zurück...Tell Schwandt, privat, 14089 Berlin, Lerchenstr. 14.......
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DDR-Ende und meine Universitätsbuchhandlung in Dahlem
Wunderschön war 1988/89 ein Sylvestertag in Sachsen im Hause von Fränkis verstorbenen Eltern in einem winziger Ort mit einer Hängebrücke über einen reissenden Bach: Weil nach Gabis Regeln erst ab 18 Uhr oder nach Einbruch der Dunkelheit Alkohol verzehrt werden durfte, wurden die Fensterläden schon am frühen Nachmittag zugeklappt, damit Dunkelheit eintrat und der erste Bierkasten leerte sich schnell. Wir waren ca. 10 bis 15 Leute, die damals üblichen Verdächtigen ( Fritzens, Wittenbechers, Anders, Tilman usw.) und binnen kurzem wurden die Kleiderschränke der ehemaligen Hausbewohner geplündert, worauf besonders die Damen kreischend in den Klamotten wühlten und dann aufs feinste geschmückt waren. Ich verteilte Gorbatschow-Buttons an alle Anwesenden und der Abend endete in der Dorfkneipe (hin ging noch, aber zurück über die schwankende Hängebrücke war nicht ohne). Unsere Gesellschaft hat die Feier in der Kneipe jedenfalls richtig in Schwung gebracht. Fotos davon fehlen leider. Nur eines von mir mit dem Button und einer im Schrank gefundenen Krawatte in der Küche von Fränkis Haus.
Der Gorbatschow-Button war meine Antwort auf eine eine Provokation der DDR-Obrigkeit, die in den späten 80er Jahren die vorher immer betonte Freundschaft zur UdSSR aufkündigte: Politbüro-Hager über Gorbatschows Politik: "Würden Sie, wenn Ihr Nachbar seine Wohnung neu tapeziert, sich verpflichtet fühlen, Ihre Wohnung auch neu zu tapezieren?" und als diese Politik im Herbst 1988 im Verbot der deutschen Ausgabe der sowjetischen Zeitschrift "SPUTNIK" gipfelte (weil diese über den in der DDR tabuisierten geheimen Hitler-Stalin-Pakt von 1939 berichtete) waren viele meiner Freunde empört.
Meine Verlobte Gabi Hahn mit Sohn Martin
Die Aufkleber von Tells und Gabis DDR-Lieblingswein. Und Tell ist um... vom Wein und nicht vom Rum.
Mit dieser Hochzeit am 29. Juni 1989 fing für uns das Ende der DDR an:
Die Gäste warten auf die Trauung: Peter Nogradi und Wasja Schwandt (mit Zylinder) im Café Warschau, K.-M.-Allee
Hochzeitsfeier im Metzer-Eck
Ankunft des Brautpaares
Warten auf mehr Gäste...
Es füllt sich und Theo Pinkus und Dirk Strassenberger fielen uns damals noch als Weissharige auf
Nun wird es voll
Gabi und Tell bei der Gratulations-Cour: rechts der sowjetische Gratulant Wadim W. Karelin
vom Büro der Aussenhandelsvereinigungen der UdSSR in den Westsektoren Berlins.
Er (oder sein Vorgänger) durften zu diesem Zeitpunkt schon gar nicht mehr nach Westberlin,
nachdem sie sich bei Siemens mal elektronische Teilchen zur Raketensteuerung ausgeborgt hatte.
Daher war es günstig, dass wir im Osten heirateten - da konnte er kommen.
und mit dabei Sekretariat und Verlagsleitung "Die Wirtschaft", quasi die
DDR-offiziellen (wo waren die inoffiziellen oder gar informellen?) Gatulanten.
Die Braut mit Thomas Kuczynski und mittig: die Hochzeitstorte
gestiftet von Steini´s Eddy aus der Knastkonditorei in Tegel.
Meine neuen Schwiegereltern
und mein Lieblingsschulfreund Eckard Czizikowski (stehend mit Glas in der Hand)
meine Verwandten: Cousin Kola, Schwipp-Großcousine Inge Peters und Großcousine Ilse Schendel
Die neue Frau Schwandt auf Norbert Strattmanns Schoss
/am rechten Bildrand Thomas Sandberg.
und Wasja Götze brachte ein Ständchen: hinten links Martin Hahn
(nun Schwandt, genannt Manoli - der Sohn von Thomas Anders)
auf Gabis Schoss und ich mit der grünkarierten Wollkrawatte meiner Mutter.
Danach waren Alle im Tanzgewühl gefangen...
Alles muss mit: Hochzeitsreise nach Halle /Saale - Martin und Johanna in der Lotterstrasse
Es folgte im August die Ausreise aus der DDR für Gabi Schwandt und ihre Söhne Christoph und Martin
zu mir nach Westberlin. Kurz darauf erhielt ich die Kündigung als eurobuch-Geschäftsführer und im Oktober
wurde es schon schwierig für mich mein DDR-Dauervisum zu behalten. "Das ist bei der Ausreise abzugeben"
hiess es. Da bin ich über einen anderen Kontrollpunkt ausgereist und die schienen davon noch nix zu wissen,
so hab ich´s noch behalten...
Ab 9. November 1989 war es dann alles Wurscht. Und so sah dann mein allerletztes Visum aus:
Ein Tagesvisums-zettel für Berlin und Brandenburg.
In der Zwischenzeit hatte ich mir den Mietvertrag für die Universitätsbuchhandlung Tell gesichert,
Ware eingekauft und Christoph hat mit Gabi und Martin den Umbau der vormaligen eurobuch-Filiale
in Berlin-Dahlem spitzenmässig gemacht: mit behindertengerechtem Eingang und tollen Warenträgern
zum vor die Tür stellen.
Einladungskarten Ende Oktober 1989 verschickt:
Neue Buchhandlung bei der Rostlaube in der Thielallee /Ecke U-Bahn, neben dem Capitol-Kino...
kamen Freundinnen,
Freunde,
Bekannte,
Verwandte,
Kolleginnen,
Kollegen,
Verleger,
Künstlerinnen,
Künstler,
Künstlerpaare,
Medienvertreter,
politische Menschen,
Gratulanten,
Spekulanten,
alte Tanten,
und wen wir sonst noch kannten.
Hering, Ingemaus und die Mehlhose
Heinz, Gabi, Dirk, Stephan und Christine
Es wurde rumgestanden.
getrunken und gequatscht:
zugeprostet
und Bücher wurden besichtigt
Mein Sohn Jonas war da,
Frederike Grumbach, Sohn Christophe und Moritz Götze,
Ilse Moslé und mein Sohn Wasja Schwandt,
sein Namens-Patron Wasja Götze,
Bernd Schmidt mit Sohn,
Gertrud Keen musste Telefonieren,
Familie Teppich Bücher inspizieren,
ich liess mir gratulieren, sogar mit Birnen,wo doch der Apfel in meinem Schilde geführt wurde...und dann fast jeder Kunde immer einen im Korbe geboten bekam.
"Eines Tages kommt eine Frau zu mir an die Kasse und fragt ob die Äpfel wirklich umsonst seien:
Sie liess sich dann zwei Plastikbeutel geben um ausreichend für zwei Apfelkuchen einzupacken."
[Damals galt die Zugabeverordnung noch]
Mareile Manthey als Gratulantin.
Die Universitätsbuchhandlung Tell:
irres Personal,
modernste Technik,
verhexte Azubienen,
wilde Konkubinen,
Bürohengste,
Inventaristen,
und Inventuranten,
profimässig gestümpert und
noch gern am Arbeitsplatz geraucht.
Fröhliche Verkäufer,
glückliche Buchhändlerinnen,
und Bücher, Bücher, Bücher.
Ab 1991 war ich dann auch wieder offiziell imatrikuliert an der FUB =
Aber ab 1996 war ich dann zum ersten mal richtig exmatrikuliert.
Da habe ich dann auch schon als Verlagsvertreter gearbeitet und für meine Kunden "Tell-Info" produziert:Tell-Info-gab es 2 x jährlich als Heft von 1995 bis 2004:
1999 mußten wir die Buchhandlung schliessen...
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Die Hauptkundschaft unserer Unibuchhandlung waren Germanisten gewesen (Philosophen gab´s weniger). Als die Deutschlehrer-Ausbildung dann von Dahlem unter die Linden an die HUB verlegt wurde, waren wir die Dummen: Unter den Linden waren die Mieten unbezahlbar für uns.
Als dann auch noch die Tankstelle gegenüber geschlossen wurde (wo die Studis die Kippen geholt hatten),
da habe ich es auch noch mit Zeitungen und Zigaretten (im Regal natürlich alphabetisch geordnet wie die Bücher)
versucht - ohne Erfolg.