Verlagsvertretung
Tell Schwandt & Gabriele Schmiga, 14089 Berlin, Lerchenstr. 14, Tel
030-832 4051..bestellbuch@t-online.de
Vorschau:
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Hulle
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hellsichtig
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Der hinkende Teufel
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ANTISEMITISMUS
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Ayala Goldmann
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Ausgewählte
Neuerscheinungen:............................................................
Schutzraum
Seit dem 7. Oktober
Texte von Elisa Albert (USA) | Aryeh Attias (Israel)
| Maxim Biller (Deutschland) | Oded Carmeli (Israel) | Joshua Cohen (USA)
| Maayan Eitan (Israel) | Tehila Hakimi (Israel) | Dror Mishani (Israel)|
Asaf Schurr (Israel) | Yaara Shehori (Israel)
herausgegeben von Oded Wolkstein und Maayan Eitan im
Auftrag vom Israeli Institute for Hebrew Literatur
in Kooperation mit dem Institut für Neue Soziale
Plastik mit Vorworten von Oded Wolkstein und Stella Leder
120 S., br., € 18.00
978-3-95565-667-6
Die in dieser Anthologie veröffentlichten
Kurzgeschichten israelischer und internationaler Autorinnen und Autoren
sind erste, aber anspruchsvolle literarische
Versuche, sich mit einer Realität nach dem 7. Oktober 2023 auseinander
zu setzen, die die Möglichkeit der
Darstellung und des Diskurses selbst bedroht. Sie unterscheiden sich in
Perspektive und Stil voneinander, aber gemeinsam bieten sie den Leserinnen
und Lesern ein literarisches Rüstzeug für das intellektuelle
und emotionale Überleben – und eine Gemeinschaft, mit der sie den
Schmerz und das Leid teilen und nach den richtigen Worten suchen können.
Carsten Ovens
Im Morgengrauen
Wie der 7. Oktober Israel veränderte
Gespräche, herausgegeben vom European Leadership
Network ELNET e.V.
164 S., 20 Farbabb.,
br.,
€ 17,00
978-3-95565-668-3
Wissen Sie noch, was Sie am 7.
Oktober 2023 gemacht haben? Die meisten Israelis erinnern sich sehr genau
– und werden es nie vergessen. Im Morgengrauen griff die Terrororganisation
Hamas den Süden Israels massiv an, begleitet von einem Raketenhagel
auf weite Teile des Landes. Rund 1200 Menschen
wurden ermordet, viele weitere verletzt. Die Terroristen setzten systematisch
sexuelle Gewalt gegen Frauen ein. Etwa 240 Personen wurden als Geiseln
in den Gazastreifen verschleppt. Der 7.
Oktober hat bei den Betroffenen sowie in der Gesellschaft Traumata hinterlassen,
über die bislang kaum gesprochen wird. „Im Morgengrauen“ beschreibt
Erlebnisse und Schicksale – basierend auf Gesprächen mit Augenzeugen.
Angehörige von Geiseln, Ärzte, Eltern, Überlebende des Nova
Festivals und Soldaten kommen ebenso zu Wort wie Betroffene und Experten.
Ihre verschiedenen Perspektiven machen begreifbar, was der Tag des Terrors
und seine Folgen für die israelische Gesellschaft sowie die Zukunft
des Landes bedeuten. Carsten Ovens hat den 7. Oktober in Tel Aviv
erlebt und Israel seitdem mehrfach besucht, er engagiert sich seit vielen
Jahren für die Beziehungen zwischen Europa und Israel, zunächst
als Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft und seit 2019 als Geschäftsführer
der Denkfabrik ELNET e.V. in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Jeffrey Herf
Drei Gesichter des Antisemitismus. rechts, links und
islamistisch
Original: Three Faces of Antisemitism.
Right, Left and Islamist /Routledge, London/New York 2023
384 S., br., € 32,00
978-3-95565-666-9
„Drei Gesichter des Antisemitismus“
untersucht die drei Hauptformen des Antisemitismus, wie sie im modernen
und gegenwärtigen Deutschland und später auch in anderen Ländern
auftraten. Die Kapitel basieren auf den
historischen Studien des Autors über die Formen des Antisemitismus,
die er im Laufe der Jahre in der extremen Rechten der Weimarer Republik
und des Nationalsozialismus, im kommunistischen Regime Ostdeutschlands
und in der radikalen Linken Westdeutschlands sowie in islamistischen Organisationen
während des Zweiten Weltkriegs und des Holocausts und danach im Nahen
Osten annahm. Das Wiederaufleben des Antisemitismus
seit den Anschlägen vom 11. September 2001 hat seinen Ursprung in
den Ideen, Ereignissen und Umständen in Europa und dem Nahen Osten
im halben Jahrhundert von den 1920er bis zu den 1970er Jahren. Dieses Buch
behandelt die Zeit seit 1945, als der Neonazismus am Rande der westlichen
und internationalen Politik stand und der Antisemitismus vor allem dann
fortbestand, wenn seine linken und islamistischen Formen Antisemitismus
mit Antizionismus in Angriffen auf den Staat Israel kombinierten. Die Sammlung
enthält aktuelle Essays und Kommentare, die auf die gleichzeitige
Präsenz der drei Gesichter des Antisemitismus aufmerksam machen. Während
die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Antisemitismus des Naziregimes
und des Holocaust weiterhin von entscheidender Bedeutung ist, erfordert
die wissenschaftliche, intellektuelle und politische Anstrengung zur Bekämpfung
des Antisemitismus in unserer Zeit auch die Untersuchung der linken und
islamistischen Formen des Antisemitismus. Jeffrey Herf, geboren
1947, ist US-amerikanischer Historiker und emeritierter Professor für
moderne europäische, besonders deutsche Geschichte an der Universität
Maryland. In seinen vielen Publikationen behandelt Herf die politische
Kultur West- Deutschlands vor und während der Auseinandersetzung um
sowjetische und US-amerikanische Mittelstreckenraketen in den 1980er Jahren;
Erinnerung und Politik in West- und Ost-Deutschland nach dem Holocaust;
die nationalsozialistische antisemitische Propaganda in Deutschland und
für Nord-Afrika und den Nahen Osten; die Geschichte der Israelfeindschaft
der DDR und linksterroristischer Organisationen seit dem Sechs-Tage-Krieg.
Maxim
Biller: „Wer wissen will, wie unsere Welt morgen aussehen wird, muss Anetta
Kahane lesen. Ihre Texte sind hellsichtig, klug und gut geschrieben. Als
wäre Alfred Kerr wiederauferstanden.“
Anetta Kahane
Von Nazis und Forellen
Kolumnen über die Reparatur
der Welt
Mit einem Vorwort von Esther Schapira
296 S., br., € 24,90
978-3-95565-670-6
In ihren Kolumnen blickt Anetta
Kahane, Gründerin der Amadeu Antonio Stiftung, auf das, was kommt
und was gewesen ist – und auf die Dinge dahinter. Mit ihren Texten aus
„Berliner Zeitung“ und „Frankfurter Rundschau“ folgt der Leser den Chancen
und Sackgassen des deutschen Befindens.
Kahanes Eltern flohen vor dem Nationalsozialismus und beteiligten sich
am spanischen Widerstand. Voller Hoffnung kehrten sie in die DDR zurück.
Doch das „Neue Deutschland“ wurde ihnen bald zu eng. Ihr Vater, Korrespondent
in Indien und Brasilien, nahm oft die Familie mit. So erlebte Kahane früh
die Vielfalt der Welt. Sie folgt in allem der Grundidee des Jüdischen:
Alle Menschen können Verantwortung übernehmen, für das eigene
Handeln und für andere. Gerechtigkeit kommt nicht von allein. Für
Anetta Kahane gilt das im persönlichen Leben ebenso wie in ihrem politischen
Engagement. Ihre Kolumnen bringen schwierige Fragen unserer Zeit originell
auf den Punkt und behalten dabei menschlichen Humor und Optimismus.
Für
unsere Kinder erzählt
Michaela Rychlá
Die Geschichte von Mosche
Ab 8 Jahren mit Illustrationen
von UteThönissen
32 S., geb., € 17,00
978-3-95565-680-5
Er war größte Mensch
der jüdischen Geschichte: Moses, auch Mosche genannt. Michaela Rychlá
erzählt seine Geschichte: vom Findlingskind
am Hofe des Pharaos, vonder Versklavung des jüdischen Volkes, derHeimsuchung
Ägyptens durch die zehn Plagen und dem Auszug der Israeliten aus Mizrajim.
Die Offenbarung am Berg Sinai, das goldene Kalb und die mühsame Wüstenwanderung
zeugen von der riesigen Last und Verantwortung, die Mosche zu tragen hatte.
Er stützt und führt sein Volk, bis die Kinder Israels endlich
an der Grenze zu Kanaan stehen– und für Mosche, den Diener des Ewigen,
die Zeit gekommen ist, Abschied zu nehmen. Michaela Rychlá geboren
1957 in der Tschechoslowakei in einer Künstlerfamilie. Nach der Emigration
in die BRD Abitur und Studium an der Johann Wolfgang von Goethe-Universität
in Frankfurt a. M.. Magistra Artium (M.A.) in Geschichtswissenschaften
und jüdischen Disziplinen. Lehrerin für jüdische Religion
in Frankfurt a. M., Halle/Saale, München und Regensburg.
Hinko Gottlieb
Der hinkende Teufel in Berlin
Herausgegeben von Marija Vulesica
136 S., geb., € 22,00
978-3-95565-677-5
Zu nächtlicher Stunde macht
der Spanier Pedro Garcia Alvarez die Bekanntschaft mit Asmoday. Der hinkende
Teufel fliegt mit ihm über die Dächer Berlins und lässt
ihn das Schicksal des jüdischen Kaufmanns Jaro Grünspan miterleben.
„Der hinkende Teufel in Berlin“ erschien 1937 in der jugoslawisch-jüdischen
Kulturzeitschrift „Omanut“. Nach Ankunft in Eretz Israel im März 1945
übersetzte Hinko Gottlieb dieses und andere seiner Werke ins Deutsche.
Der
Band versammelt sieben ausgewählte Schriften, die der kroatisch-jüdische
Autor zwischen 1936 und 1948 verfasst und übersetzt hat: Der
hinkende Teufel in Berlin, Die Aufenthaltserlaubnis, MorenuMeschulam, Eine
Tiergeschichte, Die Puppe Channa, Der verbrannte Wald und Kaddisch im Wald.
In
diesen Texten verhandelt Gottlieb die jüdische Erfahrung von Ausgrenzung,
Verfolgung, Verrat und Mord. Im Mittelpunkt steht jedoch die Frage nach
dem einzelnen Menschen, nach seiner Vorstellung von Gerechtigkeit, Widerstand
und Selbstbestimmung.
Hinko Gottlieb (1886–1948),geboren
in der kroatischen Kleinstadt Djurjevac war Rechtsanwalt, Schriftsteller,
Dichter und überzeugter Zionist. Im Mai 1941, kurz nach dem deutschen
Überfall auf das Königreich Jugoslawien, verschleppte ihn die
Gestapo nach Wien. 1942/ 1943 war er in den italienischen Lagern Porto
Ré und Kampor interniert. Hier schrieb er, organisierte Theateraufführungen
und übernahm geistliche Tätigkeiten. Im September 1943 schloss
er sich Titos Partisanen an. Im Sommer 1944 wurde er nach Süditalien
entsandt, um Hilfe für jüdisch-jugoslawische Flüchtlinge
zu organisieren. Gemeinsam mit Ehefrau Ruža Gottlieb floh er im März
1945 nach Eretz Israel, wo er weiterschrieb und den Tod der beiden Söhne
betrauerte.
Eva-Maria Herbertz
Endstation Hollywood
Das Leben des Paul „Hulle“ Huldschinsky
(1889–1947)
160 S., 80 Abb., br., €
22.00
978-3-95565-678-2
Thomas Mann bezeichnete ihn
als einen „der feinsten, liebenswürdigsten, nobelsten Menschen, die
ich gekannt habe“ und versicherte in seinem
Kondolenzbrief: „Ich werde unserem Hulle, solange ich lebe, ein herzlich
ehrendes Andenken bewahren.“
Kein einziges Foto von Paul Huldschinsky
hätte sich in den Archiven erhalten, hieß es in einem 2003 publizierten
Beitrag über Thomas und Katia Manns früheren Nachbarn in München
und späteren Innenarchitekten in Pacific Palisades, und seine Spuren
hätten „allesamt etwas Schemenhaftes, eingefangen in fremden Spiegeln“.
In den vergangenen Jahren aufgefundene Briefkonvolute, und vor allem ein
in der Familie erhaltener Nachlass und reicher Fundus an Fotos, haben es
nun ermöglicht, die Lebensgeschichte von Paul „Hulle“ Huldschinsky
zu erzählen. Der Sohn von Oscar Huldschinsky, einem der reichsten,
jüdischen Unternehmer und bedeutenden Kunstsammler in Berlin, wuchs
im Luxus auf, lebte den Alltag eines Bohemiens, war in den 1920er-Jahren
ein erfolgreicher Innenarchitekt und emigrierte nach KZ-Gefangenschaft
Ende 1938 nach Kalifornien, wo er in den Filmstudios von Hollywood als
Filmausstatter Karriere machte und sogar mit einem Oscar geehrt wurde.
Eva-Maria
Herbertz verfasste Kurzbiographien namhafter KünstlerInnen für
Zeitungen sowie „Der heimliche König von Schwabylon“, die Biographie
des Grafikers und Sammlers Rolf von Hoerschelmann; „Leben in seinem Schatten.
Frauen berühmter Künstler“ und „Das Leben hat mich gelebt“,die
Biographie von Renée-Marie Hausenstein.
Maria Heiner
Eine Hommage an den Menschen
Zum künstlerischen Schaffen
von Lea Grundig (1926–1977)
Herausgegeben von Sigrid Jacobeit
mit
Beiträgen von Rina Offenbach | Anna Schlotmann | Grit Schorch | Andreas
Wessel | Funda Yasar, der Herausgeberin Sigrid Jacobeit sowie der AutorinMaria
Heiner
264 S., zahlr. Farbabb., br,
€ 29,00
978-3-95565-661-4
Lea Grundig gehört trotz zahlreicher
Ausstellungen im In- und Ausland zu den noch immer relativ unbekannten
Künstlerinnen. Ihr umfangreiches Oeuvre mit insgesamt 4.200 Handzeichnungen,
Radierungen, Linolschnitten, Lithografien, Aquarellen, Illustrationen
und Skizzen entstand größtenteils
in ihrer Geburtsstadt Dresden. Die Jüdin und Kommunistin arbeitete
gemeinsam mit ihrem Mann Hans Grundig bis zu ihren Inhaftierungen unter
den Bedingungen der Verfolgung und Angst, aber auch der materiellen Not.
Ihr künstlerisches Interesse galt Menschen in unterschiedlichsten
Situationen. Sie porträtierte eine Vielzahl von Frauen, Männern
und Kindern. Ihr Werk bildet auch zahlreiche
Bereiche des Lebens ab: die Natur, die Arbeitswelt, die Liebe, vor allem
aber auch den sich früh ankündigenden NS-Terror, die Shoah und
ihre Folgen. Damit ist Lea Grundig eine der ersten warnenden Künstlerinnen,
sind u.a. ihre Zyklen „Unterm Hakenkreuz“, „Krieg droht“ und „Der
Jude ist schuld“ einzigartige authentische Zeitzeugnisse.
In diesem Kontext widmete sich ein Forschungsprojekt am Institut für
Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin der
Künstlerin. Maria Heiner geboren
1937 in Döbeln/Sachsen, Studium der Humanmedizin in Leipzig und Dresden,
Fachärztin für Allgemeinmedizin. - Seit 1963 Bekanntschaft und
Freundschaft mit Lea Grundig, später ärztliche Betreuerin der
Künstlerin. Seit den 1970er Jahren Sammeltätigkeit von Kunst
der Moderne, 1974 bis 1977 Mitarbeit am Werkverzeichnis der Künstlerin,
2008 Wiederaufnahme der Arbeit am Werkverzeichnis. Seit 2008 Aufbau einer
Sammlung hebräischer Kinder- und Jugendbücher, die Lea Grundig
im Exil in Palästina/Israel illustrierte. Kuratieren von Ausstellungen
des graphischen Werkes von Hans und Lea Grundig aus eigener Sammlung.
ÜBER LEA GRUNDIGS ZEIT IM EXIL (Lieferbar):
Lea Grundig. Unter dem Regenbogen
Illustrationen aus hebräischen
Kinder- und Jugendbüchern
144 S., br., € 27,00
978-3-95565-602-7
Dieser Ausstellungskatalog präsentiert
eine Auswahl an kaum bekannten Kinder- und Jugendbuchillustrationen der
Künstlerin Lea Grundig, die Anfang der 1940er Jahre aus Deutschland
fliehen musste und nach Erez Israel emigrierte.
Von ihren insgesamt über 4000
grafischen Werken sind etwa 1000 Illustrationen; über 400 schuf sie
im Exil, was ihr dort den Lebensunterhalt ermöglichte. Die schönsten
davon werden zusammen mit den Kinderbüchern hier vorgestellt. Ihr
Inhalt ist vielfältig: Sie thematisieren Geschichten der jüdischen
Tradition, Sagen, Märchen oder Volkslieder, Tiergeschichten oder Naturdarstellungen.
Doch auch Schoa, Verfolgung und Tod werden nicht ausgeklammert. Die Illustrationen
besitzen nicht nur künstlerischen Wert, sie dokumentieren auch die
Entstehung eines kulturellen Fundus der israelischen Gesellschaft vor der
Staatsgründung. Dort waren Kinderbücher in hebräischer Sprache
besonders gefragt, galt es doch, all den eingewanderten Kindern, die aus
verschiedenen Ländern kamen und mit den unterschiedlichsten Sprachen
aufgewachsen waren, Ivrit zu lehren.
In Erinnerung an 80 Jahre Warschauer Ghettoaufstand
Herausgegeben vom Zentralrat der Juden in Deutschland
mit einem Grußwort von Josef Schuster
Vorwort von Doron Kiesel und Maximilian Riegel, Beiträge
von Andrea Löw | Markus Roth | Yael Kupferberg | Frederek Musall
| Ruben Gerczikow und Monty Ott | Daniel Laufer
96 S., geb., € 17,00
978-3-95565-674-4
Jüdinnen und Juden stehen
selten als handelnde Subjekte im Mittelpunkt populärkultureller Erzählungen.
So spielt auch der jüdische Aufstand im Warschauer Ghetto vor über
80 Jahren in der allgemeinen Erinnerung kaum eine Rolle. Hier haben sich
der 9. November und der 27. Januar als Gedenktage durchgesetzt, an denen
Juden eine passive Rolle einnehmen: als Opfer und als Befreite.
Dieses Buch bietet einen Perspektivwechsel.
Ausgehend
vom Warschauer Ghettoaufstand, der am Vorabend von Pessach 5703, am 19.
April 1943, begann, wird der Blick allgemein auf den jüdischen Widerstand
gelenkt bei dem mutige Frauen und Männer, die nichts mehr zu verteidigen
hatten außer ihrem Leben, sich gegen die gewaltsame Deportation durch
die Deutschen erhoben und ihren Widerstand mehrere Wochen aufrechterhalten
konnten,. Neben einer historischen Betrachtung
des Widerstands von Jüdinnen und Juden im Kontext nationalsozialistischer
Gewalt und Besatzung wird einerseits eine grundsätzliche Annährung
an den jüdischen Widerstand aus einer philosophisch-theologischen
Warte gewagt, andererseits seine populärkulturelle Rezeption in der
Comic-Literatur, im Film und in der Kunst beleuchtet. Nicht zuletzt steht
die Frage im Raum, wie sich der historische Widerstand heute noch auf das
jüdische Narrativ auswirkt und junge Jüdinnen und Juden auf ihn
blicken.
Dos gezang fun vilner geto
Lieder aus dem Wilnaer Ghetto
gesammelt von Shmerke Kaczerginski und herausgegeben
von Dieter Koller, Sebastian Wogenstein
232 S., geb., € 29,90
978-3-95565-664-5
1947 erschien in Paris ein großformatiges,
55-seitiges Heft unter dem Titel „Dos gezangfunvilnergeto“, herausgegeben
von dem Dichter und Partisan ShmerkeKaczerginski. Es enthielt eine Sammlung
von 37 Liedern, die im Ghetto von Wilna in der Zeit der deutschen Besatzung
und der Shoah entstanden und die die Erfahrungen der Bevölkerung beschreiben.
Das Heft war auf Jiddisch geschrieben, d.h. in hebräischer Schrift.
Nur 100 nummerierte Exemplare wurden gedruckt. Einige dieser Lieder sind
heute weltberühmt, andere kaum bekannt. Dieter Koller und Sebastian
Wogenstein haben die Lieder mit Noten in
dieser kommentierten Neuedition transkribiert, in ein singbares Deutsch
übertragen und die Schicksale der genannten Personen sowie die Geschichte
der Orte sorgfältig recherchiert.
Zusätzliche Materialien und Abbildungen geben einen bewegenden Eindruck
vom entschlossenen Widerstand gegen die Besatzer, die mit der Bevölkerung
auch die vielfältige jüdische Kultur Wilnas auslöschen wollten.
Ayala Goldmann
Der Schofar-Flashmob und andere
schräge Töne
Auserwählte Glossen vom Rand der jüdischen
Welt mit einem Vorwort von Adriana Altaras
180 S., br., € 19,90
978-3-95565-669-0
Rivalisierende Rabbis, kreative
Wahlordnungen und die Kosten eines Doppelgrabs auf dem Friedhof in Berlin-Weißensee:
Ayala Goldmann kennt fast alle Konfliktherde der jüdischen Gemeinde
– und konnte einem Schofar-Flashmob im Reuemonat Elul nur knapp entrinnen.
Dazu kommt die Erfahrung einer gemischt-religiösen Beziehung. Der
beste Ehemann von allen, der keine Mazze mag, oder der Sohn, der kurz nach
seiner Barmizwa in der „Matthäuspassion“ das Kreuz trägt. In
ihren Glossen schreibt die Kulturjournalistin über alles, was ihr
auf der Seele brennt. Danach geht es ihr (meistens) besser – und hoffentlich
auch den Leserinnen und Lesern dieses Buches, das die besten Texte aus
15 Jahren versammelt. Und obwohl ihr die humoristische Verarbeitung nach
dem 7. Oktober 2023 zunächst unmöglich schien, gibt es – nach
einem Einschnitt – auch einige Glossen aus den Monaten danach. Ayala
Goldmann geboren 1969 in Hamburg, ist in Ulm aufgewachsen. An der Freien
Universität Berlin und an der Hebräischen Universität Jerusalem
studierte sie Judaistik, jüdische Geschichte und hebräische Literatur.
Sie ist Redakteurin für Feuilleton
und Wissen der „Jüdischen Allgemeinen“, wo ihre Glossen seit 2009
regelmäßig erscheinen. Mit
ihrer Familie lebt sie in Berlin-Friedenau.
Stolpertexte
Literatur gegen das Vergessen
Herausgegeben vom Leo Baeck Institute – New York und
Berlin. Beiträge von Fred Breinersdorfer | Ulrike Draesner | Lena
Gorelik | Olga Grjasnowa | Norbert Hummelt | Tanja Kinkel | Felicitas Korn
| Katja Roeder | Dana von Suffrin | Karosh Taha | Juli Zeh u.a.
164 S., br., € 19,00
978-3-95565-671-3
„Erinnere dich!“ ist im Judentum
mehr als nur eine bloße historische Mahnung oder liturgische Pflicht.
Die
Aufforderung durchdringt den Alltag, sie verbindet Vergangenheit und Gegenwart.
Doch wie können, wollen und werden wir erinnern, wenn die letzten
Zeitzeuginnen und Zeitzeugen verstummen? Das New Yorker Leo Baeck Institute
bewahrt in seinen Archiven zehntausende Familiensammlungen, Memoiren, Briefe
und Tagebücher, die von der jahrhundertealten Kultur und Geschichte
deutschsprachiger Jüdinnen und Juden berichten: unzählige Erinnerungen
und Leben, allesamt einzigartig, mühevoll zusammengetragen und für
zukünftige Generationen gerettet. Zum ersten Mal seit nahezu 70 Jahren
haben sich literarische Autorinnen und Autoren mit diesen Sammlungen auseinandergesetzt.
Das Ergebnis sind kurze „Stolpertexte“. Die im Hier und Jetzt eingebetteten
Texte unterbrechen bewusst alltägliche Routine und erinnern an die
Leben und Hoffnungen der Menschen, denen unter der Nazi-Terrorherrschaft
alles genommen wurde.
Vor lauter Schuld …
Schuldverstrickungen im gegenwärtigen
Erinnerungsdiskurs
Herausgegeben vom Zentralrat der Juden in Deutschland
mit einem Grußwort von Barbara Traub und einer Einleitung von Doron
Kiesel und Christian Staffa sowie Beiträgen von Saskia Fischer
| Anne Gidion |YemimaHadad| Sara Han |Katharina von Kellenbach | Daniel
Neumann | Michael Penzold| Bianca Patricia Pick | Gesine Schwan | Julian-Chaim
Soussan
192 S., geb., € 20,00
978-3-95565-675-1
Schuldfragen sind vielseitig mit
jüdischem Leben in Deutschland verwoben. Sie behalten ihre Aktualität
im gegenwärtigen Antisemitismusdiskurs. Schuldgefühle unter Juden,
etwa die Überlebensschuld derer, die der Shoah entrinnen konnten,
während ihre Verwandten ermordet wurden, treffen auf eine nach 1945
in der Bundesrepublik Deutschland einsetzende Schulddebatte, die zum einen
nach einem angemessenen Umgang mit der Schuld gegenüber Juden fragte,
zum anderen aber auch die Rede vom „Schuldkomplex“ der Deutschen hervorbrachte.
Diese dient der Schuldabwehr und beschuldigt „die Juden“ bzw. „die Israelis“
erneut. Der Vernichtungswille gegenüber
Juden und jüdischem Leben hat Dimensionen der Schuld hervorgebracht,
die nicht abgetragen, wohl aber zur Verantwortungsübernahme für
gegenwärtige und künftige Vorkommnisse herangezogen werden können.
Doch
was bedeutet es für den sozialen Zusammenhalt der Generationen und
Religionen, wenn das Bewusstsein kollektiver Schuldverstrickung verblasst?
Diese und andere Fragen stehen im Mittelpunkt dieses Buches, das auch in
den Blick nimmt, inwiefern ein reflektierter Umgang mit Schuld in einer
Gesellschaft zu ethischen Transformationsprozessen führen kann.
200
Jahre Heines „Harzreise“: Ausstellung vom 19. September 2024 bis 16. Februar
2025 im Harzmuseum Wernigerode
Heine im Harz
Entdeckungen am Rande einer
legendären Fußreise
Herausgegeben von Elke-Vera Kotowski
und Uwe Lagatz mit dem Harzmuseum Wernigerode mit Beiträgen von Jutta
Dick und Sarah Jaglitz | Elke-Vera Kotowski | Joseph A. Kruse | Uwe Lagatz
| Irmela von der Lühe
320 S., br., € 28.00
978-3-95565-676-8
Vor 200 Jahren, 1824, trat der
junge Student und angehende Schriftsteller Heinrich Heine seine Harzreise
an und begab sich – zu Fuß durch die Natur – auf die Suche nach dem
Innern seiner selbst. Berühmt wurde
diese Harzreise durch die Niederschrift seiner Gedanken und Träume.
Heines„Harzreise“ beflügelte seither nachfolgende Generationen, und
das Wandern in der Natur wurde für alle Altersgruppen und Gesellschaftsschichten
eine bis in die Gegenwart beliebte Freizeitbeschäftigung. ImBegleitband
zur gleichnamigen Ausstellung wird Heines „Harzreise“in mehrfacher Hinsicht
kontextualisiert und auch in Beziehung zu zeitgenössischen Autoren
wie Kaspar Friedrich Gottschalck (1772–1852), Adolph Glassbrenner (1810–1876)und
David Kalisch (1820–1872) gestellt. Sie alle haben in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts kulturelle Werte, das menschliche Miteinander, die
wachsende Industrialisierung und deren Folgen für die Natur und eben
auch die individuelle Sinnsuche gesellschaftspolitisch unter die Lupe genommen.
Elisa Klapheck, Abraham de Wolf,
L. Joseph Heid
175 Jahre Paulskirche
Jüdischer Anteil an der
Demokratie
80 S., br., € 9,90
978-3-95565-679-9
Noch immer gibt es kein positives
deutsches Demokratie-Narrativ. Noch immer wird deutsche Demokratiegeschichte
vor allem von ihrem Scheitern her erzählt. Auch das große 175-jährige
Jubiläum der Frankfurter Paulskirche hat das nicht geändert.
Dass es kein positives Demokratie-Narrativ
gibt, liegt auch daran, dass der jüdische Anteil an der Demokratie
nicht verstanden, vielmehr unsichtbar gemacht und sogar tabuisiert wird.
Dieser
Band regt zu einer neuen Sicht an. Er richtet sich auf die demokratiefördernde
Kraft des Judentums für die Demokratiegeschichte. Zwei
Aufsätze über zwei jüdische Parlamentarier in den Revolutionsjahren
1848/49 – Gabriel Riesser und Johann Jacoby – zeigen den jüdischen
Beitrag zum Verfassungsstaat, zur Demokratie und sogar zur europäischen
Idee. Beide Männer erfuhren viel Zustimmung von den liberalen und
demokratischen Kräften ihrer Zeit. Heute, da die Demokratie in Deutschland
erneut in Gefahr gerät, bedarf es ihrer Selbstvergewisserung und Bestärkung.
Das geht jedoch nicht, ohne den Anteil des Judentums an der Demokratie
zu verstehen.
Ausstellung
vom 1. November 2024 bis 6. Juli 2025 im Jüdischen Museum Frankfurt
a. M.
Im Angesicht des Todes
Herausgegeben von Erik Riedel,
Sara Soussan, Mirjam Wenzel mit Beiträgen von Rabbiner Jehoschua Ahrens
| Eva Atlan | Avishai Bar-Asher | Avriel Bar-Levav | Alfred Bodenheimer
| YacinBoudalfa, David Bausch und Ruben Fischer | Dennis Eiler | Gülbahar
Erdem | Duygu Rana Heinz | Birgit Heller | Elisabeth Hollender | Shelly
Kupferberg | Michael Lenarz | Andreas Raabe | Johanna Rahner | Erik Riedel
| Rabbiner Julian-Chaim Soussan | Sara Soussan | Viviana Strauss | Mirjam
Wenzel
200 S., geb., € 28,00
978-3-95565-672-0
„Im Angesicht des Todes“ ist
die erste kulturgeschichtliche Ausstellung zu jüdischen Praktiken
des Umgangs mit Sterben, Tod und Trauer.
Das Buch zur Ausstellung im Jüdischen Museum Frankfurt rückt
die gezeigten Kunstwerke, Medien und Objekte in einen anthropologischen
wie auch philosophischen Zusammenhang. In 17 Beiträgen legen namhafte
Expertinnen und Experten neue medizinische Forschungsergebnisse dar, diskutieren
ethische Fragen, gehen auf religionsvergleichende Perspektiven ein oder
zeichnen nach, welche Rolle der Tod in Kunst- und Kulturgeschichte spielt.
Mit seinem multiperspektivischen Ansatz eröffnet das Buch nicht nur
einen neuen Zugang zur letzten Passage des Lebens. Es greift auch den jahrhundertealten
menschlichen Wunsch auf, den Tod zu verstehen.
Ausstellung
vom 18. September 2024 bis 16. März 2025 im Jüdischen Museum
Wien
Die Dritte Generation. Der Holocaust im familiären
Gedächtnis
The Third Generation. The Holocaust
in Family Memory
Herausgegeben von Sabine Apostolo
und Gabriele Kohlbauer-Fritz mit Beiträgen [Deutsch/Englisch] von
Barbara Agnese | Sabine Apostolo | Noa Arad-Yairi | Isabel Cout | Jutta
Fleckenstein | Mriam Karoly | Gabriele Kohlbauer-Fritz | Katja Petrowskaja
| David Slucky | Barbara Staudinger | Marianne Windsperger | Andrea Winklbauer
216 S., br., € 24,90
978-3-95565-673-7
Mehr als 80 Jahre nach dem Holocaust
sterben heute die letzten Zeitzeug:innen. Ihre Geschichte, aber auch ihr
Trauma haben sie an ihre Kinder und Enkelkinder weitergegeben. Während
die Zweite Generation mit den psychischen und physischen Verletzungen ihrer
Eltern aufwuchs, blickt die Dritte Generation mit einer größeren
zeitlichen Distanz auf die Familiengeschichte. Durch
das Bewusstsein, dass das eigene Leben auf dem Überleben Anderer basiert,
sind Erinnerung und Schweigen, Familienmythen und -geheimnisse, erdrückendes
oder fehlendes Familienerbe allgegenwärtig.
Die Publikation zur Ausstellung „Die Dritte Generation. Der Holocaust im
familiären Gedächtnis“ erkundet verschiedene Strategien zum Umgang
mit vererbtem Trauma und die schwierige Auseinandersetzung mit der Last
der Familiengeschichte. Die Beiträge diskutieren biographische sowie
künstlerische Bewältigungsversuche der Generationen nach der
Schoa und zeigen die Gemeinsamkeiten einer über die Welt verstreuten
heterogenen Gruppe.
JÜDISCHEN
MINIATUREN
75 Jahre Gesellschaft für Christlich-Jüdische
Zusammenarbeit Berlin
Eine Festschrift
Vorwort: Kai Wegner, Beiträgen: Adriana Altaras
| Philipp Peymann Engel | Dr. Katrin Großmann | Ulrich Schürmann
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-662-1
2024 jährt sich die Gründung
der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Berlin
zum fünfundsiebzigsten Mal: 75 Jahre Engagement für Verständigung,
gegenseitige Achtung und Zusammenarbeit von Christ:innen und Jüd:innenn.
Diese Festschrift ist nicht nur Bilanz, sondern stellt auch die Frage:
Wie geht es weiter, wo stehen wir jetzt? Namhafte
evangelische, katholische und jüdische Autor:innen beziehen Stellung
zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des christlich-jüdischen
Dialogs. Was hat er in den zurückliegenden
Jahrzehnten bewirkt, warum ist er gerade heute so wichtig und wie kann
er zukünftig aussehen? Im Kontext der aktuellen Kampagne der Gesellschaft
für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Berlin thematisiert und
visualisiert die Festschrift deren moderne Neuausrichtung und das übergeordnete
Ziel: den christlich-jüdischen Dialog in die jungen Generationen zu
tragen und – jedem Antisemitismus unserer Tage zum Trotz – selbstverständlich
zu machen.
JÜDISCHEN
MINIATUREN
L. Joseph Heid
Ostjüdische Arbeiter im
Ruhrgebiet 1915–1923
„Mehr Intelligenz als körperliche
Kraft“
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-684-3
Der enorme Bedarf an Arbeitskräften
während des Ersten Weltkrieges veranlassten Militär und Wirtschaft,
zur
Ankurbelung der deutschen Rüstungsindustrie, ausländische Arbeiter
– auch unter Zwang – für die deutschen Fabriken zu rekrutieren. Unter
den Arbeitern aus dem russisch-polnischen Besatzungsgebiet befanden sich
auch etwa 150.000 sogenannte Ostjuden. Allein 4.000 von ihnen arbeiteten
als Kumpel in den Kohlegruben des rheinisch-westfälischen Industriegebietes
unter Tage. Sie alle widerlegten eindrucksvoll
die antisemitische Legende, dass Juden zur körperlichen Arbeit nicht
willens oder fähig seien. Die Geschichte der ostjüdischen Arbeiter
ist von der deutschen wie der deutsch-jüdischen Historiographie lange
Zeit unbeachtet geblieben. Dieser Band schildert die spezifischen sozialen,
politischen, kulturellen und religiösen Beziehungen der ostjüdischen
Proletarier in einer ihnen ablehnend gegenüberstehenden deutschen
Gesellschaft sowie die komplizierte Wechselbeziehung der Ostjuden zur autochthonen
deutsch-jüdischen Gemeinschaft. L. Joseph Heid
ist Historiker
und Literaturwissenschaftler. Er hat zahlreiche Schriften über Juden
in der Arbeiterbewegung und im Sozialismus veröffentlicht. Er schreibt
u.a. für die Süddeutsche Zeitung, Die Zeit, Die Welt, Der Freitag,
Jüdische Allgemeine, Tachles (Zürich)
JÜDISCHEN
MINIATUREN
Sabine Schmitt
Henni Lehmann
Künstlerin zwischen Frauenbewegung,
Sozialreform und Sozialismus
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-689-8
Henni Lehmann (1862–1937) war die
Tochter des Berliner Sozialreformers Wolfgang Straßmann. Die
Malerin wurde als Gründerin des „Hiddenseer Künstlerinnenbundes“
und als Autorin sozialkritischer Romane bekannt. In
Vergessenheit gerieten hingegen ihre vielfältigen sozialen und politischen
Aktivitäten im Rahmen der bürgerlichen Sozialreform- und Frauenbewegung
im Kaiserreich sowie in der Sozialdemokratie und Arbeiterwohlfahrt der
Weimarer Republik. Sie wirkte in der kommunalen Wohlfahrtspflege in Rostock,
Göttingen und Weimar und engagierte sich für ein modernes Sozialsystem,
das auf sozialer Gerechtigkeit, Prävention und dem Rechtsanspruch
der Hilfebedürftigen beruht. Sabine Schmitt ist Redakteurin
im Verlag des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge
e.V. Sie forscht zur Geschichte der Sozialpolitik und der Sozialen Arbeit
in Deutschland, insbesondere zu „vergessenen“ Akteurinnen und Akteuren
im Kaiserreich und der Weimarer Republik.
JÜDISCHEN
MINIATUREN
Maria Birger
Boris Birger
Die Sehnsucht nach Licht in finstren Zeiten
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-686-7
So festlich-bunt sich der Sozialismus
gern bei Paraden und in der Propaganda präsentierte, so unnachgiebig
war er gegenüber Andersdenkenden. Das sowjetische Regime ließ,
genauso wie das heutige Russland, Menschen in Lagern und Gefängnissen
verschwinden oder sie wurden systematisch totgeschwiegen. Ihnen sollte
ihre Lebensgrundlage entzogen und ihr Wille zum Widerstand gebrochen werden.
Der
Name des Künstlers und Dissidenten Boris Birger durfte zwischen 1968
und 1985 nicht mehr öffentlich genannt, seine Gemälde nicht mehr
ausgestellt werden.Der am 1. April 1923
in Moskau in eine assimilierte jüdisch-intellektuelle Familie geborene
Birger war „rothaarig, hager, ungestüm und stur“. Er ließ sich
nicht brechen, nicht den Mund verbieten. Nach der totalitären Erfahrung
und dem Zweiten Weltkrieg kämpfte er zusammen mit Gleichgesinnten
wie Lew Kopelew, Andrei Sacharow und Heinrich Böll für ein demokratisches
Russland in Europa. Boris Birger starb am 4. August 2001 in der Eifel.
Maria Birger geboren 1983
in Moskau, ist Tochter des Künstlers und Dissidenten Boris Birger.
Sie studierte zunächst bei ihm zehn Jahre Kunst und Kunstgeschichteund
nach dem Abitur Geschichte und Russische Literatur in Köln. Sie promoviert
zu den deutsch-sowjetischen Beziehungen im Kalten Krieg mit den Schwerpunkten
Dissidenz in der Sowjetunion und politische Kultur in der Bundesrepublik
in Berlin.Sie arbeitet als Referentin Leben und Werk Heinrich Böll
in der Heinrich-Böll-Stiftung e.V. und ist im Beirat des Lew Kopelew
Forums e.V. sowie im Vorstand der Marion DönhoffStiftung tätig.
JÜDISCHEN
MINIATUREN
Dirk Clausmeier
Rahel Renate Mann
Psychotherapeutin, Lyrikerin, Zeitzeugin
Mit einem Vorwort von Susan Lourenço-Löwenthal
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-687-4
Rahel Renate Mann wurde als Renate
Wolf am 7. Juni 1937 in Berlin als uneheliches Kind jüdischer Eltern
geboren. Ihren Vater lernte sie nie kennen und ihre Mutter konnte sich
nicht um sie kümmern. Sie überlebte
die Zeit des Nationalsozialismus in verschiedenen Pflegefamilien, davon
die letzten fast sechs Monate in einem Kellerversteck in der Starnberger
Straße in Berlin-Schöneberg.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang ihr ein selbstbestimmtes Leben. Sie arbeitete
zunächst als Lehrerin, wurde danach Medizinerin mit eigener Heilpraxis
in
Braunschweig. Zugleich wirkte sie als Lyrikerin. In drei Büchern veröffentlichte
Rahel Renate Mann zahlreiche Gedichte, die teilweise auch während
ihres zehnjährigen Aufenthalts in Israel entstanden. Bis kurz vor
ihrem Tod am 31. März 2022 wirkte sie als eine der bedeutendsten Zeitzeuginnen
in Berlin. Dirk Clausmeier, geboren 1975, studierte Rechtswissenschaften
in Potsdam, Paris und Berlin. Im Rahmen seiner Ausbildung lebte ermehrere
Monate in Kambodscha und Tansania. Nach seinem Abitur absolvierte er einen
Freiwilligendienst am Centre de Documentation Juive Contemporaine(CDJC)
in Paris. Er ist Autor mehrerer Kurzgeschichten und lebt mit seiner Familie
in Berlin.
JÜDISCHEN
MINIATUREN
Riccardo Altieri
Die Würzburger Familien Stern & Haas
„Eine Zierde des ganzen Anwaltsstandes“
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-683-6
Die Anwaltsfamilie Stern &
Haas aus Würzburg hatte ihre prominente Kanzlei an der Kaiserstraße,
dem Einfallstor für sämtliche Bahnreisende in die Stadt am Main.
Ein sozialer Aufstieg wie jener von Otto Stern, der als hochbegabtes Kind
seine Familie in Steinach an der Saale verließ, um in Würzburg
gefördert werden zu können, ist für die zweite Hälfte
des 19. Jahrhunderts zwar nicht untypisch, aber trotzdem ungewöhnlich.
Sein Neffe Gerson Haas und später auch sein Sohn Bruno Stern traten
in die Fußstapfen des Kanzleigründers. Man
vertrat die Regierung von Unterfranken und die Universität Würzburg
in Prozessen, setzte sich für die Rechte der Randständigen ein
und brachte es dabei zu einem wachsenden Wohlstand. Doch die Nationalsozialisten
beendeten den Werdegang insbesondere der zweiten und dritten Generation
dieser jüdischen Familie. Die Mehrheit
der Angehörigen wurde in die Flucht getrieben. So wurden die USA und
England zur neuen, fremden Heimat. Riccardo Altieri
hat in Würzburg Geschichte
studiert und in Potsdam promoviert. Seit 2022 ist er der Leiter des Johanna-Stahl-Zentrums
für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken und seit 2023
Lehrbeauftragter an den Universitäten Würzburg und Bamberg.
JÜDISCHEN
MINIATUREN
Nick Bertram
Gustav Löffler
Frankfurter Arzt, Public-Health-Experte, Wortführer
der jüdischen Jugend
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-685-0
Gustav Löffler (1879–1962)
war ein aus Mannheim stammender Mediziner, der über 30 Jahre lang
als Arzt und Public-Health-Experte in Frankfurt und weit über die
Mainmetropole hinaus wirkte. Neben seinem berufsbedingten Engagement und
dem umfassenden schriftstellerischen Erbe Löfflers zeigt Nick Bertram
in diesem Band auf, dass Löffler auch
durch seine prominente Rolle im Verband der Jüdischen Jugendvereine
Deutschlands eine der prägendsten Figuren der jüdischen Jugendbewegung
zur Zeit der Weimarer Republik war. Nick Bertram
geboren
1986 in Magdeburg. Zahnmedizinstudium zwischen 2007 und 2012 sowie Promotion
zum Doktor der Zahnheilkunde 2015 an der Georg-August-Universität
Göttingen. 2016 Master of Public Health an der Charité Berlin.
Tätigkeiten bei Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V.,und seit 2020
Fachreferent beim GKV-Spitzenverband.
JÜDISCHEN
MINIATUREN
Sabine Herrle
Familie Veit aus Freiburg
„So hängt man halt an seiner Heimat…“
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-688-1
Heimat, das war für die Familien
Veit und Günzburger seit Generationen das südliche Baden. Berthold
Veit gelangte durch ein Sägewerk zu Wohlstand, die Kinder besuchten
höhere Schulen, die Religion schien belanglos zu sein – bis zur Errichtung
der NS-Diktatur 1933. Die nationalsozialistische „Rassenpolitik“ wurde
in Freiburg, der äußersten Peripherie des Deutschen Reiches,
mindestens so rigoros umgesetzt wie in Berlin.Bereits 1940 wurde die gesamte
jüdische Bevölkerung Badens deportiert. Berthold Veit, seiner
Frau Hilda geb. Günzburger und den vier Kindern gelang es, rechtzeitig
zu fliehen und so zu überleben – im Unterschied zu anderen Mitgliedern
der Familie. Berthold Veits Vorstellung einer freundschaftlichen Rückgabe
des ihm geraubten Eigentums erwies sich als Illusion. Seine Frau und er
vermissten ihre Heimat ihr Leben lang, eine Rückkehr war für
sie jedoch aufgrund des erlittenen Unrechts ausgeschlossen. Ihre Nachfahren
leben heute über den Globus verstreut. Sabine Herrle, geboren
1956, studierte in Freiburg Geschichte und Anglistik und arbeitete anschließend
als Lehrerin. Seit ihrem Ruhestand erforscht sie das Schicksal jüdischer
Familien aus ihrer Region.
Alex
Jacobowitz
Synagogen in Deutschland
Kalender 5785/5786
16 Blatt 29,5 x 21 cm (aufgehängt 42 cm lang)
32 S., Spiralbindung, € 19,00
978-3-95565-665-2
Bereits im 4. Jahrhundert bewohnten
Juden das Land, das heute Deutschland ist. Seitdem bauten die wachsenden
jüdischen Gemeinden Synagogen: Gotteshäuser, um ihren Schöpfer
zu verehren, architektonisch prächtig und oft einzigartig. Einige
Synagogen überlebten den Krieg, die jüdischen Gemeinden jedoch
oft nicht. Alex Jacobowitzhat für den Kalender 5785/5786 von Oktober
2024 bis Dezember 2025 fünfzehn jüdische Gebetshäuseraus
ganz Deutschland ausgewählt: solche, die seit über tausend Jahren
erhalten geblieben sind, die umfunktioniert wurden und weiterhin das jüdische
Erbe erkennen lassen, sowie neue, die von den wiederbelebten Gemeinden
erbaut wurden. Das Kalendarium enthält
alle gesetzlichen Feiertage in Deutschland,
die jüdischen Feiertage
und Halbfeiertage sowie Platz für Notizen und Termine.
Martina und Hans-Dieter Graf
Zerstörte Hoffnung
Rosa, Max und Dagobert Hecht – Drei Schicksale, erzählt
in Briefen
200 S., 60. Abb., br, €
25,00
978-3-95565-681-2
Die Briefe, Fotos und Dokumente
aus den Jahren 1938–1944 geben einen exemplarischen Einblick
in die Lebensumstände der Berliner jüdischen Familie Rosa und
Max Hecht und dokumentieren ihre Hoffnungen und ihre Zuversicht auf ein
neues freies Leben in den USA gemeinsam mit ihrem Sohn Dagobert.
Sie zeigen die unermesslichen Schwierigkeiten, die die Vorbereitungen einer
Emigration mit sich brachten, die vielerlei bürokratischen Hürden,
mit denen die Eheleute jahrelang zu kämpfen hatten, ihre Niedergeschlagenheit
und Resignation, als Max Hecht das Visum verweigert wurde, immer wieder
gepaart mit Optimismus und dem Vertrauen, dass letztendlich doch alles
gut werden würde. Durch die Einbeziehungzusätzlicher Korrespondenzen
wie der Briefe von Selma und Heinrich Wolff aus Mainz an Dagoberts im New
Yorker Exil lebende Cousins Herbert und Helmut Wolff oder den Briefen der
Schwägerin Bertha Hecht aus St. Louis können die Schicksale weiterer
Personen aus dem Verwandtschaftskreis nachgezeichnet werden. Martina
und Hans-Dieter Graf beschäftigen sich mit der Orts-, Regional-
und jüdischen Geschichte in Rheinhessen und im Braunschweigischen
Land, zu der sie eine Vielzahl von Publikationen vorgelegt haben. Für
ihr ehrenamtliches Engagement wurden sie 2018 mit der Luther-Medaille des
Evangelischen Dekanats Worms-Wonnegau sowie 2019 mit dem Obermayer German
JewishHistory Award ausgezeichnet.
Erinnerungsort
St. Blasien
Heimat — Menschen —Schicksale
Herausgeber Alena Bauer | Johannes Heitmann mit Beiträgen
von Joana Albiez | Alena Bauer | Nikola Cukierska | Jasmin Frommherz |
Johannes Heitmann | Marla Hilpert | Viktoria Hippach | Alexia Kohlbrenner
| Stella Konzack | Pascal Matzen | Fiona Robold
160 S., br., € 17,90
978-3-95565-682-9
In der Ausstellung „Erinnerungsort
St. Blasien. Heimat — Menschen — Schicksale“ würdigten Schülerinnen
und Schüler des Kollegs St. Blasien das Leben von Menschen, die in
St. Blasien von den Nationalsozialisten verfolgt wurden und ihre Heimat
verlassen mussten. Neben den individuellen Lebensgeschichten standen Fotografien
und persönliche Gegenstände aus dem Leben der Verfolgten im Zentrum.
Mithilfe der japanischen Drucktechnik Risographie wurden authentische Quellen
aus verschiedenen Kontexten – Nachlässe,
Familienerinnerungen, Fotoalben, Wiedergutmachungsakten und Zeitungsartikel
— miteinander in Beziehung gesetzt. Ausgangspunkt der Ausstellung war für
die Schülerinnen und Schüler vor allem eine Frage: Wie wollen
wir - als junge Generation – heute an diese Menschen und ihre Leben erinnern?
Dominik Groß
Lexikon der Zahnärzte und Kieferchirurgen
im „Dritten Reich“ und im Nachkriegsdeutschland
Täter, Mitläufer, Oppositionelle, Verfolgte,
Unbeteiligte
Band 3.1: Praktiker und Standespolitiker (A–E)
1244 S., 229 Abb., geb., € 69,00
978-3-95565-663-8
Das Werk schließt inhaltlich
an das bereits veröffentlichte zweibändige Personenlexikon zu
den Hochschullehrern der Zahnheilkunde an. Es fokussiert ebenfalls auf
Zahnbehandler und MKG-Chirurgen, die in der Zeit des „Dritten Reiches"
und in den angrenzenden Zeitphasen wirkten. Allerdings stehen hier „Praktiker“
und Standespolitiker im Blickpunkt – also Personen, die jenseits von Forschungseinrichtungen
tätig waren. Folglich wurden diesmal
auch Vertreter der Berufsgruppe der Dentisten einbezogen.
Sephardic History Beyond Europe
Jahrbuch Selma Stern Zentrum für Jüdische
Studien Berlin-Brandenburg 8
Edited by Jonathan Hirsch /Sina Rauschenbach /Carsten
Schapkow with contributions by Enrique Corredera
Nilsson - Allyson Gonzalez - Jonathan Hirsch - Jonathan Schorsch - Juan
M. Vilaplana López
163 S., br., € 19,90
978-3-95565-635-5
This years edition of the Yearbook
of the Selma Stern Center for Jewish Studies Berlin-Brandenburg (ZJS) highlights
innovative approaches to the study of Sephardic history in colonial and
postcolonial contexts beyond Europe. The authors intertwine the particularities
of their case studies with reflections on patterns of belonging, memorial
cultures, and a transnational network of connections spanning from early
modern times to the twentieth century. In the context of the early modern
Atlantic world, two essays explore the notion of a Sephardic empire among
Portuguese Jewish communities as well as transatlantic entanglements in
and beyond the Danish Caribbean. In the frameworks of Spain as well as
(post-)colonial Egypt and Morocco, three articles reflect on Jewish citizenship,
modes of belonging, and present-day commemorative events of Jewish history
across the Mediterranean and beyond. These collected contributions are
the outcome of activities at the ZJS dedicated to Sephardic Studies during
the academic year 2020-21.
bereits
angekündigt:.................................................
Hiroshima
1945
Ideguchi
Singvögel und Raben waren auch nicht mehr da
Bericht aus dem Zentrum der Atombombenexplosion
120 S., br., € 16,90
9783955651114
Shigemi Ideguchi hat den Atombombenabwurf
am 6. August 1945 auf Hiroshima aus nur 500 Metern Entfernung erlebt und
überlebt. Er hielt seine Erinnerungen in einem Tagebuch fest. Der
Autor schildert nicht nur die Zerstörung von Gebäuden und Natur,
sondern auch die Auswirkungen der atomaren Verstrahlung auf Körper
und Seelen der Opfer. ERSCHEINUNGSJAHR
2015
Gunda Trepp
Wer ist Jude?
Eine Annäherung
280 S., br., € 24,90
978-3-95565-585-3
„Wer ist Jude?“ Eine Antwort darauf
kann immer nur der Versuch einer Annäherung sein. Dennoch ist es angesichts
zunehmender Fremdbestimmung durch die Mehrheitsgesellschaft für Juden
und Jüdinnen überlebensnotwendig, selbstbestimmt zu definieren,
was und wer sie sein wollen, schreibt die Autorin Gunda Trepp. Angelehnt
an Tora und Talmud, sowie an Positionsbestimmungen jüdischer Philosophen,
setzt sie sich mit aktuellen und für die Frage der Identität
essentiellen Themen wie Konversion, Vaterjuden und Zionismus auseinander.
Leidenschaftlich plädiert sie dabei für eine Neuorientierung
an den revolutionären Ideen des Religionsgesetzes. Die Halacha mit
ihrer monotheistischen Sozialethik hat das jüdische Volk über
Jahrtausende geleitet und es in die vorderste Front der Kämpfer für
Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit gestellt. Kann es weiterhin ein
radikal jüdisches Denken und Tun geben, wenn dieser Bezug dauerhaft
wegbricht? Sind die Juden dann noch Juden? Ihre eigenen Erkenntnisse immer
wieder hinterfragend reflektiert die Autorin in Essays über die Macht
der Definition.
Bestseller
in Neuausgabe:
Leo Trepp
Die Juden
Volk, Geschichte, Religion
416 S., geb., € 24,90
978-3-95565-513-6
„Die Juden“
eröffnet das Judentum in seiner Gesamtgestalt – seine Geschichte,
seine Literatur von Bibel und Talmud bis in die Gegenwart, seine Feste,
Feiern und Lebensformen. Es beschreibt
Glaubensinhalte, Bräuche und Symbole des Judentums, die Entstehung
des Staates Israel und die Probleme seiner Bevölkerung, schildert
die Entwicklung des Judentums in der Diaspora und seine verschiedenen religiösen
Richtungen. Ferner befasst es sich mit
der Frühgeschichte des Christentums aus jüdischer Sicht
und mit dem Verhältnis von Christen und Juden vom Mittelalter bis
heute.
Es behandelt ebenso die Rolle
der Frauen wie auch die jüdische Mystik, die Kabbala. Der
Einblick in die Shoah-Diskussion und die Situation der jüdischen Gemeinschaft
in Deutschland wurde von der Herausgeberin ergänzt aktualisiert.
Klaus Hillenbrand
Die geschützte Insel
Das jüdische Auerbach'sche
Waisenhaus in Berlin
300 S., geb., € 27,00
978-3-95565-649-2
Preußisch,
deutsch und jüdisch: Das Berliner Auerbach'sche Waisenhaus war einst
eine hoch angesehene Institution
–
treu der Monarchie ergeben und doch pädagogisch der Zeit weit voraus.
Gegründet 1832 spiegelt die Entwicklung der Anstalt auch das Verhältnis
zwischen christlicher Mehrheit und jüdischer Minderheit in Preußen
wider.
Die
Nazis aber zerstörten das jüdische Leben und ermordeten die Kinder
und ihre Erzieher.
Magnus
Hirschfeld im spannenden queeren Kinder-Krimi!
Oliver Bieber
MAGNUS
[Jugendroman ab 12 Jahre]
196 S., zahlr.Ill., geb., € 19,90
978-3-95565-645-4
Hilde
und Martin leben im Berlin der 1920er Jahre. Hilde ist 12 und kommt aus
gutem Hause und rebelliert gegen ihre bürgerlichen Eltern. Sie ist
wissbegierig und mutig. Mit ihrer Hündin Pola entdeckt sie das Berlin
der „Goldenen Zwanziger“
.
Hilde
trifft auf den 14-jährigen Martin, der sie fasziniert und mit dem
sie sofort Freundschaft schließt. Martin kommt aus schwierigen, ärmlichen
Verhältnissen. Er schlägt sich mit Aushilfsarbeiten durch, u.
a. für den Transvestiten Hansi Sturm
im
Nachtclub EL DORADO.
Martin
ist anders als die anderen. Er zieht sich gern als Mädchen an, ist
auf der Suche nach seiner Identität.
Sieht er Hilde nur als gute Freundin oder ist da mehr?
.
Hilde
kommt in Kontakt mit dem bekannten Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld
und taucht tief in diese Welt ein.
Als
Hirschfelds Patientenkartei gestohlen wird, beginnt eine atemlose Verfolgungsjagd,
die
in der Unterwelt Berlins beginnt und bis in höchste Kreise führt.
Oliver
Bieber hat zahlreiche Bände der Pixi-Bücher und der Erstlesereihe
„Lesegeister“ geschrieben und illustriert.
Bieber
ist mit dem brasilianischen Sänger Edson Cordeiro verheiratet. Gemeinsam
haben sie das Stummfilmprojekt
„Anders
als die andern“ umgesetzt, das den Anstoß zu seinem Magnus-Jugendroman
gab.
Erscheinungstermin:
Januar 2024
Reuter, Elisabeht Naomi
Best Friends – Judith und Lisa
Deutsch/English Kinderbuch
ab 6 Jahren
40 S., geb., € 17,00
978-3-95565-616-4
„Judith
und Lisa“ war 1988 eines der ersten Bilderbücher zum Holocaust. Auf
eindringliche und trotzdem behutsame Weise führt die deutsch-jüdische
Künstlerin Elisabeth Naomi Reuter Kinder an dieses schwierige Thema
heran. Erzählt wird von einem deutschen und einem jüdischen Mädchen,
deren Freundschaft während der Zeit des Nationalsozialismus auf die
Probe gestellt wird und zerbricht. Die Geschichte der beiden Freundinnen
handelt auch von Schuld und Verantwortung und davon, was passiert, wenn
Menschen es zulassen, Lügen zu glauben, wenn Lehrer sich nicht gegen
das wehren, von dem sie wissen, dass es falsch ist, und wenn Kinder beginnen,
eine Welt ohne Liebe anzunehmen.
Irme Schaber
Freiheit im Fokus
Gerda
Taro und Robert Capa in Leipzig
120 S., br., € 14,90
978-3-95565-648-5
Gerda
Taro (1910-1937) und Robert Capa (1913-1954) schufen die moderne Kriegsfotografie
und revolutionierten den Blick auf den Krieg. Sie gingen „nah ran“, riskierten
ihr Leben für Bilder, die die Weltöffentlichkeit sehen sollte
und schrieben damit Geschichte. Im Spanischen Bürgerkrieg machte das
junge Fotografen- und Liebespaar die Kamera zum Zeugen für Gewalt
und Leid. Die beiden hatten aber nicht nur eine besondere Beziehung zueinander,
sondern auch zu Leipzig: Gerda Taro war
1929 mit ihrer Familie in die Messestadt gezogen. Hier wurde die junge
Jüdin im Kampf gegen den Nationalsozialismus und den spürbar
wachsenden Antisemitismus rasch politisiert und im März 1933 verhaftet.
Von hier floh sie nach Paris, wo sie Robert Capa kennenlernte.
Taro
wird ihre Familie und Leipzig nie wiedersehen. Statt ihr kam Robert Capa
zwölf Jahre später nach Leipzig – im April 1945 mit der US-Armee.
Der mittlerweile weltbekannte Kriegsfotograf wollte nun die Befreiung der
Stadt von den Nazis mit seiner Kamera dokumentieren. Im heutigen Capa-Haus,
unweit vom damals noch existierenden Freibad am Elsterflutbecken, wo Gerda
Fluchtpläne geschmiedet hatte, schoss er das ikonische Foto vom „letzten
Toten des Zweiten Weltkrieges“. Irme Schaber erarbeitete für
das International Center of Photography (ICP) in New York die erste Gerda-Taro-Ausstellung.
2013 erschien ihre große Biographie über die Fotoreporterin
und Partnerin von Robert Capa.
Buch
zur Wanderausstellung
Alex
Jacobowitz
100 + Synagogen in Deutschland
704 S., 1000 farb. Abb., geb., € 50,00
978-3-95565-639-3 (24
x 30 cm)
„100
+ Synagogen in Deutschland“ zeigt stolz die Gegenwart deutscher Synagogenkultur:
jüdische Gebetshäuser, die seit über tausend Jahren erhalten
geblieben sind; diejenigen, die umfunktioniert wurden und weiterhin das
jüdische Erbe erkennen lassen, sowie neue Synagogen, die von den wiederbelebten
Gemeinden erbaut wurden. Dieser Prachtband ist ein atemberaubendes Feuerwerk
jüdischer Architektur: von bescheidenen,
handbemalten fränkischen Landsynagogen über die Weltkulturerbestätten
in Erfurt und Wörlitz bis zu hypermodernem Design. Barocke, klassizistische,
romanische und neomaurische Sakralbauten werden ebenso vorgestellt wie
ein Bauhaus-Tempel in Hamburg.
Alex Jacobowitz
geboren
1960, ist Xylophonvirtuose, spezialisiert auf traditionelle jüdische
Musik. Ab 2002 war er Kantor für die jüdische Gemeinde Augsburg.
Ab 2008 war er im Förderkreises Görlitzer Synagoge e.V.
František R. Kraus
Gas, Gas, ... und dann Feuer
Häftlingsnummer B 11632
Aus dem Tschechischen von Vera
Trnka, Vorwort Tomas Kraus
120 S., br., € 17,90
978-3-95565-652-2
Der
erste Bericht eines tschechischen Shoah-Überlebenden, 1946 erschien,
in deutscher Erstübersetzung
František
R. Kraus (1903–1967) schrieb u.a.für das Prager Tagblatt, war
mit Franz Kafka, Jaroslav Hašek, Jan Masaryk und E. E. Kisch bekannt. Er
arbeitete für das Radio, seine Sendung: „Die gesprochene Zeitung“.
.
Ab
1933 wandten sich seine Reportagen gegen das NS-Regime, Im November 1941
mit dem allerersten Transport von Juden nach Theresienstadt deportiert,
kam er 1944 nach Auschwitz, zur Zwangsarbeit für IG
Farben, später in die Nebenlager
Gleiwitz und Blechhammer. Auf einem Todesmarsch nach der Liquidierung der
Lager gelang ihm die Flucht.
.
Mit
der Hilfe polnischer Partisanen ging er
April1945 ins befreite Budapest. Sofort schrieb er seine Erlebnisse nieder.
Sie
wurden im September 1945 in Prag veröffentlicht: Das erste Buch über
die Konzentrationslager!
.
Nach
dem Krieg arbeitete Kraus beim tschechoslowakischen Rundfunk: Kommentator
für Mitteleuropa und Sprecher in englischen, französischen
und deutschen Sendungen. Anfang der 1950er
Jahre verlor Kraus seine Stellung im
Zuge
einer "Säuberung" der Kommunistischen Partei (Slansky Prozesse).
Kraus starb am 19. Mai 1967 in Prag.
Carsten Ovens (Hg.)
Die
Fragemauer - 100 Antworten zu jüdischem Leben und Israel
176 S., 20 farb. Abb., geb., € 19.90
978-3-95565-646-1
Die
bundesweite Kampagne „Fragemauer“ des European Leadership Network (ELNET)
informiert auf humorvolle Art und Weise über jüdisches Leben
und den Staat Israel. Gleichzeitig lädt sie zum Dialog ein und
sammelt auf der Webseite www.fragemauer.de
hunderte von Fragen. Dieses Buch fasst die 100 wichtigsten Antworten zusammen.
Die
Fragemauer wurde vor dem Hintergrund 2.641 judenfeindlicher Straftaten
im Jahr 2022 in Deutschland ins Leben gerufen. Die Antwort darauf: 2.641
Fragen und Antworten gegen Hass, Diskriminierung und Unwissen an der Fragemauer.
75
Jahre Grundgesetz am 24. Mai 2024
Samuel
Salzborn
Wehrlose
Demokratie?
Antisemitismus
und die Bedrohung der politischen Ordnung
136 S., br., € 17,00
978-3-95565-642-3
Der
Kampf gegen Antisemitismus ist seit kurzem systematische Aufgabe des Staates.
Der
Weg zur einer vollumfänglichen Antisemitismusbekämpfung ist noch
weit, die Verzahnung von Prävention, Intervention und Repression dabei
die zentrale Herausforderung. Das Selbstverständnis
der Bundesrepublik als wehrhafte Demokratie bildet hierfür einen zentralen
Rahmen.
Peter
Kern
Dorfansicht
mit Nazis
250
S., 25 Abb., br,, € 24,90
978-3-95565-647-8
Peter
Kern erzählt von einer pfälzischen Kindheit in den 1960er Jahren.
Er beschreibt in eindrücklichen Szenen eine dörfliche Welt, die
es heute nicht mehr gibt: die Kirmes mit Schießstand, Autoscooter
und Schiffs-Schaukel, die Werkstätten und die Läden der Bäcker,
Schmiede und Schuster, die Kirchgänge, die das Dorf umgebenden Wälder.
Ein Stück Heimatgeschichte im Land der Täter. Und der Landstrich
ist alt. Vor zweitausend Jahren kamen die Römer und mit ihnen siedelten
sich die Juden an. Die Nazis haben das jüdische Leben ausgelöscht.
Dem
Führer war der erste „judenfreie Gau“ zu vermelden. Der Schullehrer
des Dorfs, aufgestiegen zum Gauleiter, hatte ganze Arbeit geleistet. Er
wurde von den Dorfbewohnern sehr bewundert, aber später war es opportun,
dies zu vergessen: Wie die Namen der ermordeten
jüdischen Nachbarn. Was im Stil einer unschuldig erzählten Kindheit
beginnt, endet als Aufklärung über das Verbrechen.
Denkfabrik
Schalom Aleikum, Band 2
Glaubensspuren
Jüdische, muslimische und christliche Lebensrealitäten
in Ostdeutschland
160 S., br., € 12,90
978-3-95565-632-4
Die „Denkfabrik Schalom Aleikum“
schaut auf der Suche nach Glaubensspuren durch ein selten geöffnetes
Fenster: jüdische, muslimische und christliche Lebensrealitäten
in Ostdeutschland. Wie spielt sich religiös-gesellschaftliches Leben
ab in einer Region Deutschlands, in der die meisten Menschen keiner Konfession
angehören und die Geschichte vieler Gemeinden zweifach unterbrochen
wurde – durch die Schoa und die DDR? Juden, Christen und Muslime Ostdeutschlands
haben oft eine andere Geschichte und auch eine andere Gegenwart als die
in
der restlichen Bundesrepublik. Das markiert nicht nur Probleme, sondern
auch große Chancen für Deutschland. Was
bedeuten multiple Zugehörigkeiten insbesondere für junge Erwachsene
in einem Umfeld, das aktuell auch von antidemokratischen Aktivitäten
geprägt ist? Die Autorinnen und Autoren
führen diese Aspekte zu einer Frage des sozialen Miteinanders zusammen
und entwickeln eine selten ausgeführte Perspektive.
MAKKABI Deutschland
Winter Games – Die Jüdischen
Winterspiele
Eine Dokumentation mit Beiträgen
u. a. von Manfred Lämmer und Yuval Rubovitch
und Fotos von Jessica Brauner,
Martin König, Robert Poticha, Yuri Sebov, Esther Teiheira
144 S., br., € 29,90
978-3-95565-629-4
Vom 2. bis 9. Januar 2023 richtete
MAKKABI Deutschland im bayerischen Ruhpolding die ersten jüdischen
Winterspiele seit 1936 mit über 400 Teilnehmenden aus der ganzen Welt
aus. Zuletzt fanden diese 1933 in Polen und 1936 in der damaligen Tschechoslowakei
statt. Dann kam der Holocaust. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden
die MAKKABI-Vereine wieder aufgebaut und nach 87 Jahren kehrten nun die
jüdischen Winterspiele zurück. Die
Dokumentation erzählt die Geschichte von Jüdischkeit, Wintersport
und Gemeinschaft. Ob Snowvolleyball in
2000 Metern Höhe, Eiskunstlauf, der große gemeinsame Schabbat
oder Begegnungen mit Zeitzeugen wie Shaul Ladany, dem israelischen Leichtathleten,
Schoah-Überlebenden und Überlebenden des Olympia-Attentats von
München 1972: Sie lässt Meilensteine der jüdischen Sportgeschichte
ebenso Revue passieren wie große emotionale Momente und menschliche
Begegnungen und hält sie in Bildern, Texten und Dokumenten für
die Ewigkeit fest. „Makkabi Chai – Makkabi lebt!“
JÜDISCHE
MINIATUREN Bd.
Helmut Braun
Selma Meerbaum
Ich
will nicht sterben
84 Seiten, Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-658-4
Am 5. Februar 1924 wird in Czernowitz
in der Rafgasse 6 ein Mädchen geboren. Seine Eltern Friederika Meerbaum,
geborene Schräger und Max Meerbaum nennen das Kind Selma. Selmas Leben
steht unter keinem guten Stern. Neun Monate nach ihrer Geburt stirbt ihr
Vater. Die Mutter heiratet wieder. Beide Eheleute behalten ihre Wohnungen.
da jede zu klein für eine Familie ist. Der Stiefvater adoptiert das
Mädchen nicht. SeIma besucht die Volksschule, dann das Hoffmann-Lyzeum
und für das 10. Schuljahr ein jüdisches Gymnasium. Sie verliebt
sich in Lejser Fichmann, ihrer großen und einzigen Liebe, und schließt
sich seiner zionistischen Jugendgruppe an. Mit
fünfzehn Jahren beginnt sie Gedichte zu schreiben. Schöne
Texte, an klassischen Vorbildern geschult, die Gesetze der Metrik beachtend,
meist mit Endreimen. 1942 wird sie in ein
von der SS geführtes Zwangsarbeiterlager deportiert.
Sie stirbt nach vier Monaten
an Flecktyphus. 57 ihrer Gedichte werden gerettet und machen Selma
unvergesslich:
Poem
Die
Bäume sind von weichem Lichte übergossen,
im
Winde zitternd glitzert jedes Blatt.
Der
Himmel, seidig-blau und glatt,
ist
wie ein Tropfen Tau vom Morgenwind vergossen.
Die
Tannen sind in sanfte Röte eingeschlossen
und
beugen sich vor seiner Majestät, dem Wind.
Hinter
den Pappeln blickt der Mond aufs Kind,
das
ihm den Gruß schon zugelächelt hat.
Im
Winde sind die Büsche wunderbar:
bald
sind sie Silber und bald leuchtend grün
und
bald wie Mondschein auf lichtblondem Haar
und
dann, als würden sie aufs neue blühn.
Ich
möchte leben.
Schau,
das Leben ist so bunt.
Es
sind so viele schöne Bälle drin.
Und
viele Lippen warten, lachen, glühn
und
tuen ihre Freude kund.
Sieh
nur die Straße, wie sie steigt:
so
breit und hell, als warte sie auf mich.
Und
ferne, irgendwo, da schluchzt und geigt
die
Sehnsucht, die sich zieht durch mich und dich.
Der
Wind rauscht rufend durch den Wald,
er
sagt mir, daß das Leben singt.
Die
Luft ist leise, zart und kalt,
die
ferne Pappel winkt und winkt.
Ich
möchte leben.
Ich
möchte lachen und Lasten heben
und
möchte kämpfen und lieben und hassen
und
möchte den Himmel mit Händen fassen
und
möchte frei sein und atmen und schrein.
Ich
will nicht sterben. Nein!
Nein.
Das
Leben ist rot,
Das
Leben ist mein.
Mein
und dein.
Mein.
Warum
brüllen die Kanonen?
Warum
stirbt das Leben
für
glitzernde Kronen?
Dort
ist der Mond.
Er
ist da.
Nah.
Ganz
nah.
Ich
muß warten.
Worauf?
Hauf
um Hauf
sterben
sie.
Stehn
nie auf.
Nie
und nie.
Ich
will leben.
Bruder,
du auch.
Atemhauch
geht
von meinem und deinem Mund.
Das
Leben ist bunt.
Du
willst mich töten.
Weshalb?
Aus
tausend Flöten
weint
Wald.
Der
Mond ist lichtes Silber im Blau
Die
Pappeln sind grau.
Und
Wind braust mich an.
Die
Straße ist hell.
Dann
…
Sie
kommen dann
und
würgen mich.
Mich
und dich tot.
Das
Leben ist rot,
braust
und lacht.
Über
Nacht
bin
ich
tot.
Ein
Schatten von einem Baum
geistert
über den Mond.
Man
sieht ihn kaum.
Ein
Baum.
Ein
Baum.
Ein
Leben
kann
Schatten werfen
über
den
Mond.
Ein
Leben.
Hauf
um Hauf
sterben
sie.
Stehn
nie auf.
Nie
und
nie.
JÜDISCHE
MINIATUREN Bd.
Marina Sandig
Felix Liebermann
Mittelalterhistoriker, Gelehrter,
Mäzen
120 Seiten, 25 Abb., Broschur, € 12,90
978-3-95565-6-655-3
Felix Liebermann (1851-1925), ein
Bruder des Künstlers Max Liebermanns, Mediävist Altphilologe
und Editor,
gehört zu den bemerkenswerten
Gelehrten der deutschen und englischen Geschichtsschreibung
Liebermann
war Mitarbeiter an der Monumenta Germaniae Ristorica. Im Auftrag der „Savigny-Stiftung"
gab er die „Gesetze der Angelsachsen' heraus. Sein Name ist dauerhaft verbunden
mit den kritischen Studien der englischen Rechts-, Wirtschafts- und politischen
Geschichte der angelsächsischen Zeit. Die preußische Regierung
ernannte
ihn 1896 zum Professor. Über Berlin hinaus waren er und seine Frau
Cäcilie als hoch geehrte Mäzene bekannt. Liebermann gehörte
u.a. der Verwaltung des Auerbachschen Waisenhauses. Er war Förderer
der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und erhielt 1922
die Ehrenmitgliedschaft. 1925 verstarb der Privatgelehrte nach einem Unfall
in Berlin. Seine Witwe Cäcilie Liebermann starb im Januar 1943, ausgegrenzt
im Jüdischen Krankenhaus in Berlin.
JÜDISCHE
MINIATUREN Bd.
Julius H.Schoeps / Fritz Heymann
Daniel "Danny" Mendoza
Der beste Boxer seiner Zeit
100 Seiten, 18 Abb., Broschur, € 9,90
978-3-95565-653-9
Daniel Mendoza (1764-1836) war
Proletarier, Jude und Boxer aus London. Seine
Karriere begann durch Zufall, bei einer Schlägerei um verwehrtes Trinkgeld.
Aus
dem Londoner Eastend stammend war Mendoza zeitlebens ein landesweit gerühmter
und angesehener Boxer, der nicht nur durch seine Kämpfe, sondern auch
durch die Weitergabe seiner Technik und die Aufstellung von Regeln für
den Kampf im Ring bekannt wurde. Seine
Schrift „The Art of Boxing gilt als Grundlagenwerk.
Der Historiker und Journalist Fritz Heymann war fasziniert von der Lebensgeschichte
des aus einfachen Verhältnissen stammenden Mendoza und verewigte ihn
1937 in seinem Buch ‚Der Chevalier von Geldern", mit der er Juden zum Widerstand
gegen den Nationalsozialismus motivieren wollte. Julius
H. Schoeps stellt in einem ausführlichen Nachwort die Biographien
Mendozas und Heymanns in einen Zusammenhang von Wehrhaftigkeit und Widerstand.
JÜDISCHE
MINIATUREN Bd.
Jürgen Lammel, Eva Hackenberg
Inge Lammel
Emigrantin, Antifaschistin,
Musikwissenschaftlerin
80 Seiten, 20 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-656-0
Anlässlich des 100. Geburtstages
von Inge Lammel (geb. Rackwitz, 1924-2015) erzählen ihre Kinder über
ihr bewegtes. Leben und ihren Kampf für eine neue gerechte Gesellschaft
und Antifaschismus. Inge Lammel verlor einen Großteil ihrer Familie
in der Shoah. Sie und ihre Schwester entkamen
mit einem der letzten Kindertransporte 1939 nach England in die Emigration.
Unter dem Einfluss linker und jüdischer Emigranten in London politisiert,
entschied sie sich 1947 bewusst für eine Rückkehr nach Ostberlin,
wo sie 1948 auch ihren Ehemann Karl Lammel kennenlernte. Ernst Hermann
Meyer animierte sie zum Studium der Musikwissenschaften und war Mentor
ihrer Diplomarbeit zur Arbeitermusikkultur, worüber sie später
auch promovierte. Mit dem Aufbau und der
Leitung des Arbeiterliedarchivs an der Akademie der Künste von 1954
bis 1985 lernte sie u. a. Hanns Eisler, Wolfgang Steinitz, Pete Seeger
und Dieter Süverkrüp kennen.
Mit ihrer unermüdlichen Erforschung und Publikation des Arbeiterliedes
und ab 1989 des jüdischen Lebens in Pankow leistete sie Pionierarbeit.
JÜDISCHE
MINIATUREN
Bettina Müller
Josef Wiener-Braunsberg, Redakteur
und Schriftsteller
Ein Leben für den ULK
90 S., br., € 9,90
978-3-95565-638-6
Ob die „Schieberdämmerung“,
„Der Schnöselkavalier“ oder der „Monolog
des Säuglings“: Der 1866 als Sohn
eines Arztes in Ostpreußen geborene Josef Wiener-Braunsberg war ein
Meister des humoristischen Verses. Seit 1900 in Berlin ansässig, konnte
er in den 1920er Jahren seinen Traum verwirklichen und vom Schreiben leben.
Das gelang ihm aber erst nach einigen Balanceakten zwischen Kaiserreich,
Weimarer Republik und dem Damoklesschwert des Nationalsozialismus, was
– dem Zeitgeist entsprechend – eine Erweiterung seines Repertoires um politisch-satirische
und auch düstere Texte zur Folge hatte. Als Redakteur der Zeitschrift
ULK schrieb er über 800 Gedichte, zudem veröffentlichte er mehrere
Romane. Der „Herr der Reime“ starb 1928
und wurde posthum von den Nationalsozialisten geschmäht.
Heute sind die ULK-Texte und Berlin-Romane dieses vergessenen Schriftstellers
eine Reise in die Vergangenheit, die die Weimarer Zeit neu aufleben lassen:
als ein Geschichtsbuch der etwas anderen Art.
JÜDISCHE
MINIATUREN Bd.
Swen Steinberg
Max Sachs
Journalist und Sozialdemokrat
82 Seiten, 18 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-657-7
Max Sachs (1883-1935) wuchs in
einem bürgerlichen Haushalt in Breslau auf und gab als Journalist
schon vor 1914 vor allem der Arbeiterbewegung in Sachsen eine Stimme. Als
sozialdemokratischer Politiker setzte er sich auf der kommunalen und der
Landesebene nach dem Ersten Weltkrieg für Miet- und Wohnungspolitik
oder die Verbesserung der Versorgungssituation der Bevölkerung ein.
Sachs stammte selbst aus einer säkularen jüdischen Familie, war
aber schon lange vor 1933 in Dresden antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt.
Im Herbst 1935 wurde er aufgrund aller drei Aspekte - Journalist, Sozialdemokrat,
Jude - im Konzentrationslager Sachsenburg
ermordet, was für internationales Aufsehen und eine erste strafrechtliche
Aufarbeitung sorgte.
Swen Steinberg erzählt dieses
ungewöhnliche und zugleich tragische Leben für Demokratie und
Gemeinwohl. Er beleuchtet zudem die lange Geschichte der Verarbeitung und
Erinnerung - global in der Familie von Max Sachs, lokal in Dresden und
Sachsenburg, überregional in der deutschen Sozialdemokratie sowie
juristisch im geteilten Deutschland.
JÜDISCHE
MINIATUREN Bd.
317
Kolja
Lessing
Ursula
Mamlok
Komponistin
zwischen New York und Berlin
82 Seiten, 18 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-636-2
Schon
in ihrer Jugend stand für Ursula Mamlok (1923–2016) ein einziges Berufsziel
fest: Komponistin - ungeachtet aller gesellschaftlichen und politischen
Widrigkeiten im Berlin der 1930er Jahre, das sie mit ihren Eltern buchstäblich
in letzter Minute 1939 verließ. Aus dem deprimierenden Exil in Ecuador
konnte sie sich dank eines Stipendiums der Mannes Music School New York
1940 befreien. Nach einer erfolgreichen Laufbahn in den USA wagte Ursula
Mamlok, Grande Dame der Neuen Musik nach dem Tod ihres Mannes Dwight Mamlok
2006 den Neuanfang in Berlin: Ihre zweite, europäische Karriere.
JÜDISCHE MINIATUREN Bd.
Andrea Lorz
Rosalie Ruscha Cohn
Eine Leipziger Überlebensgeschichte
80 Seiten, 20 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-654-6
1942,
mit
72 Jahren nach Theresienstadt deportiert,
erlebte sie am 8. Mai 1945 die Befreiung durch die Rote Armee
und
kehrte dann nach Leipzig zurück, wo sie 1959 starb.
Sven
Trautmann
Synagogen
und Betstuben in Leipzig
Über
Entstehung, Blüte und Zerstörung jüdischer Gebetsorte vom
Mittelalter bis heute
144 S., 96 Abb., br., € 19,90
978-3-95565-637-9
Vor
der Shoah gab es in Leipzig mehr als zwanzig Synagogen und Betstuben. Heute
existiert nur noch eine. Während in der jüngeren Vergangenheit
viele Aspekte des jüdischen Lebens in der einst sechstgrößten
Gemeinde Deutschlands erforscht wurden, ist die wechselvolle Geschichte
jüdischer Gebetsorte und Gotteshäuser noch immer weitgehend unbekannt.
Von
der Synagogengeschichte des Mittelalters über das 19. Jahrhundert,
die Zwischenkriegszeit und die DDR-Zeit bis in die Gegenwart – Sven Trautmann
zeigt den Facettenreichtum dieser besonderen Orte auf und macht die Vielfalt
der religiösen Praktiken, der Persönlichkeiten und der Architektur
sichtbar. Die Synagogen und Betstuben waren aber mehr als nur religiöse
Zentren für Jüdinnen und Juden: Sie waren und sind untrennbar
mit der Geschichte Leipzigs verwoben und spiegeln die gesellschaftliche
Entwicklung der Stadt wider.
bereits
angekündigt:........................................................................................zurück
nach oben
Friedman, Matti
Wer durch Feuer
Krieg am Jom Kippur und die Wiedergeburt Leonard Cohens
208 S., br., € 22,00
978-3-95565-612-6
Im Oktober 1973 reiste der Dichter
und Sänger Leonard Cohen – neununddreißig Jahre alt, berühmt,
unglücklich und in einer kreativen Schaffenskrise – von seiner Heimat
auf der griechischen Insel Hydra in das Chaos und Blutvergießen der
Wüste Sinai, als Ägypten Israel am höchsten jüdischen
Feiertag, Jom Kippur, angriff. Mit einer Gitarre und einer Gruppe einheimischer
Musiker zog Cohen an der Front umher und traf Hunderte junger Soldaten,
Männer und Frauen, die sich im schlimmsten Moment ihres Lebens befanden.
Diejenigen, die überlebten, haben diese Erfahrung nie vergessen. Und
der Krieg veränderte Cohen.
Er hatte angekündigt, seine
Musikkarriere aufzugeben, aber stattdessen kehrte er nach Hydra und zu
seiner Familie zurück und veröffentlichte eines der besten Alben
seiner Karriere. In „Who by Fire“ schildert der Journalist Matti Friedman
diese Wochen im Sinai in fesselnder Weise. Er
stützt sich dabei auf Cohens bisher unveröffentlichte Texte und
Originalberichte, um eine kaleidoskopische Darstellung eines erschütternden,
prägenden Moments sowohl für ein junges Land im Krieg als auch
für einen Sänger am Scheideweg zu schaffen.
Ronen Steinke:„Schonungslose
Analysen für eine emanzipatorische Subkultur, die diese Bezeichnung
tatsächlich verdient“
Judenhass Underground
Antisemitismus in emanzipatorischen
Subkulturen und Bewegungen
Mit Beiträgen von Timo
Büchner, Riv Elinson, Ruben Gerczikow, Max Kirstein, Stefan Lauer,
Nikolas Lelle, Konstantin Nowotny, Monty Ott, Annica Peter, Nicholas Potter,
Jan Riebe, Merle Stöver, Anastasia Tikhomirova, Tom Uhlig, Lilly Wolter
und
Interviews mit Laura Cazés, Rosa Jellinek (Keshet Deutschland),
Leon Kahane, Lutz Leichsenring (Clubcommission Berlin), Luisa Neubauer
(FridaysForFuture), Shahrzad Eden Osterer, Massimo Perinelli (Kanak Attak),
Ben Salomo, Yaron Trax (The Block) und Hengameh Yaghoobifarah
208 S., br., € 22,00
978-3-95565-615-7
Antisemitismus boomt. Mal wieder.
Auch in Subkulturen und Bewegungen, die ein emanzipatorisches Selbstbild
kultivieren. Punk oder Techno, Hiphop oder Hardcore, Klimabewegung oder
queere Community: Diverse Szenen im linken Spektrum, die sich sonst auf
der „richtigen Seite“ der Geschichte wähnen, können oder wollen
ihn oft beim besten Willen nicht erkennen.
Mehr noch: Gerade durch den Antisemitismus stilisieren sie sich als „die
Guten“ – durch Songtexte gegen geldgierige Globalisten und die mächtigen
Rothschilds oder Boykottkampagnen gegen den „Kindermörder Israel“.
Antisemitismus vereint. Antirassist*innen landen bei Verschwörungspredigern,
Möchtegern-Antifas bei Rechtsextremen der Grauen Wölfe, Queers
marschieren neben Islamisten.
BDS will nahezu jedes Anliegen für
Israelhass kapern, ob CSD, Klimademos oder Mahnwachen für die
Opfer rechtsterroristischer Anschläge. „Free Palestine“ sei ein feministisches
Thema, stehe für queere Befreiung, bedeute Klimagerechtigkeit oder
Klassenkampf. Judenhass geht auch Underground. Aber das macht ihn nicht
weniger gefährlich. Dieses Buch ist eine Anklage mit anschließender
Diskussion. Kritisch, aber konstruktiv.
Morris, Benny
1948
Der erste arabisch-israelische Krieg
620 S., br., € 30,00
978-3-95565-609-6
In seiner Monografie „1948. Der
erste arabisch-israelische Krieg“ beleuchtet Benny Morris die Hintergründe
und Ereignisse, die zum Ende des Britischen Mandats in Palästina,
zur Zersplitterung der arabisch-palästinensischen Gesellschaft und
schließlich zur Geburt des Staates Israel führten. Im Fokus
der Betrachtung steht dabei die unmittelbare Reaktion auf die Staatsgründung:
der panarabische Angriffskrieg. Morris‘ akribische Auswertung der seit
den 1980er Jahren zugänglichen israelischen und internationalen Archive
ermöglicht einen klaren, dokumentarischen Blick auf die vielfach mythologisierte
Geschichte des Krieges von 1948 und seine politischen wie militärischen
Akteure. Gegen die mithin geschichtsvergessenen und ressentimentgeladenen
Debatten um Israel und Palästina, um Zionismus und Vertreibung liefert
dieses erstmals in deutscher Sprache erscheinende Buch somit die dringend
benötigte historische Aufklärung.
Über jeden Verdacht erhaben?
Antisemitismus in Kunst und Kultur
Herausgegeben vom Institut für Neue Soziale Plastik
e.V.mit Beiträgen von Ronen Steinke | Dmitrij Kapitelman | Mirna Funk
| Ben Salomo | Lena Gorelik | Samuel Salzborn | Max Czollek | Aram Lintzel
| Sharon Adler | Debora Antmann | Leo Fischer | Julia Weinreich | Lars
Fischer | Benno Plassmann | Katharina Stengel | Jyl Brandler | Bettina
Leder | Ramona Ambs | Matthias Naumann | Rebecca Ajnwojner | Martín
Valdés-Stauber | Türkân Kanbiçak, Manfred Levy,
Mirjam Wenzel | Janna Petersen | Tahera Ameer | Julya Rabinowich | Tania
Martini
200 S., br., € 19,90
978-3-95565-464-1
Die nationalsozialistische Vergangenheit
vieler Kulturinstitutionen blieb nach 1945 weitgehend verdrängt, dasselbe
gilt für personelle und ideologische Kontinuitäten in der Kunst.
In der DDR legitimierte die Selbstsicht als antifaschistischer Staat aggressiven
Antizionismus. Trotzdem scheint Antisemitismus in Kunst und Kultur kein
Thema zu sein – außer, wenn es um die Zurückweisung sogenannter
„Antisemitismusvorwürfe“ geht. Wie aber steht es um Antisemitismus
in heutigen künstlerischen und kulturellen Kontexten? In wissenschaftlichen,
journalistischen und persönlichen Texten widmen sich die Autor*innen
des Bandes dem Themenfeld Antisemitismus in Kunst und Kultur sowie den
Leerstellen in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in diesem
Feld. Literarische Texte geben einen Einblick in die Alltäglichkeit
von Antisemitismus, hinterfragen die Erinnerungskultur und verdeutlichen
das große Potenzial künstlerischer Zugänge zu diesen Themen.
Arye Sharuz Shalicar
Der neu-deutsche Antisemit
Gehören Juden heute zu Deutschland? Eine persönliche
Analyse
120 S., br., € 15,00
978-3-95565-271-5
Gerade einmal drei Generationen
sind seit der Shoah vergangen. Deutschland ist heute ein anderes Land.
Die Deutschen haben aus der Vergangenheit gelernt und sich ihrer Verantwortung
für ein „Nie wieder“ gestellt. Ist es wirklich so? Arye Sharuz Shalicar
trifft in seinem Beruf deutsche Spitzenpolitiker, Vertreter von Nichtregierungsorganisationen,
Journalisten, Polizisten, Bundeswehrsoldaten, Akademiker und christliche
Pilgergruppen. Nach unzähligen Gesprächen und Begegnungen gelangt
er zu der bitteren Erkenntnis: Antisemitismus
ist in Deutschland, nicht selten getarnt als „Israel-Kritik“, weiterhin
tief verwurzelt. „Neu-deutsche“ Antisemiten
treten ihm unverhohlen und massenhaft in seinem Blog entgegen. Ihre Kommentare
lassen keinen Zweifel daran: Juden gehören heute nicht selbstverständlich
zu Deutschland.
Inhalt: Muslimischer Antisemitismus - Linksintellektueller Antisemitismus
- Rechtsradikaler Antisemitismus - „Israel-Kritik“ - Philosemitismus -
Christlicher Antisemitismus - Neidkultur
Der
Autor in der Jüdischen Allgemeinen - - Der
Autor als Publizist in der NordWestZeitung - - Der
Tagesspiegel über den Autor
HH:
HENTRICHS HAMBURGENSIEN:
Jüdische
Miniaturen zur Hansestadt Hamburg
Erscheint
Januar 2024:
Ina Lorenz
Carl Melchior
Hamburger Jurist, internationaler
Bankier, Politiker
80 S., 20 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-572-3
Carl Melchior (1871–1933) war
in Hamburg Amtsrichter bis ihn Max Warburg 1902 zum Syndikus des Bankhauses
berief. 1917 wurde er Teilhaber der Bank M.M. WARBURG. 1918
gehörte er zu den Mitbegründern der Deutschen Demokratischen
Partei. 1919 wurde Melchior Hauptdelegierter
bei den Versailler Friedensverhandlungen.
In den 1920er Jahren nahm er maßgeblich an fast allen Konferenzen
über Reparationskosten teil, engagierte sich für eine europäische
Friedensordnung und erwarb sich bei den Alliierten ein hohes Maß
an persönlicher Anerkennung. Ab 1927
vertrat er Deutschland im Völkerbund. Anfang
1933 gründete er den „Zentralausschuss der deutschen Juden für
Hilfe und Aufbau“ mit und übernahm auch dessen Geschäftsführung.
Christian Schölzel,
Albert Ballin
"Ein Schiffsherr ist's... Ein
Kaiser neigt sich vor dem jüdischen Mann..."
80 S., br., € 5,90
9783933471-75-8
Albert Ballin (1857-1919) arbeitete
sich aus kleinen Verhältnissen zu einem der erfolgreichsten Reeeder
des wilhelminischen Deutschlands hoch. Aus
der Hamburger Reederei Hapag machte er ein Weltunternehmen.
Hapag-Schiffe waren vor dem Ersten Weltkrieg die schnellsten und größten
der Erde. Als Jude war Ballin bemüht, den eigenen Glauben, an dem
er hing, nicht öffentlich werden zu lassen; er fürchtete die
negativen Reaktionen von Antisemiten. Sein gewaltiger Erfolg als Unternehmer
wie auch sein Verhandlungsgeschick ermöglichten ihm als einem der
wenigen Juden den Zugang beim antisemitisch gesinnten Kaiser Wilhelm
Ina Lorenz
Lucy Borchardt
Die einzige jüdische Reederin
in der internationalen Schifffahrt
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-528-0
Lucy Borchardt (1877-1969) tritt
1915, als ihr Mann Richard Borchardt zur Kaiserlichen Marine einberufen
wird, in die Geschäftsführung der „Fairplay Dampfschiffs-Reederei“
in Hamburg ein und bleibt auch nach Kriegsende als Prokuristin im Unternehmen
tätig. Nach dem Tod ihres Mannes 1930
leitet sie erfolgreich als alleinige Eigentümerin und gleichzeitig
Geschäftsführerin die Reederei, entwickelt in der NS-Zeit die
Idee einer Seefahrts-Hachschara und rettet damit mindestens 50 jüdische
Jugendliche. Unter massivem Druck des
NS-Regimes handelt sie 1938 einen einzigartigen Deal aus: die Umwandlung
der Fairplay-Reederei in eine „arisierte“ Stiftung privaten Rechts und
die lastenfreie Überführung von drei Schiffen nach London als
ihrem Zufluchtsort. Nach Hamburg wird die auch in London erfolgreich tätige
Reederin zeit ihres Lebens nicht mehr zurückkehren.
Auf
dem Jüdische Friedhof Altona, Königstraße:
Michael Studemund-Halévy
Der Hamburger Portugiesenfriedhof
Ein Weltkulturerbe
150 S., br., € 12,90
978-3-95565-582-2
Wer den Portugiesenfriedhof in
Hamburg-Altona betritt, begibt sich in eine verwirrende Buchstaben- und
Bilderwelt, in ein Freiluftmuseum mit gelehrten
Bibelzitaten und kunstvollen Gedichten, dekorativen Symbolen und biblischen
Bildern, wahren und erfundenen Genealogien,
die ein vergangenes Leben „jüdisch” imaginieren und zu Lese- und Studienmaterial
verewigen.
Die Inschriften, Symbole und biblische Szenen lehren die „Vorbeiziehenden
des Lebens“ nicht nur das Sterben, sondern ermahnen und unterrichten sie,
wie ein Jude leben soll.
Die Toten im „Haus des Lebens“
teilen uns ihre Einstellung zum Tod mit und gewähren uns Einblick
in ihr Leben und die kulturelle Selbstverortung der Juden ihrer Zeit –
und verwandeln so die Kunst des Sterbens in eine Kunst des Lebens.
Michael Studemund-Halévy
Dr. Semuel da Silva gegen Uriel
da Costa
Ein Hamburger Streit um die
Unsterblichkeit der Seele
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-600-3
Der in Schrift und Gegenschrift
ausgefochtene Streit zwischen dem zeitweise in Hamburg lebenden Zuckerhändler
und Religionskritiker Uriel da Costa (1584–1640) und dem Hamburger Arzt
Dr. Semuel da Silva (c.1570–1631) über die Unsterblichkeit der Seele
und die Göttlichkeit des Mündlichen Gesetzes im Judentum sorgte
in den jungen Portugiesengemeinden in Hamburg und Amsterdam für großen
Aufruhr unter den ins normative Judentum zurückkehrenden iberischen
Neuchristen.
Die Schrift des Religionskritikers
wurde eingezogen bzw. verbrannt, ihr Verfasser mit dem Bannfluch (herem)
belegt. Nach dem zweiten öffentlichen Widerruf und einem entwürdigenden
Bußritual (malkut) in der Amsterdamer Synagoge setzte Uriel da Costa
im April 1640 seinem Leben mit der Pistole ein Ende.
Seine dramatische Lebensgeschichte
liegt u. a. dem Theaterstück Uriel Acosta (1847) von Karl Gutzkow
sowie den Romanen
Uriel da Costa oder die Tragödie
der Gesinnung (Josef Kastein, 1932), Ein Gewürm der Erde (Augustina
Bessa-Luís, 1984) und
Die Vertreibung aus der Hölle
(Robert Menasse, 2001) zugrunde.
„Erwartest du mich, wie immer,
vor der Synagoge?“
Queere, jüdische Spuren in homosexuellen Zeitschriften
zwischen 1900 und 1932
208 S., br., € 24,90
978-3-95565-614-0
In der Kaiserzeit und Weimarer
Republik entstand die erste queere Subkultur der Welt und mit ihr eine
diverse Zeitschriftenkultur, die eine nie dagewesene Fülle an queerer
Literatur hervorbrachte. Jüdische Aktivist:innen, Schriftsteller:innen
und Ärzt:innen prägten die homosexuelle Emanzipationsbewegung
maßgeblich. Doch in den queeren Zeitschriften sind direkte Bezüge
zu jüdisch-queerem Leben auffallend selten. Stets von Zensur bedroht,
etablierten sich Codes wie die Farbe Lila, das Veilchen, der Freund und
die Freundin, um tabuisierte und kriminalisierte Liebe zu erzählen.
Auch Bezüge zu Judentum und Jüdischsein entfalteten sich oft
nur in Andeutungen und Symbolen. Mal treten die biblischen Gestalten Esther,
Joseph und Ruth als Vorfahr:innen queerer Lebensentwürfe auf, mal
folgen die Geschichten ihren Protagonist:innen in die Bars, Fabriken und
auch Synagogen der modernen Metropole Berlin.
Die Anthologie versammelt erstmals
eine Bandbreite an Texten aus homosexuellen Zeitschriften, die zwischen
1900 und 1932 erschienen und das Verhältnis von Queerness und Jüdischsein
in den Blick nehmen. Die Geschichten,
Gedichte und Artikel erzählen von Aushandlungsprozessen innerhalb
der Bewegung, von den Bedrohungen durch eine von Homophobie und Antisemitismus
geprägte Gesellschaft, aber immer auch von den utopischen Räumen,
die Literatur zu schaffen vermag.
Das Porträt „Kommerzienrat Philipp Freudenberg“
Nachforschungen zu einem wiederentdeckten
Werk von Max Slevogt
Mit Beiträgen u. a. von Lutz Casper, Gesa Kessemeier,
Hans-Joachim Müller, René Sander
96 S., geb., € 18,00
978-3-95565-619-5
Von der Öffentlichkeit unbemerkt,
taucht unter ungeklärten Umständen Anfang der 1990er Jahre das
„Porträt Kommerzienrat Philipp Freudenberg“ von Max Slevogt unvermittelt
im Kunsthandel wieder auf. Das 1904 geschaffene, in seiner Zeit berühmte
Werk aus der Sammlung der bedeutenden jüdischen Unternehmerfamilie
Freudenberg galt seit der NS-Zeit als verschollen. 1992 wird es zunächst
dem Land Rheinland-Pfalz in stillen Verhandlungen zum Kauf angeboten, bevor
es stattdessen von der dortigen Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) erworben
wird. Hier soll es nach dem Willen der Beteiligten die Sammlung rheinland-pfälzischer
Kunst bereichern sowie dem Landesmuseum Mainz mit seinem Slevogt-Archiv
als Leihgabe zur Verfügung stehen. Über
das wiederentdeckte Gemälde senkt sich stattdessen jedoch ein Mantel
des Verdrängens, des Vergessens und des Schweigens.
Erst nahezu 30 Jahre später,
nachdem die LRP bereits 2008 von der Landesbank Baden-Württemberg
(LBBW) übernommen worden ist, erfährt es die verdiente Aufmerksamkeit.
Im Zuge der drängenden Fragen zu seiner Provenienz und möglichen
Restitutionsansprüchen wird es Gegenstand intensiver Nachforschungen
seitens der Sammlung LBBW. Die akribische Spurensuche verfolgt die Werkgeschichte
seit seiner Entstehung, beleuchtet die Zeitumstände und das teils
tragische Schicksal seiner ursprünglichen Eigentümer in der Vergangenheit.
Quistorp, Denise
Restitution von NS-Raubkunst
Politische Rahmenbedingungen, technische Möglichkeiten,
rechtliche Grundlagen.
Eine Bestandsaufnahme am Beispiel Österreichs und
Deutschlands
160 S., br., € 24,90
978-3-95565-628-7
Am 3. Dezember 1998 unterzeichneten
44 Staaten die Washingtoner Erklärung, eine „verbindliche völkerrechtliche
Verpflichtung“, NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut den ehemaligen
jüdischen Besitzern oder deren Nachfahren zurückzugeben.
Wie sieht der Status quo nach 25 Jahren in Deutschland und Österreich
aus? Neben einigen konkreten Beispielen von Restitutionsverfahren vereint
der Band Statements von Politikern, Rechtsexperten und Museumsleuten aus
beiden Ländern und dient als Bestandsaufnahme, inwieweit die Washingtoner
Übereinkunft bislang in Österreich und Deutschland umgesetzt
werden konnte. Mit Beiträgen u. a. von
Katrin Budde, Vorsitzende des Kulturausschusses des Deutschen Bundestages;
Clemens Jabloner, früherer Vizekanzler der Republik Österreich
und Vorsitzender des Österreichischen Kunstrückgabebeirats; Hannah
Lessing, Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich
für Opfer des Nationalsozialismus; Hans-Jürgen Papier, ehemaliger
Präsident des Bundesverfassungsgerichtes und Vorsitzender der „Beratenden
Kommission“, die sich mit der Rückgabe von NS-verfolgungsbedingt entzogenem
Kulturgut, insbesondere aus jüdischem Besitz, befasst; Rüdiger
Mahlo, Vertreter der Conference on Jewish Material Claims Against Germany
(Claims Conference).
Bertram, Nick
Georg Wilde
Liberaler Rabbiner zu Magdeburg
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-626-3
Georg Wilde (1877–1949) wirkte
über 30 Jahre als letzter Rabbiner von Magdeburg vor dem Zweiten Weltkrieg.
Während
sich die Geschichtsschreibung bisher primär auf seine Tätigkeit
als Feldrabbiner während des Ersten Weltkrieges fokussierte, erweitert
diese Nick Bertram den Blick auf Wilde. Neben seinem Einfluss auf die Synagogen-Gemeinde
Magdeburg, die jüdischen Organisationen in der Provinz Sachsen und
in Preußen sowie reichsweite Vereinigungen liefert Nick Bertram anlässlich
der Fertigstellung der Neuen Synagoge in Magdeburg auch erstmals einen
umfassenden Überblick zu Wildes vielseitigem schriftstellerischen
Erbe.
Gottlieb, Hinko
Der Schlüssel zum großen Tor
Hinko Gottlieb Werke, Band 1, herausgegeben von Marija
Vulesica
Mit einer literaturhistorischen Einführung von Irmela
von der Lühe
176 Seiten, 4 Abb., geb., € 24,90
978-3-95565-613-3
Juli 1941 in einer Zelle des Gestapo-Gefängnisses
in Wien: Der 0berrabbiner von Thessaloniki, der Wiener Rechtsanwalt Dr.
Strauss und der Ich-Erzähler aus Zagreb teilen sich die bereits viel
zu enge Zelle, als an einem Montag der polnische Physiker Dov Tarnopolski
zu ihnen gebracht wird. Tarnopolskis Anwesenheit, seine Worte und Kräfte
stellen ihre Vernunft auf die Probe, fordern ihr Denken, ihre Wahrnehmung
und schließlich die geltenden Naturgesetze heraus. Er „zaubert“ Zigaretten,
Kuchen, einen Hahn, ein Radio hervor, er widersetzt sich den Aufsehern,
und seine Ankunft wirft die Frage nach dem Schlüssel auf, der den
Juden Europas die Freiheit bringen könnte...
Robert von Lucius
Max Tau
Schildknappe der Literatur – Erster
Friedenspreisträger
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-595-2
Max Tau (1897–1976) war einer der
einflussreichsten Gestalten der deutschen wie auch der norwegischen Literaturvermittlung.
Wegbereiter für viele, wie Nelly Sachs, Albert Schweitzer, Nikos Kazantzakis,
Marie-Luise Kaschnitz, Wolfgang Koeppen – und der Versöhnung von Norwegen
und Deutschland. Sein Netzwerk war immens: Thomas Mann, Martin Buber, Erich
Kästner.
Dass nordische und vor allem
norwegische Literatur über Deutschland ihren Weg in die Weltliteratur
fand, war dem jungen Lektor in Berlin beim Verlag Bruno Cassirer zu verdanken,
seinem Gespür für Werte sowie seiner Beharrlichkeit. 1938 musste
er nach Oslo fliehen und 1942 bis 1945 nach Stockholm, wo er einen Exilverlag
gründete. Er wurde vielfach geehrt
und erhielt als Erster den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Joseph Norden
Grundlagen und Ziele des religiös-liberalen
Judentums
156 S., Abb., br., € 18,90
978-3-95565-579-2
Auch 80 Jahre nach seinem Tod im
Ghetto Theresienstadt sind die Texte des Elberfelder Rabbiners Joseph Norden
(1870-1943) bedeutende Dokumente des liberalen Judentums, wie es sich seit
Beginn des 19. Jahrhunderts zu entwickeln begann und bis heute fortlebt.
Wie man die uralte Religion in einer Zeit bahnbrechender Umwälzungen
leben könne, wie man sich als aufgeklärter Jude zum Christentum,
als verfassungstreuer Staatsbürger zum Zionismus und als engagierter
Theologe zur Orthodoxie stellen solle, fragte nicht nur Joseph Norden in
seiner Zeit. Noch heute besitzen diese und andere Themen eine aktuelle
Relevanz.
Joseph Norden
Liebesbriefe an Regina Jonas
Herausgegeben von Elisa Klapheck
200 S., br., € 20,00
978-3-95565-588-4
Im Juli 1939, etwas mehr als ein
halbes Jahr nach den Novemberpogromen, lernte Rabbiner Dr. Joseph Norden
bei seiner Geburtstagsfeier in Hamburg die erste Rabbinerin der Welt, Regina
Jonas, kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Norden,
der stets als liberaler Rabbiner für die Gleichberechtigung der Frau
eingetreten war, schrieb bis zu seiner Deportation nach Theresienstadt
1942 mehr als einhundert Briefe an seine um gut 30 Jahre jüngere rabbinische
Freundin in Berlin. Es ist eine außergewöhnliche
und facettenreiche Liebesbeziehung zweier rabbinischer Persönlichkeiten
im Angesicht der Schoa. Sie bezeugt zugleich eine ganz eigene Weise von
Widerstand. Elisa Klapheck hat bereits mit „Fräulein Rabbiner Jonas.
Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?“ (2000) der ersten Rabbinerin
der Welt ein Denkmal gesetzt. Im Spiegel der Liebesbriefe lernt man weitere
Seiten von Jonas‘ Persönlichkeit ebenso wie der von Norden kennen.
Klapheck hat in diesem Band alle erhalten gebliebenen Briefe und Brieffragmente
Nordens an Jonas ediert und mit einer Einführung versehen.
Dmitrij Belkin
Lew Kopelew
Der Transitmann
98 S., € 9,90
978-3-95565-583-9
Lew Kopelew (1912–1997), Germanist
und Autor, war seit seiner Ausbürgerung
als sowjetischer Dissident im Jahr 1981 bis zu seinem Tod in Köln
einer der populärsten Russen in Deutschland.
Im Mittelpunkt dieser Darstellung steht der jüdische Aspekt seines
Lebens – im ausgehenden Zarenreich, in der Ukraine, in der UdSSR und in
der Bundesrepublik Deutschland. Kopelews Familiengeschichte, sein Umgang
mit jüdischer Tradition, der Zweite Weltkrieg, die Schoa, Erinnerungskultur,
Versöhnungsstrategien, Analysen von Totalitarismen, Antisemitismus,
Israel, jüdische Kontingentflüchtlinge – das sind die zentralen
Themen, die hier mit Hilfe zum großen Teil bisher unbekannter Archivquellen
erzählt werden. Anna Seghers hat Kopelew in ihrer unveröffentlichten
Korrespondenz wiederholt als „Transitmann“ bezeichnet. Sein Leben war geprägt
vom ständigen physischen und kulturellen Unterwegssein sowie von mehreren
gesellschaftlichen, politischen und sprachlichen Transiträumen.
Frank Jacob
Alexander Berkman
Zwischen Gefängnis und
Revolution
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-530-3
Alexander
Berkman (1870–1936) war einer der bekanntesten Anarchisten in den USA,
besonders da er 1892 versucht hatte, einen amerikanischen Großindustriellen
zu ermorden. Für diesen Attentatsversuch verbrachte Berkman schließlich
die nächsten 14 Jahre im Gefängnis, bevor er zusammen mit Emma
Goldman versuchte, die amerikanische Arbeiterschaft für eine revolutionäre
Erhebung zu gewinnen. Als Imperialismus-
und Kriegskritiker wurde er 1917 erneut verhaftet und 1919 nach Sowjetrussland
abgeschoben.
Nach einem politischen Streit
und dem Zerwürfnis mit führenden Bolschewiki wurde Berkman zu
einem staatenlosen Anarchisten, der sich in vielen Schriften der Russischen
Revolution und revolutionären Fragen sowie der Theoretisierung des
Anarchismus widmete. Das ereignisreiche Leben Berkmans zwischen Gefängnis
und Revolution wird in dieser „Jüdischen Miniatur“ nachgezeichnet.
Alfred Etzold
Johann Hoeniger
Privatarchitekt und Gemeindebaumeister
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-493-1
Johannes (Johann) Hoeniger, 1851
in Zülz in Oberschlesien geboren, übernahm im Jahr 1881 den Posten
des Baumeisters der Berliner Jüdischen
Gemeinde. Diese Stellung war relativ gering
besoldet. Deshalb gründete er neben seiner Tätigkeit bei der
Gemeinde eine eigene Architekturfirma. Viele Bauten seiner Gemeinde sind
mit dem Namen Hoenigers verbunden. Auch einige wenige Grabstätten
auf dem Weißenseer Friedhof stammen von ihm. Hoeniger selbst starb
1913 und ist auf dem Friedhof der Jüdischen Gemeinde in Weißensee
beigesetzt.
Thilo Scholle
Hermann Heller
Begründer des sozialen
Rechtsstaats
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-531-0
Hermann Heller (1891–1933) gehört
zu den herausragenden demokratischen Juristen der Weimarer Republik. Als
Mitglied der SPD mischte er sich aktiv in die öffentlichen Auseinandersetzungen
der Zeit ein. Seine Theorie eines „sozialen
Rechtsstaats“ inspirierte die Verfassungsdiskussion in der Bundesrepublik
nach dem Ende der NS-Herrschaft. Heller, als Jude und Sozialist verfolgt,
starb 1933 im Exil in Spanien.
Daniela Philippi /Stefana Sabin
Bernhard Sekles
Musikpädagoge und Komponist
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-597-6
Bernhard Sekles wurde am 20. März
1872 in Frankfurt am Main geboren. Er besuchte die jüdische Schule
und studierte ab 1888 am Hoch’schen Konservatorium
in Frankfurt. Nach kurzen Engagements an den Theatern in Heidelberg und
Mainz kehrte er als Lehrer ans Hoch‘sche Konservatorium zurück und
wurde 1923 dessen Direktor. Indem er neue
Studienfächer einrichtete und progressive pädagogische Methoden
einführte, trug Sekles maßgeblich zum Renommee des Konservatoriums
bei. Darüber hinaus komponierte er Lieder, Kammermusik, Orchester-
und Bühnenwerke. Im Zuge der nationalsozialistischen Gleichschaltung
der Kulturinstitutionen in Frankfurt wurde er seines Dienstes suspendiert
und seine Musik verboten. Sekles starb in einem jüdischen Altersheim
am 8. Dezember 1934.
Nolte, Stephan Heinrich
Moritz Coschell
Ein vergessener Maler
100 S., br., € 12,90
978-3-95565-596-9
Moritz Coschell (1872–1943) war
ein österreichischer Gesellschaftsmaler und Illustrator. Er studierte
an der Staatsgewerbeschule und an der Akademie der Bildenden Künste
in Wien. Ab 1900 war er in Berlin ansässig,
wo er sich schnell als Maler und Illustrator etablierte. Während des
Ersten Weltkriegs machte er sich einen Namen als Kriegsmaler, zuletzt im
Range eines Hauptmanns in der Kunstgruppe des k. u. k. Kriegspressequartiers.
1919 konvertierte er zum Protestantismus. Wegen
seiner jüdischen Abstammung wurde ihm 1933 die Mitgliedschaft in Künstlerverbänden
sowie die Berufserlaubnis entzogen. Coschell
floh nach Wien, wo er erneut erfolgreich ein Atelier unterhalten konnte.
Nach dem Anschluss Österreichs 1938 verhinderte zwar seine Kriegsteilnahme
seine Deportation, das Überleben in Wien wurde aber zusehends schwieriger.
Seine Emigrationsbemühungen blieben trotz hochrangiger Bekanntschaften
erfolglos. Schwer erkrankt starb er mittellos und vereinsamt 1943 in einem
provisorisch eingerichteten jüdischen Krankenhaus in der ehemaligen
Talmud-Tora-Schule in Wien.
Reinhard Kahle /Giovanni Sommaruga
Paul Bernays
Eine Schlüsselfigur der Logik
und Grundlagen der Mathematik
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-598-3
Paul Bernays (1888–1977) gehörte
einer bekannten deutsch-jüdischen Familie an, die auf den Hamburger
Oberrabbiner Isaak Bernays (1792–1848) zurückgeht. Als
Mitarbeiter von David Hilbert, einem der bedeutendsten Mathematiker seiner
Zeit, leistete er grundlegende Beiträge zur mathematischen Logik.
Da er die schweizerische Staatsbürgerschaft besaß, konnte er
nach seiner Entlassung 1933 in Göttingen Zuflucht in Zürich finden.
Dieser Band zeichnet Bernays' Leben nach, das neben der Mathematik und
Logik auch von Musik und Philosophie geprägt war. Seine wissenschaftliche
Karriere steht exemplarisch für die Wirrungen des 20. Jahrhunderts.
Die Bescheidenheit, Freundlichkeit und Menschlichkeit von Paul Bernays
bilden dagegen einen eklatanten Kontrast zu seiner Zeit.
Robert Zimmer
Paul Rée
Philosoph – Arzt – Humanist
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-574-7
Paul Rée, philosophischer
Aufklärer und Humanist, blieb in der zeitgenössischen deutschen
Philosophie ein Außenseiter. Von der französischen Moralistik,
dem britischen Empirismus und der Evolutionstheorie gleichermaßen
beeinflusst, ist er ein Vorläufer einer wissenschaftsorientierten
Philosophie der Moderne, der bis heute nicht die verdiente Würdigung
erfahren hat.
Dieser Band geht nicht nur auf
seine gescheiterte akademische Karriere und sein bisher wenig beachtetes
philosophisches Werk, sondern auch auf seine kurzeitige, aber produktive
Beziehung zu Friedrich Nietzsche sowie auf seine unglückliche Liebe
zu Lou Salomé ein. Gewürdigt
wird auch der engagierte Menschenfreund: Mit 36 Jahren ließ Rée
sich zum Arzt ausbilden und leistete den Menschen seiner Umgebung unentgeltliche
medizinische und humanitäre Hilfe.
Carsten Schmidt
Bittersweet
Jüdisches Leben im Roten Wedding
1871–1929
120 S., br., € 16,90
978-3-95565-590-7
Fabriken, Straßenkämpfe,
miserable Wohnungen – das war der Wedding der Gründerzeit. Berlin
hatte um 1900 zwar die meisten jüdischen Einwohner, aber die Wenigsten
lebten im Wedding. Und kaum etwas ist über die zaghaften Anfänge
bekannt.
Die Digitalisierung jüdischer
Tageszeitungen sowie weiterer Dokumente macht es erstmals möglich,
die spannende Historie vom Aufbruch über die Blüte bis zum Niedergang
zu rekonstruieren. Im Vergleich zu den
bekannten jüdischen Vierteln im Zentrum oder Westen Berlins entsteht
in diesem Buch ein überraschend anderes Porträt jüdischen
Lebens. Carsten Schmidt führt seine
Leserinnen und Leser durch die Straßen des Weddings, betrachtet einzelne
Gebäude und verweilt an bedeutungsvollen Plätzen. Wir lernen
den Alltag engagierter Rabbiner, die Kraft jüdischer Frauen und die
Ideen mutiger Geschäftsleute kennen. Der Zeitzeuge Israel Alexander
erinnert sich an seine Kindheit. Stets
wird deutlich, dass große Hoffnung, unendliche Hilfsbereitschaft
und tiefe Verzweiflung das jüdische Leben im Arbeiterbezirk geprägt
haben.
Ilse Weber
„Es war einmal, es ist noch
gar nicht lange her“
Erzählungen für Kinder
1927–1936
280 S., br., € 22,00
978-3-95565-589-1
Biographie, Werk und Rezeption
der im böhmischen Witkowitz (heute: Vítkovice/Ostrava, Tschechien)
geborenen Schriftstellerin, Journalistin und Musikerin Ilse Weber (1903–1944)
sind unauslöschlich mit der Schoa verbunden, deren Opfer sie wurde.
Während Webers in Theresienstadt entstandenen und aufgeführten
Lieder posthum Bekanntheit erlangten, waren ihre unter dem Mädchennamen
Herlinger bereits 1928 und 1929 veröffentlichten
Bücher „Jüdische Kindermärchen“ und „Die Geschichten um
Mendel Rosenbusch“ sowie der 1936 erschienene Erzählungsband „Das
Trittrollerwettrennen“ lange vergriffen
und vergessen. Dabei sind sie bedeutende Zeugnisse der deutschsprachig-jüdischen
Kinderliteratur und richten sich als verschlüsselte Botschaften eines
unlösbaren Identitätskonflikts heute vor allem an eine erwachsene,
historisch und literarisch interessierte Leserschaft. Die
drei Bücher werden hier erstmals gemeinsam in einem Band
und ergänzt durch eine biographische Einleitung des Herausgebers sowie
ein Nachwort der Augsburger Literaturwissenschaftlerin Theresia Dingelmaier
wiederveröffentlicht.
Michael Studemund-Halévy
Der Hamburger Portugiesenfriedhof
Ein Weltkulturerbe
150 S., br., € 12,90
978-3-95565-582-2
Wer den Portugiesenfriedhof in
Hamburg-Altona betritt, begibt sich in eine verwirrende Buchstaben- und
Bilderwelt, in ein Freiluftmuseum mit gelehrten
Bibelzitaten und kunstvollen Gedichten, dekorativen Symbolen und biblischen
Bildern, wahren und erfundenen Genealogien, die ein vergangenes Leben „jüdisch”
imaginieren und zu Lese- und Studienmaterial verewigen.
Die Namen der Verstorbenen erinnern und sprechen für die Toten, einzeln
und im Kollektiv. Inschriften, Symbole und biblische Szenen lehren die
„Vorbeiziehenden des Lebens“ nicht nur das Sterben, sondern ermahnen und
unterrichten sie, wie ein Jude leben soll. Die Toten im „Haus des Lebens“
teilen uns ihre Einstellung zum Tod mit und gewähren uns Einblick
in ihr Leben und die kulturelle Selbstverortung der Juden ihrer Zeit –
und verwandeln so die Kunst des Sterbens in eine Kunst des Lebens.
Michael Studemund-Halévy
Dr. Semuel da Silva gegen Uriel
da Costa
Ein Hamburger Streit um die
Unsterblichkeit der Seele
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-600-3
Der in Schrift und Gegenschrift
ausgefochtene Streit zwischen dem zeitweise in Hamburg lebenden Zuckerhändler
und Religionskritiker Uriel da Costa (1584–1640) und dem Hamburger Arzt
Dr. Semuel da Silva (c.1570–1631) über die Unsterblichkeit der Seele
und die Göttlichkeit des Mündlichen Gesetzes im Judentum sorgte
in den jungen Portugiesengemeinden in Hamburg und Amsterdam für großen
Aufruhr unter den ins normative Judentum zurückkehrenden iberischen
Neuchristen.
Die Schrift des Religionskritikers
wurde eingezogen bzw. verbrannt, ihr Verfasser mit dem Bannfluch (herem)
belegt. Nach dem zweiten öffentlichen Widerruf und einem entwürdigenden
Bußritual (malkut) in der Amsterdamer Synagoge setzte Uriel da Costa
im April 1640 seinem Leben mit der Pistole ein Ende.
Seine dramatische Lebensgeschichte liegt u. a. dem Theaterstück Uriel
Acosta (1847) von Karl Gutzkow sowie den Romanen Uriel da Costa oder die
Tragödie der Gesinnung (Josef Kastein, 1932), Ein Gewürm der
Erde (Augustina Bessa-Luís, 1984) und Die Vertreibung aus der Hölle
(Robert Menasse, 2001) zugrunde.
Flucht und Engagement
Jüdische und muslimische Perspektiven
144 S., br., € 12,90
978-3-95565-581-5
Ausgelöst durch politische
Umwälzungen, Kriege und Vertreibungen kamen während der vergangenen
30 Jahre Millionen Menschen – Muslime, Christen und Juden – nach Deutschland.
Das
erste Buch der neu formierten „Denkfabrik Schalom Aleikum“
beleuchtet den Prozess des Ankommens aus einer bislang wenig eingenommenen
Perspektive: Es beschreibt und analysiert das Engagement jüdischer
und muslimischer Gemeinschaften für Geflüchtete zwischen 2015
und 2022. Es versammelt Expertinnen und Experten, die sich wissenschaftlich
oder praktisch mit dem Thema auseinandersetzen. Juden und Muslime haben
bei der Aufnahme und Eingliederung geflüchteter Menschen wertvolles
Knowhow eingebracht und generiert. Der vorliegende Band der Denkfabrik
formuliert daraus erste relevante Impulse für Gesellschaft und Politik.
Klaus Grammel
Fischele
Eine Liebe im Getto von Wilna
176 S., br., € 22,00
978-3-95565-591-4
Er gab ihr seine Jacke, spätabends
am 6. September 1941, in einem zugigen, von verzweifelten Menschen vollgestopften
Treppenhaus im Getto von Wilna. Alex, der Lisa bis dahin noch nie gesehen
hatte, tat dies, obwohl er nur noch an sich selbst denken wollte. Welch‘
eine ungeheure Kraft diese kleine Geste für sie beide in sich barg,
ist ihnen äußerlich nicht anzumerken. Sie veränderte sein
Leben wie auch ihres. Noch Jahrzehnte später, als er im Sterben lag,
dachte er an dieses vermeintlich unbedeutende Erlebnis zurück. So
begann die Liebe zweier junger Menschen in einer grausamen, durch und durch
lebensfeindlichen Welt. Als Juden waren sie von den Nationalsozialisten
dazu bestimmt worden, ermordet zu werden. Welchen Sinn macht die Liebe
in der Hölle? Alex hat diese, seine wahre Geschichte Klaus Grammel
erzählt und ihm das Versprechen abgenommen, sie niederzuschreiben.
Benjamin Kuntz /Harro
Jenss
Julius Morgenroth
Bakteriologe – Immunologe –
Mitbegründer
der Chemotherapie
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-599-0
Julius Morgenroth (1871–1924) hat
sich als Bakteriologe, Immunologe und Mitbegründer der antibakteriellen
Therapie große Verdienste erworben. Nach dem Medizinstudium arbeitete
er als Assistenzarzt bei Paul Ehrlich – seit 1897 am kurz zuvor in Berlin-Steglitz
gegründeten Institut für Serumforschung und Serumprüfung,
seit 1899 am Institut für experimentelle Therapie in Frankfurt am
Main. Von 1906 bis 1919 war Morgenroth Direktor der Bakteriologischen Abteilung
des Pathologischen Instituts der Charité, bevor er die Leitung der
neu eingerichteten Abteilung für Chemotherapie am Robert Koch-Institut
übernahm. Morgenroth forschte auf dem Gebiet der von ihm mitentwickelten
Immunitätslehre und trug wesentlich dazu bei, den Wirkmechanismus
der Antitoxine zu entschlüsseln. Bahnbrechend war der von ihm und
seinen Mitarbeitenden erbrachte Nachweis, dass Bakterieninfektionen der
Chemotherapie zugänglich sind. Wiederholt
für den Nobelpreis vorgeschlagen, verhinderte vermutlich sein früher
Tod mit 53 Jahren, dass ihm diese Auszeichnung zuteilwurde.
Felix Kaufmann
Meine Memoiren 1885–1935
Ein Bankiersleben
136 S., br., € 19,90
978-3-95565-593-8
„Mögen diese meine Memoiren
dazu dienen oder dazu beitragen, zum Wenigsten etwas daraus zu lernen.
Möge in’s Besondere die Lehre daraus gezogen werden, daß nur
dann ein Leben voller Arbeit, Kummer und Sorgen als lebens- und erstrebenswert
anzusehen ist, wenn stets & ständig und in jeder Beziehung, kurz
gesagt: ,anständig & correct‘ gehandelt, gestrebt und gelebt wird.
Dann wird man auch erkennen und verstehen, daß der Kampf im &
mit dem Leben bei den vielseitigen Enttäuschungen & Gefahren,
denen jeder Einzelne, der eine mehr, der andere weniger, ausgesetzt ist,
nur dann in Ehren und mit Erfolg aufgenommen werden kann, wenn in allem
Tun und Lassen als felsenfester Grundsatz gilt und befolgt wird: ,Tue
Recht & scheue Niemand‘!“
Felix Kaufmann wurde 1867 in Lutzerath
im heutigen Kreis Cochem-Zell geboren. Seine Eltern, Benedikt Kaufmann
und Adelheid geborene Ullmann, hatten insgesamt sechs Kinder. Die Profession
des Vaters wird, wie damals bei Juden üblich, mit Kaufmann angegeben.
In seinen Memoiren beschreibt Felix Kaufmann seine Geschichte als „Banquier“
von 1885 bis 1935. Relativ wenig geht er dabei auf Privates und Politisches
ein. Er war verheiratet mit Johanna „Jenny“ Frank. Ihre Kinder waren Dorothea
und Hans. Während Felix und Jenny 1942 in Theresienstadt starben,
gelang Hans die Emigration über Luxemburg, England und Kuba nach Amerika,
ebenso seiner Schwester Dorothea mit ihrem Mann Arnold Kahn und dem gemeinsamen
Kind Werner, dem der Großvater auf den letzten Seiten seiner Memoiren
seine Lebensmaxime mit auf den Weg gibt.
Jürgen Nitsche,
Venus – Goldfisch – Juvena
Wie jüdische Unternehmer
aus Chemnitz und Umgebung
die Welt der Bademode eroberten
210 S., br., € 24,90
978-3-95565-584-6
Juvena, Venus, Goldfisch – die
Geschichte der Bademode wurde maßgeblich in Chemnitz geschrieben.
Zahlreiche Pioniere der Bademodenindustrie kamen aus Chemnitz und Umgebung
und erlangten mit ihren Marken und ihren Werbekampagnen deutschlandweite
Bekanntheit. Viele dieser Unternehmen gehörten jüdischen Familien.
Dieses Buch begibt sich auf die Spuren ihrer Mode, ihrer Firmen und der
Badekultur in Chemnitz und der Region.
Im Mittelpunkt stehen dabei
die jüdischen Unternehmerfamilien Goeritz, Fischer und Franck, die
mit ihren Schutzmarken „Venus“, „Goldfisch“ und „Juvena“ die Welt der Bademode
in Deutschland und darüber hinaus eroberten. Sie waren oftmals ihrer
Zeit voraus, indem sie frühzeitig auf moderne Werbung setzten. So
gewannen die Brüder Goeritz namhafte Reklamekünstler (z.
B. Walter Trier),
Maler (z. B. Joseph Oppenheimer),
Schriftsteller (z. B. Joachim Ringelnatz)
und Fotografen, um ihre Waren landesweit bekannt zu machen. Die
Familie Franck setzte auf Preisrätsel und warb mit prominenten Persönlichkeiten,
wie z. B. Leni Riefenstahl, und bekannten Models für ihre Mode. Jürgen
Nitsche legt mit diesem Buch ein bislang weitgehend verschüttetes
und zugleich schillerndes Kapitel der frei und bewahrt es vor dem
Vergessen.
Nora Goldenbogen
Seit ich weiß, dass Du lebst
Liebe und Widerstand in finsteren
Zeiten
184 S., 40 Abb., geb., €
24,00
978-3-95565-553-2
Es war am Neujahrstag 1934.
Mutter stand nachmittags an einer Metrostation in Paris und wartete ungeduldig
darauf, dass der junge deutsche Emigrant auftauchen wurde, den sie in der
vergangenen Nacht, der Silvesternacht 1933, auf einem Ball der illegalen
Kommunistischen Partei Rumaniens kennengelernt hatte.
Er hatte ihr sofort gefallen, und sie verabredeten sich fur den nachsten
Tag. Mutter wartete – so die ubereinstimmende Erzahlung meiner Eltern –
drei Stunden in der Januarkalte. Erst danach tauchte Vater aufgeregt auf
und entschuldigte sein Zuspatkommen damit, dass er sich im Datum geirrt
habe. Erst seine Kameraden, politische Emigranten wie er und ebenfalls
Gäste des Silvesterballs hatten ihn daran erinnert, dass er sich doch
schon fur den 1. Januar verabredet habe und nicht erst fur einen Tag spater.
Immer wenn beide spater diese Geschichte erzahlten, konnte man auf Vaters
Nachsatz warten: „Und ich habe mir damals gedacht, eine Frau, die drei
Stunden in der Kälte auf mich wartet, die ist etwas Besonderes, die
muss ich festhalten.“ Damals begann die gemeinsame Lebensgeschichte meiner
Eltern.
Nora Goldenbogen, geboren 1949 in Dresden, Diplomlehrerin
und promovierte Historikerin, Gründungsmitglied und spater Leiterin
von HATiKVA – Bildungs- und Begegnungsstatte fur judische Geschichte und
Kultur Sachsen e. V., langjährige Vorsitzende der Judischen Gemeinde
zu Dresden und gegenwärtig des Landesverbandes Sachsen der Judischen
Gemeinden, zahlreiche Veroffentlichungen. Nora Goldenbogen lebt in Dresden.
Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und einen Enkel.
Clara Hepner
Jüdische Märchendichterin
- Ein Lesebuch
Herausgegeben und kommentiert von Alex Jacobowitz mit
einem Beitrag von Gabriele von Glasenapp
180 S., zahlr. Farb-Abb., geb. € 24,00
978-3-95565-543-3
Clara Hepner offenbarte ihr erzählerisches
Talent erst spät im Leben. 1860 als Clara Freund in Görlitz geboren
– die älteste Tochter des dortigen Rabbiners – veröffentlichte
sie erfolgreich erste Geschichten und Gedichte nach ihrem Umzug nach München
1903, bereits in ihren Vierzigern. Umgeben von bedeutenden Autoren wie
Thomas Mann, Hermann Hesse und Erich Mühsam erschienen ihre Texte
in wichtigen Magazinen wie „Jugend“ und „Die Lese“. Ihr
Stern strahlte am hellsten während der Weimarer Republik, mit Geschichten
für Kinder und Jugendliche, Tiergeschichten oder Adaptionen klassischer
Werke, von denen insgesamt über eine halbe Million Exemplare verkauft
wurden. Nach der Machtübernahme der
Nationalsozialisten, und durch deren zunehmenden antisemitischen Druck
auf die Verleger, verschwanden ihre Werke vom deutschen Markt. Kurz vor
Kriegsausbruch 1939 in den Selbstmord getrieben, geriet sie weitgehend
in Vergessenheit. Alex Jacobowitz erweckt die jüdische Schriftstellerin
und ihr Werk wieder zum Leben.
Adi Schwartz, Einat Wilf
Der Kampf um Rückkehr
Wie die westliche Nachsicht
für den palästinensischen Traum den Frieden behindert hat
288 S., br., € 24,90
978-3-95565-551-8
1948 wurden 700 000 Palästinenser
durch den ersten arabisch-israelischen Krieg aus ihren Häusern vertrieben.
Mehr als 70 Jahre später sind die meisten ihrer Häuser längst
verschwunden, aber Millionen ihrer Nachkommen sind immer noch als Flüchtlinge
registriert, viele leben in Flüchtlingslagern. Diese
Gruppe blieb im Gegensatz zu unzähligen anderen, die nach dem Zweiten
Weltkrieg und anderen Konflikten vertrieben wurden, staatenlos und forderte,
sich im Staat Israel niederzulassen. Ihr
Glaube an ein „Rückkehrrecht“ ist eines der größten Hindernisse
für eine erfolgreiche Diplomatie und einen dauerhaften Frieden in
der Region.
Jungle World: „Die Argumentation des Buchs
ist bestechend einfach und überzeugend. Wer sich länger mit dem
Nahen Osten beschäftigt, hat vieles davon schon mal gelesen. Aber
Wilf und Schwartz schaffen es, aus all dem ein klares Bild zu zeichnen
und ebenso klare Lösungen zu formulieren.“
Aliza Vitis-Shomron
Jugend in Flammen
Widerstand und Überlebenskampf
eines jungen Mädchens im Warschauer Ghetto
272 S., 35 Abb., br., € 24,90
978-3-95565-554-9
Aliza Vitis-Shomron, 1928 in Warschau
als Tochter einer judischen Familie geboren, verliert wahrend der Nazi-Herrschaft
fast ihre gesamte Familie. Bei der judischen Jugendbewegung Hashomer Hatzair
schöpft sie Hoffnung. Zu jung, um am bewaffneten Kampf teilnehmen
zu konnen, ist sie doch gerade alt genug, um schriftlich uber das Erlebte
Zeugnis abzulegen. Auf Papierresten notiert sie, wie ihre Familie und ihre
Freunde im Warschauer Ghetto ums Uberleben kampfen. „Jugend
in Flammen“ erzählt den Holocaust aus der Perspektive eines im Untergrund
aktiven Mädchens und die Erfahrungen einer jungen Frau, die dem Konzentrationslager
Bergen-Belsen entkommt, aus dem „gestrandeten Zug“ in der Nahe von Farsleben
(im heutigen Sachsen-Anhalt) befreit wird und nach Kriegsende in Israel
einen Neuanfang wagt. Ihre Geschichte
zu erzählen ist und bleibt ihr Vermächtnis. HOLOCAUST Aliza Vitis-Shomron,
geboren 1928 in Warschau als Liza Melamed, wird als junges Mädchen
Mitglied bei Hashomer Hatzair, entkommt kurz vor Ausbruch des Aufstands
dem Ghetto, überlebt das KZ Bergen-Belsen und landet schlieslich 17-jährig
in Israel, wo sie Mitglied eines Kibbuz wird, Psychologie und Pädagogik
studiert, heiratet und eine Familie gründet. 2002 veröffentlicht
sie ihre Memoiren.
Arye Sharuz Shalicar
Schalom Habibi
Zeitenwende für jüdisch-muslimische
Freundschaft und Frieden
144 S., 20 Abb., br., €
18,00
978-3-95565-552-5
Von der deutschen Öffentlichkeit
weitgehend unbemerkt, vollzieht sich gerade eine fundamentale Zeitenwende
in den Beziehungen zwischen Israel und einer Reihe arabischer und muslimischer
Staaten, von den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und Aserbaidschan
über Marokko, dem Sudan und Kurdistan bis hin zum Oman und Saudi-Arabien,
und darüber hinaus.
Arye Sharuz Shalicar beleuchtet
aus persönlicher Perspektive und Erfahrung diesen historischen Neuanfang
zwischen "Kaltem Krieg" und echter Freundschaft. Und er blickt dabei auch
„unter den Teppich“ dieser Beziehungen. Er vermittelt das Gefühl,
wie schwierig es ist, sowohl individuell als auch staatlich, die Vergangenheit
hinter sich zu lassen und den Weg zu neuen jüdisch-muslimischen Freundschaften
zu gehen, der abseits negativer Berichterstattung aber viele positive Entwicklungen
aufweist, die jedoch kaum zur Geltung kommen, da der Fokus nach wie vor
auf den sogenannten Nahostkonflikt gerichtet ist. „Schalom Habibi“ ist
das erste deutschsprachige Buch, verfasst von einem Deutsch-Israeli, das
aus erster Hand über die neuen jüdisch-muslimischen bzw. israelisch-arabischen
Beziehungen berichtet.
Buch
zur Wanderausstellung:
Elena Solominski
Helfen bedeutet leben
Jacob Teitel und der Verband russischer
Juden in Deutschland (1920–1935)
Deutsch/Russisch
168 S., 120 Abb., br., €
19,90
978-3-95565-548-8
Jacob Lwowitsch Teitel (1850–1939)
war der einzige wirkliche Staatsrat (Oberkammerherr) jüdischen Glauben
im Russischen Zarenreich. Über 37 Jahre wirkte er als Untersuchungs-
und Bezirksrichter. Wachsender Antisemitismus zwang ihn, sein Amt niederzulegen.
1921 wanderte er nach Deutschland aus und lebte bis 1933 in Berlin, wo
er als Vorsitzender des „Verbandes russischer Juden in Deutschland“ für
die Rechte der Juden und ihr Einleben im Exil eintrat. Der Verband wurde
1935 unter dem Druck der Nationalsozialisten aufgelöst, war jedoch
noch bis 1939 illegal tätig, gab Hilfestellung bei der Beschaffung
von Arbeitsmöglichkeiten, ärztliche, rechtliche und soziale Unterstützung
für Bedürftige, Schulungen und Sprachkurse und veranstaltete
Vorträge, Tanztreffen und Diskussionsrunden. Rabbiner Leo Baeck, Albert
Einstein, James Simon, Paul Nathan, Arnold Zweig sowie zahlreiche weitere
Vertreter des deutschen Judentums unterstützten ihn. Teitel gründete
außerdem die Weltvereinigung „Kinder-Freunde “, in der er Kinder
verschiedener sozialer Gruppen zusammenbrachte. Die Jacob-Teitel-Mittelstandküche
bestand als Treffpunkt der Juden in Berlin bis zur Auflösung der Gemeinde.
Im Pariser Exil gründete Teitel für die russischen Juden, die
noch nicht aus Deutschland geflohen waren, das Komitee zur Hilfe russischer
Juden in Deutschland, das für viele lebensrettend wurde. 1938 reiste
er als Vertreter der russischen Juden in Europa zur Flüchtlingskonferenz
von Évian, die er resigniert und desillusioniert verließ.
Simon Dubnow nannte Jacob Teitel den „Exilarch der russischen Kolonie in
Berlin“.
Julius H. Schoeps
Wem gehört Picassos „Madame
Soler“?
Der Umgang des Freistaates Bayern
mit einem spektakulären NS-Raubkunstfall
168 S., zahlr. Abb., br., € 24,90
978-3-95565-538-9
Selten hat sich ein deutsches Bundesland
bei der Bearbeitung eines Raubkunstfalls so schwergetan wie der Freistaat
Bayern im Falle der „Madame Soler“. Der Bankier und Kunstsammler Paul von
Mendelssohn-Bartholdy hatte sich in den Anfängen des
NS-Regimes von diesem Gemälde
und anderen Picasso-Werken trennen müssen. Zum einen weigert
der Freistaat sich, das Gemälde, das er für die „Bayerischen
Staatsgemäldesammlungen“ 1964 unter mysteriösen Umständen
erworben hat, der
Erbengemeinschaft Mendelssohn-Bartholdy
zu restituieren. Zum anderen lehnt er
auch, was mittlerweile der eigentliche Skandal ist, eine Prüfung des
Falles durch die „Beratende Kommission“ (Limbach-Kommission) ab, welche
seit 2003 existiert und in Konfliktfällen vermitteln soll. Julius
H. Schoeps ist Historiker und Politikwissenschaftler. Studium der Geschichte,
Geistesgeschichte, Politik- und Theaterwissenschaft in Erlangen und Berlin.
1974–1991 Professor fur Politische Wissenschaft und Direktor des Salomon
Ludwig Steinheim-Instituts fur deutsch-judische Geschichte an der Universitat
Duisburg; 1991–2007 Professor fur Neuere Geschichte (Schwerpunkt deutsch-judische
Geschichte) an der Universitat Potsdam; zahlreiche Gastprofessuren in den
USA, Israel, Grosbritannien und weiteren europäischen Ländern.
1993–1997 Gründungsdirektor des Jüdischen Museums der Stadt Wien.
Gründungsdirektor des Moses Mendelssohn Zentrums fur europäisch-jüdische
Studien an der Universität Potsdam.
Ruben Gerczikow, Monty Ott
„Wir lassen uns nicht unterkriegen“
Junge jüdische Politik
in Deutschland
Mit einem Vorwort von Remko Leemhuis und einem Nachwort
von Felix Klein
180 S., br., € 22,00
978-3-95565-557-0
Viele junge Jüdinnen:Juden
haben sich der Vergangenheit in bemerkenswerter Weise in gesellschaftspolitischen
Diskursen zu Wort gemeldet. Mindestens 25 000 von ihnen sind im Alter zwischen
18 und 35 Jahren. Ihr Auftreten ist angesichts der virulenten Bedrohung
des Antisemitismus alles andere als selbstverständlich. Doch wer sind
diese jungen Menschen, die sich zu Wort melden? Was treibt sie an? Wie
steht ihr politisches Engagement im Zusammenhang mit ihrer jüdischen
Identität? Diesen Fragen gehen Ruben Gerczikow und Monty Ott nach.
Mit
ihren Reportagen tragen sie ein Kaleidoskop jüdischer Identitäten
zusammen, das im Widerspruch zu der erinnerungskulturellen Festschreibung
von Judinnen:Juden als passive Opfer steht.
Die einzelnen Kapitel beleuchten, wie junge Jüdinnen:Juden in unterschiedlichsten
gesellschaftlichen Spharen Raume erkampfen. Sie erzählen davon, wie
eine junge Generation von Jüdinnen:Juden ein neues Selbstbewusstsein
entwickelt, durch das sie Handlungsmacht in dieser Gesellschaft besitzen.
Elisabeth Trautwein-Heymann
„Vom Paradies ein goldner Schein“
Durch Kinderaugen: Musik und Menschen im Hause Werner
Richard Heymann
Mit einem autobiographischen Prolog von Werner Richard
Heymann
88 S., 25 Abb., br., € 15,00
978-3-95565-561-7
Als Kind erlebte die Autorin Hans
Albers, Lilian Harvey, Walter Mehring, Erich Wolfgang Korngold und viele
andere Freunde ihres Vaters Werner Richard Heymann (1896–1961). Diese Künstler
– und nicht zuletzt den liebenden und liebenswerten Vater selbst – lernen
wir aus der überraschenden Perspektive des kleinen Mädchens neu
kennen. Sie gibt auch Einblicke in die „Normalität“ einer jüdischen
Künstlerfamilie nach dem Zweiten Weltkrieg. Zehn
Jahre hatte er noch zu leben, als der vielseitige Komponist und Schöpfer
unvergesslicher Melodien wie „Das gibt’s nur einmal“ oder „Irgendwo auf
der Welt“ 1951 aus dem Exil in Hollywood nach Deutschland zurückkehrte.
Er
lernte seine vierte Frau kennen und bekam sein erstes und einziges Kind,
Elisabeth. Sie sagt: „Ich habe das Geschenk eines guten Gedächtnisses.
Ich fühlte, ich muss mir alles merken, dann kann es mir nicht mehr
genommen werden.“ Im Prolog des Buches stellt Heymann sein Leben und Werk
in der erstmals veröffentlichten „Autobiographie im Telegrammstil“
vor. Elisabeth Trautwein-Heymann, 1952 als Tochter von Werner
Richard Heymann in Salzburg geboren. Studium: Musik (Klavier, Flöte
und Schlagzeug), Theatertanz und Tanzerziehung, Diplom an der Musikhochschule
Mozarteum in Salzburg. Weitere Studien: Pädagogik und Psychologie
an der Universität Salzburg. Zusätzliche Ausbildungen: Massage,
Heilpraktikerin, Reiki Meister Lehrerin. Auftritte als Tänzerin in
Paris, Salzburg und Stuttgart. Arbeitete als Tanzpädagogin, Tanztherapeutin
und Gesundheitsberaterin in Salzburg. Ab 1998 in Berlin, widmet sich verstärkt
Musik, Interpretation und Aufführungen des Heymannschen Werks. Lebt
seit 2015 in Berlin und Salzburg.
Jüdisches Leipzig
Menschen – Orte – Geschichten
Herausgegeben von Nora Pester
164 S., zahlr. Abb., br., € 16,00
978-3-95565-562-4
Wussten Sie, dass Jüdinnen
wie Henriette Goldschmidt und Bettina Brenner zu den bedeutendsten Vorkämpferinnen
der Frauenrechtsbewegung in Deutschland zählten? Dass es am Brühl
mehr als 800 Rauchwarenbetriebe gab, die zumeist von jüdischen Familien
geführt wurden? Dass die Musikbibliothek Peters die erste öffentliche,
kostenfrei und auch für Frauen zugängliche Spezialbibliothek
Deutschlands war? Dass der jüdische Sportverein Bar Kochba auch über
Leipzig hinaus Erfolge feierte? Dass die bekannten Jazz-Musiker Rolf und
Joachim Kühn hier aufgewachsen sind? Oder dass Karl Wittgenstein,
der Vater von Ludwig Wittgenstein hier lebte, ebenso wie die Komponisten
Felix Mendelssohn Bartholdy und Gustav Mahler, der Verleger Kurt Wolff
und die Fotografin Gerda Taro? Und dass ihr Mann, Robert Capa, hier eines
der bekanntesten Fotos zum Ende des Zweiten Weltkrieges schoss?
Leipzig hatte vor dem Nationalsozialismus eine der größten und
pulsierendsten jüdischen Gemeinden Deutschlands und ist heute wieder
Heimat der größten jüdischen Gemeinde Sachsens sowie zahlreicher
Initiativen zu jüdischer Kultur, Zeitgeschichte und Erinnerungskultur.
„Jüdisches Leipzig“ lädt dazu ein, Menschen und Orte jüdischen
Lebens und die Geschichten hinter heute noch sichtbaren, aber auch ausgelöschten
oder ins Exil führenden Spuren deren Existenz in der Stadt zu entdecken.
Das Buch erscheint im Auftrag des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig
im Zuge der Leipziger Planungen für ein jüdisches Museum in Sachsen.
Frank-Burkhard Habel
Curt Bois
Schauspieler in zehn Jahrzehnten
80 S., 20 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-571-6
Curt Bois (1901–1991), ein echter
Berliner, gab sein vielbeachtetes Bühnendebüt
1908 als Heinerle in der Operette „Der
fidele Bauer“, stand im selben Jahr in diesem Stuck vor der Filmkamera
und wurde damit der erste deutsche Kinderstar. Er spielte bis 1929 in vielen
Stummfilmen und wurde Liebling des Berliner wie auch des Wiener Publikums.
Seine Erfolgsserie riss 1933 ab: Die Nazis verfolgten ihn wegen seiner
judischen Abstammung. In die USA entkommen prägte er in vielen kleinen
Rollen (darunter in „Casablanca“) das Bild des Europäers auf der Leinwand.
Nach seiner Rückkehr 1950 arbeitete er sowohl in der DDR bei Brecht
als auch in der BRD und sass als Linker im Kalten Krieg zwischen den Stühlen.
Regisseure wie Fritz Kortner, Wolfgang Staudte, Markus Imhof und Wim Wenders
besetzten ihn bald, und bei der ersten
Verleihung des Europäischen Filmpreises konnte Bois 1988 für
Wenders‘ „Der Himmel uber Berlin“ den Preis fur die beste Nebenrolle entgegennehmen.
Renate Stolte-Batta
Fritz Ritter
Mehrfachbegabt und der Hölle entronnen
80 S., 24 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-569-3
Fritz (Frederick) Ritter (1896–
1987) war Schauspieler und 1928 engagiert
in Brechts „Dreigroschenoper“ in Berlin.
Zugleich schrieb er mit Leidenschaft Romane. Als jüdischer Emigrant
in den USA bekam er sogar eine Professur fur Germanistik und Latein, machte
sich als Interpret von Hofmannsthal und Stifter in der akademischen Welt
einen Namen. Auserdem trat er vor allem in den USA als Rezitator auf und
begeisterte sein Publikum mit Songs, so von Kurt Weill oder dem Wiener
Volkstheater. Er hatte die Ausgrenzung und Entrechtung der Juden am eigenen
Leibe in Berlin erfahren. Zeitlebens beschäftigte er sich mit dem
deutsch-jüdischen Philosophen Constantin Brunner, zu dessen Kreis
er gehörte. Verheiratet war er seit 1935 mit der Malerin Ida (Adi)
Ritter. Mit ihr kehrte er 1969/70 nach Europa zuruck, zunachst ins Tessin.
Nach ihrem Tod verbrachte er sein letztes Jahrzehnt, aktiv bis ins hohe
Alter, in der Nahe des Chiemsees in Bayern.
Marina Sandig
Emanuel Mai „Buchhandlung & Antiquarium“
Sammler – Hofantiquar – Revolutionsanhänger
102 S., 20 Abb., br., 9,90 €
978-3-95565-539-6
Emanuel Mai (1812–1897), in Posen
geboren, grundete 1836 ein Antiquarium in Berlin und errichtete spater
auch einen Verlag Unter den Linden mit Kommissionen in Leipzig und Posen.
Er war Mitglied in der Corporation der Berliner Buchhandler und des Deutschen
Borsenvereins. 210 Jahre nach seiner Geburt rücken erstmals Spuren
dieser jüdischen Biografie und die Vielfalt seiner Sammlungen in den
Fokus: mittelalterliche Schriften auf Pergament und Papier, seltene Drucke
sowie Kupferstiche und Musikstücke (12.–19. Jh.). Das
Geschäft wurde als Königliches Hofantiquariat über Generationen
gefuhrt und wechselte mehrmals seinen Sitz (Leipziger Platz, Wilhelmstrase,
Lutzowplatz). 1936 wurde es durch Antisemitismus
und NS-Regime zerstört. Nachfahren uberlebten in der Emigration. Diese
Miniatur soll dazu beitragen, dass Emanuel Mai und sein hinterlassenes
deutsch-judisches Erbe, das bedeutsam für die Ausstrahlung Berlins
und weiterer Kulturstädte ist, in die Erinnerungskulturen und das
kollektive Gedächtnis
eingehen.
Katharina Graffmann-Weschke,
Benjamin
Kuntz
Lydia Rabinowitsch-Kempner
Bakteriologin, Tuberkuloseforscherin, Berlins erste Professorin
80 S., 20 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-570-9Lydia Rabinowitsch-Kempner
(1871– 1935) war keine Ärztin und zahlte dennoch zu den führenden
Wissenschaftlerinnen in der Medizin ihrer Zeit. Nach einem Studium in der
Schweiz arbeitete die junge Bakteriologin bei Robert Koch am Institut fur
Infektionskrankheiten in Berlin und lehrte am Woman´s Medical College
in Pennsylvania. Ihr Hauptaugenmerk lag auf der Erforschung der Tuberkulose.
Dank
ihrer Ergebnisse wurden Verfahren zur Versorgung der Bevölkerung mit
keimfreier Milch und hygienisch einwandfreien Milchprodukten entwickelt.
Für
ihre Verdienste erhielt sie 1912 als erste Frau in Berlin den Professorentitel.
Sie engagierte sich in der Frauenbewegung und wurde Ehrenmitglied im Bund
Deutscher Äztinnen. Doch sowohl ihr Mann als auch ihre Tochter starben
ausgerechnet an jener Krankheit, die sie erforschte. Sie selbst wurde 1934
– ein Jahr vor ihrem Tod – aufgrund ihrer judischen Herkunft aus dem Krankenhaus
Moabit entlassen, dessen bakteriologisches Labor sie seit 1920 geleitet
hatte.
Frank Jacob
Ernst Papanek
Ein Pädagoge im Zeitalter
der Extreme
80 S., br., 8,90 €
978-3-95565-534-1
Als österreichischer Sozialdemokrat
und progressiver Pädagoge hatte sich Ernst Papanek in Wien längst
einen Namen gemacht, als er, von den Ereignissen der 1930er Jahre gezwungen,
ein neues Leben im Exil begann. Er leitete
in Frankreich während des beginnenden Zweiten Weltkrieges Kinderheime
für jüdische Kinder, die ihm
in dieser Zeit besonders ans Herz gewachsen waren. Nach seiner Flucht in
die USA versuchte er, auch „seine Kinder“ zu retten. Nach
Kriegsende kehrte Papanek nicht nach Österreich zurück, sondern
setzte seine pädagogische Arbeit in der neuen Wahlheimat fort.
Dieser Band liefert einen konzisen Überblick über Leben und Wirken
Ernst Papaneks im sogenannten Zeitalter der Extreme und zeigt gleichzeitig,
welche Probleme die historischen Umstände für das Leben jüdischer
Kinder mit sich brachten.
Riccardo Altieri
Johanna Stahl
Wirtschaftswissenschaftlerin, Politikerin, Frauenrechtlerin
72 S., br., 8,90 €
978-3-95565-540-2
Johanna Stahl (1895–1943) studierte
in Würzburg und Frankfurt am Main, ehe sie in der Ökonomie promoviert
wurde. Ob sie als Wissenschaftlerin die Armut erforschte, sich als Journalistin
und DDP-Politikerin für die Rechte der Frauen einsetzte oder Unzähligen
in der NS-Zeit zur Emigration verhalf – sie stellte sich stets in den Dienst
der Gesellschaft und der Israelitischen Kultusgemeinde. Über den jüdischen
Frauenbund war sie eng mit Bertha Pappenheim, Clementine Krämer und
Hannah Karminski verbunden. Als Fluchthelferin wurde sie von Gertrud Luckner
unterstützt. Am Ende konnte die „letzte
Repräsentantin der jüdischen Gemeinde“ Würzburgs weder sich
noch ihre Geschwister retten, wurde nach Auschwitz deportiert und dort
ermordet.
Ina Lorenz
Carl Melchior
Hamburger Jurist, internationaler
Bankier, Politiker
80 S., 20 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-572-3
Carl Melchior (1871–1933) war in
Hamburg Amtsrichter bis ihn Max Warburg 1902 zum Syndikus des Bankhauses
M.M. Warburg berief. 1917 wurde er Teilhaber der Bank. 1918 gehörte
er zu den Mitbegründern der Deutschen Demokratischen Partei. 1919
zunächst Vorsitzender des Finanzausschusses der deutschen Waffenstillstandsdelegation
wurde Melchior Hauptdelegierter bei den
Versailler Friedensverhandlungen. In den
1920er Jahren nahm er maßgeblich an fast allen Konferenzen über
Reparationskosten teil, engagierte sich für eine europäische
Friedensordnung und erwarb sich bei den Alliierten ein hohes Maß
an persönlicher Anerkennung. Ab 1927
vertrat Melchior Deutschland im Völkerbund. Anfang 1933 gründete
er den „Zentralausschuss der deutschen Juden für Hilfe und Aufbau“
mit und übernahm bis zu seinem Tod im Dezember 1933 auch dessen Geschäftsführung.
Sven Trautmann, Gabriele Goldfuß, Andrea Lorz
Channa Gildoni
Vorsitzende des Verbands ehemaliger
Leipziger in Israel
Mit einem Nachwort von Zvika Gildoni
82 S., 17 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-546-4
Channa Gildoni wird 1923 in Leipzig
als einziges Kind des Ehepaares Moronowicz geboren. Die Familie zählt
zu den sogenannten Ostjuden und ist Teil der orthodoxen Gemeinschaft. Einer
glücklichen Kindheit folgen schreckliche Erfahrungen im Nationalsozialismus:
Diskriminierung, Rassenwahn, Antisemitismus, die sogenannte Polenaktion
und die Reichspogromnacht. Gerade noch
rechtzeitig gelingt die rettende Flucht über Ungarn nach Tel Aviv.
Dort beginnt ein neues Leben. Sie ist Vorsitzende des Verbands ehemaliger
Leipziger in Israel, Trägerin der Ehrennadel der Stadt Leipzig und
des Bundesverdienstkreuzes am Bande.
ENGLISH EDITION: Channa Gildoni, Chairwoman of the Association of Former
Leipziger in Israel, € 8.90, 978-3-95565-547-1
Nachama über Nazizeit+Zeitung:
Andreas Nachama
12 Jahre, 4 Monate, 8 Tage
384 S., zahlr. Farb-Abb., br.,
€ 26,00
978-3-95565-474-0
Als „tausendjähriges Reich“
haben es die Nationalsozialisten gelegentlich propagiert. Tatsächlich
waren es nur zwölf Jahre, drei Monate und ein paar Tage. Aber diese
kurze Zeitspanne hat die Welt – ganz sicher Europa – verändert.
Anhand der Berichterstattung
der nationalsozialistischen Parteizeitung „Völkischer Beobachter“,
geht Andreas Nachama wesentlichen Ereignissen der Jahre 1933 bis 1945 und
ihrer medialen Vermittlung nach. Zitate aus Tagebüchern von Zeitgenossen
ergänzen den offiziösen Blick. In 13 Kapiteln legt der ehemalige
langjährige Leiter des Dokumentationszentrums Topographie des Terrors
in Berlin eine illustrierte Gesamtschau auf die NS-Zeit vor,
ergänzt durch in Tabellen gefasste Überblicke und in vereinfachten
Karten dargestellte Stationen der von den „Achsenmächten“ beherrschten
Gebiete Europas und Nordafrikas. Andreas Nachama war von 1994 bis
2019 Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, von 2005 bis 2013 auch
Gründungsdekan und Professor des Studiengangs Holocaust Studies am
Touro College Berlin. Seit 2000 ist er Rabbiner der Synagogengemeinde Sukkat
Schalom in Berlin. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen
zur Geschichte des 20. Jahrhunderts und zur jüdischen Geschichte und
Gegenwart.
Spies of
no country - Die Keimzelle des Mossad:
Matti Friedman
Spione ohne Land
Geheime Existenzen bei der Gründung
Israels
288 S., geb., € 24,90
978-3-95565-510-5
Matti Friedman schreibt die bislang
unerzählte Geschichte der geheimnisvollen „Arabischen Sektion“, einer
Gruppe jüdisch-arabischer Spione, die im Zweiten Weltkrieg von britischen
Spionen und jüdischen Militärführern gegründet wurde.
Da sie sich aus Juden zusammensetzte, die aus arabischen Ländern stammten
und somit leicht für Araber gehalten werden konnten, war sie dafür
auserkoren, geheime Informationen zu sammeln, Sabotageakte und Attentate
zu verüben. Als 1948 der erste jüdisch-arabische
Krieg ausbrach und große Teile der arabischen Bevölkerung Palästinas
vor den Kämpfen flohen, schlossen sich einige Sektionsagenten als
Flüchtlinge getarnt diesen an. Sie zogen nach Beirut, wo sie zwei
Jahre undercover von einem Kiosk aus operierten und ihre Nachrichten über
eine als Wäscheleine getarnte Sendeantenne nach Israel funkten. Während
ihrer gefährlichen Arbeit waren sie sich oft nicht sicher, wem sie
Bericht erstatteten und manchmal sogar, wer sie selbst geworden waren.
Von den zwölf Männern der Einheit zu Beginn des Krieges wurden
fünf gefangen und hingerichtet. Aber schließlich wurde ihre
Sektion zur Keimzelle des Mossad, Israels
Geheimdienst. Friedman vermittelt überraschende
Einblicke in das Wesen des Staates Israel – ein Land, das nach eigenem
Selbstverständnis Teil der europäischen Geschichte ist, obgleich
mehr als die Hälfte seiner Bevölkerung aus Ländern des Nahen
Ostens stammt. Für alle, die sich für echte Agenten und die Paradoxien
des Nahen Ostens interessieren, ist „Spione ohne Land“ eine intime Geschichte
von globaler Bedeutung.
Gunther Hirschfelder, Jana Stöxen, Markus Schreckhaas,
Antonia Reck
Foodguide Jüdische Küche
Geschichten – Menschen – Orte – Trends
336 S., geb., € 29,90
978-3-95565-511-2
Jüdische Küche ist
heute in aller Munde: Kochbücher,
Filme und Szenerestaurants vermitteln ein schillerndes Bild – das aber
immer nur einen kleinen Ausschnitt zeigt. Die jüdische Küche
ist ebenso alt wie vielfältig, weitverzweigt wie mehrdeutig. Vor der
Shoah war sie über fast ganz Europa verbreitet. Dieser Foodguide erkundet
diesen Kosmos in seiner Verwobenheit mit den jeweiligen nationalen Küchen
und zugleich mit der jüdischen Kulturgeschichte. Was ist heute noch
oder wieder da? Wo kann man Jüdisches probieren und wie schmeckt es?
Das Spektrum reicht von koscherem Sushi in Marseille über Bagel und
Pastrami in Berlin bis zu deftigem Tscholent in Budapest oder gefülltem
Gänsehals in Krakau und der israelisch geprägten Levante-Küche.
Dabei schauen die Autorinnen und Autoren nicht nur in die Kochtöpfe,
sondern auch in die Küchen, sprechen mit Gästen, Köchinnen
und Köchen – eine Einladung, über das Essen die Vielfalt jüdischer
Kulturen in Europa zu entdecken.
Miriam Camerini
Rezepte und Gebote
Mit Illustrationen von Jean Blanchaert
232 S., br., € 22,90
978-3-95565-498-6
Die biblische Geschichte beginnt
mit einem Bissen zu viel: Adam und Eva sind eben erst auf der Bildfläche
erschienen, als Gott ihnen schon verbietet, von der Frucht der Erkenntnis
von Gut und Böse zu essen – woraufhin sie diese verkosten. Von da
an ist unsere Ernährung geprägt von Geboten und Verboten, Traditionen
und Bräuchen, Hingabe und Rebellion.
45 Geschichten und Rezepte erzählen
von der komplizierten Beziehung zwischen Essen und den religiösen
Normen des Judentums, Christentums und Islams.
Siegfried Müller
Valeska Gert
Von Berlin bis Kampen auf Sylt
168 S., geb., € 17,90
978-3-95565-514-3
Berlin, New York, Provincetown,
Sylt – das waren die wichtigsten Lebensstationen der Tänzerin und
Jüdin Valeska Gert (1892–1978). Als
berühmteste Grotesk-Tänzerin der Weimarer Republik hatte sie
eine europaweite Ausnahmestellung inne. Von den Nationalsozialisten ins
Exil getrieben, eröffnete sie in New York ein Kabarett, in dem sich
viele amerikanische und exilierte Künstler trafen. 1947 kehrte sie
nach Europa zurück. Zunächst in der Schweiz, dann in Berlin betrieb
Valeska Gert ein Künstlerlokal. 1951 eröffnete sie in Kampen/Sylt
mit dem „Ziegenstall“ einen einzigartigen Nachtklub,
der auch Prominenz anzog. Ihre Bedeutung für die Tanz-, Kabarett-
und Filmkunst würdigte Volker Schlöndorff 1976/77 mit einem Film
über ihre Person und ihre Kunst. Siegfried Müller folgt ihr auf
ihren Lebensstationen und bindet die spezielle Art ihrer Performance in
die jeweilige Zeit ein.
Werner T. Angress
Flucht und Rückkehr
Erinnerungen eines jüdischen
Berliners 1920–1945
360 S., geb., € 24,90
978-3-95565-522-8
Gestützt auf frühe Aufzeichnungen
und sein Kriegstagebuch beschreibt Werner Angress (1920–2010) die ersten
25 Jahre seines Lebens und legt damit einen anschaulichen Bericht vom Schicksal
einer Generation vor: Schulzeit im antisemitisch
bestimmten Alltag in Berlin, prägende Jahre im jüdischen Jugendbund
und im Auswandererlehrgut Groß Breesen, die beinahe gescheiterte
Flucht der Familie und der Neuanfang in Amsterdam, Auswanderung in die
USA, die Sorge um Eltern und Brüder in den Niederlanden nach der deutschen
Invasion, freiwillige Meldung zur US-Army und
Ausbildung zum Gefangenenverhörer, Landung als Fallschirmspringer
in der Normandie und zeitweilige Kriegsgefangenschaft, Teilnahme am Kampf
gegen die deutsche Ardennenoffensive, Befreiung
des KZ Wöbbelin, Sortierung nach
„Schafen und Wölfen“ unter den gefangenen Wehrmachtsangehörigen
und SS-Männern und schließlich das Wiedersehen mit Mutter und
Brüdern in Amsterdam.
Reimar Walthert
Ein verhinderter Welterfolg
Politik und Operette nach 1933
am Beispiel „Grüezi“ von Robert Stolz
216 S., br., € 24,90
978-3-95565-520-4
Es sollte nichts Geringeres werden
als ein Schweizer „Rössl“: die Operette „Grüezi“ von Robert Stolz.
Tatsächlich übertrifft deren verrückte Werkgeschichte mit
ihren unerwarteten Wendungen und getarnten Autoren manchen Operettenstoff.
„Grüezi“ und die Gründung des Musikverlags Zürich waren
1934 der Auftakt zu einem letzten Nachglühen der Gattungsgeschichte
der Operette im Exil. Das Stadttheater Zürich war ab 1933 eine der
wichtigsten Uraufführungsstätten vertriebener Autoren. „Grüezi“
wurde zu einem der erfolgreichsten Stücke von Robert Stolz und 1938
– samt seiner verschleierten jüdischen Mitautoren – den Nazis zur
Neueröffnung des Großen Schauspielhauses in Berlin untergeschoben.
Reimar Walthert lädt ein zu einer abenteuerlichen Spurensuche nach
der unglaublichen Geschichte eines vergessenen Stücks.
Lothar Zieske
„Eine lebenslange Rivalität“?
Zum Verhältnis der Romanisten
Victor Klemperer und Werner Krauss
200 S., br., € 17,90
978-3-95565-525-9
Wie ist es zu erklären, dass
zwischen den Romanisten Victor Klemperer und Werner Krauss in der DDR in
den 1950er Jahren eine heftige Auseinandersetzung begann? Wie
kam es, dass diese Wissenschaftler, die beide im Faschismus gelitten hatten
– der eine als Jude verfolgt, der andere als Antifaschist in der Todeszelle
–, sich so heftig stritten, dass die Staatsorgane eingriffen?Mehr
als psychische Faktoren spielten dabei ihre Leiden in der NS-Zeit eine
Rolle: Beide mussten 1945 ihr Leben mit dieser Last fortführen. Klemperer
setzte auf verstärkte Produktivität. Krauss sah in seiner unorthodox
marxistisch orientierten Arbeit eine Form der politischen Tätigkeit.
Die
unterschiedlichen Lebensentwürfe führten zum Konflikt, an dem
sich wieder einmal erweist, wie nachhaltig der Faschismus Biographien prägen
und (zer-)stören konnte.
Friedrich Dalsheim
Ethnographie – Film – Emigration
336 S., geb., € 29,90
978-3-95565-505-1
Ein Fund auf dem Dachboden des
Gut Wahlstorf in Schleswig-Holstein führt zum Leben und Werk von Friedrich
Dalsheim, Pionier des ethnographischen Films. Der Regisseur, Drehbuchautor,
Produzent und Kameramann wurde 1895 in Frankfurt am Main als Sohn jüdischer
Eltern geboren und nahm sich infolge von Ausgrenzung und Berufsverbot durch
das NS-Regime 1936 im Schweizer Exil das Leben. Dalsheims vier Filme nehmen
konsequent die Perspektive der Gefilmten ein: MENSCHEN
IM BUSCH (1930) drehte er mit Gulla Pfeffer in Togo. Mit Victor Baron von
Plessen als Expeditionsleiter und Walter Spies realisierte er DIE INSEL
DER DÄMONEN (1933) auf Bali. PALOS BRAUTFAHRT (1934) entstand mit
Knud Rasmussen in Ostgrönland. DIE KOPFJÄGER VON BORNEO (1936)
drehte Dalsheim erneut mit Victor Baron von Plessen und Richard Angst hinter
der Kamera bei den indigenen Dayak und Punan im Urwald Borneos. Die
Publikation beleuchtet den Expeditionscharakter und die Produktionsbedingungen
der Filme, die zeitgenössische Kritik sowie die zeithistorischen und
gesellschaftspolitischen Kontexte. Dabei stellt sie die Frage nach der
„ethnographischen Wahrheit“ im Zwischenreich von Dokumentar- und Spielfilm
und erzählt die Geschichte der Sammlung Friedrich Dalsheim aus Borneo,
die 1937 in das Museum für Völkerkunde in München gelangte.
Eva Lezzi
Lilly und Willy
32 S., br., € 12,90
978-3-95565-508-2
„He, du frecher Wurm, das ist
mein Blatt! Mein liebster Landeplatz.“
„Quatsch! Das Blatt kommt in
meine Höhle. Ich werde es mampfen.“
Obwohl sie unterschiedlicher nicht
sein könnten, entwickelt sich zwischen Lilly-Libelle und Willy-Regenwurm
eine dicke Freundschaft voller gemeinsamer Abenteuer … Diese ungewöhnliche
Freundschaftsgeschichte ist mit viel Humor erzählt und mit fantasievollen
dreidimensionalen Collagen der Künstlerin Anna Adam gestaltet. Das
Buch macht zugleich neugierig auf aufregende Vorgänge in der Natur.
Kann ein Regenwurm wirklich beides sein, weiblich und männlich? Und
wie verwandelt sich eine im Wasser lebende Larve in eine fliegende Libelle?
Für alle ab 4 Jahren, die sich für das Zusammenspiel von Fantasie
und Natur begeistern.
Eva Lezzi, geboren in New
York, aufgewachsen in Zürich, Studium der Germanistik und Promotion
in Berlin, habilitiert in Potsdam. Mit ihren Kinder- und Jugendbüchern
verleiht Eva Lezzi insbesondere transkulturellen Erfahrungen eine literarische
Stimme. Sie lebt als freie Autorin in Berlin. Gemeinsam mit Anna Adam hat
sie vier Bände der erfolgreichen Beni-Kinderbuchreihe veröffentlicht.
Anna Adam studierte in Düsseldorf
und Hannover. Ihre Kunst wird in zahlreichen europäischen Museen und
Galerien gezeigt. Ihre satirische Ausstellung FEINKOST ADAM © im Jüdischen
Museum Franken/Fürth wurde international kontrovers diskutiert. Anna
Adam lebt und arbeitet als freie Künstlerin in Brandenburg.
Kathrin Massar
„Fast frei zu sein ist doch etwas Herrliches“
Die Geschichte von Ursel Bud in französischer Internierung
172 S., br., € 19,90
978-3-95565-516-7
Als der Zweite Weltkrieg beginnt,
gilt die junge deutsche Emigrantin Ursel Bud in Frankreich als „unerwünscht“
und wird in einem Lager interniert. Befreien kann sie sich nur, indem sie
ein anderes Zufluchtsland findet. Jahrzehnte später zeugt eine Akte
mit Briefen, überliefert im Archiv der „American Guild for German
Cultural Freedom“, von ihrem Versuch, sich in die USA zu retten. Mehrmals
erscheint das Visum zum Greifen nah. Doch immer wieder verschärfen
die USA ihre Aufnahmebedingungen – bis sie kaum noch zu erfüllen sind.
Die
Briefe werfen Fragen auf: nach Ursel Buds Leben in Berlin und Paris, wo
sie mit Walter Benjamin und Magnus Hirschfeld bekannt gewesen ist, nach
ihrer Erfahrung der Lagerhaft und ihrem Überleben als Jüdin im
besetzten Frankreich – und auch danach,
wie sich von alldem erzählen lässt, wenn es keine Zeitzeugen
mehr gibt
Nach
der Miniatur jetzt die große Biographie:
Frank Jacob
Emma Goldman
Identitäten einer Anarchistin
300 S., 20 Abb., br., € 22,00
978-3-95565-480-1
Emma Goldman war eine der bekanntesten
Anarchistinnen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Sie
war aber weit mehr als das und vereinte in sich ganz unterschiedliche Identitäten,
die sich ergänzten, aber bisweilen auch widersprachen. Sie war eben
nicht nur Anarchistin, sondern gleichfalls Jüdin, Feministin, Publizistin,
Antifaschistin, Revolutionärin sowie eine erbitterte Gegnerin des
Kapitalismus und jedweder Form der mit diesem einhergehenden Unterdrückung.
Frank Jacob widmet sich dem ereignisreichen Leben Emma Goldmans, wobei
er keine stringente biographische Beschreibung desselben vorlegt, sondern
sich den einzelnen Identitäten der bekannten Anarchistin annähert,
um zu zeigen, wie diese das Leben dieser starken und bedeutenden Frau beeinflusst
und bestimmt haben.
Lara Dämmig /Sandra-Anusiewicz-Baer
Jung und jüdisch in der
DDR
Interviews, Dokumente, u.a.
144 Seiten, 40 Farb- und S/W-Abb., br., € 17,90
978-3-95565-466-5
Wie fühlten sich junge Jüdinnen
und Juden in der DDR? Welche Bedeutung hatten die Familie, die jüdische
Gemeinschaft, aber auch das nichtjüdische und gesellschaftliche Umfeld
und die Shoah für ihr jüdisches Selbstverständnis? Durch
Interviews mit ostdeutschen Jüdinnen und Juden, die als Kinder und
Jugendliche in den jüdischen Gemeinden der DDR aufwuchsen, vielfältiges
Foto- und Videomaterial, Erinnerungsstücke, Briefe, Postkarten und
Tagebuchaufzeichnungen erzählen die Autorinnen ein bisher unterbelichtetes
Kapitel deutsch-jüdischer Geschichte. Ihr Ausgangspunkt ist das jüdische
Kinderferienlager des Verbands der jüdischen Gemeinden in der DDR,
das ab 1961 jedes Jahr an der Ostsee stattfand und paradigmatisch für
einen geschützten, aber auch vor der Mehrheitsgesellschaft verborgenen
jüdischen Ort steht. Die Kinder, die aus der ganzen DDR dorthin kamen,
wuchsen meist in einem nichtjüdischen Umfeld auf. Sie wussten wenig
über das Judentum, die einzige Verbindung bestand oft nur über
die von Verfolgung und Exil geprägte Familiengeschichte. Für
sie war das Ferienlager eine erste Begegnung mit dem Judentum und mit anderen
jüdischen Kindern.
Juden in der DDR
Anpassung, Dissidenz, Illusionen,
Repression
Portraits, herausgegeben
von Anetta Kahane und Martin Jander
180 S., 18 Abb., br., € 19,90
978-3-95565-465-8
Worin besteht die Besonderheit
der deutsch-jüdischem Nachkriegsgeschichte in der DDR? Nach Shoah,
Verfolgung, Lager und Widerstandskampf kehrten etliche deutsche Juden in
die DDR zurück, um den Sozialismus aufzubauen. Trotz massiver antisemitischer
Verfolgungen im Winter 1952, blieben viele. Sie waren davon überzeugt,
in der DDR besseren Schutz vor alten Nazis zu finden als im Westen. Ihre
Jugend in zionistischen und sozialistischen Gruppen verband sie mit einer
Ideologie, die allein im Kapitalismus die Ursache allen Übels, also
auch des Antisemitismus, sah. Doch der Antisemitismus verschwand nicht
mit dem Kapitalismus und auch nicht durch Schweigen. Wie gingen Juden in
der DDR mit ihrer jüdischen Identität um? In welchem Spannungsfeld
zwischen Anpassung und Dissidenz bewegten sie sich?
Inhalt: Victor Klemperer
(Anetta Kahane) | Arnold Zweig (Saskia Thieme) | Paul Merker (Jeffrey Herf)
| Hertha Gordon Walcher (Regina Scheer) | Lothar Kreyssig (Martin Jander),
Rudolf Schottlaender (Irene Selle) | Leo und Rudolf Zuckermann (Judith
Kessler) | Joachim Chaim Schwarz (Karin Hartewig) | Julius Meyer (Andreas
Weigelt) | Leo Bauer (Bernd Rainer Barth) | Stefan Heym (Jürgen Nitsche)
| Helmut Eschwege (Martin Jander) | Eugen Gollomb (Steffen Held) | Fred
Wander (Anja Thiele) | Reimar Gilsenbach (Tobias von Brocke) | Wolf Biermann
(Hannes Stein) | Jurek Becker (Patrice Poutrus) | Barbara Honigmann (Agnes
Mueller)
N.O.Body
Aus eines Mannes Mädchenjahren
Traditionelle Perspektiven auf
zeitgenössische Queer
Nachdruck historische Ausgabe + Kommentierung
224 S., 10 farb. Abb., br.,
€ 19,90
978-3-95565-477-1
Mit seiner 1907 unter Pseudonym
veröffentlichten Autobiographie gewährte Karl M. Baer erstmals
einen Einblick in das Aufwachsen im falschen Geschlecht. N.O.Body schrieb
sich die qualvollen Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend von der Seele:
Sein Geschlecht war nicht eindeutig bestimmbar; seine Eltern ließen
ihn als Mädchen aufwachsen. Hermann Simon löste das Rätsel
um die Identität des Autors und erzählte dessen Lebensgeschichte
von der Frauenrechtlerin und engagierten jungen Sozialarbeiterin im Kampf
gegen Mädchenhandel zu einem Mann, der später im Berliner jüdischen
Kulturleben eine Rolle spielte. Diese überarbeitete und kommentierte
Neuauflage vertieft den Blick auf die erste Frauenbewegung, auf die medizinischen
Möglichkeiten der Diagnostik und Beurteilung von uneindeutigem Geschlecht
um die Jahrhundertwende und auf die veränderte Registrierung und Gesetzgebung
durch die Einführung der Standesämter und des Bürgerlichen
Gesetzbuches. Es gibt kein vergleichbar belegtes Ego-Dokument, an dem sich
sowohl der individuelle als auch der gesellschaftliche, medizinische und
juristische Umgang mit Transsexualität um 1900 ablesen lassen. Es
liefert einen wichtigen Beitrag zur Gender und Identitätsgeschichte,
der auf die aktuelle Debatte um den dritten Geschlechtseintrag Bezug nimmt
und diesen historisch untersetzt. Die Aufzeichnungen gelten bis heute als
Standardwerk in den Gender Studies. An ihr lassen sich zudem Anerkennung
und Ausgrenzung doppelter Minderheiten innerhalb und außerhalb der
eigenen Gemeinschaft nachvollziehen: Was bedeutet es jüdisch und queer
zu sein?
Raimund Wolfert
Charlotte Charlaque
Transfrau, Laienschauspielerin
„Königin der Brooklyn Heights Promenade“
100 S., 15 Abb., br., €
14,90
978-3-95565-475-7
Der Lebensweg der Deutsch-Amerikanerin
Charlotte Charlaque (1892–1963) führt gleich mehrmals über den
Atlantik – von Mährisch Schönberg über Berlin, San Francisco
und Prag nach New York. Als Jüdin verließ Charlaque 1934 das
nationalsozialistische Deutschland. Acht Jahre später gelang ihr der
lebensrettende „Sprung“ in die USA. In New York wurde sie als ungekrönte
Königin der Uferpromenade von Brooklyn Heights eine schillernde Berühmtheit.
Sie nannte sich jetzt gern Charlotte von Curtius. Was aber nicht einmal
ihre engsten Freunde wussten: Ihr neuer Nachname war eine Anspielung auf
ihren alten Geburtsnamen. Denn als Charlotte Charlaque geboren wurde, gingen
ihre Eltern davon aus, dass sie ein Junge sei und gaben ihr den Namen Curt.
Louise Otto-Peters
Schloss und Fabrik
Nachdruck der historischen Ausgabe + Kommentierung
364 S., geb., € 24,80
978-3-95565-482-5
Eine deutsche Residenzstadt Mitte
des 19. Jahrhunderts. Die Grafentochter Elisabeth und die Fabrikantentochter
Pauline freunden sich in einem Mädchenpensionat an und entdecken,
dass sie Nachbarskinder sind. Der verarmende Graf hatte Teile seines Grundbesitzes
an den aufstrebenden Tuchfabrikanten verkaufen müssen. Die Gegensätze
zwischen beiden Elternhäusern, der Fabrik und dem Schloss, behindern
ihre Freundschaft. Beide Mädchen, von ihrem im humanistischen Sinne
aufgeklärten Lehrer zu Menschenliebe und Mildtätigkeit erzogen,
müssen sich aber mit einer noch schlimmeren Realität auseinandersetzen:
mit der unvorstellbaren Not der Arbeiter in der Fabriksiedlung, Hunger
und Elend, Rohheit und Verwahrlosung, Kinderarbeit und Ausschluss von jeglicher
Bildung. Die Konflikte spitzen sich zu, bis der angestaute Unmut jener
Ausgebeuteten und Unglücklichen sich gewaltsam Bahn bricht. „Schloss
und Fabrik“ gehört zu den ersten deutschsprachigen Romanen über
den „vierten Stand“, ist von Dickens‘scher Realitätsnahe, gesellschaftskritischer
Rigorosität und frühsozialistischen Utopien des Vormärz
geprägt. Dabei liest sich die Romanhandlung geschmeidig, ganz im blumigen
Stil des 19. Jahrhunderts. Ein erstaunliches literarisches Zeitdokument,
das hier in der unzensierten Originalfassung vorliegt. Louise
Otto [-Peters] gilt als eine der wichtigsten Protagonistinnen der Revolution
von 1848 und Initiatorin der organisierten Frauenbewegung in Deutschland.
Louise
Otto wurde am 26. März 1819 in Meißen geboren. Sie wuchs zusammen
mit drei Schwestern in einem liberalen, gutbürgerlichen Elternhaus
auf. Der Vater war Gerichtsdirektor, die Mutter kümmerte sich um die
Kinder. Wie üblich für Mädchen im 19. Jahrhundert besuchte
sie zwar eine höhere Mädchenschule, eine höhere Bildung
aber blieb ihr verwehrt; mit 14 Jahren musste sie die Schule verlassen.
Zeit ihres Lebens bildete sich Louise Otto daher autodidaktisch fort und
betrieb private Studien. 1835/36 starben ihre Eltern und hinterließen
ihr ein Erbe, dank dessen die 16-Jährige weitgehend finanziell unabhängig
war. Als ihr Verlobter 1841 starb, stand für Louise Otto fest, dass
sie selber einem Beruf nachgehen wollte und nahm sich vor, Schriftstellerin
zu werden. Die Armut der Arbeiterinnen und Arbeiter und die politisch repressive
Stimmung führten dazu, dass die junge Frau anfing, sich politisch
einzumischen. Bereits ihr Gedicht Die Klöpplerinnen erregte Aufsehen.
In diesem thematisierte sie die armseligen Arbeitsbedingungen der Heimarbeiterinnen
im Erzgebirge, die sie während einer Reise erlebt hatte. Dem einmal
angeschlagenen Ton blieb sie treu und berichtete auch in ihren anderen
Texten über das soziales Elend der Arbeiterklasse. Mit diesen Texten
geriet sie schon recht früh in Konflikt mit den Zensurbehörden.
So konnten der geplante zweite und dritte Band des Romans Schloß
und Fabrik (1846 publiziert), in dem Louise Otto die blutige Niederschlagung
eines Aufstandes in Leipzig verarbeitete, erst nach einer gründlichen
Überarbeitung erscheinen.
Die jüdische Jugendbewegung
Eine Geschichte von Aufbruch und
Erneuerungen
328 S., 30 Abb., geb., €
22,90
978-3-95565-467-2
Herausgegeben vom Zentralrat der Juden in Deutschland
mit Beiträgen von Doron Kiesel | Barbara Stambolis | Ulrike
Kolb | Ulrike Pilarczyk | Marco Kißling | Knut
Bergbauer | Jacob Snir | Maria Coors | Regina Scheer | Anke Kalkbrenner
| Pava Raibstein | Hans Jakob Ginsburg | Jascha Nemtsov | Dominique Bourel
| Micha Brumlik | Gert Mattenklott | SabineHering | Lieven Wölk |
Lara Dämmig, Sandra Anusiewicz-Baer | Suska Döpp und Moshe Zimmermann
Die Erneuerung jüdischen Lebens
im späten 19. und 20. Jahrhundert spiegelt sich auch in der jüdischen
Jugendbewegung wider, die sich Ende des 19. Jahrhunderts unter dem kulturellen
Einfluss der deutschen Wandervogel-Bewegung und der britischen Pfadfinder-Bewegung
und vor dem Hintergrund der reformpädagogischen Bewegung in Deutschland
und Osteuropa formierte. Ihr Spektrum reichte von politisch weit rechts
bis weit links, von zionistisch über „assimilatorisch“ bis hin zu
deutschnational, von atheistisch bis zu streng religiös. Die Gruppierungen
nannten sich „Haschomer Hazair“, „Kameraden“, „Betar“ und sogar „Vortrupp“
und waren teils dem freien Lebensstil der Wandervögel, teils dem Militarismus
der „Bündischen Jugend“ verpflichtet. Diese Vielfalt war spätestens
ab 1933 bedroht, 1938 wurden die letzten jüdischen Jugendbünde
verboten. Einzelne Gruppen waren bis zuletzt am jüdischen Rettungswiderstand
in Deutschland beteiligt. Mit der Einwanderung ins Land Israel gelangten
auch die Lebensentwürfe und Überzeugungen der jüdischen
Jugendbewegten in das britische Mandatsgebiet Palästina und prägten
die politische Kultur des jungen Staates Israel entscheidend mit. Dass
auch nach 1945 die jüdische Jugendbewegung fortlebte, zeigt ein abschließender
Blick auf die Situation im Nachkriegsdeutschland und in der DDR:
Durch das Jüdische Jahr
Rabbinerin Dalia Marx und ihr
jüdischer Beitrag zur politischen Philosophie
384 S., zahlr. Ill., geb., € 28,00
978-3-95565-422-1
„Durch das Jüdische Jahr“
führt Monat für Monat durch den jüdischen Jahreskreis. Rabbinerin
Dalia Marx stellt den Charakter, die Feste und Gedenktage jedes Monats
vor, beschreibt wenig bekannte religiöse Traditionen, Gebete und häusliche
Bräuche und fragt, welche Bedeutung sie für unser modernes, durch
eine Vielfalt von Kulturen und Identitäten geprägtes Leben haben
können. Perspektiven aus Geschichte und Gegenwart, aus West und Ost,
Israel und der Welt, verflechten sich zu einem vielfarbigen Gewebe jüdischen
Lebens und eröffnen einen eigenen Zugang zum Reichtum religiöser
Traditionen.
Das Buch gewährt seltene
Einblicke in die israelische Gesellschaft und berücksichtigt in der
Bearbeitung durch Rabbinerin Ulrike Offenberg zugleich den mitteleuropäischen
Kontext. Es spricht ein jüdisches
Publikum ebenso an wie Engagierte des jüdisch-christlichen Dialogs
oder religionswissenschaftliche und kulturanthropologische Fachkreise.
Es ist geeignet als Lehrmaterial für den Religionsunterricht sowie
als Geschenk für persönliche Anlässe wie Bar/Bat Mitzwah,
Geburtstage oder Hochzeiten
Diti Ronen
Als ob niemals es gegeben hier
Eine Familiengeschichte seit den 1920ern
128 S., 58 Abb., geb.,
€ 16,90
978-3-95565-471-9
Diti Ronen ist die Tochter einer
Shoah-Überlebenden. Sie identifiziert sich so stark mit dem Leben
ihrer Mutter und Großmutter, dass sie mit deren Geschichten gleichzeitig
ihre eigene erzählt. In ihrem Buch teilen drei Generationen ein gemeinsames
Schicksal: die Shoah. Bewegend erzählt ihre Mutter – sie wurde liebevoll
„Pitzi“ genannt – von ihrem Zuhause im ungarischen Oradea (dt. Großwardein,
Siebenbürgen), dessen Mittelpunkt die Großmutter war. Weil Diti
ihrer Mutter und Großmutter so ähnelt, spiegelt sie das Schicksal
beider: die schmerzliche Abwesenheit ihrer in Auschwitz ermordeten Großmutter
und die Abwesenheit des inneren Friedens ihrer Mutter, für die sie
sich zeitlebens verantwortlich fühlt. Die Mutter war erst 20, als
sie nach Auschwitz kam: „An den Toren von Auschwitz verlor ich meine Identität.
Ich ging durch die Schrecken von Auschwitz, Stutthof, den anderen Lagern
und den Hungermarsch – wie ein Autist.“ Nach ihrer Befreiung – sie wog
damals gerade einmal 40 Kilogramm – gewinnt sie eine neue Identität
in Israel. In ihr Leben als Tochter, Mutter und Großmutter ist auch
die Geschichte der Staatswerdung Israels mit allen Ängsten und Abenteuern
verwoben.
Diti Ronen geboren 1952
in Tel Aviv, Dr., lehrt an der Hebrew University of Jerusalem Politische
Kultur und Kunstmanagement. Beruflich und als Autorin ist sie eng mit der
kulturellen Szene Israels verbunden. Als Dichterin und Publizistin hat
sie bereits sechs Gedichtbände sowie zahlreiche Essays und Artikel
veröffentlicht. Ihre Gedichte liest sie seit Jahren auf den verschiedensten
Bühnen in Israel und in der Welt und wurde dafür mit Preisen
geehrt.
Das
Berliner Rabbinerseminar
„Auf all deinen Wegen erkenne ihn“
Traditionelle Perspektiven auf zeitgenössische Themen
280 S., 10 Abb., geb.,
€ 24,90
978-3-95565-476-4
Vor dem Zweiten Weltkrieg spielte
die jüdische Orthodoxie eine bedeutende Rolle in der deutsch-jüdischen
Gesellschaft. Mit der Gründung der Berliner Rabbinerseminars 1873
wurden jüdische Gelehrte und Intellektuelle ausgebildet, die sich
aktiv am zeitgenössischen Diskurs des 19. und 20. Jahrhunderts in
Deutschland und Europa beteiligten. Die jüdische Monatsschrift „Jeschurun“
bildete damals das Medium für ihre Positionen. Durch die Shoah gerieten
dieses Wissen und der gesellschaftliche Beitrag der Orthodoxie für
das deutsche Judentum jedoch größtenteils in Vergessenheit.
Mit der Neugründung des Rabbinerseminars zu Berlin 2009 erhielt das
orthodoxe Judentum in Deutschland wieder eine starke Stimme. Der Band beinhaltet
einerseits einige ausgewählte Artikel aus der Monatsschrift „Jeschurun“
und andererseits Beiträge von Absolventen des heutigen Rabbinerseminars
und stellt damit diverse Sichtweisen jüdisch-orthodoxer Persönlichkeiten
von einst und heute zu Bildung, Wissenschaft und Umgang mit Antisemitismus
einander gegenüber. Die jüdische Orthodoxie hat sich auch in
Deutschland zu einer dynamischen und bedeutenden Strömung im Judentum
entwickelt. Das vorliegende Werk gibt einen Einblick in deren spannende
Gedankenwelt.
"Uns eint die Liebe zum Buch"
Jüdische Verleger in Leipzig (1815–1938)
Mit Beiträgen von Andrea Lorz
| Arndt Engelhardt Erika Bucholtz | Michael Liebmann | Nora Pester
164 S., 68 Abb.,br., €
17,90
978-3-95565-460-3
Begleitbuch zur Ausstellung
des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig vom 1. Juni bis 25. Juli 2021
Seit dem 18. Jahrhundert zählt
Leipzig zu den bedeutendsten Messe- und Verlagsstädten in Deutschland.
Obwohl nur eine Minderheit in der Buchbranche, waren ab Mitte des 19. Jahrhunderts
auch jüdische Verleger, Autor*innen und Künstler*innen an diesem
Erfolg beteiligt, darunter Henri Hinrichsen (Edition Peters) oder Kurt
Wolff. Viele andere sind heute fast vergessen. Wichtige Publikationen des
liberalen Judentums entstanden um 1850 dank spezialisierter Verlagshäuser
und Druckereien in Leipzig. Jüdische Verleger waren vor allem Anfang
des 20. Jahrhunderts vielseitig aktiv: Ihre Publikationen reichten von
religiösen Schriften über die berühmten Notendrucke der
Edition Peters bis zu wissenschaftlichen Werken, Stadtplänen und Zeitschriften
oder Künstlerbüchern der Moderne. Zu den vorgestellten Verlagen
zählen der Anton J. Benjamin Musikverlag, die Hebräische Buchhandlung
M. W. Kaufmann, die Sortiments- und Antiquariatsbuchhandlung Gustav Fock,
die Akademische Verlagsgesellschaft sowie die wissenschaftliche Antiquariatsbuchhandlung
List & Francke. Der Buchhändler Schussheim richtete sich mit einem
Stadtplan sowie einem Lesezirkel an ein breites Publikum.
Alex Jacobowitz
Die Neue Görlitzer Synagoge
304 S., Br., 200 farb. Abb., € 29,90
978-3-95565-463-4
Die Görlitzer Synagoge wurde
1911 eingeweiht. Das 600 Plätze fassende jüdische Gebetshaus
mit seiner prächtigen Mischung aus neoklassizistischer Architektur
und Jugendstil-Interieur wurde während der Reichspogromnacht angezündet,
jedoch nicht zerstört. Die Jüdische Gemeinde von Görlitz
wurde zerstreut, verhaftet und ausgelöscht, doch die Synagoge hat,
allen Krisen zum Trotz, die kommenden 80 Jahre überlebt. Mit seinen
wechselnden Eigentümern – den Nazis, Sowjets, der Jüdischen Gemeinde
Dresden bis hin zur Stadt Görlitz – sah sich die Synagoge konkurrierenden
Ideen gegenüber, was mit dem Gebäude geschehen sollte. Skandalöse
Verwirrungen, Misswirtschaft und Paralyse waren die Folgen, die die Gebäudestruktur
fast an den Punkt des kompletten Zusammenbruchs führten. Schließlich
wurden in den vergangenen Jahren politische und finanzielle Konzepte erarbeitet,
welche die Synagoge nicht nur retteten, sondern ihre frühere Pracht
wiederherstellten. Wie sieht ihre Zukunft aus? Dieses Buch erzählt
die Geschichte dieses architektonischen Juwels, der Akteure, Probleme und
schließlich Vollendung seiner Rettung.
englische Ausgabe : 978-3-95565-507-5
Der Neue Israelitische Friedhof in Dresden
240 S., Br., zahlr. Farbabb., Hardcover, 22 x 21 cm,
mit eingelegter Karte, € 19,90
978-3-95565-481-8
Als 1868 der Hauptcollecteur Gabriel
Wallerstein auf dem Neuen Israelitischen Friedhof beerdigt wurde, hatten
die Dresdner Juden zum ersten Mal wirklich einen „Guten Ort“ für ihre
Toten gefunden. Ihre rechtliche Gleichstellung und verbesserte wirtschaftliche
Situation führte zu einem raschen Wachstum der Gemeinde. Der neue
Begräbnisplatz konnte diesmal ganz offiziell eingerichtet werden.
Bis heute dient der Neue Israelitische Friedhof in der Dresdner Johannstadt
als letzte Ruhestätte. Mehrmals wurde hierfür das Gelände
erweitert. Das Buch führt durch 150 Jahre wechselvoller Geschichte
und gibt anhand ausgewählter Biographien einen Einblick in die Vielfalt
des Lebens innerhalb einer mittelgroßen jüdischen Gemeinde.
Es wird ergänzt durch einen umfangreichen Anhang und ein Personenregister.
DiverCITY
Jewish Berlin – Past and Present
180 S., geb.,
€ 19,90
Deutsch / Englisch
978-3-95565-496-2
Das Jahrbuch behandelt, vor allem
aus der Sicht einer jungen Forschergeneration, verschiedene Aspekte zum
„Jüdischen Berlin“. Es versammeln sich hier Autor*innen, die je verschieden,
aus internationalen Wissenskulturen und Disziplinen kommend, eigene Positionen,
Fragestellungen und Ergebnisse entwickeln. Diese belegen auf eindrückliche
Art, welche Faszination dem „Jüdischen Berlin“ zu eigen ist und welche
Möglichkeiten ihm innewohnen.
Yuval Rubovitch
Marxismus, Revisionismus, Zionismus
Eduard Bernstein, Karl Kautsky und die Frage der jüdischen
Nationalität
380 S., br., € 29,90
978-3-95565-376-7
Die zwei prominenten sozialdemokratischen
Denker und engen Freunde, der orthodoxe Marxist Karl Kautsky und der Revisionist
Eduard Bernstein, standen aufgrund ihres Streits in der „Revisionismusdebatte“
zwischen der Jahrhundertwende und 1912 in keinerlei Kontakt miteinander.
Trotzdem trugen die beiden in diesen Jahren eine andere Debatte vor allem
implizit aus: die über die Frage der jüdischen Nationalität
und des Zionismus. Yuval Rubovitch zeigt erstmals in seinem Buch auf, wie
Bernstein und Kautsky ihre gegensätzlichen Haltungen zu diesem Thema
entwickelt und einander beeinflusst haben, obwohl Bernstein zu dieser Zeit
noch augenscheinlich entschiedener Antizionist war. Diese intellektuelle
Debatte erstreckte sich bis zu Bernsteins Tod – als Zionist – am Vorabend
des Nationalsozialismus und war eng mit dem Wirtschaftsdiskurs der zwei
Theoretiker verbunden.
Erika und Gerhard Schwarz
Auf dem Weg nach Berlin
Kriegstagebücher der Roten Armee berichten
Tagesetappe Rehfelde, Werder, Zinndorf
230 S., geb., € 19,90
978-3-95565-446-7
Von der Geschichtswissenschaft
bislang
völlig unbeachtete Kriegstagebücher der Roten Armee berichten,
wie sich seit dem Morgen des 21. April 1945 die 8. Gardearmee von Seelow
kommend auf ihrem Weg in die Reichshauptstadt voran kämpfte.
Am Abend meldete ihr Kommandeur W. I. Tschuikow u. a. die Einnahme der
im Mittelpunkt des Buches stehenden Dörfer Rehfelde, Werder und Zinndorf.
Vor dem Hintergrund des am 22. Juni 1941 entfesselten Vernichtungskrieges
gegen die UdSSR wird der Verlauf blutiger Schlachten vor Berlin beschrieben
und das alltägliche Leben der Bevölkerung erhellt. Erstmals erstellte
„Totenlisten“ nennen die Namen von Dorfbewohnern, Wehrmachtsangehörigen,
Zwangsarbeitern, Rotarmisten und westalliierten Soldaten, die an der Front
bzw. auf den Gemarkungen der drei Dörfer Opfer des Krieges wurden.
Gedächtnis aus den Quellen
Zur jüdischen Geschichte
Berlins
Hermann Simon zu Ehren
Herausgegeben von Anja Siegemund, Michael Wild
230 S., br., € 19,90
978-3-95565-424-5
Hermann Simon, der an der Humboldt-Universität
zu Berlin als Student und Promovend seinen wissenschaftlichen Weg begonnen
hat, war seit ihrer Gründung 1988 bis zum Jahr 2015 Direktor der Stiftung
Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum.
In diesen Jahrzehnten initiierte, kuratierte und leitete er eine Vielzahl
von Ausstellungen zu verschiedensten Themen jüdischer Geschichte in
Berlin, er veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Werke und
formte die Neue Synagoge Berlin zu einem der bedeutendsten Orte jüdischen
Gedächtnisses. Anlässlich seines 70. Geburtstages wurde Hermann
Simons Lebensleistung in der Erforschung und Präsentation jüdischer
Lebenswelten mit einer Vorlesungsreihe renommierter Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler gewürdigt, deren Beiträge hier versammelt
sind.
Eva Lezzi / Anna Adam
Beni und Oma in den Gärten
der Welt
32 S., geb., € 14,90
978-3-95565-430-6
Benis Skateboard ist kaputt. Er
braucht dringend ein neues – aber wie soll er es bezahlen? Hat er eine
Chance, den Wettbewerb „Meine Welt in den Gärten der Welt“ zu gewinnen?
Beni träumt vom Preisgeld und beschließt, ein Kunstwerk zum
gerade entstehenden Jüdischen Garten anzufertigen. Der
Ausflug zu den Gärten der Welt in Berlin-Marzahn wird jedoch nicht
einfacher in Begleitung einer vergesslichen Oma. Ständig geht Oma
verloren! Sie sucht ihren Französischen
Garten, verschwindet auf dem Kinderspielplatz und vertreibt sich die Zeit
mit Jugendlichen, die sich als Manga-Figuren verkleidet haben. Wird Beni
sein Ziel dennoch erreichen? Das Buch gibt Einblicke in die Rolle von Pflanzen
im Judentum und zeigt zugleich, dass Pflanzen jede Gartengrenze leicht
überwinden, für alle da sind und jedem etwas ganz Besonderes
bedeuten.
Juedische-Allgemeine:
Berliner-Pflanzen (der Jüdische Garten in den Gärten der Welt)
Eva Lezzi
Kalter Hund
166 S., br., € 12,90
978-3-95565-433-7
Zwischen Schulabbruch und erstem
Sex, zwischen Berlin und Istanbul, zwischen religiöser Freundin und
wilder Cousine sucht die 16 - jährige Gülay ihren Weg. Sie
verknallt sich in Hacke und erkennt zu spät, dass sein Rassismus nicht
nur Fassade ist, sondern zu echter Gewalt führt. Wird Gülay vor
Gericht gegen ihn aussagen? Sie muss eine Entscheidung treffen – allein,
rasch und mit allen Konsequenzen.
Christa Heinric / Irene Flunser Pimentel
Zuflucht am Rande Europas
Portugal 1933–1945
280 S., br., € 29,90
978-3-95565-436-8
Portugal ist als Exil- und Transitland
für Opfer nationalsozialistischer Verfolgung ein noch wenig bekanntes
Kapitel in der Exilgeschichte. Christa Heinrich und Irene Pimentel gehen
den vielfältigen Realitäten der Flüchtlinge in Portugal
nach, das – wie eine Ironie des Schicksals – selbst von einer reaktionären
nationalistischen Diktatur unter Antònio Oliveira de Salazar beherrscht
wurde. Das neutrale Portugal wurde während des Zweiten Weltkriegs
zum wichtigsten europäischen Fluchttor nach Übersee. Die
Zahl der Verfolgten, die in Portugal Zuflucht fanden, liegt laut Schätzungen
zwischen 50.000 und 100.000, darunter prominente Persönlichkeiten
wie Hannah Arendt, Steffie Spira, Friderike Zweig, Friedrich Torberg, Heinrich
und Nelly Mann, Golo Mann, Marta und Lion Feuchtwanger, Franz Werfel und
Alma Mahler-Werfel, Alfred und Erna Döblin, Erich Ollenhauer, Arthur
Koestler, Otto von Habsburg, Max Ernst, Marc Chagall, Max Ophüls,
Elsbeth und Herbert Weichmann oder Alfred Polgar.
Die Autorinnen würdigen die lebensrettende Bedeutung Portugals für
die Flüchtlinge sowie die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der
portugiesischen Bevölkerung, zeigen aber auch, dass viele von ihnen
an der restriktiven Einreisepolitik des Salazar-Regimes scheiterten und
ihr Leben verloren. Portugal hat aber nach heutigem Kenntnisstand keine
Flüchtlinge an die Nationalsozialisten ausgeliefert.
Treffen mit Sara
Herausgegeben von Erinnern und VerANTWORTung e.V.
120 S., br., € 17,90
978-3-95565-441-2
„Treffen mit Sara“ entstand in
einem Wohnzimmer in Berlin-Charlottenburg. Hier erzählte Sara Bialas,
die als Stefania Sliwka geboren wurde, ihre Lebensgeschichte; so bildlich
und fesselnd, so bewegend und schockierend, so amüsant und irritierend,
dass sie weitererzählt werden muss. Sie hat als Einzige ihrer Familie
die nationalsozialistische Verfolgung, Deportation und Zwangsarbeit überlebt.
Sie hat Kinder geboren, obwohl ihr die Fähigkeit dazu genommen werden
sollte. Sie hat die Deutschen verabscheut und sich Deutschland trotzdem
auf ihre Weise genähert. Die Gestalterin Lena Müller wurde für
ihr Abschlussprojekt im Fachbereich Grafikdesign am Lette Verein Berlin
zweifach mit dem „Lette Design Award by Schindler“ ausgezeichnet. Für
die Lebenserzählungen von Sara hat sie mit einem jungen und zeitgenössischen
Blick eine neue Ästhetik für das Zeitzeugnis und Erinnerungskultur
entwickelt. Sara Bialas wurde 1927 als Stefania Sliwka in Czestochowa,
Polen geboren. Ihre Eltern und ihre Schwestern fallen dem NS-Regime zum
Opfer. 1941 wird Sara während einer Razzia in der Wohnung ihrer Schwester
entdeckt und in das Zwangsarbeiterlager Wolta-Gabersdorf, Tschechien deportiert.
Hier muss sie bis zur Befreiung durch die sowjetische Armee in den Textilfabriken
von Hasse Co, Etrich und Vereinigte Textilwerke K.H Barthel Zwangsarbeit
leisten, Hunger und Misshandlung erleiden. Zurück in Czestochowa begegnet
sie ihrem späterem Ehemann Mosche Tenenberg. Im DP-Lager Ainring bei
Freilassing (Bayern) bringt Sara 1946 ihren Sohn Bernard zur Welt. 1947
beschließt die Familie, zu Verwandten nach Paris zu ziehen. 1948
wird ihr zweiter Sohn Robert geboren. 1949 wandern sie nach Israel aus.
Hier lebt die Familie, bis sie sich 1961 genötigt sehen, das Land
in Richtung DDR, nach Ost-Berlin, zu verlassen. Über die Gründe
spricht sie bis heute nicht. 1975, einige Jahre nach dem Tod von Mosche
Tenenberg, heiratet Sara Heinz Bialas. Sie lebt heute in Berlin-Charlottenburg.
Sandra Kreisler
Jude Sein
Ansichten über das Leben
in der Diaspora
200 S., br., € 15,00
978-3-95565-435-1
In 26 kurzen Polemiken, die auf
jeweils aktuellen Geschehnissen aufbauen, beschreibt Sandra Kreisler das
Gefühl, als Jüdin in Deutschland, Österreich, Europa zu
leben. Radikal parteiisch, weil der Gegner
übermächtig scheint, benennt sie den ‚Antisemitismus 2.0’, der
sich über den vermeintlich rechtschaffenen Weg der Israelkritik ungestört
seinen Weg ins Herz unserer Gesellschaft bahnt,
und, von Fakten unbeleckt, seine Wurzeln gleichermaßen in linke,
rechte und Mainstreamdebatten schlägt. Dünnhäutig und verletzlich,
zugleich bissig und immer wieder auch mit dem berühmten Kreisler'schen
schwarzen Humor ausgestattet, offenbaren ihre Essays, wie tief der Antisemitismus
immer noch unbemerkt – und vor allem weitgehend unbekämpft – unserer
Gesellschaft innewohnt. Sandra Kreisler,
Tochter von Georg Kreisler und Topsy Küppers im direkten Umfeld von
Literatur, Theater, insbesondere des literarischen Chansons und des Kabaretts
aufgewachsen arbeitet als freiberufliche
Sängerin, Schauspielerin, Wortakrobatin, Lehrerin, Sprecherin, Regisseurin
und Autorin und lebt in Berlin und in der
Schweiz. Ihr Podcast „Geschüttelt
und berührt“ erscheint bei www.mena-watch.com
dem unabhängige Nahost-Thinktank.
Greta Ionkis
Juden und Deutsche
im Kontext von Geschichte und Kultur
Herausgegeben von Kathinka Dittrich van Weringh
432 S., br., € 24,90
978-3-95565-438-2
Die jüdisch-russische Literaturwissenschaftlerin
und Kulturologin Greta Ionkis beschreibt in ihren versöhnlich kritischen
Essays aus russischer Sicht die sich gegenseitig befruchtenden, aber oft
auch zerstörerischen Beziehungen zwischen Juden und Deutschen vom
16. Jahrhundert bis heute. Ihre Absicht
war und ist es, Wissenslücken über die Jahrhunderte währenden
wechselvollen Beziehungen vor allem bei den Jüngeren zu füllen
und der heutigen Ausweitung des Antisemitismus entgegenzuwirken. Wie, so
hinterfragt sie immer wieder, können wir nach dem Holocaust zusammenleben?
Kann uns das, auch mit Hilfe der Deutschen, gelingen?
„Du Jude“
Antisemitismus-Studien und ihre
pädagogischen Konsequenzen
Beiträge von Matthias J. Becker | Uwe
Becker | Julia Bernstein | Michael Blume | Micha Brumlik | Marina Chernivsky
| Florian Diddens | Andreas Eberhardt | Thomas Eppenstein | Matthias Heyl
| Dervis Hizarci | Doron Kiesel | Felix Klein | Salomon Korn | Deborah
Krieg | Thomas Krüger | Yael Kupferberg | Beate Küpper | Simon
Lengemann | Friederike Lorenz | Harry Schnabel | Stefanie Schüler-Springorum
| Monika Schwarz-Friesel | Luisa Maria Schweizer | Christian Staffa | Natan
Sznaider | Christiane Thompson | Martin Vahrenhorst | Greta Zelener | Andreas
Zick
272 S., geb., € 22,90
978-3-95565-421-4
Antisemitismus ist ein umfassendes
Phänomen der Ausgrenzung, das unabhängig von Alter, Religion,
Herkunft, Bildungsabschluss, Geschlecht oder Hautfarbe auftritt. Somit
liegt es im gesamtgesellschaftlichen Interesse, seine Ausdrucksformen und
die ihm zugrunde liegenden Ursachen zu erkennen, zu begreifen und – aus
der Geschichte lernend – wiederkehrende antisemitisch motivierte, eskalierende
Bedrohungen rechtzeitig wahrzunehmen und zu unterbinden. Eine Auseinandersetzung
mit antisemitischen Haltungen, Denkfiguren und Handlungen sowie ein faktenbasiertes
Wissen gehören daher in den Kanon politischer Bildung.
Dieses Buch erscheint in einem
historischen Kontext, in dem Risse in der Fassade des gemeinsamen deutsch-jüdischen
Gebäudes erkennbar geworden sind. Mit dem zunehmenden zeitlichen Abstand
zum Nationalsozialismus und dem Verblassen der Erinnerung nehmen Geschichtskonstruktionen,
Verzerrungen oder Leugnungen der historischen Geschehnisse zu.
Subtile antisemitische Einstellungen werden immer häufiger durch offen
vorgetragene juden- und israelfeindliche Positionen überlagert.
Der Band diskutiert aktuelle Antisemitismus-Studien
in Hinblick auf ihre pädagogischen Konsequenzen aus wissenschaftlichen,
politischen und bildungspolitischen Perspektiven.
Viktoria Hertling
Mietek Pemper
Der kluge Kopf hinter Oskar Schindlers Liste
120 S., 30 Abb., br., €
16,00
978-3-95565-371-2
Mietek Pempers Lebensgeschichte
als unfreiwilliger Schreiber des berüchtigten
KZ-Kommandanten Amon Göth ist einzigartig.
Als dessen persönlicher Stenograph verschaffte sich der damals 23-jährige
polnisch-jüdische Häftling rasch Einblick in die Verwaltungsstrukturen
des Lagers Plaszów und bekam sogar Kenntnis von geheimen Plänen
der Nazis zur Liquidierung tausender Mithäftlinge. Oskar Schindlers
mutige Rettungsaktion ist inzwischen weltbekannt. Es gab zuvor mit den
„gefälschten Produktionslisten“ aber eine weitere, nicht minder kühne
Widerstandsleistung. Mietek Pempers klug
eingefädeltes Täuschungsmanöver war eine unverzichtbare
Vorbedingung für Oskar Schindlers berühmte Liste. Viktoria
Hertling, Professorin fur Holocaust- und
Exilforschung, arbeitete von 1994 bis 2009 als Direktorin des von ihr gegrundeten
Center for Holocaust, Genocide & Peace Studies an der University of
Nevada in Reno. Sie hat zahlreiche Bucher und Essays zum Thema veroffentlicht.
Bis 2013 lehrte sie in Berlin. Sie lebt in Köln und ist Cellistin
in einem Kammerorchester.
In Echtzeit – Das Jahr 1938
aus jüdischer Perspektive
Posts from the Past – 1938 from a Jewish perspective
herausgegeben vom Leo Baeck Institut New York / Berlin
mit Beiträgen von Fritz Backhaus, Michael
Brenner und Raphael Gross
240 S., 80 Abb., geb., € 24,90
978-3-95565-370-5
Das Jahr 1938 bedeutet einen Wendepunkt
in der Geschichte des deutschsprachigen Judentums. Innerhalb
nur eines Jahres verschlechterten sich die schon zuvor bedrückenden
Lebensbedingungen der Juden in Deutschland und Österreich rapide.
Sie
sahen sich mit einer Kaskade von Ereignissen und Erlassen wie dem „ Anschluss“
Österreichs, der Konferenz von Évian, der Namensänderungsverordnung
(„Sara“ und „Israel“), der sogenannten Polen-Aktion, den Novemberpogromen
und dem Kindertransport konfrontiert. Das Leo Baeck Institut – New York
| Berlin zeigt dieses „Schicksalsjahr“ aus der Sicht von Juden, deren private
Dokumente die von ihnen durchlittenen Erlebnisse und Nöte beschreiben.
Briefe, Tagebücher und Fotos bringen persönliche Geschichten
zu Tage, in denen die Ängste, Hoffnungen und Entscheidungen von Einzelpersonen
und Familien im Schatten der Verfolgung durch die Nazis und der umwälzenden
Ereignisse des Jahres 1938 zum Leben erweckt werden.
Im Labyrinth der Zeiten
Mit Mordechai W. Bernstein durch
1700 Jahre jüdischer Geschichte
272 S., geb., € 29,80
978-3-95565-431-3
Mordechai W. Bernstein (1905–1966)
war Mitarbeiter des „Jüdischen Wissenschaftlichen Instituts“ (YIVO)
in Wilna, das 1941 nach New York übersiedelte. Er erhielt den Auftrag,
die vom Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg geraubten Bestände des
YIVO in Deutschland zu suchen. In den Jahren 1946 bis 1951 besuchte er
in rund 800 Orten Museen, Bibliotheken und Archive auf der Suche nach Überresten
deutsch-jüdischer Kultur. In drei
Bänden in jiddischer Sprache veröffentlichte er nach seiner Übersiedlung
nach Buenos Aires die Ergebnisse seiner Suche und schaffte so ein Musée
Imaginaire der zerstörten deutsch-jüdischen Kultur, das nun erstmals
in deutscher Übersetzung vorliegt. Der Ausstellungskatalog stellt
18 Objekte vor, die Mordechai W. Bernstein aufgespürt hat. Die Bandbreite
reicht dabei von der Antike bis ins 20. Jahrhundert und zeigt die Vielfalt
deutsch-jüdischer Kultur.
Reginas Erbinnen
Rabbinerinnen in Deutschland
Herausgegeben von Rabbinerin Antje Yael Deusel
und Rocco Thiede
212 S., br., € 19,90
978-3-95565-427-6
Mit Regina Jonas wurde 1935
die weltweit erste Rabbinerin in Deutschland ordiniert, dem Land, in dem
die Wiege des liberalen Judentums stand. Das vorliegende Buch stellt einige
ihrer Nachfolgerinnen vor, die heute in Deutschland als Rabbinerinnen tätig
sind, und gibt einen Einblick in ihre
Gemeindearbeit. Das Rabbiner*innen-Amt im heutigen Sinne stammt aus dem
19. Jahrhundert. Zusätzlich zum traditionellen Studium der Halacha
trat ein Universitätsstudium, und zu den Aufgaben, halachische (religionsgesetzliche)
Fragen zu entscheiden, kamen Seelsorge, Predigten und vor allem auch, sich
als offizielle „Vertreter*in des Judentums“ in der jüdischen und nichtjüdischen
Öffentlichkeit zu äußern. Die Frage nach der Ordination
von Frauen im Judentum ist Teil der Fragen nach der religiösen Gleichberechtigung
von Frauen insgesamt. Wenn die Fragen „Kann eine Frau im Minjan gezählt
werden, kann sie Gottesdienste leiten und kann sie in religiösen Angelegenheiten
Zeugin sein?“ mit „Ja“ beantwortet werden, dann ist es nur noch ein ganz
kleiner Schritt zum Rabbinertitel.
Gehört werden
Jüdische und muslimische junge Erwachsene im Gespräch
Herausgegeben vom Zentralrat der Juden in Deutschland
84 S., br., € 12,90
978-3-95565-423-8
Jüdische und muslimische
Protagonisten im Alter von 16 bis 22 Jahren berichten über ihre Lebenswelten,
Zugehörigkeit und den jüdisch-muslimischen Dialog.
In ihrer frischen und ehrlichen Art beschreiben sie ihr soziales Engagement
und ihre Zukunftsvisionen, für sich selbst und für die Gesellschaft.
Eine spürbare Sehnsucht nach Akzeptanz, Toleranz und nach einem Gemeinschaftsgefühl
macht sich bei ihnen allen stark bemerkbar und überträgt sich
auf die Leserschaft. Elf jungen Erwachsenen wird die Chance gegeben, gehört
zu werden.
„Die Interviews der jungen Juden
und Muslime bieten eine Chance für uns, bisher Ungehörtes wahrzunehmen
und von ihnen zu lernen. Die Zukunftsvorstellungen der Akteurinnen und
Akteure des Dialogs und ihr Blick auf Deutschland sind eine gute Gelegenheit,
mit jungen Augen unser gesellschaftliches Umfeld neu zu reflektieren.“
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
Julius H. Schoeps
Düstere Vorahnungen
Deutschlands Juden am Vorabend der Katastrophe
(1933–1935)
612 S., br., € 24,90
978-3-95565-439-9
Wie konnte es dazu kommen? Wie
haben die Juden die Ereignisse vor und nach der sogenannten Machtübernahme
durch Hitler und die Nationalsozialisten wahrgenommen? Wie haben sie auf
die systematische Ausgrenzung reagiert? Wurde der organisierte Massenmord,
wie von manchen vermutet, bereits in den Anfängen des Hitler-Regimes
vorgedacht? Mit diesen und anderen Fragen zur Lage der deutschen Juden
in den Anfangsjahren des NS-Regimes beschäftigt sich der Potsdamer
Historiker Julius H. Schoeps in „Düstere Vorahnungen“. Er bezieht
sich dabei, neben der einschlägigen Forschung, vor allem auf Lebenszeugnisse,
also Erinnerungen, Tagebücher, Briefwechsel und andere Ego-Dokumente,
die die Reaktionen der Juden u.a. auf den NS-Terror im Alltag, auf die
Verdrängung aus dem Kultur-, Wirtschafts- und Berufsleben, auf den
Raub und die Arisierung von Eigentum behandeln. Schoeps versetzt den Leser
in die Lage, sich aus der Perspektive der deutschen jüdischen Bevölkerung
ein Bild von den Anfangsjahren des NS-Regimes und von ihren Befindlichkeiten
und Befürchtungen zu machen. Seine narrative Zusammenschau weicht
damit in einigen wesentlichen Punkten von den tradierten Sichtweisen etablierter
Historiker auf diese Zeit ab, die zumeist die Täterperspektive fokussieren,
aber die Opferperspektive häufig vernachlässigen.
Elisa Klapheck
Margarete Susman und ihr jüdischer
Beitrag zur politischen Philosophie
408 S., br., € 24,90
978-3-95565-432-0
Margarete Susman (1872–1966) gehört
zu den großen Vordenkern der jüdischen Renaissance im frühen
20. Jahrhundert. Ihre Auseinandersetzung mit dem Judentum richtet sich
vor allem auch auf die Bedeutung, die Religion für die Politik haben
kann.
Die Rabbinerin Elisa Klapheck
bietet mit diesem Buch eine erstmalige, umfassende Auseinandersetzung mit
dem Gesamtwerk Susmans. Dabei zeichnet sie die geistige Biographie einer
zu Unrecht vergessenen religiösen Denkerin und Philosophin nach, die
in einer Reihe mit ihren Freunden Georg Simmel, Martin Buber, Gustav Landauer,
Ernst Bloch, Franz Rosenzweig oder Paul Celan zu nennen ist. Susmans
Gedanken zur geistigen Bedeutung des Judentums für Europa, über
die Revolution, die Frauenemanzipation, das Verhältnis von Religion
und Staat und nicht zuletzt über die Beziehung zwischen Judentum und
Christentum enthalten wichtige Anstöße für aktuelle Diskussionen.
Abraham war Optimist
Rabbiner William Wolff und seine Gemeinde
Herausgegeben und fotografiert von Manuela Koska-Jäger
176 Seiten, zahlr. Farb- und S/W-Abbildungen,
176 S., geb., € 24,90
978-3-942271-15-8
Über ein Jahr lang begleitet
Manuela Koska-Jäger den Rabbiner William Wolff mit der Kamera. Ihr
gelingt eine einfühlsame und anspruchsvolle Bildreportage über
menschliche Wahrheiten und jüdische Identität im heutigen Deutschland,
begleitet von Briefen eines Weisen, eines weltoffenen Rabbiners, der mit
einzigartigem Charisma beeindruckt, und von Texten eines jungen Juden,
der einen Monat nach der deutschen Wiedervereinigung geboren wurde, sowie
Portraits Schweriner jüdischer Gemeindemitglieder, die jeweils für
sich selbst sprechen.
Wilma Iggers
Böhmische Juden
Eine Kindheit auf dem Lande
Herausgegeben von Monika Richarz
120 S., br., € 14,90
978-3-95565-440-5
Geboren 1921, drei Jahre nach Gründung
der Tschechischen Republik, wuchs Wilma Abeles in einer großen jüdischen
Familie von Landwirten in Westböhmen auf. Ihr Vater, dessen Bruder
und zwei Cousins bewirtschafteten in Kompanie vier Pachtgüter. Sie
schildert eine glückliche Kindheit zwischen den Gütern und der
ländlichen Kleinstadt Bischofteinitz (Horšovský Týn),
in der sie mit den Eltern lebte, beschreibt die jüdischen Bewohner
des Ortes und ihr mehrheitlich geringes religiöse Interesse. Ihre
Familie verstand sich als deutsch, sprach aber auch Tschechisch und schickte
die Tochter auf das tschechische Gymnasium. Lange bemerkte Wilma weder
Antisemitismus noch Nationalitätenkonflikte. Das änderte sich
spätestens 1938 durch den sogenannten Anschluss Österreichs und
das Münchner Abkommen. Ihr Vater bereitete sofort die Auswanderung
der Großfamilie vor. Als Landwirte konnten sie im Oktober 1938 in
einer Gruppe von 39 Personen nach Kanada emigrieren.
Adolf Rudnicki
Sommer 1938
Aus dem Polnischen übersetzt und mit einem Nachwort von Barbara
Breysach
144 S., br., € 17,90
978-3-95565-444-3
Kazimierz Dolny an der Weichsel
war schon in den 1920er und 1930er Jahren eine beliebte Sommerfrische,
nicht zuletzt für die Warschauer Intelligenz und das künstlerische
Milieu der polnischen Hauptstadt. Hier präsentiert sich ein Ensemble
illustrer kleiner Heldinnen und Helden mit ihren teils diffusen Weltbildern:
Geliebte beiderlei Geschlechts, Künstler, Kunstliebhaber, Frustrierte
und Inspirierte, Fischer, ein Barbesitzer, eine Eisverkäuferin, ein
Politfunktionär, eine jüdische Bettlerin, fromme Juden, diverse
Lebedamen, elegante und weniger elegante Kavaliere sowie tiefe Frömmigkeit,
katholischer Volksglaube, Kleingeist, Halbverrücktes und politische
Träume. Sie umgibt eine atemberaubende Aura aus jüdischem Leben
und polnisch-jüdischem Gegeneinander, Hetze und Hoffnungslosigkeit,
Frömmigkeit und Libertinage. Zum Spannungsbogen zwischen Hauptstadt
und Provinz gesellt sich ein dritter Schauplatz:
das Städtchen Góra
Kalwaria (jiddisch Gur), das westlichste Zentrum des polnischen Chassidismus.
Sie bilden eine Trias zwischen kleinstädtischem Alltag, der ersehnten
Flucht in die imaginierte Gegenwelt einer polnisch-jüdischen Sommeridylle
und der Vitalität der chassidischen Gemeinschaft und ihrer traditionellen
Heilserwartungen. Rudnickis Erzählessay besticht durch seine ironisch
zugespitzte Analyse der Zwischenkriegsgesellschaft, ihren Merkwürdigkeiten
und Verklemmtheiten, ihrer Sehnsucht nach einem Ausbruch aus den sozialen
Konventionen und der damit einhergehenden Angst. Es gelingt ihm auf diese
Weise exemplarisch, den letzten Sommer des polnischen Judentums literarisch
zu bewahren.
Zahava Szász Stessel
Schneeblumen
Überleben im KZ Buchenwald-Außenlager Markkleeberg
Herausgegeben von Notenspur Leipzig e.V.
376 S., br., € 19,90
978-3-95565-445-0
Die 14-jährige jüdische
Ungarin Zahava Szász Stessel und ihre Schwester Hava werden 1944
im KZ Auschwitz fälschlicherweise für Zwillinge gehalten, die
routinemäßig für den SS-Arzt Josef Mengele ausgewählt
werden. Als dieser Fehler bemerkt wird, werden die beiden Schwestern über
das KZ Bergen-Belsen in das KZ Buchenwald-Außenlager Markkleeberg
bei Leipzig geschickt, wo sie in der Rüstungsindustrie für die
Junkers Flugzeug- und Motorenwerke Zwangsarbeit leisten müssen. Am
13. April 1945 werden die entkräfteten Frauen auf einen Todesmarsch
Richtung Theresienstadt getrieben, dem sie und ihre Schwester unter dramatischen
Umständen bei Dresden entkommen. Zahava Szász Stessel schildert
die kräftezehrende Zwangsarbeit, die Erniedrigung und den Alltag im
Lager unter SS-Bewachung und erzählt zugleich, wie selbst hier Menschlichkeit
und Solidarität nicht vollkommen ausgelöscht werden konnten –
wie „Schneeblumen“ unter Eis und Schnee. Das Buch enthält neben historischen
Dokumenten auch eine Übersicht über alle im Lager Markkleeberg
inhaftierten Frauen.
100
Jahre Groß-Berlin: Kinderbuch-Klassiker von 1931
Tami Oelfken
Nickelmann erlebt Berlin
Ein Großstadt-Roman für
Kinder und deren Freunde
Mit 8 Fotomontagen von Fe Spemann aus der Originalausgabe
von 1931
Die Neuausgabe wird herausgegeben und mit einem Nachwort
versehen von Gina Weinkauff (Berlin)
128 S., geb., € 14,90
978-3-95565-393-4 ab
10 Jahre 4. bis 6. Klasse
Nickelmann ist ein zehnjähriges
Berliner Mädchen, das mit der verwitweten Mutter und der ängstlichen
Tante Susa und Hund Hulle um 1930 in Berlin-Wilmersdorf lebt. So ist die
selbstbewusste kleine Großstadtpflanze an einem schulfreien Tag bei
Filmdreharbeiten dabei und lernt daraus, „dass sie durch zu reichlichen
Schulbesuch viele Dinge verpassen würde“. Auch ein Phänomen wie
der Antisemitismus wird auf eine ebenso lakonische wie treffende Art behandelt.
Ein großartiges Buch über unabhängige und aufgeweckte Kinder
mit Witz und flottem Ton.
Tami Oelfken [*1888 +1957]
war eine linke Reformpädagogin. Sie hat bei Heinrich Vogelers Arbeitsschulexperiment
in Worpswede mitgemacht und an der Internationalen Schule in Dresden-Hellerau
mit A.S. Neill gearbeitet. 1928 gründete sie die eigene private Tami-Oelken-Gemeinschaftschule
in Berlin-Lichterfelde, die 1934 von den Nazis "wegen pazifistischer, kommunistischer
und judenfreundlicher Tendenzen" geschlossen wurde. Sie wird aus der Reichsschriftumskammer
ausgeschlossen weil ihr Roman Tine
im "schärfsten Gegensatz zu
den nationalsozialistischen Rasseprinzipien" steht und hat somit Berufsverbot.
Sie emigrierte mit Fe Spemann und versuchte vergeblich, sich in Paris eine
neue Existenz aufzubauen. 1939 kehrte sie nach Deutschland zurück,
wo sie mit der mit der Hilfe von
Freund*innen bis 1945 überleben konnte. Fe Spemann blieb in Paris
führte zusammen mit ihrer Lebensgefährtin ein Antiquitätengeschäft.
Sie starb 1993 in Paris. Tami Oelfken 1939-45 viel geschrieben, Ein Logbuch,
Romane und Novellen, auch Gedichte, versuchte sich schreibend der eigenen
Kindheit zu vergewissern, wandte sich aber kaum noch an Kinder als Adressaten.
Nach 1945 erschienen die Texte nur in kleinen Auflagen. Wegen ihre pazifistische
Haltung und eine gemeinsame Veröffentlichung mit DDR-Autoren wird
sie ab 1951 nach einem diffamierenden Artikel in der "ZEIT" von vielen
westdeutschen Verlagen geächtet. Mitte der 1950er Jahre erscheinen
ihre Werke in Verlagen der DDR.
[Die
erste und bisher einzige Auflage erschien 1931 im Verlag Kiepenheuer &
Müller, Potsdam]
Nickelmann erlebt Berlin
ist Tami Oelfkens literarisches Debüt 1931 und zugleich ihr literaturgeschichtlich
interessantester, bedeutendster Text: eine Erzählung in der sich Einflüsse
aus der Kindheitsliteratur der Reformpädagogen und aus der Literatur
der Neuen Sachlichkeit auf eigentümliche Weise überlagern, die
ganz andere Großstadtimpressionen vermittelt als die diversen Kästneriaden
aus der Kinderliteratur der Endphase der Weimarer Republik und ein überaus
ansehnliches Buch obendrein. Illustriert mit Fotomontagen von Felizitas
("Fe") Spemann, der Kunst- und Zeichnenlehrerin an der Tami-Oelken-Gemeinschaftschule
erscheint "Nickelmann erlebt Berlin" auch in buchkünstlerischer Hinsicht
herausragend. Die locker zu einer Romanhandlung verknüpften Episoden
kreisen um den Alltag einer 10-jährigen Protagonistin im bürgerlichen
Berlin-Wilmersdorf. Weil es ohne jede geschichtsdarstellende Absicht verfasst
wurde, aber mit einem realistisch-explorativen Impetus, vermittelt das
Buch interessante kindheitsgeschichtliche Impressionen und fordert auch
Leserinnen und Leser im Alter der Protagonistin zu Vergleichen der erzählten
Welt mit der eigenen Lebenswelt heraus. In
Berlin bietet überdies das Jubiläumsjahr 2020 (100 Jahre Groß-Berlin)
einen besonderen Anlass, sich mit dem Buch und seiner Verfasserin zu beschäftigen.
Hier etwas Beispielhaftes aus dem
Buch:
„Solange sich Nickelmann erinnern
konnte, fing es jeden Frühling mit Krokus und Tulpen an und hörte
im Herbst mit rosa verblichenen kleinen Astern auf. Dafür sorgte ein
Gärtner, und Wilmersdorf bezahlte alles. Wilmersdorf wieder kriegte
das Geld von allen Menschen, die hier wohnten. Das nannten sie Steuern.“
MEHR KINDERBÜCHER
BEI HENTRICH & HENTRICH
Die H. Kori GmbH
Eine Berliner Ofenbaufirma
und der nationalsozialistische
Massenmord
Herausgegeben von Annegret Schüle
112 S., 50 Abb., br.,
€ 16,00
978-3-95565-411-5
Als Lieferant für Leichenverbrennungsöfen
übernahm das Berliner Unternehmen H. Kori GmbH eine wichtige Rolle
in der Organisation des nationalsozialistischen Massenmordes. Der Sammelband
bietet erstmals eine Rekonstruktion der Firmengeschichte und der Mittäterschaft
der H. Kori GmbH in den „Euthanasie“-Anstalten und Konzentrationslagern.
Die Beiträge argumentieren aus kultureller, betriebsgeschichtlicher,
technischer, bauhistorischer und erinnerungspolitischer Perspektive. Die
Erkenntnisse zu J. A. Topf & Söhne werden vergleichend einbezogen.
Das
Buch versteht sich als Angebot für die Forschungs- und Bildungsarbeit
an den KZ- und „Euthanasie“- Gedenkstätten. Gleichzeitig wird es Impuls
für die Diskussion in Berlin über den Umgang mit dem ehemaligen
Firmengelände in der Dennewitzstraße 35 sein.
Inhalt
Annegret Schüle: Die Kultur der Feuerbestattung und das Verbrechen
der Leichenverbrennung im Nationalsozialismus
Susanne Zielinski: „Verbrennungsöfen für Abfälle aller
Art“. Zur Geschichte der H. Kori GmbH
Axel Drieschner: Von der Abfallbeseitigung zur Feuerbestattung: Heinrich
Koris verbrennungstechnisches Programm
Barbara Schulz: Leichenverbrennungsöfen der H. Kori GmbH für
Konzentrationslager und T4-Anstalten: Technologie, Genese und Verbreitung
Annegret Schüle: Das Handeln der H. Kori GmbH und von J. A. Topf
& Söhne als Mittäter in den nationalsozialistischen Verbrechen
- Resumee
Gerd Kühling, Irene von Götz, Marie Becker: Die Markierung
von Täterorten – Erinnerungsprozesse auf lokaler Ebene
Margit Berner, Götz Aly
Letzte Bilder
Die „rassenkundlichen“ Untersuchungen
im Ghetto Tarnów 1942
Final Pictures
The 1942 “Race Study” of Jewish
Families in the Tarnów Ghetto
zur Ausstellung Der kalte Blick. Stiftung Topographie
des Terrors
Deutsch/Englisch, herausgegeben von Andrea Riedle/Übersetzung
ins Englische von Jefferson Chase
300 S., 565 Abb., geb.,
€ 39,00
978-3-95565-407-8
1942 fotografierten und untersuchten
zwei junge Wiener Anthropologinnen 106 jüdische Familien im deutsch
besetzen Polen. In der Stadt Tarnów wollten sie angeblich „typische
Merkmale der Ostjuden“ erforschen. Sie wussten von der bevorstehenden Deportation
und drängten deshalb zur Eile. Insgesamt erfassten und fotografierten
sie 565 Männer, Frauen und Kinder.
Fast alle wurden wenige Monate später im Holocaust ermordet. Nur etwa
25 Überlebende konnten später berichten. Ihre
Zeugnisse, die Bilder und biografischen Daten der Ermordeten ermöglichen
es, das Leben, die Verfolgung und Vernichtung der 25.000 Juden von Tarnów
zu erzählen – am Beispiel von Familien, deren Namen, Berufe und Fotos
sich zufällig erhalten haben. Margit Berner ist Humanbiologin
und Anthropologin. Sie arbeitet seit 1986 am Naturhistorischen Museum Wien
und lehrt an der Universität. Als Kuratorin der Anthropologischen
Abteilung forscht und publiziert sie zu Fragen der physischen Anthropologie,
der Osteologie und Paläopathologie, zur Sammlungsgeschichte und zur
Geschichte ihres Faches. 1995 fand sie in ihrer Sammlung des Naturhistorischen
Museums die anthropometrischen Fotos der 565 Tarnówer Juden und
klärte in den folgenden Jahren auf, wer diese Menschen waren.
Christoph Gann, Dietrich Ziebart
Wenn ihr hier ankommt…
Eva Mosbacher - Ein jüdisches
Mädchen und der Kindertransport nach England
Ein Kinderbuch erzählt und mit einem Nachwort
von Christoph Gann illustriert von Dietrich Ziebart
56 S., viele Farbillus.,
geb., € 14,90
978-3-95565-390-3
In der Nacht vom 9. auf den 10.
Mai 1939 bricht die 12jährige Eva Mosbacher von Nürnberg aus
in eine ungewisse Zukunft auf. Mit dem Zug verlässt sie gemeinsam
mit anderen jüdischen Kindern Deutschland. Ein Dampfer bringt sie
nach England. Eva ist eines von etwa 10.000 Kindern, die mittels der Rettungsaktion
Kindertransport vor der nationalsozialistischen Verfolgung in Sicherheit
gebracht werden. Eva muss sich an ein neues Land gewöhnen und eine
neue Sprache lernen. Vor allem aber bedeutet es für sie und ihre Eltern
eine Trennung auf unbestimmte Zeit. Die einzige Kontaktmöglichkeit
sind Briefe, nach Kriegsausbruch beschränkt auf 25 Worte. Eine
wahre Geschichte von Verfolgung, Trennung, Nächstenliebe und Hoffnung.
Christoph
Gann geboren 1970 in Frankfurt a.M., Studium
in Frankfurt a.M. und Mainz, Referendariat in Koblenz, seit 1998 Richter
am Landgericht in Meiningen, 2004–2007 wissenschaftlicher Mitarbeiter beim
Bundesverfassungsgericht, Vorstandsvorsitzender der B.M. Strupp-Stiftung,
Meiningen. Autor von Wanderausstellungen u.a. über Raoul Wallenberg
(seit 1994 in Deutschland, Österreich, Ungarn) und Eva Mosbacher /
Kindertransport (seit 2012), Publikationen zu Raoul Wallenberg, Antisemitismus
und jüdischer Geschichte. Dietrich Ziebart geboren 1943 in
Drwalew, Lehre als Gebrauchswerber, Studium an der Hochschule für
Grafik und Buchkunst Leipzig – Diplom, Grafiker am Meininger Theater, seit
1988 freiberuflich. Eigene Ausstellungen in Suhl, Erfurt, Zella-Mehlis,
Meiningen, Schmalkalden, Ilmenau, Fulda, Ausstellungsbeteiligungen an der
IX. und X. Kunstausstellung der DDR, an den Bezirkskunstausstellungen des
Bezirkes Suhl sowie im In- und Ausland. Seine Arbeiten befinden sich im
Besitz der Meininger Museen und im Vonderau Museum Fulda.
MEHR KINDERBÜCHER
BEI HENTRICH & HENTRICH
Raimund Wolfert
Botho Laserstein
Anwalt und Publizist für ein neues Sexualstrafrecht
144 S., 20 Abb., br., €
14,90
978-3-95565-382-8
Der Lebensweg Botho Lasersteins
(1901–1955) ist von vielen Brüchen geprägt. Die Flucht aus dem
nationalsozialistischen Deutschland, das Exil in Frankreich und das Versteck
in einem Kloster während des Zweiten Weltkriegs markieren äußere
Zäsuren. Hinzu kommt ein erhebliches inneres Konfliktpotential Lasersteins.
Als Jude konvertierte er 1939 zum Katholizismus. Vom Pazifismus, den er
im Berlin der Weimarer Republik vertrat, sagte er sich 1934 los, als er
unter Verweis auf Lenin zum Widerstand gegen die Nationalsozialisten aufrief.
Jahre später bezeichnete Rudolf Leonhard den einstigen Weggefährten
als „exkommunistischen, exjüdischen Exanwalt“. Die Konstante im Leben
Botho Lasersteins war der Kampf um ein neues Sexualstrafrecht, den er als
Jurist und Publizist weitgehend isoliert ausfocht.
Elizabeth Rosner
Der Blaue Akt
Roman
232 S., br., € 19,90
978-3-95565-381-1
Wie ein reich strukturiertes Gemälde
mit nuancierten, geschichtlich fundierten Bedeutungsebenen erforscht dieser
in den Vereinigten Staaten vielbeachtete Roman die komplexen Folgen eines
unerwarteten Zusammentreffens zwischen dem westdeutschen Maler Danzig und
Merav, einer jungen Israeli, die eines Tages im Zeichenunterricht als Modell
auftaucht. Maler und Modell müssen sich den Wunden und Traumata ihrer
Vergangenheit stellen; ihre Begegnung eröffnet beiden aber auch die
Möglichkeit der Heilung und Neuorientierung. Es ist ein
Roman, der Mut macht zu einem neuen Dialog zwischen Juden und Deutschen
nach dem Abtreten der Opfer- und Tätergeneration. Elizabeth
Rosner ist die Tochter des jüdischen
Buchenwald-Häftlings Carl H. Rosner aus Hamburg und der Frieda Z.
Rosner, einer polnischen Überlebenden des Holocaust, die beide nach
ihrer Befreiung in die USA ausgewandert waren. Aufgewachsen in Schenectady
studierte sie an der Stanford University, an der University of California,
Irvine, wo sie mit einem M.A. abschloss, und an der University of Queensland
in Australien. Danach arbeitete sie als Lehrerin. Rosner hat bereits in
ihrer Magisterarbeit 1984 das Thema des Umgangs mit der Vergangenheit für
den Teil ihrer Generation aufgenommen, der die Traumatisierung der Eltern
durch den Holocaust in der Familiengeschichte verarbeiten muss. (Wiki)
Jürgen Nitsche, Thomas Morgenstern
Moderne ohne Bauhaus
Wie jüdische Unternehmer
und ihre Industriearchitektur das Chemnitzer Stadtbild der Moderne prägten
144 S., 80 Abb., br.,
€ 17,90
978-3-95565-402-3
Der wirtschaftliche Aufschwung
der 1920er Jahre hinterlässt auch in Sachsen, vor allem in und um
Chemnitz, seine Spuren in der zeitgenössischen Industriearchitektur.
Viele bedeutende Unternehmen der Region hatten Anfang des 20. Jahrhunderts
jüdische Eigentümer. Sie beauftragten namhafte und moderne Designer
und Architekten, die aber nicht dem Bauhaus angehörten, mit dem Bau
und der Ausstattung neuer Firmengebäude und schufen somit in gewisser
Weise ein „Bauhaus ohne Bauhaus“ und eine Moderne, die nicht zuletzt durch
den seit 1925 amtierenden Chemnitzer Stadtbaurat Fred Otto protegiert wurde.
Jürgen Nitsche und Thomas Morgenstern rekonstruieren sowohl die Firmengeschichten
als auch die Entwicklung der dazugehörigen Industriearchitektur der
vermeintlich „Goldenen Zwanziger“ in und um Chemnitz. Die beiden Autoren
beleuchten eine wichtige Ära sächsischer Industriegeschichte
und den wichtigen Beitrag, den jüdische Unternehmerfamilien zu dieser
Entwicklung leisteten. Zugleich werfen erstmals einen differenzierten Blick
auf moderne Industriearchitektur neben dem Bauhaus und ihre größtenteils
bis heute im Stadtbild sichtbaren Gebäude. Jürgen Nitsche
geboren
1958 in Lauenhain (Mittelsachsen), freier Historiker, Autor und Kurator,
Promotion an der Universität Jena. Veröffentlichungen, Ausstellungen
und wissenschaftliche Vorträge zur Geschichte der Juden, zu jüdischen
Warenhäusern, über verfolgte Mediziner in der NS-Zeit und den
nationalsozialistischen Krankenmord, biografische Forschungen zu den Familien
von Stefan Heym, Stephan Hermlin und Dieter Noll. Mitglied der Koordinierungsstelle
„Stolpersteine für Chemnitz“, Beirat des Vereins „Tage der jüdischen
Kultur in Chemnitz“ und Gründungsmitglied der Internationalen Stefan-Heym-Gesellschaft.
Bei Hentrich & Hentrich ist von ihm erschienen: „Georg Manasse. Schockens
Generaldirektor. Unternehmer – Sozialdemokrat – Pazifist“ (ISBN 978-3-942271-95-0).
Thomas
Morgenstern
geboren 1954 in Annaberg-Buchholz (Erzgebirge); Dipl.-Ing.
Architekt, nach Architekturstudium an der TU Dresden von 1981 bis 1989
im Büro des Stadtarchitekten von Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) tätig;
1990 bis 2020 als Leiter der Denkmalschutzbehörde Chemnitz. Seit 1994
Mitglied in der Arbeitsgruppe „Kommunale Denkmalpflege” des Deutschen Städtetages.
Im Rahmen der 30jährigen Tätigkeit als Stadtdenkmalpfleger zahlreiche
Diskussionsbeiträge und Veröffentlichungen in der Regional- und
Fachliteratur zu Industriearchitektur, Bauforschung und Baudenkmalpflege
- meist als Mitautor. Mitglied der Architektenkammer Sachsen seit 1991.
In Sodom
Avrom Sutzkever in Deutschland
Herausgegeben, eingeleitet kommentiert und gestaltet
von Arndt Beck
100 S., 8 Farbabb., br., €
19,90
978-3-95565-400-9
Abraham Sutzkever, Überlebender
des Wilnaer Ghettos, war einer der bedeutendsten Gegenwartsdichter in Jiddisch.
Ein einziges Mal in seinem langen Leben betrat der jiddische Dichter Avrom
Sutzkever (1913–2010) deutschen Boden. Der sowjetische Ankläger hatte
den Überlebenden des Vilnaer Ghettos als Zeuge zum Nürnberger
Prozess geladen. Landsberg (Gorzów Wielkopolski), Berlin, Nürnberg
und Fürth sind die Stationen seiner Reise im Februar/März 1946.
Das Buch vereint verschiedene künstlerische und dokumentarische Elemente:
Es enthält den erstmals ins Deutsche übertragenen siebenteiligen
Gedichtzyklus „In Sodom“ sowie die Tagebuchnotizen von Sutzkevers Reise.
Zudem beinhaltet es eine neu edierte Fassung
seiner Zeugenaussage beim Nürnberger Prozess. Arndt
Beck geboren 1973, arbeitet als freier
Künstler in so unterschiedlichen Disziplinen wie Fotografie, Zeichnung
und Text. Er befasst sich zudem seit einigen Jahren intensiv mit jiddischer
Sprache und initiierte zuletzt die Ausstellungen und Veranstaltungsreihen
von YIDDISH BERLIN.
Hyam Maccoby
Judas Is chariot und der Mythos
vom jüdischen Übel
Herausgegeben von Peter Gorenflos
Aus dem Englischen von Wolfdietrich Müller
Originaltitel: Judas Is cariot
and the Myth of Jewish Evil
208 S., 13 Abb,, geb., €
24,90
978-3-95565-397-2
In der Erzählung des Neuen
Testaments vollbringt Judas die böse Tat und verrät Jesus. Die
Opferung des göttlichen Meisters ist im Christentum zur Erlösung
der Gläubigen notwendig, wird aber gleichzeitig als verpönt abgelehnt.
Aus dieser Zwangslage befreit man sich durch die Übertragung der Schuld
auf einen Sündenbock.
Dass die Evangelisten Judas
diese Rolle zuwiesen, ist kein Zufall, denn sein Name ist ein Eponym für
das ganze jüdische Volk, welches
im Laufe der Geschichte zum „Blitzableiter“ seiner christlichen Umgebung
wurde, von den mittelalterlichen Pogromen bis hin zum Holocaust. Soweit
es sich historisch rekonstruieren lässt, rehabilitiert Maccoby mit
diesem Werk Judas Ischariot, der trotz seiner Loyalität zum historischen
Jesus, mit dem er zu einer – wenn auch gescheiterten – Befreiungsmission
aufgebrochen war, mit einem entwürdigenden Verräter-Mythos beladen
wurde. Hyam Maccoby (1924–2004) war Talmudphilologe, Bibliothekar
am Leo Baeck College in London und zuletzt Professor für Judaistik
an der Universität Leeds. Er erforschte die Entstehung und historische
Dynamik von Christentum und Judentum. Seine zentralen Werke „Der Mythenschmied“
und „Der Heilige Henker“ wurden auch außerhalb der akademischen Welt
bekannt. Sein Theaterstück „Die Disputation“ wurde in den USA sehr
erfolgreich aufgeführt.
Michael Wuliger
Koscher durch die Krisen
Wuligers Wochen. Ausgewählte Kolumnen aus der
„Jüdischen Allgemeinen“
144 S., br., € 15,00
978-3-95565-395-8
Seit 2017 erscheint in der „Jüdischen
Allgemeinen“ die Kolumne „Wuligers Woche“, in der sich Michael Wuliger
aus jüdischer Sicht aktuelle Ereignisse vornimmt – mal ironisch, mal
polemisch, gelegentlich sentimental. Die Themenpalette reicht von Provinzfußball
über „Spiegel“-Titelbilder und Filmfestivals bis zu religiösen
Verrücktheiten – und natürlich dem Nahostkonflikt, vor allem
seiner Wahrnehmung in Deutschland. Dabei begegnen
uns auch viele prominente Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Medien
und Gesellschaft. „Wuligers Wochen“ blicken
aus besonderer Perspektive auf das Zeitgeschehen. Michael Wuliger 1951
in London geboren, wuchs in Wiesbaden auf, studierte in Marburg, lebt in
Berlin. Von 1991 bis 2016 war er Kulturchef der „Jüdischen Allgemeinen“.
2009 erschien sein Buch „Der koschere Knigge - trittsicher durch die deutsch-jüdischen
Fettnäpfchen“.
Aus dem Inhalt
»Alexa, sag’ was über
Juden« | Immer Ärger mit den Siedlern | Platonischer Zionismus
| Judäische Volksfront, Ortsverein Berlin | Juden* mit Sternchen |
Ich darf das, ich bin Achteljude | Deborah und wie sie die Welt sieht |
Und noch ’ne Synagoge | Schwätzen gegen Antisemitismus | Rentner gegen
Zionismus | Juden verzweifelt gesucht | Die Tastenkrieger | »Gerade
ihr als Juden ...« | Wie werde ich Verschwörungs-Jude?
Alex Feuerherdt / Florian Markl
Die Israel-Boykottbewegung
Alter Hass in neuem Gewand
180 S., br., € 17,90
978-3-95565-396-5
Die aktuelle Israel-Boykottbewegung
behauptet, 2005 als Reaktion auf einen Aufruf der „palästinensischen
Zivilgesellschaft“ entstanden zu sein, lediglich für die Einhaltung
von Menschenrechten einzutreten und nicht antisemitisch zu sein. Die Realität
sieht jedoch anders aus: Die Bewegung vernebelt durch die Berufung auf
die Zivilgesellschaft ihre tatsächlichen Wurzeln. Es
geht ihr nicht um die Rechte der Palästinenser, sondern um die Dämonisierung
und Delegitimierung Israels. Sie vertritt
alten Hass in neuem Gewand. In ihrer Propaganda wird Israel auf grotesk
verzerrte Art und Weise diffamiert, ausgesondert und nicht nach den gleichen
Maßstäben behandelt wie alle anderen Länder der Welt. Hieß
es früher „Kauft nicht beim Juden!“, so lautet die Parole heute: „Boykottiert
Israel!“ Alex Feuerherdt geboren 1969, ist freier Publizist und
lebt in Köln. Er veröffentlicht regelmäßig Texte zu
den Schwerpunktthemen Israel/Nahost, Antisemitismus und Fußball,
u.a. in der „Jüdischen Allgemeinen“, bei n-tv.de, in der „Jungle World“
und in „Konkret“. Zudem ist er Betreiber des Blogs Lizas Welt. Florian
Markl geboren 1975, ist Politikwissenschaftler und wissenschaftlicher
Leiter des unabhängigen Nahost-Thinktanks Mena Watch in Wien. Zuvor
war er Archivar und Historiker beim Allgemeinen Entschädigungsfonds
für Opfer des Nationalsozialismus und Lehrbeauftragter an der Universität
Wien.
MACHLOKET
/STREITSCHRIFTEN, Band 5
Elisa Klapheck, Barbara Traub, Abraham de Wolf
Dina de-Malchuta Dina
oder: Gott braucht den säkularen Rechtsstaat
Herausgegeben von Rabbinerin Elisa Klapheck
80 S., br., € 9,90
978-3-95565-399-6
Vor etwa 1.800 Jahren formulierte
der jüdische Rechtsgelehrte Mar Samuel im Babylonischen Talmud das
Diktum „Das Gesetz des Staates ist das Gesetz“ – Dina de-Malchuta Dina.
Damit eröffnete er eine Sichtweise, in der die jüdische Diaspora
den (nichtjüdischen) Staat grundsätzlich anerkennt und die in
Folge auf den Primat des Rechtsstaates hinausläuft. Rechtsstaatlichkeit
ist ein Prinzip, mit dem sich die jüdische Rechtstradition weiterentwickelt
hat. Die Voraussetzung für den jüdischen
Anteil an einer starken Rechtsstaatlichkeit ist das Recht auf die eigene
Religionsausübung. Rechtsstaatlichkeit
und Religionsfreiheit sind für die jüdische Tradition stets die
zwei Seiten derselben Medaille. Dieser Band widmet sich der jüdischen
Beziehung zum säkularen Rechtsstaat. Elisa Klapheck stellt Samuels
talmudisches Diktum als jüdischen Beitrag zur politischen Theologie
vor. Abraham de Wolf zeichnet nach, wie sich die unter Napoleon von oben
durchgesetzte Religionsfreiheit für die Juden in Deutschland auch
als eine Religionsfreiheit nach innen hin erwies. Barbara Traub, Präsidiumsmitglied
des Zentralrates der Juden in Deutschland, beschreibt das Verhältnis
zwischen den äußeren staatsrechtlichen Bedingungen der Religionsfreiheit
und der gegenwärtigen inneren Wirklichkeit der jüdischen Gemeinschaft.
Das Buch zum 75. Jahrestag der Befreiung vom
Nationalsozialismus und des Endes des Zweiten Weltkrieges (8. Mai 1945/2020):
Samuel Salzborn
Kollektive Unschuld
Die Abwehr der Shoah im deutschen
Erinnern
120 S., br., € 15,00
978-3-95565-359-0
Die Auseinandersetzung mit dem
Nationalsozialismus und der Shoah galt lange als bundesdeutsche Erfolgsgeschichte.
Dieses Image beginnt mit der zunehmenden Rechtsradikalisierung in Politik
und Gesellschaft mehr und mehr zu bröckeln. Das vorliegende Buch zeigt,
dass in diesem bundesdeutschen Selbstbild immer schon die Geschichte der
Schuld- und Erinnerungsabwehr, der Täter-Opfer-Umkehr, der Selbststilisierung
als Opfer und der antisemitischen Projektion ausgeblendet wurde. Eine (selbst-)kritische
Aufarbeitung der Vergangenheit hat auch 75 Jahre nach der Niederschlagung
des Nationalsozialismus auf gesellschaftlicher Ebene kaum stattgefunden:
durch die Abwehr der Shoah im deutschen Erinnern manifestiert sich vielmehr
ein Selbstbild, das um den Mythos kollektiver Unschuld kreist.
Inhalt
Schuld, Erinnerung und Abwehr
Bestrafung und Versöhnung in Politik und
Justiz:
Zwischen partieller Aufarbeitung und genereller
Selbstentlastung
Kultur und Alltagskultur: die Shoah in Film und
Literatur
Gesellschaftliche Selbstfindungen: Antisemitische
Schuldabwehr
Dethematisierungen der Shoah und ihrer Täter/innen:
der deutsche Opfermythos
Die schleichende Nivellierung der Erinnerung
„Am Gelände von Herrn Latte
fing ein reges Leben an“
Die Flaschenfabrik Latte
und die Ausbildung jüdischer
Auswanderer
in Berlin-Niederschönhausen
Herausgegeben vom Museum Pankow
80 S., 60 Abb., br., €
16,90
978-3-95565-377-4
Das jüdische Fabrikantenehepaar
Latte betrieb in Berlin-Niederschönhausen eine große Flaschenhandlung.
Ab
1934 befanden sich auf dem Fabrikgelände eine bedeutende Hachschara-Einrichtung
sowie Ausbildungswerkstätten für jüdische Jugendliche zu
deren Vorbereitung auf die Auswanderung aus dem nationalsozialistischen
Deutschland.
Die Existenz dieser Ausbildungsstätte
und der Flaschenfabrik waren fast völlig in Vergessenheit geraten.
Dieses Buch entwirft ein Bild der Hachschara in Niederschönhausen
im Kontext der damaligen beruflichen „Umschichtungsstellen“, illustriert
durch Einzelschicksale ehemaliger Teilnehmer und zahlreiche Fotos. Zudem
wird die Biographie des Ehepaares Latte vorgestellt, welche sowohl den
Versuch der jüdischen Selbsthilfe auch die systematische Auslöschung
des jüdischen Unternehmertums widerspiegelt.
Ein
Projekt des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische
Studien, mit einer Wanderausstellung zum Buch:
„… a theyl fun jener kraft“
„… ein Teil von jener Kraft“
Jiddische Ubersetzungen deutschsprachiger Klassiker
in der Zwischenkriegszeit
Herausgegeben von Elke-Vera Kotowski
144 S., 100 Abb., br., €
19,90
978-3-95565-373-6
Das Interesse an deutschsprachiger
Literatur war groß innerhalb der judischen Welt Osteuropas der 1920er
und 1930er Jahre. Aber welche Autoren waren bei der jiddischsprachigen
Bevölkerung besonders beliebt ? Wer hat diese Bücher ins Jiddische
übersetzt und herausgegeben? Die vorliegende Publikation präsentiert
eine Reihe von deutschsprachigen Klassikern und Bestsellern, die zwischen
dem Ende des Ersten und vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Litauen,
Polen, Russland, der Ukraine, aber auch in Berlin ins Jiddische übersetzt
und veröffentlicht wurden. So ist bisher kaum bekannt, dass beispielsweise
Thomas Manns „Zauberberg“ von Isaac Bashesvis Singer, dem bislang ersten
und einzigen jiddischsprachigen Literaturnobelpreisträger, bereits
1930 auf Jiddisch erschien. Sein Bruder Israel Joshua Singer, ebenfalls
ein bekannter Schriftsteller, übersetzte eine Reihe deutscher Märchen.
Es existieren zudem jiddische Übersetzungen von Johann Wolfgang Goethe,
Heinrich Heine, Friedrich Schiller, aber auch Bestseller zeitgenössischer
Schriftsteller wie Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ oder
Erich Kästners „Emil und die Detektive“, die allesamt in Moskau, Kiew,
Vilnius oder Warschau publiziert wurden.
Das Reichssicherheits-Hauptamt
NS-Terror-Zentrale im Zweiten
Weltkrieg
Herausgegeben von Michael Wildt
mit Beiträgen von Carsten Schreiber, Gerhard
Paul,
Patrick Wagner, Katrin Paehler,
Lutz Hachmeister und Michael Wildt
144 S., 9 Abb., br., €
12,80
978-3-95565-360-6
Das Reichssicherheitshauptamt,
gebildet aus den Leitungen der Geheimen Staatspolizei, der Kriminalpolizei
und des Sicherheitsdienstes der SS, war eine der wichtigsten Institutionen
der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Vernichtungspolitik im Zweiten
Weltkrieg. Seine Zentrale befand sich auf dem Gelände des heutigen
Dokumentationszentrums Topographie des Terrors in Berlin. Die Autoren des
Bandes geben einen Überblick über die sieben Ämter des Reichssicherheitshauptamtes
und seine Verbrechen. Sie widmen sich auch der justiziellen Aufarbeitung
und den Karrieren ehemaliger Mitarbeiter nach 1945.
Mutige Entdecker bleiben
Jüdische und muslimische
Senioren im Gespräch
80 S., 42 Farbabb., br., €
12,90
978-3-95565-369-9
Im ersten Band der jüdisch-muslimischen
Dialogreihe des Zentralrats der Juden in Deutschland „Schalom Aleikum“
berichten fünf jüdische und fünf muslimische Seniorinnen
und Senioren im Rückblick über die Zeit ihrer Ankunft in Deutschland.
Im Mittelpunkt stehen die persönlichen Schicksale und Umstände,
die sie zum Verlassen der Heimat bewegten, die Schwierigkeiten sowie die
Hilfe und Unterstützung beim Neustart in der Fremde. Diese Menschen
prägten und prägen die deutsche Gesellschaft wesentlich mit.
Deswegen sind sie „mutige Entdecker“!
Die im Interview-Stil verfassten
Porträts beschreiben zudem die persönliche Haltung zu Judentum
und Islam sowie die Auseinandersetzung mit den anderen Religionen und Kulturen
in den Anfangs- und Etablierungsjahren und beleuchten damit einen Aspekt,
der in der historischen und gesellschaftlichen Aufarbeitung bislang kaum
Beachtung fand.
„Diese Generation hat viel erlebt. Das gilt für die
jüdischen Protagonisten, die im Buch zu Wort kommen, mit ihren Schicksalen
zwischen St. Petersburg, Riga, Tel Aviv, Frankfurt a. M., Berlin und Osnabrück.
Doch dies gilt genauso für die Muslime, die vorgestellt werden. Auch
ihre Leben zwischen Teheran, Lahore in Pakistan, einem anatolischen Dorf,
Hamburg, Berlin und Hamm waren voller Dramatik! Die Porträts zeigen,
wie viel Trennendes, aber auch wie viel Verbindendes es gibt.“
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der
Juden in Deutschland
Jurij Koch
Hana
Eine jüdisch-sorbische
Erzählung
Mit einem Nachwort von Hermann
Simon
120 S., 3 Abb., geb., €
16,00
978-3-95565-372-9
Es ist das Jahr 1939 in dem Oberlausitzer
200-Seelen-Dorf Horka bei Kamenz. Die jugendliche Hana, Tochter jüdischer
Eltern aus Dresden, katholisch getauft und bei sorbischen Adoptiveltern
aufgewachsen, geniest eine unbeschwerte Jugend. Doch auch in Horka, das
weit entfernt von den großen politischen Ereignissen zu sein scheint,
vollziehen sich beunruhigende Veränderungen. Als ein Dorfbewohner
auf mysteriöse Weise zu Tode kommt, sieht sich auch Hana zunehmend
bedroht...
Jurij Koch, der selbst aus Horka
stammt, hat der jungen Frau in seiner sorbischsprachigen Novelle „Židowka
Hana“ schon 1963 ein literarisches Denkmal gesetzt. Nach über einem
halben Jahrhundert liegt nun erstmals eine weitgehend überarbeitete
deutsche Fassung der Novelle vor. Der Gründungsdirektor des Berliner
Centrum Judaicum, Herrmann Simon, begibt sich in einem Nachwort auf die
Spuren von Annemarie Schierz, die das reale Vorbild fur die literarische
Figur der „Jüdin Hana“ war.
Jurij Koch, geboren 1936
in Horka (Oberlausitz), Sohn einer sorbischen Steinarbeiterfamilie, Diplomstudium
der Journalistik und der Theaterwissenschaften in Leipzig, Redakteur und
Reporter beim Rundfunk, freischaffender Autor seit 1976. Koch schreibt
sowohl sorbisch als auch deutsch. Er ist Mitglied im deutschen und internationalen
PEN und wurde u. a. mit dem Staatspreis „Jakub Bart-Cišinski“ (1979), dem
Carl-Blechen-Preis (1983) sowie dem Literaturpreis Umwelt des Landes NRW
(1992) ausgezeichnet. Er hat zahlreiche Prosawerke, Szenarien fur Dokumentarfilme,
Theaterstücke, Hörspiele sowie Kinderliteratur verfasst, die
mehrfach übersetzt wurden. Seine essayistischen Arbeiten thematisieren
vor allem ökologische Fragen und die Zerstörung von Landschaft.
Koch lebt in Sielow bei Cottbus.
Grenzgänger
Jüdische Wissenschaftler,
Träumer und Abenteurer
zwischen Orient und Okzident
Herausgegeben von Julius H. Schoeps und Thomas L. Gertzen
360 S., 66 Abb., br., €
29,90
978-3-95565-375-0
Mit der Gründung des Staates
Israel im Jahr 1948 änderte sich die Grundlage des Verhältnisses
zwischen Orient und Okzident, in dem Juden bis heute eine Sonderstellung
einnehmen. Der Band beleuchtet dieses Verhältnis anhand ausgesuchter
Einzelbiographien.
Inhalt
Georg Ebers. Herodot und die Weltoffenheit eines Orientalisten,
Suzanne Marchand | Otto Rubensohn. Der Auftrag: griechisch-literarische
Papyri aus Ägypten, Josefine Kuckertz | Bruno Güterbock. Drei
Jahrzehnte im Dienst der Deutschen Orient-Gesellschaft / Hans Gustav Güterbock.
Auf den Spuren der Hethiter, Peter Raulwing | Ludwig Borchardt. Ägyptologe,
Bauforscher und Bürger, Susanne Voss | Auf den Spuren Arnold Mendelssohns.
Ferdinand Lassalle, die Flucht aus der Heimat und ein unstetes Wanderleben
im Vorderen Orient, Julius H. Schoeps | Das Midian-Projekt. Paul Friedmann
und sein Traum von einem Judenstaat auf der arabischen Halbinsel, Julius
H. Schoeps | „Wüstenwanderer“ gegen „Wolkenpolitiker“. Die Pressefehde
zwischen Eduard Glaser und Theodor Herzl, Peter Rohrbacher | Theodor Herzls
Palästina-Reise und die Vision des Judenstaates in seinem Roman „Altneuland“,
Julius H. Schoeps | Der Grafiker Ephraim Moses Lilien in Palästina,
Dirk Heiserer | Jugendstil, „Judenstil“ und Alter Orient. Die Moses-Darstellungen
von E. M. Lilien, Thomas L. Gertzen | Berühmt und vergessen zugleich.
Hedwig Fechheimer, Sylvia Peuckert | Alexander Baerwald. Zwischen Preußentum
und Zionismus, Ita Heinze-Greenberg | Richard A. Bermann alias Arnold Höllriegel.
Der Chronist auf der Suche nach der Romantik des Orients, Ernst Czerny
| Simon von Geldern. Der Morgenländer, Joseph A. Kruse | Max Meyerhof.
Augenarzt und Orientalist in Kairo, Isolde Lehnert | Die Islamwissenschaftlerin
Hedwig Klein. Eine jüdische Übersetzungshilfe für Hitlers
„Mein Kampf“, Elke-Vera Kotowski | Leopold Weiss, Muhammad Asad. Übersetzer
des Korans, Thomas L. Gertzen.
Militärrabbiner in der Bundeswehr
Zwischen Tradition und Herausforderung
Herausgegeben von Daniel Botmann und Doron Kiesel für
den Zentralrat der Juden in Deutschland
192 S., 25 Abb., br., €
19,90
978-3-95565-363-7
Mit dem im Dezember 2019 geschlossenen
Staatsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Zentralrat
der Juden in Deutschland zur Einrichtung eines Militärrabbinats in
der Bundeswehr kommen auf dieses vielerlei Aufgaben zu: neben der seelsorgerlichen
Betreuung der jüdischen Bundeswehrangehörigen etwa die Vermittlung
ethischer Orientierungen oder die Sensibilisierung gegenüber unterschiedlichen
Ausdrucksformen des Antisemitismus. Während die Bundeswehr zunehmend
auch für junge Juden und Jüdinnen als Arbeitgeber attraktiv wird,
ist die Aufnahme von Rabbinern und Rabbinerinnen ein weiteres Zeichen für
die Verankerung der jüdischen Gemeinschaft in der Gesellschaft. Die
Beiträge befassen sich sowohl mit den historischen Aufgaben der Institution
„Militärrabbinat“ als auch mit den heutigen Erwartungen an die Militärseelsorge
in einer modernen und im westlichen Bündnis verankerten Armee. Es
werden die Rahmenbedingungen für ein umfassendes Engagement von jüdischen
Militärgeistlichen skizziert, das den demokratischen, pluralen und
liberalen Charakter der Bundeswehr stärken kann.
Monika Schwarz-Friesel
Judenhass im Internet
Antisemitismus als kulturelle Konstante und kollektives
Gefühl
144 S., br., € 17,90
978-3-95565-325-5
Weltweit nimmt die öffentliche
Verbreitung von Antisemitismen über das Internet drastisch zu. Dabei
zeigt sich, dass uralte judenfeindliche Stereotype sich mit aktuellen Konzeptualisierungen
verbinden. Die Basis von Judenhass zeigt sich unabhängig von politischen,
sozialen, ideologischen und ökonomischen Faktoren als ein kultureller
Gefühlswert, der auf der Wahnvorstellung fußt, Juden seien das
Übel in der Welt. Anhand zahlreicher Beispiele aus der Internet-Kommunikation
erörtert Monika Schwarz-Friesel, dass sich zwar oberflächliche
Formen und kommunikative Prozesse im digitalen Zeitalter verändern,
der alte kollektive Hass gegenüber Juden jedoch ungebrochen die semantische
Grundlage ist. Dabei zeigt sich, dass Antisemitismus nicht bloß ein
Vorurteilssystem ist, sondern ein auf Phantasmen basierendes Weltdeutungssystem,
das über Sprachgebrauchsmuster ständig reproduziert wird und
im kollektiven Bewusstsein lebendig bleibt. Auch die Erfahrung des Holocaust
hat diese Tradition nicht gebrochen. Monika Schwarz-Friesel ist
Antisemitismusforscherin und Kognitionswissenschaftlerin am Institut für
Sprache und Kommunikation an der TU Berlin, wo sie seit 2010 das Fachgebiet
Kognitive Medienlinguistik leitet. Ihre wissenschaftlichen Arbeiten befassen
sich mit Prozessen der massenmedialen Kommunikation, Hasssprache und verbaler
Machtausübung sowie den Manifestationen der historischen und aktuellen
Judenfeindschaft. Zu ihren zahlreichen Buchpublikationen gehören „Aktueller
Antisemitismus – ein Phänomen der Mitte“, „Sprache und Emotion“, „Die
Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert“ mit Jehuda Reinharz, „Metaphern
der Gewalt“ und „Gebildeter Antisemitismus“.
Daniel Ristau
Bruch|Stücke.
Die Novemberpogrome in Sachsen
1938
176 Seiten, 78 Abb., br., € 19,90
978-3-95565-279-1
Zum 80. Mal jähren sich 2018
die antisemitischen Novemberpogrome im Deutschen Reich. Übergriffe
und Gewalt richteten sich auch auf dem Gebiet des heutigen Sachsen flächendeckend
gegen jüdische Gemeinden, Geschäfte und Wohnungen. Vor allem
aber betrafen sie jene Menschen, die nach nationalsozialistischen Kriterien
als Juden verfolgt waren: Sie wurden verhaftet, misshandelt und in einigen
Fällen getötet. Und es waren auch Menschen, die diese Taten begingen
oder deren Zeugen wurden. Der im Rahmen des Projekts BRUCH|STÜCKE
entstandene Band führt Forschungsliteratur, Quellen und Zeitzeugenerinnerungen
zu den sächsischen Pogromen in all ihren Facetten erstmals zusammen.
Die damit verbundene Frage nach dem Mit- und Gegeneinander von Menschen
hat bis heute nichts an ihrer Aktualität verloren.
Matthias Küntzel
Nazis und der Nahe Osten
Wie der islamische Antisemitismus
entstand
264 S., Abb., br., € 19,90
978-3-95565-347-7
1937 kam mit der Broschüre
„Islam und Judentum“ eine neue Form von Judenhass in die Welt: der islamische
Antisemitismus. Die Nationalsozialisten taten alles, um diese neue
Hassbotschaft mithilfe ihrer arabischsprachigen Radiopropaganda zu verankern.
Das Buch beleuchtet dieses bislang unbekanntes Kapitel deutscher
Vergangenheit. Es präsentiert neue Archivfunde, die belegen, wie sich
das Judenbild im Islam zwischen 1937 und 1948 unter dem Einfluss
dieser Propaganda und sonstiger Nazi-Aktivitäten veränderte.
Dieser neue Blick auf die Nahostgeschichte ermöglicht eine präzisere
Beurteilung der Gegenwart: Was genau ist „islamischer Antisemitismus“?
Wie tritt er gegenwärtig in Deutschland und Frankreich in Erscheinung?
Was macht ihn besonders gefährlich? Erst wenn wir begreifen,
wie stark die moderne Nahostgeschichte von den Nachwirkungen des Nationalsozialismus
geprägt ist, werden wir den Judenhass in dieser Region und dessen
Echo unter Muslimen in Europa richtig deuten und adäquate Gegenmaßnahmen
entwickeln können. Matthias Küntzel geboren 1955, ist
promovierter Politikwissenschaftler und Historiker sowie Politiklehrer
an einer Hamburger Berufsschule. Seine preisgekrönte Vorläuferstudie
„Djihad und Judenhass“ (Freiburg 2002) erschien in sechs Sprachen
und provozierte eine lebhafte internationale Debatte über die Ursprünge
des Antisemitismus in der arabischen Welt.
Hyam Maccoby
Der Antisemitismus und die Moderne
Die Wiederkehr des alten Hasses
Herausgegeben von Peter Gorenflos
Aus dem Englischen von Wolfdietrich
Müller
256 S., Abb., br., € 24,90
978-3-95565-349-1
Die neue gesellschaftliche Qualität
des Antisemitismus macht eine Diskussion über seine Ursprünge
und seine Entwicklung in der modernen Welt dringend notwendig. Maccoby
zeigt, wie Antisemitismus über die Fähigkeit verfügt, sich
neuen Rahmenbedingungen anzupassen und sich in Übereinstimmung mit
den wechselnden Ideen der modernen Welt zu wandeln, ohne sein eigentliches
Wesen zu verändern. Warum hielten viele führende Köpfe der
so sehr bewunderten Aufklärung an ihrem virulenten Antisemitismus
fest? Sind die Wurzeln des Antisemitismus religiöser Natur? Wie kommt
der nahtlose Rollenwechsel zwischen Christentum und islamischer Welt zustande,
nachdem der mittelalterliche christliche Antisemitismus so viel bösartiger
war als die islamische Variante und nun die moderne Welt mit einer exakten
Umkehr dieser Rollen konfrontiert ist? Worin liegt die paranoide Macht
und die psychologische Kraft des antisemitischen Mythos, die ihm
so viele unterschiedliche Ausformungen ermöglichen? Wie konnte er
zum Massenmord in Europa und zu dauerhafter gewalttätiger Gegnerschaft
im Nahen Osten führen? Dieses Buch ist eine wichtige Lektüre
für alle, die sich mit der Entwicklung des Antisemitismus und seinen
Erscheinungsformen in der heutigen Welt befassen.
Hyam Maccoby (1924–2004) war Talmudphilologe,
Bibliothekar am Leo Baeck College in London und zuletzt Professor für
Judaistik an der Universität Leeds. Er erforschte die Entstehung und
historische Dynamik von Christentum und Judentum. Seine zentralen Werke
„Der Mythenschmied“ und „Der Heilige Henker“ wurden auch außerhalb
der akademischen Welt bekannt. Sein Theaterstück „Die Disputation“
wurde in den USA sehr erfolgreich aufgeführt
Heinz Wewer
Spuren des Terrors
Postalische Zeugnisse zum System
der deutschen Konzentrationslager
320 S., 370 farb.Abb., br.,
€ 39,00
978-3-95565-350-7
In „Spuren des Terrors. Postalische
Zeugnisse zum System der deutschen Konzentrationslager“ charakterisiert
Heinz Wewer zehn „frühe Lager“, 21 Konzentrationslager, die der Inspektion
der Konzentrationslager bzw. dem SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt unterstanden,
und 44 Außenlager. Dokumentarische Grundlage seiner Arbeit sind Postkarten,
Briefe, Briefumschläge und sonstige Dokumente des Postverkehrs, also
ein in der Forschung bisher wenig genutzter Quellenbestand. Die Geschichte
und Strukturen der Lager werden skizziert und durch postalische Dokumente
anschaulich gemacht, ebenso Stationen der KZ-Haft unbekannter und bekannter
Regimegegner wie Erich Mühsam, Hans Litten, Carl von Ossietzky, Maria
Günzl, Paul Schneider, Werner Sylten und Martin Niemöller. Die
besondere Aufmerksamkeit des Autors gilt dem Zugang der Häftlinge
zum Postverkehr, ihrer einzigen Verbindung zur Außenwelt. Trotz
der Zensur, der jede Lebensäußerung der Gefangenen unterworfen
war, vermitteln die Dokumente, die alle als farbige Faksimiles abgebildet
sind, ein authentisches Bild einiger Aspekte des Alltags in deutschen Konzentrationslagern.
Heinz
Wewer, geboren 1935 in Köln, Abitur in Emden, Studium der Rechtswissenschaften,
der Geschichte und der Politikwissenschaft in Tübingen, Berlin,
am Amherst College und in Princeton (M.A.). Gründer und Redaktionsmitglied
von „DISkussion“ – Zeitschrift für Fragen der Gesellschaft und der
deutsch-israelischen Beziehungen, zeitgeschichtliche Beiträge in den
„Frankfurter Heften“, den „Gewerkschaftlichen Monatsheften“, für
den WDR u.a. Korrespondent beim Eichmann-Prozess für RIAS Berlin.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Document Center Berlin, bei der
Vereinigung Deutscher Wissenschaftler und in der Hochschul-Informations-System
GmbH (HIS). Tätigkeit in der Kultur- und der Bildungsverwaltung,
zuletzt als Leiter des Arbeitsbereichs Internationale Beziehungen der Hochschule
der Künste Berlin. Gründer zivilgesellschaftlicher Initiativen
wie des Komitees für die Entschädigung der Opfer medizinischer
Experimente im KZ Ravensbrück und des Musikforums Berlin-Israel (mit
Peter Schwarz).
Jan Erik Schulte
Mahnort SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt
1942–1945
Verwaltungs- und Terrorzentrale
der SS
80 S., 20 Abb., br., €
9,80
978-3-95565-365-1
Das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt
(WVHA) mit Dienstsitz in Berlin-Lichterfelde war während des Zweiten
Weltkriegs eine der mächtigsten Einrichtungen innerhalb der SS. Ab
1942 waren dem Amt sämtliche Konzentrationslager im Deutschen Reich
und den besetzten Gebieten unterstellt. Vor dem Gebäude Unter den
Eichen 135 erinnert seit 2005 ein „Mahnort“ an die Verbrechen des SS-Hauptamts.
Jan Erik Schulte beschreibt in dem Band die Entstehung und Dynamik des
SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes und zeichnet die Aufgabenfelder der
Großbehörde nach. Er zeigt, dass das WVHA als „Verwaltungszentrale
des Holocaust“ agierte und in enger Verbindung zu den vom Reichssicherheitshauptamt
geplanten und koordinierten Gewaltverbrechen stand.
Heinz Wewer
Spuren der Vernichtung
Stationen der „Endlösung“ im Zeugnis postalischer
Dokumente
232 S., geb., € 29,90
978-3-95565-428-3
„Spuren der Vernichtung“ zeichnet
mit Hilfe postalischer Dokumente (Postkarten, Briefe etc.) den blutigen
Weg von SS-Einsatzgruppen und Polizeibataillonen in Polen und der Sowjetunion
nach und stellt die brutalen Maßnahmen der Unterwerfung und „ethnischen
Neuordnung“ Polens, die Ghettos im besetzten Polen und die Vernichtungszentren
dar. Ein Schwerpunkt des Buches ist die „Briefaktion des RSHA (Juden)“,
das groß angelegte Täuschungsmanöver, in dem die SS todgeweihte
Jüdinnen und Juden nötigte, der Außenwelt mitzuteilen,
dass es ihnen gut gehe. Das Thema wird hier erstmals umfassend und systematisch
untersucht.
Der Autor hat unveröffentlichtes
Material aus Sammlungen und Archiven in zwölf Ländern zusammengetragen
und ausgewertet. Als Ergebnis legt er die bisher umfangreichste, auf der
Grundlage der „Social Philately“ erarbeitete Darstellung der deutschen
Besatzungs- und Vernichtungspolitik in Osteuropa vor. Das Buch faksimiliert
und kontextualisiert eine große Zahl authentischer Schriftstücke,
die oft die letzten Lebenszeichen von Opfern des Völkermordes sind.
Ingeborg Boxhammer
Herrin ihrer selbst:
Zahnkunst, Wahlrecht und Vegetarismus
Margarete Herz und ihr Freundinnen-Netzwerk
336 S., br., € 24,90
978-3-95565-339-2
Welche Möglichkeiten hatten
ledige jüdische Frauen im Deutschen Kaiserreich, ihre eigenen Wege
zu gehen und sich selbst zu verwirklichen? Die Biographie von Margarete
Herz (1872-1947) setzt neue Akzente zum Engagement in der Frauenstimmrechtsbewegung,
der Lebensreformbewegung - und der Zahnheilkunde: Die Dentistin stand im
Zentrum eines kleinen Netzwerkes selbstständig arbeitender Frauen.
Sie und ihr „lesbian-like“ Freundinnenkreis kämpften für radikaldemokratische
Bürgerinnenrechte. Später baute sich Margarete Herz mit einer
vegetarischen Gaststätte und einem Reformhaus eine wirtschaftlich
unabhängige Existenz auf. Diese wurde jedoch durch erstarkenden Antisemitismus
und die nationalsozialistische Diktatur zerstört. 1938 gelang ihr
die Flucht in die USA. Mit Hilfe der überlieferten Privatkorrespondenz
einer Schwägerin, der Antifaschistin und Pazifistin Alice Herz (1882-1965),
entstand ein lebendiges Porträt.
Magnus Hirschfelds Exil-Gästebuch 1933-1935
240 S., 22,50 x 29,50 cm, geb., € 29,90
978-3-95565-338-5
Der Sexualwissenschaftler Magnus
Hirschfeld (1868-1935) führte während seines Exils in Frankreich
zwischen 1933 und 1935 ein „Gästebuch“, in das sich nicht nur seine
zahlreichen Besucherinnen und Besucher eintrugen. Er nahm dieses Buch auch
gelegentlich mit auf Reisen, wenn er selbst privater Gast war oder an Veranstaltungen
teilnahm. Das Gästebuch versammelt Einträge von Freundinnen und
Freunden wie von flüchtigen Bekannten; prominente Namen stehen neben
uns völlig unbekannten.
Hirschfelds „Gästebuch“ wird
heute im Deutschen Literaturarchiv in Marbach verwahrt. Es wird hier in
einer vollständigen Edition mit den Abbildungen der Originalseiten
vorgelegt. Die Einträge wurden transkribiert und, wenn fremdsprachig,
auch übersetzt. Die Edition enthält biographische Angaben zu
den Personen und zu den Beziehungen, in denen sie zu Magnus Hirschfeld
standen.
Das Gästebuch umfasst Einträge
von mehr als 260 Personen, viele davon ebenfalls deutsche Emigrantinnen
und Emigranten. Daneben finden sich zahlreiche Französinnen und Franzosen
sowie Besucherinnen und Besucher aus aller Welt, außerdem fast 90
Erinnerungsfotos. Ausführliche Einleitungstexte geben Informationen
zur Entstehungsgeschichte des Buches und zur Situation Hirschfelds im Exil
in Frankreich. 182 Kurzbiographien und ein umfangreiches Verzeichnis der
verwendeten Literatur machen dieses Gästebuch zu einem wichtigen Nachschlagewerk
für die Exilforschung.
Deutschland braucht jüdischen Religionsunterricht
Herausgegeben von Klapheck, Landthaler, Rappoport
80 S., br., € 9,90
978-3-95565-342-2
Es ist kein neues Fach. Neu ist
nur die Debatte über Jüdische Religionslehre als allgemeines
Schulfach. In Zusammenarbeit mit jüdischen Gemeinden und Religionslehrern
haben einige Schulministerien entsprechende Lehrpläne entwickelt.
Das heutige Schlagwort heißt „kompetenzorientiert“. Innerjüdisch
besteht die Herausforderung darin, wie durch kompetenzorientierten Unterricht
die Pluralität des Judentums den Schülerinnen und Schülern
dahingehend vermittelt wird, eigenständig mit der jüdischen Tradition
umgehen und ihr religiöses Selbstverständnis gestalten zu können.
Gegenüber der allgemeinen Gesellschaft stellt sich wiederum die Frage,
wie der jüdische Religionsunterricht die Schülerinnen und Schüler
befähigt, selbstbewusst ihr Judentum als Teil einer multireligiösen
und pluralistischen Wirklichkeit zu leben. Zu diesen Fragen nehmen Bruno
Landthaler, Mitherausgeber der Kinder-Tora „Erzähl es deinen Kindern“,
und Rosa Rappoport, Mitverfasserin des Lehrplans in Nordrhein-Westfalen,
im Gespräch mit Elisa Klapheck Stellung.
Luis S. Krausz
Das Kreuz des Südens
392 S., br., € 19,90
978-3-95565-340-8
Rolândia, eine landwirtschaftliche
Siedlung im brasilianischen Bundesstaat Paraná, wurde in den 1930er
Jahren ein Zufluchtsort für mehr als 80 Familien, die aus politischen
und/oder rassistischen Gründen vor dem Nationalsozialismus aus Deutschland
fliehen mussten. Sie kamen aus großbürgerlichem, städtischem
Milieu und mussten sich in der ungezähmten Natur als Landwirte und
Kaffeepflanzer eine neue Existenz aufbauen. Ihre besondere Lebensweise,
eine Mischung aus deutscher Kultur, jüdischen Traditionen und brasilianischen
Bräuchen, ist Thema dieses Romans, dessen Ich-Erzähler Rolândia
in den 1970er Jahren während der Militärdiktatur besucht und
den Alltag dieser Familien aus der Sicht eines Nachkommens österreichisch-jüdischer
Immigranten aus São Paulo schildert. Er erzählt von Akkulturation
und Nostalgie, vom jüdischen Schicksal und Exil und vom Leben zwischen
zwei (oder drei) Welten.
Luis S. Krausz
Verbannung
Erinnerungen in Trümmern
Roman
Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Manfred von
Conta
Mit einem Nachwort von Márcio Seligmann-Silva
122 S., br., € 14,90
978-3-942271-81-3
Luis S. Krausz geboren 1961
als Kind exilierter Wiener Juden in São Paulo, studierte klassische
Philologie und Hebräisch an der Columbia University, der University
of Pennsylvania und der Universität Zürich. Er promovierte in
jüdischer Literatur an der Universidade de São Paulo, arbeitete
als freier Journalist, Übersetzer und Redakteur und ist heute Professor
für hebräische und jüdische Literatur an der Universidade
de São Paulo. In Brasilien erschienen u.a. seine Übersetzungen
von Elfriede Jelineks „Die Klavierspielerin“, Joseph Roths „Radetzkymarsch“,
Thomas Manns „Königliche Hoheit“ und Gregor von Rezzoris „Denkwürdigkeiten
eines Antisemiten“. Zahlreiche Veröffentlichungen über deutsch-jüdische
und österreichisch-jüdische Literatur. Für die brasilianische
Fassung von „Das Kreuz des Südens“ erhielt er 2016 den 2. Preis im
brasilianischen „Jabuti“ Wettbewerb.
Samuel Marder
Eine Träne in die Ewigkeit
Erzählungen, Erinnerungen und Gedichte
320 S., br., € 24,90
978-3-95565-341-5
Dieses Buch enthält Kurzgeschichten,
autobiographische Erzählungen und Gedichte, die zum einen das jüdische
Leben vor dem Krieg in Czernowitz - der Heimatstadt des Autors - schildern.
Zum anderen handeln sie von Samuel Marders Erfahrungen während der
Zeit des Holocaust und der späteren Emigration über Deutschland
nach Amerika. Samuel Marder verschweigt den Schmerz nicht, der seinen Lebensweg
prägt. Denn er spricht um des Guten willen, das sich auch im Bösen
findet. Die Texte des Buches beziehen sich daher in verschiedener Weise
auf eine spirituelle Dimension, die Tod und Leben miteinander verbindet.
Indem Samuel Marder aus seiner Lebenserfahrung heraus den Schmerz und den
Zweifel in dieser Orientierung zur Sprache bringt, lädt er den Leser
ein, selbst auf das zu achten, was von bleibender Bedeutung ist.
Marco Helbig
Ephraim Carlebach
Neoorthodoxer Rabbiner in einer liberalen Stadt
112 S., br., € 14,90
978-3-95565-331-6
Ephraim Carlebach war der berühmteste
Rabbiner Leipzigs und sein Lebenswerk strahlt bis heute über die Grenzen
der Stadt hinaus. Durch seine neoorthodoxe Erziehung war es ihm auferlegt,
neue Wege auszuloten und sie zu gehen. So gründete er die erste jüdische
Schule Sachsens, erreichte den unterrichtsfreien Sabbat und setzte reformpädagogische
Ideen an der Schule um. Er war das Herz und die Seele der Schule. Sein
ständiges Bemühen um Verständnis und Zusammenarbeit zeichnen
ihn als Menschen aus. Dieses Buch stellt Ephraim Carlebach vor und bringt
ihn zurück in den aktuellen Kontext. Sein Leben und Werk stehen beispielhaft
für eine Generation von Rabbinern, welche religiöse und weltliche
Bildung vereinten. Als Vertreter der Neoorthodoxie zeigt seine Lebensgeschichte
die überwindbaren und unüberwindbaren Grenzen auf.
English edition: Helbig, Ephraim Carlebach
- Neoorthodox Rabbi in a liberal town, ISBN 978-3-95565-335-4, €
14,90
Ingo Fessmann
Imre Kertész und die Liebe der Deutschen
Eine persönliche Biographie
200 Seiten, 5 Abb., br., € 19,90
978-3-95565-308-8
Der ungarische Literaturnobelpreisträger
und Holocaust-Überlebende Imre Kertész verbrachte viele Jahre
seines Lebens in Deutschland. Hier erfuhren seine Werke große Anerkennung,
hier wurde er als öffentlicher Intellektueller zu einem festen Teil
des Kulturlebens. Je kritischer er seinem Heimatland Ungarn gegenüberstand,
desto mehr wurde Deutschland ihm zu einem zweiten Zuhause. Ingo Fessmann,
ein langjähriger Weggefährte Kertész‘, beschreibt in seinem
Buch aus persönlicher Sicht seine Begegnungen mit dem großen
Schriftsteller. Er resümiert gemeinsame Gespräche und Erlebnisse,
vom ersten Treffen in Berlin Mitte der 1990er Jahre bis zur Verleihung
des Nobelpreises 2002, zu der Kertész den Freund mit seiner Frau
für fünf Tage nach Stockholm eingeladen hat. Das Buch enthält
außerdem eine Reihe von essayistischen Betrachtungen, in denen Fessmann
sich einzelnen Aspekten von Kertész‘ Person und Werk widmet: Es
geht um Kertész' Beziehung zu seiner Familie, um seine Lieblingsautoren
und -komponisten, um das Verhältnis zu seinen eigenen Texten sowie
um die von Kertész geschaffenen Begriffe der „Schicksallosigkeit“
und der „Glückskatastrophe“, die sich als Leitmotive durch sein Denken,
Schreiben und Leben ziehen.
Georges Bensoussan
Die Juden der arabischen Welt
Die verbotene Frage
Aus dem Französischen von Jürgen Schröder
208 Seiten, br., € 19,90
978-3-95565-327-9
Ist ein Frieden zwischen den Religionen
möglich? Bietet die Geschichte keine Beispiele für einen solchen?
War der Zeitabschnitt des „Al Andalus“ denn nicht durch eine harmonische
Koexistenz von Juden, Muslimen und Christen geprägt? Indem er die
goldene Legende der einen und den Manichäismus der anderen ablehnt,
zeigt Georges Bensoussan, dass die arabische Welt für Minderheiten,
und zwar insbesondere für die jüdischen, eine Stätte des
Schutzes, aber auch der Unterwerfung war. Gestützt auf Recherchen
in militärischen, diplomatischen und Verwaltungsarchiven, rekonstruiert
Bensoussan diese Beziehungen.
Über die Geschichte der Emanzipation
und der Unterdrückung hinaus geht es ihm darum, wie sich das Verhältnis
der muslimischen Welt zur abendländischen Moderne von den mittelalterlichen
Wurzeln bis zur Dekolonisation langfristig entwickelt.
Hyam Maccaby
Ein Pariavolk
Zur Anthropologie des Antisemitismus
Herausgegeben von Peter Gorenflos
208 Seiten, br., € 24,90
978-3-95565-307-1
Historisch bildeten die Juden eine
verachtete Kaste in der christlichen Gesellschaft, wodurch sie, ohne es
zu bemerken, eine unverzichtbare Rolle spielten - vergleichbar mit jener
der Unberührbaren in Indien. Die Grundlagen für diese Rolle liegen
in der Erzählung des Neuen Testaments, die der Judaist Hyam Maccoby
im Licht antiker Opfervorstellungen analysiert. Die Juden wurden die perfekten
Ausführenden der bösen - aber unerlässlichen - Gottesopferung.
Ihnen wurde anstelle der christlichen Gesellschaft die Schuld aufgeladen,
sodass Christen von notwendigen, aber tabuisierten Tätigkeiten befreit
waren. Das Stigma blieb an den Juden haften und wurde fortlaufend durch
Mythos und Kunst bekräftigt. Obwohl die Juden nach der Aufklärung
offiziell vom Pariastatus befreit waren, blieb das Stigma - wie bei den
hinduistischen Unberührbaren und bei Pariagruppen in vielen anderen
Kulturen. Mittels der anthropologischen Analyse liefert Hyam Maccoby eine
überzeugende Erklärung für das Versagen scheinbar vielversprechender
Strategien, den Status der Juden zu normalisieren. Sein wichtiges Buch
liegt hiermit erstmals in deutscher Übersetzung vor.
Großformatige,
deutsch-englische Neuausgabe:
Vor aller Augen / In Plain Sight
Die Deportation der Juden und die Versteigerung ihres
Eigentums.
Fotografien aus Lörrach 1940
Herausgegeben von Klaus Hesse und
Andreas Nachama
112 S., 50 Abb., br., € 15,00
978-3-95565-297-5
Die im Stadtarchiv Lörrach
erhaltenen Fotografien der Deportation von Juden aus Lörrach und der
Umgebung der Stadt am 22. Oktober 1940 stellen eine erschütternde
Dokumentation dar. Sie entstanden während der Deportation von über
6 500 Juden in Südwestdeutschland im Herbst 1940. Einen besonderen
Stellenwert haben jene Aufnahmen, die Auktionen von Hausrat aus den Wohnungen
der Opfer bildlich festgehalten haben. Die hier publizierten, von einem
Polizeibeamten gemachten Fotos zeigen Täter und Tatorganisation. Sie
belegen, dass diese Verbrechen weitestgehend öffentlich, vor den Augen
hunderter Zuschauer stattfanden. Sie dokumentieren den Publikumsandrang
zu den Auktionen des Hausrates der Deportierten in Lörrach, als Ausdruck
der ungeheuerlichen Gleichgültigkeit sehr vieler Deutscher gegenüber
dem Schicksal der deutschen Juden.
Ort
des Matrosenaufstands 1919, später Sitz des Aufbau Verlags, jetzt
der Robert Bosch Stiftung:
Bähr, Johannes / Panwitz,
Sebastian
Französische Strasse 32
Die Geschichte eines Hauses in Berlin-Mitte.
The History of a Building in the District of Mitte
in Berlin
184 S., br., € 19,90
978-3-95565-302-6
Die bewegte Vergangenheit des Hauses
Französische Straße 32 in der Nähe des Gendarmenmarkts
in Berlin-Mitte ist ein Stück deutscher Geschichte. Ein königlicher
Ballettmeister arrangierte hier Aufführungen und Festlichkeiten für
den preußischen Hof, Generationen von Bankiers wohnten und arbeiteten
in diesem Gebäude, später zog der renommierteste Verlag der DDR
in das Haus ein. Die Historiker Johannes Bähr und Sebastian Panwitz
schildern die beeindruckende Geschichte dieses Stadtpalais. Dabei richten
sie den Blick auch auf die dunklen Kapitel, ein Massaker an revolutionären
Matrosen, das hier vor hundert Jahren stattfand, und die „Arisierung“ einer
jüdischen Privatbank im „Dritten Reich“. Heute ist das Haus als weltoffener
Ort des Austauschs und des Dialogs ein Symbol für das neue Berlin.
Elise Garibaldi
Rosen in einem verbotenen Garten
Eine Liebe in Zeiten des Holocaust
204 S., br., € 19,90
978-3-95565-300-2
„Rosen in einem verbotenen Garten“
erzählt die unglaubliche, aber wahre Geschichte einer großen
Liebe. Inge Katz, Tochter des erfolgreichen Bremer Unternehmers Carl Katz,
verliebt sich im Ghetto Theresienstadt in einen Tschechen. Doch er wird
in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz verlegt. Jahrelang
quält sie die Ungewissheit, ob er noch lebt. Ihre Liebe überlebt
alle Widrigkeiten, Misshandlung und Bedrohung, Hunger und Krankheit. Nach
der Befreiung wartet sie lange und vergeblich auf ein Überlebenszeichen
des geliebten Mannes. Schließlich fragt sie sich, ob sie an ihrer
Liebe festhalten oder sich auf einen anderen Mann einlassen soll, der um
sie wirbt. Elise Garibaldi offenbart in diesem Buch intimste Gedanken und
Gefühle ihrer Großmutter Inge Katz - eine bewegende Lebens-
und Liebesgeschichte.
Fernbach, Eugen
Assimilation - Zionismus - Spartakus
Chronik der Berliner Familie
Fernbach (1879-1934)
192 S., br., € 18,00
978-3-95565-304-0
Eugen Fernbach (1853-1936) war
sein Leben lang dem deutsch-jüdischen Assimilationsprojekt verbunden.
Als dies jedoch im frühen 20. Jahrhundert ins Stocken geriet, suchten
seine Kinder nach neuen Optionen. Der Zionismus war ihr erster Versuch,
aber für den Sohn Wolfgang Fernbach wurde dies nur zu einer Etappe
auf seinem Weg zum radikalen Sozialismus. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges
schloss er sich der Gruppe um Rosa Luxemburg an und hatte wesentlichen
Anteil an der Spartakus-Bewegung. Er sollte im Januaraufstand 1919 sterben.
In einem Lebenslauf seines Sohnes und einer Untersuchung seines Mordes
liefert Eugen Fernbach wertvolle Informationen für Historiker und
ein ergreifendes Beispiel dafür, wie historische Kräfte innerhalb
einer Familie wirken.
Andrea Hopp, Katja Gosdek
Die Flüchtlingskonferenz von Évian 1938
[Graphic Novel - Nach dem Roman
„Die Mission“ von Hans Habe]
192 Seiten und Abb., br., € 19,90
978-3-95565-309-5
Im Juli 1938 erörtern im französischen
Kurort Évian-les-Bains 32 Staaten Möglichkeiten einer geregelten
Migration der im nationalsozialistischen Deutschland systematisch verfolgten
Juden. Die Bildergeschichte ist das Ergebnis eines Pilotprojektes, in dem
sich muslimische Geflüchtete aus Syrien ausgehend von dieser Flüchtlingskonferenz
mit deutsch-jüdischer Geschichte beschäftigt haben. Deren eigene
Erfahrungen fließen ein in eine am gegenwärtigen historischen
Forschungsstand orientierte Neuerzählung des Romans „Die Mission“
von Hans Habe. So ist die Bildergeschichte, die von jüdischen Hoffnungen
und diplomatischer Schwerfälligkeit damals handelt, auf mehreren Ebenen
eine „gemeinsam erzählte Geschichte“ für heute und morgen - und
ein Angebot, sich Themen der jüdischen Geschichte durch Literatur
zu erschließen. Hans
Habe (1911–1977) nahm 1938 als Korrespondent des „Prager Tagblatt“
an der Évian-Konferenz teil. In seinem 1965 erschienenen Roman „Die
Mission“ verarbeitete Habe die Flüchtlingskonferenz von Évian,
bei der sich die Staatengemeinschaft unwillig zeigte, die verfolgten deutschen
Jüdinnen und Juden aufzunehmen.
Anna Hájková, Maria von der Heydt
Die letzten Berliner Veit Simons
Holocaust, Geschlecht und das Ende des deutsch-jüdischen
Bürgertums
144 Seiten, 49 Farb- und S/W-Abb.,
144 Seiten, 350 Abb., br., € 17,90
978-3-95565-301-9
Die jüdischen Familien Veit
und Simon spielten in der Berliner Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts
in Berlin eine wichtige Rolle. Als letzter prominenter Berliner Vertreter
der Familie wurde Heinrich Veit Simon, Vorstandsmitglied der Hochschule
für die Wissenschaft des Judentums und erfolgreicher Rechtsanwalt
und Notar, 1942 im Polizeigefängnis Alexanderplatz ermordet und in
der Familiengrabstätte an der Schönhauser Allee beigesetzt. Das
Buch porträtiert Heinrich Veit Simon und seine Familie, die zeitweise
in Dahlem und zuletzt in Lichterfelde lebte. Während des Nationalsozialismus
wurde die Familie auseinander gerissen. Das Buch folgt ihren Spuren, die
sich teilweise in den Vernichtungslagern verlieren, teilweise aber weit
über Berlin und Deutschland hinausweisen.
Englische Ausgabe: 978-3-95565-316-3
Das Antlitz der Alten umschönen
Vom Umgang mit dem Älterwerden und dem Alter im
Judentum
On age and aging in Judaism
Herausgegeben von Stephan M. Probst
Deutsch/Englisch
200 Seiten, br., € 19,90
978-3-95565-312-5
Wir wollen alle lange leben, aber
keiner möchte dabei alt werden. Die Anti-Aging-Bewegung, die das Alter
wie eine Krankheit bekämpft, führt uns die Verachtung vor Augen,
die unsere Gesellschaft dem Alter entgegenbringt. Die inzwischen sehr hohe
Lebenserwartung wird daher sehr ambivalent wahrgenommen. Zwar sehen wir
gewonnene Lebenszeit als Geschenk; die Vorstellung, im Alter aber körperliche
und geistige Fähigkeiten und damit vermeintlich an Wert zu verlieren,
macht uns Angst. Viele fragen sich, ob ihr Leben im Alter menschenwürdig
bleiben wird. Einen völlig anderen Umgang mit dem Älterwerden
und dem Alter lehrt uns die jüdische Tradition. Sie kann uns helfen,
Alter und Hinfälligkeit als Teil unseres Lebens anzunehmen und zeigen,
dass auch ein Leben mit zunehmendem Angewiesensein auf Hilfe trotzdem menschenwürdig
ist.
Brennender Stoff
Deutsche Mode jüdischer
Konfektionäre vom Hausvogteiplatz
Herausgegeben von Kristin Hahn und Sigrid Jacobeit
156 Seiten, 80 Farb-Abb., br., € 19,90
978-3-95565-275-3
Der Hausvogteiplatz und seine angrenzenden
Straßen bilden eines der geschichtsträchtigsten Viertel der
europäischen Konfektionsgeschichte sowie der Berliner Modegeschichte.
Das Jahr 1836 ging mit
der Gründung der Firma „Gebrüder Manheimer“, die erstmals Kleidung
(Mäntel) serienmäßig produzierte, als Geburtsstunde der
Berliner Konfektion ein. Weitere Firmengründungen, überwiegend
von jüdischen Besitzern, folgten unmittelbar, u. a. von Hermann Gerson
und Nathan Israel.
Mit dem Beginn des NS-Regimes
wurde die Zerstörung der jüdischen Kleidungsindustrie und damit
der Wurzeln der Berliner Konfektion eingeleitet.
„Brennender Stoff“ erinnert an
die Blüte, den Umbruch und den Untergang des einstigen Modezentrums.
Kristin
Hahn studierte Europäische Ethnologie und
Erziehungswissenschaften in München
und Berlin. 2011/2012 absolvierte sie das Postgraduate Research Program
an der Middlesex University London. Ihre
Forschungsschwerpunkte liegen in
der Kleidungsforschung sowie Alltagskultur. Derzeit promoviert und lehrt
sie an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Julius H. Schoeps
Düstere Vorahnungen
Deutschlands Juden am Vorabend
der Katastrophe (1933–1935)
536 Seiten, geb., € 29,90
978-3-95565-273-9
Wie konnte es dazu kommen? Wie
haben die Juden die Ereignisse vor und nach der sogenannten Machtübernahme
durch Hitler und die Nationalsozialisten wahrgenommen? Wie haben sie auf
die systematische Ausgrenzung reagiert? Wurde der organisierte Massenmord,
wie von manchen vermutet, bereits in den Anfängen des Hitler-Regimes
vorgedacht? Mit diesen und anderen Fragen zur Lage der deutschen Juden
in den Anfangsjahren des NS-Regimes beschäftigt sich der Potsdamer
Historiker Julius H. Schoeps in „Düstere Vorahnungen“. Er bezieht
sich dabei, neben der einschlägigen Forschung, vor allem auf Lebenszeugnisse,
also Erinnerungen, Tagebücher, Briefwechsel und andere Ego-Dokumente,
die die Reaktionen der Juden u. a. auf den NS-Terror im Alltag, auf die
Verdrängung aus dem Kultur-, Wirtschafts- und Berufsleben, auf den
Raub und die Arisierung von Eigentum behandeln. Schoeps
versetzt den Leser in die Lage, sich aus der Perspektive der deutschen
jüdischen Bevölkerung ein Bild von den Anfangsjahren des NS-Regimes
und von ihren Befindlichkeiten und Befürchtungen zu machen.
Seine narrative Zusammenschau weicht damit in einigen wesentlichen Punkten
von den tradierten Sichtweisen etablierter Historiker auf diese Zeit ab,
die zumeist die Täterperspektive fokussieren, aber die Opferperspektive
häufig vernachlässigen.
Wanderausstellung
ab November im Erinnerungsjahr 1918/2018
Hugo Simon in Berlin
Handlungsorte und Denkräume
Herausgegeben von Anna-Dorothea Ludewig und Rafael Cardoso
mit dem Abdruck des Gästebuchs aus Seelow, das u. a. Einträge
von Thomas Mann und Max Pechstein enthält und mit Beiträgen von
Rafael Cardoso, Anna-Dorothea Ludewig, Jan Maruhn und Nina Senger
120 Seiten, 60 Abb., geb., € 24,90
978-3-95565-274-6
Der Bankier und Mäzen Hugo
Simon (1880–1950) war eine der Schlüsselfiguren des Berliner Lebens
in der Zwischenkriegszeit. Die Vielfalt
seiner kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Interessen und des
damit verbundenen Engagements ließen Hugo Simon zum Mittelpunkt eines
einzigartigen Netzwerks werden. Deutlich wird das an seinen beiden Häusern:
der (im Krieg zerstörten) Villa in Berlin-Tiergarten und dem Gut in
Seelow im Oderbruch. Beide Orte waren nicht nur private Refugien, sondern
soziale Treffpunkte, die Menschen zusammenbrachten; Ausstellungsflächen,
die moderner und ‚klassischer‘ Kunst Raum boten; Experimentierfelder für
innovative landwirtschaftliche Methoden (Seelow); Bühnen für
‚halböffentliche‘ Kulturveranstaltungen und (politische) Diskussionsforen.
Vor diesem Hintergrund soll Hugo Simons Leben und Werk wieder sichtbar
gemacht werden.
Queer in Israel
Herausgegeben von Nora Pester mit Fotografien von
Ilan Nachum
Deutsch/Englisch
180 Seiten, 100 Farb-Abb., br., € 24,90
978-3-95565-282-1
Hinter den bunten Bildern der jährlichen
Gay Pride Parade in Tel Aviv steht eine Dimension der rechtlichen Gleichstellung
von Homosexuellen, mit der Israel nicht nur eine Inselposition im Nahen
Osten einnimmt, sondern die zu den progressivsten weltweit gehört.
Sie ermöglicht alternative Eltern- und Familienkonzepte, die in Deutschland
bisher weitgehend unbekannt sind. Gleichzeitig
offenbart sich an diesem Thema die tiefgreifende Spaltung der israelischen
Gesellschaft zwischen der „Bubble“ Tel Aviv und dem Rest des Landes sowie
zwischen ultra-progressiven und ultra-konservativen Lebensformen und Denkmustern.Mit
Beiträgen von Nora Pester, Sarah Pohl, Frederik Schindler, Arye Sharuz
Shalicar und Interviews mit dem Fotografen Benyamin Reich und dem Jerusalem
Open House
DESSA
The Art of Remembrance:
Alice Salomon
Deutsch/Englisch mit Beiträgen von Dessa, Adriane
Feustel und Petra Lange.
96 Seiten, 25 Abb., br., € 20,00
978-3-95565-293-7
„Insbesondere die Verflechtung
von Tragik und Verlust, von Vertreibung und Tod, von Widerstand und Aufbegehren
im Leben ihrer Protagonisten macht für Dessa die Wandlung von der
privaten Erkenntnis zum nach außen drängenden bildkünstlerischen
Vorhaben notwendig.” Petra Lange 1937 in die Emigration gezwungen, starb
Alice Salomon im August 1948 einsam in New York. Im Dezember desselben
Jahres wurde die Schweizer Künstlerin DESSA (Deborah Sharon Abeles)
in Südrhodesien, dem heutigen Simbabwe, geboren.
Alice Salomon (1876–1948), Sozialreformerin,
Pädagogin, Feministin, Ökonomin und Pazifistin, gründete
1908 die Soziale Frauenschule in Berlin.
Sie schrieb 28 Fachbücher und über 500 Artikel. Dennoch ist sie
außerhalb der Sozialwissenschaften wenig bekannt. Ihre bewegende
Autobiographie spiegelt die Geschichte Europas ihrer Zeit. Mittels verschiedener
künstlerischer Techniken eröffnet Dessa einen visuellen, einen
konkreten Zugang zur Geschichte Alice Salomons: Gemälde, Collagen,
Objekte, Installationen und ein imaginierter Dialog werden zu einer vielschichtigen
Narration verknüpft. Die Gründerin des Alice Salomon Archivs
in Berlin, Adriane Feustel, schreibt in ihrem Beitrag zu diesem Buch: „Ich
erkenne nun, Kunst ist ein zentrales Konzept der Philosophie von Alice
Salomon.”
Eva-Maria Thüne
Gerettet
Berichte von Kindertransport
und Auswanderung nach Großbritannien
180 Seiten, 24 Abb., br., € 17,90
978-3-95565-280-7
In diesem Lesebuch sind die Stimmen
von Menschen versammelt, die als Kinder oder Jugendliche in den 1930er
Jahren vor der nationalsozialistischen Verfolgung nach Großbritannien
fliehen konnten. Die meisten von ihnen kamen in den Jahren 1938/39 mit
dem „Kindertransport“ aus Deutschland, Österreich, Polen und der Tschechoslowakei.
Die Gesprächsausschnitte beruhen auf Interviews, die Eva-Maria Thüne
im Jahr 2017 in Großbritannien mit ihnen zumeist auf Deutsch geführt
hat. Die Fragen nach dem Sprachwechsel und den Erfahrungen in der neuen
Kultur bildeten den Ausgangspunkt. Doch die Antworten gingen weit darüber
hinaus: Es sind auch Erinnerungen an die Eltern, Beschreibungen der dramatischen
Reise und Ankunft sowie Lebensberichte unter den Vorzeichen von Trauma
und Rettung.
Konstantin Seifert
Mediziner, „Rassenschänder“,
Interbrigadist …?
Hans Serelman – Der deutsche Arzt
des Maquis
216 Seiten, farbige Abb., geb., € 24,90
978-3-95565-262-3
Die „New York Times“ machte Hans
Serelman 1935 zum verurteilten „Rassenschänder“ im „Dritten Reich“.
Seither wird dies ungeprüft in die internationale Fachliteratur übernommen.
Serelmans Wirken als Mediziner, Kommunist, Widerstandskämpfer und
einziger deutscher Arzt im Maquis (der Linken der Résistance) blieb
indes unbeleuchtet. Sein rastloses Leben jedoch kreuzten viele, u. a. Gerhard
und Werner Scholem, Walter Janka, Harry Domela und Paul Ludwig Landsberg.
Serelmans Daten lagern in 40 Archiven von Moskau bis Boston und erzählen
von einem Leben beeindruckender historischer, geografischer und menschlicher
Dimension. Sie führen den Leser durch das deutsche KZ, den Spanischen
Bürgerkrieg, die französischen Gefangenenlager bis in die Résistance
und dokumentieren nicht zuletzt ein Stück Medizingeschichte des 20.
Jahrhunderts.
Berlin,
Mitte, Jägerstraße 49:
Sebastian Panwitz
Das Haus des Kranichs
Die Privatbankiers von Mendelssohn
& Co. (1795–1938)
352 Seiten, 45 Abb., geb., € 29,90
978-3-95565-263-0
Die Geschichte der Privatbankiers
von Mendelssohn & Co. ist die Geschichte eines Unternehmens, das über
fünf Generationen von einer prominenten deutschen Familie, von ungewöhnlichen
Persönlichkeiten geführt wurde. In seiner Entwicklung spiegelt
sich nicht nur größere Politik- und Wirtschaftsgeschichte, es
nahm selbst Einfluss auf diese. Das Buch stellt auch die Frage nach der
Ethik des Privatbankiers auf persönlicher wie auf gesellschaftlicher
Ebene, im Bewusstsein, dass Besitz nicht nur mit Möglichkeiten, sondern
ebenso mit Verantwortung verbunden ist: eine Alternative zu den heute im
Finanzwesen dominierenden Werten und der Beweis, dass man auch mit klaren
ethischen Grundsätzen in diesem Zweig wirtschaftlich und gesellschaftlich
erfolgreich sein kann.
Irena Strelow
System und Methode
NS-Raubkunst in deutschen Museen
Herausgegeben von Julius H. Schoeps
180 S., 64 Abb., br., € 22,00
978-3-95565-246-3
Seit 1938 gelangten immer mehr
beschlagnahmte „Umzugsgüter“ von Geflüchteten in Berlin zur Versteigerung.
Sowohl die Versteigerung der Kunstsammlung der verwitweten Marie Busch,
geb. von Mendelssohn-Bartholdy im Jahr 1940 durch den allgemein öffentlich
bestellten Versteigerer Gerhard Harms als auch die „Verwertung“ von selektierter
Kunst aus dem Eigentum des Warenhausbesitzers Georg Tietz durch den Kunstauktionator
Hans W. Lange 1943 waren als „geschlossene Veranstaltung“ nur bestimmten
Personengruppen zugänglich.
In beiden Fällen zeigte sich,
dass offenbar ein weiterer Profiteur, neben Hitlers Führermuseum Linz,
das Privileg genoss, bereits vor den Versteigerungen das Wertvollste für
sich zu beanspruchen: die Staatlichen Museen zu Berlin.
Pessach Haggada
Herausgegeben von Rabbiner Andreas Nachama
128 S., geb., Abb., 19,90 €
978-3-95565-137-4
Die Haggada ist eine Agende für
den ersten und zweiten Abend des Pessachfestes, die den Auszug der Israeliten
aus Mizrajim nacherzählt und für Teilnehmer an dem traditionellen
Festmahl jüdischer Familien nachempfindbar macht. Diese von Rabbiner
Andreas Nachama eingerichtete Neuausgabe beinhaltet die traditionellen
hebräischen Texte für den Sederabend - vollständig ins Deutsche
übersetzt und transliteriert - mit detaillierten Anweisungen zum liturgischen
Ablauf. Die Agende ist aktualisiert entsprechend dem egalitären Ritus
eingerichtet. Ein Essay von Rabbiner Edward van Voolen umreißt die
Bedeutung der Haggada in der Welt der jüdischen Gebetstexte.
Egalitäre Pessach Haggada
Hebräisch / Deutsch
/ Kommentare
Herausgegeben von Rabbinerin Elisa
Klapheck mit Chasan Daniel Kempin und dem Egalitären Minjan in Frankfurt
a. M.
144 S., geb., € 24,90
978-3-95565-512-9
Dies ist die erste Egalitäre
Haggada im deutschsprachigen Raum. „Egalitär“
bedeutet, dass jüdische Frauen und Männer, Jungen und Mädchen
gleichberechtigt an den jüdischen Ritualen teilnehmen.
Seit den 1990er Jahren feiert der Egalitäre Minjan in Frankfurt am
Main alljährlich den Seder mit viel Kreativität und Beteiligung
seiner Mitglieder. Neben dem Lesen der Haggada und dem Singen der Pessach-Lieder
spielen gerade auch Diskussionen über einzelne politische, religiöse,
historische oder spirituelle Aspekte der Haggada sowie die heutige Bedeutung
des Auszugs aus der Sklaverei eine zentrale Rolle. Diese langjährige
Praxis ist in dieser Egalitären Haggada zusammengetragen. Zusätzlich
zu einer geschlechtersensiblen Übersetzung des hebräischen Textes
bietet sie eine umfassende Transliteration, Noten zu den Liedern sowie
eine Fülle von Kommentaren und Alternativ- möglichkeiten. In
den Illustrationen von Simon Schwartz spiegelt sich die Diversität
heutigen jüdischen Lebens – auch am Sedertisch.
WIEDER
LIEFERBAR:
Die Pessach Haggada
Herausgegeben und kommentiert von Rabbiner Michael Shire
gemeinsam mit Rabbiner Walter Homolka, Rabbiner Andreas Nachama und Rabbiner
Jonah Sievers mit Faksimile-Reproduktionen von Buchmalereien und Handschriften
aus der British Library
Aus dem Hebräischen von Annette Böckler. Mit
einer Transliteration von Rabbiner Jonah Sievers
Deutsch/Hebräisch/Transliteration
64 S., geb., € 24,90
978-3-942271-89-9
Die Haggada gehört zu den
bekanntesten und beliebtesten Bücher im Judentum. Sie erzählt
die Geschichte von der Befreiung des Volkes Israel aus der Sklaverei und
dem Auszug aus Ägypten und stiftet zu Pessach ein gemeinsames Ritual.
Diese Haggada wird, wie im Hebräischen üblich, von rechts nach
links geblättert und enthält in ihrer Kommentierung durch Rabbiner
Michael Shire viele historische Bezüge bis hin zur Gegenwart, wodurch
sie auch für nicht-jüdische Leser interessant ist. Ihre Illustrationen
sind Faksimile-Reproduktionen mittelalterlicher illuminierter Handschriften
aschkenasischer und sephardischer Herkunft aus der berühmten Sammlung
der British Library in London. Die prächtige Aschkenasi-Haggada bereitet
das Pessach-Ritual vor, die Barcelona-Haggada mit ihren kunstvoll ausgearbeiteten
Tafeln und farbenprächtigen Rändern, die mit Tieren und Blattwerk
gestaltet sind, illustriert es. Bilder aus der Goldenen Haggada stellen
schließlich Episoden der Auszugsgeschichte und die zehn Plagen dar.
Die abgenutzten, mit Wein bespritzten Seiten der hebräischen Buchillustration
sind ein Tribut an die vielen Sederfeiern, zu denen Generationen von Jüdinnen
und Juden sie gelesen und ihrem Glauben Ausdruck verliehen haben.
Auch
noch lieferbar ist die Ausgabe für 19,90 mit den hebräischen
Texten für den Sederabend - vollständig ins Deutsche übersetzt
und transliteriert - mit detaillierten Anweisungen zum liturgischen Ablauf
entsprechend dem egalitären Ritus.
Stefan Zweig
Die geistige Einheit der Welt
Herausgegeben von der Casa Stefan Zweig mit Beiträgen
von Alberto Dines, Celso Lafer, Jacques Le Rider und Klemens Renoldner
Deutsch/Englisch/Französisch/Spanisch/ Portugiesisch
184 Seiten, 40 Farbabb. inkl. Faksimiles, br., €
27,90
978-3-95565-214-2
Am 27. August 1936 hält Stefan
Zweig in der Musikschule von Rio de Janeiro seinen unter dem TiteI,,L'unit
spirituelle de 'Europe" verfassten Vortrag, der schließlich in,,Zur
geistigen Einheit der Welt" umbenannt wird. Er bildet den abschließenden
Höhepunkt seiner ersten Brasilien-Reise. Das Publikum feiert Zweig
mit stehenden Ovationen und lässt sich Autogramme geben. Seine Rede
beinhaltet zwei zentrale Botschaften: Völker der Welt, wenn ihr einander
nicht versteht, dann gefährdet ihr alles, was die Menschheit in 1
000 Jahren an Kultur hervorgebracht hat. Und: Die Hoffnung auf einen Weltfrieden
liegt in den jungen Völkern Südamerikas.Zweig sieht den Zweiten
Weltkrieg heraufziehen, der Spanische Bürgerkrieg ist bereits ausgebrochen,
seine Bücher sind in Deutschland schon verbrannt worden.Das deutsche
Originalmanuskript seines Vortrags schenkt Zweig dem brasilianischen Außenminister
Jos Carlos de Macedo Soares. Heute befindet es sich im Besitz der Casa
Stefan Zweig in Petrópolis (Brasilien) und wird hier erstmals vollständig
faksimiliert in einer aufwendig gestalteten, fünfsprachigen Ausgabe
wiedergegeben, ergänzt um Beiträge von Alberto Dines (Casa Stefan
Zweig) Celso Lafer (zweimaliger Außenminister Brasiliens) sowie Klemens
Renoldner (Direktor des Stefan Zweig Centre der Universität Salzburg)
und Jacques Le Rider (coIe Pratique des Hautes Etudes Paris).
Stefan und Lotte Zweigs südamerikanische
Briefe
New York, Argentinien und Brasilien 1940–1942
Herausgegeben von Darién J. Davis und Oliver Marshall
Aus dem Englischen von Karin Hanta
336 Seiten, Hardcover, € 27,90
978-3-95565-188-6
Die in diesem Buch enthaltenen
Briefe aus den USA, Argentinien und Brasilien an Familienmitglieder in
England vermitteln einen berührenden Eindruck von den letzten 20 Monaten
im Leben der Zweigs. Die Briefsammlung von Stefan Zweig stellt nicht nur
die umfassendste bis jetzt veröffentlichte Korrespondenz vom amerikanischen
Doppelkontinent dar, sondern enthält auch als einzige Briefe von Lotte
Zweig, die bis dahin nur als „schweigsame Frau“ dargestellt wurde. Lotte
Zweig tritt endlich aus dem Schatten ihres Ehemanns hervor und gibt in
ihren Schreiben einen tiefgehenden Einblick in die Beziehung und Exilerfahrung
des Ehepaares.
Stefan Zweig und sein Freundeskreis
Sein letztes Adressbuch 1940–1942
Herausgegeben mit einem Beitrag von Klemens Renoldner
von Alberto Dines, Israel Beloch and Kristina Michahelles
232 S., 50 Faksimiles, 62 Abb., geb., 27,90 €
978-3-95565-134-3
Das letzte Adressbuch Stefan Zweigs
(1881–1942) führt ein in den Freundeskreis des weltbekannten österreichischen
Schriftstellers. 158 Namen, die ihn auf seinem Weg ins brasilianische Exil
begleiteten, werden erstmals in einer hochwertig ausgestatteten Faksimile-Ausgabe
vollständig wiedergegeben sowie alle darin enthaltenen Personen und
ihre Beziehung zum Schriftsteller von Zweig-Kennern der Casa Stefan Zweig
in Petrópolis (Brasilien) kommentiert und in Kurzbiographien vorgestellt.
Dieses Telefonbuch und die darin enthaltenen Kontakte geben einen außergewöhnlich
intimen Einblick in das persönliche Umfeld Zweigs, der auf diese Weise
durch seine Freunde und Weggefährten neu entdeckt werden kann. Es
ist zugleich symbolträchtiger Ausdruck seines Versuchs eines Neuanfangs
in der Fremde und des tief empfundenen Verlustes der „geistigen Heimat
Europa“
Mosse im Museum
Die Stiftungstätigkeit des Berliner Verlegers
Rudolf Mosse (.1843-1920) für das Ägyptische Museum Berlin
Herausgegeben von Jana Helmbold-Doyé und Thomas
L. Gertzen mit einem Geleitwort von Julius H. Schoeps und einem Vorwort
von Friederike Seyfried
200 Seiten, zahlr. Farbabb., € 35,00
978-3-95565-221-0
Erika und Gerhard Schwarz
Das Rittergut Garzau und jüdische
Zwangsarbeit
Mit einem Vorwort von Hermann Simon
168 Seiten, 90 Abb., Hardcover, € 19,90
978-3-95565-222-7
Garzau, östlich von Berlin,
ist weit über die lokalen Grenzen hinweg durch den preußischen
Kartografen Friedrich Wilhelm Carl Graf von Schmettau (1743-1806) bekannt.
Auf dem Areal seines Rittergutes hatte der General einen Landschaftsgarten
errichten lassen. Heute zeugt lediglich die 2010 rekonstruierte, ursprünglich
als Grabmal gedachte größte Feldsteinpyramide Deutschlands noch
von der einstigen Blütezeit des Parks. Die wenigsten der zahlreichen
Besucher dürften um die Verbindung des Anwesens und seiner späteren
Eigentümer mit der jüdischen Geschichte Berlin-Brandenburgs wissen.
Paul von Rohrscheidt und sein Sohn Hans, beide eng verwandt mit Katia Pringsheim,
der Gattin des Nobelpreisträgers Thomas Mann, führten das Gut
Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zu wirtschaftlichem Aufschwung.
Von 1939 bis 1943 mussten auf dem Besitz Jüdinnen und Juden Zwangsarbeit
für die Kriegswirtschaft leisten. Erika und Gerhard Schwarz beschreiben
erstmalig das,,Jüdische Arbeitseinsatzlager Garzau", seine Entstehung,
Funktion und Verwaltung als Bestandteil der faschistischen Judenverfolgung
und rekonstruieren die Biografien der ehemaligen Insassen. Keiner von ihnen
überlebte den Holocaust. Die Autoren stützen ihre detektivische
Recherche auf einen bisher nicht ausgewerteten Schriftwechsel, der sie
von Garzau nach Berlin, Fürstenwalde, Paris, Zürich, London,
New York, Tel Aviv und Auschwitz brachte. Dieses Buch soll auch Anregung
zur Erforschung der jüdischen Zwangsarbeit in über 20 anderen
Orten Brandenburgs sein.
Lara Dämmig
Jüdisches in Pankow
Rundgänge durch Prenzlauer
Berg, Pankow und Weißensee
152 S., 64 Abb., br., €
14,90
978-3-942271-90-5
Die Synagoge Rykestraße in
Prenzlauer Berg, das ehemalige Waisenhaus der Jüdischen Gemeinde in
Pankow oder der Jüdische Friedhof in Weißensee sind weithin
bekannte jüdische Stätten im Nordosten Berlins. Dabei gibt es
dort sehr viel mehr Spuren ehemaligen jüdischen Lebens, aber auch
einer lebendigen jüdischen Gegenwart zu entdecken. Drei Rundgänge
zu 62 Stationen in drei Stadtteilen führen zu sichtbaren und verborgenen
jüdischen Orten wie der Jüdischen Altersversorgungsanstalt, dem
Auerbach'schen Waisenhaus, dem Wohnhaus von Ernst Lubitsch, dem Kredit-Kaufhaus
Jonaß, dem Garbátyplatz, dem Altersheim für Jüdische
Taubstumme, dem Bleichröderpark, der Jüdischen Arbeiterkolonie
oder dem Kaufhaus Brünn. Denkzeichen und Stolpersteine zeugen von
einer vielfältigen Erinnerungskultur. Historische Fotos illustrieren
die Texte. Karten helfen, zu Fuß, per Rad oder mit öffentlichen
Verkehrsmitteln diese Orte zu erkunden.
Lara Dämmig
Jewish Traces in Pankow
Walking tours through Prenzlauer
Berg, Pankow and Weissensee
148 pp, 64 ill., br., € 14,90
978-3-942271-91-2
Zweisamkeiten
Zwölf außergewöhnliche Paare in Berlin
Herausgegeben von Elke-Vera Kotowski, Anna-Dorothea
Ludewig, Hannah Lotte Lund
264 S., 60 Abb., br., 19,90 €
978-3-95565-135-0
Berlin ist facettenreich, überraschend
und scheint sich immer wieder neu zu erfinden oder wird erfunden, von Männern
und Frauen, die sich in dieser Stadt beheimatet fühlen, und sei es
nur für kurze Zeit. Vor diesem Hintergrund sind viele interessante
(zwischenmenschliche) Konstellationen entstanden, manche waren von Dauer,
einige hielten nur für eine kurze Zeit, aber alle waren sie prägend
– und außergewöhnlich. Zwölf inspirierenden „Zweisamkeiten“
ist dieses Buch gewidmet und natürlich ihrer Stadt, denn Berlin war
und blieb immer die Dritte im Bunde.
Paare :
Charlotte Berend-Corinth – Lovis
Corinth
Marlene Dietrich – Josef von
Sternberg
Hedwig Dohm, geb. Schlesinger
– Ernst Dohm
Valeska Gert – „Ilse Koch“
Henriette Herz, geb. de Lemos
– Marcus Herz
Helen Hessel, geb. Grund – Franz
Hessel
Mathilde Jacob – Rosa Luxemburg
Lotte Laserstein – Traute Rose
Else Lasker-Schüler – „Prinz
von Theben“
Margarete Oppenheim, geb. Eisner,
verw. Reichenheim – „Paul Cézanne“
Melitta Schenk Gräfin von
Stauffenberg, geb. Schiller – „JU 87“/„JU 88“
Gabriele Tergit – „Käsebier“
„Berlin lebt auf!“. Die Fotojournalistin
Eva Kemlein (1909–2004)
Herausgegeben von der Stiftung Neue Synagoge Berlin -
Centrum Judaicum
128 Seiten, 80 Abbildungen, Klappenbroschur, €
14,90
978-3-95565-181-7
Eva Kemlein (1909–2004) war die
Chronistin des Berliner Nachkriegs- und des Berliner Theaterlebens. Als
Bildjournalistin für die „Berliner Zeitung“, deren erste Ausgabe 1945
die Überschrift trug: „Berlin lebt auf!“, prägten ihre Bilder
von Überlebenden – sie selbst hatte die Nazizeit als Jüdin versteckt
überstanden –das Gedächtnis der Nachkriegszeit. Immer Berlinerin,
war sie doch Grenzgängerin zwischen den Welten. Über 60 Jahre
fotografierte sie an den Bühnen Ost-Berlins und kehrte jeden Abend
in ihre Wohnung in den Westen der Stadt zurück. Ein außergewöhnliches
Leben zwischen Ost und West.
Ruth Zeifert
Nicht ganz koscher
Vaterjuden in Deutschland
Mit einem Vorwort von Micha Brumlik
218 Seiten, Klappenbroschur, € 24,90
978-3-95565-208-1
Jüdisch ist, wer Kind einer
jüdischen Mutter ist. Das Religionsgesetz, die Halacha, ist da eindeutig.
Allein auf die Mutter kommt es an. Herkunft und Glauben des Vaters sind
für den Status irrelevant. In den Jüdischen Gemeinden sind sie
nicht registriert. Da der Status oftmals im Widerspruch zu Selbstbild und
Fremdzuschreibungen steht, suchte Ruth Zeifert nach der Bedeutung der religiösen
Regel und schließlich das Gespräch mit Vaterjuden. Sie lässt
diese Menschen mit ihren Erfahrungen, Problemen, Wünschen und Hoffnungen
zu Wort kommen und bietet ihnen ein Forum, ihre Lebenswirklichkeit auszudrücken.
Christoph Kreutzmüller, Julia Werner
Fixiert
Fotografische Quellen zur Verfolgung
und Ermordung der Juden in Europa
Eine pädagogische Handreichung
64 S., 47 Abb., Br., € 14,90
2., überarbeitete und erweiterte Auflage
978-3-942271-60-8
Fotografien gelten als unbestechliches
Abbild der Realität, sind aber das Ergebnis einer Auswahl und somit
einer Bearbeitung. Diese ambivalente Qualität – Ausschnitt zu sein,
aber für ein Ganzes stehen zu sollen – führt dazu, dass Fotos
in politischen Konflikten oft als Waffe eingesetzt wurden. Die wissenschaftliche
Auseinandersetzung mit der historischen Fotografie steht noch am Anfang.
Ihre erstaunliche Unsichtbarkeit im Kontext historischen Lernens ist vor
allem darauf zurückzuführen, dass diese allzu oft als Illustration
gebraucht werden. Als Quelle eingesetzt, sind sie jedoch im pädagogischen
Kontext außerordentlich wertvoll. Hier setzt dieses Buch mit dem
Ziel an, fünf historischen Fotoserien der Verfolgung und Ermordung
der Juden in Europa exemplarisch zu analysieren, um Lehrenden Werkzeuge
zu deren Analyse an die Hand zu geben. Fotograf und Überlieferung
werden jeweils kurz dargestellt, die Fotos in den Kontext ihrer Entstehung
eingeordnet und zusammen mit den anderen Bildern der Serie gezeigt. Es
folgt die Detailanalyse des einzelnen Fotos, die anschließend mit
Quellen anderer Herkunft und Sichtweise kontrastiert wird. Den Abschluss
jedes Kapitels bilden Fotos von heute, die den aktuellen Zustand der Orte
zeigen und damit klarstellen sollen, dass diese real existieren.
Internationale Wanderausstellung
Industrie und Holocaust: Topf & Söhne — Die
Ofenbauer von Auschwitz
Industry and the Holocaust: Topf & Sons – Builders
of the Auschwitz Ovens
Herausgegeben von / edited by Annegret Schüle
172 Seiten, 124 Abb., Klappenbroschur,€ 17,90
978-3-95565-223-4
Für den millionenfachen Mord
in den Konzentrations- und Vernichtungslagern brauchte die 55 zivile Experten.
Die Erfurter Firma J. A. Topf & Söhne nahm dabei eine entscheidende
Rolle ein. Ihre Verbrennungsöfen ermöglichten die schnelle, kostengünstige
Beseitigung der Leichen. Ihre Lüftungstechnik optimierte das Morden
in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau. Schlüsseldokumente zum Holocaust
aus dem Betriebsarchiv, aus Auschwitz und Moskau stehen im Zentrum des
von Annegret Schüle herausgegebenen Begleitbandes zur internationalen
Wanderausstellung des Erinnerungsortes Topf & Söhne - Die Ofenbauer
von Auschwitz in Kooperation mit der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald
und Mittelbau-Dora, die in der ehemaligen Wäschereibaracke des Stammlagers
im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau 2017 eröffnet wurden.
Alephbeth
Die hebräische Lesefibel
für Anfänger
Reprint, herausgegeben von
Rabbiner Andreas Nachama
72 S., geb., € 16,90
978-3-95565-081-0
Wie lernt man das Hebräisch
der Gebetbücher lesen und wie die ersten Worte des Gebetbuchhebräisch?
Diese Lesefibel aus den 1950er Jahren begleitete schon Rabbiner Andreas
Nachama bei seinen ersten Schritten in der Sprache der Bibel. Mit ihrer
Hilfe lernte er, Hebräisch zu lesen und die wichtigsten Worte dessen,
was man braucht, um einen Einstieg in das Hebräisch der jüdischen
Gebetbücher zu finden. Sie ebnete
über Jahrzehnte vielen Studierenden erfolgreich den Weg ins Hebräische.
Dieser Reprint richtet sich an alle ohne Vorkenntnisse oder Hebräischlehrer
und an die, die nicht das touristische Iwrith in Israel suchen. In 58 Lektionen
können mit täglich rund 30 Minuten Lernzeit in etwa zwei Monaten
Hebräisch gelesen und ungefähr 100 Worte des „Iwrith schel Schabbat“–
des Gebetbuchhebräisch – verstanden werden.
Michaela Rychlá
Der Glaube Israels
Emunat Jissra‘el
Ein Lehrbuch für Schule
und Familie
Band 2
152 Seiten, 50 Farbabb., Hardcover, € 24,90,
978-3-95565-191-6
Aus dem Inhalt: Begegnung mit der Bibel: No'ach
und die Sintflut • Ja'akow Awinu - der dritte Patriarch • Mosche Rabejnu
und der Auftrag G"ttes • Jüdisches Leben: Schab-bat . Kaschrut • Jüdische
Geschichte und Identität: Epoche des Hellenismus - die Gefahr von
innen . Der Hellenismus und die Makkabäer-Bücher, Zeugnisse von
Chanukka • Die Herrschaft der Römer - die eiserne Faust: Peruschim
und Z'dukim Hillel haSaken: Rabban Jochanan ben Sakaj . Rabbi Akiwa Das
jüdische Mittelalter - Zeit der Verfolgungen: Die Lage der aschkenasischen
Juden • Kehilot SCH-U-"M und ihre Bedeutung • Die Emanzipation • Rabbi
Hirsch - Begründer der Neoorthodoxie • Die sefardische Welt: Glanz
und Elend . Der Konversionsdruck und die Inquisition • Liebe im Judentum
Michaela Rychlá
Der Glaube Israels
Emunat Jissra‘el
Ein Lehrbuch für Schule
und Familie
152 S., 120 Abb., geb., 24,90 €
978-3-95565-133-6
Band 1 (8. Klasse)
Gebet als Ausdruck des Glaubens
und der Identität– Der jüdische G”ttesdienst – B’rachot:
die Segenssprüche – Kabbalat Schabbat– Das Mincha-Gebet, Ma’ariwund
die Hawdala-Zeremonie – Das Sch’ma Jissra’el:Höre Israel – Der jüdische
Jahreskreis– Berechnung des jüdischen Kalenders – Der Neumond Rosch
chodesch– Jüdische Feiertage mideOrajta: aus der Schrift – Rosch haSchana:
das Neujahrsfest – Jom Kippur: der Versöhnungstag – Chag haPessach:
das Fest der Befreiung – Schawu’ot: das Fest der Gesetzesoffenbarung –
Sukkot: das Laubhüttenfest – Die jüdische Familie– Beginn des
Judentums: die Patriarchengeschichte – Awraham Awinu: Abraham, unser Vater
– Begegnung mit der Bibel – Die Lehre des Judentums – Die Fünf Bücher
Mose: die Tora – Newi’im rischonim: die älteren Propheten – Newi’im
acharonim: die jüngeren Propheten – K’tuwim: Die Schriften – Schöpfung
und Verantwortung
Emunat Jissra‘elist eine Lehrbuchreihe
in drei Bänden für den Religionsunterricht jüdischer Jugendlicher
in den Klassen 8, 9 und 10, geschrieben nach den Lehrplanvorgaben des Bayerischen
Kultusministeriums für die gymnasiale Mittelstufe. Dieses Werk ist
jedoch auch für Familien sowie Schüler anderer Schultypen geeignet
und berücksichtigt insbesondere die Bedeutung des familiären
Umfeldes im Judentum. Während sich der erste Band für die 8.
Klasse den Grundlagen des jüdischen Glaubens widmet, so dem Gebet,
dem Kalender und seinem Feiertagszyklus, dem Beginn des Judentums, der
Bibel und der Schöpfung, beleuchten die beiden anderen Bände
die Säulen Schabbat und Kaschrut sowie das rabbinische Schrifttum.
Eine wichtige Bedeutung kommt auch der Auseinandersetzung mit der jüdischen
Geschichte vom Altertum bis in die Gegenwart zu. Den krönenden Abschluss
bildet die vertiefte Beschäftigung mit der Tora. Dieses insgesamt
dreibändige Werk entstand nach langjähriger Unterrichtspraxis
in 12 Jahren als erstes seiner Art seit dem Kriegsende.
Lehrbuch
Band 3 (für obere Mittel- und Oberstufe)
Michaela Rychlá
Der Glaube Israels
Emunat Jissra'el
Ein Lehrbuch für Schule und Familie
Empfohlen von Rabbiner Avichai Apel
188 S., 113 Farbabb.,
geb., € 24,90
978-3-95565-404-7
Emunat Jissra’el, Band 3 ist der
letzte Teil der Lehrbuchreihe für den Schulunterricht und für
die ganze Familie. Nachdem die ersten beiden Bände die Grundlagen
des Judentums, der Bibel sowie der Geschichte behandelten, ist der Band
3 der tieferen Kenntnis der Tora gewidmet, um in das Verständnis des
Talmuds und die Welt der rabbinischen Literatur einzuführen. Das Wissensspektrum
wird zudem um Jom haScho’a, Jom haAzma’ut und Tischa B’aw sowie um König
David und Jeremia erweitert.
Anspruchsvolle didaktische Aufbereitung
– Aufgaben und Übungen zu jedem Kapitel – ergänzende Wissensquellen
„Hast Du gewusst?“ – rabbinische „Perlen der Weisheit“ – hebräische
Begriffe – Glossar Michaela Rychlá
geboren
1957 in der Tschechoslowakei in einer Künstlerfamilie. Nach der Emigration
in die BRD Abitur und Studium an der Johann Wolfgang von Goethe-Universität
in Frankfurt/Main. Magistra Artium (M.A.) in Geschichtswissenschaften und
jüdischen Disziplinen. Seit 1995 Lehrerin für jüdische Religion
in Frankfurt/Main, Halle/Saale, München und Regensburg.
Inhalt:
Begegnung mit der Bibel
- Inhalt der Tora
- Entstehung des Talmud
- Entwicklung der Halacha
Nachbiblische und neue Feier- und Trauertage
David haMelech, der Große und Jirmejahu
haNawi, der Tragische
Galut Bawel und die Rückkehr, der Zweite
Tempel
Jerusalem und Messias im jüdischen Leben
Vom Umgang mit Verlust und Trauer
im Judentum
Loss and mourning in the Jewish
tradition
Herausgegeben von Stephan M.
Probst mit einem Geleitwort von Abraham Lehrer
250 S., 5 Abb., br., € 19,90
978-3-95565-247-0
Jüdische Positionen zur
Sterbehilfe
mechaje hametim - der den Sterbenden
Leben gibt
Herausgegeben von Elisa Klapheck
120 S., br., 14,90 €
978-3-95565-140-4
Sterbehilfe ist auch im Judentum
ein kontrovers diskutiertes Thema. Die Bundestagsdebatte zur neuen Gesetzesregelung
hat viele Rabbiner und jüdische Sachverständige veranlasst, Stellung
zu beziehen. Im Mai 2015 fand in der Jüdischen Gemeinde Bielefeld
und im Palliativzentrum Bielefeld mit Unterstützung der Allgemeinen
Rabbinerkonferenz (ARK) und des Zentralrats der Juden in Deutschland eine
in Deutschland erstmalige große Tagung statt, um die jüdischen
Positionen insbesondere für die deutsche Situation zu sondieren. In
den USA und Israel gibt es hierzu bereits eine breit geführte Diskussion.
Mit diesem Band der neuen Reihe „Injanim“ (Kernfragen) wird die erste größere
deutschsprachige Publikation zu diesem Thema vorgelegt. Rabbiner und Sachverständige
nehmen Stellung zu passiver und aktiver Sterbehilfe, assistiertem Suizid,
palliativ-medizinischen Erwägungen und der aktuellen Gesetzesregelung.
Im Zentrum stehen zugleich jüdisch-religiöse und halachische
Positionen über die Menschenwürde des Sterbenden, den Moment
des Todes, die Bedeutung des
Sterbens und die Entscheidungsnöte
der Angehörigen.
,Lehre mich, Ewiger, Deinen Weg‘
Ethik im Judentum
Hrsg.: Zentralrat der Juden in Deutschland und Schweizerischer
Israelitischer Gemeindebund
328 S., 103 Abb., geb., € 24,90
978-3-95565-106-0
„,Lehre mich, Ewiger, Deinen Weg‘
– Ethik im Judentum“ behandelt grundsätzliche ethische Fragen, die
nicht nur Jugendliche und junge Erwachsene in ihrem täglichen Leben
und in ihrem Bezug zum Judentum beschäftigen. Die 16 Kapitel des Buches
befassen sich mit umwelt-, medizin-, sozialethischen und politisch-ethischen
Themen. Bisher gab es kein deutschsprachiges Standardwerk oder ein Lehrbuch
zu Fragen jüdischer Ethik. Dieses Manko sowie das stetig steigende
Interesse von Nichtjuden an dieser Thematik haben die Herausgeber bewogen,
ein Buch zu veröffentlichen, das wichtige Aspekte jüdischer Ethik
aufgreift. Es soll die gesellschaftspolitischen Diskussionen über
ethische Fragen mit einer jüdischen Stimme bereichern. Dieses
Buch richtet sich gleichermaßen an Schüler ab 15 Jahren und
Lehrer, an Juden und Nichtjuden, und ganz
allgemein an den interessierten Leser. Es kann im Selbststudium und im
Unterricht, als Lehrbuch, Lesebuch und als Quellensammlung benutzt werden.
Erstes Lehrbuch zur jüdischen Ethik – anspruchsvolle didaktische und
gestalterische Aufbereitung – hochaktuelle Themen – alle Strömungen
des Judentums abbildend – Diskussionen, weiterführende Quellen und
Fragestellungen zu jedem Artikel – ergänzende Infoboxen – jüdische
Werte und Prinzipien im
Überblick – mit hebräischen
Begriffen – QR-Codes für schnellen Quellenzugriff – Glossar
– Übersicht Talmudordnungen und -traktate.
Ernst Jacob
Grundbegriffe des Judentums
– kurz gefasst
Eine Einführung in die „Israelitische Religionslehre“
Herausgegeben von Rabbiner Andreas Nachama mit einem
Vorwort von Rabbiner Walter Jacob
144 S., geb., € 19,90
978-3-95565-115-2
Diese Einführung in die „Israelitische
Religionslehre“ schließt an Rabbi Hillel an, der – während ein
Fragender auf einem Bein steht – den Kern des Judentums vermittelt: „Was
dir nicht lieb ist, das tue auch deinem Nächsten nicht:
das ist die ganze Gesetzeslehre, alles andere ist Erläuterung, gehe
und lerne sie.“ Hier wird kurz und knapp zusammengefasst, worauf Judentum
basiert. Kurze Quellzitate, vorwiegend aus der Bibel, vermitteln aussagekräftige,
einleuchtende und präzise Einblicke in das Judentum – alles, was man
von einer Einführung erwarten sollte.
Rabbiner Meir Ydit
Kurze Judentumkunde
für Schule und Selbststudium
Herausgegeben von Jessica Schmidt-Weil
und Rabbiner Jonah Sievers
184 S., 34 Abb., geb., € 24,90
978-3-95565-251-7
Die „Kurze Judentumkunde“ von Rabbiner
Meir Ydit (1922–1992) wird seit Mitte der 1980er Jahre im jüdischen
Religionsunterricht für Schüler, in der Erwachsenenunterweisung
– insbesondere durch den Zuzug jüdischer Zuwanderer aus den Ländern
der ehemaligen Sowjetunion – oder einfach zum Selbststudium unabhängig
von der jeweiligen Denomination genutzt. Die übersichtlich strukturierten
Kapitel, von der Entstehung des Judentums bis hin zum heutigen Israel,
bieten einen hervorragenden Einblick in die Welt des Judentums und laden
zum Lernen ein. Ein wertvolles und zeitloses Buch, das endlich in einer
überarbeiteten Neuausgabe vorliegt.
Aus dem Inhalt: Das Volk Israel
| Der jüdische Glaube | Sittlich-moralische Pflichten im Judentum
| Das Schrifttum der Tora | Der heilige Tempel und die Synagoge | Das Gebet
| Der Schabbat | Der Jüdische Kalender | Der Feiertag | Rosch Haschana
– Das Neujahrsfest | Jom Kippur | Sukkot – Das Laubhüttenfest | Simchat
Tora – Das Tora-Freudenfest | Chanukka – Das Tempeleinweihungsfest | Rosch
Haschana Le’Ilanot – Der Neujahrstag der Bäume | Purim – Das Losfest
| Pessach – Das Überschreitungsfest | Neuzeitliche Feiertage | Die
Omer-Zeit | Schawuot – Das Wochenfest | Tischa Be’Aw | Die Speisegesetze
| Jüdisches Ehe- und Familienrecht | Die Eheschließung | Das
rituelle Tauchbad | Das jüdische Kind | Todesfall und Trauerzeit |
Der Übertritt zum Judentum | Das Judentum und andere Religionen |
Der Staat Israel aus religiöser Sicht | Die Hatikwa – Zeittafel der
jüdischen Geschichte bis 1948 – Geschichte Israels – Juden in Deutschland
nach 1945 – Die häufigsten Brachot
Lisa Seiden
„Bleib immer mit deinem Bruder zusammen!“
Eine Geschichte vom Kindertransport
Herausgegeben von Inge Hansen-Schaberg
Aus dem Spanischen von Dieter Heymann, Originaltitel:
„No te separes de tu hermano. Una historia del Kindertransport“
152 S., Abb., br., € 14,90
978-3-95565-265-4
Lisa Leist, 1929 in Wien geboren,
gehörte mit ihrem Bruder zu den 10.000 Kindern, die durch die Kindertransporte
nach England gerettet worden sind. Sie kamen im Dezember 1938 in Dovercourt,
Harwich, an und lebten acht Jahre in Bath, getrennt von den Eltern, die
sich nach Argentinien retten konnten. Lisa Leist hatte sich in den Sohn
ihrer Gastfamilie verliebt und wäre am liebsten in England geblieben.
Aber 1946 konnte (und musste) sie mit ihrem Bruder nach Buenos Aires zu
ihren Eltern fahren. Über den geschichtlichen Hintergrund und ihre
Erlebnisse als Kind und Jugendliche im Exil hat Lisa Seiden einen berührenden
Bericht geschrieben und ihn mit zahlreichen Fotos, Faksimiles ausgewählter
Briefe und anderen
Dokumenten bebildert.
REIHE JÜDISCHE
MINIATUREN
LISTE
DER JÜDISCHEN MINIATUREN
Die Israelitische Erziehungsanstalt in Beelitz und
ihr Leiter Sally Bein
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-526-6
Ausgehend von der Suche nach einem
Schüler des Jüdischen Erziehungsheims in Beelitz/Brandenburg
erzählt
dieser Band ein wichtiges Kapitel der Geschichte der einst vielfältigen
jüdischen deutschsprachigen Heilpädagogik.
Er erinnert zugleich an Sally Bein (1881–1942), den Leiter des Heims, an
seine Familie, die Mitarbeitenden und vor allem an die Kinder und Jugendlichen,
die dort mehr als drei Jahrzehnte lebten und gefördert wurden. Es
werden zudem erstmals Fotos gezeigt, die der ehemalige Lehrer Arthur Feiner
während seiner Tätigkeit in Beelitz (1930–1933) aufgenommen hat.
Frank Jacob
August Thalheimer
Undogmatischer Marxist und Faschismustheoretiker
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-532-7
Das Leben August Thalheimers wurde
von den vielen Brüchen des frühen 20. Jahrhunderts bestimmt,
in denen er seinen Weg von SPD via USPD zur KPD, später dann KPO fand,
bevor er ab 1933 im Exil lebte. Thalheimer befasste sich theoretisch aber
nicht nur mit den Fragen, die aus der Russischen Revolution erwachsen waren
und das linke politische Lager spalteten, sondern analysierte auch den
Faschismus, den er im Verhältnis zum Klassenkampf zu interpretieren
versuchte. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang ihm die Rückkehr nach
Deutschland nicht und Thalheimer starb 1948 im Exil auf Kuba. Neben
dem ereignisreichen Leben Thalheimers werden auch seine theoretischen Schriften
vorgestellt, die die Bedeutung dieses wichtigen linken Theoretikers unterstreichen.
Frank Jacob
Alexander Berkman
Zwischen Gefängnis und Revolution
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-530-3
Alexander Berkman (1870–1936)
war einer der bekanntesten Anarchisten in den USA,
besonders da er 1892 versucht hatte, einen amerikanischen Großindustriellen
zu ermorden. Für diesen Attentatsversuch verbrachte Berkman schließlich
die nächsten 14 Jahre im Gefängnis, bevor er zusammen mit Emma
Goldman versuchte, die amerikanische Arbeiterschaft für eine revolutionäre
Erhebung zu gewinnen. Als Imperialismus-
und Kriegskritiker wurde er 1917 erneut verhaftet und1919 nach Sowjetrussland
abgeschoben.
Nach
einem politischen Streit und dem Zerwürfnis mit führenden Bolschewiki
wurde Berkman zu einem staatenlosen Anarchisten,
der sich in vielen Schriften der Russischen Revolution und revolutionären
Fragen sowie der Theoretisierung des Anarchismus widmete. Das ereignisreiche
Leben Berkmans zwischen Gefängnis und Revolution wird in dieser „Jüdischen
Miniatur“ nachgezeichnet.
Dieter G. Maier
Hedwig Wachenheim
Für Freiheit, Demokratie und sozialen Fortschritt
96 S., br., € 8,90
978-3-95565-536-5
Hedwig Wachenheim (1891–1969) absolvierte
trotz ihrer großbürgerlichen Herkunft eine Ausbildung zur Fürsorgerin
und trat früh in die SPD ein. 1920
war sie Mitgründerin der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und leitete deren
Fachzeitschrift sowie Wohlfahrtsschule.
Nach mehrjähriger Tätigkeit als Vorsitzende einer Kammer der
Reichsfilmprüfstelle vertrat sie von 1928 bis 1933 ihre Partei im
Preußischen Landtag. Während der Weltwirtschaftskrise kämpfte
sie als Schriftleiterin und Abgeordnete gegen Sozialabbau und Nationalsozialismus.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verlor sie ihre Ämter
und emigrierte 1934 in die USA. Dort war sie u. a. bei Regierungsinstitutionen
tätig und engagierte sich in sozialdemokratischen Organisationen.
Nach dem Krieg wurde sie Mitarbeiterin in der Wohlfahrtspflege der amerikanischen
Militärregierung in Deutschland. Später arbeitete sie als Historikerin
in den USA und gab eine allseits geschätzte Veröffentlichung
zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung heraus. Sie verstarb während
eines Deutschlandbesuches und wurde auf dem jüdischen Friedhof ihrer
Heimatstadt Mannheim beerdigt.
Nick Bertram
Hermann Rosenthal
Preußischer Oberstabsarzt, Magdeburger Public Health-Pionier,
Philanthrop
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-529-7
Hermann Rosenthal (1825–1906) war
ein aus der preußischen Provinz Sachsen stammender, jüdischer
Oberstabsarzt. Er verbrachte den Großteil seines Berufslebens in
Magdeburg und nahm hier, vor allem auch über den von ihm geleiteten
Verein für öffentliche Gesundheitspflege, einen nachhaltigen
Einfluss auf die Public Health der Elbestadt und darüber hinaus. Nick
Bertram zeigt auf, warum Hermann Rosenthal als ein Pionier der öffentlichen
Gesundheitspflege in Deutschland gelten kann und legt dies anhand bemerkenswerter
Beispiele aus den Bereichen der Eindämmung von zeitgenössischen
Infektionskrankheiten, wie der Cholera, der Einflussnahme auf eine nachhaltigere
Stadtentwicklung von Magdeburg insbesondere
nach 1871 sowie der sogenannten „Sozialhygiene“ dar.
Stefanie Oswalt
Ari Rath
„Rasender Reporter“, Chronist, Brückenbauer
74 S., br., € 8,90
978-3-95565-527-3
Der gebürtige Wiener Ari Rath
(1925–2017) muss im November 1938 seine Heimatstadt verlassen. Er beendet
seine Schulzeit in Palästina, ist Gründungsmitglied eines Kibbuz’
und politisch früh aktiv. Er träumt von einem jüdischen
Staat mit sozialistischen Idealen, wirbt schließlich im Auftrag der
Jugendbewegung in den USA für ein Leben in Israel. Als
Journalist, später als Chefredakteur und Herausgeber der „Jerusalem
Post“ wird er zur Legende: als omnipräsenter Berichterstatter
und Kommentator am Puls der Zeit, als brillanter Netzwerker, zuverlässiger
Chronist und nach seinem Ruhestand als Friedensaktivist.
Bis zu seinem Tod setzt Ari Rath sich für den Friedensprozess im Nahen
Osten ein und mahnt als Zeitzeuge vor dem Wiedererstarken nationalistischer
und antidemokratischer Parteien in Europa.
Frank Jacob
Ernst Papanek
Ein Pädagoge im Zeitalter der Extreme
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-534-1
Als österreichischer Sozialdemokrat
und progressiver Pädagoge hatte sich Ernst Papanek in Wien längst
einen Namen gemacht, als er, von den Ereignissen der 1930er Jahre gezwungen,
ein neues Leben im Exil begann. Er leitete in Frankreich während des
beginnenden Zweiten Weltkrieges Kinderheime für jüdische Kinder,
die ihm in dieser Zeit besonders ans Herz gewachsen waren. Nach seiner
Flucht in die USA versuchte er, auch „seine Kinder“ zu retten. Nach Kriegsende
kehrte Papanek nicht nach Österreich zurück, sondern setzte seine
pädagogische Arbeit in der neuen Wahlheimat fort. Dieser Band liefert
einen konzisen Überblick über Leben und Wirken Ernst Papaneks
im sogenannten Zeitalter der Extreme und zeigt gleichzeitig, welche Probleme
die historischen Umstände für das Leben jüdischer Kinder
mit sich brachten.
Thilo Scholle
Hermann Heller
Begründer des sozialen Rechtsstaats
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-531-0
Hermann Heller (1891–1933) gehört
zu den herausragenden demokratischen Juristen der Weimarer Republik. Als
Mitglied der SPD mischte er sich aktiv in die öffentlichen Auseinandersetzungen
der Zeit ein. Seine Theorie eines „sozialen
Rechtsstaats“ inspirierte die Verfassungsdiskussion in der Bundesrepublik
nach dem Ende der NS-Herrschaft. Heller,
als Jude und Sozialist verfolgt, starb 1933 im Exil in Spanien.
Michael Studemund-Halévy
Sabbatai Zwi
Ein Messias für Hamburg
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-533-4
Mit Tänzen, Gesang und
Bußpredigten begrüßen 1665 die Hamburger Juden die Nachricht
von dem in Gaza zum Messias ausgerufenen Sabbatai Zwi. Sie verkaufen ihre
Häuser und bereiten ihre Reise ins Heilige Land vor. Das
Leben und Wirken von Sabbatai Zwi sowie der „messianische Taumel“ der Hamburger
Portugiesen findet seinen religiösen, literarischen und historischen
Niederschlag in zahllosen zeitgenössischen Hamburger Presseberichten,
Gemeindearchivalien, Predigten, Streitschriften, Briefen von Rabbinern
und Kaufleuten sowie den Memoiren der Glückel von Hameln.
Thilo Scholle
Hugo Haase
Anwalt und Abgeordneter im Zentrum der Sozialdemokratie
80 Seiten, Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-343-9
Hugo Haase (1863-1919) gehört
zu den wichtigsten Persönlichkeiten der Sozialdemokratie. Der aus
einem jüdischen Elternhaus in Ostpreußen stammende Rechtsanwalt
war neben August Bebel Vorsitzender der SPD und Reichstagsmitglied. Als
Kriegsgegner wurde er Gründungsvorsitzender der USPD und im November
1918 Mitglied im Rat der Volksbeauftragten. Er starb im November 1919 an
den Folgen eines Attentats. JÜDISCHE
MINIATUREN
Yuval Rubovitch
Eduard Bernstein
Deutscher, Sozialdemokrat und „trotz allem Jude”
80 Seiten, Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-334-7
Eduard Bernstein (1850-1932) wurde
Mitte des 19. Jahrhunderts als Jude im preußischen Berlin geboren.
Sowohl im deutschen Kaiserreich als auch aus dem Exil heraus engagierte
er sich als SPD-Theoretiker und -Politiker und verstarb zum Ende der Weimarer
Republik. Der prominente Sozialdemokrat widmete sich seit dem Fin de Siècle
neben der „Revisionismusdebatte“ dem Frieden und der Demokratie, aber auch
dezidiert jüdischen Fragen. „Wo der Jude als Jude unterdrückt
war, da ließ sie sich nicht durch das tief in ihrer Seele ausgeprägte
proletarische Klassengefühl beirren“, schrieb Bernstein 1898 in seinem
Nachruf auf Eleanor Aveling-Marx, „da erwärmte sie sich für den
Unterdrückten ohne Rücksicht auf Klassenstellung“. Diesem Credo
versuchte er seither zu folgen - für die Juden Rumäniens und
Osteuropas, für die Ostjuden in Deutschland und schließlich
auch für den Zionismus. JÜDISCHE
MINIATUREN
Bernd-M. Beyer
Walther Bensemann
Kosmopolit des Fußballs, Gründer des „Kicker“
80 Seiten, Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-337-8
Walther Bensemann (1873-1934),
Fußballpionier und Gründer der noch heute existierenden Sportzeitung
Kicker, ist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschen
Fußballgeschichte. Ende des 19. Jahrhunderts gründete er die
ersten Vereine in Süddeutschland und arrangierte die ersten grenzüberschreitenden
Spiele. Gegen engstirnige Funktionäre im Deutschen Fußballbund
focht der Kosmopolit während der Weimarer Zeit für die Idee,
dass internationale Sportereignisse zur Verständigung und zur Friedenswahrung
beitragen könnten. Das erzwungene Exil 1933 und sein früher Tod
1934 ließen eine Stimme verstummen, deren Ideale noch heute aktuell
sind.
JÜDISCHE
MINIATUREN
Ina Lorenz
David Sealtiel
„Ich will der Landsknecht des jüdischen Volkes sein“
80 Seiten, Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-344-6
David de Benjamin Sealtiel (1903-1969),
ein in Berlin geborener Hamburger Sefarde, war früh ein rebellischer
Außenseiter, der sich nach Anerkennung sehnte. Das aufsässige
Kind, das die väterliche Autorität in Frage stellte, wurde Fremdenlegionär
und verteidigte als „Aluf“ Jerusalem im Unabhängigkeitskrieg von 1948.
Der orientierungslose Jüngling aus Hamburg, der die Synagoge mied
und sich lieber in den Kneipen der Hafenstädte herumtrieb, wurde ein
Freund von Martin Buber, Gershom Scholem und Izhak Ben Zvi. Aus dem gescheiterten
landwirtschaftlichen Arbeiter in Palästina wurde der Leiter der Hachschara
in Frankreich. Und aus dem Funktionär der Haganah, den die Deutschen
drei lange Jahre in den Konzentrationslagern folterten und misshandelten
und den die Briten zum Tode verurteilten, wurde der Botschafter des Staates
Israel in Brasilien, Mexiko und Holland. JÜDISCHE
MINIATUREN
Ludmila Pevsner / Otto Preu
Ephraim Salomon Unger
Mathematiker, Hochschullehrer, Pädagoge, Publizist
80 Seiten, Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-345-3
Ephraim Salomon Unger (1789 -1870)
wurde in Coswig an der Elbe geboren. 1806 zog seine Familie ins napoleonisch
besetzte Erfurt. Nach Studium und Promotion an der Erfurter Universität
war er als Privatdozent für Mathematik und Philosophie tätig.
Er gründete eine private mathematische Lehranstalt, die sich zur Realschule
und später zum Realgymnasium entwickelte. Unger konnte damit seine
Idee von Erfurt als modernder Schulstadt verwirklichen. Er war Mitarbeiter
einer Reihe von Zeitungen und Zeitschriften und Autor zahlreicher mathematischer
Lehrbücher. Unger war zudem Mitbegründer der jüdischen Gemeinde
Erfurts, Förderer des Synagogenbaus sowie Vorsteher der jüdischen
Gemeinde und Leiter der Repräsentantenversammlung. Zu seinen Lebzeiten
galt die jüdische Gemeinde Erfurts als wohlhabend, liberal, kulturell
assimiliert und wurde von der christlichen Umgebung geachtet. Die Stadt
Erfurt zeichnete ihn mit Ehrenbürgerrechten aus. JÜDISCHE
MINIATUREN
Helmut Braun
Rose Ausländer
Der Steinbruch der Wörter
80 Seiten, 20 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-239-5
Rose Ausländer (1901-1988)
gehört zu den großen Dichterinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre
Gedichte sind perfektes Handwerk - sie kann alles, was Poeten lernen können.
Ihre Gedichte sind perfektes Kopfwerk - hoch reflektiert und eingefügt
in ihren dichterischen Kosmos. Und sie sind perfektes Herzwerk - voller
Emotion und Emotionen auslösend. Dieser Dreiklang schafft die Faszination,
die noch heute Leserinnen begeistert. Leben und Werk von Rose Ausländer
sind außergewöhnlich eng miteinander verknüpft. Alle Lebensstationen
finden sich in ihren Gedichten wieder: von Kindheit und Jugend, über
Shoa und Exil, bis zu Alter und Erwartung des Todes. Sie erzählen
von der Liebe, der Angst, der Todesnot, auch vom Glück.
Chana
Schütz
Max
Liebermann
Impressionistischer Maler, Gründer
der Berliner Secession
3. Auflage
64 S., 15 Abb., Br., € 6,90
978-3-942271-14-1
Der Maler Max Liebermann (1847-1935)
war eine der zentralen Persönlichkeiten in der deutschen Kunst der
Kaiserzeit und der Weimarer Republik. Er war der führende Kopf jener
Berliner Secession, deren Anhänger zum Ende des 19. Jahrhunderts neue
Wege in der Kunst betraten und auf diese Weise Berlin zu einem Schauplatz
der Moderne machten. In der Weimarer Republik verkörperte er wie kein
anderer das künstlerische und geistige Establishment. In den Jahren
1920-1932 amtierte er als Präsident der Preußischen Akademie
der Künste. Zeitlebens war er stolz darauf, aus einer erfolgreichen
jüdischen Kaufmannsfamilie zu stammen.
Wolfgang Pauly
Erich Fromm
Frei Leben – Schöpferisch
Lieben
80 Seiten, 20 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-259-3
Die Arbeiten des Sozialphilosophen
und Psychotherapeuten Erich Fromm (1900–1980) zu verordneter Autorität
einerseits und verantworteter Freiheit andererseits sind noch heute aktuell.
In der Suche nach scheinbar unveränderlichen Strukturen und in der
Angst vor Fremden erkennt er Unsicherheit und Mangel an schöpferischem
Leben.
Hoffnungsbilder kreativer Gestaltung
des menschlichen Lebens entnimmt er der jüdischen Tradition und übersetzt
deren Gedanken in die Sprache eines universalen Humanismus. Wolfgang Pauly
zeigt, wie Fromms Denken Sprengkraft gegenüber verkrusteten Strukturen
haben und Anregung geben könnte, die Welt des Menschen menschlicher
zu gestalten.
Erich Fromm prägte mit
seinen Büchern „Die Kunst des Liebens“ und „Haben oder Sein“ die gesellschaftlichen
Aufbrüche in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Wolfgang
Pauly geboren 1954,
Prof. Dr., stammt aus Sulzbach/Saar und lehrt nach dem Studium der Theologie,
Philosophie und Germanistik in Saarbrücken, Tübingen und Trier
Systematische Theologie und Religionswissenschaft (Schwerpunkt: Judentum)
am Institut für katholische Theologie an der Universität Koblenz-
Landau, Abteilung Landau. Zahlreiche Publikationen. Bei Hentrich &
Hentrich ist von ihm erschienen: „Martin Buber“ (ISBN 978-3-942271-09-7).
Elke-Vera Kotowski
Gabriele Tergit
Großstadtchronistin der
Weimarer Republik
80 Seiten, 12 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-197-8
Die Gerichtsreporterin und Journalistin
Elise Hirschmann (1894–1982) , die unter dem Pseudonym Gabriele Tergit
schreibt machte sich einen literarischen Namen mit ihrem 1931 veröffentlichten
Roman
„Käsebier erobert den Kurfürstendamm“,
den sie in nur 6 Wochen geschrieben hatte. Bis 1933 veröffentlichte
die Tochter des Gründers der Deutschen Kabelwerke, Siegfried Hirschmann,
vorwiegend Berichte, Feuilletons und Reportagen in verschiedenen deutschsprachigen
Zeitungen (Berliner Tageblatt, Vossische Zeitung, Berliner Börsen-Curier,
Prager Tagblatt). Im März 1933 entging Gabriele Tergit knapp einem
SA-Überfall in ihrer Wohnung. Wenig später verließ sie
mit ihrem Mann, Heinz Reifenberg, Deutschland. Über die Tschechoslowakei
und Palästina gelangte sie 1938 nach Großbritannien und ließ
sich in London nieder, wo sie bis kurz vor ihrem Tode als Sekretärin
des Deutschen P.E.N.-Zentrums deutschsprachiger Autorinnen und Autoren
im Ausland tätig war.
Deborah und Hermann Simon
Jüdische Familienrezepte
Ein Kochbuch mit
Vignetten von Ingrid Kühnert
2. Auflage
56 S., Br., € 5,90
978-3-942271-16-5
Immanenter Bestandteil jüdischen
Lebens, ein verbindendes Element des Judentums, das über Jahrtausende
beibehalten wurde und zur Einheit der Judenheit beitrug, ist das Befolgen
der Speisegesetze. Auch viele Juden, die sich selbst nicht zum orthodoxen
Spektrum zählen oder seit langem mit der Tradition gebrochen haben,
beachten bestimmte Grundsätze. Doch: koscher allein reicht nicht -
es soll auch schmecken. Dem jüdischen Festkalender folgend, haben
die Autoren Rezepte der jüdischen Küche zusammengestellt, so
wie sie in ihren Familien überliefert sind und sich bewährt haben.
Walter Homolka
JESUS von Nazareth
Im Spiegel jüdischer Forschung
2., erweiterte und ergänzte
Auflage
136 S., Br., € 12,90
978-3-942271-01-1
Jesu Wahrnehmung im Judentum war
vielgestaltig. Rabbiner Walter Homolka zeichnet eine Geschichte von Abgrenzung
und Auseinandersetzung. Im 19. Jahrhundert führte die "Heimholung
Jesu" ins Judentum zu einer heute selbstbewussten Position. War Jesus aus
jüdischer Sicht Pharisäer und Schriftgelehrter? Vielleicht. War
er bedeutend? Ohne Zweifel. War er der Messias oder gar Gottes eigener
Sohn? Nach jüdischem Verständnis nein.
Christian Dietrich
Eugene Leviné
„Ich fühle russisch und denke jüdisch"
80 Seiten, 2 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-232-6
Eugen Levin (1883-1919) gab nie
die Hoffnung auf eine bessere Welt auf. Selbst als er wusste, dass es für
ihn keine Zukunft mehr gab, hielt er eine mutige Rede vor dem Münchner
Standgericht, das am 3. Juni 1919 seine Hinrichtung beschloss: „Wir
Kommunisten sind alle Tote auf Urlaub, dessen bin ich mir bewußt.
Ich weiß nicht, ob Sie mir meinen Urlaubsschein noch verlängern
werden, oder ob ich einrücken muß zu Karl Liebknecht und Rosa
Luxemburg“ Sein Engagement für die
KPD, seine Arbeit für die,,Rote Fahne" und seine Beteiligung an der
Münchner Räterepublik sind nur Schlaglichter einer bemerkenswerten
Biographie. Christian Dietrich blickt auf das Schaffen des jungen Revolutionärs,
der neben seiner politischen Tätigkeit auch literarisch wirken wollte.
Thilo Scholle
Paul Levi
Linkssozialist – Rechtsanwalt
–Reichstagsmitglied
80 Seiten, 20 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-200-5
Paul Levi (1883–1930) zählt
zu den interessantesten Persönlichkeiten der politischen Linken in
der Weimarer Republik. Als Rechtsanwalt
wurde er zum engen Vertrauten Rosa Luxemburgs und übernahm nach ihrem
Tod für kurze Zeit den Vorsitz der gemeinsam gegründeten Kommunistischen
Partei.
Nach seinem Ausschluss aus der
KPD und der Rückkehr zur Sozialdemokratie wurde er als Reichstagsabgeordneter
und Herausgeber der Zeitschrift „Sozialistische Politik und Wirtschaft“
zu einem der maßgeblichen Akteure auf deren linken Flügel. Öffentlich
trat er u.a. als Kritiker der alten reaktionären Eliten und einer
gegen die Gefahr von rechts untätigen Justiz auf. Levi war überzeugt
davon, dass Demokratie auf Dauer nur durch Überwindung der kapitalistischen
Wirtschaftsordnung möglich sein würde.
Holger Czitrich-Stahl
Arthur Stadthagen
Parlamentarier, Sozialdemokrat, Wegbereiter des Arbeitsrechts
80 Seiten, 20 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-258-6
Der einer bildungsbürgerlichen
jüdischen Familie entstammende Berliner Anwalt, der bis zu seinem
politisch motivierten Berufsverbot 1892 vor allem die Opfer des Sozialistengesetzes,
Arbeiter und „kleine Leute“ verteidigte, war häufig selbst Opfer von
Antisemitismus. Als Berliner Stadtverordneter
wirkte Arthur Stadthagen (1857–1917) viele Jahre für städtische
Sozialpolitik und für schulische Lehrmittelfreiheit. Im
Februar 1890 errang er das Reichstagsmandat für die SPD im Wahlkreis
Niederbarnim (damals gehörten zahlreiche heutige Stadtteile im Norden
Berlins zu diesem Landkreis). Er blieb Reichstagsmitglied bis zu seinem
Tode 1917. Als er am 3. August 1895 in Niederbarnim einen Vortrag zum Agrarprogramm
der SPD hielt, war Wladimir Iljitsch Lenin unter den Zuhörern. Stadthagen
war als sozialdemokratischer Rechtsexperte im Deutschen Reichstag am Bürgerlichen
Gesetzbuch (BGB) beteiligt, das am 1. Januar 1900 in Kraft trat. Stadthagens
Rechtsratgeber "Das Arbeiterrecht" und sein "Führer durch das
Bürgerliche Gesetzbuch" wurden Bestseller. Arthur
Stadthagen gehörte zu den bedeutendsten Parlamentariern der SPD im
Kaiserreich. Er lehrte an der Parteischule der SPD. Stadthagen gehörte
dem "marxistischen Parteizentrum" um August Bebel und Karl Kautsky an.
Darüber hinaus galt er als ein Freund Rosa Luxemburgs. Er stimmte
seit Dezember 1915 offen im Reichstag gegen die Kriegskredite der Reichsregierung.
Im März 1916 wurde er mit 17 weiteren Kriegsgegnern aus der Reichstagsfraktion
ausgeschlossen.
Nach seinem Ausschluss aus der SPD zählte
Stadthagen 1917 zu den Mitbegründern der USPD. Stadthagen hier rechts
im Bild mit Genossen. (Abb. nicht im Buch)
Oliver Bentz
Anton Kuh
Kaffeehausliterat zwischen Prag,
Wien und Berlin
62 Seiten, 7 Abb., Broschur€ 8,90
978-3-95565-190-9
Im Zuge des anekdotischen Erzählens
über den 1890 in Wien geborenen Bohemien und Kaffeehausliteraten Anton
Kuh wird häufig vergessen, dass er auch ein äußerst fleißiger
Schriftsteller und Journalist war, der zu Lebzeiten sechs Bücher und
über 1500 journalistische Arbeiten veröffentlichte. Sein publizistisches
Wirken stellte Kuh über Jahre in den Dienst des Kampfes gegen Nationalismus,
Militarismus und den Aufstieg der Nationalsozialisten. Als hellsichtiger,
unabhängiger Beobachter und scharfzüngiger Kommentator seiner
Zeit war er, den Alfred Kerr als „Hirnzigeuner von lukianischem Geblüt“
bezeichnete, einer der hervorstechenden Chronisten des politischen und
kulturellen Lebens in Wien und Berlin in den ersten vier Jahrzehnten des
20. Jahrhunderts. Von den Nazis ins Exil getrieben, starb Anton Kuh 1941
in New York.
Frank Stern
Franz Rosenzweig
Philosoph und Historiker der Moderne
80 S., Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-149-7
Franz Rosenzweig (1886 –1929) ist
einer der bedeutendsten deutsch-jüdischen Wissenschaftler. Lange Jahre
galt er vor allem als Philosoph und moderner Vordenker des deutsch-jüdischen
Gesprächs. Die in verschiedenen Nachlässen vorhandenen und nur
zum Teil veröff entlichten Materialien zeigen Franz Rosenzweig heute
als Historiker der Moderne, als Vertreter einer die jüdische Geschichte
integrierenden Welt- und Politikgeschichte, als Literatur- und Kunstwissenschaftler,
als leidenschaftlich Liebenden und Intellektuellen. Aufbauend auf seinen
Veröffentlichungen und dem Nachlass wird das Wirken Rosenzweigs, das
bürgerliche jüdische Milieu, die Rolle der jüdischen Frauen
in seinem Umfeld und seine aktuelle Bedeutung für die Wissenschaft
des Judentums dargestellt.
Gesa Kessemeier
Herrmann Gerson
Das erste Berliner Modekaufhaus
86 S., 21 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-151-0
Das Modehaus Herrmann Gerson ist
ein Mythos der Berliner Konfektion. Seinen Zeitgenossen galt es als „das
geschmackvollste, großartigste und bedeutendste Manufakturwarengeschäft
in Deutschland“. Erstmals werden nun detaillierte Einblicke in das Firmen-
und Familienleben der Gersons in den Jahren 1836 bis 1889 gewährt.
Den Leser erwartet eine mode- und zeitgeschichtliche Reise in die faszinierende
Welt der neu entstehenden Kaufhauskultur des 19. Jahrhunderts, die Berliner
Konfektion und das Alltagsleben im ersten, 1848/49 zu diesem Zweck erbauten
Modekaufhaus Deutschlands. Ebenso spannend sind die Blicke in das Privatleben
der Gersons und ihre Freundschaften zu anderen Größen der Textilbranche
wie zu den Familien Liebermann, den Seidenfabrikanten Meyer oder den Israels
vom späteren Kaufhaus N. Israel.
Nicolas Bock, Peter Theiss-Abendroth
Aby Warburg
Der Bilderdenker
80 S., 10 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-148-0
Aby Warburg (1866–1929), Begründer
der Ikonologie und einer der bedeutendsten Kulturwissenschaftler des vergangenen
Jahrhunderts, war eine schillernde und widersprüchliche Figur, die
ein reichhaltiges, aber unfertiges und schwer auszumessendes Werk hinterließ.
Nachdem es jahrzehntelang wenig Beachtung erhielt, stellt es inzwischen
Gegenstand intensiver Beschäftigung verschiedener Disziplinen dar.
Das Autorenduo, ein Psychoanalytiker und ein Kunsthistoriker, vermittelt
ein Portrait dieses an sich und der Welt leidenden und zugleich in produktiver
Weise ringenden großen Intellektuellen. Dafür werden die individuellen
wie kollektiven Brüche, die sein Leben kennzeichnen, ebenso untersucht
wie deren schöpferische Bewältigung.
Maria Heiner
Lea Grundig
Kunst für die Menschen
128 Seiten, 35 Abb., Broschur, 12,90 €
978-3-95565-150-3
Die Grafikerin Lea Grundig (1906–1977)
schreibt 1944 im palästinischen Exil: „Ein Kunstwerk, das nie ein
Mensch gesehen hat, ist wie ein toter Gegenstand.“ In Nazideutschland hatte
sie nie die Chance gehabt, auch nur eine einzige Arbeit öffentlich
zu zeigen. Die Radierzyklen aus ihrem Erleben der faschistischen Wirklichkeit
entstehen faktisch in der Illegalität. Nach mehrfachen Verhaftungen
gelingt ihr die Flucht. Sie überlebt den Untergang der „Patria“ im
Hafen von Haifa. Im Lande zeichnet sie viele Blattfolgen vom Schicksal
der Juden. Ihre Arbeiten sind ein Hilferuf an die Welt, dem Morden und
den furchtbaren Gräueln nicht tatenlos zuzusehen. Neben der künstlerischen
Aufarbeitung der Shoah wird Lea Grundig zu einer wichtigen Illustratorin
hebräischer Kinderbücher. Eine Fähigkeit, die sie nach ihrer
Rückkehr nach Deutschland zu wahrer Meisterschaft bei den Illustrationen
der Grimmschen Märchen entwickelt. Ihre Selbstbildnisse umfassen ihr
bedeutendes Werk wie eine Klammer.
Hermann Simon unter Mitarbeit von Daniela Gauding
Die Neue Synagoge Berlin
„… zum Ruhme Gottes und zur Zierde der Stadt“
120 S., 23 Abb., Br., € 9,90
978-3-942271-25-7
Am 5. September 1866 (25. Elul
5626) fand die feierliche Einweihung der Neuen Synagoge in der Oranienburger
Straße statt, einem durch orientalische Vorbilder angeregten prächtigen
Bau, in dessen Nähe sich bald das gesamte Spektrum jüdischen
Lebens in Berlin entwickelt. Dieses Buch gibt einen Einblick in die Entstehungsgeschichte
dieses Gotteshauses, den religiösen Alltag seiner Beter, und wie es
nach 1933 nicht mehr nur ein Haus der Versammlung ist, sondern auch zur
Heimat der Verfolgten wird. Nach der Befreiung bleibt die Ruine von der
Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet, bis 1988 die Stiftung Neue Synagoge
Berlin – Centrum Judaicum ihre Teilrekonstruktion beginnt. Seit 1995 gehören
die Kuppeln der Synagoge wieder zur Zierde der wiedervereinigten deutschen
Hauptstadt und stehen ihre Tore allen Besuchern offen.
Hermann Simon geboren 1949
in Berlin. Abitur an altsprachlich betonter Schule, Studium an der Humboldt-Universität
zu Berlin: Geschichte und Orientalia, anschließend Graduiertenstudium
in Prag zur Spezialisierung auf Orientnumismatik. Dr. phil. Arbeit auf
diesem Gebiet an den Staatlichen Museen zu Berlin. Seit 1988 Direktor der
Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum.
Daniela Gauding Studium
der Hebraistik /Israelwissenschaft, Geschichte und Politik in Berlin und
Jerusalem. Seit 2003 für die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum
Judaicum tätig.
Andrea F. Bohlman / Philip V. Bohlman
Hanns Eisler
„In der Musik ist es anders“
140 S., 20 Abb., Br., € 12,90
978-3-942271-67-7
Am 6. September vor 50 Jahren starb der Komponist Hanns
Eisler (1898–1962). Kritisch und kreativ spiegelte der politisch engagierte
Musiker die historischen Ereignisse, Umbrüche und Entwicklungen seiner
Epoche wider. Eisler thematisierte Arbeiterkultur, Klassenkampf und Exil
in zahlreichen Liedern und Ensemblemusik sowie in seiner Filmmusik – ob
Kuhle Wampe (1932), The Forgotten Village (1940/1941) oder Nuit et brouillard
(1956). Eislers Leben und Werk werden mehrfach als Widerspruch dargestellt
– als Kommunist und Klassenkämpfer, radikaler und konservativer Komponist
sowie als Weltbürger, der sein Zuhause nur in der Musik fand. Im Gegensatz
dazu lässt sich in Eislers komplexen Stellungnahmen zur jüdischen
Geschichte der Moderne eine Kontinuität erkennen, die zum ersten Mal
in diesem Buch dargestellt wird.
Esther Slevogt
Die Synagoge Pestalozzistraße
Deinem Hause gebühret Heiligkeit, Ewiger, für
alle Zeiten
150 S., , 38 Abb.,
Br., € 14,90
978-3-942271-68-4
In kaum einem Bau verdichtet sich
die jüdische Geschichte Berlins der letzten hundert Jahre so stark
wie in der Synagoge Pestalozzistraße: 1912 als Privatsynagoge errichtet,
um in der rasant wachsenden Metropole des Kaiserreichs auch im Westen eine
Insel für jene deutschen Juden zu schaffen, die an den überlieferten
Riten festhalten und keine Orgel im Gottesdienst dulden wollten. Nach 1945
wurde das Haus zum Symbol für eben diese liberale Tradition mit Orgel
und gemischtem Chor. Esther Slevogt verfolgt die Geschichte des Ortes und
einiger Menschen, die ihn prägten; sie berichtet, wie die bedrängte
Gemeinde das geschändete Gotteshaus im Krieg vor der Zerstörung
bewahrte, in dem sie es zweckentfremdete. So konnte der Bau 1945 zu einer
Keimzelle der wiedererstehenden Jüdischen Gemeinde werden.
Nils Busch-Petersen
Adolf
Jandorf
Vom
Volkswarenhaus zum KaDeWe
80 S., 22 Abb.,
Br., € 6,90
978-3-938485-10-1
Der jüdische Bauernjunge Adolf
Jandorf aus Hengstfeld /Hohenlohe kann kaum über den Ladentisch des
Manufakturwarengeschäftes in Mergentheim sehen, als er die Lehre beginnt.
Aber flink, zielstrebig und von überdurchschnittlicher Auffassungsgabe,
wird schnell ein guter Handlungsgehilfe aus ihm. Nach einem kurzen Aufenthalt
in New York findet er eine Anstellung im Handelskonzern M.J. Emden Söhne
und soll für diese Firma einen Laden in Berlin eröffnen. Allein
in der völlig fremden Stadt eröffnet Jandorf ein Geschäft
am Spittelmarkt . Als "A. Jandorf und Co., Hamburger Engros Lager" wird
es sein erstes Geschäft und er dabei zum Unternehmer. Jandorf, dessen
Führungsmannschaft fast ausschließlich aus seinen Brüdern
bestand, verwirklichte 1907 seine größte Vision, er ließ
das KaDeWe errichten, Deutschlands Flagschiff der Warenhauskultur und bis
heute eines der Spitzenhäuser der Welt. Mit dem Talent eines guten
Kaufmannes und der Führungsstärke eines Feldherrn leitete Jandorf
sein Unternehmen erfolgreich auch durch Kriegs-, Krisen- und Revolutionszeiten.
1926 verkaufte Adolf Jandorf sein Unternehmen an den "Hermann Tietz" -
Konzern. Im Jahre 1932 verstorben, wurde er auf dem Jüdischen Friedhof
in Berlin-Weißensee beigesetzt. Der Autor des Bandes, Handelslobbyist
und Hauptgeschäftsführer der Berliner und Brandenburger Handelsverbände,
ist ein ausgewiesener Experte der Geschichte des Einzelhandels. Er forscht
seit vielen Jahren insbesondere auch zur Geschichte der Waren- und Kaufhäuser
und ihrer meist jüdischen Gründer und Inhaber.
Nils Busch-Petersen
Oscar
Tietz
Von
Birnbaum/Provinz Posen zum Warenhauskönig
von Berlin
3., überarbeitete Auflage
64 S., 12
Abb., br., € 6,90
978-3-942271-98-1
Oscar Tietz wuchs in einer jüdischen
Händler- und Fuhrunternehmerfamilie im preußischen Provinzstädtchen
Birnbaum nahe Posen auf. Seine Lehrjahre verbrachte er bei zur weitverzweigten
Tietz-Familie gehörenden Kaufleuten in Prenzlau, Stralsund und Berlin.
Eine eigene Geschäftsidee führte ihn nach Gera, wo er zusammen
mit seinem Onkel Hermann Tietz 1882 seinen ersten Groß- und Einzelhandel
für Weiß- und Korbwaren eröffnete. Das Sortiment wurde
zügig erweitert, Filialen kamen hinzu. 1884 wurde das erste Warenhaus
der Firma „Hermann Tietz“ in München am Stachus gegründet. Hier
konnten bald auf fünf Stockwerken in elf Abteilungen Waren aller Art
angeboten werden. Nach modernen Verkaufsprinzipien baute der Visionär
und Stratege Oscar Tietz ab 1900 eine Warenhauskette in Berlin auf mit
den bekannten Häusern in der Leipziger Straße, am Alexanderplatz
und in der Frankfurter Allee. Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer
des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg e.V. schildert, wie die inzwischen
weltbekannte Firma „Hermann Tietz“ zum größten europäischen
Warenhauskonzern in Privatbesitz wurde, Volkswarenhäuser zu sehr günstigen
Preisen betrieb, für die Durchsetzung ganzer Warengruppen sorgte,
an der Linderung der durch den Ersten Weltkrieg entstandenen Notlagen beteiligt
war
und die Grundlagen heutiger Kauf- und Warenhaustätigkeit gelegt hat.
Nils Busch-Petersen
Leonhard Tietz (1849–1914)
Fuhrmannssohn und Warenhauskönig von der Warthe
an den Rhein
88 S., 25 Abb., Br., € 8,90
978-3-941450-17-2
Nach seinen Jüdischen Miniaturen über Oscar
Tietz und Adolf Jandorf schlägt der Autor Busch-Petersen jetzt ein
weiteres spannendes Kapitel deutscher Warenhausgeschichte auf: Am 14. August
1879 legt der Kaufmann Leonhard Tietz in Stralsund auf gerade einmal 25
Quadratmetern den Grundstein zu einem Warenhauskonzern, der bis heute unter
dem Namen Galeria Kaufhof allen Krisen getrotzt hat.
Tietz’ Erfolgsrezept kommt einer Revolution im Einzelhandel
gleich: feste Preise, Barzahlung, konkurrenzlose Tiefpreise und Umtauschrecht.
Der Kunde ist begeistert, und Tietz muss seinen Laden bald vergrößern.
Leonhards Bruder Oscar betreibt Mitte der 1880er Jahre bereits gleichartige
Handelsgeschäfte in Thüringen und Bayern. Mit dem namensgebenden
Onkel legte er dort den Grundstein zum späteren Hermann Tietz-Konzern.
Leonhard Tietz wählt das Rheinland für seine Geschäftsexpansion
aus. Er beginnt 1889 in der Industrie-Boomstadt Elberfeld und wagt 1891
den Sprung in die Großstadt Köln. Später folgen luxuriöse
Konsumtempel wie an der Düsseldorfer Königsallee und der Kölner
Hohe Straße, auch heute Landmarken der deutschen Handelskultur. 1914
hinterlässt er einen Konzern mit 5.000 Angestellten und etwa 25 Häusern
und Niederlassungen in ganz Europa. Seine Söhne Alfred Leonhard und
Gerhardt werden 1934 von den Nationalsozialisten ins Exil gezwungen. Die
Firma „Leonhard Tietz“ wird arisiert und firmiert fortan als Kaufhof AG.
Nils Busch-Petersen, Jurist, geboren 1963 in Rostock-Warnemünde.
Studium der Rechtswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin.
1990 Stadtbezirksbürgermeister von Berlin-Pankow im Auftrag des Runden
Tisches, anschließend Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes
Berlin, seit 1991 Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes des
Einzelhandels Land Berlin und seit 2005 des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg.
Günter Regneri
Luise Kautsky
„Seele des internationalen Marxismus – Freundin von
Rosa Luxemburg“
80 S., 15 Abb., br., € 8,90
978-3-942271-82-0
Luise Kautsky (1864–1944) war die
Ehefrau von Karl Kautsky, dem bedeutendsten Theoretiker der internationalen
Arbeiterbewegung jener Zeit. Für dessen Zeitschrift Die Neue Zeit
übersetzte sie französisch- und englischsprachige Texte. Mit
Rosa Luxemburg verband sie eine tiefe Freundschaft. Nach ihrem Tod gab
Luise die Briefsammlung „Rosa Luxemburg: Briefe an Karl und Luise Kautsky“
heraus. Während der Novemberrevolution 1918 leitete Luise Kautsky
im Auftrag des Rates der Volksbeauftragten vorübergehend das Haupttelegraphenamt
in Berlin. Danach engagierte sie sich kurzzeitig als Kommunalpolitikerin
und zog in die Stadtverordnetenversammlungen von Charlottenburg und Berlin
ein. Kurz nach ihrem 80. Geburtstag wurde sie nach Auschwitz deportiert,
wo sie an völliger Entkräftung starb.
Hartmut Bartmuß
Hugo Hirsch
„Wer wird denn weinen …“
108 S., 10 Abb., Br., € 9,90
978-3-942271-54-7
„Wer
wird denn weinen, wenn man auseinander geht...“ zählt zu den bekanntesten
Melodien des „Königs der Operette“ Hugo Hirsch (1884-1961). Im Berlin
der 1920er Jahre werden seine Revuen und Opern auf allen großen Bühnen
der Stadt und darüber hinaus aufgeführt. Doch mit der Machtübernahme
der Nationalsozialisten ist für den einst so gefeierten Komponisten
kein Platz mehr in seinem geliebten Berlin. Zusammen mit seiner treuen
„arischen“ Frau Ottilie flieht er über London und Belgien nach Frankreich.
Auf die Bitte von Ernst Reuter hin kehren sie 1949 nach Berlin zurück.
Dort macht Hirsch die bittere Erfahrung, dass ihm bezüglich erneuter
öffentlicher Wahrnehmung manche Steine in den Weg gelegt werden; vielen
gelten seine Kompositionen als angeblich nicht mehr zeitgemäß.
Wie DER TAG anlässlich seines 75. Geburtstags schreibt: „Hirsch ist
noch da, er ist mitten unter uns am Roseneck und hat mehrere Schubladen
voll neuer Melodien. Hugo Hirsch will immer ein Stück Berlin sein
…“
Elke-Vera Kotowski
Valeska Gert
Ein Leben in Tanz, Film und
Kabarett
64 S., Abb., Br., € 6,90
978-3-942271-53-0
Valeska Gert (1892-1978) zählt
zu den wichtigsten Vertreterinnen des avantgardistischen Tanzes in den
1920er-Jahren. Darüber hinaus war sie ein gefragter Stummfilmstar
und später auch Darstellerin unter der Regie von Filmgrößen
wie Fellini, Fassbinder und Schlöndorff. Als Tochter einer jüdischen
Familie musste sie Anfang der 1930er-Jahre Deutschland verlassen. Sie emigrierte
zunächst nach England und anschließend in die USA, wo sie jedoch
nicht an ihre Erfolge anknüpfen konnte. 1947 kehrte sie nach Europa
zurück und eröffnete zunächst in Zürich, anschließend
in Berlin ein Kabarett, in dem sie dem jungen Klaus Kinski ein Forum bot.
Sie selbst schlüpfte u.a. in die Rolle der „KZ-Kommandeuse Ilse Koch“,
jene für ihre Grausamkeit bekannte und 1951 verurteilte Frau des Lagerkommandanten
des KZ Buchenwald. Im gleichen Jahr eröffnete sie den bis heute legendären
„Ziegenstall“ in Kampen auf Sylt. Seit den 1960er-Jahren stand sie dann
auch wieder vor der Kamera.
Michael Hanisch
Billy Wilder
Von Galizien nach Beverly Hills
64 Seiten, Broschur, €
5,90
978-3-933471-72-7
Billy Wilder begann als Reporter
in Wien, später als Eintänzer und Drehbuchautor in Berlin. 1933
ging er nach Amerika. In Hollywood wurde er Regisseur, er filmte mit den
Stars seiner Zeit: mit Gary Cooper, Marlene Dietrich, Jack Lemmon, Shirley
MacLaine, Audrey Hepburn, Marilyn Monroe u.a. Seine Filme gehören
bis heute zum Repertoire der TV-Programme.
Michael Hanisch
Ernst Lubitsch
Von der Berliner Schönhauser
Allee nach Hollywood
64 Seiten, Broschur, €
5,90
978-3-933471-54-3
In Berlin drehte Ernst Lubitsch
nach seinem Engagement bei Max Reinhardt die sehr bekannt gewordenen Filme
"Madame Dubarry", "Carmen", "Die Puppe" und "Anna Boleyn". In der aufstrebenden
Filmmetropole Hollywood avancierte Lubitsch nach 1921 schnell zum "Groß-Regisseur"
und errang mit Filmen wie "Die Ehe im Kreise", "Liebesparade", "Monte Carlo",
"Die lustige Witwe", "Engel" (mit Marlene Dietrich), "Eine Stunde mit dir",
"Ninotchka" (mit Greta Garbo) und besonders "Sein oder Nichtsein" Weltruhm.
Als Lubitsch 1947 mitten in den Dreharbeiten zu "Die Frau im Hermelin"
starb, stand ganz Hollywood an seinem Sarg; ein Rabbi sprach das Kaddisch.
Der französische Regie-Kollege François Truffaut bekannte später
in großer Verehrung: "Im Lubitsch-Emmentaler ist jedes Loch genial".
Wolfgang Jacobsen
Erich Pommer
Filmproduzent zwischen Kunst,
Industrie und Unterhaltung
88 Seiten, 11 Abb., Broschur, € 8,90,
978-3-95565-217-3
„Das Beste ist gerade gut genug
für das Publikum", schärfte Erich Pommer seinen Mitarbeitern
gerne ein. Er produzierte den expressionistischen FiIm ,,Das Cabinet des
Dr. Caligari". Fest verbunden ist sein Name mit der Ufa, mit Filmen von
F.W. Murnau und Fritz Lang ebenso wie mit frühen Tonfilmen wie ,,Der
blaue Engel" und ,,Der Kongreß tanzt". Er war ein Freund der Schauspieler,
förderte Marlene Dietrich, Lilian Harvey, Maureen O'Hara und Hildegard
Knef. Emil Jannings, Willy Fritsch, Hans Albers und Charles Laughton betraute
er mit großen Rollen. 1889 in Hildesheim geboren, emigrierte er 1933
nach Frankreich, England und schließlich in die USA. Im Nachkriegsdeutschland
engagierte er sich für den Wiederaufbau der Filmindustrie und starb
1966 in Los Angeles. Pommer besaß ein unvergleichliches Gespür
für Stoffe und Talente, agierte als Geschäftsmann und war doch
auch Künstler. Für diese biographische Darstellung wurde erstmals
die umfangreiche Korrespondenz Pommers von 1906 bis in die frühen
1950er Jahre ausgewertet. Zudem wurden bislang nicht erschlossene Akten
der Ufa aus dem Historischen Archiv der Deutschen Bank herangezogen.
JÜDISCHE MINIATUREN
Helmut G. Asper
Max Ophüls
Deutscher – Jude – Franzose
112 Seiten, 30 Abb., Br., € 12,90
978-3-942271-36-3
6. Mai 2012: 110. Geburtstag des
bekannten Regisseurs Er war Film-, Theater- und Hörspielregisseur:
Max Ophüls, eigentl. Maximilian Oppenheimer (1902–1957). Seinen Durchbruch
als Filmregisseur erlebt Ophüls 1932 mit der Schnitzler- Verfilmung
„Liebelei“. Als Jude wird Ophüls 1933 von den Nazis aus Deutschland
vertrieben. Er flieht nach Frankreich, das seine zweite Heimat wird, aus
der ihn der Krieg wieder vertreibt; 1941 muss er erneut vor den Nazis flüchten,
diesmal in die USA, nach Hollywood. 1949 kehrt er nach Frankreich zurück,
nun ein französischer und kosmopolitischer Regisseur, der es als seine
Aufgabe ansieht, zur Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich
und zwischen Deutschen und Juden beizutragen. Nach ihm ist der Max-Ophüls-Preis
benannt, der seit 1980 jährlich in Saarbrücken im Rahmen des
gleichnamigen Festivals an deutschsprachigen Filmnachwuchs verliehen wird.
Helmut G. Asper Theater-
und Filmhistoriker, lehrte von 1974 bis 2010 an der Fakultät für
Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld. Zahlreiche
Veröffentlichungen zu Theater- und Filmexil. 1992 leitete er das Internationale
Max Ophüls-Symposium in Saarbrücken. 1998 erschien seine umfangreiche
Biographie über Max Ophüls.
Julius H. Schoeps
Theodor Herzl
Die Utopie des Judenstaates
64 Seiten, Broschur, €
5,90
978-3-933471-55-0
Der Wiener Schriftsteller und Politiker
Theodor Herzl war nach seinem Jura-Studium von 1891-1895 Korrespondent
in Paris, wo ihm die Dreyfus-Affäre zum Grunderlebnis jüdischer
Selbstbestimmung wurde. Er gilt als der Begründer des politischen
Zionismus. Herzl schuf mit dem Ersten Zionistenkongress in Basel 1897 die
Zionistische Weltorganisation. Er riss die jüdischen Massen vor allem
in Osteuropa mit, wo Pogrome das Leben der Juden bedrohten. In Basel wurde
als Magna Charta des jüdischen Volkes das Basler Programm verabschiedet,
in dem es heißt: "Der Zionismus erstrebt für das jüdische
Volk die Schaffung einer öffentlich-rechtlichen Heimstätte in
Palästina".
Hermann Simon
Moses Mendelssohn
Gesetzestreuer Jude und deutscher
Aufklärer
61 Seiten, 13 Abbildungen, Broschur,
€ 5,90
978-3-942271-58-5
1743 Kam der junge Moses Mendelssohn,
gerade mal 14jährig, zu Fuß von Dessau nach Berlin, hier lernte
er Sprachen, sammelte und schrieb Bücher und wurde der Freund von
Gotthold Ephraim Lessing. Dem klugen Juden, klein und verwachsen, war die
Mitgliedschaft in der Königlichen Akademie verwehrt. Sein Ruf als
Gelehrter drang aber schnell über die Grenzen Preußens. Mit
Moses Mendelssohn ist seit über 200 Jahren der Kampf für Toleranz
und bürgerliche Gleichberechtigung verbunden.
Ita Heinze-Greenberg
Erich Mendelsohn
„Bauen ist Glückseligkeit“
88 Seiten, 21 Abb., Br., € 8,90
978-3-942271-34-9
Erich Mendelsohn (1887–1953) beginnt
seine berufliche Karriere nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Einsteinturm
in Potsdam. Mehr Monument als Labor der Relativitätstheorie, soll
der Bau in einer revolutionären nie da gewesenen Formensprache das
elastische Potenzial der neuen Baumaterialien Eisen und Beton ausdrücken.
Nach diesem spektakulären Debüt setzt Mendelsohn vor allem im
Industrie- und Warenhausbau neue aussagekräftige Akzente. Mit seinem
Postulat von der „funktionellen Dynamik“ beschreitet er eigene Wege abseits
vom Mainstream des Neuen Bauens. Sein Berliner Büro gehört mit
zeitweise 40 Mitarbeitern zu den größten in Europa. Nach der
Flucht 1933 kommen völlig neue Bauauf - gaben in andersgearteten sozialen
und kulturellen Umfeldern auf ihn zu: in London, Jerusalem und San Francisco.
Ganz im Sinne seines philosophischen Leitbildes Martin Buber setzt er auf
den dialogischen Bezug zum jeweiligen Kontext.
Ita Heinze-Greenberg: Kunsthistorikerin,
derzeit wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Kunstgeschichte,
TU München. Verschiedene Lehr - tätigkeiten, u.a. am Technion
Haifa sowie an der Bezalel Akademie Jerusalem. Zahlreiche Publikationen
zu Themen der modernen Architektur, insbesondere über Erich Mendelsohn,
und zur Exilforschung. Seit 2009
Olaf Matthes
James Simon
Die Kunst des sinnvollen Gebens
80 Seiten, 12 Abb., Br., € 8,90
978-3-942271-35-6
Der in Berlin geborene James Simon
(1851–1932) wächst in wohlhabenden Verhältnissen auf. Die Familie
gehört um 1900 durch das erfolgreiche Baumwollgroßhandels-Unternehmen
„Gebrüder Simon“ zu den reichsten Deutschlands. Mit den ihm zur Verfügung
stehenden Mitteln engagiert sich Simon auf zahlreichen Feldern. Dies tut
er vor allem dort, wo staatliche oder gesellschaftliche Missstände
vorliegen. Dabei belässt er es nicht allein beim Geldgeben, sondern
engagiert sich stets persönlich und ehrenamtlich. Soziales und Bildungsengagement
für benachteiligte Bevölkerungsteile sind ihm besonders wichtig.
Hier investiert er den größten Teil seiner Zeit und Gelder.
Berühmt wird Simon jedoch als Sammler, als herausragender
Mäzen der Berliner Museen und als Förderer
vieler wissenschaftlicher Projekte.
Olaf Matthes geboren 1965,
Dr. phil., wissenschaftlicher Abteilungsleiter am Museum für Hamburgische
Geschichte. Studium der Geschichte, Klassischen Archäologie und Kunstgeschichte
in Berlin, London und Rom. Lehrbeauftragter am Historischen Seminar der
Universität Hamburg. Veröffentlichungen und Ausstellungen zu
zahlreichen Themen.
Claudia Keller
Lilli und Estrongo Nachama
Zwei Solisten – ein Paar
80 Seiten, 17 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-268-5
Estrongo Nachama wurde am 4. Mai
1918 in Saloniki geboren und war von 1947 bis 2000 Kantor und später
Oberkantor der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Mit seiner warmen Baritonstimme
füllte er Konzertsäle und Stadthallen und begeisterte Zuhörer
in West- und Ostdeutschland. Estrongo Nachama war aber noch viel mehr als
ein großartiger Sänger, Vorbeter und mitreißender Entertainer:
Er war die Seele der jüdischen Gemeinschaft. Ihm und seiner Frau Lilli
gelang es, in Berlin Wurzeln zu schlagen und eine Familie zu gründen.
Das war nicht selbstverständlich, denn die Nationalsozialisten hatten
ihnen fast alles geraubt, woran ihr Herz hing. Die beiden fanden sehr ungewöhnliche
Wege, um sich eine neue Heimat zu schaffen. Sie erzählen viel über
die Hoffnungen, Sehnsüchte und Abgründe zweier Menschen, die
versuchten zu leben, nachdem sie überlebt hatten.
Wolfgang Trautwein
Werner Richard Heymann
Berlin, Hollywood und kein Zurück
80 Seiten, 13 Abb., Br., € 8,90
978-3-942271-37-0
„Sie kennen mich nicht, aber Sie
haben schon viel von mir gehört“, mit diesen Worten spielt Heymann
in den 1950er Jahren Melodien an, die in der Tat jeder kennt: „Das
gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder“, „Ein Freund, ein guter Freund“,
„Das ist die Liebe der Matrosen“. Kein
Wunder, in der kurzen Phase des Tonfilms vor 1933 ist er der erfolgreichste
Filmkomponist der UFA. 1896 in Königsberg geboren, beginnt er mit
ernster Musik, ist Mitbegründer des literarisch-musikalischen Kabaretts
und Generalmusikdirektor der UFA zur Stummfilm-Zeit. In der französischen
Emigration komponiert er Operetten, in Hollywood für über 40
Filme, u. a. Lubitschs „Ninotschka“. Die Rückkehr nach Deutschland
konfrontiert ihn mit einer gewandelten Situation. Seiner vielseitigen Familie,
den vier Ehefrauen und seiner Balance von Witz und Humanität gelten
weitere Schlaglichter dieses Buches. Wolfgang Trautwein geboren
1949 in Stuttgart, kam als wissenschaftlicher Assistent für Literatur
nach Berlin, war Geschäftsleiter des Literarischen Colloquiums, Sekretär
der Abteilung Literatur der Akademie der Künste und ist seit 1987
dort Direktor des Archivs. Diverse Veröffentlichungen und Projektleitungen,
u. a. der Ausstellung über den Jüdischen Kulturbund in Deutschland.
Horst Helas
Die Grenadierstraße im
Berliner Scheunenviertel
Ein Getto mit offenen Toren
128 Seiten, 24 Abb., Br., € 12,90
978-3-941450-21-9
Ein Getto mit offenen Toren dokumentiert
den Mikrokosmos einer Straße im Zentrum Berlins und deren städtebaulichen
und sozialen Wandel seit 1871. Die unweit des Alexanderplatzes gelegene
Grenadierstraße war im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer
Republik Ankunftsort von Juden aus ganz Osteuropa, bevor sie in andere
Stadtteile Berlins oder in andere Länder Europas zogen. Anhand der
Biographien von fünf Familien wird das Leben der jüdischen Bewohner
dieser Straße bis in die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts nachgezeichnet.
Ein Überlebender der Schoa prägte die Bezeichnung Getto mit offenen
Toren. Berliner und Berlin-Besucher werden mit diesem Büchlein angeregt,
die heute sehr ruhige Straße zu Fuß zu erkunden und deren wechselvoller
Geschichte und dem Schicksal ihrer Bewohner jenseits des Sichtbaren nachzuspüren.
Horst Helas, geboren 1946
in Leipzig, 1989 Promotion zum Dr. phil., Forschungen zur Sozial- und Politikgeschichte
der Weimarer Republik sowie zur Geschichte der Juden in Berlin, zur Entwicklung
des Berliner Stadtteils Spandauer Vorstadt und zur Preußischen Militärgeschichte.
Mitarbeit an mehreren Ausstellungen. Publikationen u.a.: Das Scheunenviertel.
Spuren eines verlorenen Berlins, Scheunenviertel Berlin. Ein Stadtteilführer,
Juden in Berlin-Mitte. Biografien – Orte – Begegnungen.
AUFBAU
Sprachrohr. Heimat. Mythos.
Geschichte(n) einer deutsch-jüdischen Zeitung
aus New York 1934 bis heute
96 S., 35 Abb., Br., € 9,90
978-3-942271-19-6
Der Aufbau, 1934 in New York als
Clubzeitung deutsch-jüdischer Emigranten gegründet, avanciert
während des Zweiten Weltkrieges vom Vereinsblatt zum Sprachrohr einer
ganzen Generation deutschsprachiger Emigranten in den USA. Als eine Zeitung,
die zugleich Platz für Wohnungsanzeigen, Tipps für den Neuanfang
und literarisch-kulturelle Debatten bietet, ist sie für viele Flüchtlinge
ein letztes Stückchen Heimat und erste Anlaufstelle in der Fremde.
Heute wird „unser aller Tagebuch“, dessen Mythos auch schwierige Zeiten
überdauerte, mit neuem Gesicht und neuem Ansatz in Zürich herausgegeben.
Aus dem Inhalt: Eine kleine Geschichte des Aufbau – Chefredakteure und
Mitarbeiter des Aufbau – prominente Kolumnisten und Gastautoren – der Mythos
Aufbau – Aktionen und Spendenaufrufe des Aufbau – Leserschaft und Verbreitung
des Aufbau – die (Such-)Anzeigen im Aufbau – Exil- oder (E-)Migrantenzeitung?
– der Aufbau einst und heute
Unter der Leitung von Elke-Vera
Kotowski sind Berliner und Potsdamer Studierende den Spuren des Aufbau
bis in die Gegenwart gefolgt und fanden mehr als eine Geschichte dieses
über 75jährigen Zeit(ungs)zeugens.
Anita Wünschmann
Anna
Seghers
Jüdin, Kommunistin,
Weltbürgerin - die große Erzählerin des 20. Jahrhunderts
64 S., 14 Abb., br., € 5,90
978-3-933471-68-0
Die Schriftstellerin Anna Seghers
wurde 1900 unter dem Namen Netti Reiling als einziges Kind orthodoxer Juden
in Mainz geboren. Sie studierte in Heidelberg Kunstwissenschaft, Geschichte
und Sinologie. Dort wurde sie mit dem Marxismus vertraut. Ihr außerordentliches
schriftstellerisches Talent zeigte sich früh. Mit 28 Jahren erhielt
sie für die Erzählung "Die Fischer von St. Barbara" den Kleistpreis.
Mit der Veröffentlichung des Romans "Das siebte Kreuz" 1942 in den
USA erlangte sie Weltruhm. Als Jüdin und Kommunistin musste sie Deutschland
1933 verlassen. Sie emigrierte nach Mexiko, von wo sie erst 1947 aus dem
Exil zurückkehrte. In der DDR wurde Anna Seghers Präsidentin
des Schriftstellerverbandes und engagierte sich im Kulturbund des Weltfriedensrates.
Walter
Nowojski
Victor
Klemperer
(1881-1960)
Romanist - Chronist der Vorhölle
61 S., Br., €
5,90
978-3-933471-59-8
Der Romanist Victor Klemperer,
der wegen seiner jüdischen Abstammung mit seinen inzwischen weltbekannten
Tagebüchern und philologischen Untersuchungen zum Chronisten der Verfolgungen
und Pressionen während der Nazidiktatur wurde, wird von seinem einstigen
Schüler und späteren Herausgeber Walter Nowojski in all der Farbigkeit
und auch Widersprüchlichkeit seiner Biographie vorgestellt.
Walter Homolka /Elias H. Füllenbach:
Rabbiner Leo Baeck
Ein Lebensbild
88 S., 28 Abb., Br., € 7,80
978-3-938485-84-2
Leo Baeck war einer der bedeutendsten
Denker des deutschen Judentums und für sein Volk im Terror der Nationalsozialisten
- noch in Theresienstadt - ein mutiger und selbstloser Sprecher. Sein Werk
wirkt bis heute nach. Es ist das klassische Denkmal einer liberalen jüdischen
Theologie des 20.Jahrhunderts. Dieses Buch ist eine Hommage an ein großes
jüdisches Leben in Deutschland.
Wolfgang Pauly
Martin Buber
Ein Leben im Dialog
88 S., Br., € 8,90
978-3-942271-09-7
In Leben und Werk erweist sich
Martin Buber (1878–1965) als Philosoph des Dialogs. An allen Lebensstationen,
von Wien über Lemberg und Heppenheim bis nach Jerusalem, zeigt er
hohe Sensibilität für politische und gesellschaftliche Verwerfungen.
Sein Werk umfasst unterschiedlichste Dimensionen des geschichtlichen und
aktuellen Judentums: Zusammen mit Franz Rosenzweig übersetzt er die
Heilige Schrift (Tanach), in Galizien entdeckt er für sich das osteuropäische
Judentum und den Chassidismus, sein Menschenbild prägt die Schriften
zur Pädagogik und seine konkrete Erziehungsarbeit. Zentral bei allem
ist dabei seine dialogische Philosophie, die Existenzphilosophie sowie
die moderne Sprachwissenschaft aufnimmt und weiterentwickelt. Ein Leben
und Werk auf dem Weg zu einem umfassenden Humanismus.
Regina Scheer
Kurt Tucholsky
ER WAR EIN BISSCHEN LAUT
91
S. Kartoniert, € 7,80
978-3-938485-57-6
"Sie gehören zu den kleinen
Propheten, Tucholsky. Große Propheten, wie Marx oder Freud, beschäftigen
sich nicht mit Abenteuern , wie sie uns beschieden wurden. Aber Sie dürfen
sich sagen: Sie haben alles gesehen, alles gesagt, alles bekämpft.
Soweit ein Schriftsteller mit sich zufrieden sein darf, dürfen Sie
mit sich zufrieden sein." Dies schrieb der ausgebürgerte deutsche
Jude Arnold Zweig am 13. November 1935 aus dem Exil in Haifa / Palästina
an den ausgebürgerten Kurt Tucholsky, der im Exil in Hindas / Schweden
lebte. Ihre Bücher waren in Berlin gemeinsam verbrannt worden. Tucholsky
antwortete ihm am 15. Dezember 1935, sechs Tage vor seinem Tod durch Schlafmittel:
"Man muß von vorn anfangen - nicht auf diesen lächerlichen Stalin
hören, der seine Leute verrät, so schön, wie es sonst nur
der Papst vermag - nichts davon wird die Freiheit bringen. Von vorn, ganz
von vorn. Wir werden das nicht erleben. Es gehört dazu, was die meisten
Emigranten übersehen, eine Jugendkraft, die wir nicht mehr haben.
Es werden neue, nach uns, kommen. So aber gehts nicht. Das Spiel ist aus."
Was war das für ein Spiel, das brüchige Leben des Bürgersohns
Kurt Tucholsky zwischen Kaiserreich, Weimarer Republik, Nationalsozialismus?
Es endete an einem zugefrorenen schwedischen See, in einem Haus, dessen
Miete er nicht mehr bezahlen konnte. Was war das für ein Mann, dessen
Texte so angriffslustig waren, so unverschämt frech, dabei auch zart
und wissend um die Abgründe der menschlichen Seele? Die Lachsalven,
die er hervorrief, waren befreiend, aber ihm selbst blieb das Lachen im
Halse stecken. Seine Urne liegt unter einer Steinplattte begraben nahe
dem Schloss Gripsholm auf einem Friedhof, den er in seinem Buch beschrieben
hatte. Sogar die Gewissheit des letzten Orts war ihm zerbrochen, denn einst
hatte er über den Jüdischen Friedhof seiner Heimatstadt Berlin
geschrieben: "Da, wo ich oft gewesen bin, / zwecks Trauerei , / da kommst
du hin, da komm ich hin / wenns mal vorbei."
Klaus Schütz
Heinz Galinski
(1912-1992) Ein Berliner unter dem Davidsschild
Mit einem Beitrag von Heinz Galinski
64
S., 10 Abb., br., € 5,90
978-3-933471-70-3
Heinz Galinski wurde 1943 in das
KZ Auschwitz deportiert. 1949 wurde er zum Vorsitzenden der Berliner Jüdischen
Gemeinde gewählt, 1988 zum Vorsitzenden des Zentralrats der Juden
in Deutschland. Er kämpfte entschieden und unerbittlich gegen alle
Anzeichen des alten oder des neu aufflammenden Antisemitismus. Der Autor
Klaus Schütz war von 1967 bis 1977 Regierender Bürgermeister
von Berlin.
Marina Sandig
Martha Liebermann
Ein Leben in Hoffnung auf künftige
andere Zeiten
104 S., 21 Abb., br., €
9,90
978-3-95565-348-4
Martha Liebermann (1857–1943),
geborene Marckwald, Tochter aus einer angesehen jüdischen Familie,
ging 1884 die Ehe mit dem Künstler Max Liebermann ein, der an ihrer
Seite zum bedeutendsten Vertreter des deutschen Impressionismus aufstieg.
Als assimilierte Jüdin warb Martha Liebermann für Menschlichkeit,
Verständigung und Versöhnung. Sie unterstützte Stiftungen
und junge Künstlerinnen auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben.
Martha Liebermann erlebte die Geschichte des Kaiserreiches, der Weimarer
Republik und nach 1933 die Schrecken des NS-Staates. Der Glaube „Deutsche
zu sein“ und die „Hoffnung auf künftige andere Zeiten“ erwiesen sich
nach dem Tod ihres Mannes 1935 als Illusion. Entrechtung, Isolation und
Vernichtung der Existenz als grausame Konsequenzen des zur Staatsdoktrin
gemachten Antisemitismus trieben Martha Liebermann 1943 grausam in den
Tod. JÜDISCHE
MINIATUREN
Jüdische Miniaturen:
Anna-Dorothea Ludewig
Hugo Simon
Vom roten Bankier zum grünen
Exilanten
80 S., 15 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-488-7
Hugo Simon (1880–1950) hat die
Geschicke seiner Zeit maßgeblich mitbestimmt. Er engagierte er sich
u.a. als (parteiloser) Politiker für die USPD, führte ein privates
Bankhaus in Berlin und trat als Mäzen in Erscheinung. Gleichzeitig
galt sein Interesse der Landwirtschaft, sein Anwesen in Seelow baute er
zu einem Mustergut aus. Freundschaftliche Beziehungen pflegte er mit Persönlichkeiten
wie Albert Einstein, Max Liebermann, Renée Sintenis oder Harry Graf
Kessler. Einige von ihnen kannte er durch den von ihm mitbegründeten
pazifistischen Bund Neues Vaterland. Bereits im März 1933 musste Hugo
Simon nach Paris fliehen; nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten erreichte
er über Umwege Brasilien, wo er auch mit der Züchtung von Seidenraupen
seinen Lebensunterhalt verdiente. LISTE
DER JÜDISCHEN MINIATUREN
Elke-Vera Kotowski
Lotte Laserstein
Die Porträtistin der Neuen
Sachlichkeit
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-494-8
„Lotte Laserstein – diesen Namen
wird man sich merken müssen. Die Künstlerin gehört zu den
allerbesten der jüngeren Generation. Ihr glanzvoller Aufstieg wird
zu verfolgen bleiben“ – so resümierte am 29. November 1929 das Berliner
8-Uhr-Abendblatt. Diese Prognose nahm jedoch einen entgegengesetzten Verlauf.
Unmittelbar nach der Machtübertragung an Adolf Hitler bekam die Künstlerin
die damit einhergehenden Veränderungen zu spüren. Bereits 1933
erhielt sie Ausstellungsverbot und nach Maßgabe der „Nürnberger
Gesetze“ wurde Lotte Laserstein (1898- 1993) zur „Dreivierteljüdin“
erklärt. Um den Broterwerb und die künstlerische Anerkennung
gebracht, blieb ihr nur die Emigration, die sie 1937 nach Schweden führte.
In Deutschland war sie seither lange vergessen und wurde erst nach ihrem
Tod wiederentdeckt und ihr Werk als maßgeblich für eine Ausdrucksform
der Neuen Sachlichkeit erachtet. LISTE
DER JÜDISCHEN MINIATUREN
Benjamin Kuntz
Kurt Huldschinsky
„Licht statt Lebertran“ – Mit
Höhensonne gegen Rachitis
100 S., 20 Abb., br., € 9,90
978-3-95565-491-7
Kurt Huldschinsky kam am 24. November
1883 im oberschlesischen Gleiwitz zur Welt. Während seiner ersten
Jahre als Kinderarzt arbeitete er u.a. am Kaiserin-Auguste- Viktoria-Haus
in Berlin sowie an der Universitäts-Kinderklinik in Wien. Nach dem
Ersten Weltkrieg war er bei Konrad Biesalski am Berliner Oskar-Helene-Heim
tätig. Hier erbrachte er bei an Rachitis leidenden Kleinkindern erstmals
den Nachweis, dass die durch Vitamin- D-Mangel ausgelöste Knochenkrankheit
durch die Bestrahlung mit künstlichem UV-Licht („Höhensonne“)
geheilt werden kann. Für diese bahnbrechende Entdeckung und seine
weiteren Forschungen zur Prävention und Therapie der Rachitis wurde
Huldschinsky 1926 mit dem renommierten Otto-Heubner-Preis der Deutschen
Gesellschaft für Kinderheilkunde geehrt. 1934 musste er vor den Nationalsozialisten
aus Deutschland fliehen. Zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter emigrierte
er nach Ägypten, wo er am 15. Dezember 1940 in Alexandria verstarb.
englische Ausgabe: 978-3-95565-535-8
Nick Bertram
Otto Josef Schlein
Armenarzt, Magdeburger Zionist, Opfer des Nationalsozialismus
74 S., 15 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-462-7
Otto Schlein (1895–1944) war ein
als „Armenarzt“ bekannter, jüdischer Dermatologe in Magdeburg. Neben
seinem Engagement für Zionismus und Frauenrechte spielte insbesondere
sein Einsatz zur Eindämmung von Geschlechtskrankheiten und Enttabuisierung
(weiblicher) Sexarbeit mit Blick auf die städtische Gesundheitsfürsorge
eine wichtige Rolle. Als Opfer des Nationalsozialismus 1944 in Auschwitz
ermordet, wurde Schlein in der DDR eine Mitgliedschaft in der Kommunistischen
Partei Deutschlands unterstellt und zum antifaschistischen Widerstandskämpfer
stilisiert. Nick Bertram unterzieht die Quellengrundlage dieser Legende
einer kritischen Aufarbeitung und versucht die Richtigstellung von Schleins
Biographie. JÜDISCHE
MINIATUREN / LISTE
DER JÜDISCHEN MINIATUREN
Ina Lorenz
Herbert Pardo
Hamburger Sefarde, Jurist, SPD-Parlamentarier, Zionist
128 S., 12 Abb., br., € 12,90
978-3-95565-486-3
Der Hamburger Sefarde Herbert Joseph
Pardo (1887–1974) arbeitet als Anwalt und Militärhilfsrichter, wird
1918/19 in den Arbeiterund Soldatenrat gewählt, vertritt von 1921
bis 1931 die SPD in der Bürgerschaft der Freien- und Hansestadt Hamburg
und engagiert sich im Vorstand der Hamburger Zionistischen Vereinigung
und des sozialdemokratischen Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold. Bereits im
Herbst 1933 verlässt er mit seiner Familie seine Heimatstadt, um sich
in Haifa (Palästina) als Unternehmer niederzulassen, kehrt aber nach
1947 halbjährlich nach Hamburg zurück als erfolgreicher Wiedergutmachungsanwalt
und als streitbarer Kämpfer gegen Veit Harlan und seinen antisemitischen
Film „Jud Süß“. Nach längerer Krankheit stirbt er 1974
in Haifa. JÜDISCHE
MINIATUREN / LISTE
DER JÜDISCHEN MINIATUREN
Itai Böing
Eugen Wolbe
Lehrer und Privatgelehrter
130 S., 13 Abb., br., € 12,90
978-3-95565-487-0
Der Untergang jüdischer Verlage
in Deutschland als Teil des Vorspiels der Shoah hatte für das umfangreiche
Werk Eugen Wolbes (1873– 1938) bittere Konsequenzen: Nur wenige Experten
verbinden heute noch etwas mit seinem Namen. Mag sein, dass seine ursprünglich
kaisertreue Einstellung dem heutigen Interesse an seinen Veröffentlichungen
im Wege steht. Was ihn jedoch besonders macht, ist seine Offenheit für
literarische und gesellschaftliche Vorgänge in der deutschen Dominanzgesellschaft
bei gleichzeitig strikter Ablehnung von Assimilationstendenzen. Er wollte
jüdisches Selbstbewusstsein festigen. Schon vor 100 Jahren legte Wolbe
Gedanken zu jüdischer Identität vor, die auch gegenwärtig
Aufmerksamkeit verdienen. Sein Lebensweg, dessen erzwungenen beruflichen
Abbruch er mit zahlreichen anderen jüdischen Beamten teilte, wird
hier von einem Autor nachgezeichnet, der am selben Ort wie einst Wolbe
unterrichtete. JÜDISCHE
MINIATUREN / LISTE
DER JÜDISCHEN MINIATUREN
Thomas Schinköth
Samuel Lampel
Kantor, Lehrer, Komponist, Publizist
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-490-0
Samuel Lampel (1884–1942), aufgewachsen
im Berliner Scheunenviertel, wirkte zehn Jahre als Lehrer an der jüdischen
Gartenbauschule in Hannover-Ahlem, bevor er 1914 als Kantor der liberalen
Gemeindesynagoge nach Leipzig ging. Ein großes Anliegen war es ihm,
durch Konzerte und Rundfunksendungen Nichtjuden für jüdische
Kultur zu interessieren. Seine Sammlung „Kol Sch‘muel“ (Die Stimme Samuels),
die 57 Kompositionen für die Sabbat- und Festtagsliturgie enthält,
fand überregionale Beachtung. Nach der Pogromnacht 1938 wirkte Lampel
zudem als Rabbiner, gleichermaßen für liberale und orthodoxe
Juden. Vielen ehemaligen Leipzigern blieb Lampel, der mit seiner Frau Rosa
im Juli 1942 „gen Osten“ deportiert wurde, als leidenschaftlicher Lehrer
der Ephraim-Carlebach-Schule in Erinnerung . JÜDISCHE
MINIATUREN / LISTE
DER JÜDISCHEN MINIATUREN
Peter Konopatsch
Martin Rosebery d’Arguto
Dirigent von Arbeiterchören, Stimmbildner, Gesangsreformer
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-459-7
Der Gesangspädagoge Martin
Rosebery d’Arguto war in den 1920er Jahren in Berlin eine bekannte Persönlichkeit
und erfuhr vor allem aufgrund seiner Erfolge als Leiter von Arbeiterchören
große Anerkennung. Er wurde 1890 im russisch besetzten Polen geboren
und musste seine Heimat verlassen, nachdem er sich als Teenager an revolutionären
Aktionen beteiligt hatte. Von 1923 bis 1933 führte er einen nach ihm
benannten Berliner Arbeiterchor, die Gesangsgemeinschaft Rosebery d’Arguto,
zu musikalischen Höchstleistungen und zu einem neuen, progressiven
Chorstil. Nach 1933 verpasste er den Sprung in die Emigration und wurde
1939 im KZ Sachsenhausen inhaftiert, wo er unter widrigsten Umständen
einen geheimen jüdischen Chor aufbaute. Seine Spur verliert sich im
Oktober 1942 während der Deportation nach Auschwitz. JÜDISCHE
MINIATUREN / LISTE
DER JÜDISCHEN MINIATUREN
Michael Studemund-Halévy
Die Cassutos
Portugiesen aus Hamburg, Rabbiner, Übersetzer, Bibliophile,
Musiker
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-489-4
Die Cassutos kommen über Portugal,
Italien und Amsterdam nach Hamburg, wo sie über mehr als ein Jahrhundert
das jüdisch-portugiesische Leben der Hansestadt prägen - als
Rabbiner und Kantoren, Gemeindevorsteher und Historiker und Archivare ihrer
Sprache und Kultur. 1933 flüchten sie nach Portugal, im Gepäck
ihre einzigartige jüdisch-iberische Büchersammlung, die heute
in der Amsterdamer Bibliotheca Rosenthaliana verwahrt wird.
JÜDISCHE
MINIATUREN / LISTE
DER JÜDISCHEN MINIATUREN
Petra Tabarelli
Simon Rosenberger
Der vergessene Fußballpionier
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-492-4
Simon Rosenberger (1885–1931) war
mit Herz und Seele Schiedsrichter und Fußballfan, der sich in den
1920er Jahren für die Popularität des Fußballspiels in
Deutschland, gut ausgebildete Schiedsrichter und für eine deutschlandweit
einheitliche Regelauslegung einsetzte. Aber er stieß auf Widerstände
– nicht nur bei Vereinsfunktionären und der Presse, sondern auch innerhalb
des Schiedsrichterwesens. Der gebürtige Münchner arbeitete als
Sportjournalist für den „Kicker“, war Gründer und Herausgeber
der DFB-Schiedsrichterzeitung und in zahlreichen Schiedsrichterverbänden
tätig, u.a. im damals neugegründeten Bundesschiedsrichterausschuss
des DFB. Nach seinem frühen Tod waren sich alle bekannten deutschen
Fußballstars in ihren Nachrufen einig, dass Rosenberger unvergessen
bleiben würde. Die Zeit des Nationalsozialismus und die persönlichen
Vorlieben und Vorbehalte eines einzigen Berliner Schiedsrichters, Carl
Koppehel, löschten ihn jedoch in den folgenden Jahren vollständig
aus der Sportgeschichte. JÜDISCHE
MINIATUREN
Alfred Etzold
Johann Hoeniger
Privatarchitekt und Gemeindebaumeister
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-493-1
Johannes Hoeniger, 1851 in Zülz
in Oberschlesien geboren, übernahm im Jahr 1881 den Posten des Baumeisters
der Berliner Jüdischen Gemeinde. Diese Stellung war relativ gering
besoldet. Deshalb gründete er neben seiner Tätigkeit bei der
Gemeinde eine eigene Architekturfirma. Viele Bauten seiner Gemeinde sind
mit dem Namen Hoenigers verbunden. Auch einige wenige Grabstätten
auf dem Weißenseer Friedhof stammen von ihm. Hoeniger starb 1913
und ist auf dem Friedhof der Jüdischen Gemeinde in Weißensee
beigesetzt. Aus dem Nachlass des Autors mit Ergänzungen und Worten
des Gedenkens für Alfred Etzold von Hermann Simon. JÜDISCHE
MINIATUREN
Frank Jacob
Rosa Luxemburg
Ein Leben für die Revolution
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-453-5
Die Geschichte des Sozialismus
und des Kommunismus in Deutschland ist untrennbar mit ihrem Namen verbunden:
Rosa Luxemburg (1871–1919). Die jüdische Polin fiel seit Ende des
19. Jahrhunderts als Verteidigerin eines Sozialismus Marx'scher Prägung
innerhalb der Sozialdemokratie auf und widmete ihr Leben und ihre Schriften
immer wieder der Frage der Revolution. Ungeachtet vieler Rückschläge
sowie ihres gewaltsamen Todes im Januar 1919 wird dabei deutlich, dass
Luxemburg stets eine Revolutionärin geblieben ist, die nach einem
demokratischen Sozialismus strebte. Diese
Einführung in Rosa Luxemburgs Wirken rückt vor allem ihr Denken
und Handeln mit Blick auf die theoretischen Diskussionen und revolutionären
Ereignisse ihrer Zeit in den Vordergrund.
Frank Jacob
Emma Goldman
Ein Leben für die Freiheit
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-442-9
Emma Goldman (1869–1940) zählt
zu den beeindruckendsten Frauen des 19. und 20. Jahrhunderts. Als
Anarcha-Feministin und nach Freiheit strebende Anarchistin prägte
sie nicht nur die Geschichte der USA bis zu ihrer Deportation Ende 1919,
sondern gleichfalls die internationale anarchistische Bewegung. In ihren
Schriften, die bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren haben,
widmete sie sich vielen wichtigen Zeitfragen und forderte immer wieder
die uneingeschränkte Freiheit für alle Menschen.
Ihr Leben und Wirken waren vielschichtig und ereignisreich. Diese werden
in der vorliegenden Miniatur mit all ihren Facetten dargestellt, und es
wird dadurch nicht nur gezeigt, welche Rolle der bekannten Anarchistin
als Gegnerin des Bolschewismus zukommt, sondern ebenso, wie Goldman ihre
eigene Zeit verstand und reflektierte.
Frank Jacob
Kurt Eisner
Ein unvollendetes Leben
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-455-9
Kurt Eisner (1867–1919) wurde
posthum zu einem Repräsentanten der jüdisch-bolschewistischen
Weltverschwörung verklärt, dabei glaubte der erste Bayerische
Ministerpräsident eigentlich nur an zwei Dinge: die Notwendigkeit
einer wahrhaften Politik und die Bedeutung einer Aufklärung der Menschen
im Sinne eines revolutionären Sozialismus.
Für beides setzte er sich Zeit seines Lebens ein und forderte als
Journalist und Revolutionär immer wieder diese beiden Grundbedingungen
einer „neuen Welt“ ein. Trotz antisemitischer sowie innerparteilicher Hetze
gab Eisner seinen Traum niemals auf. Sein Leben blieb durch seine Ermordung
jedoch in vielerlei Hinsicht unvollendet. Die vorliegende Einführung
bietet auch einen spannenden Streifzug durch das bewegte Leben dieses Menschen,
der in mancher Hinsicht einen bis heute aufklärerischen Erkenntnisgewinn
offeriert.
Martin Hollender
Max und Helene Herrmann
Germanisten – Theaterwissenschaftler - Lehrerin
84 S., br., € 8,90
978-3-95565-425-2
Geboren 1865 als Sohn eines Berliner
jüdischen Lustspieldichters und Redakteurs, war Max Herrmann als Privatdozent
der Germanistik an der Friedrich-Wilhelms-Universität tätig.
Wie seine Frau Helene vielfältig auch in der außeruniversitären
Berliner Bildungs- und Forschungslandschaft aktiv, erhielt Herrmann 1919
eine germanistische Professur. Er gilt als maßgeblicher Mitbegründer
der historischen Theaterwissenschaft, also der Erforschung der Aufführungspraxis
der Bühnen in vergangenen Epochen. Gemeinsam mit Julius Petersen leitete
Herrmann nach 1923 das Theaterwissenschaftliche Institut der Berliner Universität.
Nach 1933 aus dem wissenschaftlichen Leben Berlins ausgeschlossen, wurde
Herrmann 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo er bald darauf starb.
Helene Herrmann, die wenige Jahre zuvor in Berlin-Grunewald noch eine jüdische
Privatschule geleitet hatte, wurde 1944 in Auschwitz ermordet. – Die „Freunde
der Staatsbibliothek zu Berlin e.V.“ vergeben den „Max-Herrmann-Preis“
an Persönlichkeiten, die sich um die Staatsbibliothek zu Berlin oder
das deutsche Bibliothekswesen verdient machen.
Michael Studemund-Halévy
Eduard Duckesz
Ein Rabbiner in Altona
88 S., br., € 8,90
978-3-95565-426-9
„Rabbiner Duckesz hat immer nur
die Pflicht des Lernens und der Arbeit gekannt, er ist im besten Sinne
ein volkstümlicher Rabbiner, der die Menschen gewinnt, weil er jedem
alles gibt, sei es im Krieg, in der Gefangenschaft, am Krankenlager – in
jeder Lebenslage war er ein treuer Begleiter. Dabei ist er ein Forscher,
der immer Neues entdeckt, der Geschichtsschreiber unserer Gemeinschaft.“
Joseph Carlebach, Hamburger Familienblatt, 1938
„Besondere Bedeutung aber kommt
ihm als Geschichts- und Familienforscher zu. Seine Werke ,Chachme Ahu‘
und ,Iwo lemaushaw‘ sind grundlegend für alle jüdische Geschichtsforschung
in Altona-Hamburg geworden.“ Carlo Koppel, Aufbau, New York, 1943
Eva Wechsberg
Das Jahrhundertleben einer jüdischen Leipzigerin
88 S., br., € 8,90
978-3-95565-429-0
Eva Wechsberg, geboren 1922 in
Leipzig, erfährt als Schülerin Antisemitismus, erlebt die Machtübernahme
und den Rassenwahn der Nationalsozialisten, wird Zeugin der brennenden
Synagogen während der Reichspogromnacht und kann 1939 gerade noch
rechtzeitig vor der Shoah in die USA fliehen. Ein neues Leben beginnt.
Sie heiratet, wird Mutter, ist in der Gemeinde engagiert und führt
ein erfülltes Leben. Doch eine Sehnsucht nach der früheren Heimat
bleibt. Eva Wechsberg ist keine berühmte Philosophin, keine bekannte
Schriftstellerin und keine große Wissenschaftlerin, dennoch zeigt
ihr fast 100-jähriges Leben eindrucksvoll, wie man trotz vieler schrecklicher
Erlebnisse den Glauben an das Leben sowie an das Gute im Menschen nicht
verliert. Ihre Lebensgeschichte erzählt auch ein Stück Geschichte
der Stadt Leipzig und ihrer jüdischen Gemeinde.
Claudia Scheel
Hermine Lesser
Zwischen Frauenemanzipation und Wohlfahrtspflege
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-451-1
Hermine Lesser (1853–1943), geborene
Philipp und über ihren Gatten Paul Lesser weitläufig mit den
Familien Liebermann und Rathenau verwandt, engagierte sich Zeit ihres Lebens
in der Wohlfahrtspflege. Durch die Freundschaft mit den jüdischen
Frauenrechtlerinnen Alice Salomon, Adele Schreiber und Rosika Schwimmer
legte sie den Schwerpunkt ihrer karitativen Tätigkeiten vor 1914 auf
die Mutter- und Kindesfürsorge. Nach 1918 konzentrierte sie sich auf
die jüdische Wohlfahrtspflege. Noch 1932 zeichnete das Charlottenburger
Bezirksamt Hermine Lesser für ihre Lebensleistung als Waisenpflegerin
aus. Weder ihr hohes Alter noch ihr bemerkenswertes soziales Engagement
konnten sie schließlich retten: Im September 1942 wurde sie – fast
90-jährig – nach Theresienstadt deportiert, wo sie im Januar 1943
verstarb.
Martin Hollender
Ludwig Darmstaedter
Chemiefabrikant, Sammler, Mäzen
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-452-8
Gebürtig aus Mannheim, zählte
Ludwig Darmstaedter (1846–1927) mit seiner Lanolinfabrik zu Beginn des
20. Jahrhunderts zu den bedeutenden Berliner Chemieunternehmern. 1907 schenkte
er der Königlichen Bibliothek, der heutigen Staatsbibliothek zu Berlin
– Preußischer Kulturbesitz, seine bedeutende Autographensammlung
und ergänzte sie fortwährend, so dass sie Mitte der 1920er Jahre
aus 190.000 Schriftstücken von 45.000 Verfassern bestand. Es handelt
sich vorwiegend um Briefe maßgeblicher Forscher, Erfinder und Entdecker,
die die Geschichte der Naturwissenschaften vom ausgehenden 15. Jahrhundert
bis in die Moderne hinein belegen. Schenkungen Darmstaedters ergingen auch
an das Berliner Kunstgewerbemuseum und an die Vorgeschichtliche Abteilung
des Königlichen Museums für Völkerkunde. Die wohl nachhaltigsten
Verdienste erwarb sich Darmstaedter durch seine Anregung, die chemotherapeutischen
Forschungen Paul Ehrlichs mit einem eigenen Institut für medizinische
Experimentalwissenschaften in Frankfurt am Main zu befördern. Nach
ihm ist der Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis, der renommierteste
deutsche Medizinpreis, mitbenannt.
Dieter G. Maier / Jürgen Nürnberger
Helene Simon
Für den Schutz der Frauen und der Jugend
104 S., br., € 8,90
978-3-95565-454-2
Helene Simon (1862–1947) war in
der Frauen- wie auch in der Arbeiterbewegung eine hoch geschätzte
Persönlichkeit, weil sie auf der Grundlage ihrer wissenschaftlichen
Studien konkrete Empfehlungen und Forderungen zur Theorie und Praxis der
Sozialpolitik in Deutschland formulierte. Durch Aufenthalte und Kontakte
mit Sozialreformern in England lernte sie die dort geltenden Arbeitsschutzmaßnahmen
kennen und setzte sich in zahlreichen Publikationen und Vorträgen
für deren Einführung auch in Deutschland ein, insbesondere zugunsten
von Frauen, Kindern und Jugendlichen. In der Weimarer Republik verlangte
sie die Errichtung eines menschenwürdigen Wohlfahrtssystems und einer
fortschrittlichen Jugendwohlfahrt. Einige ihrer weitgehenden Vorschläge
wurden allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg umgesetzt. Helene Simon
machte sich auch einen Namen mit vielbeachteten Biographien, z. B. über
den Unternehmer und utopischen Sozialisten Robert Owen. Kurz vor Ausbruch
des Zweiten Weltkrieges gelang ihr die Emigration nach England, wo sie
1947 verstarb.
Riccardo Altieri
Rosi Wolfstein-Frölich
Sozialdemokratin und Antimilitaristin
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-456-6
Rosi Wolfstein (1888–1987) war
zuerst Sozialdemokratin, dann Antimilitaristin, bald darauf Kommunistin,
doch über den Linkssozialismus kehrte sie infolge ihrer radikalen
Ablehnung des Stalinismus letztlich wieder zur Sozialdemokratie zurück.
Sie war eine Freundin Rosa Luxemburgs, Clara Zetkins und Angelica Balabanoffs.
Obwohl sie Atheistin war, spielte das Judentum eine entscheidende Rolle
in ihrem fast hundertjährigen Leben. Ob sie als Hausangestellte, als
Kontoristin, als preußische Landtagsabgeordnete, als Lektorin oder
im amerikanischen Exil als Fluchthelferin tätig war – sie blieb sich
selbst und ihrer Sache stets treu. Im Zentrum ihres Handelns stand der
Wunsch nach einer gerechteren Gesellschaft.
Benjamin Kuntz
Lucie Adelsberger
Doctor – Scientist – Chronicler of Auschwitz
110 S., br., € 8,90
978-3-95565-458-0
Lucie Adelsberger (1895–1971) was
a specialist in pediatrics and internal medicine. She ran her own doctor’s
office in Berlin, where she mainly treated patients with allergic diseases.
Her scientific interest was also in allergies. From 1927 to 1933 she worked
at the Robert Koch Institute in the newly established observatory for hypersensitivity
reactions. The National Socialists withdrew her health insurance and license
to practice medicine. Despite a job offer from Harvard Medical School,
she stayed with her sick mother and continued to care for her patients.
In May 1943 she was deported to Auschwitz, where she was forced to work
as a prisoner doctor in the “Gypsy and Women's Camp” in Birkenau. Shortly
before the end of the war, she was liberated from a satellite camp of the
Ravensbrück concentration camp. In 1946 Lucie Adelsberger emigrated
to the USA. In New York, she worked as a doctor and scientist in cancer
research until her death. Her memories of Auschwitz are a moving document
of the Holocaust.
Julius H. Schoeps
Gabriel Riesser
DEMOKRAT - FREIHEITSKÄMPFER
- VORDENKER
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-412-2
Gabriel Riesser (1806–1863), Hamburger
Jurist, Publizist und Politiker, war einer der prominentesten Sprecher
der Juden in Deutschland in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Selbst aus
angesehenen Rabbiner- Familien stammend, machte er sich nicht nur als einer
der Vorkämpfer und Wegbereiter der
Judenemanzipation in Deutschland, sondern auch als Abgeordneter und Vizepräsident
des Frankfurter Paulskirchenparlaments einen
Namen. Zudem war er Mitglied und zeitweise auch Vorsitzender der Hamburgischen
Bürgerschaft. In einem bekannten Streitfall zwischen Heinrich Heine
und Salomon Strauß bezog Riesser gegen Heine Stellung. Gabriel Riesser
war ein Liberaler seiner Zeit, der sich für demokratische Verhältnisse
und die damit verbundenen Rechte und Pflichten einsetzte. JÜDISCHE
MINIATUREN
Martina Bick
Musikerinnen um Gustav Mahler
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-414-6
Im Umfeld bekannter Komponisten
finden sich stets viele Musikerinnen, so auch die neun Frauen um Gustav
Mahler, die in diesem Band porträtiert werden. Die meisten von ihnen
waren Berufsmusikerinnen, einige verfolgten aus verschiedenen Gründen
keine eigene berufliche Karriere. Alle sind heute jedoch vor allem noch
deshalb bekannt, weil sie dem Komponisten durch kurze oder längere
Beziehungen, als Ehepartnerin oder Familienangehörige verbunden waren.
Sie
gehören aber sowohl als Interpretinnen, Dialogpartnerinnen, Widmungsträgerinnen,
Musikvermittlerinnen oder „Musen“ als auch mit ihren eigenen Biographien
in eine Musikgeschichte, die nicht nur herausragende Werke sondern das
ganze vielfältige kulturelle Netzwerk beschreiben will, in dem Musik
entsteht, praktiziert und tradiert wird.JÜDISCHE
MINIATUREN
Jürgen Wilhelm
Moses Hess
WEGBEREITER DER SOZIALDEMOKRATIE
UND VISIONÄRER ZIONIST
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-418-4
Moses Hess ist einer der brillantesten
Köpfe des 19. Jahrhunderts. Aus einem orthodoxen jüdischen Haushalt
in Bonn stammend, entflieht er früh den Beschränkungen seines
engen geistigen und gesellschaftlichen Umfelds und nach dem Tod der Mutter
auch den ökonomischen Zwängen seines Vaters in Köln. Hess
vertritt früh revolutionäre Ansichten, beeinflusst Marx und Engels
in entscheidender Weise, löst sich jedoch später von deren orthodoxem
Kommunismus und wird durch die Bekanntschaft mit Ferdinand Lassalle zu
einem der ersten Sozialdemokraten. Nach einigen Zweifeln an seinem Judentum
beschreibt er zum Erstaunen seiner weitgehend verständnislosen Umwelt
mit seinem Roman „Rom und Jerusalem“ dreißig Jahre vor dem politischen
Zionismus diesen Weg als für die Juden Europas einzig konsequenten.
JÜDISCHE MINIATUREN
Benjamin Kuntz
Lucie Adelsberger
Ärztin – Wissenschaftlerin – Chronistin von Auschwitz
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-392-7
Lucie Adelsberger (1895–1971) war
Fachärztin für Kinderheilkunde und Innere Medizin. In Berlin
betrieb sie eine eigene Praxis, in der sie vor allem Patienten mit allergischen
Erkrankungen behandelte. Auch ihr wissenschaftliches Interesse galt den
Allergien. Von 1927 bis 1933 war sie am Robert Koch-Institut in der neu
gegründeten Beobachtungsstelle für Überempfindlichkeitsreaktionen
tätig. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten kümmerte
sie sich weiterhin um ihre Patienten – trotz Entzug von Kassenzulassung
und Approbation. Ein Angebot aus Harvard
schlug sie aus, um ihre kranke Mutter nicht im Stich zu lassen. Im Mai
1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert, wo sie als Häftlingsärztin
im „Zigeuner- und Frauenlager“ von Birkenau arbeiten musste. Kurz vor Kriegsende
wurde sie aus einem Außenlager des KZ Ravensbrück befreit.
1946 emigrierte Lucie Adelsberger in die USA. In New York war sie bis zu
ihrem Tod als Ärztin und Wissenschaftlerin in der Krebsforschung tätig.
Ihre Erinnerungen an Auschwitz sind ein bedeutendes Zeugnis des Holocaust.
JÜDISCHE
MINIATUREN
Ian Strasfogel
Ignace Strasfogel
WIEDERENTDECKUNG EINES MUSIKALISCHEN WUNDERKINDS
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-389-7
Geboren in Warschau im Jahr 1909,
wurde Ignace Strasfogel bereits als 13-Jähriger
in die Berliner Hochschule für Musik aufgenommen
und besuchte sowohl die Kompositionsklasse Franz Schrekers als auch die
Klavierklasse von Leonid Kreutzer. Mit seiner Zweiten Klaviersonate gewann
er 1926 den Mendelssohn-Staatspreis für Komposition. Er war Begleiter
der Geiger Joseph Szigeti und Carl Flesch sowie des Sängers Lauritz
Melchior, schrieb Bühnenmusiken für
Max Reinhardt und assistierte dem Dirigenten Leo Blech an der Staatsoper
Unter den Linden. 1933 emigrierte Strasfogel in die Vereinigten Staaten
und ließ sich in New York nieder, wo er unter Arturo Toscanini Pianist
der New Yorker Philharmoniker wurde. Später
wirkte Strasfogel als Korrepetitor und Kapellmeister an der Metropolitan
Opera. Erst in seinen letzten Lebensjahren begann Strasfogel wieder zu
komponieren. JÜDISCHE
MINIATUREN
ENGLISH VERSION:
Ian Strasfogel
Ignace Strasfogel
REDISCOVERY OF A MUSICAL WUNDERKIND
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-415-3
Ina Lorenz
Leo Lippmann
ICH BIN SOHN MEINER INNIG GELIEBTEN
DEUTSCHEN HEIMAT
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-416-0
Leo Lippmann (1881–1943), ein in
Hamburg geborener Jude, macht als Jurist in der Finanzverwaltung der Hansestadt
Karriere. Im Ersten Weltkrieg wird ihm
die Kriegsversorgung der Bevölkerung anvertraut, in der Revolutionszeit
1918/19 arrangiert er sich mit dem Arbeiter- und Soldatenrat. 1920 wird
er als erster Jude in Hamburg zum Senatssekretär (Staatsrat) und zum
Leiter der gesamten Vermögens- und Finanzverwaltung der Millionenstadt
ernannt. Nach seiner Entlassung als Jude
aus dem Staatsdienst im Frühjahr 1933 stellt er sich 1935 der Jüdischen
Gemeinde als Vorstandsmitglied zur Mitarbeit zur Verfügung, deren
prekäre Finanzen er grundlegend ordnet. Nachdem
am 10. Juni 1943 die Gestapo reichsweit alle jüdischen Gemeinden auflöst
hatte, sucht das Ehepaar Lippmann am Tag darauf den Freitod.JÜDISCHE
MINIATUREN
Rachel Heuberger
Aron Freimann
Bibliograph, Historiker, Bibliothekar, Gemeindevorsitzender
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-417-7
Prof. Dr. Aron Freimann (1871–
1948), zu Lebzeiten international als „größte
lebende Autorität auf dem Gebiet der Jüdischen Bibliographie“
anerkannt, hatte als Initiator von Forschungsvorhaben
entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Wissenschaft des Judentums.
Er leistete Pionierarbeit auf dem Spezialgebiet der hebräischen Bibliographie
und schuf Grundlagenwerke, die bis heute nicht an Relevanz verloren haben.
Sein Name bleibt untrennbar mit der Hebraica- und Judaica-Sammlung der
Frankfurter Universitätsbibliothek JCS verbunden, die er weltweit
zu einer der bedeutendsten ihrer Art entwickelte. Freimann war über
Jahre in der Gemeindepolitik aktiv und übernahm die Verantwortung
als letzter Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main
vor ihrer Auflösung durch die Gestapo. JÜDISCHE
MINIATUREN
Susanne Freund
Alexander Haindorf
Reformer – Pädagoge – Mediziner
– Kunstsammler
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-419-1
Alexander Haindorf (1784–1862)
steht in der Tradition jüdischer Aufklärer, die bestrebt waren,
die Emanzipation der jüdischen Minorität voran zu treiben. Durch
die Etablierung jüdischer Elementarschulen und eine qualifizierte
Lehrerbildung sollte ihre Akzeptanz in der Mehrheitsgesellschaft forciert
werden. Am 28. November 1825 gründete
er in Münster den „Verein zur Beförderung von Handwerken unter
den Juden und zur Errichtung einer Schulanstalt, worin arme und verwaisete
Kinder unterrichtet und künftige jüdische Schullehrer gebildet
werden sollen“, aus dem 1866 die überregional
bekannt gewordene „Marks-Haindorf-Stiftung“ hervorging. Haindorfs Leben
und Wirken als Reformer und Pädagoge aber auch als Kunstsammler und
Mediziner war von der Idee geprägt, die jüdische Kultur mit der
europäischen Kultur zu „amalgamieren“. In diesem Sinne verstand er
Bildung als Katalysator des sozialen Aufstiegs und der Gleichberechtigung.
JÜDISCHE MINIATUREN
Michael Straßburg, Benjamin Kuntz
Georg Peritz
Internist – Nervenarzt – Pionier
der Neuropädiatrie
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-420-7
Georg Peritz (1870–1935) zählt
zu den vergessenen Wegbereitern der Neuropädiatrie in Deutschland.
Als Internist und Neurologe trug er mit
seinem 1912 erstmals erschienenen Buch „Die Nervenkrankheiten des Kindesalters“
zur Entstehung eines neuen Fachgebiets an der Schnittstelle von Nerven-
und Kinderheilkunde bei. In Berlin arbeitete
er mit namhaften Ärzten wie Hermann Oppenheim, Hugo Neumann, Friedrich
Kraus, Karl Bonhoeffer, Theodor Brugsch und Rahel Hirsch zusammen, war
mindestens 17 Jahre an der II. Medizinischen Klinik der Charité
tätig
und betreute in anderen Krankenhäusern konsiliarisch mehrere Spezialambulanzen.
Im Ersten Weltkrieg wurde er ärztlicher Leiter der Schule für
Gehirnverletzte und 1919 Titularprofessor der Medizinischen Fakultät.
JÜDISCHE
MINIATUREN
Michael Studemund-Halévy
Moses Wessely
AUFKLÄRER AUS ALTONA
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-413-9
Moses Wessely (1737–1792), mehr
Freund und Gesprächspartner der Aufklärer als Protagonist der
Aufklärung, steht für jene Repräsentanten der jüdischen
Aufklärung, die das Judentum nicht verlassen, sich von ihrem jüdischen
Milieu aber immer mehr entfernen und damit eine von der Haskala eingeforderte
sichtbare kulturelle Sonderexistenz weitgehend aufgeben. Er machte sich
einen Namen als Nationalökonom, Literaturkritiker und Freund von Mendelssohn
und Lessing. Sein Beitrag zur Aufklärung in Altona und Hamburg beginnt
in 1770er Jahren und endet in den 1780er Jahren. In diesen Jahren setzte
er sich ein für die bürgerliche Gleichstellung der Juden und
für das Recht auf Schule und Bildung. JÜDISCHE
MINIATUREN
Julius H. Schoeps
Dorothea Veit/Schlegel
Ein Leben zwischen Judentum und Christentum
80 S., 8 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-388-0
Dorothea Veit/Schlegel (1764–1839)
machte sich einen Namen als Literaturkritikerin und Schriftstellerin der
Romantik. Die älteste Tochter des Aufklärers Moses Mendelssohn
war eine der prominentesten jüdischen Frauen, die um 1800 zum Christentum
übertraten. Aus der von ihrem Vater eingefädelten Ehe mit dem
Kaufmann Simon Veit gingen vier Söhne hervor, von denen zwei überlebten:
Johannes und Philipp Veit, die zu den Begründern der nazarenischen
Malerschule gehören. Dass Mendelssohns Tochter mit allen Konventionen
brach und sich den jungen Friedrich Schlegel, den sie im Salon von Henriette
Herz kennengelernt hatte, als Geliebten nahm, wurde seinerzeit als Skandal
empfunden. Friedrich Schlegel hat der freizügigen Beziehung in seinem
Roman „Lucinde“ ein Denkmal gesetzt. JÜDISCHE
MINIATUREN
Florian Bruns
Gottfried Bermann Fischer
Bewahrer und Erneuerer des S. Fischer Verlags
80 S., 20 Abb., br., €
8,90
978-3-95565-387-3
Gottfried Bermann (1897–1995) begann
sein Berufsleben als Chirurg in Berlin, bevor er nach seiner Heirat mit
Brigitte Fischer das Metier wechselte und 1925 in den Verlag seines Schwiegervaters
Samuel Fischer eintrat. Er übernahm nicht nur den Namen, sondern nach
wenigen Jahren auch die Leitung des damals bedeutendsten literarischen
Verlags in Deutschland. Nach 1933 geriet das florierende Unternehmen unter
Druck. Viele seiner Autoren, darunter Thomas Mann, wurden von den Nationalsozialisten
verfolgt und flüchteten ins Exil. 1936 brachte Bermann Fischer seine
Familie und Teile des Verlags im Ausland in Sicherheit. Der in Berlin verbleibende
Teil des Unternehmens wurde „arisiert“. Nach kurzen Aufenthalten in Österreich
und Schweden setzte Bermann Fischer 1940 die verlegerische Tätigkeit
aus dem Exil in den USA fort. Nach Deutschland zurückgekehrt, baute
er ab 1950 gemeinsam mit seiner Frau den S. Fischer Verlag zu neuer alter
Größe auf. JÜDISCHE
MINIATUREN
Sebastian Kunze
Gustav Landauer
Zwischen Anarchismus und Tradition
80 S., 20 Abb., br., €
8,90
978-3-95565-385-9
Gustav Landauer (1870–1919) zählt
zu den exponiertesten Vertretern des deutschsprachigen Anarchismus seiner
Zeit und ist heute dennoch weitgehend unbekannt. Als politischer Denker,
Philosoph, Intellektueller und Literaturkritiker war Landauer in unterschiedlichen
Gruppen wie dem Arbeiteranarchismus oder dem Forte-Kreis aktiv und wurde
breit rezipiert. Sein Werk entfaltete aber vor allem innerhalb der jüdischen
Jugend eine große Wirkung: Gershom Scholem, Walter Benjamin, Manés
Sperber, Paul Celan und viele andere lasen und priesen Landauers Schriften.
Dieser Band skizziert Landauers Leben und Wirken, um einen Einblick in
die verschiedenen Facetten dieses faszinierenden Intellektuellen zu eröffnen.
JÜDISCHE
MINIATUREN
Elisa Klapheck
Regina Jonas
Die weltweit erste Rabbinerin
64 S., 16 Abb., br., €
8,90
978-3-95565-362-0
1972 wurde in den USA Sally Priesand
ordiniert und lange Zeit für die erste Rabbinerin der Welt gehalten.
Erst 30 Jahre später erfuhr die jüdische Öffentlichkeit,
dass schon im Dezember 1935 eine Frau das Rabbinatsdiplom erhalten hatte.
Regina Jonas, die weltweit erste Rabbinerin, wuchs in Berlin in sehr einfachen
Verhältnissen auf, studierte an der Hochschule für die Wissenschaft
des Judentums und bestand mit einer bahnbrechenden halachischen Streitschrift
„Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?“ ihre Abschlussprüfung.
Regina Jonas blieben jedoch nur wenige Jahre, in denen die passionierte
Predigerin und einfühlsame Seelsorgerin den von Verfolgung und Deportation
bedrohten Berliner Juden beistand. 1942 wurde sie gemeinsam mit ihrer Mutter
nach Theresienstadt deportiert. Auch hier wirkte sie als Rabbinerin, hielt
Vorträge und half den Mithäftlingen in ihrer Not. 1944 wurde
sie in Auschwitz ermordet. Die tatsächlich erste Rabbinerin der Welt
legte einen wichtigen Grundstein für die Gleichberechtigung der Frau
im Judentum. Heute amtieren mehr als 1.000 Rabbinerinnen weltweit. JÜDISCHE
MINIATUREN
Jutta Dick
Berend Lehmann
Hofjude August des Starken
80 S., 17 Abb., br., €
8,90
978-3-95565-366-8
Berend Lehmann gilt als einer drei
bedeutendsten Hofjuden im Europa des 18. Jahrhunderts. In Essen 1669 geboren,
kam er durch Heirat nach Halberstadt in Brandenburg- Preusen. Von da aus
war er auch fur die Hofe von Hannover, Braunschweig und vor allem Sachsen
tatig. Die Verbindung zu August dem Starken war die wichtigste, sowohl
fur den Herrscher als auch fur ihn selbst. Trotzdem konnte August der Starke
nicht durchsetzen, dass Lehmann ein Schutzbrief fur Sachsen ausgestellt
wurde. Diese Geschichte ist symptomatisch fur die Lebenssituation von Hofjuden
im 18. Jahrhundert. Sie konnten hoch aufsteigen, aber ihre Existenz war
durch kein Gesetz geregelt. Sie war gebunden an das Wohlwollen des jeweiligen
Herrschers. So fand Berend Lehmann 1730 sein Grab auf dem Friedhof Am Roten
Strumpf in Halberstadt. Jutta Dick war wissenschaftliche Mitarbeiterin
der Alten Synagoge Essen und des Salomon Ludwig Steinheim Instituts in
Duisburg. Seit 1995 leitet sie die Moses Mendelssohn Akademie mit dem Berend
Lehmann Museum fur judische Geschichte und Kultur in Halberstadt.
JÜDISCHE
MINIATUREN
Dorothee Hoppe
John Elsas
Vom Börsenmakler zum Künstler
80 S., 20 Abb., br., €
8,90
978-3-95565-383-5
John Elsas wurde 1851 in Frankfurt
am Main als Sohn jüdischer Eltern geboren. Nach der Schulzeit im Philanthropin
und einer Ausbildung zum Handelsmann arbeitete er als selbstständiger
Börsenmakler und lebte mit seiner Familie in Frankfurt. Erst im Alter
zeichnete er bunte Bildgeschichten für seine zwei Enkel, später
entstanden Collagen und Aquarelle, nun für Erwachsene, mit humorvollen
und oft auch ernsten Versen unter der Darstellung. Noch zu seinen Lebzeiten
wurden Elsas’ Bilder auf fünf Ausstellungen in den Jahren 1929 bis
1931 in Galerien in Berlin, Zürich, München und Mannheim gezeigt,
mit sehr positiven Besprechungen in den Feuilletons. Bei seinem Tod im
Jahr 1935 hinterließ Elsas 25.000 Blätter aus seinen letzten
zehn Lebensjahren, die man erst nach siebzig Jahren wiederentdeckte. JÜDISCHE
MINIATUREN
Dieter G. Maier, Jürgen Nürnberger
Georg und Hedwig Flatow
Für Arbeitnehmerrechte und soziale Fürsorge
80 S., 20 Abb., br., €
8,90
978-3-95565-386-6
Georg (1889–1944) und Hedwig Flatow
(1882–1944) setzten sich in der Weimarer Republik unermüdlich für
die neue demokratische und soziale Gesellschaftsordnung ein. Georg Flatow
wirkte bei der Entwicklung des kollektiven Arbeitsrechts mit und erlangte
in Wissenschaft und Wirtschaft insbesondere mit seinem Kommentar zum Betriebsrätegesetz
großes Ansehen. Hedwig Flatow engagierte sich in der Sozialfürsorge
und in der Montessoripädagogik. Als sie durch die Nationalsozialisten
ihre sicher geglaubte berufliche und soziale Existenz verloren, unterstützten
sie auf vielfältige Weise die Auswanderung jüdischer Jugendlicher.
Wegen ihrer Hilfe für andere bereiteten sie jedoch ihre eigene Emigration
zu spät vor. Nach der zunächst geglückten Flucht in die
Niederlanden blieben ihre Bemühungen um eine Einwanderung in ein sicheres
Land ohne Erfolg. Über Westerbork, Bergen Belsen und Theresienstadt
wurden sie im Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und dort umgebracht.
Lediglich ihrer Tochter Ilse Flatow (1920-1995) gelang die Flucht nach
England. JÜDISCHE
MINIATUREN
Vera Trnka
Emil Davidovic
Das Leben eines jüdischen
Gelehrten in den Wirren des 20. Jahrhundert
94 S., 17 Abb., br., €
9,90
978-3-95565-368-2
Das Leben des Rabbiners Emil Davidovic
(1912–1986) erzählt die Geschichte eines in einer streng orthodoxen
Familie der Karpatoukraine geborenen Juden, der Verfolgung und Konzentrationslager
überlebte. Der vielsprachig aufgewachsene Davidovic besuchte verschiedene
Rabbinerhochschulen und studierte unter Leo Baeck und Ismar Elbogen in
Berlin sowie in Brünn, Budapest und Wien. 1944 wurde er mit seiner
gesamten Familie nach Auschwitz deportiert, überlebte und emigrierte
mit Frau Cilli in die Tschechoslowakei. Auch hier sah er sich als Jude
Anfeindungen ausgesetzt und floh nach Israel, um wenige Jahre später
und bis zu seinem Lebensende als Rabbi in Dortmund, im Land der Täter,
jüdisches Leben in Nachkriegsdeutschland neu gedeihen zu lassen. Vera
Trnka erzählt aus seinem Leben mithilfe persönlicher Erinnerungen
ihrer Schulfreundin Alice, der Tochter Davidovics. JÜDISCHE
MINIATUREN
Martha Keil, Helmut Teufel
Samuel Steinherz
Altösterreicher – Mediävist – Rektor in
Prag
80 S., 20 Abb., br., €
8,90
978-3-95565-384-2
In seiner Wirkungszeit als Mediävist
hoch geschätzt, ist Samuel Steinherz (1857–1942) heute nur noch in
Fachkreisen bekannt. Als wahrer „Altösterreicher“ wurde er in Güssing
(damals Ungarn, heute Österreich) geboren, promovierte in Graz, habilitierte
in Wien und erhielt 1901 eine Professur an der Deutschen Universität
in Prag. 1922 als Dienstältester zum Rektor gewählt, nahm er
das Amt an, obwohl für Juden die Ablehnung ungeschriebenes Gesetz
war. Darauf blockierte die deutschnationale Studentenschaft den Vorlesungsbetrieb.
Steinherz blieb Rektor und wandte sich zunehmend der jüdischen Geschichte
zu. 1928 gründete er die „Gesellschaft für Geschichte der Juden
in der Cechoslovakischen Republik“. Am 6. Juli 1942 wurde Steinherz nach
Theresienstadt deportiert, wo er an seinem 85. Geburtstag verstarb. Auch
seine Frau Sophie, drei seiner fünf Kinder und zwei Enkelkinder wurden
in der Shoah ermordet.
JÜDISCHE
MINIATUREN
Christian Schölzel
Walther Rathenau
Industrieller, Schriftsteller, Politiker
64
S., 19 Abb., br., € 5,90
978-3-933471-44-4
Der Wirtschaftsmanager und philosophische
Schriftsteller, der europäische Staatsmann und feinnervige Künstler
Walther Rathenau (1867-1922) wurde von einem englischen Historiker der
"Schutzheilige" der deutschen Demokratie genannt. Er setzte Maßstäbe
als Organisator der Rohstoffwirtschaft im 1. Weltkrieg und als entschiedener
Verteidiger der schon in den Anfängen bedrohten Weimarer Republik.
Rathenau war, wie sein Freund und Biograph Harry Graf Kessler schrieb,
ein "Stockpreuße..., soweit er nicht ein alttestamentlicher Jude
war".
Ralf Dose
Magnus
Hirschfeld
Deutscher, Jude, Weltbürger
128 S., Br., €
9,80
978-3-933471-69-7
Magnus Hirschfeld (1868-1935) stammte
aus einer jüdischen Familie, war Sozialdemokrat, Sexualwissenschaftler
und Vorkämpfer der Homosexuellenbewegung. Die Lehre von den "sexuellen
Zwischenstufen" war sein Versuch, den homosexuellen Männern und Frauen
ihren Platz in der Natur und dadurch in der Gesellschaft zu geben. Ein
Konzept, das Geschlechtergrenzen zum Fließen brachte in einer Zeit,
die sehr festgefügte Vorstellungen über "den Mann" und "die Frau"
und ihre "natürlichen" Eigenschaften hatte. "Durch Wissenschaft zur
Gerechtigkeit" war sein Motto - durchdrungen vom Ethos der Aufklärung
wurde ihm Wissenschaft Mittel zum Zweck zur Durchsetzung sozialer Gerechtigkeit.
Zeitlebens war er wegen seines Anspruchs umstritten. Als die Deutschen
Hirschfeld als Juden ausgrenzten, musste er sich neu definieren. "Deutscher,
Jude, oder Weltbürger?", notierte er 1933 und entschied sich für
"Weltbürger" oder "alles drei".
Heinrich Simon
Leben im Judentum
Persönliche Feste und denkwürdige Tage
64
S. , 14 Abb., br., € 5,90
978-3-933471-60-4
Als Jude gilt ein Kind, das von
einer jüdischen Mutter geboren wurde. Dabei spielt es keine Rolle,
ob die Mutter jüdisch von Geburt an ist, oder ob sie zum Judentum
übergetreten ist. Männliche jüdische Kinder werden im Regelfall
am achten Tag nach ihrer Geburt beschnitten und mit dieser Zeremonie in
den Bund aufgenommen, den Gott mit dem Stammvater Abraham geschlossen hat.
Behandelt werden außerdem das Erreichen der religiösen Mündigkeit,
Ehe und Scheidung, Speisegesetze, Beerdigungen u.a. Mit einem Essay "Sinn
und Ziel des menschlichen Lebens in jüdischer Sicht"
Heinrich Simon
Jüdische Feiertage
64
S. , 7 Abb., br., € 5,90
978-3-933471-56-7
Die
jüdischen Fest- und Gedenktage sind durch den Kalender festgelegt
und fallen - abgesehen vom Schabbat, dem wöchentlichen Ruhetag - immer
auf die selben Tage nach dem jüdischen Kalender. Dieser ist ein Mondkalender,
der durch die Berücksichtigung des Sonnenstandes in einer solchen
Weise korrigiert und ausgeglichen wird, dass die einzelnen Monate in jedem
Jahr in die gleiche Jahreszeit fallen. Es gibt ernste Feiertage wie Rosch
ha-Schana (Neujahrsfest) und Jom Kippur (Versöhnungstag), freudige
Festtage, wie die drei Wallfahrtsfeste Pessach, Schawuot (Wochenfest) und
Sukkot (Laubhüttenfest) und schließlich Gedenktage, wie z.B.
Chanukka (Fest der Tempelweihe) und Purim (Losfest) oder den 9.Aw, den
Tag der Tempelzerstörung.
Wünschmann,
Anita:
Helene
Weigel
Wiener
Jüdin - Große Mimin des epischen Theaters
64
S. Kartoniert, € 5,90
978-3-938485-29-3
Die
Schauspielerin und Theaterleiterin Helene Weigel (1900-1971) war an der
Seite Bertolt Brechts eine außerordentliche Darstellerin mit unübertroffenen
gestischen Mitteln. Ihre Herkunft alsJüdin und Österreicherin
konnte und wollte sie nicht verbergen.
Völker,
Klaus:
Fritz
Kortner
Jude
und Rebell gegen das privilegierte Konventionelle
64
S. Kartoniert, € 5,90
978-3-938485-31-6
Der
Schauspieler und Regisseur Fritz Nothan Kortner(1 832-1970) engagierte
sich mit geistiger Schärfe leidenschaftlich für die politische
Wahrheit und setzte nach der Emigration im Nachkriegsdeutschland den widerspruchsvollen
Theaterrealismus beharrlich durch.
Grözinger,
Elvira:
Heinrich
Heine
Deutscher
Dichter, bedeutender Publizist, politischer Emigrant
64
S. Kartoniert, € 5,90
978-3-938485-15-6
Heinrich
Heine (1797-1856), Sohn eines jüdischen Tuchhändlers, war der
wichtigste Vertreter der deutschen Romantik und gilt als einer der ganz
großen deutschen Dichter. Während der Nazizeit wurde er als
„jüdisch entartet" diffamiert, und seine Werke wurden nicht mehr verbreitet.
Harry B. van der Linden
Veitel Heine Ephraim
Hofjude Friedrichs II.
76 S., 30 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-008-7
Das Ephraim-Palais zählt
zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Berlins. Das
Rokokogebäude steht am Rande des Nikolaiviertels als steinerner Zeuge
des Wirkens der einst mächtigen Familie Ephraim. Im 18. und19. Jahrhundert
prägte sie nicht nur die Berliner Jüdische Gemeinde, sondern
auch die Wirtschafts- und Finanzwelt der Stadt. Veitel Heine Ephraim (1703–1775)
unterhielt enge Verbindungen zu Friedrich II. und finanzierte, wie auch
seine Nachkommen, viele Unternehmungen des Königs. Diese Familie hat
bisher nur sporadisch die Aufmerksamkeit von Biographen auf sich gezogen,
sodass viele Informationen in alle Welt verstreut sind. Harry van der Linden
hat diese zusammengetragen und gibt eine Übersicht über den Handel
und Wandel dieser außergewöhnlichen Familie und ihre vielfältigen
Beziehungen zu berühmten Zeitgenossen wie Moses Mendelssohn oder Daniel
Itzig.
Braun,
Helmuth F:.
Sigmund
Freud (1856-1939)
64
S. Kartoniert, € 7,80
978-3-938485-16-3
Sigmund
Freud (1856-1939) ist der Begründer der Psychoanalyse. Er mußte
1938 als Jude von Wien nach London emigrieren. Freuds Lehre hat vielfachen
Einfluß auf Philosophie, Literatur und Kunst.
Jüdische
Miniaturen
Band 25
Albert Einstein 1879-1955
120 Seiten, 29 Abbildungen € 9,80
978-3-933471-83-3
Albert Einstein gehört zu
den bedeutendsten Wissenschaftlern der Geschichte und hat mit seinen Entdeckungen
die moderne Physik maßgeblich begründet. Einstein war aber nicht
nur die Zentralfigur der Physik des 20. Jahrhunderts. Sein Eintreten für
Menschenrechte, Demokratie und Frieden machten ihn überdies zu einer
Symbolfigur des modernen, gesellschaftlich engagierten Wissenschaftlers
unserer Zeit. Er war zudem ein engagierter Jude. All dies trug ihm Bewunderung
und Verehrung, aber auch Missgunst und Angriffe auf Person und Werk ein,
die nicht zuletzt auf Einstein als Juden und sein Engagement für die
zionistische Idee zielten.
Alfred
Etzold:
Der
Jüdische Friedhof Weißensee
Ein
Berliner Kulturdenkmal
64
S. Kartoniert, € 5,90
978-3-938485-17-0
Auf diesem Friedhof schufen Architekten
und bildende Künstler des ausgehenden 19. und des 20.Jahrhunderts
Monumente von großem künstlerischen und historischen Wert. Der
Senat von Berlin hat beschlossen, den Antrag zu stellen, den Friedhof Weißensee
als schützenswertes Kulturdenkmal in die Welterbeliste der Unesco
aufzunehmen. Im Buch gibt es eine Darstellung der Grabstätten bedeutender
Persönlichkeiten, sowie ein ausführliches Verzeichnis der Grabmalkünstler.
Elke-Vera Kotowski
Teddy Kollek
Zionist - Kibbuznik - Politiker
72 Seiten, Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-267-8
Fast bis zum letzten Tag seines
95 Jahre langen Lebens war er rastlos, ja förmlich getrieben von seiner
Vision eines eigenen jüdischen Staates und dessen fester Etablierung
in der Staatengemeinschaft - und hier ist nicht die Rede von Theodor Herzl,
sondern von seinem Anhänger Teddy Kollek, der Herzls Leitspruch „Wenn
Ihr wollt, ist es kein Märchen“, mithalf in die Tat umzusetzen. Aus
der Vision wurde Realität und 1948, 44 Jahre nach Herzls Tod und wenige
Tage vor Teddy Kolleks 37. Geburtstag, wurde der Staat Israel Wirklichkeit.
Teddy Kollek, der 1935 seine Aliya vollzog, war von
Anfang an Teil des Aufbaus Israels, als Kibbuznik, Fluchthelfer, Geheimagent,
Waffenschmuggler, Diplomat und schließlich höchster Beamter
unter dem ersten Ministerpräsidenten David Ben-Gurion. 1965 wurde
er Bürgermeister von Jerusalem und
verhalf der Stadt, dem Zentrum der drei monotheistischen Religionen, zu
neuer Blüte. In seiner 28-jährigen Amtszeit initiierte er den
Bau von Museen, Theatern und Parkanlagen nach dem Vorbild Wiens, jener
Stadt, die seine Jugend und sein ästhetisches Empfinden geprägt
hatte.
Peter Sühring
Felix Mendelssohn
Der (un)vollendete Tonkünstler
94 Seiten, Broschur, € 9,90
978-3-95565-285-2
Diese kurze Darstellung von Leben
und Musik des Komponisten, Pianisten und Dirigenten Felix Mendelssohn (1809–1847)
basiert auf einer langen Beschäftigung mit seinen auch unbekannteren
Werken und versucht eine andere Sicht auf ihn, jenseits der Klischees von
Oberflächlichkeit und Tiefe, handwerklicher Glätte und Gefühlsausdruck.
Dies erfordert einige Gegendarstellungen zu kursierenden Legenden. Mendelssohns
in sich vielfältige Einstellung zum Komponieren und Aufführen
von Musik, seine Verankerung im deutschen Protestantismus, die ihn aber
nicht dran hinderte, für alle Konfessionen zu komponieren, seine Hinwendung
zur mosaischen Religion, sein produktives Anknüpfen an verschiedene
geistesgeschichtliche und musikalische Traditionen, sein mutiges Voranschreiten
in der Erfindung neuer musikalischer Formen und Harmonien – aus all diesen
Erscheinungen wird hier die widersprüchliche Summe eines Musikerlebens
gezogen.
Dietrich Schulze-Marmeling
Kurt Landauer
Der Meister des FC Bayern
84 Seiten, 4 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-168-8
Kurt Landauer (1884-1961) führte
seit 1913, unterbrochen durch den Ersten Weltkrieg, den FC Bayern als Präsident
an. Mit ihm gewann die Mannschaft 1932 erstmals die deutsche Meisterschaft.
Landauer, dessen Eltern in München ein Damenoberbekleidungsgeschäft
betrieben, musste 1933 aufgrund seiner jüdischen Herkunft sein Amt
als Präsident des FC Bayern aufgeben und 1937 in die Schweiz emigrieren.
Nach seiner Rückkehr 1947 wurde er erneut zum Präsidenten des
FC Bayern gewählt und baute in kurzer Zeit einen leistungsstarken
Kader auf, mit dem er den weiteren Erfolg der Mannschaft ebnete.
Klaus Haupt
Egon Erwin Kisch
Der rasende Reporter
aus dem Prager "Haus zu den Goldenen Bären"
72 S., Br., € 6,90
978-3-938485-72-9
Egon Erwin Kisch (1885-1948) erlebte
als junger Prager Journalist und als österreichischer Soldat im Ersten
Weltkrieg den Zusammenbruch des österreichisch-ungarischen Weltreiches.
Er bewegte sich im Kreis der deutsch schreibenden Prager Juden und der
Boheme im legendären Berliner Romanischen Café. Seine weltbekannten
Reportagen von fast allen Brennpunkten seiner Zeit sind sehr viel mehr
als nur Erlebnisberichte auf fünf Kontinenten, sie sind Zeugnisse
seiner kämpferischen Teilnahme am Weltgeschehen, gegen den aufkommenden
Nationalsozialismus in Deutschland, für die Demokratie an der Seite
der Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg. Es ist überliefert,
der Rasende Reporter Kisch soll auf die Frage, wie er sein bewegtes und
abenteuerliches Leben überhaupt bewältigen konnte, geantwortet
haben: Ich stamme aus Prag, ich bin Tscheche, ich bin Deutscher, ich bin
Jude, ich bin Kommunist, ich komme aus einem guten Haus - irgend etwas
davon hat mir immer geholfen.
Simon, Hermann:
Die Synagoge Rykestraße
2. erweiterte Auflage mit
einem Vorwort von Albert Meyer
66 S., 16 Abb., € 5,90
978-3-938485-65-1
Vor 100 Jahren wurde die Synagoge
in der Rykestraße im Nordosten Berlins eingeweiht. Sie ist bis heute
eines der würdigsten und größten Gotteshäuser der
jüdischen Gemeinde, mit Platz für 2000 Menschen. Im Novemberpogrom
1938 wurde das Gebäude in Brand gesteckt, wurde aber zügig gelöscht.
Zwischen 1940 und 1945 unterstand die Synagoge der Heeresstandortverwaltung,
nach der Befreiung fanden wieder Gottesdienste und Hochzeiten dort statt.
Claudia Keller
Sukkat Schalom
Soldaten, Agenten und ein Neuanfang:
Wie das liberale Judentum nach
Berlin zurückkehrte
80 S., 15 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-121-3
Wir sind in Berlin, und wir leben
– das soll die ganze Stadt sehen: Das erste Pessach nach dem Krieg feiern
2.000 Juden im Rathaus Schöneberg. Der jüdische Chaplain der
U.S. Armee hat eingeladen. Die Militärgeistlichen bringen Selbstbewusstsein,
Hoffnung und ihr Judentum in die Stadt. Es ist das liberale Judentum, dessen
Wurzeln in Berlin liegen. So beginnt die Geschichte des Synagogenvereins
Sukkat Schalom. Sie wird zum ersten Mal erzählt, anhand bislang unveröffentlichter
Dokumente und Erinnerungen. Die Chaplains helfen den traumatisierten Juden,
sie schmuggeln sie nach Palästina und arbeiten im Untergrund für
die Haganah. Später, als Berlin eingemauert ist, schmeckt die Ice
Cream im Chaplain Center nach Freiheit. Hier entstehen Freundschaften fürs
Leben, es wächst eine Gemeinschaft, die bis heute trägt.
Lorenz Peter Johannsen
Janusz Korczak
Kinderarzt
76 S., br., € 8,90
978-3-95565-110-7
Janusz Korczak (1878–1942) war
ein polnischer Arzt, Schriftsteller und Reformpädagoge, der die Rechte
von Kindern formulierte und damit die 1989 von der UNO-Vollversammlung
angenommene Kinderrechtskonvention vorbereitete. Seine belletristischen
und theoretischen Schriften werden bis heute weltweit gelesen. 1942 begleitete
Janusz Korczak zweihundert Kinder des von ihm geleiteten jüdischen
Waisenhauses aus dem Warschauer Ghetto in die Gaskammern von Treblinka.
Sein Name wurde zu einem Mythos. Auch wenn bekannt ist, dass Janusz Korczak
zunächst als anerkannter und sozial engagierter Kinderarzt in Warschau
wirkte, hat dieser Lebensabschnitt bisher wenig Aufmerksamkeit erfahren.
Durch seine Erfahrungen in der Sozialen Pädiatrie wurde Korczaks von
Sensibilität und Achtsamkeit geprägtes Interesse an der kindlichen
Psyche und ihrer Entwicklung wachgerufen. Pädiatrie und Pädagogik
bildeten für ihn eine Einheit. So konnte Janusz Korczak seine uneingeschränkte
Liebe zum Kind in seinem Werk weitergeben.
Ingeborg Boxhammer
Marta Halusa und Margot Liu
Die lebenslange Liebe zweier
Tänzerinnen
92 S., 20 Abb., br., € 9,90
978-3-95565-116-9
Die Tänzerinnen Marta Halusa
(1910–1999) und Margot Holzmann (1912–1993) werden in Berlin von den Nazis
verfolgt: Margot Holzmann vor allem wegen ihrer jüdischen Herkunft,
beide Frauen wegen Prostitution und „lesbischer Betätigung“. Die erhoffte
Sicherheit über die Eheschließung mit dem Chinesen Chi-Lan Liu
erfüllt sich für Holzmann kaum. Margot Liu und Marta Halusa werden
über Jahre immer wieder denunziert und festgenommen. Mit viel Glück
überlebt das Paar den Nationalsozialismus. Ingeborg Boxhammer folgt
der bewegenden Lebensgeschichte der beiden Frauen: von ihrem Kennenlernen
im Hamburger Varieté und ihren Jahren in Berlin bis zu ihrer Emigration
nach England und ihrem langen Kampf mit den bundesdeutschen Behörden
um sogenannte Entschädigungsleistungen.
Michael Schäbitz
Hans Rosenthal
Deutschlands unvergessener Quizmaster und bewusster,
stolzer Jude
2. Auflage
64 S., 19 Abb., br., € 6,90
978-3-95565-125-1
Hans Rosenthal (1925–1987) war
ein Star der Unterhaltungskunst, ein Showmaster und Entertainer unverwechselbaren
Formats. Nach dem frühen Tod der Eltern wuchs er in Berliner Waisenhäusern
auf und musste nach dem Mittelschulabschluss Zwangsarbeit leisten. Im Frühjahr
1943 tauchte er unter und versteckte sich bis zur Befreiung u.a. in einer
Schrebergartenkolonie.
Bereits 1945 kam
er zum Rundfunk und machte schnell Karriere bei RIAS Berlin. Seit Anfang
der 1970er Jahre moderierte er die äußerst beliebte und erfolgreiche
ZDF-Quizsendung „Dalli Dalli“. Er war
Vorsitzender der Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde
zu Berlin.
Rainer Immensack
Jacob „Manoli“ Mandelbaum
Zigarettenfabrikant –Designpionier– Kaisertreu
80 Seiten, 30 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-287-6
Jacob Mandelbaum wurde 1859 in
Chrzanow, im heutigen Polen geboren. Als sogenannter Ostjude kam er 1883
nach Berlin, arbeitete dort zuerst als Vertreter für Zigaretten und
machte sich 1894 mit seiner eigenen Zigarettenfabrik selbständig.
Seine Firma Manoli hatte erst in Berlin und dann in ganz Deutschland Erfolg.
Mandelbaum engagierte sich stark im Ersten Weltkrieg, seine beiden Söhne
gingen gleich zu Kriegsbeginn an die Front. Er kaufte für etliche
Millionen Mark Kriegsanleihen, die 1918 plötzlich wertlos waren. In
den Jahren 1903 bis 1918 war Mandelbaum ein Pionier für die Gestaltung
von Werbung und seiner Zigarettenpackungen. Er beschäftigte namhafte
Künstler wie Lucian Bernhard, Hans Rudi Erdt, Julius Klinger und Ernst
Deutsch. Seine Werbeprodukte gelten bis heute als Beispiele für Corporate
Identity und Design.
Henning Müller
FRIEDRICH WOLF
Deutscher Jude – Schriftsteller
- Sozialist
72 S., Br., € 6,90
978-3-938485-90-3
Das Leben des jüdischen Arztes
und Dramatikers Friedrich Wolf ist von vielen Verwerfungen und Brüchen
geprägt. In der Weimarer Republik muss Wolf 1933 vor den Nazis in
die Sowjetunion fliehen. 1938 entkam er Stalins Schergen nach Frankreich,
wo er später in verschiedenen Internierungslagern festsaß. Friedrich
Wolf überlebte den Faschismus und den Stalinismus und kehrte 1945
nach Deutschland zurück.
Gernot Wolfram
PAUL CELAN
Der Dichter des Anderen
70 S., Br., € 6,90
978-3-941450-07-3
"Das Gedicht will zu einem Andern.
es braucht ein Gegenüber." Paul Celan (1920-1970) gilt als der bedeutendste
deutschsprachige Dichter in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Paul Celan wuchs in der Stadt Czernowitz, mitten im berühmten "Buchenland"
(Bukowina) auf. Nach einer als glücklich empfundenen Kindheit verlor
er seine Mutter und seinen Vater in den Vernichtungslagern der Nazis. Als
Überlebender der Schoa entschied er sich dafür, in der "Sprache
der Mörder" weiterzuschreiben, jedoch im Bewusstsein, das seine Sprache
eine andere, wahrhaftigere werden musste. Celan verließ Czernowitz
und lebte als Übersetzer und Dichter in verschiedenen Ländern,
erst in Rumänien, dann in Österreich und schließlich, den
Großteil seines Lebens in Paris. Geschult an den Werken Friedrich
Hölderlins, Rainer Maria Rilkes und Franz Kafkas schuf er ein umfangreiches
lyrisches Werk, das er als eine Art Flaschenpost verstand, "aufgegeben
in dem - gewiss nicht immer hoffnungsstarken - Glauben, sie könnte
irgendwo und irgendwann an Land gespült werden, an Herzland vielleicht."
1970 beging Paul Celan in Paris Selbstmord.
Johanna
Obrusnik
Jurek
Becker
Geborener Jude, selbsternannter
Atheist, deutscher Schriftsteller
61 S., Br., €
5,90
978-3-933471-57-4
Seine Kindheit verbrachte Jurek
Becker (1937-1997) im 1939 errichteten Ghetto von Lodz und in den Konzentrationslagern
Ravensbrück und Sachsenhausen. Mit dem Vater kam er 1945 nach Berlin;
hier musste er mühsam die deutsche Sprache lernen und sich als Jude
im Nachkriegsdeutschland zurechtfinden. Er studierte Philosophie, wurde
aus politischen Gründen exmatrikuliert und lebte als Drehbuchschreiber,
zunehmend anerkannter Romanschriftsteller und Kabarett-Autor bis 1977 in
Ostberlin. Für den Kinofilm nach seinem Roman "Jakob der Lügner"
errang die Filmproduktion der DDR ihre einzige Oscar-Nominierung. In der
Bundesrepublik verfasste Becker 27 Folgen der beliebten Fernsehserie "Liebling
Kreuzberg".
Esther Slevogt
Das Jüdische Gemeindehaus in der Fasanenstraße
"Aufgebaut werden durch Dich
die Trümmer der Vergangenheit"
63 S., 15 Abb., Br., € 5,90
978-3-941450-06-6
"Möge der Bau bis in die fernsten
Zeiten seiner hohen Bestimmung dienen" schloss der Text der Grundsteinurkunde
für die Synagoge in der Fasanenstraße in Berlin. Doch nur 26
Jahre nach ihrer Weihung im Jahr 1912 wurde sie am 9. November 1938 niedergebrannt
und stand weitere 19 Jahre als Ruine mahnend in unmittelbarer Nähe
zum Kurfürstendamm. Heinz Galinski, legendärer Gründervater
der Westberliner Nachkriegsgemeinde, entschied sich statt für den
Wiederaufbau für einen radikalen Neuanfang, ließ die Ruinen
abtragen und einen eleganten Zweckbau nicht mehr als Synagoge, sondern
als jüdisches Kulturzentrum errichten: ein klassisches Stück
Fünfziger-Jahre-Architektur, das gleichwohl die neoromanisch-byzantinischen
Elemente des Vorgängerbaus zitierte und zum Symbol des wiedererstandenen
jüdischen Lebens im Nachkriegsdeutschland geworden ist.
Daniela Gauding /Christine Zahn
Die Synagoge Fraenkelufer (Kottbusser Ufer) 1916
- 1959 - 2009.
64 S., Br., € 5,90
978-3-941450-00-4
Im September 1916 - noch während
des 1. Weltkrieges - wurde unter großer Anteilnahme der staatlichen
und städtischen Behörden Berlins die Gemeindesynagoge Kottbusser
Ufer geweiht. Sie war bis zum Novemberpogrom 1938 und der Beschlagnahme
des gesammten Synagogengeländes 1942 durch die Gestapo ein geistiges
und soziales Zentrum jüdischen Lebens, insbesondere in den südlichen
Stadtbezirken Kreuzberg und Neukölln. Am 8. September 1945 fand zum
jüdischen Neujahrsfest der erste Gottesdienst in der noch stark beschädigten
Jugendsynagoge Fraenkelufer statt, da die Hauptsynagoge völlig zerstört
war. Die wenigen Überlebenden der Shoa, aus den Konzentrationslagern
befreite polnische Juden und auch Soldaten der Alliierten feierten Rosch
ha-Schana 5706 gemeinsam. Am Vorabend des jüdischen Pessachfestes
1959 weihte die jüdische Gemeinde zu Berlin die restaurierte Jugendsynagoge
am angestammten Platz ein. Die Daten 1916 - 1959 - 2009 weisen auf die
Brüche, ebenso aber auf die Kontinuität jüdischen Jebens
in Berlin. Am 22. April 2009 jährte sich die Neueinweihung zum fünfzigsten
Mal. Aus diesem Anlass wird die Synagoge in Geschichte und Gegenwart hier
vorgestellt.
Sibylle Quack
Straßen am Denkmal ehren
ihr Andenken
Cora Berliner - Gertrud Kolmar
– Hannah Arendt
60
S., Br., € 5,90
978-3-938485-12-5
Das
Denkmal für die ermordeten Juden Europas (Stelenfeld am Brandenburger
Tor) wird von drei Straßen umgeben, die nach drei jüdischen
Frauen benannt sind, deren Schicksale mit der Ermordung und Vertreibung
unmittelbar verbunden sind. Die drei bedeutenden Frauen, deren Lebensgeschichten
in dieser Miniatur dargestellt werden, waren Teil der deutschen und jüdischen
Kultur in Deutschland. Zwei von ihnen wurden ermordet, die dritte konnte
nur durch Flucht entkommen. Auch ihr Schicksal ist Zeugnis des ungeheuren
Zivilisations- und Traditionsbruchs, der durch die nationalsozialistische
Politik hervorgerufen wurde.
Ellen Presser
Towje Kleiner
„Ich bin ein Komiker aus dem
Leben heraus“
Unter Mitarbeit von Ursula Kleiner
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-257-9
Towje Kleiner (1948–2012) verbrachte
seine frühe Kindheit im DP-Lager Föhrenwald bei Wolfratshausen.
Der Vater aus Polen, die Mutter aus Weißrussland, hatten beide den
Holocaust überlebt. Ihre wiederholten Versuche, zusammen mit ihren
Söhnen nach Israel, Kanada, England und Argentinien zu emigrieren,
prägten Towje Kleiners Leben. Die vielen Entbehrungen konnte die Familie
nur mit Humor meistern. Der jüngere Sohn Towje
entwickelte die Erfahrung einer Gratwanderung zwischen Ausnahmezustand
und Angekommensein zur Kunstform, die er als Schauspieler in die Vorabendserien
von Helmut Dietl einbrachte. Seine Spezialität
waren chaotisch-liebenswerte Typen. Mit Figur en wie Achmed in den „Münchner
Geschichten“ oder das Nervenbündel Maximilian in „Der ganz normale
Wahnsinn“ eroberte er die Herzen des Fernsehpublikums. Zuletzt
verkörperte er als Schiffskoch Odessi den Beschützer der Kultfigur
„Pumuckl“.
Matthias Marschik
Theodor Schmidt
Ein jüdischer „Apostel
der Olympischen Idee“
102 Seiten, 12 Abb., Broschur, € 9,90
978-3-95565-253-1
Dr. iur. Theodor Schmidt (1891-1973),
Erbe des traditionsreichen Wiener Süßwarenherstellers Victor
Schmidt & Söhne, zeigte wenig Interesse, sich auf die Bonbonherstellung
zu beschränken. Reich, monarchistisch,
„halbjüdisch“ und homosexuell, fand der Großunternehmer seine
Herausforderungen als Arbeitgebervertreter beim Völkerbund in Genf,
aber vor allem als Präsident des Österreichischen Olympischen
Komitees, die er mit viel Pomp, aber ebenso
großen Erfolgen zu bewältigen verstand. Die positiven österreichischen
Olympiaauftritte 1928 und 1932 waren nicht zuletzt Schmidts politischem
wie finanziellem Engagement zu verdanken. 1938 floh er über Rom und
die USA in die Dominikanische Republik, von wo er 1955 als Honorarkonsul
der Trujillo-Diktatur nach Wien zurückkehrte.
Christian Thiel
Paul Hensel
Der „Sokrates von Erlangen“ – Lebenskünstler
und kritischer Philosoph
80 S., 15 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-147-3
Paul Hensel (1860–1930), noch 1994
im Diccionario de Filosofía mit einem eigenen Artikel bedacht, ist
in Deutschland nahezu vergessen. Doch fasziniert noch heute, wie sich
der Nachkomme Moses Mendelssohns
trotz eines Augenleidens zum Kenner vieler Sprachen und Sachgebiete und
zum Vermittler der philosophischen Gehalte literarischer Werke entwickelt.
Als fesselnder Redner wirkt Hensel nicht nur an drei Universitäten,
sondern auch in der Erwachsenenbildung bis fast an sein Lebensende. Die
Herzlichkeit und Menschlichkeit des toleranten Konservativen, seine Vitalität
und eine späte zweite Ehe, aus der zwei Töchter hervorgehen,
verschaff en ihm den Ruf eines „Sokrates von Erlangen“. Die Darstellung
der Lebensumstände Paul Hensels, seiner Rolle im Kulturleben und seines
Beitrags zu Philosophie- und Geistesgeschichte, Ethik und Religionsphilosophie
liefert ein farbiges Bild dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit,
die der Vergessenheit zu entreißen sich lohnt.
Kay Schweigmann-Greve
Kurt Löwenstein
Demokratische Erziehung und
Gegenwelterfahrung
80 S., 13 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-153-4
Der in Bleckede geborene Kurt Löwenstein
(1885–1939) gehört zu den wohl einfl ussreichsten sozialdemokratischen
Schul- und Erziehungspolitikern der Zwischenkriegszeit. Seine eigene, jüdisch-weltliche
Schulbildung erhält er in Hannover, in der Davidschen Freischule;
am Rabbiner-Seminar kommt ihm jedoch sein Glaube abhanden. Er gründet
die größte laienpädagogische Organisation der Weimarer
Republik, die „Kinderfreunde“. In deren Kindergruppen („Rote Falken“) und
selbstverwalteten „Kinderrepubliken“ lernen Proletarierkinder Selbstachtung,
Kritikfähigkeit und demokratische Formen der Konfl iktlösung.
In Berlin-Neukölln kann Löwenstein seine Vorstellungen sozialistischer
Reformschulpädagogik umsetzen, bis er 1933 fliehen muss. In Frankreich
widmet er sich dem Aufbau einer sozialdemokratischen Internationale von
Kinder- und Erziehungsorgani sationen, der heutigen IFM-SEI. Im Mai 1939
stirbt Löwenstein im Pariser Exil.
Rebecca Schwoch
Herbert Lewin
Arzt – Überlebender – Zentralratspräsident
80 S., 20 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-152-7
Prof. Dr. med. Herbert Lewin (1899–1982)
zeigte als Gynäkologe ein ausgeprägtes sozialpolitisches und
sozialmedizinisches Engagement. 1933 wurden jedoch all seine Aktivitäten
brutal unterbunden. Der Nationalsozialismus zerstörte mit seinem vehementen
Antisemitismus nicht nur Lewins berufl iches Wirken, sondern auch seine
private Sphäre: Im Oktober 1941 wurde Herbert Lewin mit Frau und Sohn
in das Lodzscher Ghetto deportiert. Seine Frau tot wissend, seinen Sohn
tot glaubend, versuchte Herbert Lewin, sich nach der so genannten Befreiung
ein neues Leben aufzubauen. Es gelang ihm, noch eine ärztlich-wissenschaftliche
Karriere einzuschlagen, zudem stand er mehrere Jahre an der Spitze des
Zentralrats der Juden in Deutschland. Er fand erneut privates Glück.
Aber der Schatten des Nationalsozialismus war lang: Seine Berufung an die
Städtische Frauenklinik in Offenbach war vom ersten großen antisemitischen
Skandal in der Bundesrepublik Deutschland überschattet.
Thomas L. Gertzen
Jean Pierre Adolphe Erman
und die Begründung der Ägyptologie als Wissenschaft
78 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-126-8
Adolf Erman (1854–1937) war der
Spross einer französisch-schweizerischen Refugié-Familie, dessen
Großvater Paul in die Familie Itzig einheiratete. Als Nachfolger
Richard Lepsius’ auf dem Lehrstuhl für Ägyptologie an der Berliner
Universität hatte Erman zeitweilig die Leitung über das Ägyptische
Museum, die Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde
und das Ägyptische Wörterbuchvorhaben an der Berliner Akademie
inne. Zusätzlich war er an der Gründung und Aufsicht über
das Deutsche Institut für Ägyptische Altertumskunde in Kairo
und der Deutschen Orientgesellschaft beteiligt. Der durch ihn bewirkte
Paradigmenwechsel hat die deutsche Ägyptologie nachhaltig geprägt.
Kurz vor seinem Tode erfuhr er durch die rassistische Gesetzgebung der
Nationalsozialisten eine tiefe Demütigung durch seinen Ausschluss
aus der Fakultät.
Sonja Mühlberger
Geboren in Shanghai als Kind
von Emigranten
Leben und Überleben im
Ghetto von Hongkew (1939-1947)
Neuausgabe
62 S., br., 14 Abb.,€ 7,90
978-3-95565-155-8
Sonja Mühlberger wurde 1939
als Tochter jüdischer Emigranten kurz nach deren Ankunft in Shanghai
geboren. Frühzeitig lernte sie das entbehrungsreiche Leben des Exils
in China unter japanischer Besatzung im Ghetto-Bezirk Hongkew kennen und
wurde in den Kampf der Exilanten um das tägliche Überleben eingebunden.
Erst 1947 konnten etwa 500 Shanghaier Emigranten nach Deutschland zurückkehren.
Udo Bayer
Jüdisches aus Laupheim
Prominente Persönlichkeiten einer Landjudengemeinde
80 S., 10 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-122-0
Aus der württembergischen
Landgemeinde Laupheim ging eine für ihre Größe ganz überraschende,
ja in Deutschland einzigartige Zahl bedeutender jüdischer Persönlichkeiten
hervor, die auf unterschiedlichsten Gebieten Herausragendes leisteten.
Dazu gehören u.a. der Begründer der Württembergischen Vereinsbank
und Mäzen Kilian von Steiner, der Künstler und Designer Friedrich
Adler, der Komponist Moritz Henle, die Kinderärztin Hertha Nathorff,
der Schriftsteller Siegfried Einstein und nicht zuletzt die Unternehmerfamilie
Bergmann, aus der die erfolgreiche Hochspringerin
Gretel Bergmann hervorging, deren
Leben auch verfilmt wurde. Zum ersten Mal werden von dem anerkannten
Laupheim-Experten Udo Bayer eine kompakte historische Überblicksdarstellung
der ehemaligen Laupheimer Judengemeinde und Kurzporträts sechs dieser
bekannten Persönlichkeiten miteinander vereint.
Dieter G. Maier, Jürgen Nürnberger
Die Töchter der Familie Max A. Klausner
„Alles Leute über dem Durchschnitt“
100 S., 14 Abb., br., € 9,90
978-3-95565-119-0
Die Klausners waren Nachfahren
einer berühmten jüdischen Gelehrtenfamilie und zugleich ein Beispiel
für eine gelungene Integration – bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten.
Max Albert Klausner (1848–1910) war ein bekannter Journalist und Kämpfer
gegen den Antisemitismus. Irma (1874–1959), Dr. med., gehörte zu den
ersten Frauen, die in Deutschland die humanistische Reifeprüfung ablegen
und Medizin studieren durften. Gertrud (1877–1939), Dr. phil., wurde Lehrerin.
Sie engagierte sich im Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen
Glaubens und war Abgeordnete im Preußischen Landtag. Judith (1878–1933)
machte sich als Künstlerin einen Namen, vor allem durch ihre Buchillustrationen
und Tierplastiken. Edith (1879–1941), Dr. rer. pol., amtierte nach einem
nachgeholten Studium der Staats- und der Rechtswissenschaften als eine
der ersten Richterinnen in Deutschland.
Harro Jenss
Hermann Strauß
Internist und Wissenschaftler
in der Charité und im Jüdischen Krankenhaus Berlin
Neuauflage mit einem Beitrag von Peter Reinicke über
Elsa Strauß
88 S., 34 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-123-7
Hermann Strauß gehörte
um die Wende zum 20. Jahrhundert zur Gruppe höchst kreativer jüdischer
Ärzte der Berliner Medizinischen Fakultät, die wichtige originäre
Beiträge zur Fortentwicklung der Medizin lieferten. Strauß befasste
sich wissenschaftlich intensiv mit Magen-, Darm-, Nieren und Stoffwechselkrankheiten.
Die Einführung der kochsalzarmen Diät
bei Nierenerkrankungen, das Straußsche
Sigmoidoskop sowie die Strauß-Kanüle gehen auf ihn zurück.
Strauß starb 1944 im Konzentrationslager Theresienstadt. Ergänzt
wird dieser Band mit einem Beitrag über Elsa Strauß, Begründerin
der Krankenhausfürsorge. Sie gehörte zur Generation bürgerlicher
Frauen, die sich darum bemühten, bestehende Klassengegensätze
im Kaiserreich aufzubrechen. Sie gründete Arbeiterinnenheime, war
aktiv im Jüdischen Frauenbund und gilt als Wegbereiterin einer modernen
Krankenhaussozialarbeit in Deutschland.
Hans Gál
Ein Jahrhundert
Musik
Herausgegeben von Anthony
Fox, Eva Fox-Gál, Gerold Gruber
88 S., Br., €
8,90
978-3-942271-77-6
Der Komponist und Musikwissenschaftler
Hans Gál (1890–1987) wurde am 5. August 1890 in Brunn am Gebirge
nahe Wien geboren. Von Dezember 1929 bis März 1933 war er Direktor
der Musikhochschule in Mainz. Nach der Machtübernahme Hitlers verlor
er diesen Posten. Mit seiner Familie entfloh er dem Terror nach England
und wurde dort zusammen mit anderen Flüchtlingen als „enemy alien“
interniert. Nach seiner Freilassung ließ er sich in Edinburgh nieder
und war bis ins hohe Alter aktiv. Seine Werke wurden vor dem Zweiten Weltkrieg
häufig aufgeführt, insbesondere seine Opern waren an zahlreichen
Opernhäusern in Deutschland jahrelang präsent. Nach 1945 wurde
Hans Gál in weiten Teilen Europas vergessen. Erst in letzter Zeit
beginnt man sich wieder mit seinen Werken zu beschäftigen.
Heike Stange
Familie Sobernheim
… und das „Haus Waltrud“ auf
Schwanenwerder
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-087-2
1912 kauft Walter Sobernheim, der
promovierte Jurist und Generaldirektor der Bierbrauerei Schultheiß-Patzenhofer,
ein Grundstück auf der Insel Schwanenwerder. Mit dem Entwurf
und der Inneneinrichtung beauftragt er den Architekten und Leiter
der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Bruno Paul. Das Haus
soll ein Rückzugsort für das Ehepaar und ihre drei Kinder,
ein Idyll im Grünen werden. Die Villa erhält den Namen „Haus
Waltrud“, der aus den beiden Silben der Vornamen der Ehepaars Walter
und Gertrud zusammengesetzt wird. Auch das Logo des Briefpapiers,
das Exlibris und Postkarten zeigen Hausansichten. Die jüdische
Familie emigriert 1933 und verliert ihr Zuhause. Dieses Buch ist eine historische
Spurensuche zur Erinnerung an die Villa und ihre Bewohner – die Familie
Sobernheim.
Bernd Fechner, York-Egbert König
Paul Westheim
Kunstkritiker – Publizist –
Sammler
80 S., 20 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-095-7
Die Kunstszene in der Weimarer
Republik ist ohne die Arbeit des Kritikers, Publizisten und Vermittlers
Paul Westheim (1887–1963) undenkbar. Wie
kaum ein anderer hat er sich um Kunst und Künstler des 20. Jh. verdient
gemacht, hat sie beschrieben, gefördert und ihre Werke gesammelt.
Heute
berühmte Vertreter des Expressionismus wie Otto Dix, Ernst Kirchner
und Oskar Kokoschka wurden vor allem durch ihn einer breiteren Öffentlichkeit
bekannt. Nach der Machtübernahme
durch die Nationalsozialisten ist er ihnen als Propagandist der sog. entarteten
Kunst und wegen seiner politischen Einstellung und jüdischen Herkunft
dreifach verhasst, sodass er bereits sehr früh ins Exil nach Frankreich
gehen muss. Nach dem deutschen Einmarsch in Frankreich wird er interniert,
kann jedoch fliehen und findet schließlich in Mexiko ein neues Zuhause,
wo er durch seine Arbeiten über die altmexikanische Kunst und indianische
Architektur bekannt wird und bis heute hohe Wertschätzung genießt.
Als er 30 Jahre nach seiner Flucht Deutschland erstmals wieder besucht,
stirbt er ganz überraschend in Berlin.
Raimund Wolfert
Die Goldbergs
Zwischen Friedenstempel, Lunapark und Haus der Modeindustrie
90 S., 13 Abb., br., 9,90 €
978-3-95565-088-9
Die Goldbergs erzählt vom
Erfindungsreichtum und „Stehaufwillen“ einer großbürgerlichen
Berliner Familie, die heute so gut wie vergessen ist, deren Spuren aber
bis nach Belgien, Frankreich, Brasilien und Norwegen reichen. Salomon Goldberg
macht sich in den 1920er Jahren als Bankier und Stifter
der Synagoge Friedenstempel in Berlin-Halensee,
später auch als Uhrenfabrikant einen Namen, doch seine fünf Geschwister
stehen ihm in ihren beruflichen Ambitionen, ihrer Kreativität und
ihrem Lebensmut kaum nach. Bezeichnenderweise schreibt seine Schwester
Selma Hochhaus den Text zu dem Walzer „Sei immer heiter!“ (1959), während
sich der gemeinsame Bruder Max Goldberg
– vor 1933 noch Generaldirektor des Berliner Lunaparks –
in der Nachkriegszeit anschickt, in Düsseldorf ein gigantisches Haus
der Modeindustrie zu errichten.
Leo Blech
Komponist – Kapellmeister –Generalmusikdirektor
96 S., 20 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-091-9
„Mit mir nicht!“ pflegt Leo Blech
(1871–1958) zu sagen, wenn auf der Bühne etwas geschehen soll, das
nicht im Sinne der Musik liegt, die er dirigiert. Auch sonst lässt
der 1871 in Aachen geborene, über Prag nach Berlin gewanderte Komponist
und Kapellmeister sich nicht alles gefallen. Nachdem
er seit 1913 für musikalischen Glanz an der Berliner Staatsoper sorgte,
muss er sich 1937 zwangspensionieren lassen und 1938 nach Riga emigrieren.
1941 von der Deportation bedroht, erwirkt er freies Geleit über Berlin
nach Stockholm, wo er seit den 1920er Jahren ein gern gesehener Gast ist.
1949 kehrt er für eine letzte Periode als Generalmusikdirektor der
Städtischen Oper nach Berlin zurück.
Seine Art, deutsche, italienische und französische Oper zu dirigieren,
ist einzigartig. Von seinem sinfonischen Repertoire existieren hervorragende
historische Aufnahmen. Der Band ist von Musikpublizisten geschrieben, die
fassungslos registrierten, dass die Stadt Berlin Anfang 2013 glaubt, diesem
Künstler das ihm 1958 verliehene Ehrengrab wieder entziehen zu dürfen.
Sabine Neubert
Karl Wolfskehl
Vom Bohemien zum Dichter des
Exils
80 S., 2 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-075-9
Einst war er „der König von
Schwabing“, Integrationsfigur der Münchner Bohème und ein enger
Vertrauter Stefan Georges. Die Nazis vertrieben ihn ins Exil, er emigrierte
1934 nach Italien und 1938, zusammen mit seiner Lebensgefährtin Margot
Ruben, nach Neuseeland. In Deutschland „halb vergessen“, starb er verarmt
im Jahr 1948 in Auckland und hinterließ ein einzigartiges jüdisch-religiöses
Spätwerk von sehr hohem Rang. Der Dichter Karl Wolfskehl (geb. 1869)
ist zu entdecken und das epische Werk neu zu erschließen. Sein sogenanntes
Trostbuch „Die Stimme spricht“ und der Zyklus „Hiob oder Die Vier Spiegel“
wurzeln im jüdischen Seinsgrund und haben in ihrer Universalität
nichts Vergleichbares. Karl Wolfskehls Leben spiegelt die Tragik und Zerrissenheit
des assimilierten Judentums in Deutschland und dessen systematische Vernichtung
während des Nationalsozialismus. Aus einer alt eingesessenen, wohlhabenden
Darmstädter Familie stammend, wurde Karl Wolfskehl zunächst Germanist
und Altphilologe. Die Begegnung mit Stefan George war Initiation eigenen
Dichtertums. München wurde sein Lebensmittelpunkt. In den 1920er Jahren
arbeitete er als Journalist und Herausgeber, bis er mit der Katastrophe
1933 zum „Exul Poeta“ wurde. Trotz Ausgrenzung und Vertreibung blieb er,
eigenem Bekenntnis nach, „jüdisch,
römisch, deutsch zugleich“.
Jüdische
Miniaturen Bd. 106
Anna Havemann
Gertrude Sandmann
Künstlerin und Frauenrechtlerin
88 S., 19 Abb., Br., € 9,90
978-3-942271-18-9
Gertrude Sandmanns (1893–1981)
außergewöhnliche Biographie vereint das Schicksal einer verfolgten
Berliner Jüdin mit dem einer politisch aktiven und berufstätigen
Künstlerin. Dank der couragierten Hilfe von Freunden überlebt
die Schülerin von Käthe Kollwitz die Schoah im Untergrund in
Berlin. Auch ihr künstlerisches Werk kann gerettet werden. Jedoch
ist sie nach ihrem Tod in Vergessenheit geraten. Die Entdeckung ihres Nachlasses
2008 ermöglicht die postume Würdigung dieser hervorragenden Künstlerin
und ihres Werks, das über alle Zeitströmungen hinweg Bestand
hat. Durch Verzicht auf Details und laute Töne gelingt es ihr, die
Tiefe menschlicher Empfindungen darzustellen. In bewegenden Tagebüchern
gibt sie Einblick in ihre Gedanken zu den Themen Krieg, Religion, Juden
in der Schoah, Kunst und die Rolle der Frau. http://www.gertrudesandmann.de
Anna Havemann studierte
Kunstgeschichte in New York und wurde 2009 an der Universität Potsdam
promoviert. Sie lehrte in Hongkong und New York. Seit 2001 ist sie als
Dozentin und Kuratorin in Berlin/Potsdam tätig. Zur Zeit erarbeitet
sie das Werkverzeichnis von Gertrude Sandmann und kuratiert die Ausstellung
Vom Sehen und Leben – Gertrude Sandmann. Retrospektive einer Künstlerin
und Zeitzeugin. Sie hat mehrfach über den emanzipatorischen Kampf
von Künstlerinnen publiziert.
Berliner Fenster, 1945
Olaf Glöckner
David Friedländer
Aufklärer, Brückenbauer, Philanthrop
76 Seiten, 11 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-269-2
Mit dem Beginn der jüdischen
Aufklärungsbewegung (Haskalah) in Deutschland und Europa verbindet
die interessierte Welt zuvorderst Moses Mendelssohn. Sein bedeutendster
Schüler, David Friedländer (1750– 1834), ist dagegen vielen unbekannt
geblieben. Zu Unrecht, denn Friedländer initiierte die ersten jüdischen
Bildungsprojekte in Preußen, trug wesentlich zum Preußischen
Judenedikt von 1812 (einer weitgehenden bürgerlichen Gleichstellung
der Juden) bei und war ein Pionier im christlich-jüdischen Dialog.
Daneben betätigte er sich erfolgreich als Seidenfabrikant, Stadtrat
und Philanthrop und war unter anderem befreundet mit Wilhelm von Humboldt,
Friedrich Nicolai und Johann Jakob Engel. Friedländer war ein Protagonist
des modernen Judentums, der es weder sich noch der Welt zu einfach machte.
Thomas L. Gertzen
Morris Jastrow jr.
Assur & Aggada
80 Seiten, 20 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-272-2
Morris Jastrow jr. wurde am 13.
August 1861 im damals russischen Warschau als Sohn des preußischen
Rabbiners Marcus Jastrow geboren, der sehr bekannt ist für sein Wörterbuch
„A Dictionary of the Targumim“ von 1903. Dessen Sympathien für die
polnische Unabhängigkeit führten zur Ausweisung der Familie nach
Deutschland, von wo sie 1866 nach Philadelphia auswanderte. Morris setzte
seine in den USA begonnenen Studien in Breslau (Jüdisch-Theologisches
Seminar) sowie in Leipzig, Straßburg und Paris fort. Nach der Promotion
1884 in Leipzig kehrte er nach Philadelphia zurück, wo er Dozent für
„Semitic Studies“ wurde. Ab 1888 wirkte er an der Universitätsbibliothek
sowie in zahllosen gelehrten Gesellschaften. Er publizierte auch zu gesellschaftspolitischen
Themen: dem Babel-Bibel- Streit, zur Bagdadbahn oder zum Zionismus. Erst
sein plötzlicher Tod am 22. Juni 1921 setzte seiner überaus produktiven
und weit vernetzten Tätigkeit ein Ende.
Wolfgang G. H. Schmitt-Buxbaum, Eva R. L. Schmitt
Carl Simon Fried
Innovation und Exil
80 Seiten, 30 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-284-5
Der aus Bamberg stammende Carl
Simon Fried (1889–1958) glich als Jugendlicher vielen anderen jungen Juden
seiner Zeit: Studium, tiefe Verbundenheit mit der deutschen Kultur, Freiwilliger
im Ersten Weltkrieg und der Wille, etwas Bleibendes zu leisten. Er wählte
als Chirurg ein ungewöhnliches Thema: die Wirkungen von Röntgenstrahlen
in kleinen Dosen auf Entzündungen und erwarb sich damit große
fachliche Anerkennung. Daneben war er politisch aktiv und schrieb Gedichte.
Als Leiter einer Abteilung am Jüdischen Krankenhaus in Breslau sah
er sich den Repressionen der Nazis ausgesetzt und wurde bei einer Razzia
nach der Pogromnacht verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald
deportiert. Er kam frei, und es gelang ihm, mit seiner Frau und den beiden
Söhnen in die USA und später nach Brasilien zu flüchten.
Sein früher Tod beendete eine – wie seine Frau es nannte – harmonische
Zusammenarbeit. Er hinterließ ca. 100 wissenschaftliche Arbeiten
in verschiedenen Sprachen und eine kleine Veröffentlichung von Gedichten.
Die Recherchen für diese Miniatur brachten eine größere
Zahl von Gedichten zutage, die überraschende Einblicke in sein Leben
bieten.
Heike Carstensen
Julie Wolfthorn
Mit Pinsel und Palette bewaffnet will ich mir die
Welt erobern
80 Seiten, 20 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-289-0
Die Graphikerin und Malerin Julie
Wolfthorn (1864–1944) gehörte vor rund 100 Jahren zu Deutschlands
anerkanntesten Künstlerinnen. Julie Wolfthorn war jüdischer Herkunft,
stammte aus Thorn/Westpreußen, lebte von Jugend an in Berlin und
starb im Konzentrationslager. In diesem biographischen Abriss wird ihr
Weg von Thorn nach Theresienstadt nachgezeichnet. Ihr Alltag war geprägt
von Arbeitsaufträgen und -reisen. Ihre Porträtkunst machte sie
bekannt. Sie war aktiv in vielen Vereinigungen und prägte das kulturelle
Leben Berlins mit. Die Verfolgung der Nationalsozialisten hat es vermocht,
dass sie bis in die 1990er Jahre vergessen blieb. Ihre späte Wiederentdeckung
hängt aber auch damit zusammen, dass die Kunstgeschichte Künstlerinnen
generell lange Zeit nahezu unbeachtet ließ.
Dieter G. Maier, Jürgen Nürnberger
Jenny Apolant
Für Frauenwahlrecht und Mitarbeit in der Gemeinde
80 Seiten, 20 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-283-8
Jenny Apolant (1874–1925) gehörte
der bekannten Berliner Familie Rathenau an: Sie war eine Cousine von Walther
Rathenau und Josephine Levy-Rathenau. Nach der Übersiedlung mit ihrem
Ehemann, dem Krebsforscher Hugo Apolant, nach Frankfurt am Main leitete
sie dort ehrenamtlich die 1907 vom „Allgemeinen Deutschen Frauenverein“
(ADF) gegründete „Zentralstelle für Gemeindeämter der Frau“,
deren Ziel die Durchsetzung des Wahlrechts und der Mitarbeit der Frauen
in der Gemeinde war. Durch Sammeln von Material, reichsweite sowie internationale
Umfragen, Auskunftserteilung, Petitionen, Vorträge und Publikationen
leistete Jenny Apolant mit dieser Einrichtung einen wichtigen Beitrag zur
Emanzipation der Frauen in Deutschland. 1919 wurde Jenny Apolant zur Stadtverordneten
gewählt und beteiligte sich an der politischen Schulung von Frauen.
Darüber hinaus gründete und leitete sie mehrere soziale Einrichtungen.
Christopher Kopper
Ludwig Bamberger
Vom Revolutionär zum Vater
der Goldmark
80 S., 15 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-089-6
Seine Lebensgeschichte ist voller
Wendungen und streckenweise unglaublich, aber wahr. Der radikale
Demokrat flieht nach der Revolution von 1848 aus Deutschland und wird zum
Tode verurteilt. Mit der Hilfe seiner Familie startet er im Pariser
Exil eine Karriere als Bankier. Nach 20 Jahren wird er amnestiert
und kehrt zurück nach Deutschland. Er berät Bismarck und
entwickelt sich zu einem der führenden liberalen Politiker im
neu gegründeten Kaiserreich. Bamberger
steht für den vergeblichen Kampf um eine konsequente Freihandelspolitik,
die Einführung der Goldmark und die Gründung der Deutsche
Bank AG und der Reichsbank. Ab 1879
geht er in Opposition zu Bismarcks Politik. Bamberger berät
den Kronprinzen Friedrich III. und seine Frau Victoria, den Hoffnungsträgern
einer liberalen Politik im Kaiserreich.
Alfred Gottwaldt
Benno Orenstein
Ein jüdischer Lokomotivbauer
88 S., 38 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-090-2
Der Name „Orenstein & Koppel“
ist im deutschen Maschinenbau seit der Kaiserzeit ein Begriff wie Henschel,
Krupp oder Siemens. Vor allem im Lokomotivbau hat das Unternehmen mit über
15.000 Stück zwischen 1876 und 1981 einen guten Ruf. Das internationale
Vertriebsnetz für Feldbahnen ist ein besonderes Kennzeichen des Konzerns.
Der Firmengründer Benno Orenstein (1851–1926) und sein Kompagnon Arthur
Koppel sind Juden.
In den Jahren nach 1900
steigt Kommerzienrat Orenstein in der Berliner Gesellschaft auf. Er liegt
auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee begraben.
Seit 1926 wird das Unternehmen von seinem Sohn Alfred Orenstein (1885–1969)
geleitet, der 1935 emigrieren muss. Nach dem Zweiten Weltkrieg nimmt „Orenstein
& Koppel“ den alten Namen wieder an. Doch die Firma verschwindet um
das Jahr 2011 vom Markt.
Matthias Marschik, Georg Spitaler
Leo Schidrowitz
Autor und Verleger, Sexualforscher und Sportfunktionär
84 S., 18 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-093-3
Leo Schidrowitz (1894–1956) ist
ein Multitalent: Er verfasst Bücher und Essays kultur- und kunstkritischen
Inhalts und etabliert sich als einer der
umtriebigsten Verleger der ersten österreichischen Republik,
der Texte von Victor Hugo ebenso bearbeitet, wie er die Romane Hugo Bettauers
verlegt. Ab dem Ende der 1920er Jahre wendet er sich der Sexualforschung
zu, publiziert eine Sittengeschichte der Kulturwelt und ein Bildlexikon
der Erotik. Zugleich betätigt er sich als Fußballfunktionär
beim SK Rapid in Wien.
Als Jude und „Pornograph“ doppelt
gefährdet, muss er elf Jahre im brasilianischen Exil verbringen. Nach
seiner Remigration wird er Propagandareferent“ des Österreichischen
Fußballbunds. Schidrowitz kann sowohl
als Repräsentant eines assimilationswilligen jüdischen Bürgertums
als auch als Vorläufer einer alltagsorientierten Kulturwissenschaft
angesehen werden.
Thomas Lackmann
Albrecht Mendelssohn Bartholdy
Völkerrechtler und Pionier der deutschen Friedensforschung
80 S., 12 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-097-1
Albrecht Mendelssohn Bartholdy
(1874–1936) ist ein kreatives Multitalent wie sein berühmter Großvater,
der Musiker Felix. Als Völkerrechtler, Friedensforscher
und deutscher Vertreter in Den Haag wird der liberale Ururenkel Moses Mendelssohns
zum
politischen Aufklärer in düsteren Zeiten. Seinen eigenen Vater,
der Jahrzehnte in einer Anstalt verbrachte, hat er nie kennengelernt. Der
private Albrecht ergibt sich Liebessehnsüchten, die unerfüllbar
sind – und komponiert. Der brillante Jurist will den frischgebackenen Weimarer
Demokraten Spielregeln der Völkerfamilie vermitteln. 1934 von seinem
Hamburger Lehrstuhl verjagt, rettet Mendelssohn Bartholdy die Korrespondenz
seines Großvaters ins Exil. Während Englands Diplomaten Hitlers
Zusagen vertrauen, hofft er als Pazifist auf den Tyrannenmord.
Günter Regneri
Herbert Weichmann
„Aus dem Bestehenden die Bausteine des Besseren entwickeln“
80 S., 10 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-096-4
Der frühere Erste Bürgermeister
Hamburgs Herbert Weichmann (1896–1983) war der bisher einzige jüdische
Regierungschef in der Geschichte der Bundesrepublik
Deutschland. In den 1920er Jahren arbeitet
der promovierte Jurist erst als Journalist, später als persönlicher
Referent des preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun.
Zwei Mal zwingen die Nationalsozialisten ihn und seine Frau Elsbeth zur
Flucht, 1948 kehrt Weichmann nach Deutschland zurück. In Hamburg baut
der Mann mit dem gewinnenden Lächeln den unabhängigen Rechnungshof
auf. Als Landesvater initiiert er richtungsweisende Infrastrukturprojekte
für die Hansestadt, so den Bau eines Containerhafens, des CCH und
des neuen Elbtunnels.
Joachim H. Knoll, Udo Michael
Krüger,
Julius H. Schoeps, Manfred Stoffers
Alphons Silbermann
Professor und Bonvivant
80 S., 5 Abb., br., 9,90 €
978-3-95565-092-6
Alphons Silbermann (1909–2000),
Vertreter der Soziologie an der Universität zu Köln und seit
1970 Professor und Direktor der Abteilung für Massenkommunikation
des Instituts für Soziologie, hat die
Kunstsoziologie, die Massenkommunikationsforschung und die Alltagssoziologie
auf eine empirische Grundlage gestellt und solchermaßen versucht,
die Soziologie ihres Herkommens von den Anfängen bei Max Weber, Emil
Durkheim und Alfredo Pareto zu erinnern. Das gilt in jedem Fall für
die empirischen Grundlagen der Massenkommmunikationsforschung, der Alltagssoziologie
und für die noch heute weithin relevanten Ergebnisse seiner Vorurteilsforschung,
darin vor allem für die Erhebungen über das Ausmaß des
Antisemitismus in der Bundesrepublik und
anderen europäischen Ländern. Silbermann war Verfechter einer
bekennenden Soziologie, die stets an die Adressaten von Wissenschaft und
Lebensrealität dachte. Die Breite seiner kulturellen, künstlerischen
und wissenschaftlichen Interessen ist imponierend, enzyklopädisch
könnte man seinen Beitrag zu einer sich als Leitwissenschaft verstehenden
Soziologie nennen.
Hartmut Bomhoff
Abraham Geiger
Durch Wissen zum Glauben.
Through Reason to Faith: Reform and the Science of
Judaism
Deutsch/Englisch
2.Auflage
80 S., 7 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-098-8
Abraham Geiger (1810–1874) lieferte
die geistigen Grundlagen für eine Erneuerung des Judentums nach der
Aufklärung. Der bedeutende Gelehrte war Wegbereiter des liberalen
Judentums im 19. Jahrhundert. Das Jüdisch-Theologische
Seminar in Breslau und die Berliner Hochschule für die Wissenschaft
des Judentums verdanken ihm ihre Existenz.
Vergeblich forderte Geiger die Gleichberechtigung bei der Ausbildung für
das geistliche Amt mit den Kirchen. Das Abraham Geiger Kolleg verwirklicht
gemeinsam mit der „School of Jewish Theology“ an der Universität Potsdam
seine Vision von der Jüdischen Theologie im Haus der Wissenschaft
David Shneer
Lin Jaldati
Trümmerfrau der Seele
80 S., 20 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-072-8
1952 kam Lin Jaldati, holländische
Sängerin und Shoah-Überlebende, mit
ihrem Ehemann Eberhard Rebling aus den
Niederlanden in die DDR. Beide wurden die berühmtesten
Jiddisch-Interpreten nicht nur in der DDR, sondern in der ganzen sozialistischen
Welt: sie mit ihrer Stimme und ihren Erinnerungen
an Auschwitz, er begleitete sie am Flügel. Lin Jaldati wurde
1912 geboren und gab ihr erstes jiddisches Konzert 1934, ein Jahr nach
der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Sie starb 1988 – kurz
vor dem Zusammenbruch der DDR. In ihrer 50-jährigen Karriere
sang Jaldati ihre Lieder sowohl vor Überlebenden als auch vor Nachgeborenen
in den jüdischen Gemeinden, vor Nicht-Juden und Sozialisten in aller
Welt, einschließlich Nordkorea und Indonesien.
Als
Mitgefangene von Anne Frank in Auschwitz und Bergen-Belsen war sie eine
der ersten, die ihre eigene und Annes Geschichte erzählte.
Tina Frühauf
Werner Sander
»den Frieden endgültig zu festigen«
80 Seiten, 20 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-237-1
In Breslau geboren, genoss Werner
Sander (1902-1972) eine Ausbildung als Musiklehrer mit Schwerpunkt auf
Klavier und Gesang. Er arbeitete auch als Musikkritiker und Chorleiter.
Nach der Machtübernahme der Nazis etablierte er sich in der jüdischen
Musik. Mit seiner Emigration nach Ostdeutschland nach Ende des Zweiten
Weltkriegs setzte er seine Laufbahn als Synagogenmusiker fort, verfolgte
aber auch sein großes Interesse an Oratorienaufführungen. In
Erinnerung bleibt Sander vor allem als Gründer des Leipziger Synagogalchores,
den er als Konzertchor kultivierte und der sich bis heute jüdischer
Musik in all ihrer Vielfältigkeit widmet.
Volker M. Welter
Ernst L. Freud und das Landhaus Frank
Ein Wohnhaus der Moderne bei
Berlin
80 S., 20 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-073-5
Hoch über dem Schwielowsee,
zwischen Berlin und Potsdam, baute von 1928 bis 1930 der Architekt
Ernst L. Freud für das Bankiersehepaar
Dr. Theodor und Margot Frank ein modernes Landhaus. Der Entwurf war zugleich
Höhepunkt wie Endpunkt der Karrieren von Architekt und Bankier, denn
mit dem Beginn des Nationalsozialismus mussten beide aus Deutschland fliehen;
das Landhaus verfiel in einen Dornröschenschlaf. Der Autor beschreibt
die Geschichte des Hauses, stellt Architekt und Bauherren vor und verortet
den Entwurf im Werk Ernst L. Freuds, dem Architektensohn von Sigmund Freud.
In der Baugeschichte der Moderne nimmt das Landhaus Frank heute wieder
seinen verdienten Platz ein als ein herausragendes Beispiel großbürgerlichen
Wohnens in der Weimarer Republik.
Mike Schmeitzner
Richard Löwenthal
Widerständler - Wissenschaftler - Weltbürger
80 Seiten, 20 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-234-0
Der Berliner Politikwissenschaftler
Richard Löwenthal (1908-1991) ist einer der bekanntesten deutschen
Intellektuellen im 20. Jahrhundert. Er selbst bezeichnete sich als Deutscher,
Jude und Brite zugleich, was seine eigene Entwicklung verdeutlicht: Der
Kommunist und spätere Linkssozialist leistete Widerstand gegen den
Nationalsozialismus in Berlin und im Exil. In Großbritannien engagierte
er sich journalistisch - so für,, Reuters" und für den ,,Observer".
Als Professor für Politikwissenschaften an der FU Berlin sowie als
Diktatur-Theoretiker und Vordenker der Sozialdemokratie entwickelte er
sich letztlich zu einem weithin bekannten und auch streitbaren Intellektuellen
der Bundesrepublik. Gastprofessuren führten ihn u. a. nach den USA
und nach Israel. Dem jüdischen Staat blieb er zeitlebens in kritischer
Solidarität verbunden.
Jüdische
Miniaturen Bd. 80
Zum 90. Geburtstag am 27. März 2010
Hartmut Bomhoff
Ernst Ludwig Ehrlich
Ein Leben für Dialog und
Erneuerung
80 S., 12 Abb., Br., € 8,90
978-3-942271-11-0
Die Lebensgeschichte des Historikers
und Judaisten Ernst Ludwig Ehrlich (1921–2007) umfasst die Erfahrung von
Verfolgung und Wiederaufbau des europäischen Judentums im 20. Jahrhundert.
Der gebürtige Berliner studiert von 1940 bis 1942 bei Rabbiner Leo
Baeck an der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums. Nach
Schließung der Hochschule durch die Nazis, Zwangsarbeit und Leben
im Untergrund gelingt Ernst Ludwig Ehrlich 1943 die Flucht in die Schweiz,
wo er nach der Schoah zu einem der Wortführer im jüdischchristlichen
Dialog wird, u.a. als Berater von Kardinal Bea während des Zweiten
Vatikanischen Konzils. Der überzeugte Europäer engagiert sich
für die Konsolidierung des liberalen Judentums in Deutschland und
widmet sich nach 1989 der Erneuerung jüdischen Lebens auch in Mittel-
und Osteuropa.
Hartmut Bomhoff studierte in Göttingen
und Berlin Neue Geschichte, Kunst- und Literaturwissenschaft sowie Holocaust
Communication. Er ist Mitarbeiter des Abraham Geiger Kollegs an der Universität
Potsdam und Redakteur von Kescher. Informationen über liberales Judentum
im deutschsprachigen Raum. Bei Hentrich & Hentrich ist von ihm erschienen:
Abraham Geiger. Durch Wissen zum Glauben (978-3-938485-27-9) und Israel
Jacobson. Wegbereiter jüdischer Emanzipation (978-3-942271-03-5).
Jüdische
Miniaturen Bd. 105
Peter Reinicke
Die Geschichte der Krankenhausfürsorge
für jüdische Patienten
64 S., 12 Abb., Br., € 6,90
978-3-942271-13-4
In Deutschland wird 1895 erstmals
in der Berliner Charité Krankenhausfürsorge angeboten. Lina
Basch, eine Jüdin, Mitglied der Mädchen- und Frauengruppen für
soziale Hilfsarbeit, sieht in der Betreuung von Patienten eine Möglichkeit,
ihnen persönliche Hilfe bei den oft langen Aufenthalten anzubieten.
Unterstützung erfährt diese Arbeit durch Elsa Strauß. Ihre
in den USA gewonnenen Erkenntnisse führen 1913 dazu, die Fürsorge
zu einem modernen psycho-sozialen Betreuungsbereich im Krankenhaus und
für die Vorbereitung der Entlassung auszubauen. Ab 1914 wird sie vom
Jüdischen Krankenhaus angeboten, ab 1927 mit einer hauptamtlichen
Sozialarbeiterin. Unterstützt wird die Arbeit durch Mitglieder des
Jüdischen Frauenbundes und dem Bund der jüdischen Kranken- und
Pflegeanstalten Deutschlands. Der Verband diskutiert erstmals in Deutschland
über dieses Aufgabengebiet, stellt Richtlinien für die Betreuung
jüdischer Patienten auf und unterstützt den Ausbau. Berichte
über die Tätigkeit der Krankenhausfürsorge ergänzen
diese Arbeit.
Peter Reinicke geboren 1938 in
Erfurt. Diplom-Sozialarbeiter/-Sozialpädagoge. Diplompädagoge,
Dr. phil. TU Berlin. 1979 Professor Evangelische Hochschule Berlin, em.
Beschäftigt sich mit Themen der Sozialarbeit, insbesondere Sozialarbeit
im Gesundheitswesen und Geschichte der Sozialarbeit. Ehrenmitglied der
Deutschen Vereinigung für Sozialarbeit im Gesundheitswesen.
Jüdische
Miniaturen Bd. 107
Günter Regneri
Salomon Neumann
Sozialmediziner – Statistiker – Stadtverordneter
64 S., 14 Abb., Br., € 6,90
978-3-942271-22-6
Salomon Neumann (1819–1908) gilt
als Wegbereiter der sozialen Medizinalstatistik und prägte den Satz
„Die Medizin ist eine soziale Wissenschaft“. Neumann lässt sich 1845
in Berlin als Arzt und Geburtshelfer nieder. Demokratisch gesinnt, engagiert
er sich bald in der preußischen Medizinalreformbewegung. Zwischen
1859 und 1905 gehört Neumann der Berliner Stadtverordnetenversammlung
an. 1861 und 1864 organisiert er die Berliner Volkszählungen. Die
dabei gesammelten sozialpolitischen Daten nutzt er als Stadtverordneter
zur Verbesserung der sozialen und hygienischen Verhältnisse Berlins.
Eine von ihm gegründete Stiftung zur Förderung der Wissenschaft
des Judentums wird 1940 von den Nationalsozialisten aufgelöst.
Günter Regneri geboren
1963 in Wuppertal, Erstausbildung zum Elektroniker, 1991 bis 1998 Studium
der Geschichte, Soziologie und Germanistik in Berlin und London. Langjährige
Tätigkeit im Informationsmanagement und der politischen Bildungsarbeit.
Seit 2005 Gewerkschaftssekretär. Vorstandsmitglied des Förderkreises
„Dokumentation der Arbeiterjugendbewegung“.
Jüdische
Miniaturen Bd. 108
York-Egbert König /Christina Prauss/Renate Tobies
Margarete Kahn und Klara Löbenstein
Mathematikerinnen – Studienrätinnen – Freundinnen
80 S., 24 Abb., Br., € 8,90
978-3-942271-23-3
Margarete Kahn (1880–1942) und
Klara Löbenstein (1883–? ) gehören zu einer kleinen Elite junger
Frauen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Abitur extern an Knabenschulen
ablegen. Danach studieren sie in Berlin und Göttingen – zunächst
als Hörerinnen, weil das Land Preußen Frauen erst zum Wintersemester
1908/09 das reguläre Studium gewährt. Die AutorInnen zeichnen
die Wege dieser beiden Pionierinnen des Frauenstudiums nach, die bei einem
der bedeutendsten Mathematiker, David Hilbert, zeitgleich zur Doktorwürde
streben. Sie rekonstruieren ihre herausragenden Leistungen, berichten über
die Hürden, die Gegner des Frauenstudiums errichteten, über ihre
Tätigkeit als Studienrätinnen im preußischen Schuldienst,
sowie über das Ende ihrer Karrieren und das Schicksal ihrer Familien
im Nationalsozialismus.
York-Egbert König geboren
1949 in Eschwege; Studium an der Universität Göttingen; tätig
im Stadtarchiv und Stadtmuseum Eschwege; Autor zahlreicher Veröffentlichungen
zur hessischen und thüringischen Regionalgeschichte.
Christina Prauss geboren
1954 in Heide/Holstein; Studium an der Universität Göttingen;
lebt als Publizistin in Berlin; Veröffentlichungen auf dem Gebiet
des Buchwesens und zur Niedersächsischen Regionalgeschichte.
Renate Tobies geboren 1947
in Horburg; Mathematik- und Naturwissenschaftshistorikerin; zahlreiche
Gastprofessuren, aktuell an der Friedrich-Schiller-Universität in
Jena.
Peter Theiss-Abendroth
Ernst Federn
Anmerkungen zu einem Überlebenden
80 S., 6 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-074-2
Ernst Federn (1914–2007), dessen
Geburtstag sich am 26. August 2014 zum hundertsten Mal jährt, überlebte
eine insgesamt siebenjährige Inhaftierung in den Konzentrationslagern
von Dachau und Buchenwald nicht nur, sondern vermochte als einer der ersten
diese auch zu reflektieren. In seiner Jugend prägte ihn das Milieu
des um Assimilation bemühten jüdischen Bildungsbürgertums
Wiens. Sein Vater Paul war Psychoanalytiker
der ersten Stunde und zugleich engagierter
Sozialdemokat; diese beiden Pole sollten auch Ernst Federns Selbstverständnis
bestimmen. Seine Analyse der psychologischen Tiefenstrukturen des Lagerterrors
zeigt ihn als präzisen, selbstkritischen Beobachter und zugleich großen
Humanisten. Aus derselben Haltung heraus wirkte er nach der Befreiung als
psychoanalytischer
Sozialarbeiter,
Historiker
der Psychoanalyse und zuletzt auch als
engagierter Lehrer.
Dieter G. Maier und Jürgen Nürnberger
Oscar und Max Levy
Europäer und „Nietzsche-Apostel“ – Patriot und Unternehmer
100 S., 17 Abb., br., 9,90 €
978-3-95565-064-3
Aus einer angesehenen Stargarder
jüdischen Familie stammend, entwickelten sich die Brüder Oscar
und Max Levy ganz unterschiedlich. Oscar
(1867–1946), der älteste von drei Brüdern, empfand sich als Europäer
und verließ nach dem Medizinstudium das aus seiner Sicht chauvinistische
Deutschland. In England verbreitete er
in Aufsätzen und Büchern die Ideen Friedrich Nietzsches und gab
dessen erste englischsprachige Gesamtausgabe heraus. Dadurch
wurde er wiederum selbst Opfer von Missverständnissen und Anfeindungen.
Max
(1869–1932), der jüngste, wirkte nach seinem Ingenieurstudium zunächst
als Pionier in der Röntgentechnik,
bevor er in Berlin einen Betrieb gründete und diesen zu einem mittelständischen
Unternehmen ausbaute. Er engagierte sich darüber hinaus in der Kommunalpolitik
und erwies sich – auch im Ersten Weltkrieg – als deutscher Patriot.
Alfred Gottwaldt
Paul Levy
Ingenieur der Hedschasbahn und
der Reichsbahn
94 S., 22 Abb., br., 9,90 €
978-3-95565-065-0
In Danzig ausgebildet, zog es den
Maschinenbauer Paul Levy (1876–1943) 1904 in den Nahen Osten zur Hedschasbahn,
wo am 1. September 1908 die Bahnstrecke von Damaskus im heutigen Syrien
nach Medina in Saudi-Arabien in Betrieb genommen wurde. Im Mai 1906 heiratete
Paul Levy seine Cousine Ida und lebte mit ihr in Damaskus und Beirut. Im
Ersten Weltkrieg erhielt er das Eiserne Kreuz.
Abraham de Wolf
Hugo Sinzheimer
und das jüdische Denken im deutschen Arbeitsrecht
80 S., 20 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-067-4
Hugo Sinzheimer (1875–1945) gilt
als „Vater des deutschen Arbeitsrechts“.
Er war Rechtsanwalt, Politiker und Rechtsgelehrter. In der Weimarer Verfassung
sind die wirtschaftlichen und sozialen Grundrechte sowie der Satz „Eigentum
verpflichtet“ vor allem seiner argumentativen Durchsetzungskraft zu verdanken.
Bis heute gelten seine juristischen Begründungen für den Tarifvertrag,
den Betriebsrat und das Arbeitsrecht als Schutz für Arbeitnehmer.
Sinzheimer war Jude und gehörte zu den führenden religiösen
Sozialisten der Weimarer Republik. In diesem Kreis arbeitete er eng mit
Martin Buber, Gustav Radbruch und Paul Tillich zusammen. Mit seiner Lehre
der „Sozialen Selbstbestimmung im Recht“ von 1916 hat er eine wichtige
Grundlage für den sozialen und demokratischen Rechtsstaat geschaffen.
Mit diesem Buch wird zum ersten Mal untersucht, wie stark das jüdische
Gesetzesdenken und die Würde der Arbeit im Judentum Hugo Sinzheimer
geprägt haben.
Jüdische
Miniaturen Bd. 31, 2., aktualisierte Auflage
Norbert Haase
Die Synagoge zu Görlitz
64 S., Br., € 5,90
978-3-942271-02-8
Die Neue Synagoge zu Görlitz
in der Otto-Müller-Straße ist der einzige erhalten gebliebene
jüdische Sakralbau im Freistaat Sachsen, der die Pogromnacht des November
1938 überstanden hat. Sie wurde nach Plänen der Dresdner Architekten
Lossow & Kühne unter Beteiligung des Glasmalers Josef Goller errichtet.
Das 33 Meter hohe Jugendstilgebäude gehörte zu den ersten in
Stahlbetonweise errichteten Bauten in Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg
als Kulturdenkmal nur notdürftig gesichert, erfuhr sie seit den 80er
Jahren, zunächst in der DDR, später in der Bundesrepublik zunehmende
Beachtung. Mit einer ökumenischen Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der
nationalsozialistischen Pogromnacht wurde die Synagoge in Görlitz
2008 als Kultur- und Begegnungs - zentrum wiedereröffnet.
Dekel Peretz und Elke-Vera Kotowski
Franz Oppenheimer
Wegbereiter der Sozialen Marktwirtschaft
64 S., 20 Abb., br., 6,90 €
978-3-95565-068-1
Franz Oppenheimer (1864–1943) hatte
Deutschlands ersten Lehrstuhl für Soziologie inne und gilt als wichtiger
Wegbereiter der Sozialen Marktwirtschaft. Als Sohn eines Reformrabbiners
1864 in Berlin geboren, erkannte der angehende Arzt früh die sozialen
Missstände in der Gesellschaft. Als
Reaktion auf die Verelendung des Industrieproletariats entwickelte er Siedlungskonzepte,
die eine Rückkehr in ländliche Regionen vorsahen.
Seine Ideen waren eng mit dem Zionismus verbunden, für den er sich
zunehmend interessierte. 1919 nahm Oppenheimer die erste Professur für
Soziologie und Nationalökonomie in Frankfurt am Main an. Als Nationalökonom
warb er für einen liberalen Sozialismus, den dritten Weg zwischen
Kapitalismus und Kommunismus. Seine Flucht aus Deutschland führte
ihn über Japan und Shanghai nach Los Angeles, wo er 1943 starb.
Jüdische
Miniaturen Bd. 94
Klaus Völker
Peter Zadek (1926–2009)
Mit dem „Fertigen“ gab er sich nicht zufrieden
72 S., 12 Abb., Br., € 6,90
978-3-941450-18-9
„Das ist nicht unser Shakespeare“,
empörte sich das Hamburger Publikum 1976 über Peter Zadeks Othello-Inszenierung.
Nach einem halben Jahr standen sie in Schlangen vor den Theaterkassen.
Für heftige Diskussionen sorgte auch die Figur des Shylock in seiner
Inszenierung von Shakespeares Kaufmann von Venedig. Zugleich war diese
Rolle für ihn eine ganz persönliche, „weil ich mich mit der Figur
komplett identifiziert habe – als Jude, als Außenseiter und natürlich
besonders in Deutschland“. Zadek wurde 1926 als Sohn einer gut-bürgerlichen
jüdischen Familie in Berlin geboren, die 1933 nach Großbritannien
auswanderte. Erst 1958 kehrte er nach Deutschland zurück. Mit seinen
wilden Inszenierungen und frei improvisierenden nackten Schauspielern revolutionierte
er das bürgerliche Bildungstheater der 50er- und 60er-Jahre und stellte
damit Zuschauer und Kollegen gleichermaßen auf die Probe. Sein letztes
Stück inszenierte Zadek im Februar 2009 in Zürich: Major Barbara
von George Bernhard Shaw. Klaus Völker widmet diesem unerschrockenen
Provokateur und einzigartigen Theatergenie ein ganz persönliches Porträt.
Klaus Völker,
geboren 1938 in Frankfurt am Main, Studium in Frankfurt und Berlin, Literatur-
und Theaterkritiker. 1969 bis 1985 leitender Dramaturg an Theatern in Zürich,
Basel, Bremen und am Schiller-Theater Berlin. 1992 Berufung zum Professor
für Theatergeschichte und Dramaturgie an die Hochschule für Schauspielkunst
„Ernst Busch“ Berlin, deren Rektor er von 1993 bis 2005 war. Herausgeber,
Übersetzer und Autor zahlreicher Publikationen, u.a. Fritz Kortner,
Hans Lietzau (Hentrich & Hentrich).
Gathof, Isabel / Graf, Esther
Moritz Daniel Oppenheim
Maler der Rothschilds und Rothschild der Maler
80 Seiten, Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-299-9
Wer war dieser außergewöhnliche
Künstler, der Zeitgenossen wie Heinrich Heine, Johann Wolfgang von
Goethe, Felix Mendelssohn-Bartholdy und nicht zuletzt seine Mäzene
aus der renommierten Bankiersfamilie Rothschild auf Leinwand bannte? Welche
Rolle spielte sein Werk beim Kampf der Juden um rechtliche und soziale
Gleichberechtigung in dem von Revolutionen geprägten Deutschland des
19. Jahrhunderts? Moritz Daniel Oppenheim (1800-1882) hat sich mit seinem
Hauptwerk, den Darstellungen zum jüdischen Familienleben, als einer
der wichtigsten visuellen Chronisten eines bedeutenden Kapitels deutsch-jüdischer
Geschichte - dem Zeitalter der jüdischen Emanzipation - profiliert.
Heute in Vergessenheit geraten, erreichte Oppenheim zeitlebens bis in die
1930er Jahre ein weltweites Massenpublikum. Die Alben mit seinen Bildern
hatten bis in die USA Bestsellerstatus und hielten Einzug in die Populärkultur.
JÜDISCHE
MINIATUREN
Jüdische
Miniaturen Bd. 93
Christoph Kreutzmüller/Björn Weigel
Nissim Zacouto (1891-1987)
Jüdischer Wunderknabe und türkischer Teppichgroßhändler
Mit einem Vorwort von Fred Zacouto
64 Seiten, 10 Abb., Br.,€ 5,90
978-3-941450-16-5
Aus
alter sephardischer Familie stammend, kam Nissim Zacouto vor dem Ersten
Weltkrieg nach Berlin und baute dort eine Teppichgroßhandlung auf,
die in den 1920-er Jahren einen ausgezeichneten Ruf genoss. Nach 1933 war
Zacouto als türkischer Staatsangehöriger zunächst vor direkten
Angriffen durch die Nationalsozialisten geschützt. Vor dem Hintergrund
von Schikanen und Handelsbeschränkungen verlegte er sein Geschäft
aber peu a peu nach Paris, wohin er auch 1939 emigrierte. Nach der Besetzung
Frankreichs tauchte Zacouto mit seiner Familie unter und entging so knapp
der Deportation. Nach 1945 baute er wiederum erfolgreich eine Teppichgroßhandlung
in Paris. Seine Versuche, für die in Deutschland erlittenen Verluste
entschädigt zu werden, zogen sich qualvoll in die Länge. Die
ebenso ungewöhnliche, wie bewegende Lebensgeschichte Zacoutos wird
durch ein Vorwort seines Sohnes Fred Zacouto bereichert.
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Gerda E. H. Koch und Wolf-Simon Greling
Selig Sigmund Auerbach
Ein deutsches Rabbinerschicksal
im 20. Jahrhundert
98 S., 25 Abb., br., 9,90 €
978-3-95565-069-8
Selig S. Auerbach (1906–1997) war
Rabbiner und stand als Vertreter der Neo-Orthodoxie in einer langen Familientradition.
Die Auerbachs waren mit vielen bedeutenden Rabbinerfamilien in Deutschland
verwandtschaftlich verbunden. In Hamburg geboren und aufgewachsen, studierte
Selig u.a. am Rabbinerseminar in Berlin und an der Universität Würzburg,
wo er promoviert wurde.
In Recklinghausen (Westfalen)
fand er 1934 seine erste Anstellung als Rabbiner
in einer eigenen großen Gemeinde. Dort erlebten er und seine Familie
das Jahr 1938. Der Verurteilung zur KZ-Haft konnte er sich durch Flucht
entziehen. In den USA stand er vor einem erzwungenen Neuanfang. Wenige
Jahre vor seinem Tod entschlossen er und seine Frau sich zu zwei Reisen
nach Deutschland. Mit bisher unbekannten Fotos und Archivmaterialien werden
die Begegnungen in Recklinghausen in dieser Biographie dokumentiert und
rekonstruiert.
Marion Röwekamp und Anke Gimbal
Marie Munk
Rechtsanwältin – Richterin – Rechtsreformerin
80 S., 15 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-071-1
Dr. iur. Marie Munk (1885–1978)
war
1924 die erste Rechtsanwältin
in Berlin und 1930 eine der ersten Richterinnen in
Deutschland. 1914 gründete sie in Berlin mit Kolleginnen den
Deutschen Juristinnen-Verein und 1932 den deutschen Zweig der International
Federation of Business and Professional Women. Als Rechtsspezialistin des
Bundes Deutscher Frauenvereine wurde sie nach 1918 durch zahlreiche Vorschläge
zur Familienrechtsreform (eheliches Güterrecht, Scheidungsrecht, elterliche
Gewalt und uneheliche Kinder) zur fachlich am stärksten beachteten
Juristin Deutschlands.
Wegen ihrer jüdischen Herkunft
wurde Munk 1933 aus dem Justizdienst entlassen. 1936 emigrierte sie in
die Vereinigten Staaten. Ab 1939 arbeitete sie als Gastprofessorin, nach
ihrer Einbürgerung 1943 auch wieder als Rechtsanwältin.
Klaus Bertisch
Leo Smit
Unerhörtes Talent
Mit einer Einführung von Volker Ahmels
102 S., 8 Abb., br., 9,90 €
978-3-95565-070-4
Leo Smit (1900–1943) studierte
Klavier und Komposition am Amsterdamer Konservatorium. Wie viele niederländische
Komponisten seiner Zeit war er von der neuen französischen Musik fasziniert
und ging 1927 nach Paris, wo er neun Jahre lebte und von Komponisten wie
Milhaud, Ravel und Strawinsky inspiriert wurde. Das Concertgebouw Orchester
spielte mehrere seiner Stücke, dirigiert von Eduard van Beinum und
Pierre Monteux. Smit komponierte im neoklassischen Stil, deutlich beeinflusst
von der neuen Musik. Viele seiner Werke enthalten Anleihen aus dem Jazz.
Seine
Kompositionen sind insgesamt warm und melodiös, klassisch in der Form
und kühn in den Harmonien.´Ende
April 1943, zwei Monate nach Vollendung seiner wunderbaren Sonate für
Flöte und Klavier, wurde Smit ins Konzentrationslager Sobibor deportiert
und sofort ermordet. Ein Projekt der Leo Smit Stiftung Amsterdam in Kooperation
mit dem Zentrum für verfemte Musik an der hmt Rostock.
Julia Röseler
Edgar Michaelis
Arzt und Seelsorger
Mit einem Geleitwort von Iris Ritzmann
72 S., 6 Abb., br., 8,90
978-3-95565-035-3
Edgar Michaelis (1890–1967) wächst
in einer liberalen jüdischen Familie des Berliner Bürgertums
auf. Seine persönlichen Vorbilder findet er in dem Arzt C. G. Carus
und in J. W. von Goethe. Als Nervenarzt und Psychotherapeut setzt er sich
in Zeitungskritiken und Vorträgen kritisch mit der Psychoanalyse Freuds
auseinander. In seinem Hauptwerk "Die
Menschheitsproblematik der Freud’schen Psychoanalyse" von 1925 fordert
er die Ergänzung der Psychoanalyse durch eine sich anschließende
ärztliche Seelsorge. Diese orientiert sich an den Ideen der „Psychosynthese“
aus dem Kreis um C. G. Jung, Martin Buber, Hans Trüb und Alphonse
Mäder.
Fünf Jahre nach der Machtübernahme
der Nationalsozialisten geht er ins Schweizer Exil. Die
Idee der Psychosynthese lebt in heutigen Integrativen Therapien weiter.
Peter Sühring
Gustav Jacobsthal
Glück und Misere eines Musikforschers
80 S., 20 Abb., br., 8,90
978-3-95565-042-1
„Für Niemanden aber ist die
Gefahr der Phrase größer als für den, der über musikalische
Kunstwerke zu sprechen hat.“ Dieser von ihm benannten Gefahr versuchte
Gustav Jacobsthal (1845–1912) durch gewissenhafte musikwissenschaftliche
Forschungen zu entgehen. In einer jüdischen Familie in Pommern geboren,
konnte er sich trotz dieser Herkunft zum ersten reichsdeutschen Ordinarius
seines Fachs emporarbeiten. In Stettin und Berlin aufgewachsen, bei Carl
Loewe und Heinrich Bellermann ausgebildet, über Wien nach Straßburg
gelangt, hinterließ er außer zwei Büchern ein riesiges
Konvolut von Vorlesungsskizzen und Notizen, die sich außer mit dem
Mittelalter auch mit Operngeschichte (vor allem Monteverdi und Mozart)
beschäftigen. Während seiner Tätigkeit an der Universität
Straßburg blieb er als akademischer Lehrer und Chorleiter schon damals
relativ einsam und einer breiteren Öffentlichkeit verborgen und konnte
das Hauptziel seiner Forschungen – die Erklärung der frühen Mehrstimmigkeit
in der Motette des 12. Jahrhunderts – nicht erreichen. Sein Nachlass aber
zeigt die Richtung seiner Forschungen: auf empirische und skeptische Weise
die Vielfalt der musikalischen Überlieferung zu erweisen.
Esther Seidel
Zacharias Frankel
Und das Jüdisch-Theologische Seminar
And the Jewish-Theological Seminary
94 S., 5 Abb., br., € 9,90
978-3-95565-027-8
Anlässlich der Gründung
des Zacharias Frankel College an der Universität Potsdam 2013 zeichnet
Esther Seidel Leben und Wirken Zacharias Frankels (1801–1875) im Kontext
des Jüdisch-Theologischen Seminars nach, dessen Gründung sich
2014 zum 160. Mal jährt. Frankel, einer der herausragenden rabbinischen
Vertreter der Wissenschaft des Judentums, gilt vielen als Vordenker des
Mittelwegs zwischen Orthodoxie und klassischer Reform. Der Entwurf eines
„positiv-historischen“ Judentums versucht, Gelehrsamkeit mit Frömmigkeit
in Einklang zu bringen. Damit wurde er später zu einer Gründungsgestalt
des konservativen Judentums in den USA. Seinen programmatischen Höhepunkt
fand Frankels Lebenswerk am Breslauer Jüdisch-Theologischen Seminar
von 1854.
Esther Slevogt
Magnus Davidsohn
"Wir beten Geschichte".
Ein großer Berliner Kantor
des 20. Jahrhunderts
76 S., br., 14 Abb., € 8,90
978-3-95565-032-2
Magnus Davidsohn (1877–1958) war
einer der bedeutendsten Kantoren seiner Zeit. Seit ihrer Weihe im August
1912 bis zur Zerstörung dieses Gotteshauses am 9. November 1938 war
er Oberkantor der Synagoge Fasanenstraße. Nach seiner Flucht gehörte
er 1939 zu den Gründern der "New Liberal Congregation" in London,
der einzigen britischen Emigrantengemeinde. Aus ihr ging die heutige Belsize
Square Synagoge hervor. Ein Leben lang hat sich Davidsohn auch mit der
Erforschung liturgischer Musik befasst. Seine bedeutende Sammlung ihrer
Zeugnisse aus vielen Jahrhunderten ging bei seiner Flucht verloren. Esther
Slevogt skizziert Magnus Davidsohns Lebensgeschichte. In Originaltexten
kann man dem universal gebildeten wie von inbrünstiger Leidenschaft
für seinen Beruf ergriffenen Kantor auch selbst begegnen.
Elmar P. Ittenbach
Samuel Hirsch
Rabbiner – Religionsphilosoph – Reformer
Deutsch/Englisch
176 S., 27 Abb., br., 9,90
978-3-95565-045-2
Was ist das Wesen und die Aufgabe
des Judentums? Das ist die Kernfrage, die das bedeutende Lebenswerk von
Samuel Hirsch (1815–1889) prägt. Die Antwort findet sich in seinen
zahlreichen Schriften und in seinem Wirken als liberaler Rabbiner in Dessau,
Luxemburg und Philadelphia, wo er zum einflussreichsten Anführer der
Reformbewegung wird. Der Sohn eines einfachen Viehhändlers aus Thalfang
entwickelt mit Hegels Dialektik eine komplexe Religionsphilosophie. Als
„absolute Religion“ sieht er das Judentum dazu erwählt, als „Licht
für die Völker“ den Glauben an den einen Gott über die Zeiten
hinweg zu tragen. Hirsch beschreibt das
Judentum als die Religion von Freiheit, Toleranz, Liebe und Humanität.
Über alle Bekenntnisse und Religionsgemeinschaften besitzt sein Leitspruch
noch heute Gültigkeit: „Verständigung ist das Losungswort unserer
Zeit“.
Jascha Nemtsov
Arno Nadel
His contribution to Jewish Musical
Culture
68 S., 10 Abb., Br., € 6,90
978-3-95565-033-9
Englische Ausgabe der bereits erschienenen
deutschsprachigen Version Jascha Nemtsov Arno Nadel (ISBN 978-3-938485-89-
7)
Verena Lenzen
Schalom Ben-Chorin
Ein Leben im Zeichen der Sprache und des jüdisch-christlichen
Gesprächs
96 S., 9 Abb., br., € 9,90
978-3-95565-021-6
Schalom Ben-Chorin (1913–1999)
war einer der großen Pioniere des jüdischchristlichen Dialogs,
und er war zugleich ein Dichter, Journalist, Religions - philosoph und
Repräsentant der deutsch-jüdischen Kultur in Israel. Brücke
aller Begegnungen blieb für ihn die deutsche Sprache, aus der er nie
auswanderte. Sein bewegter Lebensweg führte ihn von München nach
Jerusalem, aus einem jüdisch-assimilierten Elternhaus über die
Orthodoxie, den Zionismus hin zum Reformjudentum und zur jüdisch-christlichen
wie deutsch-israelischen Verständigung. Wir begegnen hier dem jungen
Lyriker Fritz Rosenthal, dem Journalisten S. B. C., dem mutigen Vorkämpfer
des interreligiösen Gesprächs und einem modernen Denker auf der
Suche nach einer Theologie des Judentums und einer religiösen Antwort
nach der Shoah.
Susanne Guski-Leinwand
Gustav Levinstein
Unternehmer und Schriftsteller gegen „wissenschaftlichen
Antisemitismus“
64 S., 14 Abb., br., € 6,90
978-3-95565-024-7
Gustav Levinstein war Berliner
Bürger und Mitglied der Berliner Jüdischen Gemeinde. Er wurde
1842 in Berlin geboren und verstarb dort 1910. Sein Leben und Wirken zeigen
ein vielfältiges Engagement als Unternehmer in der Textilindustrie
zusammen mit seinen Brüdern und eine konsequente Entwicklung als Schriftsteller
zu Themen der Geisteswissenschaften und des Judentums. In einem Vortrag
mit Publikation prägte Gustav Levinstein zum Ausgang des 19. Jahrhunderts
den Begriff des „Wissenschaftlichen Antisemitismus“. Mit seinen Gedanken
und Schlussfolgerungen zu einem Phänomen innerhalb der Geisteswissenschaften
im damaligen Berlin machte er bereits früh auf die Gefahren aufmerksam,
die von antisemitischen Haltungen und Forderungen innerhalb der akademischen
Kreise ausgingen und stellte die Ehre des jüdischen Glaubens in den
Mittelpunkt seines gesamten Wirkens.
Daniela Gauding
Die Synagoge
Lindenstraße
86 S., 21 Abb., br., € 8,90
978-3-942271-92-9
Die am 27. September 1891 eingeweihte
Synagoge in der Lindenstraße 48–50 im heutigen Ortsteil Kreuzberg
war die vierte Gemeindesynagoge in Berlin. Sie wurde nach Entwürfen
des Berliner Architektenbüros Cremer & Wolffenstein im Stil der
Neogotik unter Verwendung romanisierender Elemente erbaut und bot 1.800
Menschen Platz. Der Gottesdienst orientierte sich am neuen Ritus der Synagoge
Oranienburger Straße. Im Vorderhaus war neben Wohnräumen die
II. Religionsschule der Jüdischen Gemeinde Berlin eingerichtet. Von
1940 bis 1942 lernten hier Jungen und Mädchen der Jüdischen Mittelschule,
denen die Emigration aus NS-Deutschland nicht gelungen war. Während
des Novemberpogroms 1938 wurde die Synagoge beschädigt, 1939 bis 1942
als Getreidespeicher missbraucht. Der Abbruch des im Februar 1945 zerstörten
Hauses erfolgte 1956. Heute ist das Grundstück Sitz der BARMER GEK.
In deren Hof erinnern ein Denkmal sowie Informationstafeln an die Geschichte
des Gotteshauses.
Jürgen Nürnberger, Dieter G. Maier
Josephine Levy-Rathenau
Frauenemanzipation durch Berufsberatung
90 S., 17 Abb., br., € 8,90
978-3-942271-93-6
Aus der bekannten Rathenau-Familie stammend, erlangte
Josephine Levy-Rathenau (1877–1921) durch ihr Engagement in der deutschen
Frauenbewegung große Anerkennung. Bis zu ihrem frühen Tod widmete
sie sich wegweisend dem Aufbau der Berufsberatung für Frauen und Mädchen.
Sie gründete verschiedene Organisationen mit und leitete u.a. die
„Auskunftsstelle für Frauenberufe“, das „Kartell der Auskunftsstellen
für Frauenberufe“ sowie das „Frauenberufsamt des Bundes Deutscher
Frauenvereine“. Levy-Rathenau gab die Zeitschrift Frauenberuf und -erwerb
heraus und veröffentlichte neben drei Büchern zahlreiche Aufsätze
zur Frauenarbeit und Berufsberatung. Während des Ersten Weltkrieges
war sie Vorsitzende des Berliner „Nationalen Frauendienstes“ und engagierte
sich danach als eine der ersten Frauen als Stadträtin und Bezirksverordnete
in der Berliner Stadtverwaltung.
Ute Simon
Ludwig Pappenheim
Sozialdemokrat – Redakteur – Menschenfreund
80 S., 20 Abb., br., € 9,90
978-3-942271-94-3
Ludwig Pappenheim (1887-1934) gehörte
aufgrund seiner familiären Herkunft und seiner politischen Tätigkeit
zu den Ersten, die bereits kurz nach der nationalsozialistischen Machtergreifung
im März 1933 verhaftet und wenig später ermordet wurden. Die
Autoren zeichnen den Lebensweg dieses aufrechten Demokraten nach, der schon
früh zur SPD gestoßen war. Seine aktive politische Laufbahn
beginnt in der Stadtverordnetenversammlung seiner hessischen Heimatstadt
Eschwege. Allerdings entscheidet er sich schon bald für das damals
ebenfalls noch hessische Schmalkalden am südlichen Rand des Thüringer
Waldes, wo er neben seinem kommunal- und sozialpolitischen Engagement noch
die Leitung einer Tageszeitung übernimmt.
Bodo Becker
Das „Jüdische Erholungsheim
Lehnitz“
„Ein Heim wie dieses ist nicht nur eine leibliche
Wohltat“
80 S., 24 Abb., br., € 8,90
978-3-942271-78-3
Am nördlichen Eingang des
Oranienburger
Ortsteils Lehnitz steht ein Gebäude in unmittelbarer Nähe
zum Lehnitzsee, das Spaziergängern sofort wegen seiner Größe
und architektonischen Ausstrahlung auffällt. Bis 1938 beherbergte
das Gebäude das „Jüdische Erholungsheim Lehnitz“. In den Jahren
nach 1933 entwickelte sich hier jüdisches Leben in großer Vielgestaltigkeit,
wie man es sich unter den Bedingungen der antijüdischen Verfolgungs-
und Terrorpolitik heute nur noch schwer vorstellen kann. Dies war das Verdienst
von Frauen, Männern und Jugendlichen, die hier einen Zufluchtsort
inmitten einer feindlichen Umwelt geschaffen hatten. Heute ist das Haus
einer der wenigen noch vorhandenen authentischen Orte jüdischer Sozial-,
Bildungs- und Kulturarbeit in der Region Berlin-Brandenburg. Zahlreiche
Fotos und Dokumente ermöglichen lebendige Einsichten in den Überlebenskampf
der deutschen Judenheit vor achtzig Jahren.
Wolfgang Ayaß
Max Hirsch
Sozialliberaler Gewerkschaftsführer
und
Pionier der Volkshochschulen
74 S., 14 Abb., br., €
8,90
978-3-942271-96-7
Max Hirsch (1832–1905) war ein
linksliberaler Gewerkschaftsführer und Sozialpolitiker. Er wurde in
Halberstadt geboren, wuchs in Magdeburg auf und studierte in Berlin, Göttingen
und Tübingen Jura und Nationalökonomie. Nachdem er zunächst
einige Zeit im Verlagsbuchhandel tätig war, führte er in Magdeburg
etwa ein halbes Jahrzehnt lang das väterliche Großhandelsgeschäft.
Ab 1868 lebte er in Berlin, wo der zusammen mit dem Verlagsbuchhändler
Franz Duncker die liberalen „Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine“ gründete,
deren Anführer er bis zu seinem Tod blieb. Ab 1869 war er auch Abgeordneter
der linksliberalen Fortschrittspartei, zunächst mit Unterbrechungen
im Reichstag, zuletzt im preußischen Landtag. Hirsch engagierte sich
zeitlebens in der Erwachsenenbildung und gründete 1878 in Berlin die
Humboldt-Akademie, die als eine der ersten Volkshochschulen Deutschlands
gilt.
Christoph Kreutzmüller / Eckart Schörle
Stadtluft macht frei?
Jüdische Gewerbebetriebe in Erfurt 1919 bis 1939
92 S., 10 Abb., br., € 9,90
978-3-942271-97-4
In den 1920er Jahren gab es in
Erfurt zwar nur eine relativ kleine jüdische Gemeinde, doch engagierten
sich Juden auf vielfältige Weise in der Wirtschaft Erfurts. Neben
so bekannten Großunternehmen wie der Berlin-Erfurter Maschinenfabrik
Henry Pels oder Kaufhaus Römischer Kaiser gehörten auch viele
kleine und kleinste Betriebe zur Palette jüdischen Gewerbetreibens,
deren Spuren nur schwer zu finden sind. Wenn die Unternehmen auch fester
Bestandteil der Wirtschaft waren, kam es doch seit den 1920er Jahren zunehmend
zu antisemitischen Übergriffen. Mit dem sog. Aprilboykott wurde die
wirtschaftliche Ausgrenzung Teil der Politik auch der Erfurter Stadt- verwaltung.
Trotz verzweifelter Gegenwehr mussten die meisten Betriebe bereits Mitte
der 1930er Jahre aufgeben, die restlichen jüdischen Gewerbebetriebe
wurden im Novemberpogrom zerstört und geplündert. Diesen Prozess
der Vernichtung der jüdischen Gewerbetätigkeit in Erfurt, aber
auch die Reaktion der jüdischen Unternehmer hierauf, zeichnet der
Band nach.
Peter von Becker
Eduard Arnhold
Unternehmer, Stifter, Kunstmäzen
80 Seiten, Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-321-7
Eduard Arnhold (1849-1925), Sohn
eines reformbewussten Armenarztes der jüdischen Gemeinde in Dessau,
brachte es mit kaum 25 Jahren vom Lehrling zum Mitinhaber des Berliner
Kohlehandelsunternehmens Caesar Wollheim. Die von ihm bald ganz übernommene
Firma entwickelte er zu einem führenden Energieversorger des Kaiserreichs,
förderte neue Verkehrswege und den Bau des Zeppelins, war Wirtschaftsberater
Wilhelm II., dessen nationalistische Kulturpolitik er gleichwohl als bedeutendster
Sammler französischer Impressionisten in Deutschland und als Mäzen
der Berliner Nationalgalerie und der Münchner Neuen Pinakothek wirkungsvoll
konterkarierte. Arnhold stiftete für jüngere Künstler die
Villa Massimo, heute die Deutsche Akademie in Rom, begründete soziale
Einrichtungen, unterstützte Künstler wie Max Liebermann, Arnold
Böcklin oder Emil Nolde. Seinem Engagement verdanken wir noch heute
die Max-Planck-Gesellschaft. Große Teile von Arnholds berühmter
Gemäldesammlung sind nach seinem Tod in den Jahren der NS-Herrschaft
und durch Kriegszerstörungen verloren gegangen. Peter von Becker,
Tagesspiegel-Redakteur und Urgroßneffe Arnholds, erzählt Arnholds
Lebensgeschichte in einer "Jüdischen
Miniatur" und ruft Leben und Zeit, Lost Art und die Nachwirkungen
bis heute anschaulich wach.
Harriet Roth
Richard Neutra
Architekt in Berlin
80 Seiten, Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-317-0
Richard Neutra (1892-1970) war
einer der bedeutendsten Vertreter des International Style und wurde besonders
in Amerika mit lichtdurchfluteten Ikonen bekannt. Bereits
1932 waren die im Mai 1924 fertiggestellten Häuser in Berlin-Zehlendorf
in der zukunftsweisenden Ausstellung „Modern Architecture“ im Museum of
Modern Art in New York neben den „Modern Architects“ wie Le Corbusier,
Mies van der Rohe und Walter Gropius zu sehen. Danach
gerieten die Villen nach Neutras ersten großen Erfolgen in Amerika
bald in Vergessenheit. Seine kurze Berliner Schaffensperiode von 1920 bis
1923 war geprägt von der Zusammenarbeit mit dem Wiener Freund Ernst
L. Freud und der anspruchsvollen Mitarbeit im Büro von Erich Mendelsohn.
Zwei Merkmale der Zehlendorfer Häuser, die Drehbühne und das
fein abgestimmte Farbkonzept, zeugen bis heute von Neutras innovativer
Experimentierfreude. JÜDISCHE
MINIATUREN
Jürgen Wilhelm
Isaac Offenbach
80 Seiten, Abb., Broschur, € 8,90
Reformorientierter Kantor – Vater von Jacques Offenbach
978-3-95565-320-0
Isaac Offenbach, der Vater des
weltberühmten Komponisten Jacques Offenbach, wurde 1779 als Isaac
Juda Eberst in Offenbach geboren und kam 1802 nach Köln. Dort wirkte
er dreißig Jahre als Kantor der Kölner Gemeinde und hatte als
Musiker, Komponist und umtriebiger Reformer der synagogalen Abläufe
erheblichen Einfluss auf zwei seiner musikalisch begabten Kinder: Julius
und Jakob (Jacques). Nachdem es insbesondere für Jakob in Köln
keine Möglichkeit der musikalischen Weiterentwicklung gab, weil er
das Cello bereits virtuos beherrschte, brachte Isaac ihn und seinen Bruder
nach Paris und ließ sie dort bei den berühmtesten Musikern der
Zeit unterrichten. Er selbst schrieb eine Haggada, ein Gebetbuch für
die Jugend, Schauspiele, Gedichte, komponierte Lieder, verfasste anspruchsvolle
Predigten und Reden. Er starb 1850 in Köln. JÜDISCHE
MINIATUREN
Elisabeth Leopoldi
Hermann Leopoldi
Komponist – Wiener Klavierhumorist – unverbesserlicher
Optimist
80 Seiten, Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-318-7
Hermann Leopoldi (1888-1959) war
ein österreichischer Komponist, Kabarettist und Klavierhumorist. 1922
eröffnete er mit dem Conférencier Fritz Wiesenthal das Kabarett
„Leopoldi-Wiesenthal“ („L.W.“). Hier traten u.a. Armin Berg, Hans Moser,
Fritz Grünbaum oder Karl Valentin auf. Nach der Schließung des
erfolgreichsten Kabaretts Wien aus wirtschaftlichen Gründen ging Leopoldi
nach Berlin und unternahm zahlreiche Tourneen durch Europa. Er wurde zu
einem der populärsten Liederkomponisten und Vortragskünstler.
Seine Bühnenpartnerin ab 1929 war Betja Milskaja. 1938 wurde Leopoldi
zunächst ins KZ Dachau, anschließend ins KZ Buchenwald deportiert,
wo er das „Buchenwaldlied“ komponierte. Mittels eines von seiner Frau und
deren Eltern besorgten Affidavits gelangte Leopoldi nach New York. Dort
trat er mit seinen Wiener Liedern in deutschsprachigen Exilcafés
auf. Hier lernte er auch seine spätere Bühnen- und Lebenspartnerin
Helly Möslein kennen. Mit ebenfalls emigrierten Textdichtern, u.a.
Robert Gilbert, passte er sein Repertoire an das englischsprachige Publikum
an. 1947 kehrten Leopoldi und Möslein nach Wien zurück. Zu seinen
bekanntesten Liedern zählt „In einem kleinen Café in Hernals“.
JÜDISCHE
MINIATUREN
Fredrik Pachla
Günter Raphael
Ein Komponistenschicksal
80 Seiten, Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-198-5
Der Komponist Günter Raphael
(1903-1960) erhält bereits 1926, mit 23 Jahren, eine Dozentenstelle
am Konservatorium Leipzig. Seine 1. Sinfonie wird von Wilhelm Furtwängler
uraufgeführt. Die nationalsozialistische Gesetzgebung führt 1934
zu seiner Kündigung, begründet mit der jüdischen Herkunft
seines Vaters. Emigrationsversuche scheitern, er wird bis zum ausnahmslosen
Berufs- und Aufführungsverbot 1939 eingeengt. Eine Tuberkuloseerkrankung
mit lebensbedrohlichen Rippenfellentzündungen hindert die SS mehrfach
daran, ihn abzuholen, er überlebt das Kriegsende. Nach Operationen
und Sanatoriumsaufenthalten gilt er ab 1952 als geheilt und kann sich an
Hochschulen bewerben. Zwei Jahre vor seinem Tod, 1958, wird er zum Professor
an der Musikhochschule Köln ernannt. Er hinterlässt rund 300
Kompositionen für Orchester, Klavier, Orgel, Streich- und Blasinstrumente
sowie Kammermusik und Vokalwerke, von denen viele vom Rundfunk eingespielt
und im In- und Ausland aufgeführt wurden. JÜDISCHE
MINIATUREN
Jennifer Herold
Jacob Jacobson
Der beste Genealoge seiner Zeit
80 Seiten, Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-323-1
Der Rabbinersohn und Historiker
Jacob Jacobson (1888-1968) war während der Weimarer Republik der führende
Archivar und Genealoge im deutschsprachigen Raum. Sein Berliner Umfeld
war geprägt von intellektuellen Persönlichkeiten wie Leo Baeck,
Eugen Täubler und Selma Stern. Das NS-Regime wusste seine unübertroffene
Expertise für seine rassistischen und antisemitischen Zwecke auszunutzen
und verpflichtete ihn zur genealogischen Zwangsarbeit. Nach seiner Deportation
nach Theresienstadt und seiner Befreiung im Mai 1945 emigrierte er zu seiner
Ehefrau und seinem Sohn nach England. Nach einer wirtschaftlich schwierigen
Zeit arbeitete Jacobson ab 1957 bis zu seinem Tod 1968 für das Londoner
Leo Baeck Institut. JÜDISCHE
MINIATUREN
Martina Bitunjac
Lea Deutsch
Ein Kind des Schauspiels, der Musik und des Tanzes
70 Seiten, Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-303-3
Lea Deutsch (geb. 1927) - das Zagreber
„Wunderkind“ der 1930er: Als hochtalentierte jüdisch-kroatische Schauspielerin,
Sängerin und Tänzerin hielt sie eine ganze Kulturwelt in Atem.
Von der Presse wurde sie als ein Phänomen, ein Genie, als eine unvergleichliche
Kinderkünstlerin verehrt. Gleichzeitig war sie ein Kind ihrer Zeit,
in der noch der Geist der „Goldenen Zwanziger“ spürbar war: selbstbewusst,
energievoll, fordernd, klug. Diese Eigenschaften verkörperte sie in
ihren unzähligen Rollen, etwa als „Louison“, „Pünktchen“ oder
„Gita“. In den neun Jahren ihres Künstlerdaseins faszinierte sie ihr
Publikum, auch in zahlreichen „Hosenrollen“ als Lord, Bauernjunge und Prinz.
Ihrer großen Leidenschaft wurde mit der Machtübernahme der kroatischen
Faschisten ein Ende gesetzt. 1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert und
kehrte nie wieder zurück.
JÜDISCHE
MINIATUREN
Jürgen Nürnberger, Dieter G. Maier
Dorothea Hirschfeld
Sozialbeamtin, Ministerialrätin
und Überlebende des Ghetto Theresienstadt
80 Seiten, Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-319-4
Dorothea Hirschfeld (1877-1966)
arbeitete vor und während des Ersten Weltkrieges in mehreren sozialen
Organisation wie Deutscher Verein für Armenpflege und Wohltätigkeit,
Deutscher Verband der Sozialbeamtinnen sowie Nationaler Frauendienst und
engagierte sich in der 1919 gegründeten Arbeiterwohlfahrt. Dank ihrer
hervorragenden Fachkompetenz wurde sie Anfang 1919 in das neu geschaffene
Reichsarbeitsministerium berufen und dort als erste Frau zur Ministerialrätin
ernannt. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit lag in den zu dieser Zeit wichtigen
Aufgaben der Kriegshinterbliebenenfürsorge und der Armenpflege. Darüber
hinaus war sie für einige Jahre in der Reichsarbeitsverwaltung tätig.
Früh von den Nationalsozialisten angefeindet, wurde sie 1933 entlassen.
Sie überlebte ihre Deportation in das Ghetto Theresienstadt im Jahr
1942 und wirkte nach ihrer Rückkehr erneut beruflich und ehrenamtlich
in der Sozialpolitik. JÜDISCHE
MINIATUREN
Schlunke, Olaf
Eduard Norden
Altertumswissenschaftler von Weltruf und „halbsemitischer
Friese“
76 Seiten, Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-175-6
Als „halbsemitischen Friesen“ führte
1887 der Bonner Philologe Hermann Usener den Studenten Eduard Norden (1868-1941)
bei seinem Berliner Kollegen Diels ein. Norden, Enkel eines Rabbiners und
Sohn eines angesehenen Arztes und aktiven Mitglieds der Synagogengemeinde
im ostfriesischen Emden, hatte kurz zuvor die Konversion vollzogen. Seine
steile akademische Laufbahn als Altertumswissenschaftler und Verfasser
maßstabsetzender Werke sollte ihn auf einen der begehrten Lehrstühle
der Berliner Universität und bis zum Rektorat führen. Unter dem
Eindruck der nationalsozialistischen Rassengesetzgebung musste Norden erleben,
wie er zum Bürger zweiter Klasse deklariert und schrittweise aus der
wissenschaftlichen Gemeinschaft Deutschlands ausgeschlossen wurde. Am Ende
stand der Gang ins Schweizer Exil.
Dieter G. Maier
Berthold Auerbach
Schriftsteller und Volkserzieher im 19. Jahrhundert
80 Seiten, 15 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-254-8
Dem schwäbischen Landjudentum
entstammend, wurde Berthold Auerbach (1812-1882) ein international bekannter
Schriftsteller. Zuvor war er wegen seiner Beziehungen zu den Burschenschaften
vom Studium relegiert und damit vom angestrebten Beruf eines Rabbiners
ausgeschlossen worden. Seinen literarischen Durchbruch erzielte er 1843
mit den heute noch bekannten "Schwarzwälder Dorfgeschichten", die,
wie auch viele seiner späteren Publikationen, in nahezu alle europäischen
Sprachen übersetzt wurden. Dank seines gewinnenden Wesens fand er
viele Freunde und einen engen Kontakt zu sämtlichen Kreisen der Bevölkerung:
Hochadel, Bildungsbürgertum und Arbeiterschaft. Für alle war
er ein gefragter Vortragender seiner Werke und begeisternder Redner. Auerbach
verstand sich als Deutscher und Jude sowie als Humanist und Aufklärer.
Sein Bestreben war, zu einem friedlichen Zusammenleben von Juden und Nichtjuden
beizutragen. Umso mehr verletzten und bedrückten ihn die am Ende seines
Lebens zunehmenden antijüdischen Agitationen.
Barbara Hartlage-Laufenberg
Hermann Sinsheimer
Lebensfroher Pfälzer, Jurist und vielseitiger
Literat
64 S., Abb., Br., € 6,90
978-3-942271-56-1
Hermann Sinsheimer (1883–1950),
in der Pfalz aufgewachsen, ist schon früh eifriger Besucher des nahen
renommierten Mannheimer Theaters und schreibt Kritiken u.a. für die
Schaubühne. Er wird Rechtsanwalt, doch seine Liebe gehört dem
Theater. Nach kurzem Militärdienst geht er 1916 nach München,
ist zunächst künstlerischer Leiter der Kammerspiele, dann Theaterkritiker
und schließlich Redakteur beim Simplicissimus. 1929 wechselt er in
das kulturelle Zentrum Deutschlands, um beim Ulk, einer Beilage des Berliner
Tageblatts, bis September 1933 als Redakteur zu arbeiten. Danach wendet
er sich verstärkt seinem Judentum zu und befasst sich u. a. mit Shakespeares
Bühnenfigur Shylock. 1938 emigriert er nach England, wo er auch stirbt.
Tina Frühauf
Salomon Sulzer
Reformator, Kantor, Kultfigur
84 S., br., € 8,90
978-3-942271-86-8
Salomon Sulzer (1804–1890) war
der erste Chasan im modernen Europa, der durch seine außerordentlichen
musikalischen, intellektuellen und charismatischen Fähigkeiten bestach.
Er war eine Autorität in seiner Gemeinde und ein Anziehungspunkt im
allgemeinen Musikleben seiner Zeit. Die Folgen seines musikalischen und
gesellschaftlichen Beitrags sind noch heute in der jüdischen Musikwelt
spürbar. Als Obercantor – seiner Berufsbezeichnung in Abgrenzung zum
Kantor – am Wiener Stadttempel entwickelte er eine gemäßigte
Reform der Liturgie und Synagogalmusik, die Tradition und Moderne unter
Einhaltung des jüdischen Gesetzes in Einklang brachte. Im Rahmen seiner
Reformen begann Sulzer, ein bedeutendes Repertoire jüdisch-liturgischer
Musik zu produzieren, das heute noch in vielen liberalen und konservativen
Synagogen erklingt. Sulzer definierte auch die Stellung des Chasans neu
und lenkte die Aufmerksamkeit auf Gesangstechnik. Mit einer ausgezeichneten
Stimme gesegnet, machte sich Sulzer auch als Liederinterpret einen Namen
und komponierte auch weltliche Musik. Sulzer gilt als ein Symbol für
die Erneuerung des Judentums.
Eliyahu Schleifer
Samuel Naumbourg
Kantor der französisch-jüdischen Emanzipation
64 S., 12 Abb., br., € 6,90
978-3-95565-023-0
Unter den Musikern, die im 19.
Jahrhundert die Synagogenmusik revolutioniert und modernisiert haben, ragen
Salomon Sulzer (1804–1890) in Wien, Samuel Naumbourg (1817–1880) in Paris
und Louis Lewandowski (1821–1894) in Berlin als besonders einflussreich
heraus. Der in Bayern geborene Naumbourg fügte sich gut in die intellektuelle
Gesellschaft von Paris ein. Er war von einer tiefen Leidenschaft für
die traditionellen jüdischen Gesänge Süddeutschlands getrieben
und einem ausgeprägten Bewusstsein, dass die Emanzipation der französischen
Judenheit nach einer neuen Art der Synagogalmusik verlangte. In seinen
kantoralen Kompendien Semiroth Israel und Agudath Schirim finden sich viele
alte Gesänge und zahlreiche neue Kompositionen von Naumbourg selbst
sowie seinen Freunden, darunter Jacques Fromental Halévy. Auch auf
dem Gebiet der Erforschung der historischen Wurzeln der jüdischen
Musik war Naumbourg ein Vorreiter.
Sabine Neubert
Rudolf Frank
Theatermann – Humanist – Magier der Sprache
Herausgegeben von Vincent Frank-Steiner
88 S., 9 Abb., Br.€ 8,90
978-3-942271-66-0
Er brachte den jungen Brecht auf die Bühne. Er förderte
große Talente wie die von Helene Weigel und Elisabeth Bergner. Er
holte Carl Valentin aus den Bierlokalen in die Münchner Kammerspiele.
Er schrieb einen Antikriegsroman für junge Menschen, der in sechs
Sprachen übersetzt wurde. Rudolf Frank (1886–1979) war Schauspieler,
Regisseur, Romanautor, Verfasser von Theaterstücken, Filmskripten
und Rundfunktexten, Journalist und Übersetzer. Als Sohn einer deutsch-jüdischen
Mainzer Familie begeisterte er sich schon in der Gymnasialzeit für
das Theater. Nach der Promotion zum Dr. jur. ergriff ihn „der Theaterteufel“.
Stationen seiner Bühnenzeit waren unter anderem Berlin, Meiningen,
Frankfurt und München. Als Leiter einer Schauspieltruppe tourte er
zwei Jahre durch Italien. Schon 1933 wurde Rudolf Frank zwei Monate lang
in Berlin inhaftiert. 1936 emigrierte er nach Wien, von dort gelang ihm
in letzter Minute die Flucht in die Schweiz. Rudolf Franks Autobiographie
„Spielzeit meines Lebens“ liest sich wie ein „Who‘s who“ der Theater- und
Künstlerwelt.
Walter Homolka
Der moderne Rabbiner
Ein Rollenbild im Wandel
112 S., Br., 18 Abb., € 9,90
978-3-942271-62-2
Seit der Aufklärung haben sich Rabbiner zu offiziell
beauftragten Amtsträgern entwickelt, um die vielfältigen Aufgaben
der Gemeinschaft zu erfüllen: zu lehren, seelsorglich tätig zu
sein und zu predigen, Gottesdienste zu leiten und Lebenshilfe zu geben,
Rituale zu vollziehen am Beginn des Lebens, an dessen Ende und mitten im
Leben, in religiösen Fragen zu entscheiden, administrativ tätig
zu werden und vielleicht sogar ein bisschen "zwischen Himmel und Erde"
zu vermitteln. Walter Homolka geht der Entwicklung des Rollenbildes vom
Rechtsgelehrten zum modernen Rabbiner nach, dessen Identität, Autorität
und Legitimation in den letzten beiden Jahrhunderten einem großen
Wandel unterlagen.
JÜDISCHE
MINIATUREN Band 111
Karolin Steinke
Simon Adler
Ostjüdischer Eierhändler
in Berlin
88 Seiten, 26 Abb., Br., € 8,90
978-3-942271-30-1
Bereits 1936 verkünden deutsche
Zeitungen: „Endlich wieder arische Ostereier“. Als eine der ersten Branchen
wird in Berlin der Eierhandel, bis dato in den Händen von Ostjuden,
„arisiert“. Der Eierhändler Simon Adler, 1905 aus Galizien eingewandert,
hatte in Berlin einen erfolgreichen Lebensmittelhandel aufgebaut. Er und
seine Frau Rachel werden 1944 in Auschwitz ermordet. Bis auf fünf
Kidduschbecher im Museum Neukölln und wenige Dokumente hinterlässt
er keine Spuren. Sein Schicksal steht beispielhaft für das vieler
jüdischer Kaufleute, denen die Nationalsozialisten erst ihre wirtschaftliche
Existenz und dann das Leben nahmen. Neben Adlers Biographie werden in diesem
Buch auch die Lebensverläufe der Familienmitglieder zwischen Emigration
und Deportation nachgezeichnet.
Karolin Steinke geboren
1977 in Berlin, studierte Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie
in Berlin. Freiberufliche Arbeit als Ausstellungskuratorin (Museum Neukölln,
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück), Journalistin (u. a. für
den „Tagesspiegel“) und Informationsreferentin.
JÜDISCHE
MINIATUREN Band 113
Jascha Nemtsov / Hermann Simon
Louis Lewandowski
„Liebe macht das Lied unsterblich!“
80 S., 12 Abb., Br., € 8,90
978-3-942271-38-7
Louis Lewandowski (1821–1894) war
nicht nur einer der bedeutendsten Komponisten von Synagogenmusik in Deutschland,
er ging in die Musikgeschichte auch als der größte Reformator
der jüdischen liturgischen Musik ein. Bis heute bilden seine Kompositionen
den Grundstock des Repertoires in liberalen und konservativen Synagogen
rund um die Welt. Traditionelle jüdische Melodien wurden von Lewandowski
mit stilistischen Mitteln der europäischen romantischen Musik seiner
Zeit bearbeitet. Seine Werke können somit als Ausdruck eines mühsam
erlangten Gleichgewichts zwischen Tradition und Assimilation im deutschen
Judentum des 19. Jh. betrachtet werden. Dieses Buch bietet einen Überblick
über Leben und Werk von Lewandowski, dessen Kompositionen sich weltweit
ungebrochener Popularität erfreuen.
Jascha Nemtsov Pianist und
Musikwissenschaftler, Mitglied des Instituts für Jüdische Studien
der Universität Potsdam, Akademischer Studienleiter des Kantorenseminars
des Abraham Geiger Kollegs. Preis der Deutschen Schallplattenkritik 2007.
Forschungsprojekte und Publikationen zu jüdischer Musik und jüdischen
Komponisten im 20. Jahrhundert. Bei Hentrich & Hentrich: Arno Nadel
(ISBN 978-3-938485-89- 7), Oskar Guttmann und Alfred Goodman (ISBN 978-3-941450-
13-4)
Hermann Simon geboren 1949
in Berlin. Abitur an altsprachlich betonter Schule, Studium an der Humboldt-Universität
zu Berlin: Geschichte und Orientalia, anschließend Graduiertenstudium
in Prag zur Spezialisierung auf Orientnumismatik. Dr. phil. Arbeit auf
diesem Gebiet an den Staatlichen Museen zu Berlin. Seit 1988 Direktor der
Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum.
Gabriele Fritsch-Vivié
Kurt Singer
Arzt, Musiker und Gründer des Jüdischen
Kulturbunds
114 Seiten, 20 Abb., Broschur, € 12,90
978-3-95565-256-2
Dr. Kurt Singer (1885-1944) war
ein bekannter Nervenarzt, Musiker und Musikwissenschaftler. Er schrieb
Rezensionen, dirigierte Konzerte mit seinem Berliner Ärzte-Chor, war
kurze Zeit Intendant der Städtischen Oper Charlottenburg und publizierte,
nicht zuletzt über die Berufskrankheiten von Musikern. Er war ein
Tausendsassa, ein Vielbegabter, ein Mann mit Charisma. Die Nationalsozialisten
nahmen ihm den öffentlichen Wirkungskreis, doch er blieb nicht untätig.
Singer gründete und leitete den „Jüdischen Kulturbund“(1933-1941),
er inszenierte und dirigierte. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern etablierte
er eine Kulturinstitution mit Musik, Oper, Schauspiel, die den aus dem
öffentlichen Leben ausgeschlossenen Jüdinnen und Juden die Teilhabe
an künstlerischen Aktivitäten ermöglichte. Ein schöpferisches
Leben am Rande des Abgrunds.
Ursula Adam
Helene Feistmann
„Ich blieb eine Deutsche“
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-118-3
Die Berliner Jüdin Helene
Feistmann (1915–2011) flieht 1937 vor den Nazis nach London. Die Familie,
ebenfalls im Exil, hält ein intensiver Briefwechsel zusammen. Lebenszeichen
erreichen einander aus Europa und Übersee. Nach 1945 erwägt Helene,
in Ostberlin zu leben; seitens des Staates und der SED wird ihr dies schließlich
1951 nicht verweigert. Kurz nach ihrer
Heirat mit dem Schriftsteller Arno Reinfrank geht sie 1955 zurück
nach London. Geschichtlich und politisch
interessiert, ist sie Chronistin ihres eigenen Lebens und ihrer Familie.
Ihre einzigartige Sammlung von Dokumenten, Briefen, Fotos, Erinnerungen
und Notizen hat sie der Freundin und Historikerin Ursula Adam übereignet.
Auf dieser Grundlage und neuen Archivquellen erzählt Adam die Lebensgeschichte
einer jüdischen Frau im 20. Jahrhundert.
KINDERBÜCHER:
Moppi und Peter
Die wahre Geschichte zweier
Hunde in der Nazi-Zeit
Erzählt von Raymond Wolff, aufgezeichnet von Hans-Dieter
und Martina Graf und illustriert von Hans Lichtenwagner
64 Seiten, 35 Illustrationen und Fotos, Hardcover,
15,9x 23 cm, € 14,90
978-3-95565-219-7
Moppi ist ein kleiner Spitz aus
Nackenheim. Er lebt dort mit Selma, Heinrich, Herbert und Helmut Wolff
ein munteres und zufriedenes Leben - bis die Nazis an die Macht kommen.
Die mögen die Wolffs nicht, weil sie Juden sind. Familie Wolff muss
Nackenheim verlassen und Moppi zieht mit ihnen nach Mainz in ein großes
Haus in der Kaiserstraße, wo er die Bekanntschaft mit Peter, einem
Terrier, macht. Beide freunden sich an. Aber die Freundschaft währt
nur kurze Zeit. Peters Besitzer, Adolf und Nanette Lekisch, sind ebenfalls
Juden und verlassen schon bald das Land. Im französischen Nimes lernen
sie den jüdischen Schriftsteller Lion Feuchtwanger und dessen Frau
Marta kennen. Auf einer beschwerlichen Reise über Frankreich, Spanien
und Portugal gelingt es ihnen, zu ihren Kindern in die USA zu flüchten.
Für Peter, der in Feuchtwangers,,DerTeufel in Frankreich" literarisch
verewigt wurde, beginnt der vielleicht aufregendste Teil seines Lebens.
Erstmals
auf Deutsch: Die Kindergeschichten der wichtigsten Schriftstellerin Brasiliens
Clarice Lispector
Das Geheimnis des denkenden Hasen
und
andere Geschichten
Aus dem brasilianischen Portugiesisch
von Marlen Eckl
Herausgegeben von Liliana Ruth
Feierstein und Liliana Furman
Mit Illustrationen von Flor Opazo
und einem Vorwort von Paulo Valente
56 S., geb., € 14,90
978-3-95565-010-0
Der Hase Hänschen lernt denken,
indem er mümmelt: So erschnüffelt er Ideen. Und der Hund Ulisses
ist so gescheit, dass er die unglaubliche Geschichte erzählen kann,
wie ein Feigenbaum auf dem Hühnerhof von Frau Oniria Unruhe stiftet.
Und Laura erst, dieses hässliche Huhn, hat panische Angst, in der
Pfanne zu landen. Wenn du denkst, das sind aber viele Tiere, dann warte
erst, bis du alle Freunde von Clarice kennen - gelernt hast: die Henne
Odissea, die Hähne Ovidio und Luis, das Küken Hermany und viele
mehr.
Die Erzählungen in Das Geheimnis
des denkenden Hasen und andere Geschichten sind voller aufgeweckter, überraschender
und bezaubernder Figuren, die von der wichtigsten brasilianischen Schriftstellerin
geschaffen wurden, die, wie du entdecken wirst, viele Tiere liebte. Durch
ihren Sohn Paulo angeregt, begann Clarice Lispector, Kinderbücher
zu schreiben. Als der kleine Junge sah, wie seine Mutter ganz versunken
an einem Roman arbeitete, bat er sie, auch für ihn einmal eine Geschichte
zu schreiben. Daraus entstand Das Geheimnis des denkenden Hasen und drei
weitere Kinderbücher, in denen stets Tiere die Protagonisten sind.
A vida íntima de Laura (Lauras Familienleben), Quase de verdade
(Eine fast wahre Geschichte) und O mistério do coelho pensante (Das
Geheimnis des denkenden Hasen) erscheinen jetzt erstmals auf Deutsch und
in einer Edition. Für alle Generationen ab 6 Jahre.
Clarice Lispector (1920–1977)
wurde in der Ukraine geboren. Auf der Flucht vor Pogromen gelangte ihre
Familie über Hamburg in den armen Norden Brasiliens. Später lebte
sie in Rio de Janeiro, studierte Jura und begann eine Karriere als Journalistin.
Sie folgte ihrem Mann, einem Botschafter, in zahlreiche Länder und
bekam zwei Söhne. Für ihre Romane, Erzählungen , Kinderbücher
sowie literarische Kolumnen wurde sie mehrfach ausgezeichnet
Die Beni-Bücher von
Eva Lezzi und Anna Adam
"Beni, Oma und ihr Geheimnis"
"Chaos zu Pessach" und
"Beni und die Bat Mitzwa".
Alle drei Bände gemeinsam
zum Sonderpreis:
100 S., zahlr. Ill., geb., € 39,90
978-3-95565-109-1
Eva Lezzi/Anna Adam
Chaos zu Pessach
32 S., 22 Ill., Gb., €
14,90
978-3-942271-51-6
Wie jedes Jahr herrscht in Benis
Familie auch dieses Mal ein ziemliches Chaos bei den Vorbereitungen zum
Sederabend. Die Kinderzimmer sind nicht aufgeräumt, das Essen nicht
fertig gekocht, der Tisch nicht gedeckt, und schon stehen die Großeltern
und der etwas verrückte Onkel Micha mit seiner neuen Freundin vor
der Tür! Und als endlich alle glücklich um den schön gedeckten
Tisch versammelt sind, fangen Beni und seine ältere Schwester Tabea
an sich zu streiten, was wiederum ihre Mutter zur Verzweiflung bringt.
Zu guter Letzt jedoch werden es zwei gelungene Sederabende, bei denen der
allerjüngste der Familie, Baby Samuel, plötzlich den größten
Auftritt hat. In dieser Pessach-Erzählung wirbelt alles durcheinander:
Verschwundene Matze und Hip-Hop Musik, Gespräche über Israel
und Berlin, die ägyptische Heuschreckenplage und Liebesbeziehungen
zwischen Juden und Christen. Ein Lesespaß für alle Generationen
ab 6.
,
Eva Lezzi / Anna Adam
Beni, Oma und ihr Geheimnis
32 S., 12 Ill., Gb., € 17,90
978-3-942271-07-3
Der achtjährige Beni verbringt
ein Wochenende bei seinen Großeltern und feiert mit ihnen Shabbat.
Bei Oma und Opa darf Beni alles: eine Rennbahn im Wohnzimmer bauen, Skateboard
fahren, Kakao mit Sahne trinken, alten Geschichten lauschen – und sich
manchmal auch etwas über die Eigenheiten seiner Großeltern wundern.
Beide Großeltern haben die Shoah überlebt und einen jeweils
eigenen Umgang mit der Vergangenheit gefunden. Dabei teilen Beni und seine
Oma ein Geheimnis, das niemand erfahren wird, nicht einmal Benis Mutter.
Die Geschichte handelt vom Erinnern und Vergessen, von Ordnung und Chaos,
vom jüdischem Leben im heutigen Deutschland und vom nicht immer einfachen,
jedoch liebevollen Miteinander der Generationen. Illustriert wird die Erzählung
von den fantasievollen und lebendigen 3-D-Collagen der Künstlerin
Anna Adam. Eine unbeschwerte und witzig-freche, aber auch nachdenkliche
und geheimnisvolle Geschichte für alle ab 6.
Eva Lezzi, Anna Adam
Beni und die Bat Mitzwa
32 S., 12 Ill., geb., € 14,90
978-3-95565-108-4
Tabeas Bat Mitzwa rückt näher
und die ganze Familie steht Kopf. Tabea müsste endlich das Lesen ihres
Tora-Abschnitts üben und denkt stattdessen nur an Hip Hop. Meint jedenfalls
ihre Mutter. Also streiten sich Mama und Tabea, während Oma hundert
Mal das gleiche fragt und Papa über der Weinbestellung für das
Fest brütet. Nur Beni findet das ganze Theater um die Bat Mitzwa seiner
Schwester reichlich übertrieben. Gehört sie wirklich gleich danach
zu den Erwachsenen? Er flüchtet zu seinem besten Freund Tom, zu seinem
Skateboard und in Gedanken zu Sophie. Sie ist ziemlich cool, leider kann
Beni sie mit nichts beeindrucken. Oder vielleicht doch?
Eva Lezzi
Die Jagd nach dem Kidduschbecher
jüdisch-muslimische Jugendroman
124 Seiten, Broschur, 11,90 €
978-3-95565-163-3
Rebekka und Samira – zwei 13jährige
Berliner Jugendliche, Jüdin und Muslima, beste Freundinnen for ever.
Doch da brechen im Nahen Osten erneut kriegerische Auseinandersetzungen
zwischen Israelis und Palästinensern aus und lassen auch die Freundinnen
nicht unberührt. Denn Samiras Vater stammt aus Gaza, und Rebekkas
Familie hat Verwandte in Israel. Als zeitgleich ein wertvoller Kidduschbecher
aus der Wohnung von Rebekkas Familie verschwindet, steht Samira unter Verdacht!
Wer aber hat den Becher zum Segnen des Weins an Schabbat wirklich gestohlen?
Und kann er zurückerobert werden? Ein Großstadtroman, ein spannender
Krimi, eine verwickelte Familiengeschichte. Vor allem aber eine Erzählung
über die starke Freundschaft zwischen zwei Jugendlichen, die immer
wieder zueinander finden – über alle familiären Vorbehalte und
politischen Konflikte hinweg. LINK:
UNTERRICHTSMATERIAL FÜR LEHRER ZU DIESEM BUCH
Jugendbuch:
Mathias Paselk
Sagen und Geschichten der Stadt
Brandenburg
80 S., 22 Abb., Gb., € 14,90
978-3-933471-02-4
Mehr als tausend Jahre besteht
Brandenburg - eine wehrhafte Stadt, die sich lange gegen die Bedrohung
durch den märkischen Adel wehren musste, der sich die Perle der brandenburgischen
Städte untertänig machen wollte. In den Sagen und Geschichten
dieser Stadt, hier erstmals zusammengefasst, werden Geschichten von Bistum
und Dom erzählt, auch kuriose Begebenheiten, und Vergessenes wieder
lebendig gemacht. Die Sagen reichen fast bis in unsere Zeit - deshalb endet
das Buch mit dem berühmten Barbier Fritze Bollmann, der auf dem Beetzsee
angeln wollte.
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