer Welt, in der es für einen Großteil der Menschheit
keine Existenzgrundlage mehr gibt, keinen Schutz und keine soziale Akzeptanz?
Ausgehend von der phänomenologischen Tradition, insbesondere den Arbeiten
von Max Scheler und Maurice Merleau-Ponty, sowie queer-feministischen und
antirassistischen Diskursen entfaltet Judith Butler ein Denken der globalen
Verflechtung und der Interdependenz des pan-demos: Alle
Menschen bewohnen denselben Planeten, sind auf seine Ressourcen angewiesen,
atmen dieselbe Luft und interagieren mit anderen Lebensformen. Dennoch
zeigt die Tendenz kapitalistischer Gesellschaften, sich hinter Zäunen
und Mauern zu verschanzen, dass nicht jedes Leben gleich viel zählt.
Die
zentrale Frage lautet daher, wie sich eine Welt errichten lässt, die
für alle Menschen gleichermaßen bewohnbar ist.
Frédéric Gros
Warum Krieg?
144 S., br., € 22,00
978-3-7092-0559-4
Glaubt man den Worten des französischen
Generals Le Borgne, ist der Krieg „in Hiroshima gestorben“.
Verschwunden ist er jedoch keineswegs: In Gestalt des Terrorismus, des
Nahostkonflikts, der Kriege im Mittleren Osten oder der Balkankriege war
er immer präsent. Aber mit Russlands Invasion der Ukraine wurde ein
neues Kapitel aufgeschlagen. Von einer Zeitenwende und von der Auflösung
der Nachkriegsordnung ist die Rede. Bedeutet das, dass wir heute eine wahrhafte
Rückkehr des Krieges mit all seinen Schrecken und Gräueltaten
erleben, die Rückkehr einer Form des Krieges, die man bereits für
tot erklärt hatte? Mit Rückgriff auf die großen Denker
der politischen Philosophie von Platon über Machiavelli und Hobbes
bis Marx versucht Frédéric Gros diese Frage zu beantworten.
Er untersucht, wie Kriege politisch legitimiert werden, auf welche Moralvorstellungen
dabei zurückgegriffen wird, und arbeitet den Zusammenhang zwischen
Krieg und Staatlichkeit heraus. Dabei bleibt als konkreter Bezugspunkt
immer die Aggression Russlands und die Selbstverteidigung der Ukraine im
Fokus sowie die Frage, für welchen Frieden ein Krieg letztlich geführt
wird.
Itzhak Benyamini
Die israelische Angst
Psychopolitische Analysen der Ära Netanyahu
144 S., br., € 20,00
978-3-7092-0584-6
Angst ist der Schlüssel zum
Verständnis des psychopolitischen Zustandes der israelischen Gesellschaft
und Kultur. In vier Essays und einem Interview beschreibt Itzhak Benyamini
mit Blick auf unterschiedliche Bevölkerungsgruppen, welche Auswirkungen
die von Benyamin Netanyahu bewusst geschürte Angst auf die gegenwärtige
Situation Israels hat.
Natalie Neumaier
viola volando
Mit Texten von Natalie Neumaier, Andreas Spiegl und Peter
Waterhouse
80 S., geb., € 22,00
978-3-7092-0585-3
Ausgehend von einem Gedicht aus
dem Zyklus El vento de l’eterno se fa teso des italienischen Lyrikers Biagio
Marin und dem Buch Voiles, Schleier und Segel von Hélène
Cixous und Jacques Derrida entstand eine Serie von Zeichnungen und Texten,
die Natalie Neumaier in ein Buch überträgt, das die Sprünge
zwischen Zeichnung und Text erfahrbar macht: viola volando. Violett
im Flug. In diesem Buch verdichten sich Zeichnungen, Texte und Notizen
zu einer Flugbewegung. Text ist dabei Gewebe, Grund für das Zeichnen,
und er trägt die Zeichnung gleichermaßen, wie er von ihr getragen
wird. Im Fliegen und Verfliegen liegt ein Verwandeln, und dieses Verwandeln
passiert in den Zeichnungen und in der Sprache, in den Wörtern voir,
savoir, voiles, vol, viola, A-Violett. Farbe und Nichtfarbe. Sehen und
„geheimes Nichtsehen“, wie Hélène Cixous es nennt. Zeichnung
und Wort fliegen auf, öffnen Festgesetzes, machen Verwandlungen erst
möglich und lassen Wörter, Körper und Dinge anders werden.
viola volando. A-Violett des Amethyst. [Link:
Ausstellung-Natalie-Neumaier]
Luca Viglialoro
Kiefer
Kunst als Prozess
3 SW-Abbildungen und 6 Farbabbildungen
96 S., br., € 15,00
978-3-7092-0587-7
Das Werk des österreichisch-deutschen
Künstlers Anselm Kiefer zeichnet sich durch eine Ästhetik des
Prozesses aus, die den vorläufigen Charakter von Kunst zum Ausdruck
bringt. Seine provokanten und ironischen Arbeiten zeigen, dass der künstlerischen
Geste eine Ambivalenz zugrunde liegt, die unser Urteilsvermögen immer
wieder herausfordert. Anselm Kiefer, der mit seinen Besetzungen und Heroischen
Sinnbildern in den 1970er Jahren auf provokante und kritische Weise versuchte,
die Faszination aufzuarbeiten, die der Nationalsozialismus auf die Mehrheit
der Deutschen ausgeübt hatte, leistet in seinem Werk eine besondere
Verknüpfung von Ästhetik und Ethik. In dem späteren Werk
The Shape of Ancient Thought findet er zu einer „Ruinenästhetik“,
die das Werk als etwas zeigt, das als solches unbeständig und vergänglich
ist. Das Vorläufige dieser Kunst, ihr „Zeitkern“ (Adorno), macht ihren
Eigensinn aus und deklariert dadurch eine Autonomie, die nicht in einer
ideologischen Positionierung aufgeht, sondern aus einem ästhetischen
Übergang entsteht. Dadurch setzt sich das Kunstwerk immer auch mit
sich selbst und seiner Rolle in der Geschichte auseinander.
Eva Barlösius
Die sozialisierte Universität
216 S., br., € 27,00
978-3-7092-0527-3
Keine andere Institution steht
für die Wissensgesellschaft so wie die Universität: Sie ist ihr
gesellschaftsprägender Dreh- und Angelpunkt, stellt doch Hochschulbildung
mittlerweile in vielen Ländern den Normalbildungsstandard dar. Die
Universität erbringt für Politik, Wirtschaft, Recht und alle
anderen Felder Leistungen, ohne die diese nicht mehr auskommen: wissenschaftliche
Expertise, Innovationen, gerichtsfestes Wissen und vieles mehr. Auf diese
Weise wirkt sie in diesen Feldern mit und wird von ihnen sozialisiert.
Damit geht einher, dass sie in wachsendem Maße kritisiert und zunehmend
grundsätzlich angegriffen wird: Die Geltung und Nützlichkeit
wissenschaftlichen Wissens wird bestritten und Hochschulbildung als Elitenprojekt
skandalisiert. Dies mag verstörend sein, aber auch darin beweist sich
die immens gestiegene gesellschaftliche Bedeutsamkeit der Universität.
Eva
Barlösius ist Professorin für Makrosoziologie an der Leibniz
Universität Hannover und leitet dort das Forum Wissenschaftsreflexion.
Hélène Cixous
1938, Nächte
152 S., br., € 25,00
978-3-7092-0579-2
In den Unterlagen ihrer verstorbenen
Mutter entdeckt die Erzählerin den maschinengetippten, auf Deutsch
geschriebenen Bericht ihres nach Amerika ausgewanderten Großonkels
Fred, früher Siegfried, aus seiner Zeit als Häftling im KZ Buchenwald.
Er berichtet vom Leben im gerade erst eröffneten Lager und von
der Nacht des 9. November 1938, als die Osnabrücker Synagoge brannte.
Die Erzählerin übersetzt das engbeschriebene 25-seitige Dokument
in ihre literarische Sprache und bringt es in einen Dialog mit den Erinnerungen
ihrer Mutter, mit mündlichen und schriftlichen Überlieferungen
vom Brand der Synagoge in jener Nacht. Als die ersten antijüdischen
Gesetze erlassen wurden, gingen einige bereits fort, andere später
oder erst im letzten Moment. Warum blieben manche, bis sie zusammen mit
denen, die zur falschen Zeit zurückgekehrt waren, deportiert wurden?
Alain Badiou
Über Alain Badiou
128 S., br., € 19,00
978-3-7092-0577-8
In Alain Badious Philosophie verbinden
sich Einflüsse aus Mathematik, Politik, Poesie, Psychoanalyse und
Theater zu einem kohärenten und vielschichtigen System. Um den Einstieg
in sein komplexes Denken zu erleichtern und mehr Menschen den Zugang zu
seinen Ideen zu ermöglichen, legt er hier eine didaktische Einführung
in sein eigenes Werk vor. In leicht verständlicher Sprache werden
in diesem Buch sämtliche Stationen seines philosophischen Schaffens
konzise zusammengefasst und nachvollziehbar erläutert. Badiou
umreißt die zentralen Motive seines Denkens: die Begriffe Wahrheit,
Ereignis, Subjekt, die vier Bereiche Liebe, Politik, Kunst und Wissenschaft
als Bedingungen der Philosophie, seine Konzeption einer mathematischen
Ontologie auf Basis der Mengenlehre und nicht zuletzt seine nachhaltige
politische Orientierung an der Idee des Kommunismus.
Dieses Buch kann somit als Einladung
verstanden werden, sich in den vielfältigen Kosmos des Badiou’schen
Denkens zu vertiefen, angeleitet vom Autor höchstselbst.
Maurice Godelier
Das Inzestverbot
112 S., br., € 17,00
978-3-7092-0581-5
Im Gespräch mit Camille Kouchner
nimmt der französische Anthropologe Maurice Godelier seine Leser:innen
mit auf eine Reise
durch Zeit und Raum: Anhand
des Inzestverbots erläutert Maurice Godelier die vielen unterschiedlichen
Arten, wie in nichtwestlichen Gesellschaften soziale Hierarchien, Sexualität
und Geschlechterrollen konstruiert und gelebt werden.
Für Claude Lévi-Strauss
markierte das Inzestverbot den Übergang von der Natur zur Kultur.
Auch wenn die Natur/Kultur-Dichotomie heute meist kritisch betrachtet wird,
bleibt sowohl das Phänomen des Inzests als auch sein Verbot eine kulturelle
Konstante, die sich durch nahezu alle Gesellschaften zieht. Allerdings
erweist sich schon der Begriff des Inzests bei genauerem Hinsehen als soziales
Konstrukt, denn die Grade der biologischen Verwandtschaft spielen dabei
oft eine geringere Rolle als die jeweiligen gesellschaftlichen Funktionen
der Individuen. Insbesondere in einer Zeit, in der in vielen Teilen der
Welt eine Rückbesinnung auf traditionelle Familienmodelle zu beobachten
ist, die oft mit einer aggressiven Ablehnung anderer, als abnorm gebrandmarkter
Lebensformen einhergeht, stellt die anthropologische Forschung Godeliers
eine wichtige Horizonterweiterung dar: Indem sie uns mit der Vielfalt der
möglichen Erscheinungsformen des Menschlichen konfrontiert, relativiert
sie den Anspruch patriarchaler Gesellschaftsmodelle und mahnt uns zur Toleranz.
Davide Sisto
Der Tod geht online
Unsterblichkeit, Gedächtnis
und Trauer im Zeitalter der digitalen Kultur
160 S., br., € 25,00
978-3-7092-0582-2
Das Facebook-Profil des verstorbenen
Freundes wird für Angehörige zur virtuellen Grab- und Gedenkstätte.
Durch Chatbots, Avatare und Hologramme reißt die Kommunikation mit
den Lieben auch post mortem nicht ab. Und die Speicherkapazitäten
heutiger Server und Datenträger ermöglichen es jeder lebenden
Person, eine digitale Kopie ihrer selbst zu erstellen, die sie nach ihrem
Tod ‚vertreten‘ kann. Macht das digitale Zeitalter den uralten Traum der
Unsterblichkeit wahr? Oder werfen die technologischen Möglichkeiten
der Gegenwart uns mehr denn je auf unsere Endlichkeit zurück? Anhand
von aktuellen Beispielen aus Kino, Fernsehen, Popkultur und Internet geht
dieses Buch der Frage nach, wie sich das Verhältnis der Menschen zur
Sterblichkeit im Zeichen des Digitalen wandelt.
Souleymane Bachir Diagne
Von Sprache zu Sprache
Übersetzung als Gastfreundschaft
144 S., br., € 23,00
978-3-7092-0580-8
Es ist nicht zu leugnen, dass dem
Übersetzen oftmals ein Moment der Gewalt innewohnt, insbesondere wenn
man die koloniale Vergangenheit Europas betrachtet. Dennoch legt der frankosenegalesische
Philosoph und postkoloniale Denker Souleymane Bachir Diagne in seiner Übersetzungstheorie
den Fokus auf den Begriff der Gastfreundschaft: Im Gegensatz zu denjenigen,
die meinen, adäquat übersetzen könne nur eine Person, die
der Identität der Autor:in nahesteht, liegt für Diagne der Wert
des Übersetzens gerade in der Bemühung, eine Fremdheit zu überbrücken.
Dadurch, dass im respektvollen und emphatischen Annähern des Fremden
und Eigenen neue sprachliche Wege freigelegt werden, entsteht nicht nur
ein wertvoller interkultureller Dialog, sondern es wird auch ein Beitrag
zur einzigen universalen Sprache geleistet, die menschenmöglich ist:
der Humanität.
Jean-François Lyotard
Heidegger und „die Juden“
3., überarbeitete Auflage
160 S., br., € 24,00
978-3-7092-0591-4
25 Jahre nach der französischen
Erstveröffentlichung erscheint mit Heidegger und „die Juden“ ein Buch
in neuer Auflage, das zwei hochaktuelle Themen vereint: das Schicksal jüdischer
Menschen und die Verstrickung Martin Heideggers in den Nationalsozialismus.
Lyotard arbeitet das spannungsvolle Verhältnis zwischen Heideggers
politischen Überzeugungen und einigen seiner philosophischen Grundannahmen
heraus: Heideggers Denken will das Vergessene erinnern, das Vergessene
der Philosophie, der Politik, des Seins. Wie konnte er sich dann aktiv
der nationalsozialistischen Politik anschließen? Wie konnte er bis
zuletzt die Vernichtung jener ignorieren, die uns unabweislich mahnen,
nicht zu vergessen? Für Lyotard ist Auschwitz Symbol des Versagens
der Aufklärung und Aufforderung zu einem radikal neuen Denken, das
er postmodern nennt.
Jacques Derrida
Das Tier, das ich also bin
3., durchgesehene Auflage
280 S., br., € 40,00
978-3-7092-0592-1
Die Frage nach "dem Tier" ist für
Derrida stets von großer Bedeutung gewesen und in vielen Texten präsent.
Der von Marie-Louise Mallet posthum zusammengestellte Band versammelt die
vier Teile eines langen Vortrags, den Jacques Derrida 1997 auf einem ihm
gewidmeten Kolloquium zum Thema "L"Animal autobiographique" in Cerisy-la-Salle
gehalten hat.Die in der philosophischen Tradition verankerte Dichotomie
von Mensch und Tier stellt dem vernunftbegabten Subjekt ein - des logos
entbehrendes - homogenes "Tier" gegenüber. Sie begründet damit
eine logozentrische Herrschaftsposition des Menschen, dessen potenzielle
Animalität ausgelöscht wird. Derrida unterläuft diese gewaltsamen
Zugriffe von Sprache und Denken, indem er ein neues Wort einführt:
animot. Es zeigt, dass die Rede von 'dem Tier' nur ein Wort (mot) ist,
und gibt homophon zu hören, dass es 'Tiere' (animaux) nur im Plural
gibt. Im Durchgang durch die Tradition von Aristoteles über Descartes,
Kant, Heidegger bis Lacan und Lévinas sowie unter Befragung der
Erfahrungen der "Nacktheit" und des "Leidens" verweist Derrida auf die
Zerbrechlichkeit der angenommenen Grenzen des "Eigenen" des Menschen, die
den klassischen Mensch-Tier-Gegensatz begründen.
Frank Ziegele, Ulrich Müller
Die authentische Hochschule
208 S., br., € 27,00
978-3-7092-0589-1
Gewissheiten, die für Hochschulen
lange galten, lösen sich auf. Darauf müssen sie reagieren und
sich gleichzeitig selbst treu bleiben. Aber wie finden Hochschulen eine
passende und zukunftsfähige Profilierung? Frank Ziegele und Ulrich
Müller bieten konkrete Handlungsempfehlungen, Beispiele, Checklisten
und Reflexionsfragen. In Zukunft werden nur jene Universitäten und
Hochschulen für angewandte Wissenschaften eine prägende Rolle
spielen, die um ihre spezifischen Stärken wissen und in der Lage sind,
auf dieser Basis Antworten auf drängende gesellschaftliche Fragen
und Herausforderungen der Gegenwart zu finden. Ein Selbstläufer ist
das nicht, denn dafür müssen Hochschulen immer wieder auf wechselnde
Rahmenbedingungen und Erwartungshorizonte reagieren.
Sophie Reyer
BioMachtMärchen
168 S., br., € 22,00
978-3-7092-0586-0
Welchen
Stellenwert haben Helden und Märchen in Zeiten der Biopolitik, in
denen das Leben immer stärker reglementiert und das Träumen zusehends
reduziert wird?
Bei Märchen handelt es sich
um anonyme, ursprünglich nur mündlich überlieferte Geschichten,
die sich durch ein gemeinsames Merkmal auszeichnen: Objektiv gesehen sind
sie unwahr. Dennoch rufen ihre phantastischen und unerhörten Ereignisse
in denen, die ihnen lauschen, Staunen und Bewunderung hervor. Wen wundert
es also, dass diese Gattung auf allen Kontinenten, in allen Zeiten und
bei allen Völkern zu finden ist und dass ihre Muster unser Denken,
unsere Weltvorstellung und unser Sprechen prägen? Folgt man den Thesen
Michel Foucaults, dann befinden wir uns heute jedoch im Zeitalter der Biomacht:
Das Leben wird in all seinen Modalitäten zunehmend gesteuert und optimiert.
Welchen Stellenwert haben Helden und Märchen in dieser Zeit? Und wie
kann man durch sie gegen die Vorherrschaft der Biopolitik Widerstand leisten?
Sophie
Reyer, 1984 in Wien geboren, ist promovierte Philosophin, Komponistin
und Autorin zahlreicher Gedichte, Essays und Romane.
Elisa Asenbaum
Einfaltung
Eine philosophische Fiktion
296 S., br., € 39,00
978-3-7092-0583-9
Bei dem Umbau einer alten Villa
steht der Architekt Roman vor einer Unglaublichkeit: Ohne äußeres
Zutun scheint sich das Innenleben des Hauses nächtens selbst umzustrukturieren.
Das Entgleiten der Kontrolle stürzt ihn in einen irrwitzigen Strudel
ungewollten Handelns. Im Zuge der humorvoll erzählten Geschichte,
in deren Kern das Mysterium der Materie steht, vollzieht der Protagonist
eine innere Wandlung. Philosophische Aspekte wie die Trennung von Geist
und Körper oder das Verhältnis von Materialismus und Metaphysik
klingen an und werden mit den drängenden sozialen und ökologischen
Fragen der Gegenwart verknüpft. Subtil und provokant unterläuft
Elisa Asenbaum dabei gängige Moden und Tabuisierungen und entlarvt
die Ambivalenzen der gesellschaftlichen Moral.
Elisa Asenbaum ist Künstlerin,
Autorin, Kuratorin und Mitbegründerin der G.A.S-station Berlin.
Valentin Groebner
Wer redet von der Reinheit?
Eine kleine Begriffsgeschichte
2., durchgesehene Auflage
108 S., br., € 14,00
978-3-7092-0593-8
Reinheit ist unverzichtbar – als
Wunsch, als Ideal, als Forderung. Und sie ist imaginär: In der sozialen
Wirklichkeit und in der Biologie ist sie Fiktion. Trotzdem ist Reinheit
eine machtvolle religiöse und moralische Kategorie, im Mittelalter
ebenso wie in der Gegenwart. Mit welchen Slogans, Bildern und Erzählungen
wird sie wirksam gemacht – und als Verkaufsargument eingesetzt?
Von den Predigten der Bettelorden
vor 600 Jahren bis zu den Werbekampagnen von heute gibt es kaum ein Feld,
das ohne Berufungen auf Reinheit auskommt. Vom reinen Gewissen bis zum
naturreinen Bio-Saft dient der Begriff dazu, Ursprünglichkeit und
Auserwähltheit, moralische Überlegenheit und vermeintliche Unvermischtheit
zu behaupten. Wie funktioniert das? Woher kommen die Bezugnahmen auf die
Reinheit, und was soll mit ihnen zum Verschwinden gebracht werden? Der
Historiker Valentin Groebner begibt sich auf die Suche nach den Ursprüngen
dieser Schlagworte. Willkommen in der Welt der Saubermänner: eine
schmutzige Ideengeschichte.
Peter Engelmann
Das Passagen Projekt
Mit Büchern philosophieren
208 S., br., € 25,00
978-3-7092-0522-8
Mit seinem Passagen Projekt widmet
sich Verleger Peter Engelmann seit 35 Jahren der Übersetzung und Vermittlung
des französischen Denkens im deutschen Sprachraum. Dieses Buch erläutert
die philosophischen und politischen Positionen, die seiner Arbeit zugrunde
liegen. In der Rückschau auf 35 Jahre
Tätigkeit gibt der Philosoph und Verleger Peter Engelmann mit einer
Auswahl zentraler Texte einen Einblick in die Entwicklung seiner philosophischen
Positionen, die das Passagen Projekt motiviert und seither geleitet haben.
Das Gespräch mit Martin Born rekapituliert die wesentlichen Stationen
seines intellektuellen Werdegangs und verbindet die Texte zu einer nachvollziehbaren
Entwicklung sowohl seiner Philosophie als auch seines Verlagsprogramms.
Im Spannungsfeld dieser Texte werden die Umrisse einer philosophischen
Position erkennbar, die als explizit antitotalitäres Denken im Anschluss
an die Derrida’sche Dekonstruktion auch ein politisches Anliegen hat. Was
bedeutet es für eine Philosophie, wenn sie sich nicht im institutionellen
Rahmen der Universität, sondern im Kontext eines verlegerischen Projekts
entfaltet, d. h. im Dialog mit Texten und Büchern anderer? Der unabhängige
Programmverlag erweist sich dabei als ideales Forum für ein Denken,
das seinem antitotalitären Anspruch in letzter Konsequenz nur dadurch
gerecht werden kann, dass es einen diskursiven Raum eröffnet, in dem
unterschiedliche kritische Stimmen vernehmbar werden und auch als individuelle
Positionen differenzierbar bleiben.
Donatella Di Cesare
Folter
200 S., br., € 30,00
978-3-7092-0558-7
Nach wie vor wird Folter meist
im Verborgenen praktiziert. Dadurch stellt sie die Legitimität des
Staates infrage und untergräbt die Demokratie von innen. Donatella
Di Cesare beschäftigt sich in diesem Buch mit dem Problem der Folter
in all seiner dramatischen politischen Aktualität.
Die Verurteilung der Folter
ist nicht mehr einhellig, seit ihre Apologeten im „Krieg gegen den Terror“
eine Rechtfertigung für diese Praxis gefunden haben,
die sich in den letzten Jahren in Demokratien ebenso ausbreitet wie in
diktatorischen Regimen. Ein empörtes „Nein“ reicht zur Verteidigung
der verletzten Menschenwürde nicht mehr aus. In klarem und prägnantem
Stil zeichnet die Autorin ein kritisches Gesamtbild der Folter und zeigt
ihre enge Verbindung zur Macht. Wie soll
man gegen Folter kämpfen, wenn der Verbrecher der Staat selbst ist?
Di
Cesare entwirft eine neuartige „Phänomenologie der Folter“, in der
sie die Besonderheit dieser systematischen und methodischen Form von Gewalt
erfasst, bei der der Täter den Schmerz berechnet und abmisst, um das
Opfer am Sterben zu hindern und weiterhin seine souveräne Macht ausüben
zu können. Folter lauert überall dort, wo sich Wehrlose in den
Händen von Stärkeren befinden: in Gefängnissen, Psychiatrien,
Flüchtlingslagern, Hospizen, Behindertenzentren, Internaten.
Das
Fehlen eines Straftatbestandes begünstigt sie.
Slowenien:
Ehrengast 2023 der Frankfurter Buchmesse
Peter Mlakar
Festung der Metaphysik
Die Transgression und das Jenseits
240 S., br., € 32,00
978-3-7092-0562-4
Peter Mlakar gehört zu
den profiliertesten Philosophen Sloweniens, wo er nicht zuletzt dank seiner
Fernsehpredigten allgemeine Bekanntheit besitzt. Der eigenwillige Denker
leitet seit 1987 die „Abteilung für reine und praktische Philosophie“
des Künstlerkollektivs Neue Slowenische Kunst (NSK). In dieser Funktion
ist er als Teil des Musikkollektivs Laibach
aktiv, indem er vor Beginn der Konzerte provokante Ansprachen hält,
die Teil des Gesamtkunstwerk-Ansatzes von Laibach sind. Festung
der Metaphysik bildet den Querschnitt eines sich über vier Jahrzehnte
erstreckenden Denkens und Schreibens, das in idiosynkratischer Weise gängige
philosophische Grenzziehungen überschreitet. In drei Abteilungen –
Predigten, literarische Schriften und philosophische Abhandlungen – präsentiert
die von Uwe Schütte getroffene Auswahl ein mal provokantes, mal unterhaltendes,
mal tiefsinniges Über-Denken der unabschließbaren Fragen der
Philosophie. The Best of Peter Mlakar!
Slowenien:
Ehrengast 2023 der Frankfurter Buchmesse
Slavoj Žižek, der berühmteste
lebende Denker des Landes wurde 1949 in Ljubljana geboren.
Dieses Buch begründete
seinen Weltruhm:
Slavoj Žižek
Das erhabene Objekt der Ideologie
336 S., br., € 42,00
978-3-7092-0512-9
Mit "Das erhabene Objekt der
Ideologie" [The Sublime Object of Ideology] hat Žižek ein Standardwerk
vorgelegt, das weit über die Grenzen der Disziplin hinausweist. In
diesem Werk versucht Slavoj Žižek die Frage zu beantworten, ob und wie
man überhaupt noch von Ideologie sprechen kann. Zum Zeitpunkt der
Veröffentlichung im Jahr 1989 war die Antwort auf diese Frage keineswegs
selbstverständlich: Vielerorts ging man davon aus, dass die Ideologien
an ihr Ende geraten seien. Žižek dagegen vertritt die These, dass ein neues
Vokabular zur Beschreibung moderner ideologischer Phänomene nötig
sei: Nur ein produktiver Austausch von Hegel’scher Dialektik und Lacan’scher
Psychoanalyse könne die subtilen Formen von Ideologie lesbar machen,
die für den modernen Kapitalismus kennzeichnend sind.
wwwWeitere
Werke des Autors, erschienen im Passagen Verlag:
Slavoj Žižek
Pandemie! II
Chronik einer verlorenen Zeit
Slavoj Žižek
Pandemie!
COVID-19 erschüttert die Welt
Slavoj Žižek
Das erhabene Objekt der Ideologie
Slavoj Žižek
Das Unbehagen im Subjekt
Slavoj Žižek
Die Metastasen des Genießens
Sechs erotisch-politische Versuche
Slavoj Žižek
Willkommen in der Wüste des Realen
Alain Badiou / Slavoj Žižek
Philosophie und Aktualität
Ein Streitgespräch
Slavoj Žižek
Quer durchs Reale
Slavoj Žižek
Ein Plädoyer für die Intoleranz
Slavoj Žižek
Der nie aufgehende Rest
Ein Versuch über Schelling und die...
Inklusion : Exklusion
Probleme des Postkolonialismus und der globalen...
Slavoj Žižek / Agon Hamza / Frank Ruda
Marx lesen
Slavoj Žižek
Die Metastasen des Genießens
Sechs erotisch-politische Versuche
Slavoj Žižek
Die Pest der Phantasmen
Die Effizienz des Phantasmatischen in den...
Slavoj Žižek
Denn sie wissen nicht, was sie tun
Genießen als ein politischer Faktor
Roberto Simanowski
Raum und Zeit in der digitalen
Gesellschaft
136 S., br., € 18,00
978-3-7092-0560-0
Was sind das für Zeiten,
in denen Menschen mit dem Blick aufs Handy wie Zombies durch die Straßen
irren und das Internet Sklaven der Sofortbelohnung
aus uns allen macht? Wir erleben das Ende des Gehens und des Wartens, den
Verlust der Öffentlichkeit und der Impulskontrolle. Raum und Zeit
verfangen sich im Netz ihrer digitalen Verhältnisse und werden uns
seltsam fremd. Wir sind Zeugen einer Welt im Umbruch, bedrohlich und verheißungsvoll
zugleich und mit ungewissem Ausgang. Wäre das Metaverse oder das Sozialkreditsystem
die Rettung? Höchste Zeit, den Symptomen dieses Umbruchs nachzuspüren,
über ihre offensichtliche Bedeutung hinaus hin zu ihren geheimsten
Plänen. Roberto Simanowski, geboren 1963, ist Kultur- und Medienwissenschaftler
und seit 2020 Distinguished Fellow of Global Literary Studies im Excellence-Cluster
“Temporal Communities” an der Freien Universität Berlin. Für
sein Buch “Todesalgorithmus. Das Dilemma der künstlichen Intelligenz”
wurde er 2020 mit dem Tractatus-Preis ausgezeichnet.
Jacques Derrida
Denken heißt Nein sagen
144 S., br., € 23,00
978-3-7092-0557-0
Der Titel „Denken heißt Nein
sagen“ greift einen Satz des Philosophen Alain (1868–1951) auf. Er bildet
Ausgangspunkt und Zentrum der vier Sitzungen einer gleichnamigen Vorlesung,
die Jacques Derrida im Studienjahr 1960–1961 als Assistent für Allgemeine
Philosophie und Logik an der Sorbonne gehalten hat. Ausgehend
von der Frage „Was ist Denken?“ und einer Analyse des Ja Nein als Ur-Frage
des Denk-Akts folgt eine grundlegende Untersuchung des Verhältnisses
von „Bejahung“ und „Negation“, „Glauben“ und „Nichtglauben“, „Leichtgläubigkeit“
und „authentischem Denken“. Die Lektüre
des titelgebenden Satzes wird dabei auch in einen breiten Kontext von Descartes
über Husserl, Bergson und Heidegger bis Sartre eingebettet. Die Spannung
zwischen den zwei „kleinen Wörtern“ Ja und Nein, die einen Grundmechanismus
der später so genannten „Dekonstruktion“ darstellt, bietet Derrida
zudem immer wieder Anlass, das aktuell vollzogene Lehren von Philosophie
selbst zu hinterfragen.
Pierre Klossowski
Sade – mein Nächster
2., überarbeitete Auflage
176 S., br., € 27,00
978-3-7092-0571-6
Klosswoski liest Sade im Lichte
der Französischen Revolution, die in der Hinrichtung des Königs
zugleich die symbolische Tötung Gottes vollzieht. Dieser
unvorstellbare Mord kann nur eine ebenso unvorstellbare Konsequenz haben:
die Heraufkunft des integralen Menschen. In verzweifelten Versuchen, die
radikale Zerstörung von Gott, Natur und Umwelt zu legitimieren, streben
Sades Protagonisten nach einem Begriff uneingeschränkter Freiheit.
Klossowskis Sade-Lektüre ist eine philosophische Auseinandersetzung
mit der Abwesenheit Gottes, die sich dem Atheisten in Gestalt undurchdringlicher,
vernunftwidriger Kräfte entgegenstellt. Dabei erweist sich Sades vorgeblicher
Atheismus als Maske, unter der sich manichäische und gnostische Motive
verbergen.
Als erster großer Aufklärungskritiker
hält Sade der atheistischen Rationalität den Spiegel vor, indem
er zeigt, dass in ihr monotheistische Normen weiterleben.
Christoph Paret
Wer hat Angst vorm alten weißen Mann?
Maren Ades Rendezvous mit Alain Badiou
173 S., br., € 18,00
978-3-7092-0565-5
Wird der herkömmliche Unterschied
der Geschlechter einmal irrelevant geworden sein? Vielleicht, so Badiou,
aber nur, weil es eine neue Geschlechterdifferenz geben wird. Zukünftig
werden Männer ewig juvenile Clowns sein, Frauen dagegen hyperrealistische
Erwachsene, die ihre aufsässige Phase immer schon übersprungen
haben. Wie hat man es sich vorzustellen,
dass die Frauenfrage verschwindet, die Männlichkeit aber eine offene
Frage bleibt? Christoph Paret unternimmt einen Streifzug durch festgefahrene
Gender-Debatten, deren Beteiligte in vertauschten Rollen agieren, und fragt:
Hat die Moderne alle (Geschlechter-)Initiationen hinter sich, oder ist
sie eine einzige permanente Initiation? Können wir uns Nacktheit jenseits
der Sexualität vorstellen? Dabei stammt die
hellsichtigste Reflexion der neuen Geschlechterdifferenz von Maren Ade,
die einen alten weißen Mann mit der die Mission betraut, aus ihren
Sackgassen hinauszuführen: Toni
Erdmann.
Alain Badiou / Barbara
Cassin
Der Platoniker und die Sophistin
Geschlechterrollen in der Philosophie
184 S., br., € 28,00
978-3-7092-0554-9
Alain Badiou ist (mehr oder minder)
Platoniker, Barbara Cassin (mehr oder minder) Sophistin. Aber hat die Wahl
ihrer philosophischen Positionen etwas mit ihrem Geschlecht zu tun? Und
welche Rolle spielt die Geschlechterdifferenz überhaupt in der Philosophie?
Am Anfang dieses ungewöhnlichen Buchprojektes steht ein Briefwechsel,
der die gegensätzlichen Standpunkte der beiden Philosoph:innen zunächst
in einer ungezwungenen und verspielten Form auslotet. Dem folgt ein
gemeinsames Seminar an der Johns Hopkins University, bei dem Cassin und
Badiou ihre jeweiligen Interpretationen des parmenidischen Lehrgedichtes
Über die Natur mit einander konfrontieren, das als einer der Grundsteine
der westlichen Philosophietradition gilt. Eine
kontroverse Diskussion des Geschlechterverhältnisses bildet schließlich
den Kulminationspunkt dieses freundschaftlichen Schlagabtausches, bei dem
auch eine zentrale Gemeinsamkeit zutage tritt: die Liebe zur griechischen
Philosophie.
Maria Bussmann / Sven Jürgensen
Schwarz und Weiß sind keine Farben
Wie rassistisch ist die Philosophie?
192 S., br., € 26,00
978-3-7092-0568-6
Ein ungeheurer Vorwurf steht im
Raum und zieht sich durch die philosophischen Debatten: Kant
und Hegel seien Rassisten gewesen. Der
Vorwurf kontaminiert ihre philosophischen Systeme, erschüttert ihre
Prinzipien und wirft einen Schatten, der zurückreicht bis in die Philosophie
der griechischen Antike. Ist es überhaupt noch möglich, die Philosophie
von diesem Vorwurf zu lösen, oder müssen wir ertragen, dass der
Rassismus zum Erbe ihrer Geschichte gehört? Aber wie können wir
etwa Kant begegnen, wenn an seinem aufklärerischen Werk die Aufklärung
bereits versagt? Und wie Hegel lesen, wenn sich seine Vernunft aus einem
eurozentristischen Rassismus entfalten sollte? Und wie begegnen wir den
Werken Platons und Aristoteles’? Können und dürfen
wir diese Werke lesen, wenn sie kein antirassistisches Medikament verabreichen,
sondern eher rassistisches Gift? Begleitet von den kommentierenden Zeichnungen
Maria Bussmanns bahnt sich Sven Jürgensen einen Weg durch die hitzige
Debatte.
Hélène Cixous
Wir trotzen den Vorzeichen
160 S., br., € 24,00
978-3-7092-0555-6
„Meine Bücher sind Städte,
in denen die Märchentoten ihre Bleibe haben. Alle meine Dichter sind
tot. All die Toten leben fort in jenen Städten, die sie gestern besungen
und bezaubert haben, sage ich. Gespenster? Sagt meine Tochter. Hüter
der Zeit, sage ich.“
Dieses Buch ist ein Gedächtnisspaziergang,
dem ein Zitat Hamlets – Wir trotzen den Vorzeichen: We
defy augury (Hamlet, V, 2) – seinen Namen
gibt. Ihr ganzes geheimes Lieben und Leben lang haben die Liebenden den
Vorzeichen getrotzt, und es lässt sich nicht entscheiden, ob sie es
wissentlich getan haben oder nicht. Wie auch hätten sie die vielen
Vorzeichen erkennen und deuten können, die ihnen das Schicksal beispielsweise
damals zugespielt hat, als sie, in nächster Nähe zu Heaven, im
Restaurant in der 107. Etage der Twin Towers zu Tische saßen? Und
dennoch, sagt das Buch, scheint Isaac immer schon geahnt zu haben, was
später dann uns allen zugestoßen ist … Es wird darum gehen,
die Vorzeichen jetzt zu lesen, jetzt, wo
die Twin Towers nicht mehr sind und der
ewige Geliebte tot ist. Dabei entsteht aber keine Klage, sondern eine Art
hohes
Lied auf das Leben als immer neu sich erfindender Widerstand gegen jene
Mächte, die es auslöschen wollen.
Hélène Cixous
Wohlverwahrte Ruinen
160 S., br., € 24,00
978-3-7092-0556-3
Hélène Cixous
führt ihre Leser:innen in diesem Buch noch einmal nach Osnabrück,
in die Geburtsstadt ihrer Mutter Eve. Dabei verwebt sich das Schicksal
Eves mit den Hexen- und Judenverfolgungen, die dort stattgefunden haben.
So wie die Schreibende im Herzen Osnabrücks auf die wohlverwahrten
Ruinen der ermordeten Synagoge stößt, in ein säuberliches
Mahnmal hinter Gittern geschlichtet, so stößt sie auf ein ordentlich
gehaltenes Inventar von Eves Leben, gut verstaut in einem großen
schwarzen Koffer. Dieses Inventar beschwört die Ruinen von Eves Leben
als Hebamme in Algerien herauf. Als Jüdin floh sie aus Osnabrück,
lange bevor die Nazis deutschlandweit die Macht ergriffen. Als Hebamme,
als Frau und also Hexe floh sie 1971 mit ihrem Leben in einem schwarzen
Koffer aus Algerien, ohne den Verfolgern die Zeit zu lassen, sie ein zweites
Mal anzuklagen und einzusperren. Ein Buch, das zu verhindern versucht,
dass das Lesen an den sauberen weißen Gebeinen der Ruinen abgleitet.
Félix Guattari
Die drei Ökologien
5. Aufl.
80 S., br., € 12,00
978-3-7092-0569-3
Mit Guattari schreiten wir die
Entdeckung ab, dass sich das Dasein des Menschen nicht nur auf die leiblich-materielle
Sphäre beschränkt, sondern darüber hinaus eine soziale und
eine mentale Ökologie zu pflegen wären: Der Organismus unserer
Beziehungsformen zum Ich und zum Du bedarf selbst der Einsichtnahme, damit
der Mensch, ohne sich in Machtspielen aufzureiben, zu einer ihm adäquaten
Ordnung gelangt. Im Ineinandergreifen von Rhizom und Singularität
ordnet der Autor die Möglichkeiten der Partizipation nach drei Bereichen,
die eine Nähe zu den Begriffen Leib, Seele und Geist aufweisen. Der
aristotelisch-thomistischen Tradition entzieht sich Guattari dabei insofern,
als er sie nicht in bloßen Abstraktionen durchkonjugiert, sondern
in modern-diskursiver Weise aus dem Mitmenschlichen entwickelt.
Volkmar Mühleis
Abschied ist ein langes Wort
80 S., br., € 12,00
978-3-7092-0563-1
In seiner autobiographischen Erzählung
Abschied ist ein langes Wort taucht Volkmar Mühleis in drei Lebensgeschichten
ein, die unversehens vom Krebs
überschattet werden. Erinnerungen aus der Kindheit, an die Erkrankung
der eigenen Tante durchdringen sich mit Erlebnissen in der Partnerschaft,
im Freundeskreis. Familien werden auf die Probe gestellt, die Überforderung
der Erwachsenen steht den Kindern ins Gesicht geschrieben. Dieses Buch
geht über das Verständliche und Machbare von Diagnose und Therapie
hinaus, um mit den Mitteln der Literatur die Ränder des Erlebens abzutasten
und imaginär, poetisch den Widerhall der Trauer nachklingen zu lassen,
die Augenblicke der Freude und die Angst umeinander. Es ist ein
Memento mori und zugleich ein Gedenken
des Lebens – der Versuch, sich eindringlich, knapp einzuschreiben in den
Riss, der fortan den Alltag durchzieht, die Suche nach Worten.
Eberhard Geisler
Musikalisches Opfer
240 S., br., € 29,00
978-3-7092-0561-7
Als Verteidigung seines Schaffens
gegenüber Friedrich II. entstanden, ist Bachs Werk BWV 1079 berühmt
geworden und dabei höchst enigmatisch geblieben. Das Buch zeichnet
den Freiheitswillen des Komponisten nach, der ihn auch zu einem Vorbild
der Avantgarde machen würde: Anton von Webern sollte das Werk aufgreifen,
ebenso Sofia Gubaidulina und andere, die es inmitten der kriegerischen
Konfrontationen des 20. Jahrhunderts als Zeugnis einer allseits versöhnenden
Spiritualität verstanden.
Bach hatte seinerzeit das Projekt
entworfen, die Aufklärung durch einen an der christlichen Überlieferung
orientierten Universalismus zu überwinden, und damit nicht nur Ideen
von Philosophen wie Hamann oder Schelling vorweggenommen, sondern auch
ein Kunstverständnis von erneuter Aktualität begründet.
Peter Palme
RGB
80 S., br., € 11,00
978-3-7092-0564-8
Nicht in ihrem ungeheuren Reichtum
an Bildern oder deren Motiven zeigt die Gegenwart ihr wahres Gesicht, sondern
in der Unersättlichkeit ihres Blickes. Es gilt ihren Schautrieb freizulegen
und ihm seine Befriedigung zu verweigern, damit die Wünsche, die aus
ihm sprechen, selbst anfangen zu imaginieren. RGB
– das ist der lyrische Versuch, im Dunkeln sehen zu lernen,
der Versuch, dem aus dem Rahmen der Gesellschaft und ihrem Selbstbild Verdrängten
nachzuspüren, das selbst in Form von Metapher, Metonymie und Ironie
zu uns spricht. Poesie, die weder die Entzauberung der Welt beklagt noch
deren Wiederverzauberung zuarbeitet, sondern die poetischen Dimensionen
aufzeigt, die in den neuen Medien, den virtuellen Welten, den politischen
Konflikten und wissenschaftlichen Entdeckungen der Gegenwart selbst liegen.
Hellmut Flashar
Hellenistische Philosophie
144 S., br., € 17,00
2. überarbeitete Auflage
978-3-7092-0570-9
Mit Platon und Aristoteles erreichte
die griechische Philosophie ihren vorläufigen Höhepunkt. Erst
im Zeitalter des Hellenismus erhält die Philosophie durch die fast
gleichzeitig in Athen gegründeten Philosophenschulen der Stoiker
und Epikureer neue Impulse
die ein enormes Innovationspotential entfalten. Beide Schulen entwerfen
ein komplettes philosophisches System mit Naturlehre, Erkenntnistheorie
und Ethik, verfolgen jedoch ganz unterschiedliche Ziele: während die
Stoiker dem Gemeinwesen zugetan sind und die Bedeutung der Pflicht hervorheben,
ziehen sich die Epikureer aus der Politik zurück und stellen die Lust
ins Zentrum ihrer Lehre. Angereichert durch Kynismus und Skeptizismus wird
die hellenistische Philosophie in der Folge nicht nur zum primären
Gegenstand der philosophischen Auseinandersetzung bei den Römern und
im frühen Christentum, sondern ist bis heute ein viel diskutierter
und rezipierter Bereich des abendländischen Denkens.
„Judith Butler ist die kreativste und mutigste Sozialtheoretikerin,
die heute schreibt.“ – Cornel West
Judith Butler /Frédéric
Worms
Unmögliches Leben
96 S., br., € 15,00
978-3-7092-0541-9
Judith Butler und Frédéric
Worms diskutieren über die sozialen und psychischen Grundbedingungen
eines würdevollen Lebens. Sie analysieren die widersprüchlichen
Tendenzen zwischen dem Begehren zu leben und der Möglichkeit des Todes,
zwischen den vitalen Kräften des Lebens und den oft untragbaren politischen
Verhältnissen unserer Zeit: Dem Problem des prekären, gefährdeten
Lebens kommt in Judith Butlers Werk eine zentrale Stellung zu. Dabei wird
es stets im Zusammenhang mit den sozialen, diskursiven und geschlechtlichen
Normen verhandelt, die das menschliche Leben bis in seine intimsten Facetten
prägen und die für abweichende Körper und Lebensformen mitunter
tödlich sein können. Auch Frédéric Worms berührt
mit seinen Überlegungen zum kritischen Vitalismus, zu Fürsorge
und Care-Arbeit aktuelle gesellschaftliche Debatten, sei es zur Bewältigung
der Covid-19-Pandemie oder zum politischen Umgang mit Geflüchteten.
In diesem Band erkunden die beiden Philosophen die Aporien und Ambivalenzen
in ihrer Erörterung der Fragen: Was
ist ein erträgliches Leben? Unter
welchen Umständen lässt sich ein Leben (nicht mehr) aufrechterhalten?
Wann wird ein gefährdetes Leben unmöglich?
Geoffroy de Lagasnerie
Der Ausweg aus unserer politischen Ohnmacht
112 S., br., € 17,00
978-3-7092-0543-3
In seinem neuen Buch Der Ausweg
aus unserer politischen Ohnmacht unterzieht Geoffroy de Lagasnerie die
Praktiken progressiver sozialer Bewegungen einer scharfen Kritik und wirft
dabei so provokante wie unbequeme Fragen auf: Ist eine Demonstration eine
effektive Protestform, oder dient sie in erster Linie der Selbstdarstellung?
Geht es wirklich darum, etwas zu verändern, oder vielmehr um das Selfie,
das man anschließend von sich postet, um sich in den sozialen Netzwerken
in Szene zu setzen? Lagasneries umfassende
Analyse zeigt auf, dass wir traditionelle Protestformen radikal hinterfragen
und ein neues Verständnis von sozialem und politischem Aktivismus
schaffen müssen. Nur dann kann die
Linke ihre politische Ohnmacht überwinden und wieder zu einer prägenden
gesellschaftlichen Kraft werden.
Francoise Verges
Eine feministische Theorie der Gewalt
168 S., br., € 25,00
978-3-7092-0542-6
Die Antwort auf sexualisierte Gewalt
gegen Frauen besteht oft in der Ausweitung strafrechtlicher Maßnahmen
gegen Männer. Verges zeigt auf, wie diese Maßnahmen rassistische,
klassistische und sexistische Gewalt fortschreiben. Sie zeichnet ein komplexes
Bild patriarchaler Gewalt und ruft auf zu einem Feminismus, der sich dem
staatlichen Sicherheitsparadigma widersetzt. Gleichberechtigung hat es
auf die Agenda liberaler westlicher Demokratien geschafft: Staatliche Instrumente
wurden eigens geschaffen, um gegen geschlechterbasierte Diskriminierung
vorzugehen und Frauen vor sexualisierten Übergriffen zu schützten.
Gleichzeitig nutzen dieselben Staaten systematisch sexualisierte Gewalt
als Mittel der Kriegsführung, profitieren von der Ausbeutung rassifizierter
Frauen im Niedriglohnsektor und gehen mitunter gewaltvoll gegen antikapitalistische
feministische Proteste vor. Francoise Verges
zeigt nicht nur auf, wie stark die vermeintlich progressiven staatlichen
Sicherheitsmaßnahmen von patriarchaler, rassistischer und kapitalistischer
Gewalt durchzogen sind. Sie skizziert
auch eine alternative dekoloniale und feministische Politik jenseits der
Ausweitung strafrechtlicher Institutionen.
André Markowicz
Könnte die Ukraine Russland
befreien?
64 S., br., € 10,00
978-3-7092-0539-6
Könnte ein Scheitern Russlands
im Krieg gegen die Ukraine endlich eine nachhaltige Erneuerung Russlands
herbeiführen? André Markowicz beleuchtet die gesellschaftlichen
und kulturellen Entwicklungen, die nach dem Fall der UdSSR den Aufstieg
des Systems Putin ermöglicht und so den aktuellen Krieg vorbereitet
haben. In diesem kurzen, aus Anlass des russischen Angriffskriegs auf die
Ukraine verfassten Band setzt sich der Schriftsteller und Russlandkenner
André Markowicz mit den geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründen
der Entwicklung Russlands nach dem Zerfall der UdSSR auseinander, mit dem
moralischen Zustand des Landes und seinen historischen Komplexen, die letztlich
zur autokratischen Herrschaft Putins und zum Überfall auf die Ukraine
geführt haben. Mit Blick auf die russische Literatur und Kulturgeschichte
zeigt er, dass die Gewalt der Machthabenden gegen das eigene Volk, insbesondere
gegen Dichter und Intellektuelle, in Russland eine lange Tradition hat,
die bis heute fortwirkt. Doch Markowicz ist optimistisch: Ein
Sieg der Ukraine könnte ein Zeichen setzen für Demokratie und
Menschwürde und womöglich auch Russland aus der Spirale der Gewalt
befreien. André Markowicz,
1960 in Prag geboren, lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Frankreich.
Er hat einige der wichtigsten Werke Puschkins, Tschechows, Dostojewskis
und Bulgakows ins Französische übertragen.
Hélène Cixous, Cécile Wajsbrot
Eine deutsche Autobiographie
2. Auflage
112 S., br., € 16,–
978-3-7092-0550-1
Hélène Cixous, die
ihre Kindheit in Algerien verbrachte, wuchs mit dem Deutsch ihrer Mutter
und ihrer Großmutter auf – Sprache der Vertrautesten, Sprache von
Geflüchteten, deren Kenntnis jedoch, einmal in der Schule, von der
Deutschlehrerin angefochten wird. Die in Frankreich aufgewachsene Cécile
Wajsbrot lernte Deutsch in der Schule, um das Jiddisch zu verstehen, das
ihre Großmutter sprach. Unhintergehbare Mehrsprachigkeit, Sein zwischen
den Sprachen und mit den Sprachen: Am Schnittpunkt von persönlichem
und literarischem Zeugnis denken die beiden Autorinnen hier mit den vielsprachigen
Stimmen ihrer Familien und der Literatur über Einschreibungen des
Vergangenen in die Gegenwart nach, über den Umgang Frankreichs und
Deutschlands mit der Geschichte, über vergangenen und drohenden Verlust.
Sie geben ein anschauliches Beispiel dafür, wie das literarische Erinnern
auf die Gegenwart antworten und diese auf eine Weise gedacht werden kann,
dass sie ihre Verantwortung für die Zukunft wahrnimmt.
Jacques Derrida
Randgänge der Philosophie
2. Auflage
424 S., br., € 59,–
978-3-7092-0549-5
Mit der neuen Auflage der Randgänge
der Philosophie ist eines der grundlegenden Werke Jacques Derridas nun
endlich wieder erhältlich. Neben zwei wichtigen Texten zu Heidegger
enthält dieser Band die Schlüsseltexte zur différance,
einem der wichtigsten Begriffe Derridas. Nicht nur die Einführung
in die Semiologie Hegels, auch drei weitere Texte zur Linguistik und zum
Verhältnis von Linguistik und Philosophie, sowie „Die weiße
Mythologie“ – eine Schrift über die Metapher im philosophischen Text
– sowie Derridas Vortrag über Paul Valéry finden in dieser
Sammlung ihren Platz. Insbesondere mit Blick auf das Erstarken autoritärer
Strukturen und autokratischer Systeme weltweit kann Derridas Philosophie
der Dekonstruktion, die die Lehren aus den Erfahrungen mit den Diktaturen
des 20. Jahrhunderts gezogen hat, heute abermals wichtige kritische Impulse
liefern, um totalitären Ideologien und Politikformen entschlossen
entgegenzutreten.
Eberhard Geisler
Wagner hören
Versuch einer Wiederaufnahme der Schrift
224 S., br., € 27,00
978-3-7092-0544-0
Die Diskussionen um Richard Wagners
Werk reißen nicht ab. Neuinszenierungen versuchen zwanghaft, seine
Aktualität hervorzukehren, zugleich stellen die antisemitischen Äußerungen
des Komponisten noch immer einen Hemmschuh für seine Rezeption dar.
Dieses Buch folgt den Einsichten der neueren Hermeneutik, lässt die
Frage der Intention in den Hintergrund treten und durch bislang unbeachtete
Kontexte Wagners Werk in neuem Licht erscheinen. Zudem wird nach Wagners
Verhältnis zu sprachlichem Ausdruck gefragt. Der Komponist hatte sich
der Musik aus Sprachnot zugewandt und in ihr Unvergleichliches geschaffen,
lädt uns heute jedoch zu einer Wiederaufnahme des Wortes ein. Seine
Kritik des Patriarchats, die sich in einem „weiblichen“ Verständnis
von Kunst äußert, gehört in denselben Zusammenhang. Walter
Benjamin, der gegenüber Adorno seine Bewunderung für Wagner hatte
verschweigen müssen, lieferte mit seiner zum Fortschrittsdenken querstehenden
Idee einer Darstellung von Vergangenem eine der wesentlichen Anregungen
für dieses Buch.
Christopher A. Nixon
Den Blick erwidern
Epiphanie und Ästhetik postkolonial
400 S., br., € 49,00
978-3-7092-0547-1
Menschen in ihrem unverfügbaren
Anderssein anzuerkennen, bedeutet zu begehren und die Grenzen unseres Verstehens
zu akzeptieren. Dazu befähigen uns ästhetische Objekte, denn
sie bleiben etwas Rätselhaftes, dem mit Worten nicht beizukommen ist.
Sie erschüttern. Das heute zum Selbsterhalt ermahnte moderne Subjekt
erleidet dadurch einen radikalen und transformativen Selbstmächtigkeitsverlust.
Das Ästhetische trägt die Spuren des unermesslichen historischen
Leids, und seine Dissonanz zerstört das selbstbezogene bürgerliche
Glück. Heute machen postkoloniale, queere und Schwarze Ästhetiken
ansonsten marginalisierte Lebensrealitäten selbstbewusst sichtbar
und irritieren das hegemoniale (eurozentrische) Kunstverständnis.
Christopher A. Nixon zeichnet diese Transformation fächerübergreifend
nach und macht dabei deutlich, dass eine bessere Welt ohne ästhetische
Erfahrung und Praxis ein Traum bleiben wird.
Stefan Heyer
Form und Struktur
Sonette
88 S., br., € 11,00
978-3-7092-0545-7
Die Welt scheint aus den Fugen
geraten, das Tohuwabohu gewinnt die Überhand, große Utopien
sind längst vergangen, Dystopien schwer in Mode. Form und Struktur
setzt Stefan Heyer gegen das drohende Chaos, mit seinen Sonetten kämpft
er gegen das dunkle Meer und die finstere Ödnis. In seinen Gedichten
wird Dantes Hölle besucht, werden weiße Leinwände betrachtet,
Differenzen aufgerissen, Irrfahrten über das Meer unternommen. In
Auseinandersetzung mit Literatur, Kunst, Philosophie wird Halt gesucht,
der Hoffnung nachgejagt, dem Gesang der Sirenen nachgespürt. Zwischen
kahlen Bäumen und gähnenden Nachteulen spannt Stefan Heyer in
seinen Gedichten seine Fäden, zieht Planken und baut Brücken.
Götz Wienold
Hasardeure
Zwei Stücke
176 S., br., € 21,00
978-3-7092-0548-8
Hasardeure machen hohe Einsätze,
ihr Gegenspieler ist der Zufall. Ein Tag aus dem deutschen Widerstand:
Stauffenberg und andere Militärs versuchen, Hitler zu beseitigen.
Aber ihre Rechnung geht nicht auf. Die gefährliche geistige und politische
Beziehungswelt dieser Männer gerät ins Zwielicht. Sie stranden
in Sackgassen des Zufalls. Die Hoffnungslosigkeit des 20. Juli wird während
eines Billardspiels vorweggenommen. Ein engagiert pazifistischer Text und
für vieles, das heute auf dem Spiel steht, von großer Aktualität.Schule
des Glücks: Ein Stück, das von Terror und Gegenterror und der
Schwierigkeit handelt, sie voneinander zu unterscheiden. „Leuchtturm der
Freiheit“ tritt gegen „Risiko Zero“ an, Gegenterror verleitet selbst zu
Terror. Alle vertun sich, weil sie die Gegner falsch einschätzen.
Freude und Glück ist, für die Wahrheit zu leben. In diesem Fall
heißt Glück am Ende, für die Wahrheit zu sterben.
Stefan W. Schmidt
Nostalgie oder der flüchtige Duft der Heimat
88 S., br., € 11,00
978-3-7092-0546-4
Heimstätten sind Orte, an
denen die Welt vertraut wird. Erst an bestimmten Orten wird Heimat konkret,
und da diese Orte steter Veränderung unterworfen sind, sind auch unsere
Heimstätten vom Verlust bedroht. Die Nostalgie stützt sich wesentlich
auf das Gedächtnis. Doch das Gedächtnis dient dabei weder der
Orientierung in der Gegenwart noch der Planung der Zukunft, sondern wird
ganz von der Vergangenheit vereinnahmt. Der Nostalgiker verliert die Fähigkeit,
seine Zukunft an einem Ort zu gestalten. Er wird zum imaginativen Spurenleser
vergangener Heimstätten. Dazu bedient er sich nicht nur episodischer
Erinnerungen an Erlebnisse, sondern auch des Leibgedächtnisses, das
jene Spuren beinhaltet, die vergangene Orte in unseren Körpern hinterlassen
haben.
Jacques Derrida
Limited Inc.
2.Auflage
264 S., br., € 36,00
978-3-7092-0489-4
Es geht in dieser Debatte um Fragen
der Interpretation und der Tradition der Sprechakttheorie, um die Missverständnisse
zwischen dem sogenannten kontinentalen und dem anglo-amerikanischen Denken.
Es geht um die Rezeption von Dekonstruktion in den USA, um die Beziehungen
zwischen Geschriebenem und Gesprochenem, um die Unterscheidung von fiktiver
und nicht-fiktiver Sprache und um die Unbestimmtheit (Unbestimmbarkeit)
in der Textinterpretation. Dabei werden auch große klassische Fragen,
wie die Möglichkeit einer Philosophie oder Wissenschaft der Sprache,
die Möglichkeit der Bedeutung, der Referenz und der Wahrheit, aber
auch der Ethik und der Politik thematisiert. Dieser Text ist Teil einer
internationalen Debatte, deren Aus- und Nachwirkungen sowohl in der Philosophie
als auch in der Literaturwissenschaft bis heute spürbar sind.
Ukraine mon amour
Stimmen einer freien Nation
Herausgegeben von Ganna Gnedkova
184 S., br., € 23,00
9783709205334
Kurz nach der Revolution auf dem
Euromaidan 2013/2014 annektierte die Russische Föderation unter Wladimir
Putin die Krim. Seither befindet sich die Ukraine im Kriegszustand. Dieser
Band versammelt Essays ukrainischer Intellektueller, die die politische
und gesellschaftliche Entwicklung ihres Landes von 2013 bis heute analysieren.
Der Krieg in der Ukraine ist in aller Munde. Es ist Zeit, der Ukraine selbst
eine Stimme zu geben. Nach Jahrhunderten des Kampfes um ihre Unabhängigkeit
und Souveränität wurde die Ukraine 1991 endlich wieder ein freies
Land. Doch seit ihrer Unabhängigkeit versucht das imperialistische
Russland, die Ukraine wieder zu kolonialisieren. Ukraine mon amour ist
eine essayistische Chronik des russischukrainischen Krieges, der in Wahrheit
bereits acht Jahre andauert. Die Essays dieses Bandes, die von Ende 2013
bis Anfang 2022 verfasst wurden, sind ein Spiegel des Kampfes der Ukraine
gegen Fremdherrschaft und Okkupation. Es
sind die Stimmen der Ukraine, keine Stimmen über die Ukraine.
Das Buch präsentiert Texte aus der Zeit nach dem russischen Überfall
auf die Krim und spiegelt die Auseinandersetzung prominenter ukrainischer
Schriftsteller und Intellektueller mit der daraus entstandenen Situation
sowie mit grundsätzlichen Fragen unserer gesellschaftlichen Orientierung.
Basil Kerski
Solidarnocz,
Solidarität,
Europa
128 S., br., € 15,30
978-3-7092-0414-6
In Polen wird ein Streit über
die Geschichte des 20. Jahrhunderts geführt, der zugleich ein Streit
um die Zukunft der Demokratie ist. Es ist ein Konflikt um die Deutung der
europäischen Geschichte mit Folgen für die Zukunft Europas.
Basil Kerski beschreibt den
Konflikt um die europäische Geschichte in Polen.
Auch auf europäischer Ebene entscheiden wir mit der Deutung der Geschichte
über die Zukunft des Kontinents. Europas politische Integration erschweren
zum einen Defizite im Wissen um demokratische Traditionen, zum anderen
das Fehlen einer europäischen Erzählung, die alle Teile des Kontinents
umfasst. Im Westen Europas dominiert immer noch das Narrativ einer europäischen
Integration der unmittelbaren Nachkriegszeit. Die Kulturen und Zivilgesellschaften
des östlichen Europas, die zu den Revolutionen von 1989 geführt
haben, sind in der europäischen Erzählung kaum präsent.
Ohne ein Bewusstsein über die demokratische und antinationalistische
Vergangenheit Europas, warnt Basil Kerski, wird weder eine demokratische
noch eine europäische Zukunft möglich sein.
Sabine Hark, Johanna Hofbauer
Die ungleiche Universität
Diversität, Exzellenz und Anti-Diskriminierung
176 S., br., € 23,00
978-3-7092-0509-9
Anhaltende Ungleichheit unter
Studierenden, Zugangsbarrieren für Professuren, wachsende Prekarisierung
beim akademischen Nachwuchs: Universitäten stehen in der Dauerkritik
- trotz wissenschaftspolitischer und hochschulreformerischer Maßnahmen
oder gerade deswegen? Universitäten sind mehr als Einrichtungen
für Bildung und Forschung. Gesellschaftspolitisch tragen sie auch
Verantwortung für die Förderung von sozialer Gerechtigkeit und
sozialinklusiven Strukturen. Aktuelle Hochschulreformen haben den Universitätsleitungen
mehr Gestaltungsmacht verliehen. Dennoch kommt die Gleichstellung nur schleppend
voran, und Anti-Diskriminierungs maßnahmen reichen nicht aus, um
Universitäten nachhaltig sozial und kulturell zu öffnen. Gründe
dafür sind neben etablierten Machtstrukturen die im Rahmen wissenschaftspolitischer
und hochschulreformerischer Anstrengungen vorangetriebenen Entwicklungen
wie Exzellenzpolitiken, Wettbewerbsorientierung und die Deregulierung von
Beschäftigung. Diese Entwicklungen tragen zu einer Zuspitzung des
Kampfs um gute Arbeit und berufliche Perspektiven an Universitäten
bei. Hierbei sind wieder lene Gruppen im Nachteil, die seit jeher deutlich
unterrepräsentiert waren.
Das Buch nimmt auf diese Entwicklungen
Bezug und führt in aktuelle hochschulbezogene Debatten zu Sexismus,
Klassismus und Rassismus ein. Sabine Hark
lehrt
Gender Studies an der Technischen Universität Berlin und leitet dort
das Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung
und Johanna Hofbauer ist am Institut für Soziologie und am
Forschungsinstitut Economics of Inequality der Wirtschaftsuniversität
Wien tätig.
Lothar Zechlin
Die gemanagte Universität
Führung in einer institutionalisierten Organisation
120 S., br., € 14,90
978-3-7092-0486-3
Mit der Autonomisierung erhält
die Universität Entscheidungskompetenzen, die früher von der
Ministerialverwaltung wahrgenommen wurden und die sie nun im Wettbewerb
sowie unter Übernahme einer Ergebnisverantwortung eigenständig
ausfüllen muss. Dadurch verändert sich der Modus ihrer internen
Willens- und Entscheidungsbildung. Die jahrhundertelang eingeübten
professoralen Konsensmechanismen im Kollegium und die jüngere Gremiendemokratie
der Statusgruppen werden überlagert durch ein professionelles Wissenschaftsmanagement.
Die lose gekoppelte und durch gemeinsame Werte und Normen zusammengehaltene
Institution entwickelt sich so zu einer planmäßig gestalteten,
zweckorientierten Organisation. Die Universität wird zum Akteur. Dieser
Paradigmenwechsel erzeugt vielfältige und tiefgreifende Spannungen,
die durch Führungsleistungen austariert werden müssen. Führung
trägt aber auch selbst zu diesen Spannungen bei. Zugespitzt formuliert
lässt sich fragen: Steht mit ihr nunmehr der Feind im eigenen Haus?
Eva Barlösius
Die sozialisierte Universität
Ein programmatischer Essay
112 S., br., € 27,00
978-3-7092-0527-3
Je gesellschaftsprägender
die Universität, desto mehr wird sie sozialisiert und entzünden
sich an ihr soziale Auseinandersetzungen – erst wenn beides zusammentrifft,
befinden wir uns in einer Wissensgesellschaft. Keine andere Institution
steht für die Wissensgesellschaft so wie die Universität: Sie
ist ihr gesellschaftsprägender Dreh- und Angelpunkt, stellt doch Hochschulbildung
mittlerweile in vielen Ländern den Normalbildungsstandard dar. Die
Universität erbringt für Politik, Wirtschaft, Recht und alle
anderen Felder Leistungen, ohne die diese nicht mehr auskommen: wissenschaftliche
Expertise, Innovationen, gerichtsfestes Wissen und vieles mehr. Auf diese
Weise wirkt sie in diesen Feldern mit und wird von ihnen sozialisiert.
Damit geht einher, dass sie in wachsendem Maße kritisiert und zunehmend
grundsätzlich angegriffen wird: Die
Geltung und Nützlichkeit wissenschaftlichen Wissens wird bestritten
und Hochschulbildung als „Elitenprojekt“ skandalisiert.
Dies mag verstörend sein, aber auch darin beweist sich die immens
gestiegene gesellschaftliche Bedeutsamkeit der Universität.
Alain Badiou
Theorie des Bösen, Theorie
der Liebe
Seminar 1990–1991
192 S., br., € 25,60
978-3-7092-0471-9
In diesem Text gibt Alain Badiou
eine Einführung in zwei essenzielle Bereiche seiner Theorie. Dabei
versucht er, die ontologischen Innovationen seines Hauptwerks Das Sein
und das Ereignis anhand konkreter Lebenssituationen zu verdeutlichen. Im
Zentrum stehen zwei gegensätzliche Figuren, die sich beide im Umfeld
der zentralen Frage nach den Wahrheiten verorten. Das radikale Böse
verbirgt sich für Badiou gerade in der Negation der universellen Wahrheiten,
in einem egoistischen Leben, das sich nur an individuellen Interessen orientiert.
Dem gegenüber steht in Gestalt der Liebe ein Lebensmodus zu zweit,
bei dem die Welt durch eine Begegnung mit dem anderen erfahren und so auf
neuartige Weise erlebt wird. Als eine der vier Formen der Wahrheitsproduktion
bildet die Liebe zugleich eine der wesentlichen Bedingungen der Philosophie.
Passagen
Gespräch: 20.06.2022
Frédéric Gros
Ungehorsam
216 S., br., € 32,00
978-3-7092-0500-6
Frédéric Gros ist
in Frankreich Herausgeber der Werke Michel Foucaults und mit dessen Arbeit
eng vertraut. In seinem Buch stellt er
die Frage, warum uns der Ungehorsam selbst angesichts der größten
Ungerechtigkeiten so schwer fällt. Ungehorsam
bedeutet, gegen den Strom zu schwimmen. Philosophie und Denken sind grundsätzlich
ungehorsam, denn sie zwingen uns, unsere Gewissheiten und die gesellschaftlichen
Konventionen immer wieder zu hinterfragen. Gros' Schlussfolgerung ist klar:
Mit Blick auf gesellschaftliche Ungleichheit und den Klimawandel haben
wir als mündige Bürger*innen eine Pflicht zum Ungehorsam.
Hélène Cixous
Algériance
Dekonstruktion des Kolonialen
152 S., br., € 21,00
978-3-7092-0519-8
“ Es ist, als gäbe es etwas,
das stärker ist als Krieg, Verdrängung, Vergessen, Ressentiment,
als das Jahrhundert des Missverstehens, etwas, das sanfter, älter,
körperlicher und freier ist, eine Kraft, die sich unabhängig
von allem Kampf
übers Eifern, Fordern,
Vorwerfen hinwegsetzt. Ich nenne sie die Algériance.“
Hélène Cixous ist
1937 in Algerien geboren und hat dort ihre Kindheit verbracht. Die Erfahrung
des kolonialen Algerien, des Vichy-Regimes, des Status als Französisch
sprechende Jüdin, als Tochter einer aschkenasischen deutschen Mutter
und eines sephardischen algerischen Vaters reflektiert Cixous seit Jahrzehnten
in ihrem Werk. In zahlreichen Facetten dekonstruieren die Texte dieses
Bandes das koloniale Projekt mit seinen etlichen Ebenen der Unterdrückung.
Sie verbinden Theorie und Autofiktion, Poesie und Philosophie zu einer
besonderen Gattung von literarischer Arbeit am kolonialen Gedächtnis
und seinem Erbe in der Gegenwart. Jenseits von identifikatorischen Aneignungen
entfalten sie ein Schreiben der Relationalität, das in Körpern
und Sprachen denkt. Im Verhältnis von Zeiten, von Tieren, Menschen,
Lebenden und Toten eröffnet es neue Wege und Horizonte: „Als Vergangenheit
haben sie die gewaltlose Zukunft, von der wir gemeinsam träumen.“
Simon Godart
Ad plures ire
Über literarische Antizipation
nach Walter Benjamin
136 S., br., € 18,00
978-3-7092-0523-5
Dass Literatur uns auch über
Jahrhunderte hinweg noch erreicht, ist nicht allein unser Verdienst. Unsere
heutige Rezeption korrespondiert mit einer vergangenen Antizipation, die
in die Texte eingeschrieben ist. Literarische Kommunikation findet zwischen
den Zeiten statt und erzeugt ein Kollektiv, sie spricht zu einem Wir, das
sie vorwegnehmen muss und doch nur erwarten kann.
"‚Ad plures ire‘ hieß bei
den Lateinern sterben“, erinnert uns Walter Benjamin und verhilft dem Euphemismus
zu einem unvorhergesehenen Nachleben. Zu
den Vielen gehen beschönigt nicht mehr den Tod, sondern wird zum Sinnbild
ästhetischer und philologischer Erfahrung. Diese Vielen bilden ein
Kollektiv der Verstorbenen, die sich durch die Schrift noch weiter an uns
wenden, zu uns sprechen und uns erwarten.
Die hier versammelten Essays versuchen, diesem Kollektiv anhand von Ovid,
Montaigne, Lacan und schließlich Benjamin nachzugehen und seine Hartnäckigkeit
zu beschreiben. Die Rezeption korrespondiert mit der literarischen Antizipation,
der – unmöglichen und doch notwendigen – Vorwegnahme der vielen kommenden
Lektüren, die jeder Text mit sich bringt.
Slavoj Žižek
Das erhabene Objekt der Ideologie
2.Auflage
336 S., br., € 42,00
978-3-7092-0512-9
Mit "Das erhabene Objekt der
Ideologie" [The Sublime Object of Ideology] hat Žižek ein Standardwerk
vorgelegt, das weit über die Grenzen der Disziplin hinausweist. In
diesem Werk versucht Slavoj Žižek die Frage zu beantworten, ob und wie
man überhaupt noch von Ideologie sprechen kann. Zum Zeitpunkt der
Veröffentlichung im Jahr 1989 war die Antwort auf diese Frage keineswegs
selbstverständlich: Vielerorts ging man davon aus, dass die Ideologien
an ihr Ende geraten seien. Žižek dagegen vertritt die These, dass ein neues
Vokabular zur Beschreibung moderner ideologischer Phänomene nötig
sei: Nur ein produktiver Austausch von Hegel’scher Dialektik und Lacan’scher
Psychoanalyse könne die subtilen Formen von Ideologie lesbar machen,
die für den modernen Kapitalismus kennzeichnend sind.
........................... |
Slavoj Žižek ist ein slowenischer Philosoph, Forscher
am Institut für Philosophie
der Universität Ljubljana und internationaler Direktor
des Birkbeck Institute for the
Humanities der Universität London. Er ist außerdem
Professor für Philosophie
und Psychoanalyse an der European Graduate School und
Global Distinguished
Professor für Germanistik an der New York University.
Er arbeitet zu Themen
wie Kontinentalphilosophie, Psychoanalyse, Politische
Theorie, Kulturwissenschaft,
Kunstkritik, Filmkritik, Marxismus, Hegelianismus und
Theologie. |
Geoffroy de Lagasnerie
Die unmögliche Kunst
80 S., br., € 12,00
978-3-7092-0518-1
Kann man der Kunst einen intrinsischen
Wert zusprechen? Worin besteht ihre eigentliche gesellschaftliche Bedeutung?
Und warum ist die heutige Kulturpolitik in weiten Teilen fehlgeleitet?
Geoffroy de Lagasnerie stellt konventionelle Ansichten über die Kunst
infrage und skizziert die Umrisse einer oppositionellen künstlerischen
Praxis. Lagasnerie prangert die Selbstgefälligkeit der zeitgenössischen
Kulturszene an und zeigt, dass selbst jene Kunst, die sich als apolitisch
oder gar als subversiv versteht, zur Perpetuierung von Herrschaftssystemen
und Ausgrenzungsmechanismen beiträgt. Was
also macht eine wahrhaft oppositionelle Kunst aus? Wie können Kunstschaffende
mit ihren Werken destabilisierende Effekte erzielen? In
Antwort auf diese Fragen entwirft Lagasnerie die Leitlinien einer Ethik
des künstlerischen Schaffens und plädiert dabei leidenschaftlich
für eine politisch wie sozial engagierte Kunst.
Alain Badiou
Zur Orientierungslosigkeit der Welt
80 S., br., € 12,00
978-3-7092-0517-4
In seinem neusten Buch wirft Alain
Badiou einen kritischen Blick auf das aktuelle politische Weltgeschehen.
Angesichts der Corona-Pandemie, der Klimakrise und der sich immer weiter
verschärfenden politischen Konflikte verzeichnet der Philosoph eine
zunehmende Orientierungslosigkeit, die effektives politisches Handeln verhindert.
Bei den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen ließ sich
in jüngster Zeit ein Phänomen beobachten, das für viele
politische Bewegungen der Gegenwart charakteristisch ist: Radikale jeglicher
Couleur – von extrem links bis extrem rechts – versammeln sich im Zeichen
obskurer und fragwürdiger Zielsetzungen, um eine diffuse Unzufriedenheit
angesichts der aktuellen Welt zum Ausdruck zu bringen. Woran es diesen
Bewegungen vor allem mangelt, ist die Orientierung an einer konsistenten
politischen Vision. Anstatt sich immer weiter in Teilbewegungen zu fragmentieren,
die widersprüchliche Partikularinteressen vertreten, ist es aus Badious
Sicht unerlässlich, dass sich die Befürworter einer emanzipatorischen
Politik wieder hinter klare und eindeutige Prinzipien stellen und eine
politische Wahrheit behaupten. Auf dem
Spiel steht nicht weniger als die fragile Zukunft einer Welt, die immer
mehr in Krieg und Barbarei zu versinken droht. Die Zeit drängt. Deswegen
gilt es, unverzüglich zu handeln.
Bram Büscher, Robert Fletcher
Die Naturschutzrevolution
Radikale Ideen zur Überwindung des Anthropozäns
336 S., br., € 42,00
978-3-7092-0521-1
Der Naturschutz muss revolutioniert
werden. Anders kann er die drastischen Umwälzungen nicht bewältigen,
die notwendig sind, um zu einem nachhaltigen Entwicklungsmodell zu gelangen.
Dieses Buch weist den Weg zu einem konvivialen Naturschutz, der auf der
Grundlage einer radikalen Kapitalismus kritik für eine gleichberechtigte
Koexistenz von Mensch und Natur eintritt. Die gute Nachricht ist, dass
der Naturschutz bereit für eine Revolution ist. Die hitzigen Debatten
rund um das Anthropozän und das sechste große Artensterben zeigen,
dass es dringend notwendig ist, zum Schutz der Natur neue Wege jenseits
des Mainstreams zu suchen. Aber in der Frage, wie es weitergehen soll,
ist die NaturschutzCommunity tief gespalten. Die einen schlagen vor, große
Teile des Planeten in Naturschutzgebiete zu verwandeln, die anderen setzen
dagegen auf die Entstehung unerwarteter „neuer“ Formen von Natur. Auf
allen Seiten hält sich jedoch der Glaube, dass der Naturschutz nur
durch eine vollständige Integration in die kapitalistischen Produktionsprozesse
funktionieren kann. In diesem Werk soll als Alternative zu diesen bestehenden
Vorschlägen die Möglichkeit eines konvivialen Naturschutzes ausgelotet
werden, der versucht, menschliche und
nichtmenschliche Bedürfnisse miteinander zu vereinbaren.
Emmanuel Lévinas
Ethik und Unendliches
Gespräche mit Philippe Nemo
5. Auflage
104 S., br., € 15,30
978-3-7092-0513-6
Emmanuel Lévinas wird heute
als der wichtigste Philosoph einer zeitgenössischen Ethik erachtet,
die die schrecklichen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts berücksichtigen
muss. Ethik ist für Lévinas keine Spezialdisziplin der Philosophie,
sondern deren Kern. Die in diesem Band enthaltenen zehn Gespräche
zwischen Emmanuel Lévinas und Phillippe Nemo folgen der Entwicklung
des Denkens von Lévinas und gelten als die beste Einführung
in sein Werk, das unter anderem auch für Jacques Derrida ein wichtiger
philosophischer Bezugspunkt war. Die Gesprächsform dieses Buches gestattet
es Lévinas, immer wieder auf die Verknüpfung seiner philosophischen
Themen mit lebens- und zeitgeschichtlichen Erfahrungen hinzuweisen, und
macht es zu einer gut lesbaren Darstellung seiner Philosophie. Das
Buch gilt als die beste Einführung in Lévinas Werk.
Jean-Luc Nancy
Die Wahrheit der Lüge
Für Kinder und Erwachsene
80 S., br., € 12,00
978-3-7092-0520-4
„Die Lüge ist ein Versuch,
sich selbst Sicherheit zu verschaffen, entweder zum Selbstschutz und um
sich zur Geltung zu bringen oder, im Falle der Ideologien, um sich den
Anschein von Glaubwürdigkeit zu geben. Solch eine Selbstversicherung
liegt der Lüge stets zugrunde und macht sie so zerbrechlich.“ Die
Wahrheit der Lüge beruht auf einem Vortrag für Kinder und geht
von einer grundlegenden Differenz aus: nämlich dass die Lüge
für Kinder etwas ganz anderes ist als für Erwachsene, weil sie
in verschiedenen Welten leben. In keiner der beiden indes ist die Lüge
einfach zu denken. Nancy wandert in seiner Rede für Kinder zwischen
den Welten hin und her und entfaltet in klarer Sprache die komplexe Frage
der Lüge. Warum soll man nicht lügen? Darf man keine Geheimnisse
haben? Ist es immer gut, die Wahrheit zu sagen? Gibt es überhaupt
eine einzige Wahrheit? Ist es richtig, für einen guten Zweck zu lügen?
Was ist, wenn man sich selbst belügt? Und worin unterscheidet sich
die Wahrheit der Dichtung von der Lüge der Ideologie? Es
ist nicht einfach, die Wahrheit über die Lüge zu sagen. Die Lüge
zu denken, heißt auch, nach dem Vertrauen zu fragen.Denn
sie ist wesentlich an den Bezug zwischen Menschen gebunden.
Derrida, Jacques
Die Wahrheit in der Malerei
4.Auflage
472 S., br., € 51,40
978-3-7092-0515-0
Derridas Buch zur Malerei erschließt
die Kunst für die Dekonstruktion. Sein
Ausgangspunkt ist dabei das im Titel aufscheinende Zitat Cézannes.
Es geht ihm nicht darum, ein Urteil über die Malerei abzugeben, sondern
darum, die Wahrheit in der Malerei herauszustellen. In diesem Sinne wendet
sich Derrida gerade Fragen zu, die in klassischen ästhetischen Analysen
als zweitrangig gelten, beispielsweise dem Rahmen, der Verzierung, der
Signatur, der Beschriftung, der Zuschreibung, dem Kunstmarkt, der Serialität,
der Ausstellung – kurz: den Bedingungen, die ein Recht auf Malerei konstituieren.
Derrida greift auf vier Ansätze zurück: auf die ästhetischen
Theorien Kants und Heideggers und auf die Arbeiten Adamis und Titus-Carmels.
Der abschließende Polylog über Van Goghs Schuh-Bilder geht von
Heideggers und Schapiros unterschiedlicher Deutung der Schuhe aus, um noch
einmal die immer wiederkehrende Frage aufzuwerfen: Wie lässt sich
die Wahrheit der Wahrheit anders als in der Malerei wiederherstellen?
Passagen
forum
François Jullien
Ein zweites Leben
Neuauflage
168 S., br., € 19,90
978-3-7092-0514-3
Die Idee eines „zweiten Lebens“,
die François Jullien in Auseinandersetzung mit den Klassikern des
chinesischen Denkens entwickelt, meint nicht Wiedergeburt oder neues Leben,
sondern zeichnet einen Weg der stillen Verwandlung vor. In
diesem Essay lässt François Jullien die Begründer des
Taoismus in einen Dialog mit europäischen Denkern treten. Dabei
entwickelt er die Idee eines „zweiten Lebens“: Diskret und ohne Bruch findet
eine Verschiebung in unserem Leben statt – es trifft nunmehr seine eigenen
Entschlüsse und gestaltet sich um. Es belebt sich neu, kommt wieder
in Gang, richtet seine Vorhaben und Ziele aus und gibt bislang unergründet
gebliebene Möglichkeiten frei. Indem wir unsere Freiheit schrittweise
entfalten, aus der Wiederholung heraustreten und Klarheit erlangen, leben
wir fortan nicht mehr bloß, sondern beginnen zu existieren.
Marko Pajevic´
Poetisch denken - Jetzt
128 S., br., € 17,00
978-3-7092-0525-9
Dieses Buch entwickelt eine poetologische
Anthropologie und beantwortet damit die Frage nach dem Menschen neu.
Die westliche Rationalität
hat einen enorm erfolgreichen Zugang zur Welt entwickelt, dem das Zeichendenken
sowie das Subjekt-Objekt-Denken zugrunde liegen. Beides führt jedoch
mittlerweile zu gesellschaftlichen Problemen, die dem Überleben des
Menschen gefährlich werden. Das poetische
Denken plädiert für eine größere Vernunft. Um diese
einzuüben, müssen die Wirklichkeit (einschließlich der
Naturwissenschaften), der Leib, die Stimmungen und der ganze Mensch neu
gedacht werden. Dazu bedarf es eines Denkens der Sprache als Kognition
und Kontinuum, um die Sinnentstehungsprozesse zu verstehen. Weiterhin müssen
das Ich und der Andere im Ich und Du zu einer Subjekt-Subjekt-Beziehung
gelangen. Sprachbewusstsein und Dialogik können so Präsenz neu
begründen.
Hellmut Flashar
Geschichte, Klima, Glück
Begegnungen mit der griechischen Philosophie
88 S., br., € 12,00
978-3-7092-0526-6
In unserem Alltag beschäftigen
uns die gleichen Fragen wie die alten Griechen: Was
bedeutet es, glücklich zu sein? Welchen Einfluss hat das Klima auf
unser Leben? Hellmut Flashar untersucht
in seinem neuen Buch Probleme, die bereits in den Texten der griechischen
Antike thematisiert wurden und die bis heute nichts von ihrer Aktualität
verloren haben. Homer dichtet über die historischen Begebenheiten
des trojanischen Krieges, Hekataios rekonstruiert Geschichte aus Mythen,
indem er versucht, das Wahre vom Wunderbaren zu trennen. Schon in der griechischen
Antike ist Geschichte untrennbar mit dem Erzählen verwoben. Auch Hellmut
Flashar nähert sich dem antiken und zeitgenössischen Verständnis
der Begriffe Geschichte, Klima und Glück in Form von Anekdoten und
Geschichten. Wie ein Wort aus allen seinen historischen Bedeutungen, so
besteht der Mensch für ihn aus den Ereignissen seines Lebens. In Erinnerung
an intellektuelle Begegnungen, die sein Interesse an der klassischen Philologie
nachhaltig geprägt haben, wie die mit dem Philosophen Hans-Georg Gadamer,
folgt der Autor auch dem Faden seiner eigenen Geschichte. Und er erinnert
daran, dass die großen Fragen, die sich die Menschheit heute stellt,
selbst eine Geschichte haben, die es auf der Suche nach Antworten immer
wieder zu rekonstruieren gilt.
Passagen Literatur
Franzobel
Die Viehmännin
124 S., br., € 16,00
978-3-7092-0530-3
1665 wurde Anna Viehmann wegen
angeblicher Hexerei gefoltert und hingerichtet. Franzobel bringt den lang
vergessenen Fall wieder ans Licht und zieht Parallelen zwischen Damals
und Heute: In der digitalen Welt ist es leichter denn je, jemanden unbegründet
zu beschuldigen. Als in Lipperts ein Brand ausbricht, wird Anna Viehmann
als Hexe angeprangert. Anna ist anders als die anderen, sie muss mit dem
Teufel im Bunde stehen. Der Stadtvogt und der Pfarrer forcieren die Verfolgung.
Anna wird verhaftet, gefoltert und geköpft. Franzobel entlarvt die
kriminelle Rolle der Kirche rund um Aberglauben und Hexenwahn. Anna Viehmann
war die letzte im Raum Hof als Hexe hingerichtete Frau. Die Kirche hat
sich für diese Machenschaften offiziell entschuldigt. Der sinnlose
Tod einer Unschuldigen, mitgetragen von einer unaufgeklärten Bevölkerung.
Damals wie heute stellt sich die Frage: Wo beginnt Ausgrenzung, Schuldzuweisung
und Mittäterschaft?
Elisa Asenbaum
AUGUSTINAself
300 S., br., € 38,00
978-3-7092-5049-5
In the morning, Augustina feels
as if awakened dreamless and full of indeterminacy when she slips into
the uniform of her everyday life. Between scattered, absurd dream elements,
the reader, following a recurring story line, plunges into a puzzling series
of events which are gradually assembled into a chronological narrative.
The humorous fiction surprises with twists, changes in style, and intriguing
combinations of content. Inspired by Zeno’s arrow paradox, different philosophical
and natural scientific world views are confronted with each other in playful
discourse. As dreams sometimes weave their tangled threads into the order
of waking consciousness, here it is “reality” that threatens to become
manifest as a disturbance in Augustina’s dream world. Thus, a critical
voice also speaks up in this fantastic story, referring subtly to current
societal issues. Whether animal, plant, teacup, woman or man; in Augustina’s
dream they all represent states of being, and stand for diametrically opposed
views and approaches to interpreting the world.
Eberhard Geisler
Borromini
Entwurf einer literarischen Architektur
192 S., br., € 25,00
978-3-7092-0529-7
Die sakralen Gebäude des Francesco
Borromini (1599–1667) in Rom erscheinen mehr denn je von großer geistiger
Bedeutung. Eberhard Geisler fragt nach diesem Erbe und danach, wie es heute
auch literarisch produktiv gemacht werden kann. Der Steinmetz und Architekt
Francesco Borromini hat das Stadtbild Roms mit seinen sakralen Bauten nachhaltig
geprägt. Kunsthistoriker der Gegenwart wie Paolo Portoghesi haben
sein Werk, das Intuitionen Michelangelos gefolgt war, beschrieben und darauf
verwiesen, wie dieses in der Architektur des 20. Jahrhunderts fortwirkt.
Geislers
Notizen gehen davon aus, dass sich erst heute, im Zusammendenken von Dekonstruktion
und der Selbstaufschlüsselung Gottes in die Trinität, der Rang
seines Schaffens begreifen lässt.
Mit
Verweis auf Schriften von Gilles Deleuze und Jean-Luc Nancy wird nach der
Möglichkeit einer Literatur gefragt, die Borrominis Impulsen entspräche.
Bedeutendste literarische Referenz für diese Fragestellung ist das
umfangreiche Werk von Robert Musil. Selbst die Ungeduld und Verzweiflung,
die Borromini am Ende in den Selbstmord getrieben haben, erscheinen heute
aktuell, in einer Epoche, in der Gleichgültigkeit und Gedankenlosigkeit
der Überlieferung gegenüber nicht länger zu vertreten sind.
Volkmar Mühleis
Brüsseler Tagebuch
112 S., br., € 14,00
978-3-7092-0531-0
Nach der Weltumrundung mit dem
Tagebuch eines Windreisenden nun die Innenansichten aus dem Zentrum Europas,
literarische Nahaufnahmen des Brüsseler Alltags, zwischen Parlamentariern
und Hip-Hoppern, Taras Boulba und Leopold II. Vom islamistischen Terror
bis zur Pandemie: fünf Jahre lang hat Volkmar Mühleis die europäische
Hauptstadt erkundet, mit Beobachtungen im Straßenleben, Beschreibungen
wie Wahrnehmungsskizzen, spontan, genau, frei assoziierend. Der deutsch-belgische
Autor zeigt Brüssel abseits der Schlagzeilen und Nachrichten, er berichtet
nicht, öffnet vielmehr den Blick, auf intime, vertraute Weise, um
die Stadt immer wieder neu und anders zu entdecken. Nachdem
sein Tagebuch eines Windreisenden eine Reise um die Welt unter modernsten
Vorzeichen schilderte, taucht er mit dem Brüsseler Tagebuch in das
Herz Europas ein, mit seiner Vielsprachigkeit und kulturellen Vielfalt,
der kolonialen Vergangenheit und der surrealistischen Tradition, die bis
heute nachwirkt. Was den einen ein Inbegriff
übertriebener Bürokratie und den anderen ein chaotisches Abbild
der belgischen Gemengelage sein mag, entpuppt sich in den literarisch gezeichneten
Bildern als ein schillerndes Vexierspiel des Fremden im Eigenen, Eigenen
im Fremden.
Hélène Cixous
Liebes Tier
80 S., 7 Abb. € 12,00
978-3-7092-0498-6
Diese Neuerscheinung, die im buchstäblichen
Sinne aus der Reihe tanzt, ist Hélène Cixous' Buch Liebes
Tier. Basierend auf einem Vortrag, den die Autorin vor Kindern gehalten
hat, widmet sich dieses Buch der Beziehung von Mensch und Tier. Cixous
erzählt darin Geschichten von Tieren, insbesondere aus ihrem eigenen
Leben mit Tieren. Dabei stellt sie eindrucksvoll unter Beweis, dass ihre
Sprache keine große Komplexität braucht, um poetisch zu sein.In
diesem großartigen Text beschwört die großartige Autorin
Hélène Cixous ihre Beziehung zu Tieren durch persönliche
Geschichten, den Hund aus ihrer Kindheit in Algerien oder ihre in Brand
geratenen Katzen. Auch politische und feministische Impulse fehlen in diesem
Text nicht. Liebevoll illustriert von Adel Abdessemed, hat dieses Buch
das Potential, Kinder und Erwachsene gleichermaßen zu begeistern.
Jacques Ranciere
Zeit der Landschaft
Die Anfänge der ästhetischen Revolution
152 S., Abb., br., € 22,00
978-3-7092-0499-3
Mit Zeit der Landschaft knüpft
der Autor an seine früheren Überlegungen zu Politik und Ästhetik
an: Er zeigt, dass sich im 18. Jahrhundert ein neues ästhetisches
Regime herausbildet, in dem die Landschaft erstmals eine zentrale Bedeutung
einnimmt. In der Folge der Französischen Revolution wird sie zum Schauplatz
ästhetisch-politischer Kämpfe: Der französische Garten als
Symbol einer absolutistischen Ordnungsvorstellung trifft auf das romantische
Ideal einer wilden und unberührten Landschaft, in der sich die Natur
selbst als Künstlerin offenbart. Zeit der Landschaft untersucht die
Anfänge einer ästhetischen Revolution, die unsere Vorstellung
von Kunst und Ästhetik bis heute prägt.
Im Jahre 1790 erhob Immanuel Kant
die Gartenkunst in den Rang der schönen Künste. Im selben Jahr
erblickte William Wordsworth in der französischen Landschaft die Zeichen
der bevorstehenden Revolution, während Edmund Burke den Revolutionären
vorwarf, sie Zwängen der Gesellschaft die steife, autoritäre
Ordnung der französischen Gärten auf. Jacques Ranciere zeigt
uns, dass die Landschaft mehr ist als ein beeindruckendes Schauspiel für
das Auge oder die Seele. Er geht den ästhetischen Debatten und Kontroversen
nach, die im Laufe des 18. Jahrhunderts zu einer radikalen Veränderung
des Kunstbegriffs und der Kriterien des Schönen geführt haben.
Dabei wird deutlich, dass dieser Wandel nicht nur die Normen der Kunst
und der Gesellschaft betrifft, sondern auch die Formen der sinnlichen Erfahrung
selbst.
François Jullien
Das Unerhörte
144 S., br., € 21,00
978-3-7092-0501-3
In seinem neuen Buch widmet sich
François Jullien einem alten philosophischen Problem. Abseits der
sinnlichen Oberfläche der Dinge verortete Kant das für die menschliche
Anschauung unfassbare Ding an sich. Jullien nähert sich diesem Problem
mit literarischen Mitteln - und über den Umweg der chinesischen Philosophie.
Das Wesen der Dinge ist keineswegs in einer abstrakten Hinterwelt jenseits
des Sinnlichen zu verorten. Es bedarf zwar einer minima metaphysica, aber
diese Metaphysik muss eine diesseitige sein. Kern dieser Disziplin ist
der Begriff des Unerhörten. Um die Dinge aus der Starre zu befreien,
in die sie unsere Gewohnheit versetzt hat, müssen wir das Nichtintegrierbare
aufspüren, jenen schwindelerregenden Rest, um den sich unsere Existenz
insgeheim dreht weil er das ist, was sie aus den Fugen geraten lässt.
Nur im Zusammenspiel von Begriff, Metapher und individueller Imagination
ist eine Annäherung an das Unerhörte möglich, das zwar nie
in seiner Totalität fassbar ist, aber dennoch den Boden jeglicher
Erkenntnis bereitet.
Ernesto
Laclau kratzt am Selbstverständnis der liberalen Demokratie: Der Populismus,
so die grundlegende These,
ist nicht ein Exzess der
Politik – das Andere der Demokratie –, sondern ihr notwendiger Bestandteil.
Ernesto Laclau
Die populistische Vernunft
Mit einem Vorwort von von Chantal
Mouffe
332 S., br., € 40,00
978-3-7092-0405-4
Laclaus zentraler Gegenstand ist
die Konstruktion popularer Identitäten und die Entstehung des ‚Volkes‘
als kollektiven Akteurs. Durch eine kritische Lektüre der bestehenden
Theorien zum Populismus zeigt er, dass jede politische Theorie, die glaubt,
den Populismus als verächtliches Randphänomen ignorieren zu dürfen,
ihren Gegenstand – die Politik und das Politische – als solchen verfehlt.
Zahlreiche Konzepte (Logik der Äquivalenz, leerer Signifikant, Hegemonie
etc.), die in anderen Arbeiten grundgelegt sind, werden hier in Anwendung
gebracht. Indem Laclau die theoretische Analyse mit einer Vielzahl empirischer
Verweise aus einem breiten historischen und geografischen Spektrum verknüpft,
weist er die empirische Brauchbarkeit seiner Begriffe nach und verleiht
ihnen im selben Zuge ein schärferes Profil. Laclaus
in Kürze zu einem modernen Klassiker avanciertes Buch ist unverzichtbar
für jeden Versuch, die Politik und das Politische zu denken und die
Besonderheiten unserer politischen Gegenwart zu verstehen. Ernesto
Laclau (1935-2014) war Professor für
Politische Theorie an der University of Essex.
Alain Badiou
Oliviers Grabmal
96 S., Abb., br., € 15,00
978-3-7092-0496-2
Alain Badiou legt dieses Jahr ein
sehr persönliches Buch vor. In Oliviers Grabmal erzählt er aus
dem Leben seines Adoptivsohns Olivier Ntumba Winter Badiou, der bei einem
tragischen Bergunfall frühzeitig ums Leben kam. In dieser intimen
Betrachtung gelingt es dem Philosophen immer wieder, auch die universelle
Bedeutung dieses Einzelschicksals spürbar zu machen: etwa wenn er
von der schwierigen Suche des jungen Mannes nach seinem Platz in einer
Gesellschaft berichtet, die sich zwar ihrer eigenen Diversität rühmt,
aber zugleich zutiefst rassistisch ist, oder wenn er die existenzielle
Frage erörtert, was ein „unvollendetes Leben" bedeutet.
Der Alltag der Dekonstruktion
Über das Anekdotische bei
Hélène Cixous und Jacques Derrida
Herausgegeben von Philippe P. Haensler, Stefanie Heine, Philipp Hubmann
und Thomas Traupmann
288 S., br., € 35,00
978-3-7092-0502-0
Die in diesem Band versammelten
Beiträge folgen den Windungen eines doppelten Dialogs. Es handelt
sich um ein lebenslanges Gespräch zwischen zwei Schreibenden - Hélène
Cixous und Jacques Derrida -‚ welches das Schreiben selbst als fortwährende
Konversation begreift: nämlich zwischen Texten und dem, woran sie
sich im Konkreten entzünden. Dieses Konkrete, jenseits des erklärten
„Themas" einer Schrift, ist der Alltag in seinem Allergewöhnlichsten
und höchst Partikularen. Es ist der Alltag, wie er im Anekdotischen
sich mitteilt. Ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt mit Cixous und
Derrida so eine Form der Textproduktion, die von der philosophischen Tradition
zwar punktuell zur Kenntnis genommen, aber bisher nie in ihrer theoriepoetologischen
Dringlichkeit und Tragweite ausgelotet worden ist.
Jacques Derrida
Vergeben
Das Nichtvergebbare und das Unverjährbare
2.Auflage
80 S., br., € 11,00
978-3-7092-0510-5
In seinen weltweit gehörten
Reflexionen zum Vergeben arbeitet Jacques Derrida die „aporetische Logik“
der Vergebung heraus.
Sie muss, wenn es sie denn gibt,
das Unmögliche tun.
Souleymane Bachir Diagne
Bergson postkolonial
120 S., br., € 17,00
978-3-7092-0497-9
Dieser Band basiert auf vier Vorträgen,
die Souleymane Bachir Diagne am Collège de France gehalten hat.
Er begibt sich auf eine Spurensuche durch das Werk von Léopold Sédar
Senghor und Muhammad Iqbal, die an der Schnittstelle von Philosophie, Dichtung
und Politik auf je verschiedene Weise versuchten, einen interkulturellen
Dialog zwischen dem europäischen Erbe und der Postkolonie zu artikulieren.
Eine besondere Rolle kommt dabei dem französischen Philosophen Henri
Bergson zu, dessen Begriffe von Zeit und Dauer, Intuition und élan
vital die Philosophie des 20. Jahrhunderts geprägt haben. So werden
neue Perspektiven auf die Senghor’sche Négritude und den islamischen
Reformismus Iqbals eröffnet, die nicht nur für das Verständnis
der beiden Autoren und der Rezeptionsgeschichte Bergsons zentral sind,
sondern auch vor dem Hintergrund zeitgenössischer Diskussionen über
den Umgang mit unserem kolonialen Erbe eine besondere Aktualität gewinnen.
Souleymane
Bachir Diagne, 1955 im senegalesischen Saint-Louis geboren, ist Professor
für Französisch und Philosophie an der Columbia University in
New York.
Ralph Findeisen
Die Kunst, der Sex, das Geld und der Müll
128 S., br., € 17,00
978-3-7092-0503-7
Wie steht es heute um die Politiken
der Kunst? Zu den freiheitlichen Gegenentwürfen der bildenden Kunst
seit dem Jahr 1800 gehören der ungeheure Zugewinn des kritischen Genießens,
die stete Behauptung des Randständigen sowie die Vernachlässigung
des Geldes. Vielleicht jedoch erweist sich die Kunst im Zeichen der post-revolutionären
Interpretation des Erhabenen, der Befreiung der Sexualität sowie der
Losbindung des Geldes weder als Gegenprogramm noch als ökologisches
Werkzeug, sondern als Katalysator einer universellen Anonymisierung und
„Ausuferung des Leibes". Neben Jacques Rancieres Unbehagen in der Ästhetik
tragen unter anderem Georges Didi-Hubermans Blick auf Aby Warburg, Alenka
Zupanis Frage Was ist Sex? sowie Pierre Klossowskis zentraler Begriff der
Gratuität entscheidend zu dieser radikalen Analyse der Gegenwartskunst
bei. Ralph Findeisen, geboren 1967, ist
Freier Autor Für Belletristik, Kunst- und Kulturtheorie und lebt in
Potsdam.
Martina Kigle
Figure M.
Eine umgekehrte Geschichte der Postmoderne
168 S., br., € 21,00
978-3-7092-0508-2
Martina Kigle holt die Künstlerische
Forschung an die Universität. Mit der Verbindung von wissenschaftlichem
Arbeiten und fiktionaler Erzählung übt sie Kritik an einer Geisteswissenschaft,
die zwar mit Kanonkenntnis und Diskursdisziplin beeindruckt, dabei aber
gerne so tut, als ereigne sich Realität irgendwo da draußen.
W. hat ein Problem: Er weiß
nicht weiter. Und das ist er nicht gewohnt, denn bislang war auf sein Wissen
stets Verlass. Er grübelt und grübelt. Was soll W. wie Wissen
sonst tun? „Wenn W. für Wissen steht", überlegt er, „ist dann
nicht M. das umgekehrte Wissen?!"
Mit der Suche nach dem umgekehrten
Wissen ist auch die Bewegung der Arbeit vollzogen: Als Figur in den Theorien
von Marx und Derrida zeigt die Umkehrung deutlich, dass die Grenzen zwischen
rationaler Argumentation und Erfindung, Sachlichkeit und Rhetorik, Intentionen
der Kritik und Eigendynamik der S(pr)ache fließend sind. Ihren Anspruch
auf reine Rationalität kann die Wissenschaft nicht halten.
Von der Grashalm rauchenden Cyborg
über das doppelzüngige Orakel hin zur Geister- und Gedankenbeschwörerin
mit Pfeife experimentiert M. deshalb im Laufe des Textes mit vielfältigen
Wissensfiguren. „Weißt du, was ich mache mit Erwartungen?", fragt
sie den verdutzten W.„Ich enttäusche sie. Alle."
Michael Manfé
Menschensucht
304 S., br., € 36,00
978-3-7092-0507-5
Die Konstruktion der sozialen Ordnung
hat ihre Störenfriede in den Simulakren gefunden. Die Ereignisse brauchen
erst gar nicht zu streiken, denn sie finden nicht mehr statt. Ruchbar wird,
dass wir Menschen in einem Gefängnis leben, ohne es zu bemerken. Es
gilt, Figuren und Szenen des Freiseins zu revitalisieren.
Das Ziel der Studie ist es, den
diffusen Grenzbereich zwischen Sucht und Zucht auszuleuchten und die gleitenden
Übergänge und Überlappungen zwischen diesen beiden Bereichen
aufzuzeigen. Den Mechanismen der Entmündigung
wie auch der Kapitulation des Menschen wird entschieden entgegengetreten.
Dies
gelingt, indem vergessene, ignorierte oder auch verloren gegangene (philosophische)
Positionen aufgesucht werden. Sie sind es wert, wieder in Erinnerung gerufen
zu werden, da deren Wiederentdeckung und Zusammenschau neue und ungewohnte
Perspektiven ermöglichen. Michael Manfé fordert dazu auf, der
Exteriorisierung aller Wahrnehmung Einhalt zu gebieten, damit das Leben
nicht in einem Außen seiner selbst stattfindet.
Alexander Schubert
Phänomenologie des Zeitgeistes
Mit Hegel durchs 21. Jahrhundert
136 S., br., € 17,00
978-3-7092-0506-8
Viele der Themen, die uns heute
bewegen, sind in Hegels Geistes- und Geschichtsphilosophie bereits vorweggenommen.
Deswegen lohnt es sich, aktuelle Phänomene wie Gender- und Identitätspolitik,
Big Data und Überwachungskapitalismus, Künstliche Intelligenz
und Virtual Reality aus einem kritisch-hegelianischen Blickwinkel zu betrachten.
Alexander
Schubert transportiert Hegels Denken ins 21. Jahrhundert und spannt dabei
einen Bogen von der „Cancel Culture" bis hin zu „Follow the Science" und
„Querdenkertum". Er plädiert für
die Wiederbelebung eines kritischen Skeptizismus und liefert zudem noch
eine radikal neue Interpretation von Hegels Phänomenologie - als Rüstzeug
einer strukturalen Dekonstruktion des (Zeit-)Geistes.
Udo Tietz
Über Wahrheit und Freiheit
88 S., br., € 11,00
978-3-7092-0505-1
Der strukturell freiheitseinschränkende
Aspekt politischer Korrektheiten beruht auf dem Ein- oder Ausschluss von
Denk- und Redeformen, deren Gehalt keiner sachgerechten Beurteilung unterzogen
wird, sondern - entsprechend der kulturellen Hegemonie - einer politischen.
Der
Kampf um diese Form der Hegemonie hat inzwischen die Form eines Kulturkampfes
angenommen, durch den jene Räume und Befugnisse beschnitten werden,
die das liberale System des Rechts eröffnet.
Das Recht gerät dadurch gegenüber einer Dialektik der Sittlichkeit
dergestalt ins Hintertreffen, dass es zwar nicht in seiner Geltung, wohl
aber in seiner Wirkung eine Beschränkung erfährt.
Götz Wienold
Wittgenstein in Cassino.
Trakls Tod
152 S., br., € 18,00
978-3-7092-0504-4
Zwei Stücke über Ludwig
Wittgenstein und Georg Trakl, über Grodek und den Tractotus. Die Freiheit
der Sexualitäten und die
Ächtung des Tötens gehören
zusammen.
Ludwig Wittgenstein ist zu Beginn
des Ersten Weltkriegs Kanonier, Georg Trakl Sanitäter.
Trakl hält den Kriegserlebnissen nicht stand und wird hospitalisiert,
an der verbotenen Liebe zur Schwester ist er gescheitert. Wittgenstein,
seiner Homosexualität noch unsicher, sehnt sich nach David Pinsent
im fernen England. Er will Trakl treffen, kommt aber zu spät, um ihn
vor dem Freitod zu retten. Geschwisterliebe und Liebe zum gleichen Geschlecht,
gleichermaßen sozialer Unterdrückung ausgesetzt, überkreuzen
sich in Trakls Tod. Wittgenstein in Cassino sieht ihn als Gefangenen nach
Kriegsende. Er hat den Weg, seine sexuelle Orientierung zu leben, gefunden,
wie den zum Tractatus und zur Besitzlosigkeit. Er bekennt, lieber wolle
er sich töten lassen, als einen anderen zu töten. Ethisches lässt
sich nicht in Sätzen aussagen, sondern „zeigt sich" im Handeln selbst.
Der Kampf für die Freiheit der Sexualitäten und die Verurteilung
des Tötens finden zusammen.
Emina Saric
Ehre, Scham und Schande
Warum wird Frauen Gewalt angetan
152 S., br., € 16,90
978-3-7092-0450-4
Was verbirgt sich hinter dem Phänomen
Femizid? Das Patriarchat regelt traditionell die Verhältnisse zwischen
den Geschlechtern. Werden patriarchale Strukturen in Frage gestellt, reagieren
Männer häufig mit Gewalt. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen,
müssen wir das veraltete Konzept von Männlichkeit hinterfragen
und Frauen zu selbstbestimmten Akteurinnen der Geschichte ermächtigen.
Geoffroy de Lagasnerie
Das politische Bewusstsein
216 S., br., € 24,90
978-3-7092-0473-3
Wenn wir über Politik nachdenken,
verwenden wir meist totalisierende Kategorien (Volk, Gemeinwille, Volkssouveränität),
mystifizierende Narrative (Gesellschaftsvertrag, deliberative Demokratie)
oder abstrakte Begriffe (der Gesetzgeber, der politische Körper, der
Bürger). Obwohl wir ihre fiktive Natur erkennen, halten wir sie für
notwendig. Aber warum sollte politisches Denken auf Fiktionen beruhen?
Und was passiert, sobald wir mit diesen Denkweisen brechen und die Realität
so betrachten, wie sie ist? Lagasnerie plädiert dafür, eine realistische
Konzeption des Staates, des Rechts und unserer Erfahrung als Subjekte zu
entwickeln. Dabei skizziert er eine „reduktionistische“ Theorie, die zur
Aufhebung der Gegensätze führt, die die ganze Geschichte der
politischen Philosophie strukturieren: zwischen Demokratie und Kolonie,
legitimer und illegitimer Gewalt, Rechtsstaatlichkeit und Willkür
oder politischem Verbrechen und gewöhnlicher Kriminalität. Ein
Werk, das den Rahmen der politischen Theorie tiefgreifend erneuert.
Jean-Luc Nancy
Ein allzumenschliches Virus
104 S., br., € 11,90
978-3-7092-0475-7
Seit 1945 exportiert Europa seine
Kriege. Heute importiert es eine Pandemie, die das gewöhnliche Leben
aus den Angeln hebt. Als Folge der Globalisierung entfesselt das Coronavirus
einen Automatismus technischer, ökonomischer und politischer Kräfte
und markiert dabei die Grenzen der Wachstumsökonomie. Es besteht kein
Zweifel: Die Ursachen dieser Gesundheitskrise liegen in unserer Lebensweise,
unserem Umgang mit der Natur. Was einst „göttlich“ war, ist menschlich
geworden – allzumenschlich, wie Nietzsche sagte. Die Widersprüche
und Grenzen unserer Gesellschaft treten unter dem viralen Vergrößerungsglas
überdeutlich hervor. Der Tod, den wir gemeinsam mit unseren Kriegen
exportierten und bloß noch in Gestalt einiger Krankheiten fürchteten,
hat wieder Einzug in unseren Alltag gehalten. Auch diejenigen, die vom
Transhumanismus träumen, müssen nun einsehen, dass wir keineswegs
übermenschlich, sondern vielmehr allzumenschlich sind.
Derrida, Jacques
Theorie und Praxis
Seminar 1976–1977
216 S., br., € 25,90
978-3-7092-0472-6
In den 1970er Jahren lehrte Jacques
Derrida an der École Normale Supérieure in Paris, wo er bei
Louis Althusser studiert und dann lange Jahre als Kollege gewirkt hatte.
Als Ausgangspunkt und Leitfaden für das Seminar von 1976–1977 über
„Theorie und Praxis“ dient eine idiomatische Wendung, faut le faire, die
auf diversen Ebenen die Aspekte „Tun“, „Müssen“ und „Brauchen“ aufruft.
Das komplexe Verhältnis des Paares Theorie/Praxis wird zunächst
anhand von Karl Marx’ berühmten „Thesen über Feuerbach“ und deren
Widerhall im Denken von Gramsci und Althusser analysiert, nicht zuletzt
in Bezug auf die Frage, inwiefern es eine spezifisch marxistische Philosophie
oder Theorie geben könne. Die immer tiefergehende Analyse der beiden
Schlüsselbegriffe führt über Kants Fragen „Was kann ich
wissen?“ und „Was soll ich tun?“ zur grundlegenden Befragung der Begriffe
„Denken“ und „Tun“. Dies geschieht vor allem in Auseinandersetzung mit
Heideggers Texten zum Verhältnis von griechischem Denken und moderner
Wissenschaft und Technik.
Hellmut Flashar
Frühgriechische Philosophie
104 S., br., € 12,20
978-3-7092-0478-8
Die frühgriechischen Philosophen
werden bei Flashar dezidiert nicht als „Vorsokratiker“ bezeichnet, da dieser
Begriff das Vor-läufige (im wörtlichen Sinne) in den Fokus rückt
und damit impliziert, dass es sich dabei um eine Vorstufe des abendländischen
Denkens handeln würde. Die frühgriechische Philosophie muss jedoch
vielmehr als etwas Eigenständiges angesehen werden, das von den frühesten
Anfängen einer Philosophie bis hin zu ausgebildeten philosophischen
Systemen reicht, die allerdings nur fragmentarisch überliefert sind.
Mit Frühgriechische Philosophie legt Hellmut Flashar nun ein weiteres
Standard- und Einführungswerk vor, das einen strukturierten Überblick
über die Autonomie des philosophischen Denkens vor Sokrates und Platon
liefert.
Jürgensen, Sven
Liebe:Sophie
Briefe aus dem Lockdown über Schellings Freiheitsabhandlung
96 S., br., € 12,90
978-3-7092-0484-9
Am philosophischen Institut der
Universität Osnabrück ist während des ersten Lockdowns ein
Seminar über Schellings berühmte Freiheitsabhandlung angekündigt.
Statt auf Fernlehre in Form von Video-Konferenzen umzusteigen, verschickt
der Dozent per E-Mail Briefe an die Studierenden. Entstanden ist eine Reihe
von zwölf Briefen, gerichtet an: „Liebe:Sophie“.Im alten Format der
Briefe versucht Jürgensen, seinen unbekannten Adressaten den klassischen
Text „Philosophische Untersuchungen über das Wesen der menschlichen
Freiheit und die damit zusammenhängenden Gegenstände“ in dieser
Krise nahezubringen. Flankiert werden die Briefe von Essays über Jorge
Semprun und Martin Heidegger - zwei ganz unterschiedliche Autoren, die
Schellings Freiheitsabhandlung jedoch auf unerwartete Weise verbindet.
Zeichnungen von Maria Bussmann begleiten die Briefe über Schellings
Freiheitsabhandlung wie ein Kommentar. Die Künstlerin mischt sich
auf diese Weise unter die Adressaten der „Liebe:Sophie“-Briefe.
Abbt, Christine / Benne, Christian
Mit Texten denken
Eine Literatur-Philosophie
416 S., br., € 46,00
978-3-7092-0477-1
Die Literatur-Philosophie versteht
sich als Antwort auf aktuelle Krisen des Denkens und Handelns, denen sie
die Komplexität literarischer und philosophischer Texte entgegensetzt,
die weder auf Begriffe noch auf Aussagen zu reduzieren sind. Statt Ästhetik,
Denken und Politik streng voneinander zu trennen, unternimmt die Literatur-Philosophie
Lektüren, in denen diese Felder in ihren vielfältigen Beziehungen
zueinander neu und anders erkennbar werden. Neben der Grundlegung und historischen
Herleitung des Konzepts der Literatur-Philosophie behandelt der Band so
unterschiedliche Themen wie das paradoxale Verhältnis von Wahrheit
und Fiktion, den Freiheitsdrang des Subjekts, Defizite der Zeichentheorie,
die Literaturgeschichte der Philosophie oder die Rolle der Frau in der
Geschichte des Denkens.
Kock, Sabine
Topographie der Einbildungskraft
(Re-)Lektüren aus dem Diskurs des Gedenkens
304 S., br., € 33,90
978-3-7092-0481-8
Ausgehend von Adornos einflussreichem
Diktum, was Kultur nach Auschwitz überhaupt sein könne, nimmt
die in Wien lebende Philosophin Sabine Kock zentrale Argumentationen von
Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, Hannah Arendt, Jean-François
Lyotard, Sarah Kofman, Georges Didi-Huberman in den Blick. Für sie
alle ist die Einbildungskraft eine unabdingbare philosophische Kategorie
und gesellschaftliche Kraft, jedoch auf grundlegend verschiedene Weise.
Kant erweist sich dabei als zentrale Referenz: einerseits als Garant einer
unwiederbringlich vergangenen, kohärenten Welt, andererseits als Quelle
einer verhängnisvollen ‚Dialektik der Aufklärung‘. Filmmaterial
aus dem Prozess gegen Adolf Eichmann sowie ein Epilog über die reflexive
Erzählerin Ruth Klüger ergänzen diese Perspektive.
Ansgar Mohnkern
Grund
Szenen einer Metapher
152 S., br., € 16,90
978-3-7092-0485-6
Lebensweltlich erscheint das Grund-
und Erdhafte wie eine Selbstverständlichkeit. Beiträge zu Aristoteles,
Kant, Goethe, Hölderlin und Latour sowie dem Seiltänzer Philippe
Petit zeigen indessen, dass diese Selbstverständlichkeit eine heikle
ist – zumal die Rede vom Grund in das Terrain der Metapher hinüberspielt.
Gerade das Metaphorische macht den Grund auch zu einem schwierigen Instrumentarium
der Legitimation. Das betrifft sowohl die Felder des Wissens, der Erkenntnis,
der Geschichte und der Gesellschaft als auch das Feld der Metapher selbst.
Sich über das Metaphorische des Grundes zu verständigen, erscheint
aber heute im Lichte der Krise, in die wir den buchstäblichsten aller
Gründe – die Erde selbst – manövriert haben, dringlicher denn
je. Dieses Buch leistet einen zentralen Beitrag zu dieser Verständigung.
Eberhard Geisler
In drei Gottes Namen
Bruchstücke einer Eröffnung des Raums
192 S., br., € 22,50
978-3-7092-0487-0
Im dritten Band seiner Notizen
knüpft der Autor an das „Älteste Systemprogramm“ des deutschen
Idealismus an, das gemeinsam von den Freunden Schelling, Hegel und Hölderlin
während ihrer Studienzeit am Tübinger Stift anonym entworfen
worden war. Ausgehend von dieser Sternstunde, in der es um die Befreiung
der Gesellschaft im Einklang mit Philosophie, Religion und Poesie gegangen
war, rekonstruiert er einen Zusammenhang, der von den kappadokischen Kirchenvätern
über Spinoza, Hamann und Herder insbesondere zu Schelling führt
und als stetige Arbeit an einer Eröffnung des Raums verstanden werden
kann. Das aufgezeigte Panorama gewinnt dadurch an Eindringlichkeit, dass
die hier versammelten Bruchstücke über die Philosophie hinausgreifen
und auch literarische Phänomene sowie Musikstücke von Ludwig
van Beethoven, Franz Schubert, Anton Bruckner und Dieter Schnebel miteinbeziehen.
Es ist der eröffnete Raum, innerhalb dessen sich der Verfasser auch
selbst begreifen möchte und in dem er die Freiheit zu eigenen Skizzen
und Gedichten findet.
Schlüters, Eske
Alles kann ein Bild von allem sein
208 S., br., € 31,90
978-3-7092-0482-5
Im Wechselspiel von Lesen und Um-Schreiben,
bei dem die Montage der Textelemente selbst zum Argument wird und die Grenzen
zwischen Eigenem und Fremdem verwischen, entsteht ein Text, in dem die
Sprache ihre eigene Rolle zu spielen beginnt. Aus dieser Sprache heraus
und mit der Annahme, dass das Verhältnis zwischen Bild und Sinn immer
nur ein mögliches ist, entwickelt Eske Schlüters ein eigenes
Bildverständnis. Und da das Verb sein darin eine zweifelhafte Rolle
einnimmt, bringt nunmehr das, was Bild genannt wird, nicht mehr nur ein
Bild hervor, sondern ist Ausdruck einer beweglichen Imagination.
Jennifer Hope Davy
Staging Aporia
Putting together impossible things
320 S., br., € 36,00
978-3-7092-0480-1
How can one not infinitely arrive,
and hence never arrive, at aporias? The aporia is, in part, simply the
rhetorical device staged as a kind of mourning, where, like mourning, staging
is a way of mobilising impasse. This enactment is set forth primarily through
Derrida’s Aporias, combing through Heidegger, Levinas, Freud, and Agamben’s
notion of potentiality and a poetics of inoperativity. Crisscrossing this
stage are sustained encounters with works by Caravaggio, Manet, The Atlas
Group/Walid Raad, Duchamp, Frances Alÿs, Cezanne, Johanna Billing,
and Carlos Amorales. Emphasising the gerund, these stagings are sightings
and citings (Samuel Weber), where „signifiability“ is exposed in perpetuity,
enabling a constant taking place, displacing, and replacing of signification.
Jennifer
Hope Davy is an artist and writer based in Berlin.
Fotini Ladaki
Marga ritt
96 S., br., € 11,90
978-3-7092-0488-7
Wo beginnt das Ich? Entscheiden
wir das selbst, oder wird es für uns entschieden? Und wenn wir zu
einem Ich geworden sind, sind wir dann gleichzeitig mündig? Ladaki
erzählt mit viel Weitsicht und sehr einfühlsam von Individualität
und von der Dringlichkeit, demokratisch zu bleiben.
Volkmar Mühleis
Tagebuch eines Windreisenden
112 S., br., € 12,90
978-3-7092-0483-2
Das Tagebuch eines Windreisenden
beschreibt eine Weltreise in 14 Tagen – weltumfliegend, von Europa aus
immer westwärts bis nach Neuseeland, dann weiter um den Globus und
schließlich zurück.
Sophie Reyer
Zeit der Bäume
168 S., br., € 18,90
978-3-7092-0479-5
Ilaja hat ihr Gedächtnis verloren.
Doch zum Glück gibt es da Merlin, der sie auf der Straße findet
und bei sich aufnimmt. Durch das Gespräch mit Bäumen gewinnt
sie langsam die Erinnerung an ihre Vergangenheit zurück. Stück
für Stück offenbart ihr Merlin, dass sie eigentlich eine Silberweberin
ist, ein Wesen aus der Anderwelt, das das Schicksal der Menschen hütet.
Was
haben Heuschreckenschwärme, Schweine mit verdrahtetem Gehirn oder
die Verkaufszahlen von Sexpuppen mit der Corona-Pandemie zu tun? Sehr viel
– glaubt man dem unnachahmlichen Philosophen Slavoj Žižek
Slavoj Žižek
Pandemie! II
Chronik einer verlorenen Zeit
188 S., br., € 22,00
978-3-7092-0449-8
Žižek untersucht die Auswirkungen
von Fehlernten auf unsere Nahrungsmittelversorgung, die weltweite Ausbeutung
der Beschäftigten im Pflegesektor sowie den zunehmenden Widerstand
all jener, die unter „Pandemiemüdigkeit“ leiden. Anhand dieser und
anderer Beispiele zeigt er, dass der zeitgenössische Kapitalismus
nicht in der Lage ist, die Öffentlichkeit in Krisenzeiten zu beschützen.
Virtuos
verbindet Žižek Kritische Theorie mit Popkultur und Psychoanalyse und enthüllt
dabei die verstörende Dynamik von Wissen und Macht in Zeiten der Pandemie.
FREITAG-ZIZEK-REZENSION:
HAUPTWIDERSPRUCH
In
ihrer Lektüre der Manuskripte von 1844 präsentiert Judith Butler
einen Marx, der das Verhältnis von
Mensch und Natur bereits
jenseits von instrumenteller Vernunft und Naturbeherrschung zu denken vermochte.
Judith Butler
Marx ökologisch
Pariser Marxlektüren
128 S., br., € 16,00
978-3-7092-0447-4
Die frühen Texte von Karl
Marx werden oft als anthropozentrisch bezeichnet. Judith Butler legt in
ihrem neuen Buch eine konträre Lesart des Marx’schen Frühwerks
vor und mobilisiert dabei die Einsichten des Philosophen für ihre
eigene ökologische Ontologie der Interdependenz aller lebendigen Wesen.
Vor dem Hintergrund der sich immer weiter verschärfenden Klimakrise
und der damit einhergehenden Herausforderungen für das globale Zusammenleben
gewinnt Butlers Marxlektüre eine besondere Aktualität. Gemeinsam
mit Marx fragt sie nach der Möglichkeit gerechter und nachhaltiger
Produktionsverhältnisse, die in der Lage sind, das Überleben
von Mensch und Natur langfristig zu gewährleisten. Dieser
Band basiert auf einem Vortrag, den die Autorin im Rahmen der Seminarreihe
„Lectures de Marx“ vor Studierenden der ENS Rue d’Ulm in Paris gehalten
hat.
Kapitalismus im 21. Jahrhundert
Herausgegeben von Shalini Randeria am Institut für
die Wissenschaften vom Menschen
mit Beiträgen von Nancy Fraser, Dani Rodrik, Branko
Milanovic, Claus Leggewie,
Friedrich Lenger, Wolfgang Merkel und Mariana Mazzucato
168 S. br., €19,90
978-3-7092-0464-1
Kapitalismus ist angeblich alternativlos.
Oft verschwiegen wird aber seine inhärente Zerstörungskraft.
Alternativlos ist nur, dass der Kapitalismus gebändigt werden muss.
Der Kapitalismus hat sich weltweit als einzige Produktionsweise durchgesetzt.
Diese Hegemonie ist in der Geschichte der Menschheit beispiellos. Ungeachtet
seiner Dominanz, die ihn oft als selbstverständlich erscheinen lässt,
bleibt Kapitalismus nach wie vor Quelle eklatanter Missstände und
tiefgreifender gesellschaftlicher Spannungen, die nach Antworten verlangen.
Ist
Demokratie überhaupt mit Kapitalismus vereinbar, oder beruhen beide
auf unterschiedlichen, wenn nicht sogar sich widersprechenden Logiken?
Ist Kapitalismus ohne Rassismus denkbar? Welche
Folgen hat die globale Hegemonie des Kapitalismus für die Begegnung
des Klimawandels? Welche Chancen bietet die Pandemie für eine Transformation
des Kapitalismus? Führende kapitalismuskritische Denker zeigen die
Grenzen des Kapitalismus auf und spüren Wegen zu seiner Zähmung
nach. Shalini Randeria ist Rektorin am Institut für die Wissenschaften
vom Menschen und Professorin für Sozialanthropologie und Soziologie
sowie Direktorin des Albert Hirschman Centre on Democracy am Gradutate
Institute of International and Development Studies (IHEID) in Genf.
Alain Badiou
Was heißt Leben?
Bilder der Gegenwart III
152 S., br., € 19,90
978-3-7092-0444-3
Im dritten und letzten Teil seiner
Seminarreihe Bilder der Gegenwart hat sich der französische Philosoph
Alain Badiou zum Ziel gesetzt, „die einzige wirklich wichtige Frage der
Philosophie zu klären: die Frage des wahren Lebens.“ Was heißt
Leben? Was ist ein Körper? Für die herrschende Ideologie unserer
Zeit ist der Körper nur ein biologischer Organismus und das Leben
nichts anderes als Entstehen und Vergehen. Alles ist vergänglich.
Alles, was zählt, ist der gegenwärtige Augenblick. Deswegen ist
ein gelingendes Leben ein hedonistisches Leben in körperlichem Genuss.
Für Alain Badiou ist das nicht genug. In Was heißt Leben? hinterfragt
er den gängigen Konsens und gibt eine erfrischend unzeitgemäße
Antwort auf die Frage nach dem wahren Leben. Dazu entwickelt er eine formale
Theorie des Körpers, den er als subjektiven Träger einer Wahrheit
definiert. Das wahre Leben bedeutet für ihn, Teil eines Körpers,
eines Subjekts zu sein und dadurch Anteil an den ewigen Wahrheiten zu haben.
Aber wenn es um die Wahrheiten geht, gibt es keine Garantien, denn sie
liegen abseits der ausgetretenen Pfade des konventionellen Wissens. Folglich
ist das wahre Leben immer ein Wagnis.
Roberto Simanowski
Das Virus und das Digitale
Corona und das Ende der Demokratie
96 S., br., € 19,90
978-3-7092-0463-4
Das Virus und das Digitale ist
die Tiefenanalyse einer Pandemie: von der Corona-App und der Maskenpflicht
am Bildschirm bis zur Frage, ob die Corona-Krise die lang ersehnte Chance
eines gesellschaftlichen Neuanfangs sein könnte. Covid-19 ist die
Hefe der Digitalisierung: Home-Office, Fernunterricht, Online-Shopping,
Video-Streaming, Corona-App – wir erleben einen Sprung in die Zukunft,
den es in Echtzeit zu begreifen gilt. Simanowski
unternimmt diesen Versuch und entziffert verschiedene Phänomene des
Corona-Alltags aus einer kultur- und medienwissenschaftlichen Perspektive:
das Zoom-Meeting als Enthüllung des optisch Unbewussten, die Corona-App
als Machtkampf zwischen Technologie und Gesellschaft, die Anti-Corona-Proteste
und Verschwörungstheorien als Kollateralschäden des Internet.
Das Fazit ist überraschend und bestürzend: So wie die Corona-Krise
die Digitalisierung beschleunigt, so beschleunigt diese den Ausbruch der
Infodemie, die auf eine viel bedrohlichere Krankheit verweist: Die Krise
der Demokratie. Roberto Simanowski,
geboren 1963, war bis 2018 Professor für Kultur und Medienwissenschaften
in den USA, Hongkong und in der Schweiz und ist derzeit Distinguished Fellow
of Global Literary Studies im Excellence-Cluster „Temporal Communities“
an der Freien Universität Berlin.
Oliver Ruf
Die digitale Universität
200 S., br., € 24,90
978-3-7092-0459-7
Die Transformationen der Wissenschaft,
ihrer Systeme und Ordnungen fokussiert sich meist auf eine Politik des
Digitalen beziehungsweise eine Politik der Digitalität. Durch die
jüngsten Ereignisse, die auch die Universität in eine Krisen-
und Ausnahmesituation bringen, gewinnt dieser Aspekt eine besondere Bedeutung.
Die unumgängliche Entwicklung neuer Lehr- und Forschungsformate führt
zu einem grundlegenden Strukturwandel der Universität. Diese Frage
von philosophischer oder universitätstheoretischer Brisanz muss ein
ernsthaftes Nachdenken über die Idee der digitalen Universität
anstoßen. „Digitalität“ und
„Universität“ können nicht länger als voneinander getrennte,
unveränderliche Begriffe und Phänomene aufgefasst werden, denn
sie sind in ihrer Kombination intrinsisch miteinander verbunden.Oliver
Ruf, geboren 1978 in Saarbrücken,
ist Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaftler und Kritiker. Ruf ist
seit 2012 Professor an der Fakultät Digitale Medien der Hochschule
Furtwangen und Gastprofessor am Institut für
Theorie und Praxis der Kommunikation der Universität der Künste
zu Berlin.
Paul Reinbacher
Fehlvereinfachungen
Komplikationen und Korrekturen
160 S., br., € 17,90
978-3-7092-0454-2
Wie ein Brennglas bündelt
die Corona-Krise gesellschaftliche Fragen der letzten Jahre und Jahrzehnte.
Mit den Strategien zu ihrer Bewältigung erreicht aber vor allem die
„Sehnsucht nach dem Einfachen“ einen neuen Höhepunkt. Unterschiedliche
Phänomene
wie der um sich greifende Populismus und die ausufernde politische Korrektheit,
die moralische Dauerempörung und die Digitalisierung im Bildungswesen
haben mit dem aktuellen Krisenmanagement eines gemeinsam: das Streben
nach einfachen Lösungen für komplexe Problemlagen.
Da
solche Fehlvereinfachungen jedoch langfristig zu Komplikationen führen,
muss die darin zum Ausdruck kommende Hoffnung letzten Endes unerfüllt
bleiben. Eine systemische Sichtweise
wie in den hier versammelten Beiträgen bietet dazu Korrekturen an.
Indem sie zeigt, dass Vorteile und Nachteile gesellschaftlicher Entwicklung
und politischer Steuerung stets Hand in Hand gehen, ist sie eine Grundlage
für mehr Gelassenheit und Differenzierung in einer Debatte „post
coronam“.
Passagen
forum
Objektorientierter
Ontologie:
Graham Harman
Immaterialismus
128 S., br., € 17,90
978-3-7092-0448-1
Überschalljets, Batman und
eckige Kreise – all das ist für Graham Harman ein Objekt. Was aber
bedeutet diese Hinwendung zum Objekt für Theorien über die soziale
Wirklichkeit? Harmans verblüffende Antwort lautet: die Verabschiedung
von allen, klassischen wie neuen, Formen des philosophischen Materialismus.
Harmans Buch reagiert auf ein erkenntnistheoretisches Dilemma der Kultur-
und Sozialwissenschaften: Erklärt
man soziale Phänomene anhand ihrer Bestandteile, droht der Gegenstand
selbst aus dem Blick zu geraten; ebenso verfehlt man jedoch das eigentliche
Objekt, wenn man sich vor allem für seine Relationen und Wirkungen
interessiert. Harman beharrt deswegen auf der Eigenständigkeit menschengemachter
Dinge und versucht, dem Wesen gesellschaftlicher Institutionen auf die
Spur zu kommen. Dabei gewinnt er Einsichten, die nicht nur die Philosophie
und Wissenschaften betreffen, sondern auch der Kunst oder Architektur neue
Impulse geben können. Sein innovativer
theoretischer Ansatz hat ihm weltweit zahlreiche Anhänger und Unterstützer
eingebracht, unter anderem den slowenischen Philosophen Slavoj Žižek. Mit
einer Vielzahl an Beispielen und historischen Bezügen veranschaulicht
dieses Buch die Grundlagen von Harmans Objektorientierter Ontologie und
schließt dadurch eine Lücke in der deutschsprachigen Theorieliteratur.
Graham Harman, 1968 in Iowa
City geboren, ist Professor für Philosophie am Southern California
Institute of Architecture in Los Angeles.
Giovanni Vassalli
Elemente zur Konstitution der Psychoanalyse als Technik
344 S., br., € 39,00
978-3-7092-0453-5
Die Psychoanalyse müsse ihre
eigenen Wege gehen, schrieb Freud einst einem italienischen Kollegen, um
ihn daran zu erinnern, dass die analytische Disziplin als ein schöpferisches
Handwerk zu verstehen sei, das der Kunst der Sprache verpflichtet ist.
Durch die analytische Erforschung des Unbewussten hat die neuzeitliche
Wissenschaft einen Bruch in ihrer methodischen Ausrichtung erfahren. Anstatt
weiterhin dem evidenzbasierten Wissensdiskurs zu folgen, hat Freud auf
eine handwerkliche Kunst im Sinne der griechischen techne zurückgegriffen
und sich auf diese Weise ein neues Forschungsinstrument geschaffen: Im
gedanklichen Austausch zwischen zwei Menschen verlangt das Zuhören,
der Einfall und die gleichschwebende Aufmerksamkeit den Vorrang vor rationalem
Vernunftgebrauch. Ausgehend von Symptomen
hat sich die Psychoanalyse damit zu einer Indizienwissenschaft entwickelt,
um die bis heute gestritten wird. Unter Rückgriff auf Elemente der
älteren Kulturgeschichte erläutert Giovanni Vassalli die Plausibilität
dieser Wissenschaft. Giovanni Vassalli, geboren 1935 in Solothurn,
ist studierter Theologe und Philosoph und lebt als Ausbildungsanalytiker
der Schweizerischen Gesellschaft für Psychoanalyse in Zürich.
Hellmut Flashar
Platon
Philosophieren im Dialog
216 S., br., € 24,90
978-3-7092-0452-8
Platons vollständig erhalten
gebliebenes Werk hat die abendländische Philosophie geprägt.
Das Anliegen dieses Buches ist es, in gut verständlicher Sprache einen
Überblick über alle platonischen Dialoge zu geben. Zugänglich,
umfassend und übersichtlich bietet es eine ideale Einführung
in das facettenreiche Denken Platons. Kein
Philosoph hat über die Jahrhunderte bis in die unmittelbare Gegenwart
hinein eine so reiche Wirkung erfahren wie Platon. Dabei bleibt der Autor
der platonischen Dialoge im Verborgenen: Er selbst tritt nicht als Dialogpartner
auf, sondern lässt Sokrates mit anderen diskutieren. Obwohl
Platon – der Begründer der „Akademie“ – über eine interne Prinzipienlehre
verfügte, hat er seine Philosophie ausschließlich in Form von
Dialogen artikuliert. Damit zeigt er, dass das Philosophieren im Sinne
einer Suche nach der Wahrheit immer im lebendigen Vollzug stattfindet:
Der Dialog ist das notwendige Mittel des philosophischen Denkens. Darin
liegt die Einzigartigkeit des platonischen Werkes.
Srdan Nikolic
Der Abgrund der Freiheit
Zur Politik der Selbstemanzipation
bei Machiavelli, Rousseau und Kant
312 S., br., € 35,00
978-3-7092-0465-8
Dieses Buch sieht seine Hauptaufgabe
darin, in den Werken von drei so unterschiedlichen Denkern wie Machiavelli,
Rousseau und Kant jene Motive kenntlich zu machen, die zum besseren Verständnis
und letztlich zu einer Erneuerung der politischen Ontologie der Selbstbefreiung
beitragen. Machiavellis Werk befreit das politische Leben von seinen transzendentalen
Grundlagen. Es handelt sich um eine neue Auffassung der freien politischen
Tätigkeit, die der Selbstbestimmung und der Selbstkreation der modernen
Welt zugrunde liegt. Von Machiavellis Radikalität
ausgehend, zeigt der Autor eine Kontinuität in der Auffassung der
Figur des Bruchs bei Rousseau und Kant auf, um einen grundsätzlichen
Konflikt bei allen drei Autoren zu erörtern. Das Volk gegen die Großen,
die Armen gegen die Reichen, die Unmündigen gegen die Mündigen:
In jedem Fall muss eine (unterdrückte) Seite sich selbst befreien.
Eine
Notwendigkeit im Befreiungskampf der Unterdrückten ist es, in den
Abgrund der Freiheit zu schauen, und Bestandteil jeder emanzipatorischen
politischen Tätigkeit ist es, eine virtù extraordinaria zu
entwickeln: den Mut, diesen Abgrund und sich selbst vor diesem Abgrund
zu erkennen.
Hélène Cixous
Hypertraum
2. Auflage
192 S., br., € 25,90
978-3-7092-0462-7
„Es war vor dem Ende, du bist die
Zeit, dachte ich, die Zeit vor dem Ende. Ich hatte noch nie eine so feine
Pracht gesehen.“
Hypertraum erkundet die „letzten
Zeiten“, zwischen zwei Toden, „vor danach und nach danach“. „Der Unterschied
zwischen den allerletzten Zeiten und der letzten Zeit ist der, dass letztere
ein Datum hat, die allerletzten aber nicht.“ Zeit der täglichen Salbung
der Haut der fast hundertjährigen Mutter der Erzählerin. „Ich
werde diese Haut morgen sein.“ Die mütterliche Haut salbend, schreiben
diese Bekenntnisse („intus et in cute“) auch „die Haut des Jahrhunderts“,
verwoben mit anderen Häuten vergangener Jahrhunderte, mit philosophisch-poetischen
Träumen und Bekenntnissen, die mit der Triebkraft von Traum und Trauer
arbeiten – wie Derridas Lektüre eines Traumes von Walter Benjamin
in Fichus, datiert kurz vor und kurz nach 9/11. Weiterträumend gibt
Hypertraum Zeugnis von einer einzigartigen Erfahrung: „In
jenen Zeiten nun, in dem Augenblick, wo alles verloren ist, werde ich endlich
die Antwort auf den Tod finden, den Weg des Glücks im Schmerz: Es
ist etwas-anderes-als ein Traum, es ist der Hypertraum.“
Jacques Derrida
Apokalypse
5. Auflage
132 S., br., € 17,00
978-3-7092-0460-3
Der Tod der Philosophie, das Ende
der Geschichte, das Ende des Menschen, des Subjektes, des Abendlandes,
des Fortschritts, der Menschheit – Diskurse über das Ende durchziehen
das abendländische Denken. In seiner kleinen Schrift „Von einem neuerdings
erhobenen vornehmen Ton in der Philosophie“ greift Kant diejenigen an,
„die verkünden, dass es seit zweitausend Jahren mit der Philosophie
ein Ende habe“, und unternimmt es, den vornehmen Ton zu entmystifizieren.
Aber die aufklärerische Grenzziehung gegenüber einem apokalyptischen
Diskurs, so zeigt Derrida, entfesselt ihrerseits bloß wieder „eine
andere Welle eschatologischer Diskurse in der Philosophie“. Jacques Derrida
nimmt Kants Text zum Anlass seiner Reflexionen über den apokalyptischen
Diskurs, über einen apokalyptischen Ton in der Philosophie: Gibt es
ein Paradigma, eine fundamentale Szene der eschatologischen Strategien?
Lässt sich der apokalyptische Ton auf Einstimmigkeit reduzieren? Ist
das Apokalyptische vielleicht die transzendentale Bedingung jedes Diskurses?
Für diese deutsche Ausgabe stellte Derrida einen zweiten Text zur
Verfügung: „No Apocalypse, not now“. Ein Text, direkt, wie sonst bei
Derrida nicht üblich, ein philosophischer Text über atomare Endzeitvisionen
und die Politik der Abschreckung.
Robert Bernhart
Die Katze Derridas
Ein Essay über Freiheit
112 S., br., € 12,90
978-3-7092-0451-1
Dieser Essay, der sich an interessierte
Laien richtet, handelt von einer anderen Möglichkeit, Antworten zu
suchen – also zu fragen und zu lesen. Im Zentrum der Überlegungen
steht das Konzept der Schwelle nach Jacques Derrida. Erst
gegen Ende seines Lebens erwähnte Jacques Derrida sein langjähriges
Konzept der Schwelle, mit dem er Verantwortlichkeit verband. Anhand
diverser Spuren aus verschiedenen zeitgeschichtlichen Epochen untersucht
Robert Bernhart die Plausibilität dieses Schwellenkonzepts. Insbesondere
in Auseinandersetzung mit dem posthum erschienenen Seminar Das Tier und
der Souverän entwickelt er dabei Schritt für Schritt den Begriff
einer beschränkten Souveränität, aus der sich Gesten verantwortlicher
Freiheit bilden lassen. Damit ergibt sich aus dem Werk Jacques Derridas
eine neue Handlungsperspektive.
Fotini Ladaki
Der Mensch als Affe Gottes
112 S., br., € 13,00
978-3-7092-0458-0
Obwohl der Mensch nicht im Paradies
bleiben konnte, nachdem die Erstgeborenen vom Baum der Erkenntnis gekostet
hatten, ist er dennoch der Affe Gottes geblieben. Seine Seele, die sich
nie ganz aus ihrem Labyrinth befreien kann, unternimmt Pilgerfahrten auf
den Pfaden seines Körpers. Die Seele des Menschen wohnt stets im Fleisch,
auch wenn sie nicht aus Fleisch besteht. Daher haben Metamorphosen für
die Freiheit der Seele eine zentrale Bedeutung. Vielleicht sind nur sie
in der Lage, die Seele zu ermächtigen und ihr eine Überlebenschance
zu geben. Die ovidischen Metamorphosen
könnten dem Menschen einen anderen Status verleihen, sie könnten
ihn in ein Tier, eine Pflanze oder einen Stern verwandeln. Aber er vermag
es nicht, diese Verwandlungen aufrechtzuerhalten.Er bleibt der Affe Gottes
und schafft brutale politische Systeme oder Pandemien, die wie die Apokalypse
über ihn herfallen. Es endet mit
einem Märchen: Alexander erteilt seiner Schwester, die nach seinem
frühen Tod ins ägäische Meer gesprungen ist und sich in
eine Gorgone verwandelt hat, den Auftrag, die Asche Sigmund Freuds aus
England zu holen. Sie soll auf der Akropolis neben die Statue der Athene
gestellt werden. Denn auch Freud ist ein Gott.
Götz Wienold
Himmlers Fischteiche
2 Stücke
128 S., br., € 14,90
978-3-7092-0457-3
Zwei (Hör-)Stücke
zum Senden oder Spielen: – In Fischteichen versenkt die SS Wertsachen,
die sie von Juden erbeutet hat. Wie bekommen sie ihr Eigentum zurück?
– Bordelle für amerikanische Soldaten im Irak. Wer sie entdeckt, muss
sterben. Heinrich Himmler lässt Zeugen
Jehovas in der Nähe eines Konzentrationslagers Fischteiche anlegen
und betreiben – dies ist nur eine der vielen Wirtschaftsaktivitäten
der SS. In einem der Teiche versenken SS-Leute bei Pogromen erbeutetes
Diebesgut. 2002 soll der Schatz endlich gehoben werden. Doch wer gewinnt,
und wer bleibt dabei auf der Strecke? Im zweiten Stück ist eine Journalistin
aus Venezuela zur Zeit von Hugo Chavez Bordellen für amerikanische
Soldaten im Irak auf der Spur. Ihr setzen Geheimdienstleute nach. Ein Polizeioffizier,
der sie beschützt, kommt dabei ums Leben. Sie selbst wird bis nach
Venezuela verfolgt. Der Krieg kompromittiert die Täterländer
doppelt: Sie stürzen andere Länder und sich selbst für Generationen
ins Unheil und erlauben ihren Akteuren eigene, private Verbrechen. Dazu
brauchen sie das Geheimnis, und um es zu hüten, schrecken sie weder
vor Attentat noch Mord zurück. Als Hörspiele konzipiert, eignen
sich diese Stücke ebenso für die Bühne.
Landschaften
sind Speichermedien.
Sie speichern Vergangenheit,
doch speichern sie auch Zukunft.
Jedes Landschaftsgedicht
ist Schlachtfeldarchäologie,
selbst für noch nicht
errungene Siege,
noch nicht erlittene Niederlagen.
Volker Demuth
Fossiles Futur
Gedichte
96 S., br., € 10,90
978-3-7092-0455-9
Mit Fossiles Futur führt
der in Berlin lebende Schriftsteller Volker Demuth das Landscape Writing,
das er in seinem lyrischen Werk seit drei Jahrzehnten entfaltet, eindrucksvoll
fort. Gedichte wilder Stadträume
und abgelegener Landstriche, Gedichte archaischer Inseln und archäologischer
Abenteuer – Metapher und Imaginäres versetzen Zeit und Raum in poetisches
Flirren. Fossiles Futur ist Vers für Vers ein Zeitwenden, gerade jetzt,
wo sich mit der politischen Grammatik auch die Vorstellung von Zukunft
tiefgreifend ändert. Das imaginäre Morgen, einst von Fortschrittsoptimismus
strahlend, beginnt in dunklen Tönen zu flackern. Die lyrische Zeit
jedoch läuft anders. Ein utopisches Moment? Volker Demuth,
geboren 1961, war Professor für Medientheorie und lebt heute als freier
Schriftsteller in Berlin.
Gina Mattiello
Im Bett des Imaginariums
Zahlreiche Farbabbildungen
136 S., br., € 15,90
978-3-7092-0456-6
Ein Versuch einer poetischen Intensivierung
in Form von Fußnoten: Die in den Textkorpus eingewobenen Objets trouvés
lassen die literarischen Bruchstücke ins Imaginäre wachsen. Landschaftsreste
tauchen auf, Erinnerungspartikel, Tag- oder Nachtträume, Momente,
in denen sich das Bewusstsein aus dem Fluss der Ereignisse löst, Fragmente,
die in verschiedene Richtungen ausbrechen oder wegrauschen. Es könnte
irgendwann angefangen haben und immer weiter gehen. Die Sprache oszilliert
zwischen dem, was die Autorin auffindet, recherchiert oder beobachtend
erfasst. Ein starkes Motiv des Schreibens
bildet ein Gedanke von Roland Barthes: „Denn um zu sprechen, muss man sich
doch auf andere Texte stützen“. Diese
Poetik des Fragments zeigt sich in der Form eines Satzes, eines schon fliehenden,
voraus- oder rückwärtseilenden Gedankens, eines losen Bogens
oder Einschubes: als energetische Gewebe- und Aggregatzustände. Gleichzeitig
spielt das Imaginarium mit dem Bild des begehrenden Subjekts. Unerschrocken
zeichnet es Empfindungen auf, liefert sich aus, nimmt immer wieder ironisch
und unerbittlich die Schamhaftigkeit in den erweiterten Blick.
Dem Raum des Sprechens folgt Stille,
wie wenn etwas im Begriff ist zu verschwinden, Unaussprechliches zwischen
Körpern steht, etwas zu Ende geht. Gina Mattiello arbeitet
als Vokalistin, Autorin und Kuratorin an den Übergängen von Text,
Sprache und Musik.
Roberto Simanowski
Todesalgorithmus
Das Dilemma der künstlichen
Intelligenz
112 S., br., € 13,90
978-3-7092-0417-7
Das dystopische Versprechen der
künstlichen Intelligenz ist die Heimkehr in ein Paradies, in dem unsere
eigene Schöpfung unser Gott ist und uns das Erkennen und Entscheiden
abnimmt. Algorithmen beherrschen die Welt, so hört man, heute schon
und morgen noch viel mehr. Sie sitzen am Steuer selbstfahrender Autos und
lenken mehr und mehr gesellschaftliche Prozesse. Wie programmieren wir
sie und was passiert, wenn sie sich schließlich selbst programmieren?
Die Angst ist so groß wie die Hoffnung und das moralische Dilemma.
Dürfen Algorithmen im Ernstfall entscheiden, wer sterben muss? Wird
die künstliche Intelligenz dem Menschen den freien Willen nehmen,
ihn vor sich selbst schützen und zurück ins Paradies der Entscheidungslosigkeit
befördern? Dieses Buch lädt ein zu einer philosophischen Spekulation
über unsere Zukunft. Es handelt von den Aporien und Paradoxien der
künstlichen Intelligenz. Es vagabundiert im Denken, verbindet das
scheinbar Unverbundene und sieht am Ende in den Erfindern des Silicon Valleys
nicht mehr und nicht weniger als die Geschäftsführer von Hegels
Weltgeist.
Passagen
forum
Jacques Derrida
Die Todesstrafe II
Seminar 2000-2001
448 S., br., € 58,00
978-3-7092-0404-7
In dem zweijährigen Seminar
über Die Todesstrafe wird das in Europa bereits erledigt geglaubte,
aber irritierend oft wiederauftauchende Thema der Todesstrafe ebenso umfassend
wie strikt erörtert, wobei auch tagesaktuelle Bezüge aufblitzen.
Das zweite Studienjahr wagt nach einer kurzen Anknüpfung an die zentralen
Begriffe des vergangenen Jahres – Souveränität, Ausnahme und
Grausamkeit – einen Neuanfang. Dieser ist durch drei Fragen gekennzeichnet,
die sich durch die Lektüre diverser Texte (von Kant, Freud, Reik,
Heidegger, aber auch Kafka und Benjamin) ziehen: „Was ist ein Akt? Was
ist ein Alter? Was ist ein Begehren?“ Neben der Frage, ob es sich bei der
Todesstrafe um eine Fremd- oder eine Selbst-Bestrafung handelt, geht es
auf einer grundlegenderen Ebene um drei Formen der Verurteilung: die zum
Sterben im Allgemeinen, zum Sterben in kurzer Zeit (z. B. an einer Krankheit)
und die Verurteilung zum Tode durch ein Strafgerichtsurteil. Hierbei zeigt
sich, dass nur Letztere eine Entscheidung impliziert, die Entscheidung
des Anderen.
Slavoj Žižek
Pandemie!
Covid-19 erschüttert die
Welt
112 S., br., € 14,90
978-3-7092-0441-2
Wir leben in einer Zeit, in der
der größte Ausdruck von Liebe darin besteht, zum Objekt seiner
Zuneigung Distanz zu halten; in der Regierungen, die für die rücksichtslose
Kürzung öffentlicher Ausgaben bekannt sind, plötzlich wie
von Zauberhand Milliarden bereitstellen können; in der Toilettenpapier
zu einer Ware wird, die kostbar ist als Diamanten. Es
ist eine Zeit, in der, so Žižek, eine neue Form des Kommunismus der einzige
Weg sein wird, um den Abstieg in globale Barbarei abzuwenden. Unser
Planet wurde von einer beispiellosen globalen Pandemie erfasst. Wer könnte
ihre tiefere Bedeutung besser ergründen, ihre schwindelerregenden
Paradoxien besser aufzeigen und über die Folgen und deren Tragweite
eindringlicher spekulieren als der einflussreiche slowenische Philosoph
Slavoj Žižek – und das auf atemberaubende, schweißtreibende Art und
Weise?
Mit seinem lebendigen Schreibstil
und Hang zu populärkulturellen Analogien (Quentin Tarantino und H.G.
Wells treffen hier auf Hegel und Marx) liefert Žižek eine ebenso scharfsinnige
wie provokative Momentaufnahme dieser Krise,
die sich mehr und mehr ausbreitet und uns alle erfasst.
Alain Badiou
Nach Corona: Für
eine Politik der Zukunft
Ein Gespräch mit Peter Engelmann
80 S., br., € 14,90
978-3-7092-0439-9
Die Corona-Krise ist weder der
verheißungsvolle Beginn eines gesellschaftlichen Umbruchs noch etwas
prinzipiell Neues. Aber sie verweist auf die Dringlichkeit eines radikalen
Wandels im politischen Denken und Handeln. Für Alain Badiou offenbart
die aktuelle Krise in aller Deutlichkeit den Widerspruch, der heute zwischen
der globalisierten Wirtschaft und der weitgehend national orientierten
Politik besteht. Auch wenn die Staaten in der Krise gezwungen sind,
die Imperative der kapitalistischen Profitmaximierung temporär zurückzustellen,
um die nationale Sicherheit zu gewährleisten, bedeutet das nicht,
dass dadurch das Primat der kapitalistischen Wirtschaft gebrochen wird.
Wie kann dieser Widerspruch langfristig aufgehoben werden? Die
Antwort liegt für Badiou in einer dritten Etappe des Kommunismus:
Nach seiner glorreichen Erfindung und dem tragischen Scheitern des ersten
Versuchs seiner Implementierung muss nun ein globaler Kommunismus entwickelt
werden, der der Situation er heutigen Welt angemessen ist und dessen revolutionäres
Subjekt nur das nomadische Proletariat sein kann: die Flüchtlinge
und Migranten auf der ganzen Welt, die heute die Hauptlast der kapitalistischen
Ausbeutung tragen.
Jacques Rancière
In welchen Zeiten leben wir?
Ein Gespräch mit Éric Hazan
80 S., br., € 10,90
978-3-7092-0440-5
Jacques Rancière antwortet
in diesem Buch auf die Fragen seines französischen Verlegers Éric
Hazan zur Lage der Gegenwart: Wo stehen wir? Was haben die politischen
Ereignisse der letzten Jahre zu bedeuten? Welche Möglichkeiten eröffnen
sich? Kurz, in welchen Zeiten leben wir? Der Titel dieses Buches ist wörtlich
zu nehmen: Im Gespräch mit Éric Hazan durchleuchtet Jacques
Rancière die politische Gegenwart. Er spricht vom Volk, von der
Demokratie, von Repräsentation, von der ästhetischen und politischen
Revolution, von Aufständen der Vergangenheit und Besetzungen der Gegenwart.
Vor allem aber spricht Rancière von einer Zeit, der die Geschichte
nichts versprochen und der sie keine Lehren vermacht hat – einer Zeit aus
reinen Momenten, die so weit wie möglich auszudehnen sind.
In der Politik gibt es nur Gegenwarten, und in jedem Augenblick stellt
sich von neuem die Frage, ob die Fesseln der inegalitären Knechtschaft
erneuert oder Wege der Emanzipation eröffnet werden.
Alain Badiou
Traut den Weißen nicht!
72 S., br., € 9,90
978-3-7092-0426-9
„Gegenwartspolitik gibt es nur
mit denen, die zu uns gekommen sind und das universale nomadische Proletariat
repräsentieren.“
Alain Badiou untersucht in Auseinandersetzung
mit philosophischen, politischen und dichterischen Texten – unter anderem
Derridas Von der Gastfreundschaft und Chamoise aus Migranten –, wie es
aktuell um die Sache des universalen nomadischen Proletariats steht. Ausgehend
von dem französischen Phänomen der Gelbwesten und der Arroganz
der Politikerkaste rückt Badiou den Gedanken in den Mittelpunkt, dass
die Welt unsere Heimat ist und dass die sogenannten Migranten eine zentrale
Rolle in der Gegenwartspolitik spielen. Das Ertrinken im Mittelmeer, die
Festnahmen und Abschiebungen dürfen nicht länger geduldet werden.
Gemeinsam
mit dem universalen nomadischen Proletariat muss an einer Ethik des Welt-Lebens
gearbeitet werden, an dem, was Badiou den neuen Kommunismus nennt.
Souleymane Bachir Diagne
Philosophieren im Islam
172 S., br., € 22,50
978-3-7092-0427-6
Souleymane Bachir Diagne zeigt
in diesem prägnanten Essay, dass die islamische Welt sich von Anfang
an den Herausforderungen der griechischen Philosophie gestellt hat und
immer offen war für die Konfrontation mit der Vernunft. Er appelliert
an eine Rückbesinnung auf diese Tradition. Im Islam zu philosophieren,
bedeutet, die von der muslimischen Tradition überlieferten Texte den
Ansprüchen der Vernunft auszusetzen. Das
muslimische kulturelle Universum hat seit Avicenna, Averroes und Ghazali
nicht aufgehört, diesen anspruchsvollen Dialog zwischen dem offenbarten
Wort und einer Vernunft zu führen,
die zu freier Interpretation aufruft. In einer Zeit, in der überall
die Versuchung der Verschließung und Absonderung lockt und die Gefahren
von Kulturkonflikten wachsen, spricht dieses Werk deutlich die Einladung
aus, an die alte Tradition des Austauschs anzuknüpfen und die Arbeit
an den Fragen unserer Gegenwart damit zu befruchten. Eine Lehre der Vernunft
und der Hoffnung.
Françoise Vergès
Dekolonialer Feminismus
168 S., br., € 21,90
978-3-7092-0428-3
„Dekolonial heißt, sich
anzuschauen, inwieweit die Gesellschaft strukturell rassistisch und sexistisch
bleibt, was sehr oft zusammengeht.“ Das
dekoloniale Denken von Françoise Vergès ist intersektional.
Vor dem Hintergrund des Weiterlebens der kolonialen Ideologie in den westlichen
Gesellschaften kämpft es gegen Sexismus, Rassismus, Kapitalismus und
Imperialismus. Es greift zurück auf die Bewegungen und Kämpfe
der 1960er- und 1970er-Jahre, insbesondere auf den Black feminism, um an
die utopische Kraft des Feminismus anzuknüpfen und an eine Einbildungskraft,
die eine grundlegende Veränderung der Gesellschaft zu tragen vermag.
Weil der weiße bürgerliche Feminismus sich dem Kapitalismus
andient, ruft die Autorin eindringlich dazu auf, dem Feminismus aufs Neue
den Atem einer Bewegung einzuflößen, die soziale Gerechtigkeit,
Würde und Achtung zum Ziel hat und einer Politik des Todes eine Politik
des Lebens entgegensetzt.
Sophie Reyer
BioMachtMonsterWeiber
(eine Enzyklopädie)
112 S., br., € 12,90
978-3-7092-0432-0
Sie bevölkern uralte Märchen
genauso wie Filme, Comics und die moderne Populär-Kultur: Ungeheuer
aller Art. Doch warum wird das Monströse so oft mit dem Weiblichen
in Verbindung gebracht? Diese literarisch-wissenschaftliche Suchbewegung
soll die Antwort geben. Laut Definition versteht man unter einem Ungeheuer,
einem sogenannten Monstrum, ein Wesen von großen, gewaltigen Ausmaßen,
das allerdings nicht in der Wirklichkeit existiert, sondern Teil einer
Phantasiewelt ist, wobei es immer den Aspekt des Schauerlichen an sich
hat. Wörtlich bedeutet der Begriff „Monstrum“, der aus dem Lateinischen
stammt, so viel wie „Mahnzeichen“ oder „Mahnmal“, sodass das Monstrum als
Schatten-Projektion des menschlichen Denkens, Fühlens und Erlebens
gesehen werden kann. Wie aber verhält es sich mit dem Aspekt der Weiblichkeit,
der das Dämonische so oft kennzeichnet?
Dieses Handbuch liefert eine
Sammlung weiblicher Monster und Mischwesen, die mit eigenem dichterischem
Material angereichert ist. Es ist eine
Art Spurensuche, die das monströse Weibliche im Kontext der Gegenwart
zu verorten versucht.
Jörg Sternagel
Ethik der Alterität
Aisthetik der Existenz
320 S., br., € 36,00
978-3-7092-0433-7
Ausgehend von exemplarischen zwischenmenschlichen
Begegnungen in der Lebenswelt, den Künsten und Medien, nähert
sich der Autor einer Ethik der Alterität. Diese fußt ihrerseits
auf der Aisthetik der Existenz: Mein Auf-der Welt-Sein ist zugleich ein
In-der-Welt-Sein und ein Zur-Welt-Sein. Um
gängige Dualismen von psychologischen Bewusstseinsvorgängen und
physiologischen Mechanismen zu vermeiden, wird Existenz im Sinne Maurice
Merleau-Pontys als etwas Konkretes und Beziehungsreiches verstanden:
Die
Einheit von Leib und Seele ist keine willkürliche Verbindung von „Subjekt“
und „Objekt“, vielmehr etwas, das sich von Augenblick zu Augenblick in
der Bewegung der Existenz selbst vollzieht. Ich
bin umgeben von Anderen, die mir zuvorkommen und meine leibliche Erfahrung
als eine nicht-solipsistische bedingen und ermöglichen. Auf diese
Weise erschließt sich nach und nach für jede menschliche, leibgebundene
Existenz eine Wahrnehmungslehre, die Lehre einer Situierung in der Welt,
in der die Andersheit des Anderen eine permanente und unumgängliche
Herausforderung darstellt.
Ditha Brickwell
Wir, der Feind von uns
Nachdenken über die Grundfiguren unserer Angst
136 S., br., € 14,90
978-3-7092-0429-0
Wie im Sturzflug nähert sich
Ditha Brickwell zur Nahaufnahme den Krisen unserer Zeit. Der Schleier über
den Ursachen wird gelüftet. Es zeigt sich, dass der Wahnsinn des Wachstums,
der Hypermobilität, der Schere zwischen Arm und Reich, der Überbevölkerung
… schon lange zu erkennen war. Schauen wir doch hin! Wir – der Feind von
uns. Dreizehn Essays weisen auf die Wunden unserer Lebenswelt. Vorausschauend,
vorausahnend, die Zeichen lesend schreibt Ditha Brickwell in poetischer,
bildreicher Sprache, die Leserin und Leser aus dem Nebel der Schlagworte
und verkürzten Nachrichten herausführt. Die Themen reihen sich
wie Figuren auf einer Drehbühne aneinander, wie dreizehn böse
Feen, die in uns tief verschüttete Ängste ansprechen: die Gestalten
Krieg und Tod, Erinnern und Vergessen, die schillernde Geldwelt, die zu
zerplatzen droht … Das unentwegte Wachstum
treibt uns dem Untergang entgegen oder löst in Schubumkehr den Absturz
der Wirtschaft aus. Und doch lehrt die Geschichte, dass die Menschheit
am Abgrund immer wieder überraschende Lösungen findet. Werden
wir uns dieses Mal retten?
Fotini Ladaki
Im Labyrinth der Seele
Oder: Die Seele als Kathedrale des Teufels
120 S., br., € 13,90
978-3-7092-0431-3
Wenn das Unbewusste das Labyrinth
der Seele ist, in dem der Minotaurus unserer Traumata lauert, dann ist
ein Entrinnen nur möglich, indem wir die Sprache zum Faden der Ariadne
machen. Freud hat den Faden der Sprache aufgegriffen und ist ihm wie kaum
ein Zweiter gefolgt. Wie das Über-Ich die Instanz des Gewissens, der
Moral und unserer Wertvorstellungen ist, so ist das Es ein dunkler Ort,
an dem böse und antisoziale Triebe, finstere Gedanken und Gefühle
lauern und an dem man manchmal ein Leben lang verweilen muss, weil sich
kein Ausweg aus dem Labyrinth auftut. Mit
Freud kann daher behauptet werden, dass die unreflektierte Seite der menschlichen
Seele eher der Kathedrale des Teufels als einem Gotteshaus ähnelt.
Nur
wer in der Lage ist, die teuflischen Anteile seiner Seele ins Göttliche
zu übersetzen, erfährt seine individuelle Epiphanie – und es
ward Licht.
Der Band beschließt – im
Anschluss an „Die Geburt der Seele“ und „Der Maskenball der Seele“ – Fotini
Ladakis Seelentrilogie.
Eberhard
Geisler
A Bigger Splash
Neue Notizen
240 S., br., € 27,90
978-3-7092-0437-5
Die Geschichte der abendländischen
Kultur ist durchzogen von der Frage nach Identität, nach Triangulierung
und der rätselhaften Figur des Risses. Der Autor weist diese Zusammenhänge
an bedeutenden Werken der Literaturgeschichte auf und reflektiert das Wesen
von Poesie. In diesem Band setzt der Autor seine Auslotung der Dimensionen
künstlerischen Schaffens fort. Ausgehend
von Jacques Derridas Kritik des Buchs und dessen alternativem Begriff der
Schrift wird der Versuch unternommen, jene Zusammenhänge zu rekonstruieren,
die sichtbar werden, sobald Denken und Empfinden nicht länger unter
dem Bann des Identitätsbegriffs stehen. Dabei entsteht die Idee einer
Kunst, die erst im Vollzug von Riss und Sprengung zu geheimer Rundung gelangt.
Vor
diesem Horizont tritt nicht nur Eros als treibende Kraft hervor, die die
traditionelle, patriarchalisch geprägte Vorstellung von Autorschaft
weit hinter sich lässt, vielmehr wird es jetzt auch möglich,
dass der Autor selbst sich äußern und eigenen poetischen Skizzen
zuwenden kann.
Hermine Batlay
Wiener Erzählungen
96 S., br., € 11,90
978-3-7092-0434-4
Sie und er, eine Liebesgeschichte
zu dritt, irgendwo, in Wien vielleicht. Es
geht um das Jung-Sein, Älter-Werden und um Sex.
Es geht um das Weitermachen und Innehalten, wenn alles schon zu spät
scheint. Irgendwo, in Wien vielleicht, in einer gutbürgerlichen Wohnung
hat sich etwas zugetragen, das vielleicht erzählenswert war, als es
geschah, und das schönste fiktive Literatur ist.
Die Geschichte spielt vor dem Hintergrund
einer mysteriösen urbanen Umwelt, die alle in ihre Wohnungen sperrt
und dem Individuum feindlich gesonnen ist. Ein Liebespaar wagt sich hinaus
auf die Straßen und versucht, seine Liebe trotz aller gesellschaftlicher
Konventionen, die dagegenstehen, zu leben – zu zweit, zu viert, zu dritt,
mit Kindern. Das Schwierige, das Hoffnungsvolle und das Humorvolle kommen
dabei nah beieinander zum Liegen.
Robert Stähr
Plan
160 S., br., € 17,90
978-3-7092-0435-1
Die Geschichte einer Obsession:
Ein
Mann entwirft Pläne zur Umgestaltung seiner städtischen Umgebung.
Aus dem zunächst harmlosen gesellschaftlichen Engagement erwächst
die Wunschvorstellung der Übernahme politischer Macht und schließlich
der autoritäre Traum von einer nach Plan funktionierenden, konfliktbefreiten
Gesellschaft. Im Takt seiner täglichen Routine, der nur durch die
Variationen des immer gleichen Traumes unterbrochen wird, beobachtet, kommentiert
und kritisiert der Ich-Erzähler seine Umgebung: Auf Spaziergängen
durch den nahe gelegenen Park und die Straßen der Stadt, bei Treffen
und Erledigungen wird der Mann mit Unregelmäßigkeiten konfrontiert,
die er als Mängel der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung erlebt.
Nach und nach entwickelt der Erzähler Pläne, um diese Ordnung
zu reformieren. Je länger aber seine Bemühungen, Mitstreiter
für sein Vorhaben zu finden, erfolglos bleiben, desto mehr wächst
sich sein Engagement zur Obsession aus. Der
Erzähler träumt von einer konflikt- befreiten Gesellschaft, einem
perfekten sozialen Räderwerk, das von ihm und seinen imaginierten
Helfern beherrscht wird.
Romana Hagyo
Über das Wohnen im Bilde sein
184 S., br., € 22,90
978-3-7092-0436-8
Im Kontext der Debatte um Potentiale
und Grenzen künstlerischer Forschung unternimmt diese Studie das Experiment,
die Arbeitsweisen der Kunstwissenschaft und der bildenden Kunst abseits
wechselseitiger Illustration oder Interpretation zu verbinden.
Romana Hagyo befragt Konzeptionen
des Öffentlichen und Privaten und deren Verknüpfung mit geschlechterspezifischen
Zuschreibungen in ausgewählten Darstellungen des Wohnens in der zeitgenössischen
bildenden Kunst. Es werden Projekte von Maja Bajevic, Christian Hasucha,
Hiwa K, Dorit Margreiter, Julia Scher und anderen diskutiert, die die Diffusion
öffentlicher und privater Räume im Wohnen zum Thema machen. Ein
Schwerpunkt liegt auf der potenziellen Durchdringung öffentlicher
und privater Räume im Kontext von Flucht, Migration und Obdachlosigkeit.
Parallel
dazu verläuft die Fragestellung, die Romana Hagyo und Silke Maier-Gamauf
mit ihren künstlerischen Arbeiten Test.Test.Liegen und SOFA-STOFF
verfolgen.
In der Zusammenführung
des Künstlerischen und Diskursiven gelingt es, über das Wohnen
im Bilde zu sein.
Stefan Lindl
Die authentische Stadt
Urbane Resilienz und Denkmalkult
160 S., br., € 17,90
978-3-7092-0306-4
Weiterbauen statt Neubauen!
– Das Leitbild „Authentische Stadt“ ist ein Gegenentwurf zur Neuplanung
ohne Geschichte. Es beruht nicht auf dem
Kult um das Original, sondern auf der performativen Erzeugung historischer
Werte. Sie steigern die Qualität des urbanen Raums durch Erinnerung
und Identität. Um 1900 entwickelte sich mit dem modernen Denkmalschutz
die originale Materie zum höchsten Gut. Rekonstruktionen wurden hingegen
als historisch wertlos erachtet. Trotz dieser deutlichen Abwertung gegenüber
dem Original verleihen sie dem urbanen Raum historischen Wert. Wird das
originale Objekt obendrein dekonstruiert, erscheint seine Materie marginal
im Vergleich zu seiner sozialen Konstruktion. Somit stellt sich die Frage,
ob sich das Konzept des Originals überhaupt eignet, den historischen
Wert von Baubestand zu taxieren. Es bedarf vielmehr einer egalitären
Sichtweise: So wird das wertende „original“ durch das neutrale „authentisch“
ersetzt. Das Authentische löst Gefühle der Bewunderung, der Ehrfurcht,
der Begeisterung aus. Diese emotionalen Zustände will die authentische
Stadt hervorrufen, um einen ästhetischen Beitrag zur urbanen Resilienz
zu leisten.
Christoph Metzger
Theorie der Abstraktion
284 S., br., € 31,00
978-3-7092-0430-6
Um 1880 wurden in den Künsten
Verfahren der Abstraktion entwickelt. In der politischen aufgeheizten Situation
der 1960er-Jahre kommt es zu einem Revival der abstrakten Kunst, das durch
experimentelle Filme und raumbildende Formate der Installation geprägt
ist. Christoph Metzger gibt in seinem Buch
einen chronologischen Überblick über die Geschichte der Abstraktion:
von ihren Anfängen bei Paul Cézanne, Claude Monet, Wassily
Kandinsky und Piet Mondrian über ihre musikalische Weiterentwicklung
in den Kompositionen von Anton Webern, John Cage und Morton Feldman bis
zu ihrer Wiederentdeckung bei Jackson Pollock, Willem de Kooning, Cy Twombly
oder Gerhard Richter. Wissenschaftsgeschichtlich
speist sich die Theorie der Abstraktion aus Erkenntnissen der Gestalttheorie,
die Phänomenen der Mustererkennung verpflichtet ist. Die Konditionierungen
der Menschen ändern sich im Lauf des Lebens und spiegeln sich in ästhetischen
Erfahrungen wider, die Abstraktion und Mustererkennung zur bedeutenden
kognitiven Leistung menschlicher Existenz machen.
Oswald Auer
PASSE-PARTOUT
Mit Beiträgen von Joseph Cohen, Raphael Zagury-Orly
122 S., br., € 35,00
978-3-7092-0365-1
„Passe-partout“ bedeutet wörtlich
„überall durchkommen“. Inhalt des Künstlerbuches sind Zeichnungen,
die vor einigen Jahren in Israel entstanden sind, und ein Aufsatz über
das Verhältnis von Kunst, Gerechtigkeit und Wahrheit, der die Bleistiftzeichnungen
in französischer und deutscher Sprache umkreist. Bei den Zeichnungen
von Oswald Auer findet eine Umkehrung statt, die das Bild um die offene
Stelle der Kartonumrahmung lokalisiert. Dargestellt sind fünf leerstehende
Fremdenzimmer. Deren Fenster und der Ausschnitt des Passepartouts überschneiden
sich, in diesem Segment ist die Leere des da-hinterliegenden Papiers zu
sehen. Die Handzeichnungen sind in „pointillistischer“ Methode ausgeführt
und bestehen aus unzähligen Bleistiftpunkten. Der Punkt ist dabei
so etwas wie die kleinstmögliche Form. An der Grenze zum Nichts stellt
er eine Art Behauptung dar. Von der Handschrift des Künstlers ist
dabei wenig zu spüren. In dem die Zeichnungen begleitenden Essay „Wahrheit
setzt Kunst setzt Gerechtigkeit voraus“ von Joseph Cohen und Raphaël
Zagury-Orly geht es nicht nur darum, die Heterogenität des Verhältnisses
von Kunst und Gerechtigkeit zur Wahrheit aufzuzeigen; anhand dieser Trias
wird auch entfaltet, in-wiefern die ihr immanente grundlegende und ungelöste
Distanz die Wahrheit immer wieder zu einem Ausdruck zwingt, der jenseits
ihrer selbst liegt.
Herwig Steiner (1956L)
Kunst der Attrappe
Aufführungen der Gewissheit.
Kunst wie Sammeln kostbarer Ansichten
Herausgegeben von Andreas Manak,
Friedrich J. Reif-Breitweiser mit einem Nachwort von Andreas Manak
128 S., br., € 24,00
978-3-7092-0374-3
Ein Kunstwerk, das die Selektions-
und Reproduktionsverhältnisse gesellschaftlicher Konvention erfasst,
bildet nicht mehr ab, es dringt direkt in die Schichten der Wirklichkeit.
Dazu bedarf es Techniken der Auflösung. Durch Umstülpen traditioneller
Vereinnahmungsprozesse in der bildenden Kunst entstanden Aufführungen,
also Handlungen, die das Bild homogener Wirklichkeit paralysierten und
die Betrachterposition, diese vermeintlich verfügbare reflexive Bestimmungsinstanz,
aufhoben.
Eine Kunst der Attrappe exponierte
jahrelang Betrachtersouveränität. „Jenes Sehen, sich selbst betrachten
zu lassen, zu beobachten, ob es sich dabei erkennt, ist den Attrappen gegeben.“
Es geht um die Frage, ob Konvention, ihre Sucht nach Vereinfachung und
Feststellung, die aus ihren Elementen hergestellten Fallen begreift, sie
umgeht und zerlegt oder ob ihre Zuordnungen sich „trophäenartig“ zu
einer neuen performativen Kunstform herausbilden. „Die (ideengeschichtlichen)
Kulissenarbeiter entfernen die unbrauchbar gewordenen Konstruktionen.“
Passagen
Literatur
Zwischen den Zeilen
Gedichte Hebräisch/Deutsch
herausgegeben von Yael Almog und Michal Zamir
illustriert von Maya Attoun
144 S., 5 Abb. br., € 16,00
978-3-7092-0387-3
Dieser zweisprachige Lyrikband
beinhaltet ausgewählte Gedichte von zwei in Deutschland lebenden israelischen
Lyrikerinnen, Zehava Khalfa und Maya Kuperman, sowie von zwei deutschen
Dichterinnen, Heike Willingham und Gundula Schiffer, deren Gedichte ihre
Aufenthalte in Israel sowie Begegnungen mit der hebräischen Sprache
und Kultur reflektieren. Die für den Band ausgewählten Gedichte
beschäftigen sich mit gegenwärtiger jüdischer Identität,
indem sie sich mit Migration und transnationalem Schreiben sowie Geschlecht
und allgemeinen Alltagserfahrungen aus weiblicher Perspektive in beiden
Ländern auseinandersetzen. Der Lyrikband enthält Gedichte in
Originalsprache (Deutsch/Hebräisch) mit beigefügter Übersetzung
(Hebräisch/Deutsch). Durch dezidierte Untersuchungen weiblicher Erfahrungswelten
bietet der Band eine besondere Betrachtungsweise von deutsch-hebräischem
Bilingualismus, deutsch-israelischen kulturellen Beziehungen und junger
israelischer Migration nach Deutschland. REZENSION
Alain Badiou
Was verstehe ich unter Marxismus?
64 S., br., € 8,90
978-3-7092-0299-9
In einem konzisen Vortrag legt
Alain Badiou sein Verständnis des Marxismus dar und verleiht dabei
seiner eigenen Philosophie neues Profil. Ausgehend
von seiner persönlichen Beziehung zum Marxis? mus skizziert Alain
Badiou seine Quellen und Entwicklungen. Dabei nimmt er eine Reihe von Verschiebungen
marxistischer Begriffe vor, indem er den Akzent seiner Analyse auf den
Klassenkampf und das Erkennen von Klasseninteressen legt. Auf diese Weise
entsteht eine Definition des Marxismus, die ihn als „Denken der Verwandlung
der Erkenntnis in Handeln" bestimmt und den Schwierigkeiten ent? geht die
mit der Definition des Marxismus als Wissenschaft oder Politik verbunden
sind. Schließlich stellt Badiou mit der Frage nach dem Marxismus
auch die große Frage der Moderne: Wenn der Kapitalismus vor allem
deswegen (vorerst) gewonnen hat, weil er sich mit der Moderne gleichzusetzen
wusste, wie kann die kommu? nistische Idee vor dem Hintergrund der gegenwärtigen
globalen Verhältnisses mit dem Projekt der Moderne verbunden werden?
Alain
Badiou, geboren 1937 in Rabat, Marokko, lebt als Philosoph, Mathematiker
und Romancier in Paris. Link:
FAZ
(neu) Badiou-Interview
Ein
Terroranschlag in Berlin, der die Gesellschaft in Schockstarre versetzt:
Fernand Guelf
Der Ausnahmezustand
200 S., br., € 22,00
978-3-7092-0406-1
Leon fliegt an einem Wintermorgen
nach Berlin. Zum gleichen Zeitpunkt will Eduard der Stadt den Rücken
kehren. Ein terroristischer Anschlag am Flughafen Tegel bringt beide kurz
zusammen. Leon wird Opfer des Anschlags und Eduard eignet sich dessen Papiere
an. Mit der neuen Identität übernimmt er Leons Vergangenheit,
zu der auch Amelie gehört, die Leon im Darknet kennengelernt hatte.
Beide verbindet ein eigenartiges Verhältnis zum Tod. Der Ausnahmezustand
stellt in Rückblenden und Einzelaufnahmen drei unterschiedliche Schicksale
dar, die sich vor dem Hintergrund außergewöhnlicher Ereignisse
und gesellschaftlicher Entwicklungen auf dramatische Weise annähern.
Der Roman beschreibt eine paralysierte Gesellschaft, die handlungsunfähig
einer fatalen Entwicklung ausgeliefert ist.
Passagen
forum
Jacques Derrida
Der Meineid, vielleicht
(„jähe syntaktische Sprünge“)
112 S., br., € 14,90
978-3-7092-0403-0
Kann man einen Meineid aus Zerstreuung
begehen? Nicht mit der Absicht, das Gesetz zu übertreten, sondern
einfach, weil man „nicht daran denkt“? Der Meineid, vielleicht, 2002 verfasst,
fragt nach dem Verhältnis von Lüge und Fiktion. Was geschieht,
wenn die Grenze von Geschichtenerzählen und Lügen undeutlich
wird? Ausgehend von der Lektüre des Romans Der Meineid des Übersetzers
und Schriftstellers Henri Thomas untersucht Jacques Derrida die komplexe
Figur des Meineids. Dabei schließt er an seine früheren Arbeiten
über Vergebung, Versprechen, Lüge, Zeugenschaft und deren Verhältnis
zur literarischen Fiktion an. Die Stilfigur des Anakoluths – des abrupten
Abbruchs der Rede –, die Thomas’ Text prägt, erlaubt es Derrida, nach
den Figuren des „vielleicht“ und des „als ob“ zu fragen, die die literarische
Fiktion heimsuchen. Wie steht es um das Geheimnis der Literatur, um ihre
Verantwortung und die des Erzählenden, wenn die Grenze zwischen Lüge
und Fiktion, zwischen Geschichtenerzählen und Lügen undeutlich
wird?
Passagen
forum
Jean-Luc Nancy /Mathilde Girard
Mit eigenen Worten
Gespräch über den
Mythos
128 S., br., € 16,90
978-3-7092-0327-9
Im Gespräch mit Mathilde Girard
verfolgt Jean-Luc Nancy den Faden, den der Mythos zwischen seinem Leben
und seinem Denken spinnt. Schnell wird dabei klar: Sobald man angefangen
hat, über sich selbst zu sprechen, ist man bereits auf dem Feld des
Mythischen. Nancy nähert sich der Frage des Mythos ausgehend vom Biografischen:
In der Rückschau auf sein gemeinsames Leben und Schaffen mit Philippe
Lacoue-Labarthe lässt sich aufzeigen, was daran seitens des Mythos
am Werke gewesen ist. Die biografische Erzählung malt dabei nicht
nur ein Porträt der intellektuellen Landschaft des Frankreichs der
1960er- bis 1980er-Jahre en miniature, sondern liefert auch eine leicht
zugängliche Einführung in Nancys philosophisches Denken, welche
die maßgeblichen Gegenstände seiner Arbeit durchmisst: von der
deutschen Romantik über die Literatur, das Theater, die Politik und
Psychoanalyse bis hin zu dem Begriff der Mimesis und der bei Nancy kürzlich
wieder aktuell gewordenen Frage nach dem Selbst. Alles dargelegt mit eigenen
Worten. Aber es zeigt sich, dass das Eigene ebendas ist, was im Mythos
auf dem Spiel steht und insofern selbst mythisch ist. Das Gespräch
über den Mythos ist demnach seinerseits ein Stück Mythologie.
Robert Skidelsky
Die Automatisierung der
Arbeit
144 S., br., € 16,00
978-3-7092-0413-9
Welche Auswirkungen werden Automatisierung
und künstliche Intelligenz auf die Arbeit und das „gute Leben“ haben?
In einer Reihe von Essays beleuchtet Robert Skidelsky die weitreichenden
Implikationen der modernen Entwicklungen der Arbeit und skizziert Handlungsmöglichkeiten.
Zwar trägt die Reduktion von Arbeitszeit wesentlich zu materiellem
und spirituellem Wohlergehen bei, aber die von Keynes vorausgesagte 15-Stunden-Arbeitswoche
ist auch in den führenden Industrieländern nie verwirklicht worden.
Worin bestehen heute die notwendigen Voraussetzungen für eine Reduktion
der Arbeitszeit und welche Möglichkeiten birgt sie? Robert Skidelsky
plädiert für die Entwicklung einer Ethik, die auf die Ziele der
Technologie fokussiert. Ein Leben, das zugleich menschlich und menschenwürdig
ist, ist nur durch die Förderung der Freizeitausbildung anstelle eines
sinnlosen Wettlaufs des Menschen mit Maschinen und durch die Würdigung
der Unvollkommenheit als Voraussetzung aller menschlichen Bemühungen
möglich.
Axel Hecker
Eine kleine Naturgeschichte der Freiheit
120 S., br., € 13,90
978-3-7092-0416-0
Die philosophische Behandlung des
Freiheitsproblems steckt in Aporien fest, während Hirnforscher Freiheit
leichthin zur Illusion erklären. Axel Hecker zeigt, inwiefern eine
undogmatische Biologie Denkmöglichkeiten bereitstellt, die aus dieser
Konfusion hinausführen. Die von der Hirnforschung vor Jahren vorgetragene
These, Freiheit sei eine Illusion, steht unerledigt im Raum. Die Philosophie,
die sich dazu berufen sah, Freiheit und Geist zu verteidigen, hat darauf
nur schwach und mit Rückzugsgefechten reagiert. Die hier erzählte
„kleine Naturgeschichte der Freiheit“ sucht eine alternative Herangehensweise
an dieses Problem. Die These lautet: Handlungsfreiheit (die Freiheit zu
tun, was man will) kann aus Grundbestimmungen des Lebendigen, wie sie von
dem Biologen Humberto Maturana entwickelt wurden, abgeleitet werden. Und
Willensfreiheit (die Freiheit zu wollen, was man will) stellt eine besondere
Fähigkeit jenes Lebendigen dar, das über Sprache verfügt:
nicht die Fähigkeit, Dinge mit Wünschen zu belegen, sondern diejenige,
Wörter oder Sätze darüber zu äußern, wie man
selbst sein will.
Andrea Christoph-Gaugusch
Philosophie eines mittleren Weges
136 S., br., € 14,90
978-3-7092-0410-8
Wir begreifen uns als Beobachter
begrifflich, so wie wir Welten begrifflich begreifen. Wir sind als Beobachter
real und zugleich konzeptuell begriffen. Durch die Beobachtung von Beobachtern
lässt sich daher ein Mittelweg zwischen Realismus und Relativismus
entfalten. Wahrnehmung, Kognition, Erinnerung, Bewusstsein und Aufmerksamkeit
– das sind Begriffe, die einen Beobachter voraussetzen, um bedeutungsvoll
sein zu können. Umgekehrt wird ein Beobachter überhaupt erst
zu einem Beobachter im Hier und Jetzt, indem er wahrnimmt, denkt, sich
erinnert, bei Bewusstsein und aufmerksam ist: ein zirkulärer Prozess
zwischen Beobachter und Beobachtetem ohne Fundament. Begriffe ermöglichen
es, diesen wechselseitigen Entstehungsprozess zu beschreiben. Gedachte
Begriffe lassen sich als verkörperte, begriffene Berührungen
rekonstruieren. So lässt sich, in dem man Beobachter und ihr Beobachten
beobachtet, im Kontext der Kognitionswissenschaften die Philosophie eines
mittleren Weges entwickeln, die weder vom Beobachter noch vom Beobachteten
ausgeht, sondern ihr Entstehen in gegenseitiger Abhängigkeit im Blick
hat.
Axel Hecker
Wunsch und Bedeutung
Grundzüge einer naturalistischen Bedeutungstheorie
160 S., br., € 17,90
978-3-7092-0415-3
Prominente philosophische Bedeutungstheorien
kümmern sich kaum um die natürlichen Vorausset-zungen, die es
dem Lebewesen Mensch ermöglichen, eine Welt von Bedeutungen zu erschaffen.
Mit „Wunsch und Bedeutung“ schließt Axel Hecker diese Lücke
der Theoriebildung. Bedeutungen entstehen aus der Kraft des Wünschens.
Dies lässt sich an Kindern, die mit dem Sprechen gerade erst beginnen,
leicht erkennen. Wünsche haben die überlebenstechnisch unentbehrliche
Funktion, ein Lebewesen mit einer grundlegenden Orientierung zu versehen.
Das Lebewesen Mensch hat es kraft seiner natürlichen Sprechfähigkeit
und seiner hohen Sozialbegabung dahin gebracht, das Wünschen ins Sprachliche
zu verlängern und auf diese Weise eine Welt zu imaginieren, die aus
Bedeutungen besteht. Die hier vorgelegte Konzeption versteht sich als eine
zu Ende gedachte Gebrauchstheorie der Bedeutung, wie sie von Wittgenstein
vorgetragen wurde: Bedeutungen sind Phantasieprodukte, die nicht buchstäblich
existieren müssen – es genügt, dass Menschen ihr Leben gestalten,
indem sie damit umgehen.
Alfred Nozsicska
Das Seinsprinzip
Ein ontologischer Nachtrag zum Strukturalismus
152 S., br., € 16,90
978-3-7092-0408-5
Die Schrift versteht das in der
Philosophie unter dem Namen „Sein“ Gehandelte nicht als eine (wie auch
immer) existierende Entität, sondern als das Phantom des Unendlichen,
das im Endlichen des Seienden einzig durch die Sprache real wird. Die Ausgangsthese
des Textes lautet, dass Sein ein Phantom des Unendlichen im Endlichen,
das heißt im Seienden, darstellt. Im Zuge eines Rückgriffs auf
die Grundbegriffe des linguistischen Strukturalismus, wie den der (reinen)
Differenz, der Arbitrarität des Sprachzeichens, des Signifikanten
etc., wird versucht zu zeigen, dass die kompositorische Logik der Struktur
auf einer Logik des Seins, einer Onto-Logik, beruht. Im Zuge der Herausarbeitung
dieser Onto-Logik entwickelt der Autor eine Art meta-evolutionäre
Theorie, die dem Sein einen Zweck zuweist, nämlich das „Überleben“
jener Spezies, die der Sprache unterworfen ist, zu sichern. Dies erlaubt
den Schluss, dass das, was im natürlichen Bereich das Überlebensprinzip
darstellt, im nicht-natürlichen Bereich das Seinsprinzip ist. Da der
Mensch beiden Bereichen angehört, ist es das mit der Sprache verbundene
Seinsprinzip, das die Grenzen seiner Welt definiert.
Timothy Snyder
Und wie elektrische Schafe träumen wir
Humanität, Sexualität, Digitalität
96 S., br., € 12,00
978-3-7092-0412-2
Digitale Wesen beuten unsere Tendenz
zur Selbstüberschätzung aus, fördern unsere falschen Überzeugungen,
instrumentalisieren unsere sexuellen Ängste, reduzieren uns auf isolierte
Tiere. Timothy Snyder diskutiert die Gefahren, die aus der digitalen Welt
erwachsen. Der Historiker Timothy Snyder nimmt den 1950 entwickelten Turing-Test
des englischen Mathematikers und Logikers Alan Turing und eine etwa zeitgleich
erschienene Kurzgeschichte von Isaac Asimov zum Ausganspunkt, um verschiedenen
Konstellationen der Interaktion zwischen menschlichen und digitalen Wesen
nachzugehen. Unweigerlich ergeben sich daraus Problemstellungen betreffend
Ethik, Freiheit und Wahrheit. Und es stellt sich die grundlegende Frage:
Was heißt es, Mensch zu sein? Snyders Zeitdiagnose fällt dabei
düsterer aus als die dystopischen Visionen der Science-Fiction-Literatur.
Es gibt in unserer Zeit, so der Autor, bereits Ansätze einer digitalen
Tyrannei, die sich durch eine systematische Negation der Wahrheit auszeichnet.
Sein Fazit: Ohne Festhalten an der Wahrheit und an Fakten lassen sich weder
Freiheit noch Demokratie bewahren.
Jacques Derrida
Die Augen der Sprache
Abgrund und Vulkan
96 S., br., € 11,90
2. durchgesehene Auflage
978-3-7092-0419-1
„Dieser Brief hat keinen testamentarischen
Charakter, wenngleich er 1985 nach dem Tod Scholems in seinem Nachlass
gefunden wurde. Dennoch kommt er nun hier an, kehrt uns wieder und spricht
zu uns nach dem Tod seines Unterzeichners … Man hat manchmal den Eindruck,
ein Wiedergänger kündige uns die erschreckende Rückkehr
eines Phantoms an.“ In Die Augen der Sprache liest Jacques Derrida einen
Brief von Gershom Scholem an Franz Rosenzweig vor dem Hintergrund seines
Seminars von 1986/87 „Philosophische Nationalität und Nationalismus.
Das Theologisch-Politische (heilige Sprache, säkulare Sprache: die
Erwählung, der Bund, das Versprechen)“. Scholem schrieb den Brief
1926 als Zionist aus Palästina an den Antizionisten Rosenzweig. Thema
des in deutscher Sprache geschriebenen Briefes ist die Säkularisierung
der hebräischen Sprache im Moment ihrer „Aktualisierung“ und Modernisierung
zur Alltagssprache in Palästina. Derrida analysiert den apokalyptischen
Ton dieses „Bekenntnisses über unsere Sprache“ und die von Scholem
befürchtete Drohung einer „rächenden Rückkehr der heiligen
Sprache, deren religiöse Gewalt gegen ihre Sprecher ausbrechen wird“,
im Licht der These, dass das Problem, das diese Umwandlung der heiligen
zur säkularen Sprache aufwirft, durch und durch politisch sei.
Colin Crouch
Der Kampf um die Globalisierung
88 S., br., € 10,90
2. durchgesehene Auflage
978-3-7092-0418-4
Um kaum einen Begriff der jüngeren
politischen Geschichte gibt es so viele Kontroversen wie um den der Globalisierung.
Was links und was rechts ist, ist dabei oftmals nur noch schwer zu unterscheiden.
Mit seiner differenzierten Analyse der Globalisierung bringt Colin Crouch
Klarheit in diesen ideologisch aufgeheizten Konflikt. Crouch zeigt, dass
es weder wünschenswert noch möglich ist, die Globalisierung aufzuhalten.
Es kommt aber darauf an, die internationalen Institutionen zu stärken
um die Globalisierung zu zivilisieren. So wie die sozialdemokratischen
Ideen des Sozialstaates Europa eine lang anhaltende Periode des Wohlstand
und des Friedens gebracht haben, müssen heute sozialdemokratische
Ideen des Interessenausgleichs die Basis von Reformen der internationalen
Institutionen werden, damit der hemmungslosen Profitgier transnationaler
Konzerne und ihrer zerstörerischen Kraft nicht das Feld überlassen
wird.
Ladaki, Fotini
Der Maskenball der Seele
136 S., br., € 15,90
978-3-7092-0409-2
Die Masken der Seele werden von
den traumatischen Feldern ihres Unbewussten angefertigt. Dort lauern die
„Gespenster“, die dafür Sorgen, dass die Vergangenheit unzerstörbar
bleibt, während die Gegenwart dazu verurteilt ist, sich immer wieder
totzustellen. Deswegen befindet sich die Seele stets in der Verbergung.
In dem zweiten Teil der „Trilogie der Seele“ geht es um die Maskeraden
der Seele und den Maskenball, den sie ohne Unterlass veranstaltet, um unerkannt
zu bleiben. Dabei ist dies ursprünglich gar nicht ihre Absicht. Vielmehr
kann die Seele nicht anders, als sich hinter Masken zu verbergen, da sie
von den Dämonen ihrer Traumata bedroht wird. Ihre Verhüllungen
dienen letztlich ihrem eigenen Schutz. Wenn die Seele Freude daran empfindet,
dass niemand auf das Geheimnis hinter der Maske kommt, so ist sie mit dem
Rumpelstilzchen der Gebrüder Grimm vergleichbar, das mit derselben
Freude sein Liedchen singt: „Ach, wie gut ist, daß niemand weiß,
daß ich Rumpelstilzchen heiß“. Doch die Techniken der Psychoanalyse
erlauben es, der Seele auf die Schliche zu kommen und sie zu demaskieren.
Götz Wienold
Alarich Arthur Athanasius
und die Söhne von Megaprazon
184 S., br., € 19,90
978-3-7092-0411-5
Ein älterer Homosexueller,
mit seinen Gefühlen an zwei junge Männer gebunden, wird unwillentlich
Mitwisser von Verbrechen. Trotz der allmählichen Demokratisierung
Europas nach der französischen Revolution und den Kriegen des 20.
Jahrhunderts ist eine starke, verehrende Anhänglichkeit ans Royale
verblieben. Diese wird versinnbildlicht in Megaprazon – ein Staat, unauffindbar
im Mitteleuropa des 21. Jahrhunderts, sein fiktiver Name Goethes Fragment
„Reise der Söhne Megaprazons“ entliehen. Ein Jahrmarkt der Eingebildetheit,
in dem vor der Heirat des Prinzen Xenon ein dubioser Junggesellenabschied
stattfindet. Dieser wird ermordet, drei Jahre später sein Vater. Athanasius,
Privatlehrer Xenons und, nach dessen Tod, seines Bruders Zirkon, besitzt,
ohne das zu wissen, den Schlüssel zu diesem Verbrechen. Obwohl Antimonarchist,
ist er Schmarotzer des schalen Glamours der Prinzen, schwul, mit seinen
Gefühlen an beide gebunden. Erst spät wird er sich seiner Komplizenschaft
bewusst. Die homoerotische Bindung behält bis zuletzt die Überhand.
Sein letzter Satz: „Ich wünschte, ‚König‘ würde ein schlechtes
Wort.“
Sophie Reyer
BioMachtBäume
106 S., br., € 11,90
978-3-7092-0364-4
Warum über Bäume schreiben?
In einer technikzentrierten Gesellschaft gelten Bäume als Substanzträger
des Lebens, und in Zeiten, in denen biopolitisch Macht durch das Steuern
von Lebensprozessen ausgeübt wird, ist eine kritische Beschäftigung
mit historischem Material zum Thema Bäume ein wichtiges philosophisches
Unternehmen. Bäume begegnen uns in den unterschiedlichsten Winkeln
der Welt: In der Botanik, in der Philosophie – man denke hier nur an die
sogenannten Baumstrukturen, deren hierarchische Prinzipien spätestens
mit Deleuzes „Rhizom“ hinterfragt und kritisch beleuchtet wurden –, in
Mythen und Märchen. Als Vorformen des Menschen treten sie in historisch
relevanten Texten wie dem Popol Vuh der Quiché-Indianer auf, aber
auch in Fantasy-Romanen wie Herr der Ringe. Und auch das Medium Film bleibt
nicht von Ihnen verschont: Man denke hier nur an Groot in dem Science-Fiction-Film
Guardians of the Galaxy. Und auch wenn wir aus dem Fenster blicken, sehen
wir – wenn wir Glück haben! –Bäume. Sophie Reyer nimmt sich des
Begriffes „Baum“ und der unterschiedlichen Bereichen seines Auftretens
in Hinblick auf die aktuelle Lage einer biopolitisch orientierten Gesellschaft
an. In zum Teil ironischer, zum Teil spielerischer Form baut die Autorin
ein Kaleidoskop aus literarisch-wissenschaftlichen Texten. Bäume bilden
hier den Beginn eines kreativen Traumes.
Passagen Wissenschaft – Transformation
– Politik
Günther R. Burkert
Die vernetzte Universität
Wozu (ver)führt die Digitalisierung?
120 S., br., € 13,90
978-3-7092-0391-0
Die gesellschaftliche Relevanz
der Universitäten wird wieder steigen, wenn sie ihr (vergessenes)
„Menschenbild der Selbstständigkeit“ in den Wettbewerb gegen die Idee
des Silicon Valley von der „Gestaltung von Menschen“ einbringen. Welche
Art Hochschulmanagement ist für die Autonomie in der digitalen Transformation
erforderlich? Oder liegt die Zukunft der Universitäten eher im Festhalten
an „geistigen Entschleunigungsoasen“ als kreativen Orten jenseits aller
Digitalisierung?
Jean-Luc Nancy
Körper
160 S., 10 SW-Abb., br., €
19,90
978-3-7092-0356-9
Nancy dringt in seinem neuen Buch
in den Kern der menschlichen Existenz vor, indem er die Erfahrung der Körperlichkeit
in all ihren Facetten – von der Sexualität bis hin zur Kunst – durchleuchtet.
Der Körper erscheint dabei als die Schwelle, an der sich das Eigene
und das Fremde berühren, als Ort der ursprünglichen Begegnung
mit dem Anderen, an dem das Gemeinschaftliche seine Wurzel hat.
Nancy beginnt mit einer Betrachtung
aus der Distanz, mit der Frage der Darstellung des Köpers in der Kunst
und mit dem Körper als Objekt. Der zweite Teil widmet sich der Haut,
die als verbindendes und zugleich trennendes Organ eine ganz besondere
Funktion hat: Sie schirmt die inneren Organe gegen die Außenwelt
ab und bildet dennoch die Schwelle zum Außen und zum Anderen. Schließlich
rückt das Körperinnere in den Fokus: sowohl die Organe, als Zusammenspiel
heterogener Teile eines vermeintlich Eigenen, als auch der Fremdkörper,
der von außen in diesen abgeschlossenen Bereich einzudringen droht.
Dabei wird die Frage des Eigenen und des Fremden auch in ihrer politischen
Dimension thematisch. Diese buchstäbliche Durchdringung des Körpers
führt den Leser schrittweise durch die verschiedenen Phasen von Nancys
Arbeit und durchmisst dabei die ganze Weite seines Denkens.
Passagen
forum
Slavoj Žižek, Frank Ruda, Agon
Hamza
Marx lesen
280 S., br., € 24,90
978-3-7092-0381-1
Das neue Buch von Slavoj Žižek,
in dem er zusammen mit Frank Ruda und Agon Hamza aufs Neue versucht, die
Gesellschaftstheorie von Karl Marx für die Analyse unserer Welt nutzbar
zu machen und zu überlegen, wie dem Marx’schen Korpus von der Gegenwart
aus neues Leben eingehaucht werden könnte. In Auseinandersetzung
mit den ältesten und jüngsten Strömungen
der Philosophie wollen die drei
Autoren zeigen, dass Marx alles andere als ein toter Hund ist. Ohne dogmatische
Vorannahmen prüfen die drei Theoretiker das Marx’sche Denken auf seine
Tauglichkeit für das 21. Jahrhundert, indem sie es ausgehend von Platon,
Hegel und Lacan neu lesen. Agon Hamza ist Philosoph und derzeit
Researcher an der International School of Schaffhausen in Slowenien. Frank
Ruda ist Senior Lecturer in Philosophy an der University of Dundee,
Schottland. Gemeinsam geben sie die
philosophische Zeitschrift Crisis
and Critique heraus. Slavoj Zizek ist Philosoph und Psychoanalytiker.
Passagen
forum
Alain Badiou
Logik der Revolte
240 S., br., € 29,00
978-3-7092-0389-7
Badiou, ein Theoretiker der großen
politischen Zusammenhänge, sucht in seinem neuen Buch Auswege aus
der Perspektivlosigkeit, die unsere Gegenwart in seinen Augen charakterisiert.
Er plädiert dabei für die Abkehr von den herrschenden Imperativen
unserer Zeit: von der Kommunikation, dem egoistischen Streben nach individueller
Bereicherung und der einseitigen Fokussierung auf Jugendlichkeit und Genuss.
Stattdessen rät er zu einer gründlichen Auseinandersetzung mit
den emanzipativen Kräften der Vergangenheit, mit den künstlerischen,
wissenschaftlichen und politischen Wahrheiten, aus denen neue innovative
Perspektiven entwickelt werden können.
Passagen
forum
Jacques Rancière
Die Ränder der Fiktion
212 S., br., € 24,90
978-3-7092-0328-6
Rancière lotet in seinem
jüngsten Buch die Tiefen und Untiefen des literarischen Erzählens
aus. In Auseinandersetzung mit großen Werken der Weltliteratur zeigt
er, wie die Literatur immer wieder die Grenzen der Logik überschreitet,
die unsere alltäglichen Sehgewohnheiten strukturiert und die sowohl
von den herrschenden Paradigmen der Sozialwissenschaft als auch vom journalistischen
Schreiben reproduziert wird.
Passagen
forum
Jean-François Lyotard
Das postmoderne Wissen
Ein Bericht
9. durchgesehene Auflage
192 S., br., € 22,00
978-3-7092-0388-0
Das postmoderne Wissen - erstmals
1982 in einer Zeitschrift erschienen - ist ein Schlüsseltext der Postmoderne.
Lyotard hat darin den philosophischen
Gehalt dieses Begriffs definiert und grundlegend geprägt.Ausgehend
von Wittgensteins Theorie der Sprachspiele entwickelt Jean-François
Lyotard Ansätze zu einem völlig neuen, philosophischen Begriff
der Postmoderne. Mit seiner Verwendung in der Architektur hat Lyotards
philosophischer Postmoderne-Begriff nur noch den Namen gemein. Lyotard
versucht vielmehr, den zum Ende des 20. Jahrhunderts einsetzenden fundamentalen
Umbruch der Gesellschaftstechnologien zu erfassen. Er diagnostiziert das
Ende der „großen Erzählungen“ von Freiheit und Aufklärung,
erschüttert den eingefahrenen Glauben an Konsens und an Wissenschaft
als interessefreien Raum und führt konsequent die Aporien des „Projekts
Aufklärung“ vor. Das Werk Jean-François Lyotards bestimmt noch
immer eine der wichtigsten philosophischen Diskussionen um Ethik und Handlungsfähigkeit
im neuen Jahrtausend. Jean-François Lyotard (1924–1998) lehrte Philosophie
in Paris und den USA.
1. Das Untersuchungsfeld: Das
Wissen in den informatisierten Gesellschaften
2. Das Problem: Die Legitimation
3. Die Methode: Die Sprachspiele
4. Die Natur des sozialen Bandes: Die
moderne Alternative
5. Die Natur des sozialen Bandes: Die
postmoderne Perspektive
6. Die Pragmatik des narrativen Wissens
7. Die Pragmatik des wissenschaftlichen
Wissens
8. Die narrative Funktion und die Legitimierung
des Wissens
9. Die Erzählungen von der Legitimierung
des Wissens
10. Die Delegitimierung
11. Die Forschung und ihre Legitimierung durch
die Performativität
12. Die Ausbildung und ihre Legitimierung durch
die Performativität
13. Die postmoderne Wissenschaft als Erforschung
der Instabilitäten
14. Die Legitimierung durch die Paralogie
Passagen
Gesellschaft
Urbaner Protest Revolte
in der neoliberalen Stadt
Herausgegeben am Institut für
die Wissenschaften vom Menschen (IWM) von Ayse Caglar mit Beiträgen
von Arjun Appadurai, Ranabir Samaddar, Saskia Sassen, David Harvey, Susana
Narotzky, Margit Mayer und Jaume Franquesa
176 S., br., € 22,00
978-3-7092-0394-1
Städtische soziale Bewegungen
weltweit haben sich jüngst radikal gewandelt. Kämpfe für
eine gerechte Gesellschaft werden heute von einem sehr heterogenen Spektrum
von durch neoliberale Austeritätspolitiken betroffenen Akteurinnen
und Akteuren getragen. Zu ihnen gehören MigrantInnen, undokumentierte
ArbeiterInnen, Arbeitslose und Obdachlose sowie Teile der Mittelschicht,
deren Lebens- und Arbeitsbedingungen prekär wurden. Das Konzept der
Würde gewinnt im streitpolitischen Diskurs zunehmend an Bedeutung.
Ayse
Caglar ist Permanent Fellow am IWM und Professorin für Kultur-
und Sozialanthropologie an der Universität Wien. Sie ist eine ausgewiesene
Expertin der Stadt- und Migrationsanthropologie.
Passagen
Thema
Brexit Farce
und Tragödie
Herausgegeben am Institut für
die Wissenschaften vom Menschen (IWM) von Ivan Vejvoda mit Beiträgen
Misha Glenny, Mary Kaldor, Pankaj Mishra, Fintan O’Toole, Tessa Szyszkowitz,
Piotr Buras, Timothy Snyder, Luke Cooper und Timothy Garton Ash
176 S., br., € 22,00
978-3-7092-0395-8
Die Inselmentalität der Engländer
sei eine Torheit, wofür von Zeit zu Zeit ein hoher Preis bezahlt werden
müsse, stellte George Orwell einst fest. Im Falle des Brexit wird
Europa diesen Preis mittragen müssen.Der Brexit stellt einen Versuch
dar, eine Insellage in einer globalisierten Welt wiederherzustellen, einen
Anspruch, sich die Globalisierung selektiv anzueignen. Ist die Verblüffung
angesichts dieses risikoreichen Unterfangens der fehlenden Vertrautheit
mit britischen Besonderheiten geschuldet, oder ist der britische Sonderweg
Ausdruck weltweit anzutreffender Tendenzen? Die Beiträge des Bandes
beleuchten Strukturmerkmale und -folgen des Brexit vor dem Hintergrund
des globalen Aufstiegs von Nationalismus, Populismus und Souveränismus.
Sie analysieren, was er über politische Eliten, wachsende Ungleichheiten,
die Kluft zwischen Stadt und Land sowie die Natur aktueller politischer
Polarisierung aussagt, und erörtern die Folgen dieser Entwicklung
für die Zukunft Europas. Ivan Vejvoda ist Permanent Fellow
am Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) und Direktor
des Projekts „Europe’s Futures“. Davor war er unter anderem Senior Vice
President für Programme des German Marshall Fund of the United States,
Direktor des Balkan Trust for Democracy des German Marshall Fund sowie
außenpolitischer Berater der serbischen Premierminister Djindjic
und Živkovic.
Passagen
Philosophie
Christoph Kniest
Politische Technologie
Zu Platons Auseinandersetzung mit Isokrates
136 S., br., € 15,00
978-3-7092-0390-3
Das Politische, verstanden als
Frage nach der gerechten Form des menschlichen Zusammenlebens, steht von
Beginn an im Zentrum der Philosophie. Kniest rekonstruiert die Entwicklung
der platonischen Philosophie als Ausarbeitung einer neuen politischen Technologie.
Mit ihr verlässt Platon die vorstaatliche Welt der Polis und entwirft
ein erstes Modell staatsförmiger Herrschaft.
Passagen
Hefte
Alain Badiou /Philippe Lacoue-Labarth /Jacques Rancière
Mallarmé, das Theater, der Stamm
80 S., br., € 9,90
978-3-7092-0383-5
In einer lebhaften Diskussion im
Pariser Théâtre de L’Odéon arbeiten die drei Philosophen
die lange Zeit kaum beachtete politische Dimension der Werke des französischen
Dichters Stéphane Mallarmé heraus. Dabei offenbart das oft
als hermetisch bezeichnete Werk des französischen Symbolisten in der
Lektüre der drei Philosophen eine erstaunliche politische Relevanz.
Passagen
Philosophie
Jan Fuhrmann
Postfundamentale Systemtheorie
256 S., br., € 29,00
978-3-7092-0386-6
Eine postfundamentale Systemtheorie
entsteht, sobald die Fundamentalismen der soziologischen Systemtheorie
durch ihre Dekonstruktion und Neuarrangierung überwunden wurden. Das
setzt eine Kritik der Systemtheorie durch sie selbst voraus: Mit großer
Geste, die Fundamente des alteuropäischen Denkens überwunden
zu haben, inszenierte Luhmann sein Projekt der Systemtheorie. Mit dem Verweis
auf den Formenkalkül eines George Spencer-Brown führte er schließlich
ein unbestimmtes Außen in die Systemtheorie ein. Er erkannte nicht,
dass er damit eine différance in die Theorie integrierte, deren
konstitutives Außen sich immer der Systemoperation entzieht. Stattdessen
begann Luhmann, ein binäres Denken zu radikalisieren, indem er eine
Systemwelt aus Registern und Kategorien, eine Welt der Differenzen, in
der Differenzen nicht mehr durchkreuzt werden können, etablierte.
Differenzen waren von nun an Einkerbungen, die aufzuheben unmöglich
ist: Fundamente. Nun gilt es, die Register, die Kategorien, die Binarität
der systemtheoretischen Grundbegriffe zu irritieren, um sie mit ihrer eigenen
différance zu konfrontieren. Ihre Fundamente werden dekonstruiert
und die Begriffe reartikuliert. Die Begriffe verweisen von nun an auf ihre
eigene Unbestimmtheit: postfundamentale Systemtheorie.
Passagen
Philosophie
Maja Bogumila Hoffmann
(Die) Abweichung
248 S., br., € 28,00
978-3-7092-0385-9
Als grundlegend kritische Größe
gedacht markiert (die) Abweichung weder bloße Variation noch ein
rein Hinzutretendes. Sie zu sehen und anzuerkennen, bedeutet deshalb eine
immer wieder neu anzusetzende, auch politische Arbeit und wiederholte Anstrengung.
Der Band enthält auch das absurde Drama „Meta-Pipton“, das den philosophischen
Text unterbricht, um sich sogleich von diesem selbst unterbrechen zu lassen,
sodass etwas, etwas Neues werden kann.
Maja Bogumila Hoffmann,
geboren in Danzig, lebt und arbeitet als bildende Künstlerin und Denkerin
in Hamburg.
Passagen
Philosophie
Fotini Ladaki
Die Geburt der Seele
96 S., br., € 12,00
978-3-7092-0384-2
Die Göttin Athene und die
autonome Seele gehen Hand in Hand, denn sie sind verwandt: Beide sind Kopfgeburten.
Deswegen kann die Anwendung der
mäeutischen Praxis des Sokrates die Geburt einer halbwegs freien Seele
ermöglichen.
Passagen
Philosophie
Michael Mayer
Melancholie und Medium
Das schwache Subjekt, die Toten
und die ununterbrochene Trauerarbeit
184 S., br., € 21,00
978-3-7092-0392-7
Das Buch fragt nach den Toten.
Es fragt nach ihrem Verschwinden und der kaum sichtbaren Narbe, die dieses
Verschwinden auf der Oberfläche der Dinge hinterlässt. Und es
fragt nach dem eigentümlichen Ort, von dem aus sie oft unvermutet
in eine Gegenwart einbrechen, die als Gegenwart der Lebenden und ihres
weltweiten Verkehrs untereinander sich gegen ihren Einfall mehr und mehr
abzudichten scheint. Dieser Einfall – das ist die These, die das Buch diskutieren
möchte – vollzieht sich als Zwischenfall im Gefüge einer medialen
Repräsentation, an deren Bruchlinien die Präsenz der Toten fühlbar
zu werden vermag – als paradoxe Präsenz ihrer Abwesenheit in ihrer
ebenso schmerzlichen wie beglückenden Intensität. In diesem Zwischenfall
reklamieren sie ihren Anspruch auf Zugehörigkeit zu uns an uns – den
kommenden Toten. Michael Mayer, geboren 1957, lehrt als außerplanmäßiger
Professor für Medienwissenschaft an der Universität Potsdam.
Passagen
Architektur
Erich Pick
Biotopia
392 S., br., € 44,00
978-3-7092-0393-4
Künstlerisch-architektonische
Gestaltung und die gesellschaftliche Formung von Subjekten stehen in einem
engen Wechselverhältnis. Aktuelle Varianten des Organizismus nehmen
hierin eine wichtige Rolle ein, indem sie mit ihrem holistischen Anspruch
auf eine ökologische Ganzheitlichkeit gesellschaftlichen Lebens zielen.Biotopia
unternimmt den teils spekulativen Versuch, künstlerische Artefakte
und die in den Lebenswissenschaften eingeflochtenen Macht- und Regierungsdispositive
zusammenzudenken. Biopolitik fungiert hierbei als Leittheorem, mit dem
sich das Bündel von Macht- und Regierungstechniken analysieren lässt,
das auf den Fortbestand und die Regulierung gesellschaftlichen Lebens als
Ganzes abzielt und dazu die Kontrolle über einzelne gesellschaftliche
Individuen zu erlangen versucht.
Passagen
Literatur
Eberhard Geisler
Literarische Scherflein
256 S., br., € 29,00
978-3-7092-0379-8
In seinen Notizen greift der Autor
Konzeptionen des Dekonstruktivismus auf, um in der Auseinander-setzung
mit Literatur, Kunst und Musik dessen Aporien zu überwinden und die
Möglichkeit eigenen poetischen Schreibens zu erproben. Die Texte sind
geleitet von der Frage nach der Möglichkeit eines poetischen Schreibens,
das nicht naiv, sondern theoretisch fundiert wäre.
Alain Badiou
Rede an die Jugend und 13 Thesen
zur Politik
72 S., br., € 9,90
978-3-7092-0322-4
In seiner flammenden „Rede an die
Jugend“ stellt Badiou die für jede emanzipative Politik entscheidende
Frage, inwieweit die Annahme der universellen Gleichheit aller Menschen
vereinbar ist mit der Anerkennung individueller Unterschiede. Ausgehend
von Texten Victor Hugos, Lacans, Sartres und Hegels erläutert er in
populärem Ton, aber mit der ihm eigenen philosophischen Brillanz,
wie das Verhältnis zwischen dem Selben (le Même) und dem Anderen
(l’Autre) zu denken ist. Mit den „13 Thesen zur Politik“ liefert Badiou
eine Bestandsaufnahme der globalen politischen Konjunktur. Im Mittelpunkt
seiner Überlegungen stehen dabei die Vorherrschaft des globalisierten
Kapitalismus, das Scheitern der jüngsten Protest- und Revolutionsbewegungen
sowie der Mangel einer Organisationsform des Politischen. Im Namen der
kommunistischen Hypothese ruft Badiou uns am Ende zu: „Hoffen wir, handeln
wir! Egal wer damit anfängt und wo – machen wir Politik, wahre Politik
in dem Sinn, den der vorliegende Text ihr gibt. Und jeder soll in seinem
Umfeld erzählen, was er getan hat. So fängt alles an.“
Didier Eribon
Theorien der Literatur
Geschlechtersystem und Geschlechtsurteile
88 S., br., € 11,00
978-3-7092-0350-7
Didier Eribon demonstriert, wie
theoretische Diskurse in literarische Werke einfließen und durch
die Umwandlung in literarisches Material eine Weiterentwicklung erfahren.
Vor allem am Beispiel von Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
durchleuchtet er das vielschichtige Ineinandergreifen und subtile Spiel
von gesellschaftlichem Diskurs und subjektiven Positionen, das die Literatur
ausmacht. Im Medium Literatur wird Theorie verarbeitet, mit den Meinungen
und Vorurteilen von Figuren konfrontiert und auf unterschiedlichen Erzählebenen
reflektiert und gebrochen. Eribon zeigt nicht nur, dass die Literatur jenseits
ihres angestammten Platzes in der Literaturwissenschaft ein lohnendes Forschungsobjekt
ist, sondern auch dass die Literatur selbst ein theoretisches Potenzial
entfalten kann, das gerade in Zeiten der zunehmenden Funktionalisierung
und Spezialisierung der Wissenschaft wertvolle kritische Impulse zu geben
vermag.
Jacques Rancière
An den Rändern des Politischen
208 S., br., € 26,90
978-3-7092-0357-6
Das Politische ist die Begegnung
zweier verschiedenartiger Prozesse: der Regierung und der Gleichheit. Der
erste besteht darin, die Gemeinschaft der Menschen und ihre Zustimmung
zu organisieren; er beruht auf der hierarchischen Verteilung sozialer Plätze
und Funktionen. Rancière nennt ihn „Polizei“. Der Prozess der Gleichheit
beruht demgegenüber auf dem Spiel all jener Praktiken, die sich bemühen,
das Postulat der Gleichheit aller Menschen zu verifizieren. Der Ausdruck,
der am besten geeignet ist, um dieses Spiel zu bezeichnen, ist Emanzipation.
Die hier versammelten Texte nehmen die Politik von gewissen Grenzpunkten
aus in den Blick: von ihrem Ende, das manche in den 1980ern verkündeten;
von ihren Ursprüngen, so wie die Philosophie seit Platons Staat sie
sich gern vorgestellt hat; von ihrer Überschreitung in der utopischen
Konzeption des Gemeinschaftskörpers; von ihrem Außen, das von
der Literatur bildlich dargestellt wird; und schließlich von ihrer
Krise, die das Auftauchen neuer Formen des Rassenhasses im konsensuellen
Europa zu illustrieren scheint.
Wenige
Jahre vor Louis Althussers Tod führte die mexikanische Philosophin
Fernanda Navarro ein Interview
mit dem marxistischen Philosophen,
das als Gesamtschau auf seine theoretische und politische Arbeit gelten
kann. Bei diesem Text handelt
es sich um die letzte von Althusser selbst autorisierte Veröffentlichung:
Louis Althusser
Philosophie und Marxismus
Ein Gespräch mit Fernanda Navarro
88 S., br., € 11,00
978-3-7092-0355-2
In diesem Text bringt Althusser
seine zentralen Themen zur Sprache: das Verhältnis von Philosophie
und Marxismus, die Beziehungen von Wissenschaft, Macht und Ideologie sowie
die Frage nach den Bedingungen einer Theorie der Geschichte, die es erlaubt,
die Möglichkeit politischer Veränderung zu denken. Althusser
spricht über die Strategie seiner Interventionen, die theoretischen
Einschnitte, die er im Klassenkampf in der Philosophie zu setzen versuchte,
über die wechselvolle Geschichte von Materialismus und Idealismus
und das schwierige Verhältnis von Politik und Philosophie. Das Gespräch
spannt dabei einen Bogen von den strukturalistischen Arbeiten der sechziger
Jahre bis zur Theorie eines aleatorischen Materialismus, der die Frage
nach der Kontingenz in der Geschichte ins Zentrum rückt, und eignet
sich daher sehr gut als Einführung in Althussers Denken.
Cornelius Castoriadis / Paul
Ricoeur
Gespräch über die
Geschichte und das gesellschaftlich Imaginäre
72 S., br., € 9,90
978-3-7092-0323-1
Castoriadis und Ricoeur verbindet
sowohl ihr Rückgriff auf die Psychoanalyse Freuds und Lacans als auch
ihr kritisches Verhältnis zum Marxismus – darüber hinaus könnten
ihre jeweiligen Temperamente und philosophischen Stile jedoch kaum unterschiedlicher
sein, wie dieses 1985 für den französischen Rundfunk aufgezeichnete
Gespräch zeigt. Den Hintergrund ihres Dialogs bildet die Frage, wie
radikale politische Veränderung jenseits des Rückgriffs auf eine
teleologische Geschichtskonzeption gedacht werden kann. Dabei zeigt sich,
dass die Auffassungen der beiden Denker vor allem in der Frage nach den
politischen Handlungsmöglichkeiten, die den Menschen in konkreten
geschichtlichen Situationen offenstehen, auseinandergehen. Castoriadis’
These einer „geschichtlichen Schöpfung“ hält Ricoeur eine Dialektik
von geschichtlicher Innovation und Sedimentierung entgegen.
Institut für die Wissenschaften vom Menschen
Wenn Demokratien demokratisch
untergehen
Herausgegeben von Katharina Hasewend, Ludger Hagedorn,
Shalini Randeria mit Beiträgen von János Kis, Ivan Krastev,
Mark Lilla, Chantal Mouffe, Jan-Werner Müller, Claus Offe, Jacques
Rupnik, Nadia Urbinati, Boaventura de Sousa Santos
200 S., br.,€ 24,00
978-3-7092-0358-3
Demokratie ist die Regierungsform
unserer Zeit. Dennoch erodiert ihre Legitimität gleichsam von innen
heraus. Wie vollzieht sich dieser Prozess und welche Handlungsmöglichkeiten
gibt es, dem demokratischen Untergang der Demokratie entgegenzuwirken?
Die weltweite Verbreitung und Beliebtheit der Demokratie gehen mit ihrer
Krise einher. Im historischen Moment ihrer größten Ausdehnung
scheint – aus dem Innern der Demokratie selbst heraus – eine demonstrative
Missachtung ihrer grundlegenden Prinzipien und Institutionen um sich zu
greifen. Demokratisch legitimierte Instanzen stellen die Legitimität
demokratischer Institutionen und Prozeduren in Frage. Wie lässt sich
diese Entwicklung verstehen? Und was lässt sich tun, um einer zunehmenden
Erosion demokratischer Grundsätze entgegenzuwirken? Renommierte Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler analysieren die Symptome einer Herrschaftsform im Wandel
und skizzieren Ansätze, wie eine erhöhte Widerstandsfähigkeit
und Attraktivität der Demokratie zu gewinnen wäre.
Ernesto Laclau, Chantal Mouffe
Hegemonie und radikale Demokratie
Zur Dekonstruktion des Marxismus
6., durchgesehene Auflage
264 S., Br., € 29,90
978-3-7092-0369-9
Spätestens seit dem Zusammenbruch
des ‚realen Sozialismus‘ sind demokratietheoretische Fragestellungen zu
einem zentralen Feld der Politischen Philosophie geworden. Laclau und Mouffe
spüren hier einer – wenn nicht der – entscheidenden Leerstelle linker,
marxistischer Theoriebildung nach. Über eine Dekonstruktion des Marxismus,
vornehmlich der II. und III. Internationalen, öffnen die Autoren den
Blick für eine anti-essentialistische Konzeption des Sozialen. Dabei
führt ihre Radikalisierung von Gramscis Überlegungen zur Hegemonie
und ihre Verknüpfung mit Foucaults Diskursanalytik und Leforts libertärer
Politikkonzeption zu einer neuen Artikulation von postindividualistischem
Liberalismus, radikaler und pluraler Demokratie sowie nicht-totalitärem
Sozialismus. Dieses Buch stellt – mittlerweile in der fünften Auflage
– einen unverzichtbaren Beitrag zur Herausbildung einer neuen Politik der
Linken dar.
Jean-François Lyotard
Das Inhumane
Plaudereien über die Zeit
5., durchgesehene Auflage
240 S., br., € 28,00
978-3-7092-0371-2
Lyotard fragt in diesem Buch, wie
die Künste des Sehens, der Schrift und des Tones in der eigentümlichen
Entwicklung, der die Menschen unterliegen, ihre paradoxale Wahrheit bewahren.
Die Menschen werden heute durch das "verwaltete Leben" (Adorno) in eine
unmenschliche Entwicklung hineingerissen, die man längst nicht mehr
Fortschritt nennen kann. Denn das "verwaltete Leben" vernichtet die entscheidenden
menschlichen Fragen nach der Zeit, dem Gedächtnis und der Materie,
indem es diese programmiert. Politische und philosophische Alternativen
zu diesem Prozess sind heute verschwunden. Die einzige Möglichkeit
sich dagegen zu wehren, scheint eine andere menschliche Haltung zu sein:
die Selbst-Enteignung, die in jedem schlummert, die Rückkehr in seine
unbezähmbare Kindheit. Diese Strategie, welche die Neo-Humanismen
vermitteln, ist jedoch banal und führt nicht zu den entscheidenden
Fragen zurück. Lyotard geht auf diese ein, indem er zeigt, wie die
Künste des Sehens, der Schrift und des Tones ihre paradoxale Wahrheit
bewahren.
Uwe Schütte
Urzeit, Traumzeit, Endzeit
Versuch über Heiner Müller
198 S., br., € 22,00
978-3-7092-0057-5
Der materialistische Gespensterdramatiker
Heiner Müller, hier aus ungewohnt kulturanthropologischer Perspektive
betrachtet, war ein veritabler Grundlagenforscher über die gewalttätigen
Wurzeln des Menschen. Aus der Rückwendung zum anthropologischen Urgrund
versuchte Heiner Müller das Potential zur Herstellung einer besseren
Zukunft zu gewinnen. Damit der Kommunismus zur wahren Befreiung der Toten
führen wird. Dieser Essay von Uwe Schütte unternimmt eine so
unorthodoxe wie überfällige Annäherung an das komplexe Werk
Heiner Müllers. Unter kulturanthropologischem Vorzeichen werden zentrale
Dramen wie Mauser, Bildbeschreibung oder Verkommenes Ufer Medeamaterial
Landschaft mit Argonauten diskutiert, aber auch Gedichte und weithin unbekannte
Kurzprosa. Die assoziativ vorgehende Analyse kreist dabei um Stichworte
wie Mantik und Kannibalismus oder Opfer und Verausgabung sowie um das Traumzeitdenken
der australischen Aborigines, Ritus und Mythos am Beispiel entpersonalisierter
Postdramatik, das Schweigen als Urgrund des Theaters, das Kainsmal als
Urschrift, schamanistische Jenseitsreisen, prophetische Rede und traumatischer
Wiederholungszwang in der Prosa. Abseits gängiger Interpretationsansätze
eröffnet sich dadurch ein tiefgreifendes Verständnis für
die kulturanthropologische Basis von Heiner Müllers Schreiben.
Alain Badiou
Lob der Liebe
2., überarbeitete Auflage
80 S., br., € 11,90
978-3-7092-0152-7
In diesem Gespräch erklärt
Alain Badiou seinen Begriff der Liebe: „Die Überzeugung, dass jeder
nur seine Interessen verfolgt, ist heute weit verbreitet. Die Liebe ist
nun der Gegenbeweis dafür. Die Liebe ist das Vertrauen auf den Zufall.“
Philosophen müssen sicherlich geübte Wissenschaftler sein, Freunde
der Dichtung und politische Aktivisten, aber sie müssen es auch auf
sich nehmen, das Denken niemals von den gewaltigen Ereignissen der Liebe
zu trennen – sie müssen mithin auch Liebende sein. Badiou nennt das
die vier Bedingungen der Philosophie. Dieser Dialog zwischen Alain Badiou
und Nicolas Truong über die Liebe fand 2008 beim Festival von Avignon
im Rahmen des „Theaters der Ideen“ statt: „Geben wir ein wenig an: Nicolas,
der Fragende, und ich in der Rolle des verliebten Philosophen, wir waren
in Form und es wurde ein Erfolg, ja sogar ein beträchtlicher Erfolg.“
Alain
Badiou, geboren 1937 in Rabat, Marokko, lebt als Philosoph, Mathematiker
und Romancier in Paris.
Alain Badiou
Der zeitgenössische Nihilismus
184 S., br., € 21,90
978-3-7092-0321-7
Um selbst ein Bild der Gegenwart
zu entwerfen – ihre „philosophische Komödie“ zu schreiben –, analysiert
Alain Badiou jene Bilder, die unsere Gegenwart ideologisch beherrschen:
allen voran das Emblem der „Demokratie“, das die Subjekte der universellen
Austauschbarkeit ihrer Lüste unterwirft. Charakteristisch für
dieses demokratische Emblem, das eine obskure Macht verdeckt, ist seine
nihilistische Zeitlichkeit: eine getriebene Stagnation, die letztlich nichts
anderes ist als die Abwesenheit von Zeit. Folglich gibt es heute weder
eine Gegenwart noch eine Welt, und nur durch die Abkehr vom zeitgenössischen
Nihilismus kann dieser Mangel überwunden werden. In diesem ersten
Teil des Seminars geht es darum, Strategien zu entwickeln, um mit dem herrschenden
liberal-libertären Ideal, das im Gewand einer vermeintlich egalitären
Demokratie auftritt, zu brechen.
Alain Badiou
Rebellion ist gerechtfertigt
Zur Aktualität des Mai 68
64 S., br., € 8,90
978-3-7092-0333-0
In konziser Weise rechnet Badiou
mit den stereotypen Diagnosen des Mai 1968 ab, die anlässlich seines
fünfzigsten Jahrestages in Jubel und Nostalgie auf der einen, Schmähungen
und Angriffen auf der anderen Seite versanden. Was die Menschen in diesem
zum Symbol gewordenen Monat eigentlich bewegte, war die Überzeugung,
dass es Schluss zu machen gelte mit den sozialen Unterschieden, der schmutzigen
Hierarchie der Vermögen und Mächte, und dass dieser Umsturz möglich
wäre durch eine beispiellose Art des Wortergreifens und die tastende
Suche nach Organisationsformen, die der Neuheit des Ereignisses entsprächen.
Badiou resümiert: Wenn wir die Lehren des Mai 68 ins Herz der gegenwärtigen
Welt tragen, können wir uns Maos Ruf anschließen: „Rebellion
ist gerechtfertigt!“
Jacques Rancière
Das Ereignis 68 interpretieren:
Politik, Philosophie, Soziologie
56 S., br., € 7,90
978-3-7092-0332-3
Aus soziologischer Perspektive
stellt der Mai 68 nichts weiter als eine „imaginäre Revolution“ dar:
Je nach Lesart Ausdruck der hedonistischen Bestrebungen entweder einer
ganzen Generation oder bloß einer bestimmten sozialen Gruppe (der
Studenten). Die Ursprünge des Mai 68 sind in dieser Perspektive ebenso
schnell erklärt wie die seines „Scheiterns“. Rancière hält
dieser Auffassung eine Sichtweise entgegen, die den Mai 68 als Ereignis
fasst, das als solches die gewöhnliche Zeitlichkeit aussetzt und die
Politik einer Aushebung jeglicher Hierarchien der Kenntnisse und Vermögen
betreibt. In einer beschleunigten Zeitlichkeit wird auf diese Weise eine
Gemeinschaft von Gleichen nicht als Ziel verfolgt, sondern im Hier und
Jetzt realisiert.
Louis Althusser
Als Marxist in der Philosophie
288 S., br., € 38,00
978-3-7092-0320-0
In den 1970er Jahren diagnostiziert
Althusser dem Marxismus eine Krise und distanziert sich in der Folge von
der Kommunistischen Partei Frankreichs. Im vorliegenden Band geht er den
weitreichenden Konsequenzen dieser Entscheidung für seine kompromisslose,
anti-philosophische Denk- und Wirkweise nach. In Form kurzer Texte, die
jeweils eine konkrete philosophische Frage umkreisen, zeigt Althusser,
wie man sich als Marxist in der Philosophie bewegt, ohne dabei zum marxistischen
Philosophen zu werden. Es geht ihm um eine Widerlegung der „idealistischen
Philosophie“, die nicht selbst zur bloßen Philosophie verkommt. Dabei
erinnert Althusser den Marxismus an seine Aufgabe, „zur Freisetzung und
freien Ausübung der gesellschaftlichen Praktiken und menschlichen
Ideen beizutragen“.
Aliocha Wald Lasowski
Althusser und wir
Gespräche mit Alain Badiou,
Étienne Balibar, Régis Debray, Yves Duroux, Maurice Godelier,
Jean-Pierre Lefebvre, Jacques-Alain Miller, Antonio Negri, Jacques Rancière
und Philippe Sollers
160 S., br., € 21,90
978-3-7092-0319-4
Durch den Einfluss seiner Arbeit
und seiner Person erneuerte Louis Althusser die politische Theorie und
die Geschichtsphilosophie von Machiavelli bis Marx. So forderte Michel
Foucault von seinen Zeitgenossen: „Schlagen Sie Althussers Bücher
auf!“ Jacques Derrida wiederum beschwor die „strahlende und provokative
Kraft seines Denkens“, Gilles Deleuze begrüßte die „AlthusserBande“
und für Roland Barthes war das einzig akzeptable Modell der Wissenschaft
dasjenige, das Althusser in seinen Marx-Studien erarbeitet hatte. In dem
Band tritt Aliocha Wald Lasowski ins Gespräch mit zehn namhaften Schriftstellern
und Philosophen wie Badiou, Rancière, Negri, Balibar und anderen,
die Althusser begegnet sind, mit ihm gelesen und gearbeitet haben, ihm
nahestanden. Bedeutung und Strahlkraft des Denkens wie der Persönlichkeit
Althussers werden in diesen Gesprächen wie sonst nur selten deutlich.
Isolde Charim
Der Althusser-Effekt
Mit einem Vorwort von Chantal Mouffe
2., überarbeitete Auflage
186 S., br., € 25,00
978-3-7092-0342-2
Trotz seines Fragmentcharakters
ist Louis Althussers Aufsatz „Ideologie und ideologische Staatsapparate“
bis heute von großer Wirkung. Charim entwickelt die darin angelegten
Gedanken zur Skizze einer Ideologietheorie weiter.
Jacques Derrida / Bernard Stiegler
Echographien
224 S., br., € 28,00
978-3-7092-0345-3
Was bedeuten Bombenabwürfe
in Echtzeit für die Dekonstruktion der Präsenzmetaphysik? Kann
man Hollywood mit Quotenregeln bekämpfen? Warum kann eine Kamera kein
Zeuge sein? Was ist, wenn wir nicht mehr glauben können, was wir sehen?
Welche Sendungen sieht Derrida sonntagmorgens? Ende
1993 führt Derrida in seinem Haus in Ris-Orangis - von Scheinwerfern,
Kabeln und Kameras eingekreist - mit dem Medientheoretiker Bernard Stiegler
ein langes Gespräch. Im Mittelpunkt
stehen medientechnische Entwicklungen, die damals ihren Durchbruch feiern:
die Direktübertragung und das digitale Bild. Mit der gespenstischen
CNN-Übertragung der Bombenabwürfe auf Bagdad in Echtzeit zielt
das Fernsehen auf ein Plusquampräsens, das alle Selektions- und Manipulationsmöglichkeiten
bei der Produktion der Bilder hinter einer vermeintlich objektiven Aktualität
verschwinden lässt. Und mit der Ersetzung der analogen Fotografie
durch das digitale Bild wankt der Realitätseffekt, den das analoge
Bild - Roland Barthes zufolge - immer erzeugt, weil das Dargestellte ja
einmal so vor der Kamera gewesen sein muss. Welche Folgen haben solche
Entwicklungen für unsere Wahrnehmung, für unser Verhältnis
zur Realität, zu Vergangenheit und Zukunft?
Jacques Derrida
Die Todesstrafe I
Seminar 1999–2000
456 S., br., € 59,90
978-3-7092-0325-5
Reflexionen über das „Vergeben“
und das „Nichtvergebbare“ führen Derrida zur Befragung der Todesstrafe
als irreversible Sanktion. Im Fokus stehen dabei vor allem drei Begriffe,
die sich als problematisch erweisen: Souveränität, Ausnahme und
Grausamkeit. Es stellt sich die Frage, warum internationale Konventionen
die Abschaffung grausamer Strafen fordern, insbesondere der Todesstrafe,
ohne die Staaten je dazu zu verpflichten – mit der Begründung, dass
ihre Souveränität zu achten sei. Ausgehend von vier paradigmatischen
Fällen zum Tode Verurteilter (Sokrates, Jesus, Al Halladsch, Jeanne
d’Arc) wird anhand kanonischer Texte (Beccaria, Kant, Hugo, Camus, Genet,
Badinter) und einschlägiger Rechtsdokumente die Logik und Rhetorik
dieser Argumentation untersucht. Konkrete Bezugspunkte bilden dabei die
Bewegungen zur Abschaffung der Todesstrafe in Frankreich und den USA.
Flade, Kristin:
The Good Pain?
Applied Theatre and Social Circus
in Palestine Today
264 S., br., € 28,00
978-3-7092-0337-8
This Book draws a vivid and dense
portrait of the conditions of life and culture in the Palestinian West
Bank. The book traces the impact of applied theatre in its efforts
to increase national and cultural cohesion, to mobilise solidarity within
the Palestinian society as well as from an international public, and to
enhance the sensitisation of participants and audiences.
Hélène Cixous
Mutter Homer ist tot
200 S., br.,€ 24,90
978-3-7092-0324-8
Eve macht H. zur Mutter des 103
Jahre alten Kindes, das sie geworden ist. Nach dem entscheidenden Angriff
der Armeen des Todes am 13. Januar ist medizinisch zum Leben nichts mehr
da. Aber Eve ist das Leben selbst. Mit Hilfe der Hefte tastet sich das
Buch durchs eisige Dunkel der geweiteten Zeit Zuspät, durch das blinde
Jenseits der überzähligen Wochen, lange nachdem die letzte Stunde
eigentlich geschlagen hat. Eve auf dem Rücken, in ihrer Barke für
immer, erfindet für H. ein Sterben, das ein Bleiben ist. H. auf den
Knien, bald auf der einen, bald auf der anderen Seite des Pflegebetts,
treidelt im Schlamm der Zeit ohne Datum. Jeden der zahllosen Tode hebt
sie auf, jedes Gesicht und jeden der letzten Momente, den letzten Schluck
Wasser, das letzte Wort, den letzten Kuss. Wie hätte sie heute zu
sprechen vermocht, hätte sie nicht die Spalte von Mamans noch lauen
Lippen mit ihren Lippen versiegelt, hätte sie nicht ihren Mund auf
Eves Mund gelegt um leidenschaftlich seine neue Kälte zu kosten?
Angelika Seppi
Schrift und Gerechtigkeit
Kritisches zur Metaphysik
232 S., br., € 24,90
978-3-7092-0309-5
Eine dringendere Frage als die
nach der Gerechtigkeit gibt es nicht. Das Buch situiert sie im Sinne der
Dekonstruktion innerhalb einer Ethik des Erbes, die danach verlangt, alles
noch einmal und anders zu denken. Unter wechselnden Blickrichtungen auf
die Grenzen von Begriff und Bewusstsein, die Dämonologie des Affekts,
die Ökonomie des Begehrens oder die Diskordanz von Denken und Sein
unternimmt das Buch einen Zickzackgang durch wesentliche Problemfelder
der modernen Philosophie und Anti-Philosophie. Immer fragt es dabei nach
den Bedingungen, unter denen die Schrift (der Philosophie) sich auf die
Zukunft zu öffnen vermöchte, und nach den Grenzen, an die sie
dabei stößt. Dem Zukünftigen, dem Offenen und dem Anderen
stattzugeben, darin sieht die Autorin die Aufgabe einer dekonstruktiven
Praxis der Schrift und einen möglichen Sinn von Gerechtigkeit. Angelika
Seppi, geboren 1982, ist Philosophin und Kunsttheoretikerin. Derzeit
arbeitet sie an der Humboldt-Universität zu Berlin an einer Kritik
der Form und Formalisierung.
Ladaki, Fotini:
Die Füchse von Athen
oder Hellas im Purgatorium des Kapitalismus
124 S., br., € 14,90
978-3-7092-0336-1
Ladaki inszeniert die göttliche
Tragödie der Finanzkrise als schaurige Fabel, in der sich Füchse,
byzantinische Mosaiken und Elefanten mit dicken Pranken tummeln. Dabei
reichen sich Sinn und Sinnlosigkeit dort die Hand, wo das Zugrundegehen
von Gemeinschaft, Kultur und Mitgefühl keine Erklärungen mehr
zulässt. Die Auswirkungen der Finanzkrise zu betrachten, bedeutet,
Chaos zu entdecken. Erschlagene Füchse und wilde Totentänze werden
am Ende der Geschichte stehen. Sie wiederholt sich: Die Götter fallen
und der Mensch bewahrt seine ambivalente Wesensart. Er ist Täter,
Zeuge und Opfer zugleich. Als Täter phantasiert er sich als Gott,
als Zeuge macht er sich zum Propheten und als Opfer erleidet er Hunger
und Tod.
Becker, Philipp von:
Der neue Glaube an die Unsterblichkeit
2., durchgesehene Auflage
€ 16,90
978-3-7092-0343-9
Gott ist tot. Doch der Glaube an
die Unsterblichkeit lebt weiter in den biotechnischen Vorstellungen transhumanistischer
Denker über Künstliche Intelligenz, nanoinvasiv veränderte
Körper und Gehirn-Uploads. Zeit für eine Entzauberung der neuen
techno-utopischen Heilsversprechen. Die Phantasien des Transhumanismus
schienen gestern noch reine Science-Fiction. Doch Biochemie, Gentechnik,
Apple Watches und Google Glasses haben schon heute mit der Invasion und
Überwachung des menschlichen Körpers begonnen – vorgeblich, um
den bisher unvollkommenen, sterblichen Menschen zu optimieren. Antrieb
dafür ist ein techno-utopisches Denken, das kulturellen Fortschritt
nur noch als technologisches Projekt begreift. Dabei werden in der (kapitalistischen)
Logik eines vermeintlich unbegrenzten Wachstums die sozioökonomischen
und machtpolitischen Realitäten ebenso ausgeblendet wie ihre zivilisatorischen
und lebenspraktischen Konsequenzen. Als Ergebnis droht das Gegenteil der
neuen Transzendenzversprechen: ein total berechenbares, manipulierbares,
steuerbares Individuum. Anstelle einer „sozialen Physik“ der Algorithmen,
die bestimmt, was wir zu denken, zu fühlen und zu tun haben, plädiert
Philipp von Becker für eine neue „Metaphysik des Sozialen“, die überhaupt
erst wieder ein Gespräch darüber eröffnet, wie wir eigentlich
leben wollen. Philipp von Becker, geboren 1979, lebt als Filmemacher
und Autor in Berlin.
Breitenfellner, Kirstin:
Wie können wir über Opfer reden?
136 S., br., € 16,90
978-3-7092-0335-4
Im Zentrum des Buchs steht die vertrackte Beziehung zwischen Opfern,
Tätern und selbsternannten Rettern, die nicht selten zu Verfolgern
werden.
Missbrauchsopfer. Terroropfer. Katastrophenopfer. Opfer dominieren
die öffentliche Diskussion und die Berichterstattung in den Medien.
Allzu oft werden sie als moralische oder politische Waffe missbraucht.
Warum ist das so? Und wie könnte man in angemessener Form über
Opfer sprechen?
Das Opfer ist allgegenwärtig im zeitgenössischen medialen
Diskurs. Kirstin Breitenfellner rekonstruiert die Geschichte dieses oft
missbrauchten Begriffs und hinterfragt seine Verwendung. Sie beleuchtet
die anthropologischen und religiösen Wurzeln des „Opfers“ und entlarvt
den Prozess der Schuldzuschreibung und des Abstellens von Sündenböcken
als Akt kollektiver Gewalt, der auf der Schwelle zwischen dem Heiligen
und Profanen steht. Im Zentrum des Buchs steht die vertrackte Beziehung
zwischen Opfern, Tätern und selbsternannten Rettern, die nicht selten
zu Verfolgern werden. Letztere sind im Zeitalter der sozialen Netzwerke
nicht nur Journalisten, sondern wir alle. Am Schluss dieses Parforceritts
legt die Autorin vier Vorschläge für eine ehrlichere, rationalere
Berichterstattung über Opfer und Täter vor.
Ein neuer Beitrag zur Laktationsforschung:
Milk / Milch
Gabe, Lust und Verlust
Herausgegeben von Irini Athanassakis
Übersetzt von Tessa Stevenson und Jean-Loup Thebaud
176 Seiten, br.,€ 29,90
978-3-7092-0246-3
Am Anfang war also die Milch. Denn
wenn das Leben gegeben wird, eine Gabe, wird ein weiteres Geben lebensnotwendig,
das der (Mutter-)Milch. Die Milch, eine Gegebenheit, oder auch nicht, wird
produziert, um gegeben und genommen, eigentlich lustvoll eingesogen zu
werden. Irini Athanassakis Arbeiten mit und zu Muttermilch begannen
mit einer Serie von Tropfen aus Muttermilch auf Papier, rechts und links,
beiläufigen hellen Flecken auf weißem Papier, und entwickelte
sich in der Folge zu fragilen transparenten Mindmaps, assoziativen Kommentaren
zur Anatomie der Brust, zu den Prozessen und Erfahrungen des Laktierens,
des Kolostrums; sie umschreiben Gedanken zur Mythologie, zur Technologie
und zur Ökonomie des Stillens. Damit schreibt Athanassakis die lange
Tradition der künstlerischen Arbeiten mit Körperflüssigkeiten
in Weiß fort, kopiert und zitiert ohne Zögern Natur-, Sozial-
und Kulturwissenschaften und Kunst und bringt diese ohne Kausalität
auf milchigen Blättern in räumliche Nahverhältnisse, um
schließlich für eine (Bio-)Praxis des unbedingten Gebens zu
plädieren. Namhafte AutorInnen begleiten diese Suche nach der Bedeutung
des Milchozeans, dem der indischen Mythologie zu Folge alles entspringt.
(Cows are mothers, too.)
Jacques Derrida
Vor allem, keine Journalisten
64 S., br., € 11,00
978-3.7092-0302-6
Anlässlich einer Tagung zum
Thema Religion und Medien im Jahr 1997 greift Jacques Derrida die Frage
nach Glauben und Wissen sowie ihrem Verhältnis zur Bezeugung und medialen
Vermittlung des Glaubensaktes auf.
„Was hat Gott zu Abraham sagen müssen? Was hat er ihm notwendigerweise
bedeutet, als er ihm den Befehl gegeben hat, auf den Berg Moriah zu steigen,
begleitet von lsaak und seinem Esel, angesichts des schlimmsten ‚Opfers'?
Was hat er ihm sagen können und ihm bedeuten müssen? [ ... ]
Man kann, in aller Gewissheit, ohne irgendetwas anderes zu wissen, vorbringen,
dass er ihm etwas hat bedeuten müssen, das ich so zusammenfassen würde:
‚Vor allem, keine Journalisten!' [ ... ] Was haben die drei großen
Monotheismen gemein? Wenn es nicht bloß die Referenz auf Abraham
ist (die zwischen den dreien auf unterschiedliche Weise moduliert wird),
dann ist es der geteilte Glaube."
Jacques Rancière
Zehn Thesen zur Politik
56 S., br., € 9,90
978-3-7092-0307-1
Die Zehn Thesen zur Politik verknüpfen
in ebenso prägnanter wie polemischer Weise die Vielfalt von Rancières
politischem Denken zu einem klaren und stringenten Gesamtbild. Zentrale
Motive wie der Gegensatz von Politik und Polizei, das Problem der Subjektkonstitution,
die Frage nach der Bedeutung der politischen Philosophie und nach dem Stellenwert
der Demokratie erhalten in demselben Maß Kontur, wie ihr argumentatives
Ineinandergreifen sichtbar wird. Gerade durch die kondensierte Form gewinnen
Rancières Gedanken an Plausibilität und Verbindlichkeit.
Eine
philosophische Farce zum Tränenlachen:
Alain Badiou
Der zweite Sokrates-Prozess
160 S., br., € 19,90
978-3-7092-0298-2
Der Prozess des Sokrates, der mit
seiner Verurteilung zum Tod endete, wird im heutigen Athen neu aufgerollt.
Die Verteidiger Platon, Xenophon und Aristophanes wollen das Urteil aufheben
lassen. Ein französischer Journalist berichtet exklusiv.
Und was sagt Sokrates
selbst dazu?
Jacques Rancière
Moderne Zeiten
112 S., br., € 14,00
978-3-7092-0308-8
Gibt es eine spezifische Zeitlichkeit
der Moderne? Wenn ja, welche politischen Implikationen hat sie? Diese Fragen
diskutiert Jacques Rancire in vier Vorträgen, in welchen er die Erzählformen
von Werken der Literatur, des Tanzes und des Kinos untersucht, die in seinen
Augen paradigmatisch für die ästhetische lnnovationskraft der
Moderne stehen. Als zentrales Merkmal der ästhetischen Moderne betrachtet
Ranciäre eine spezifische Zeitlichkeit, die durch Erzählformen
implementiert wird. Im Gegensatz zu einer an aristotelischen Maßstäben
orientierten Erzählung, die eine Zeit instituiert, die denen vorbehalten
bleibt, die das Privileg haben, ihrem Handeln Sinn zu verleihen, eröffnet
die moderne Ästhetik Wege zu einer enthierarchisierten Zeit, in der
alle Augenblicke gleichwertig sind. So
ermöglichen Werke wie "Der Mann mit der Kamera" - ein
Film der aus Handgriffen einfacher Arbeiter die Symphonie der komunistischen
Gemeinschaft komponiert - neue Aufteilungen des Sinnlichen und eröffnen
neue Wege, sich den Raum der alltäglichen Erfahrung emanzipativ anzueignen.
Ranciäre verfolgt diese Entwicklung bis in die Gegenwart und zeigt
so, wie aktuell das utopische Projekt der ästhetischen Moderne heute
immer noch ist.
Alain Badiou
Trump
Amerikas Wahl
Aus dem Französischen von
Martin Born
2., überarbeitete Auflage
72 S., br., € 9,90
978-3-7092-0265-4
Wie erklärt man den Wahlsieg
Donald Trumps? Welcher Form von Subjektivität bedarf es, um unter
den gegebenen Umständen Widerstand zu ermöglichen? Wie können
politische Programme und Aktionen aussehen angesichts der Krise der westlichen
Demokratien, für die Trump als Symbol steht? Einen
Tag, nachdem Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten
von Amerika gewählt wurde, hielt Alain Badiou einen Vortrag an der
University of California in Los Angeles. In dieser hochaktuellen, politisch
brisanten Rede bezieht der Philosoph Stellung zur Situation in den USA.
Neben der Analyse der Ursachen und Gründe, die einem Politiker, der
seiner Definition nach faschistisch ist, den Aufstieg zum sogenannten mächtigsten
Mann der Welt ermöglicht haben, entwickelt Badiou hier Ansätze
eines radikalen Gegenentwurfs: Er blickt nach vorne und versucht zu skizzieren,
wie politischer Widerstand angesichts der aktuellen Ereignisse aussehen
kann. Die Krise der westlichen Demokratien, deren jüngstes und vielleicht
spektakulärstes Symptom der WahlsiegTrumps darstellt, birgt neben
der Bedrohung womöglich die Chance einer politischen Neuorientierung,
eines Aufbruchs zu neuen Formen des Engagements jenseits der etablierten
politischen Institutionen. Folgt auf diesen Schock ein politisches Erwachen
im Westen?
Francois Jullien
Nah bei ihr
Opakes Da-Sein, vertraute Präsenz
96 S., br.. € 11,90
978-3.7092-0304-0
Wie lässt sich verhindern,
dass Gegenwart, sobald sie eintritt, sich setzt? Dass sie ins Stocken gerät,
wenn sie nur wirklich wird, und verdirbt in der Dauer? Wie lässt sich
dieses ‚Verknöchern' der Nähe abwenden, von dem alle Liebenden
bedroht sind? Francois Jullien schlägt vor, das „Nahsein" der Gegenwart
nicht in Begriffen des „Seins", also der Bestimmung, zu denken, sondern
den Blick auf das Dazwischen zu richten, das in unbestimmter Weise das
Intime zwischen den Subjekten passieren lässt. Gegenwart darf nicht
in der Schicksalshaftigkeit eines Da-Seins versinken, das unwirksam wird
und verschwindet, sobald es sich breitmacht in seinem „Da". Dies zu vermeiden
ist von höchster Bedeutung für ein Leben zu zweit, ein gemeinsames
Ex-sistieren.
Colin Crouch
Der Kampf um die Globalisierung
88 S., br., € 10,90
978-3-7092-0301-9
Um kaum einen Begriff der jüngeren
politischen Geschichte gibt es so viele Kontroversen wie um den der Globalisierung.
Was links und was rechts ist, ist dabei oftmals nur noch schwer zu unterscheiden.
Mit seiner differenzierten Analyse der Globalisierung bringt Colin Crouch
Klarheit in diesen ideologisch aufgeheizten Konflikt. Crouch zeigt, dass
es weder wünschenswert noch möglich ist, die Globalisierung aufzuhalten.
Es kommt aber darauf an, die internationalen Institutionen zu stärken
um die Globalisierung zu zivilisieren. So wie die sozialdemokratischen
Ideen des Sozialstaates Europa eine lang anhaltende Periode des Wohlstand
und des Friedens gebracht haben, müssen heute sozialdemokratische
Ideen des Interessenausgleichs die Basis von Reformen der internationalen
Institutionen werden, damit der hemmungslosen Profitgier transnationaler
Konzerne und ihrer zerstörerischen Kraft nicht das Feld überlassen
wird.
Jacques Rancière
Der unwissende Lehrmeister
3., verbesserte Auflage
176 S., br.. € 21,90
978-3-7092-0314-9
Der Lehrmeister Joseph Jacotot
lehrt, was er nicht weiß, und verkündet die frohe Botschaft
der intellektuellen Emanzipation: Alle Menschen sind gleich intelligent.
Jacques Rancire zeichnet die Philosophie der intellektuellen Emanzipation
nach und präsentiert sie unserer pädagogisierten und von Ungleichheit
geprägten Gesellschaft. 1818 begann
Joseph Jacotot, exilierter Revolutionär und Lektor für französische
Literatur an der Universität Löwen, Panik im gelehrten Europa
zu verbreiten. Nicht damit zufrieden, flämischen Studenten Französisch
beigebracht, ohne ihnen eine einzige Lektion gegeben zu haben, lehrte er,
worüber er unwissend war und proklamierte die Losung der intellektuellen
Emanzipation: Alle Menschen haben die gleiche Intelligenz. Es handelt sich
hierbei nicht um amüsante Pädagogik, sondern um Philosophie und,
wenn man will, um Politik. Die Vernunft lebt nur von der Gleichheit. Die
soziale Fiktion jedoch lebt nur von Rängen und ihrer unaufhörlichen
Rechtfertigung. Die große Lektion von Jacotot ist, dass die Bildung
wie die Freiheit ist: Sie wird nicht verliehen, sondern genommen. Sie wird
den Monopolisten der Intelligenz, die auf dem Erklärthron sitzen,
entrissen. Es genügt, sich selbst zu erkennen und in jedem anderen
sprechenden Wesen dieselbe Fähigkeit anzuerkennen. J. Rancière
geboren 1940, lehrte zwischen 1969 und 2000 Philosophie und Kunsttheorie
an der Universität Paris VIII.
Jacques Derrida
Von der Gastfreundschaft
5. Auflage
168 S., Br., € 21,90
978.3-7092-0313-2
Von der Gastfreundschaft gehört
zu den Texten Jacques Derridas, die eine Ethik der Dekonstruktion zu formulieren
suchen. Dabei bietet es einen leicht nachvollziehbaren Einstieg in das
Denken Derridas, das hier gleichsam in Aktion sichtbar wird. In exemplarischen
Lektüren ausgewählter Dialoge Platons sowie des Ödipus auf
Kolonos von Sophokles, in denen verschiedene Figuren des ‚Fremden‘ skizziert
werden, erscheint die Frage des Fremden als Frage des Fragens: „Besteht
die Gastfreundschaft darin, dem Ankömmling Fragen zu stellen? Oder
beginnt die Gastfreundschaft damit, dass man empfängt, ohne zu fragen?“
In Frage steht die Unterscheidung zwischen einer bedingten und der unbedingten
Gastfreundschaft, die ‚Antinomie‘ zwischen den Gesetzen der Gastfreundschaft
und dem Gesetz der Gastfreundschaft. Auch in Bezug auf biblische Beispiele,
in denen die Gesetze der Gastfreundschaft über allem, auch über
ethischen Verpflichtungen zu stehen scheinen, stellt Derrida die Frage:
„Sind wir die Erben dieser Tradition der Gastfreundschaft? Inwieweit?“
Louis Althusser
Einleitung in die Philosophie
für Nichtphilosophen
328 S., br., € 39,00
978-3-7092-0282-1
Im Jahr 1975, inmitten der wohl
politischsten Phase seines Lebens und seiner Arbeit, beschließt Louis
Althusser, eine Art Lehrbuch zu verfassen, das die Philosophie auch für
Laien zugänglich macht: Einleitung in die Philosophie für Nichtphilosophen
ist das bestechende Ergebnis. Das Buch ist keineswegs ein schlichtes populärwissenschaftliches
Einführungswerk – Louis Althusser liefert hier den Niederschlag seiner
grundlegenden Thesen hinsichtlichder Themen Ideologie, Wissenschaft und
Religion wie auch des Begriffs der Praxis, der für sein Denken zentral
ist und hier wie nirgendwo anders Profil erhält. Dieses Buch stellt
einen Augenblick der Synthese im Werk Althussers dar, eine funkelnde Momentaufnahme
einer der einflussreichsten Philosophien des späten 20. Jahrhunderts,
eine kristallklare Einführung in deren Hauptkategorien – und zugleich
ein Manifest für das Denken der Zukunft. Ein Denken, von dessen brennender
Relevanz der Erfolg derer zeugt, die als Althussers ‚Kinder‘ gelten dürfen.Von
Jacques Rancière bis Alain Badiou, von Slavoj Žižek bis Étienne
Balibar – seine Schüler verdanken ihm, noch dort, wo sie sich von
ihm kritisch abgrenzen, wesentliche Impulse.
Hélène Cixous
Osnabrück Hauptbahnhof nach Jerusalem
152 S., br., € 19,90
978-3-7092-0285-2
„Zu Zeiten, als meine Mutter Eve am Leben
war, habe ich mir stets gewünscht, nach Osnabrück zu fahren,
in die Stadt der Familie meiner Mutter, der Jonas’. Und jetzt, wo niemand
mehr da ist und das Gedächtnis sucht, wo, in wem es Zuflucht finden
kann, jetzt, wo es zu spät ist, da ist es an dir hinzufahren, sagt
mir das Schicksal, Hüter der genealogischen Mysterien.“
Mehr über Osnabrück
Bodies of Evidence
Ethics, Aesthetics, and Politics of Movement
ed. Gurur Ertem, Sandra Noeth
280 S., br., € 29,90
978-3-7092-0303-3
This book focuses on the human
body in, of, and as evidence. It illuminates how the body appears simultaneously
as witness, document, and agent as it moves across borders drawn by vectors
of power such as nationhood, sovereignty, and normalcy. From multiple perspectives
traversing the fields of visual and performing arts, social anthropology,
political theory, critical journalism, and philosophy, this book interrogates
the complex ways in which the body is implicated in contemporary “crises”
and addresses its political and ethical repercussions. Contributions to
the volume include commissioned articles, essays, interviews, dialogues
and case studies that offer insights into corporeality as the often-neglected
dimension that cuts through ethics, aesthetics, and politics. The
book is commissioned by tanzhaus nrw Düsseldorf.
Philosophy
on Stage
Philosophie als künstlerische Forschung
Hg. v. Arno Böhler u. Susanne Valerie Granzer
280 S., br., € 33,60
978-3-7092-0300-2
Wie verändert sich unser Bild
des Denkens, wenn sich Philosoph_innen und Künstler_innen aufmachen,
Philosophie als eine künstlerische Forschungspraxis zu verstehen?
Ist das Denken seit Nietzsche nicht genau dahin unterwegs, sich selbst
die Verankerung in der Sinnlichkeit zurückzugeben? Diese Forschungsfrage
ist der entscheidende Impetus, aus dem heraus der Philosoph Arno Böhler
und die Künstlerin Susanne Valerie Granzer seit 20 Jahren Milieus
für ein Denken bauen, das nicht insgeheim einem asketischen Ideal
frönt, sondern dem Körper und dem Begehren Raum gibt. Der Sammelband
präsentiert eine philosophische Kontextualisierung dieser Fragestellungen
im Rahmen des Festivals „Philosophy On Stage #4: Nietzsche et cetera“.
Mit Texten von Arno Böhler, Susanne Valerie Granzer, Anke Haarmann,
Krassimira Kruschkova, Alice Lagaay, Anton Rey und Elisabeth Schäfer.
Das Buch ist im Rahmen des PEEK Projektes „Artist-Philosophers. Philosophy
as Arts-Based Research“ entstanden, das vom Österreichischen Wissenschaftsfonds
gefördert wurde.
Stören!
Das Passagen-Buch
120 S., br., € 14,90
978-3-7092-0283-8
Der
Passagen Verlag engagiert sich seit nunmehr 30 Jahren für die Vermittlung
französischen Denkens im deutschsprachigen Raum. Anlässlich dieses
Jubiläums erscheint ein besonderes Buch, das die Gründungszeit
des Verlages wiederaufleben lässt und dabei die Kernthemen herauskristallisiert,
die bis heute für die Arbeit des Verlages wegweisend sind. Autoren
der ersten Stunde wie Jacques Derrida und Jean- François Lyotard
sind Ideengeber des wichtigsten gesellschaftlichen Umbruchs am Ende des
20. Jahrhunderts, das durch zwei totalitäre Systeme – Kommunismus
und Faschismus – dominiert war. Angesichts der gegenwärtigen politischen
Weltlage zeigt sich heute erneut die fundamentale Bedeutung dieser kritischen
Positionen. Dieses Buch führt den Leser in die 1980er-Jahre, die Hoch-Zeit
der „Postmodernen Philosophie“ in Frankreich, zurück und illustriert
anhand ausgewählter Dokumente die Anfänge des Projekts Passagen
Verlag. Bisher unveröffentlichte Gespräche mit Jacques Derrida,
Jean-François Lyotard und zahlreiche Fotos sowie aktuelle Beiträge
von Hélène Cixous, Alain Badiou und Jacques Rancière
gewähren dem Leser einen Einblick in den lebhaften intellektuellen
Austausch, der die theoretischen Diskurse der Gegenwart Mit bisher unveröffentlichten
noch immer u m innovative Positionen bereichert.
Texte von:
Jacques Derrida
Jean-François Lyotard
Hélène Cixous
Jacques Rancière
Alain Badiou
Herzlichen
Glückwunsch!
Cixous, Hélène
Aus Montaignes Koffer
im Gespräch mit Peter Engelmann
184 S., br., € 22,00
ISBN 978-3-7092-0251-7
Der Gesprächsband bietet Einblick
in die Erfahrungs- und Gedankenwelt Hélène Cixous’, einer
der wichtigsten französischsprachigen Autorinnen unserer Zeit. In
vier Gesprächen, die hier erstmals veröffentlicht werden, spürt
Peter Engelmann den maßgeblichen Themen in Hélène Cixous’
Werken nach. Von zentraler Bedeutung ist die Kindheit der Autorin, die
sie während des Zweiten Weltkrieges in Algerien zubringt, wo mit der
vor dem Nationalsozialismus aus Osnabrück nach Oran geflohenen Großmutter
auch Osnabrück als Fantasiestadt für sie weiterlebt. Diese algerische
Kindheit teilt Cixous zudem mit Jacques Derrida, mit dem sie nicht nur
eine lebenslange Freundschaft verband, sondern auch einen regen schöpferischen
Austausch unterhielt. So bilden Cixous’ Biografie, ihre Beziehung zu Derrida
und ihr politisches Engagement die Leitmotive dieses Bandes.
.
„Was ich tue, wenn ich schreibe, ist im Grunde, dass ich das Intimste,
Verborgenste, Verbotenste schreibe, dort, wo es mit der Weltgeschichte
in Verbindung steht und mit ihr kommuniziert.
Das ist mein ständiges Anliegen.“ (Hélène Cixous).
Alain Badiou
Für eine Politik des Gemeinwohls
Im Gespräch mit Peter Engelmann
Aus dem Französischen von
Martin Born
88 S., br., € 12,00
978-3-7092-0247-0
Im sechsten Band der Reihe Passagen
Gespräche setzen Alain Badiou und Peter Enge/mann auf kontoverse Weise
ihre 2012 begonnene Diskussion über die Idee des Kommunismus, ihre
Potenziale und Gefahren sowie ihre Bedeutung für die drängenden
politischen Fragen der Gegenwart fort. War der erste Band der Reihe Passagen
Gespräche den philosophischen Grundlagen der kommunistischen Hypothese
Badious gewidmet, so nimmt dieser Band nun konkret Bezug auf die aktuelle
politische Weltlage. Dabei wird die Gültigkeit und Anwendbarkeit von
Badious Thesen angesichts von Problemen wie Migration, islamistischem Terrorismus
und dem wiederauflebenden Nationalismus in Europa auf die Probe gestellt.
Im Streitgespräch legt Badiou seine Überzeugung dar, dass die
politischen Herausforderungen unserer Zeit nur mithilfe einer solidarischen
Überbrückung jener Gräben gemeistert werden können,
die die verschiedenen Nationen und Klassen heute schärfer denn je
von einander trennen. Nur eine Politik, die sich als Politik aller Menschen
versteht und nicht im Namen der Interessen einer Einzelgruppe agiert -
sei es nun einer Nation, Religion oder Wertegemeinschaft -‚ kann die Welt
aus der aktuellen Krise des global isierten Kapitalismus herausführen.
VIDEO:
Peter Engelmann im Gespräch mit dem französischen Philosophen
Alain Badiou
Alain Badiou
Lob der Mathematik
112 S., br., € 14,90
978-3-7092-0284-5
Wozu ein Lob der Mathematik schreiben,
wenn man, wie Alain Badiou, der Auffassung ist, jede Philosophie müsse
in erster Linie Metaphysik des Glücks sein, denn andernfalls sei sie
nicht eine Stunde unserer Bemühungen wert? Welche Verbindung kann
zwischen Mathematik und Glück bestehen?
Gregor Eichinger
Funktion.Emotion
Das Unsagbare in der Architektur
64 S., br., € 14,00
978-3-7092-0280-7
1.) Architektur wird emotional geboren
und emotional konsumiert.
2.) Das Instrument bist du selbst, was dich
zum klingen bringt sind: die Menschen, die Räume, die Stadt. Alles
was dich berührt und alles was du berühren kannst.
Wir wollen die Kernfragen beantwortet
wissen: Wer bin ich? Wieso heiße ich so? Wo geht's zu den Toiletten?
Das alles muss sich in der Benutzeroberfläche der Architektur wiederspiegeln.
Vergangene Räume zeigen uns, dass Architektur das kann. Wenn wir uns
das bewusst machen, erkennen wir die Dimension des Schadens, der stattgefunden
hat. Wir finden den emotionalen Inhalt der Benutzeroberfläche in der
Ornamentik, in einer Lust an der Vielfalt von Stoffen und Webarten und
allen Arten von Dingen, die Bilder erzeugen können. Durch Reliefausbildung
wird nun die schattenspendende dritte Dimension in die Oberfläche
gebracht. Duch sie bekommt die Benutzeroberfläche real physisch und
auf der geistigen Ebene Tiefe. Die maschinell hergestellten und oft vorfabrizierten
Oberfläche sind aber meist glatt wie ein Ei in ein Tragwerk hineingelegt.
Der Architekt kümmert sich um die Maximierung der Kubatur und um die
Gestaltung der Fassade und dann kommt die Einrichtungshenne und legt ihr
Ei.
Hélène Cixous:
Das Lachen der Medusa
zusammen mit aktuellen Beiträgen
2., durchgesehene Aufl.
200 S., br., € 23,90
978-3-7092-0276-0
„Das Lachen der Medusa“, 1975 auf
Französisch erschienen, zählt zu den Schlüsseltexten der
feministischen Theorie und ist ein widerständiges, vitales und provokantes
Bekenntnis zum politischen Akt des Schreibens im Ausgang vom weiblichen
Begehren. Damit liefert der Text einen wichtigen Kontrast zu jenen zahlreichen
feministischen Wortmeldungen der 1970er-Jahre, die einem typisierenden
Opfergestus der Frau huldigen. Der Sammelband prä- sentiert, nunmehr
in zweiter Auflage, die deutsche Erstübersetzung dieses ausschlaggebenden
Essays Hélène Cixous’ zusammen mit aktuellen Beiträgen
von Ulrike Oudée Dünkelsbühler, Esther Hutfless, Eva Laquièze-Waniek,
Sandra Manhartseder, Elissa Marder, Gertrude Postl, Claudia Simma und Silvia
Stoller. Ein aktuelles Interview mit Hélène Cixous, geführt
von Elisabeth Schäfer, kontextualisiert „Das Lachen der Medusa“ und
erleichtert den Zugang.
Jacques Derrida
Préjugés
Vor dem Gesetz
5., durchgesehehne Auflage
112 S., br., € 14,90
978-3-7092-0287-6
Ausgehend von der Frage nach dem
Urteilen und dem Verweisungsspiel des unübersetzbaren Titels Préjugés
unternimmt Derrida eine philosophierende
Lektüre von Kafkas Erzählung „Vor dem Gesetz“.
Richard Rorty
Hoffnung statt Erkenntnis
Eine Einführung in die pragmatische Philosophie
3., durchgesehene Auflag
104 S., br., € 13,00
978-3-7092-0273-9
Der Band versammelt drei Vorlesungen,
die Richard Rorty 1993 am Institut für die Wissenschaften vom Menschen
in Wien gehalten hat. Rorty entwickelt darin eine gleichermaßen eigenständige
wie schlüssige Darstellung des Pragmatismus. Passagen Philosophie
Rorty In seinem Vorlesungszyklus liefert Richard Rorty einen Brückenschlag
zwischen dem klassischen Pragmatismus Peirce’- scher Prägung und den
Theorien jüngerer Autoren – etwa Quines, Putnams und Davidsons. Dabei
deutet Rorty den Pragmatismus als das philosophische Bemühen, unsere
moralischen Auffassungen mit der Weltsicht der Biologie Darwins zu versöhnen,
und zieht Parallelen zu Kants Versuch, die neuzeitliche deterministische
Naturauffassung mit der Freiheit vernünftiger Wesen in Einklang zu
bringen. Mit seiner Neuinterpretation schlägt Rorty vor, uns von der
Vorstellung einer inneren Natur der Wirklichkeit zu verabschieden und an
die Stelle des klassischen Wahrheitsanspruchs die Hoffnung auf eine bessere
Zukunft zu setzen.
Richard Rorty (1931–2007)
lehrte Philosophie am Wellesley College, Princeton University, University
of Virginia und an der Stanford University.
Cynthia Fleury
Die Unersetzbaren
184 S., br., € 23,90
978-3-7092-0290-6
Die Psychoanalytikerin und Philosophin
Cynthia Fleury zeigt in ihrem streitbaren Essay, wie die Unersetzbarkeit
im Zentrum
nicht nur von Subjektivierung und
Individuation, sondern auch der Festigung des Rechtsstaats und der Demokratie
steht.
Gianni Vattimo
Jenseits vom Subjekt
Nietzsche, Heidegger und die Hermeneutik
3., durchgesehene Auflag
148 S., Br., € 16,90
978-3-7092-0272-2
Das Misstrauen gegenüber traditionellen
Begriffen wie Subjekt, Sein und Wahrheit darf, so Gianni Vattimo, nicht
ohne Auswirkungen für die Hermeneutik bleiben.
Einem an der Präsenz orientierten
Denken setzt Vattimo daher sein Konzept einer „schwachen Metaphysik“ entgegen.
Geoffroy de Lagasnerie
Michel Foucaults letzte Lektion
Über Neoliberalismus, Theorie und Politik
152 S., br., € 21,00
978-3-7092-0291-3
War Foucault gegen Ende seines
Lebens tatsächlich ein Anhänger des Neoliberalismus? Geoffroy
de Lagasnerie widerlegt diese allgemein verbreitete Auffassung in einer
ebenso spannenden wie aufschlussreichen Lektüre umstrittener Texte
Foucaults, in der er aufzeigt, wie Foucault den Neoliberalismus als Instrument
der Kritik strategisch einsetzt, ohne sich seiner Lehre zu verschreiben.
Ab den frühen 1970er-Jahren befasst sich Michel Foucault in zahlreichen
Texten, die zu den umstrittensten seines Werkes gehören, mit dem Neoliberalismus.
Geoffroy de Lagasnerie wendet sich gegen die gängige Rezeption, die
diese Auseinandersetzung als Zeichen dafür nimmt, dass Foucault sich
gegen Ende seines Lebens dem Neoliberalismus angeschlossen habe. Die Strömung
weder völlig ablehnend noch sich ihr einfach unterwerfend, nutze Foucault
den Neoliberalismus als ein Mittel, um die Grenzen der politischen Philosophie,
der Theorie des Gesellschaftsvertrags, der Rechtstheorien, des Marxismus
und der Psychologie aufzuzeigen. Foucault geht es darum, mittels einer
Neuinterpretation des Neoliberalismus eine historisch wirksame Fähigkeit
zum Ungehorsam zu entwickeln. Hierbei wirft Geoffroy de Lagasnerie die
Fragen auf, mit welchem Mitteln im Zeitalter des Neoliberalismus eine Philosophie
der Emanzipation erarbeitet werden kann und welches die Bedingungen der
Kritik dieser Gouvernementalität sind. Damit geht er auf ganz neue
Weise an Themen heran, die im Brennpunkt der zeitgenössischen Diskussionen
auf internationaler Ebene stehen..
Laurent Alexandre /Jean-Michel Besnier
Können Roboter Liebe machen?
Transhumanismus in 12 Fragen
128 S., Br., € 16,90
978-3-7092-0281-4
Was wäre, wenn man den Tod
überwinden oder Lebensformen mithilfe der Gentechnik nach Belieben
‚designen‘ könnte? Oder wenn die Überlegenheit der künstlichen
Intelligenz die Menschen dazu zwingen würde, ihre intellektuellen
Fähigkeiten zu modifizieren, damit sie im Wettbewerb mit den Maschinen
Schritt halten können? Ob die technischen Revolutionen, die der sogenannte
Transhumanismus prophezeit, einen Fluch oder einen Segen für die Menschheit
bedeuten, diskutieren der französische Mediziner Laurant Alexandre
und der französische Philosoph Jean-Michel Besnier in Können
Roboter Liebe machen?. Dabei wird deutlich, dass es sich beim Thema Transhumanismus
keineswegs um Science-Fiction handelt, sondern um gesellschaftlich und
politisch hochrelevante Fragen; denn Einfluss auf diese Entwicklungen zu
nehmen, die zum Teil bereits im Begriff sind, sich zu vollziehen, erscheint
heute, wo es der Politik immer schwerer fällt, transnational agierende
Unternehmen zu kontrollieren, besonders schwierig. Umso wichtiger ist es
den Autoren, die durch ihre kritische Auseinandersetzung einen differenzierten
Einblick in die Transhumanismus-Debatte ermöglichen, das Thema beizeiten
ins öffentliche Bewusstsein zu bringen.
Peter Eisenman
Aura und Exzess
Zur Überwindung der Metaphysik der Architektur.
Essays und Gespräche 1976–1994
Herausgegeben Ullrich Schwarz
Übersetzt und bearbeitet von Ullrich Schwarz
und Martina Kögl
2., durchgesehene Auflage.
384 S., Br., € 40,00
978-3-85165-987-0
Der amerikanische Architekt und
Architekturtheoretiker Peter Eisenman entwickelt eine „Architektur des
Ereignisses und des Exzesses“, die sich in unplanbarer Singularität
selbst entfaltet. Benjamin modifizierend, versteht Eisenman die Erfahrung
des Singulären als Aura – im Sinne Derridas als Präsenz der Absenz.
Peter Eisenman ist nicht nur einer der provozierendsten Architekten der
Gegenwart, er gehört darüber hinaus bereits seit den 70er Jahren
zu den international führenden Architekturtheoretikern. Ausgehend
von Foucaults Grundthese der Dezentrierung des Subjekts und Derridas Kritik
der Präsenz, arbeitet Eisenman an einer Überwindung der Metaphysik
in der Architektur, welche ihm zufolge nur einen stilistischen, jedoch
keinen konzeptionellen Begriff der Moderne hervorgebracht hat. Angeregt
durch neue Ansätze in den Naturwissenschaften, entwickelt Eisenman
eine Architektur, die keinem platonischen Diskurs folgt, sondern sich selbstorganisierend
entfaltet. Die unplanbare Singularität dieser Entfaltung nennt er
eine „Architektur des Ereignisses und des Exzesses“. Die Erfahrung des
Singulären versteht Eisenman im Sinne Walter Benjamins als Aura. In
seiner Rezeption von Jacques Derrida stellt sich diese als Präsenz
der Absenz dar. In diesem Band werden Eisenmans wichtigste theoretische
Texte aus zwei Jahrzehnten gesammelt vorgelegt.
Andrea Günter
Wertekulturen, Fundamentalismus
und Autorität
Zur Ethik des Politischen
202 S., Br., € 22,00
978-3-7092-0278-4
Gegen das Erstarken autoritärer
Politik wird derzeit gerne die Verteidigung westlicher Werte beschworen.
Muss in postmodernen Zeiten das Verhältnis von Moral und Politik aber
nicht viel grundsätzlicher überdacht werden? Im Hinblick auf
eine „Ethik des Politischen“ gilt es, das Phänomen Autorität
als Veränderung leitendes Moment zu rekonstruieren: Autorität
kann nicht auf Autoritäres reduziert werden. Eine solche Identifizierung
ist unterkomplex. Sie führt zu einem falschen Verständnis des
Verhältnisses von Moral und Politik, letzlich der Demokratie. Autorität
würde derart zu deren Gegensatz. Demokratie aber ist mehr als ein
formalistisches Alle-(be)stimmen-gleichberechtigt. Sie beruht immer auch
auf einem Streben nach Gerechtigkeit und gerechteren Verhältnissen
sowie auf einem Sprechen-in-erster-Person, das wiederum auf der persönlich
reifen, also ethisch-politisch fundierten Urteilskraft des Einzelnen fußt.
Vor dem Hintergrund einer solchen Präzisierung des Verhältnisses
von Moral und Politik können einerseits fundamentalistisch-autoritäre
und autoritativ-demokratische Wertekulturen unterschieden und andererseits
wesentliche Aspekte des Fundamentalismus, des Tyrannischen und Bösen
neu ausgeleuchtet werden. Derart wird ein Verständnis des Politischen
etabliert, das ein an Gerechtigkeit orientiertes autoritatives Zusammenwirken
von Individualität und Pluralität für die Gestaltung der
Zukunft von Welt und Menschheit fassbar werden lässt.
Hélène Cixous
Osnabrück
184 S., br., € 23,90
978-3-7092-0250-0
„Es geht um das Leben meiner Mutter,
in Wahrheit, ums Leben, zu leben, von ihrem Überleben zu leben und
sogar, was noch mehr ist, um ihr Überleben, ihre Weisen, sich selbst
zu überleben und die Zeit." Cixous erkundet erstmals die facettenreiche
Persönlichkeit ihrer Mutter, die in vielen ihrer nachfolgenden Werke
einen wichtigen Platz einnimmt und deren Geburtsort Osnabrück, Stadt
des westfälischen Friedens, dem Band seinen Namen leiht. „Vor langer
Zeit bereits ist dieses Buch aufgebrochen, Monate, Straßen, lang
wie Nächte in fremden Ländern, ohne Züge, Städte in
allen Größen, seit ein oder zwei Jahren durchwandert es das
Mysterium der Zeiten auf den vier Kontinenten, die die Geschichte meiner
Mutter tragen und sie gleichermaßen interessieren. [...] Doch bald
schon entdeckte ich, dass es ein Kampf werden würde, dies Buch gegen
sich selbst, und genauer noch ein Kampf meiner Mutter gegen meine Mutter,
ich präzisiere: von Maman gegen meine Mutter und noch genauer ein
in meiner Mutter selbst geführter Kampf, der sich über die ganze
Erde hin erstreckte - die Erde, die sie ist —, zwischen Maman, meiner Mutter,
Eve, unserer Mutter, Eva, Eva Klein der Verlobten meines Vaters, und Eve
Cixous Hebamme, ein unausgesetzter Kampf so lebensnotwendig und stetig
wie Herzschlag und Atem."
Tom Schoper
Ein Haus: Werk - Ding - Zeug?
Gespräche mit Gion A. Caminada,
Hermann Czech, Tom Emerson, Hans Kollhoff, Valerio Olgiati
2: ÜBERARBEITETE AUFLAGE
184 S., zahlr. Abb., br., € 21,90
978-3-7092-0266-1
Was ist ein Werk in der Architektur
und wie unterscheidet es sich vom alltäglichen Bauen? In persönlichen
Gesprächen mit fünf international erfolgreichen und einflussreichen
Architekten sucht Tom Schoper eine zeitgemäße Antwort auf diese
Fragen.In seinen Gesprächen über das Wesen des Werkes in der
Architektur fragt Tom Schoper, was das architektonische Werk heute sein
kann, was seine Bedeutung ausmacht und weshalb die Architekten mit jeder
Aufgabe erneut nach dem Werk streben. Dabei wirft der Autor einen Gegenblick
auf Martin Heideggers Thesen zum Ursprung des Kunstwerkes, die das Werk
vom dienenden Zeug und vom autonomen Ding unterscheiden. Die Aufzeichnungen
dieser Gespräche zeigen, dass trotz der Differenzen der befragten
Architekten in Generation und Herkunft die Arbeit an der Disziplin der
Architektur immer als eine Auseinandersetzung zwischen Idee, Geschichte,
Erfahrung und Ästhetik zu verstehen ist. Diese Auseinandersetzung
ist es, die zum Wesen der Architektur führt. Tom Schoper, geboren
1967 in München, ist Architekt in Dresden und lehrt an der Fakultät
Architektur der TU Dresden. Sein Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich
der Wechselwirkung von Architektur, bildender Kunst und Philosophie.
Robert Fleck
Das Atelier im 21. Jahrhundert
106 S., br., € 14,30
978-3-7092-0204-3
Das Atelier des Künstlers
ist ein Mythos und zugleich ein konkreter Ort. Durch seine hochgradige
Individualisierung stellt es in der Arbeitswelt der postindustriellen Wirtschaftsgesellschaft
einen utopischen Gegensatz zur Normierung der Arbeitsplätze dar. Das
Buch untersucht die Geschichte und den Strukturwandel des Ateliers vom
Anfang des 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Als Grundlage dient dem
Autor nicht zuletzt seine langjährige Recherchearbeit durch Atelierbesuche
bei Künstler aller heute tätigen Generationen. Wie verhalten
sich die zeitgenössischen Bildtechniken und die kollektiven Arbeitsformen
der Künstler zum individuellen Künstleratelier? Welche Rolle
behält das Atelier als ein exemplarischer Ort der Nichtöffentlichkeit
angesichts der zunehmenden Vernetzung mit dem öffentlichen Raum und
seinen medialen Repräsentationen? Das Atelier erscheint als eine in
jedem Fall singuläre "Kriegsmaschine" im Sinne vom Deleuze und Guattari,
von der ausgehend eine künstlerische Arbeit ihre "alterité",
die radikale Andersartigkeit in der Welt der Gegenwart auszubilden vermag.
Robert
Fleck, 1957 in Wien geboren, seit 1981 in Paris, studierte unter anderem
bei Gilles Deleuze und Michel Foucault. Von 2000-2012 leitete er die Kunsthochschule
von Nantes, die Deichtorhallen Hamburg und die Bundeskunsthalle in Bonn.
Heute ist er Professor für Kunst und Öffentlichkeit an der Kunstakademie
Düsseldorf.
Catherine Millot
Ein Leben mit Lacan
Aus dem Französischen von
Richard Steurer-Boulard
120 S., br., €15,90
978-3-7092-0262-3
Catherine Millot ist um die dreißig,
als sie den siebzigjährigen Lacan kennen und lieben lernt. Von Anfang
an ist ihre Beziehung von Reisen geprägt: nach Rom, Venedig, Barcelona,
Budapest, Beirut, Tirana, London, zu den Kongressen und Vorträgen
Lacans. Er hetzt durch sämtliche Museen und Kirchen, Auto fährt
er nur mit Höchstgeschwindigkeit, er missachtet rote Ampeln und überholt
am Pannenstreifen die im Stau steckenden Autos. Beim Skifahren gibt es
nur Schussfahrten. Er geht nur in Restaurants, in denen man ihn kennt und
nicht warten lässt. Millot fasziniert vor allem die Intensität,
die die Persönlichkeit Lacans auszeichnet, sein Begehren, das sich
direkt zu äußern scheint und sofortige Erfüllung verlangt,
aber auch die äußerste Konzentration, zu der er fähig ist
und die zu stundenlanger Bewegungslosigkeit beim Arbeiten führt. Millot
zeigt uns den späten Lacan in intimen und alltäglichen Lebenslagen,
in seinem Landhaus beispielsweise, wo Courbets Ursprung der Welt im Atelier
an der Wand hängt, wo er bei jedem Wetter täglich im Pool schwimmt
und endlos mit dem Borromäischen Knoten spielt, der die Verschlungenheit
von Imaginärem, Symbolischem und Realem versinnbildlicht.
Jacques Derrida
Das Tier und der Souverän
II
Seminar 2002-2003
456 S., br., € 58,00
978-3-7092-0227-2
Der Band umfasst das
zweite Studienjahr des Seminars Das Tier und der Souverän,
Derridas letztes Seminar (von Herbst 2001 bis Frühjahr 2003 an der
Ècole des Hautes Ètudes en Sciences Sociales in Paris). Strukturiert
wird es in so origineller wie fruchtbarer Weise durch „zwei miteinander
verbundene, bald parallele, bald sich überkreuzende Lektüren":
Gleichsam im Kreuzverhör zwischen
Daniel Defoes Roman Robinson Crusoe (1719) und Heideggers Vorlesung Die
Grundbegriffe der Metaphysik (1929-1930)entwickelt
Derrida seine Gedanken zur „Souveränität".
Neben einem Durchgang durch diverse
historische Lektüren des Robinson Crusoe (von Rousseau, Kant, Marx,
Joyce, Woolf, Lacan, Deleuze u. a.) stehen minutiöse Untersuchungen
im Fokus - zu so heterogenen Begriffen wie „Einsamkeit", „Insel", „Welt",
„Kreis /Zirkel, „Ding", „Gebet", aber auch zum „Phantasma des Lebendig-Toten"
oder zur „souveränen" Entscheidung zwischen Erd- und Feuerbestattung.
Derridas Überlegungen zur „Souveränität" knüpfen dabei
an Heideggers Gebrauch des Wortes „Walten" an, das in all seiner „Unübersetzbarkeit"
reflektiert und mit der Frage nach dem „Eigenen des Menschen" und dem Tier
verbunden wird. Das Tier und der
Souverän I (2001-2002) (978-3-7092-0134-3)
Josef Alkatout
Die Stille, die du ließt
180 S., br., € 22,00
978-3-7092-0010-0
Augen auf und durch. Ein Roman
aus dem Argentinien der Militärdiktatur über Glück und Begegnung,
Leidenschaft und Unverständnis, Liebe und Trauer, die sich abwechseln,
jagen und auf tragische Weise zueinander finden. Die skrupellose Junta
im Buenos Aires der 1970er Jahre hinterlässt nach tausendfachem Morden
und Verschwindenlassen ein wirtschaftlich ausgeblutetes Land sowie eine
desillusionierte Generation junger Menschen. Haroldo und seine Schwester
Marisol bemühen sich, mithilfe einer stillen Übereinkunft zum
Alltag zurückzufinden. Die Vergangenheit hängt unaufgearbeitet
über ihnen und zeichnet sichtbar das Miteinander der jungen Erwachsenen.
Erst durch die Begegnung mit der finnischen Fotografin Hulda wird alles
anders: Die Geschwister versuchen zwar, das grausame Geschehen auszublenden,
aber als die trügerische Idylle aufzuweichen beginnt, bahnt sich ein
Kampf gegen die Wahrheit an, der erst zu Ende ist, als Hulda eine unheimliche
Entdeckung macht.
Islamische Feminismen
Herausgegeben von Zahra Ali
2., durchgesehene Auflage
218 S., br., € 22,50
978-3-7092-0263-0
Was in diesem Buch gezeigt wird,
ist auserhalb der islamischen Welt kaum bekannt: dass auch in Landern,
deren vorherrschende Religion der Islam ist, glaubige Frauen fur Gleichberechtigung
kampfen, ihre heiligen Schriften gegen das Patriarchat wenden und sich
gegen politische und religiose Autoritaten erheben, die die Rechte der
Frauen zu beschranken versuchen. Von Ägypten bis in den Iran, von
Marokko bis nach Syrien, in Frankreich, den USA und in Malaysia engagieren
sich Forscherinnen, Intellektuelle und Aktivistinnen für einen feministischen
Ansatz im Rahmen der muslimischen Theologie. Zahra Ali macht ihre Stimmen
horbar und eroffnet auf dieses Weise zugleich eine Moglichkeit, den hegemonialen
Feminismus zu entkolonialisieren.
Fotini Ladaki
Zeus' Avatare
96 S., br., € 11,90
978-3-7092-0206-7
Das Phrontisterionist als schulisches
Parallelsystem Griechenlands Zauberwort und Fluch zugleich geworden. Als
Symbol und Platzhalter für den fehlenden Souverän hat es sich
in das politische und soziale Leben eingeschlichen und dort als geisterhafter
Avatar der Macht installiert.Haben die Souveräne Griechenlands Angst
davor, ermordet und erschlagen zu werden, wie Freud in seinem Werk Totem
und Tabu geschildert hat? Stellen sie deswegen mit dem Phrontisterioneinen
Avatar als Repräsentanten der symbolischen Ordnung an ihre Stelle
und an die des Anderen? In Form dieses Avatars rückt der Souverän
gleichsam wie ein Geist seinen Mitmenschen, den Wählern, auf den Pelz.
Damit kommt es zu einer Verschmelzung und Aufhebung von Differenzen, und
die symbolische Ordnung gerät in Gefahr. Könnte sich auch die
ÖdipusSage gar nicht in Griechenland zugetragen haben, sondern
in Ägypten, wie Immanuel Velikovsky in seinem Werk Ödipus und
Echnatonbehauptet? Immerhin hat es in Griechenland nie eine Sphinx gegeben,
sondern nur Satyrn mit falschen Lyren. Schließlich
kommt auch noch der hundsköpfige Christophorus
aus der orthodoxen Ikonographie ins Spiel, der Jesus in sich und nicht
auf sich trägt. Er soll als Assoziation für einen Satz von J.
Lacan – „Das sprechende Wesen ist ein krankes Tier“ – herhalten und für
die Macht der Sprache als Logos plädieren: sie kann vernichten und
zum Märtyrer machen.
Fotini Ladaki, geboren 1952 in Griechenland,
ist Psychoanalytikerin und freie Autorin.
Tore Langholz
Das Problem des "immer schon" in Derridas Schriftphilosophie
288 S., Br., € 32,00
978-3-7092-0232-6
Das Buch richtet den Blick auf
die zahllosen immer schon in Derridas Grammatologie. Dadurch wird die Strategie
der Schrifttheorie ihrer eigenen Initialisierung unterstellt. Auf dem vom
immer schon abgesteckten Zickzackparcours durch die abendländische
Metaphysikgeschichte wird das Kalkül der grammatologischen Begründungspraxis
gegen sich selbst in Stellung gebracht. Das Experiment ist riskant, verführt
das immer schon doch zu einem Vergleich der grammatologischen Ursprungsgenese
mit jener in der jüdischen Schrifttradition. Eine beiläufige
Bemerkung Derridas über Moses Mendelssohn ermöglicht das Auslesen
einer Spur, die hinter die Grenzposten der griechischen Philosophie führt.
Dabei treten bemerkenswerte Analogien zwischen dem Schriftbegriff Derridas
und in dem jüdischen Schrifttradition hervor: das Verhältnis
von Mündlichkeit und Schriftlichkeit sowie die in dieser Relation
zum Tragen kommende Vorstellung einer Schrift, die älter ist als die
Schrift selbst - einer Schrift.
Alain Badiou
Auf der Suche nach dem verlorenen Realen
72 S., br., € 9,90
978-3-7092-0222-7
Die Behauptung unumgänglicher
ökonomischer Zwänge ist in unserer kapitalistischen Wirklichkeit
allgegenwärtig, konstatiert Alain Badiou.
Er bricht auf zu einer Suche nach dem emanzipativen Potenzial dieses Realen,
das er auf drei unterschiedlichen und einander ergänzenden Denkwegen,
für die die Namen Molière, Lacan und Pasolini stehen, umkreist.
Auf seiner Suche begleiten Badiou drei prominente Denker: Molière
als „Eingebildeter Kranker“ zeigt ihm die Dialektik von Schein und Wirklichkeit
sowie die Querverbindungen zwischen Theater und Demokratie. Jacques Lacan
wird, ausgehend von seiner Definition des Realen als „Unweg der Formalisierung“,
nach dem Verhältnis von Mathematik und Politik befragt. Schließlich
macht Badiou sich Pier Paolo Pasolini mit dessen Gedicht „Gramscis Asche“
zum Komplizen, indem er den Begriff des Realen mit dem der Geschichte verknüpft,
um – gegen das proklamierte „Ende der Geschichte“ – die Möglichkeit
eines „Realen der Geschichte“ und damit einer emanzipativen Bewegung auszuloten.
Alain
Badiou, geboren 1937 in Rabat, Marokko, lebt als Philosoph, Mathematiker
und Romancier in Paris
Alain Badiou, Marcel Gauchet
Was tun?
Dialog über den Kommunismus,
den Kapitalismus und die Zukunft der Demokratie
168 S., br., € 19,80
978-3-7092-0223-4
In einem spannenden Dialog treffen
Alain Badiou, Galionsfigur der radikalen Linken und Hauptverteidiger der
kommunistischen Idee, und Marcel Gauchet, eminenter Vertreter des Antitotalitarismus
und Verteidiger der liberalen Demokratie, aufeinander, um über Kommunismus,
Kapitalismus und die Zukunft der Demokratie zu streiten.
Man dachte, dass der Kommunismus
mit dem Fall der Berliner Mauer definitiv zusammengebrochen sei und dass
die liberale Demokratie das Spiel gewonnen habe. Mit der beispiellosen
Krise, die wir durchmachen, ordnet sich nun das Feld der Möglichkeiten
neu an. Ist die Demokratie unrettbar vom Kapitalismus gefangen oder kann
sie sich neu erfinden, um Antworten auf die Herausforderungen der Globalisierung
zu formulieren? In dem vorliegenden, bisher unveröffentlichten Dialog
diskutieren Alain Badiou, einer der wichtigsten Vertreter der radikalen
Linken und Hauptverteidiger der Idee des Kommunismus, und Marcel Gauchet,
Kämpfer für eine liberale Demokratie, über ihre verschiedenen
Gesellschaftsentwürfe. Gemeinsam ziehen sie Bilanz aus der Geschichte
und konfrontieren ihre jeweiligen Projekte: einerseits die Erneuerung der
„kommunistischen Hypothese“, andererseits die tiefgreifende Reform eines
in Frage gestellten demokratischen Modells.
Alain Badiou, geboren
1937 in Rabat, Marokko, lebt als Philosoph, Mathematiker und Romancier
in Paris.
Marcel Gauchet, geboren 1946 in Poilley, Frankreich, ist
Philosoph, Historiker und Studienleiter an der École des Hautes
Études en Social Sciences
Jean-Luc Nancy, Adèle
Van Reeth
Lust
112 S., br., € 14,90
978-3-7092-0234-0
Genießen und Lust haben eine
Geschichte. Doch entweder wurde versucht, beides im Namen einer höheren
Moral zu verdammen, oder sie wurden, wie im Mai 68, zum Programm erhoben:
„Grenzenlos genießen!“ Diese Schrift ist eine philosophische Entdeckung
der Lust – ein Begriff, dessen Bedeutung weit über die Sphäre
des Sexuellen hinausreicht. Das Streben nach Lust ist eine wichtige Antriebsfeder
– sowohl für jeden Einzelnen als auch für die Gesellschaft insgesamt
–, und es taucht oft als Topos bei Philosophen, Schriftstellern und Künstlern
auf, häufig jedoch, ohne beim Namen genannt zu werden. Worum handelt
es sich? Dieses Buch ist weder ein praktischer Ratgeber, wie der Leser
besser genießen könne, noch beschränkt es sich auf die
ernüchternde Feststellung, dass wir in einer Gesellschaft leben, für
die Genießen und Lust gleichbedeutend mit einem Maximum an Gütern
und Vergnügungen sind. Der Leser hat vielmehr die Gelegenheit, in
die fesselnde Erläuterung einer schwer zu beschreibenden Erfahrung
einzutauchen, die zahlreiche spannende philosophische Fragen aufwirft.
Jean-Luc Nancy, geboren 1940 in Caudéran, ist emeritierter Professor
für Philosophie der Université Marc Bloch in Straßburg.
Er hält Gastprofessuren in Berkeley, Berlin, Irvine und San Diego.
Dieses
Buch ist das Buch zur Revolution der ökonomischen Rechte - eine Abrechnung
mit einem System ohne Zukunft.
Das Kapitalismustribunal
ermittelt, was in der Ökonomie nie wieder geschehen darf:
Das Kapitalismustribunal
Zur Revolution der ökonomischen Rechte (Das rote
Buch)
Herausgegeben von Haus Bartleby, Anselm Lenz, Alix Fassmann,
Hendrik Sodenkamp
160 S., br., € 18,10
978-3-7092-0220-3
Texte von Alain Badiou, Hans-Christian Dany, Lili
Fuhr, Ingrid Gilcher-Holtey, David Graeber, Alon Harel, Kira Kirsch, Louis
Klein, Ángela Lambea, Volker Lösch, Graeme Maxton, Achille
Mbembe, Wolfgang Neskovic, Guillaume Paoli, Angela Richter, Saskia Sassen,
Nis-Momme Stockmann, Ilija Trojanow u.a.
Das Kapitalismustribunal konstituiert
ein ziviles Gerichtsverfahren über die mutmaßlichen Verbrechen
des ökonomischen Systems in Europa und dessen Protagonisten. Die Entwickler
und Organisateure sind die Herausgeber vom Berliner "Haus Bartleby". In
ihren Originalbeiträgen stellen Teilnehmer und Unterstützer der
Wiener Prozesse des Kapitalismustribunal die Disparität von geltendem
Recht und der ökonomischen Gegenwart zur Disposition. Dieser Band
leistet rechtshistorische, kulturwissenschaftliche und literarische Grundlagenarbeit
für den Gedanken der Revolution der ökonomischen Rechte des Menschen.
Er bereitet den Durchbruch in die Gestaltbarkeit von Gesetzen und Ökonomie
durch die Menschen selbst vor. Dieses Buch kann als epochemachender Ausgangspunkt
dieses Prozesses gelesen werden. Das "Haus Bartleby" gründete
sich im Jahr 2014 als Zusammenschluss von Akademikern, Arbeitern, Technikern
und Autorinnen im "Zentrum für Karriereverweigerung" in Berlin, um
als Lobby, Think Tank und Loge an einem neuen Verständnis von Arbeit
zu forschen. 2015 erschien ihre erste Anthologie "Sag alles ab!" in der
Edition Nautilus, Hamburg. Das Kapitalismustribunal ist ein Projekt des
Berliner Haus Bartleby e. V. in Koproduktion mit brut Wien und WERK X und
mit Unterstützung u. a. des Club of Rome, der Rosa-Luxemburg-Stiftung,
der Heinrich-Böll-Stiftung und der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Slavoj Žižek
Die Metastasen des Genießens
3., durchgesehene Auflage
232 S., Br., € 26,00
978-3-7092-0238-8
In Auseinandersetzung unter anderem
mit den Filmen David Lynchs und unter ständigem Rückgriff auf
die Psychoanalyse Lacans spürt Slavoj Žižek den Mechanismen nach,
die das Politische und das Erotische unter der Oberfläche ihrer vermeintlichen
Gegensätzlichkeit untrennbar miteinander verknüpfen. Žižek verbindet
in seiner Analyse die erotische Kategorie des Genießens mit der politischen
Kategorie der Gewalt und folgt den Spuren der traumatischen Konflikterfahrung
des Genießens vor dem Hintergrund der von Freud attestierten „allgemeinen
Erniedrigung des Liebeslebens“. Dabei wird unter anderem deutlich, dass
die körperliche Realität politischer Gewalt eines phantasmatischen
Hintergrunds bedarf, um wirksam sein zu können, und dass das öffentliche
Gesetz der bürgerlichen Gesellschaft auf dem obszö- nen Genießen
des Über-Ich und seinen unerfüllbaren Forderungen ruht. In den
Metastasen des Genießens stößt der Leser auf Thesen Žižeks,
die sich wie ein roter Faden durch sein Gesamtwerk ziehen, gleichsam an
ihrem Ursprungsort. Slavoj Žižek, geboren 1949 in Ljubljana, ist
Philosoph und Psychoanalytiker.
Jean Baudrillard
Das Andere selbst
3., durchgesehene Auflage
88 S., br., € 11,90
978-3-7092-0224-1
In diesem Schlüsselwerk, das
die zentralen Thesen seiner Bücher durchmisst, sie korrigiert und
wiederbelebt, versetzt sich Jean Baudrillard in die Position eines imaginären
Reisenden, der seinen Schriften begegnet wie verschollenen Manuskripten
und sich dabei bemüht, die Gesellschaft, die sie beschreiben, in Ermangelung
beweiskräftiger Dokumente, wiederauferstehen zu lassen. Diese Schrift
gibt einen retrospektiv aufgenommenen Überblick über das Werk
Jean Baudrillards und umreißt dabei zentrale Begriffe wie Simulation,
Verführung, Transparenz und Obszönität. Seine Sprache verführt
die Dinge, reißt sie in den Strudel einer rauschhaften Bewegung,
um zu verhindern, dass sie unter der Hülle eines verhärteten
Sinns erstarren. Damit simuliert seine Theorie bewusst die Strategien einer
Welt der beschleunigten Kommunikation, welche angesichts der obszönen
Präsenz der Bilder und der totalen Information zunehmend verödet.
In dieser Situation kann adäquate Theorie keine Sinnbildung sein,
sondern nur eine „Herausforderung an das Reale“, ein „Blitzstrahl der Verführung,
der die polaren Sinnkreisläufe zum Aufschmelzen bringt“. Jean Baudrillard
(1929–2007) war Professor für Soziologie an der Universität Paris-Nanterre.
Mihály Vajda
Meine Gespenster
Biografisch-philosophische Essays zur Zeitgeschichte
Mit einem Vorwort von Péter Esterházy
352 S. Br., € 39,90
978-3-7092-0184-8
Das Leben des ungarischen Philosophen
Mihály Vajda, einem direkten Schüler von Georg Lukács,
gleicht einer Fahrt in der Gespensterbahn der politischen Geschichte des
20. und 21. Jahrhunderts. Als jüdisches Kind entging er nur knapp
der Ermordung durch die faschistischen Pfeilkreuzler in Budapest. Der Repression
durch den sozialistischen Staat in Ungarn folgten die Anfeindungen durch
das OrbanRegime. In 18 philosophischen Essays lässt Vajda die
Gespenster seiner Biografie Revue passieren, die auch die Traumata unserer
kollektiven Geschichte sind. Für Vajda muss Philosophie daher mit
der individuellen Geschichte und der persönlichen Erfahrung verschränkt
sein, wenn sie sich nicht in akademischen Debatten verlieren und gesellschaftlich
irrelevant werden will. Mihály Vajda, 1935 in Budapest geboren,
zählteEnde der 1950erJahre zum engen Kreis um Georg Lukács
und erhielt in den 1970erJahren als ideologischer Abweichler
Unterrichts und Publikationsverbot. Nach Gastprofessuren
in Deutschland und an der New School for Social Research in New York wird
Vajda 1989 offiziell rehabilitiert und später in die ungarische Akademie
der Wissenschaften aufgenommen und war Professor für Philosophie an
der Universität Debrecen.
Alain Badiou
Philosophie des wahren Glücks
104 S., br., € 13,90
978-3-7092-0200-5
Alain Badiou hat die heute seltene
Fähigkeit, Grundbegriffe unseres Lebens wie Liebe oder Glück
auf hohem philosophischen Niveau, aber trotzdem verständlich und zeitgemäß
zu erklären. Nach seinem Lob der Liebe, das zum philosophischen Bestseller
wurde, folgt jetzt sein Buch Philosophie des wahren Glücks. Die Faszination
Badious liegt in seinem philosophisch begründeten Weltbild, mit dem
er für viele Menschen Orientierung in einer zunehmend unübersichtlichen
Realität bietet. Wie die Liebe erklärt Badiou auch das Glück
im Rahmen seines kohärenten Weltbildes als Subjektwerdung des Individuums:
Die philosophische Grundfrage nach dem Glück ist durch den kapitalistischen
Imperativ des Konsums und dessen gesellschaftliche Realität, die Selbstgenügsamkeit,
ausgeblendet worden. Einer Metaphysik bleibt dadurch der Weg versperrt.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, zeichnet Badiou die Subjektivierung
als wesentlichen Prozess der Rekonstruktion einer Kategorie des Absoluten
in vier Bereichen nach: die politische Emanzipation, die künstlerische
Kreation, die wissenschaftliche Invention und die Alteration in der Liebe.
Es geht Badiou um eine Teilhabe des Individuums am Absoluten (an den Wahrheiten),
mithin um das Glück jedes Einzelnen.
Alain Badiou, Slavoj
Žižek
Philosophie
und Aktualität
Ein Streitgespräch
3.,
durchgesehene Auflage
104 S., Br., €
14,90
978-3-7092-0201-2
In seinem Buch Philosophie und
Aktualität, der überarbeiten Neuauflage seines berühmten
Streitgesprächs mit Slavoj Žižek, verteidigt Alain Badiou seinen Ansatz,
dass Philosophie im Namen aller sprechen und Orientierung bieten soll.
Slavoj Žižek vertritt dagegen die Auffassung, dass Philosophie in Streitfragen
unserer Zeit keine Orientierung bieten, sondern nur Fragen neu stellen
kann. Eine spannende Grundsatzdebatte der kontroversesten Philosophen der
Gegenwart. Alain Badiou, geboren 1937 in Rabat, Marokko, lebt als
Philosoph, Mathematiker und Romancier in Paris. Slavoj Žižek, geboren
1949 in Ljubljana, ist Philosoph und Psychoanalytiker.
Jacques Rancière
Politik und Ästhetik
Im Gespräch mit Peter Engelmann
112 S., br., € 14,90
978-3-7092-0142-8
In dem neuen Band unserer
der erfolgreichen Reihe Passagen Gespräche skizziert Jacques Rancière,
der die heutige Sicht auf Politik und Ästhetik maßgeblich geprägt
hat, die Stationen seiner intellektuellen Biografie und entfaltet die zentralen
Begriffe seines Denkens. Für das Verständnis seines Denkens ein
unverzichtbares Buch: Ausgehend von seinem Bruch mit dem strukturalistischen
Marxismus skizziert Rancière die Entwicklung seines Denkens: Von
seinen frühen Studien zur Arbeiteremanzipation bis hin zu seinen jüngeren
Untersuchungen zu Literatur, Film und bildender Kunst wird dabei die
durchgängige Verbindung von ästhetischen und
politischen Fragestellungen in seinem Schaffen sichtbar. Gegen die von
ihm diagnostizierte Konstruktion eines gesellschaftlichen Konsenses bringt
er das Politische als Dissens, als Störung der etablierten Aufteilung
des Sinnlichen, in Stellung. Dabei beharrt er in Abgrenzung zu Althusserund
Bourdieu auf der egalitären Dimension der ästhetischen Erfahrung
und versteht seine Bestimmung der Ästhetik als „Regime der Erfahrung“
als Revision der etablierten kunstgeschichtlichen Epochenbildung und Kritik
am modernistischen Dogma. Abschließend wird mit Blick auf aktuelle
soziale Bewegungen und Kunstpraktiken nach deren kritischen Potenzial gefragt
und eine mögliche Annäherung künstlerischer und politischer
Strategien thematisiert. Jacques Rancière, geboren 1940,
lehrte zwischen 1969 und 2000 Philosophie und Kunsttheorie an der Universität
Paris VIII.
Jacques Rancière
Das Unbehagen in der Ästhetik
3., überarbeitete Auflage.
160 S., br., € 19,90
978-3-7092-0207-4
Damit es Kunst gibt, genügt
es nicht, dass es Maler oder Musiker, Tänzer oder Schauspieler gibt.
Damit es ästhetisches Empfinden gibt, genügt es nicht, dass wir
Vergnügen daran finden, sie zu sehen oder zu hören. Damit es
Kunst gibt, braucht es einen Blick und ein Denken, die sie identifizieren.
Ästhetik ist der Name eines spezifischen Regimes der Identifizierung
von Kunst.Man klagte gestern die Ästhetik an, die kulturellen Spiele
der gesellschaftlichen Unterscheidung zu verdecken. Man möchte heute
die künstlerischen Praktiken von ihrem parasitären Diskurs befreien.
Aber die Ästhetik ist kein Diskurs, sie ist ein historisches Regime
der Identifizierung von Kunst. Dieses Regime ist paradox, denn es begründet
einerseits die Autonomie der Kunst und löst andererseits ihre Grenzen
zu den Gegenständen des gewöhnlichen Lebens auf. In dieser unaufgelösten
Spannung von zwei Politiken ist die Ästhetik nicht zufällig politisch,
sondern ihrem Wesen nach. Die Aufarbeitung dieser konstitutiven Spannung
erlaubt zu verstehen, wie die Aufrufe, die Kunst von der Ästhetik
zu befreien, heute dazu führen, sie mitsamt der Politik in ethischer
Ununterschiedenheit zu ertränken.
Jacques Derrida, HansGeorg Gadamer, Philippe
LacoueLabarthe
Das Kolloquium von Heidelberg
Heidegger: Philosophische und politische Tragweite
seines Denkens
160 S., br., € 19,90
978-3-7092-0203-6
Das Kolloquium von Heidelbergbeschäftigt
sich lange vor dem Erscheinen der „Schwarzen Hefte“ mit den Konsequenzen
von Heideggers Verstrickung in den Nationalsozialismus für die Deutung
seines philosophischen Werkes. Diese weiterhin heftig umstrittene Frage
wird von drei der besten HeideggerExegeten jenseits vereinfachender
Polemik differenziert und facettenreich ausgeleuchtet.Am 5. und 6. Februar
1988 fand in der Universität von Heidelberg das Kolloquium „Heidegger:
Portée philosophique et politique de sa pensée“ statt. Im
selben Hörsaal, in dem Heidegger 1933 seine „Rede über die Universität
im neuen Reich“ gehalten hatte, sprachen LacoueLabarthe, Derrida und
Gadamer Die aus dem Stegreif gehaltenen Beiträge stießen auf
großes Publikumsinteresse und fanden ein breites Echo, nicht zuletzt,
weil Derrida und Gadamer nach ihrer Begegnung im Jahr 1981 in Paris erstmals
wieder das öffentliche Gespräch aufnahmen. Außerdem war
kurz zuvor in Frankreich Víctor Farías’ vieldiskutiertes
Buch über Heideggers Verstrickungen in das NSRegime erschienen.
Die Frage wird von den drei Philosophen differenziert und facettenreich
ausgeleuchtet. Jacques Derrida (1930–2004) lehrte Philosophie in
Paris und den USA. HansGeorg Gadamer (1900–2002)
lehrte Philosophie in Leipzig und Heidelberg. Philippe
LacoueLabarthe (1940–2007) lehrte Philosophie in Straßburg.
Paul Virilio
Die Verwaltung der Angst
2. überarbeitete Auflage
96 S. Br., € 12,90
978-3-7092-0209-8
Klimachaos, Börsenpanik, Wirtschaftskrise,
Terrorismus... Die stetig wachsende Zahl der Bedrohungen, denen wir heute
ausgesetzt sind, veranlasst Paul Virilio zu Überlegungen über
das Phänomen der Angst, ihre mediale Verbreitung und politische Instrumentalisierung
in einer globalisierten, unablässig beschleunigten Realität.
Im Gespräch mit dem Herausgeber und Journalisten Bertrand Richard
zeichnet Virilio das Porträt einer „unbewohnbar gewordenen Welt“.
In dieser erscheint die Angst als unvermeidliche Kehrseite der Fortschrittspropaganda,
weil die Politik neuerdings von globaler statt von individueller Sicherheit
spricht und damit sukzessive die Gesellschaft unterminiert. Paul Virilio
liefert eine umfassende Analyse der politischen, medialen, aber auch philosophischen
Implikationen der allgegenwärtigen Angst, die von den Mächtigen
verbreitet, orchestriert und verwaltet wird. Einmal mehr warnt er davor,
schreckensstarr und tatenlos den Ereignissen zuzusehen und ruft zum Bruch
mit der „Echtzeit“ auf, damit die Diversität, jene des Lebens, der
Orte, aber auch jene der Zeit, fortlebt. Paul Virilio wurde 1932
in Paris geboren. Er begründete die École Spéciale d’Architecture
und lebt heute als Architekt, Stadtplaner und Schriftsteller in La Rochelle.
Anne-Béatrice Clasmann
Der arabische (Alb-)Traum
Aufstand ohne Ziel
300 S., Br., € 29,90
978-3-7092-0173-2
Weshalb sind die meisten Revolutionsbewegungen
des Arabischen Frühlings gescheitert? Wie schädlich ist der Einfluss
von Regionalmächten wie Saudi-Arabien und Iran? Und was droht, wenn
Staaten in Nahost und Nordafrika über Jahre instabil bleiben oder
gar zerfallen? Den Demonstranten und Aufständischen, die 2011 in mehreren
arabischen Staaten an den Grundfesten der alten Ordnung rüttelten,
fehlte eine gemeinsame Vision. Das rächt sich bitter. In der Mehrzahl
der arabischen Umbruchstaaten ist die Situation heute noch finsterer als
der Status quo ante. Statt staatlicher Unterdrückung herrschen nun
Krieg und Terror. Anne-Béatrice Clasmann zeigt auf, wie die Missachtung
der Menschenrechte und die bildungsfeindliche politische Kultur der alten
Regimes bis heute nachwirken. Anne-Béatrice Clasmann, geboren
1968 in Köln, beschäftigt sich seit ihrem Studium mit arabischer
Politik. Sie hat viele Jahre als Journalistin in Kairo und Istanbul gelebt
und gearbeitet.
Nina Scholz, Heiko Heinisch
Charlie versus Mohammed
Plädoyer für die Meinungsfreiheit
96 S. Br., € 12,90
978-3-7092-0192-3
Mit einer aktuellen Version totalitären
Denkens und seiner Folgen befassen sich Nina Scholz und Heiko Heinisch
in Charlie versus Mohammed, ihrem neuen Buch in der Reihe Passagen Thema.
Anlässlich des Anschlags auf das Satiremagazin Charlie Hebdound der
darauffolgenden Diskussionen, wie weit Satire gehen dürfe, entwickelt
das Buch ein leidenschaftliches Plädoyer für die Meinungsfreiheit
als einer unverzichtbaren, nicht verhandelbaren Grundlage unserer offenen
Gesellschaft. Nina Scholz studierte Politikwissenschaften an der
Freien Universität Berlin. Heiko Heinisch studierte Geschichte
an der Universität Wien. Beide forschten und publizierten zu den Themen
Nationalsozialismus und Antisemitismus.
Jacques Derrida
Geschichte der Lüge
Prolegomenon
Aus dem Franzöischen von Noe Tessmann
104 S., Br., € 11,90
978-3-7092-0175-6
Anhand der Möglichkeit der
Selbstlüge oder Selbsttäuschung dekonstruiert Jacques Derrida
in diesem Buch die Unterscheidung zwischen Lüge und Irrtum, wie sie
in den großen Texten der metaphysischen Tradition (Platon, Augustinus
und andere) getroffen wurde. Ein einheitlicher und zuverlässiger Begriff
der Lüge, der sich durch unsere sogenannte abendländische (jüdisch,
griechisch, römisch, christlich, islamisch geprägte) Tradition
zieht, müsste nicht nur einer theoretischen Historizität Rechnung
tragen, um ihn von anderen Begriffen in anderen Geschichten und Kulturen
zu unterscheiden. Auch die Annahme einer praktischen, sozialen, politischen,
rechtlichen und technischen Historizität, die ihn umgeformt und sogar
Brüche im Inneren unserer Tradition verursacht hat, gilt es zu untersuchen.
Derrida geht der Frage nach, ob man überhaupt zwischen einer Historie
des Begriffs der Lüge, einer Geschichte der Lüge – also aller
Ereignisse, die der Lüge widerfahren oder aufgrund der Lüge passiert
sind – und einer wahren Geschichte, welche die Erzählung (Historie,
historia rerum gestarum) dieser Lügen oder der Lüge im Allgemeinen
strukturiert, unterscheiden kann. Er fragt, wie man eine Geschichte der
Lüge erzählen kann, ohne selbst zu lügen.
Slavoj Žižek
Ein Plädoyer für die
Intoleranz
6. Auflage
104 S., br., € 15,00
978-3-7092-0188-6
Die Medien bombardieren uns mit
der Idee, dass die größte Gefahr heutzutage der intolerante
(ethnische, religiöse, sexistische...) Fundamentalismus ist, der sich
nur durch eine konsequente Haltung bekämpfen lässt.
Aber: Ist diese Idee so selbstverständlich?
Ist die vorherrschende Form der multikulturellen Toleranz nicht viel weniger
unschuldig, als sie zu sein scheint? Immerhin lässt sie die Entpolitisierung
der Ökonomie zu. Diesem Multikulturalismus liegt die Überzeugung
zugrunde, dass wir in einer post-ideologischen Welt leben, die Gegensätze
zwischen Links und Rechts überwunden und die wichtigsten Auseinandersetzungen
jene um die Anerkennung der verschiedenen Lebenskonzepte sind. Ein zweites
Aber: Könnte man nicht diese Idee als die Ideologie des aktuellen
globalen Kapitalismus bezeichnen? Was nun? Was wir heute brauchen, zeigt
Žižek, ist eine starke Dosis Intoleranz – und zwar gerade im Hinblick auf
die eigentlich politische Landschaft der Opposition. Vielleicht ist es
nötig, die multikulturelle Haltung von Links zu kritisieren und für
eine neue Politisierung des Ökonomischen zu plädieren. Slavoj
Žižek, geboren 1949 in Ljubljana, ist Philosoph und Psychoanalytiker.
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